Ancient Ink: Guardian's Bond

Ori­gi­nal­ti­tel: Guar­di­an's Bond (An­ci­ent Ink Book 1)
Über­set­zer: Jazz Win­ter

Er­schie­nen: 02/2022
Serie: An­ci­ent Ink
Teil der Serie: 1

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Dark Ero­ti­ca, Fan­ta­sy Ro­mance
Zu­sätz­lich: Do­mi­nanz & Un­ter­wer­fung

Lo­ca­ti­on: USA


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-526-6
ebook: 978-3-86495-527-3

Preis:
Print: 15,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Ancient Ink: Guardian's Bond


In­halts­an­ga­be

Jahr­zehn­te­lang war er al­lein.
Doch end­lich ist sie hier - seine Ge­fähr­tin.
Es ist an ihm, sie für sich zu ge­win­nen. Sie zu be­schüt­zen.
Für sie zu sor­gen und ihr Lust zu be­rei­ten.

Seit Jah­ren lebt Priest mit der Dun­kel­heit in sei­ner Seele. Vom ei­ge­nen Bru­der ver­ra­ten, wurde er dazu ge­zwun­gen, die bru­ta­le Ver­nich­tung sei­nes Clans mit­an­zu­se­hen. Seit die­sem Tag ist ein Teil von ihm an die Dun­kel­heit ge­fes­selt und Priest kann der Dun­kel­heit, die ihn so­wohl in sei­ner Men­schen- als auch Raub­kat­zen­ge­stalt ver­folgt, nicht ent­kom­men. So­lan­ge bleibt der Wie­der­auf­bau sei­nes Clans mit ihm als neuem Alpha ein fer­ner Traum.

Bis eines Tages Licht in Form von Katy Fal­sen in sein Leben tritt. Katy ist nicht nur die Er­fül­lung sei­ner Sehn­süch­te, son­dern auch der Schlüs­sel zum Über­le­ben sei­nes Clans.

Katy glaubt aus­schließ­lich an Logik und Fak­ten. Doch ihr Leben wird auf den Kopf ge­stellt, als ihre El­tern er­mor­det wer­den und sie plötz­lich in Le­bens­ge­fahr schwebt. Wäh­rend die Raub­kat­ze in Priest Katys Er­re­gung wit­tern kann, reicht Katy Priests Er­klä­rung, dass er ihr vor­her­be­stimm­ter Ge­fähr­te ist, nicht aus.
Priest wird ihr seine Liebe zei­gen müs­sen - mit sei­nen Wor­ten, sei­nen Taten und sei­nem Kör­per.

Vor allem aber muss Priest Katy vor dem Bösen schüt­zen, das in ihm ge­fan­gen ist. Doch als wei­te­re ver­lo­ren ge­glaub­te Clan­mit­glie­der sys­te­ma­tisch er­mor­det wer­den, muss Priest sich ent­schei­den, Katy sei­ner schwar­zen Magie aus­zu­set­zen - oder zu ris­kie­ren, dass sie das nächs­te Opfer wird.

Über die Au­to­rin

Die aus Okla­ho­ma stam­men­de Mut­ter zwei­er hüb­scher Töch­tern ist at­tes­tier­te Lie­bes­ro­man­süch­ti­ge. Ihr bis­he­ri­ger Le­bens­lauf spie­gelt ihre Lei­den­schaft für alles Neue wider: Rhen­na Mor­gan ar­bei­te­te u.a. als Im­mo­bi­li­en­mak­le­rin, Pro­jekt­ma­na­ge­rin sowie beim Radio.

Wie bei den meis­ten Frau­en ist ihr All­tag von mor­gens...

Wei­te­re Teile der An­ci­ent Ink Serie

Le­se­pro­be

An­statt einen Schritt zu­rück­zu­tre­ten, griff er mit bei­den Hän­den hin­ter sei­nen Na­cken. Kurz dar­auf nahm er eins sei­ner Hals­bän­der ab. Die schwar­ze Le­der­schnur war schö­ner als die, die sie trug. Sie wirk­te an­schmieg­sa­mer, ge­tra­gen und kür­zer. Daran hing ein Me­dail­lon – ein vier­z­acki­ger Stern, in des­sen Mitte eine Krea­tur ein­gra­viert war.
Ehe sie das Tier ge­nau­er be­trach­ten konn­te, legte Priest ihr das Le­der­band an. Der Ta­lis­man lag schwer an ihrer Kehle und sie konn­te noch immer seine Kör­per­wär­me an dem glat­ten Me­tall füh­len. Sie fuhr mit den Fin­ger­spit­zen dar­über und er­forsch­te die klei­nen De­tails. „Und was ist das?“
Sein Blick...

...​war auf die ein­fa­che Geste ihrer Fin­ger fi­xiert, und das Grau sei­ner Augen ver­dun­kel­te sich wie der Him­mel vor einem dro­hen­den Ge­wit­ter­sturm. Erst als sie ihre Hand sin­ken ließ, sah er ihr ins Ge­sicht. „Es ist meins.“
Er trat zu­rück. Seine At­mung wurde hef­ti­ger, wie bei ihrer ers­ten Be­geg­nung. Wie da­mals wurde sie das Ge­fühl nicht los, dass nicht mehr nur sie beide im Raum waren.
So selt­sam ihr das Emp­fin­den auch vor­kam, es mach­te ihr nichts aus. Wenn über­haupt, dann reiz­te es sie eher, auf ihn zu­zu­ge­hen, um ihm das­sel­be gute Ge­fühl zu geben, wie er es für sie getan hatte.
Doch ehe sie ihre Ge­dan­ken in die Tat um­set­zen konn­te, dreh­te er sich um und ging zur Tür, wobei er nur lange genug in­ne­hielt, um ihr einen letz­ten Blick über die Schul­ter zu­zu­wer­fen. „Schlaf gut, miha­ra.“


Schlaf gut, von wegen.
Katy stei­ger­te ihr Tempo vom läs­si­gen Jog­gen zu einem vol­len Sprint. Mit lan­gen Schrit­ten häm­mer­ten ihre Turn­schu­he über die kur­vi­ge Asphalt­stra­ße zu­rück zu Priests Haus. Die ganze Nacht hatte sie sich hin und her ge­wälzt, wäh­rend in ihrem In­nern noch immer die­ser Kampf tobte zwi­schen dem trei­ben­den Be­dürf­nis, etwas zu tun, und der ver­nünf­ti­gen Her­an­ge­hens­wei­se zu war­ten, sich zu ge­dul­den und vor­aus­schau­end zu pla­nen.
Oh. Und dann war da noch die­ses alles ver­zeh­ren­de Be­wusst­sein, in Priests Bett zu lie­gen. Zwi­schen sei­nem Ge­ruch nach Leder und Wald, der den Laken an­haf­te­te, und den an­hal­ten­den Emp­fin­dun­gen, die er in ihr Ge­dächt­nis ein­ge­prägt hatte, würde sie in ab­seh­ba­rer Zeit nur gut schla­fen kön­nen, wenn sie ent­we­der ein paar Drinks zu sich nahm, oder sich ins Koma vö­geln ließ. Mit Letz­te­rem würde sie sich auf gar kei­nen Fall be­schäf­ti­gen. Sie hatte noch nie einen Mann ge­trof­fen, der sie der­ma­ßen gut hatte ran­neh­men kön­nen, um ihr wirk­lich Lin­de­rung zu ver­schaf­fen, ge­schwei­ge denn, sie bis zur völ­li­gen Er­schöp­fung in den Schlaf zu trei­ben.
Nun, je­den­falls nicht, bis sie Priest traf. Etwas sagte ihr, dass er bei einer Frau nicht auf­hö­ren würde, bis sie ent­we­der im Koma lag oder schnurr­te wie ein Kätz­chen.
Und wie zum Teu­fel hatte er sie ge­nannt? Na­hi­na, die­ses Wort hatte sie ihr gan­zes Leben lang ge­hört, ein zärt­li­ches Ko­se­wort, von dem sie bis vor Kur­zem nicht ge­wusst hatte, dass es ein ty­pi­sches Äqui­va­lent der Volán für Lieb­ling oder Lie­bes war. Aber miha­ra? Das war neu.
Vor ihr wurde das Licht von Schein­wer­fern hel­ler und fla­cker­te in der Dun­kel­heit, ge­paart mit dem lau­ten Ge­räusch eines Au­to­mo­tors. Sie wurde lang­sa­mer und be­weg­te sich weit von der Stra­ße fort.
In un­ge­fähr fünf­zehn Mi­nu­ten würde die Sonne end­lich wie­der den neuen Tag be­gin­nen und sie wäre ein we­ni­ger gutes Ziel für ah­nungs­lo­se Au­to­fah­rer. Bis dahin muss­te sie das im Gra­ben auf­ge­türm­te Win­ter­laub durch­pflü­gen und beten, dass sie sich dabei nicht ein Bein brach, an­statt ihren Frust von der Seele zu lau­fen.
Schließ­lich über­hol­te der Wagen und Katy kehr­te zu­rück auf die Stra­ße. Ihr Fuß be­rühr­te ge­ra­de den Asphalt, als rechts von ihr, keine sechs Meter ent­fernt, ein lei­ses Ra­scheln von Blät­tern er­tön­te.
Zum drit­ten Mal, seit sie sich vor etwa fünf­und­vier­zig Mi­nu­ten aus Priests Haus ge­schli­chen hatte, stell­ten sich ihr die Na­cken­haa­re auf und ein Pri­ckeln brei­te­te sich auf ihren Schul­tern aus. Es kam ihr vor, als würde sie be­ob­ach­tet.
Oder ver­folgt.
Aber das war ei­gent­lich un­mög­lich. Sie war fast eine Stun­de lang in einem re­spek­ta­blen Tempo ge­lau­fen und hatte außer dem Ra­scheln von Blät­tern nichts wei­ter ge­hört. Keine Schrit­te. Keine Stim­men. Nur der sanf­te Wind in den Bäu­men und das leise Zir­pen der Zi­ka­den und Gril­len.
Sie sporn­te sich här­ter an, schob ihre Be­den­ken bei­sei­te und trieb sich trotz nach­las­sen­der En­er­gie zu einem schnel­len End­spurt an.
Noch fünf Mi­nu­ten und sie würde wie­der am Haus sein, hof­fent­lich ent­spannt genug, um ein­fach eine sim­ple Tasse Kaf­fee ge­nie­ßen zu kön­nen und den Son­nen­auf­gang zu sehen, ohne dass ir­gend­wel­che Leute oder ihre Ge­dan­ken ihr Schwie­rig­kei­ten mach­ten.
Tat­säch­lich dau­er­te es sie­ben Mi­nu­ten, ehe sie sich so leise wie mög­lich zu­rück ins Haus schlich. Die Turn­schu­he hatte sie vor der Haus­tür zu­rück­ge­las­sen und sie ging nun bar­fuß in die Küche. Zum Glück hatte der­je­ni­ge, der die Küche ein­ge­rich­tet hatte, dies mit ge­sun­dem Men­schen­ver­stand er­le­digt. So wurde der Pro­zess des Kaf­fee­brü­hens zu dem fried­li­chen Ri­tu­al, nach dem sie sich sehn­te, an­statt zu einer Schnit­zel­jagd nach den be­nö­tig­ten Uten­si­li­en.
Die Ma­schi­ne mach­te ihr Ding. Das leise Blub­bern und Rau­schen, wäh­rend das Was­ser durch den Fil­ter ström­te, war ein be­frie­di­gen­der Sound­track beim Stret­chen ihrer noch immer zit­tern­den Beine.
Nach­dem sie eine Tasse des fer­ti­gen Kaf­fees mit Milch und einer nicht ge­ra­de ge­sun­den Menge Zu­cker ge­mischt hatte, er­schie­nen die ers­ten An­zei­chen der Sonne am Ho­ri­zont.
Jetzt muss­te sie nur noch ihren Weg zum hoch ge­le­ge­nen Bal­kon im Wohn­zim­mer hin­ter sich brin­gen, ohne Priest zu we­cken.
Das Sofa war groß genug, um einen Mann sei­ner Größe zu be­her­ber­gen, und es war prak­ti­scher­wei­se so ge­stellt, dass es dem rie­si­gen Kamin an der ge­gen­über­lie­gen­den Wand zu­ge­wandt stand. So konn­te sie sich leicht daran vor­bei­sch­lei­chen. Das Ende einer Decke bau­mel­te über eine Kante, aber an­sons­ten waren im of­fe­nen Raum keine Ge­räu­sche oder Be­we­gun­gen wahr­zu­neh­men.
Sie öff­ne­te die Glas­schie­be­tür ge­ra­de so weit, dass sie hin­aus­schlüp­fen konn­te, schloss sie hin­ter sich und schlen­der­te hin­aus in die fri­sche Mor­gen­luft. Trotz der Ab­kühl­zeit in der Küche war ihre Haut noch immer mit Schweiß be­deckt, aber die Kälte, wäh­rend der Wind dar­über strich, fühl­te sich gut an.
Be­le­bend.
Le­ben­dig.
Im Ge­gen­satz zu ihren El­tern.
Diese un­will­kom­me­ne Er­in­ne­rung durch­drang sie. Egal wie oft der ra­tio­na­le Teil in ihr daran fest­hielt, dass ein or­dent­li­ches Ver­fah­ren und Ge­rech­tig­keit das Rich­ti­ge in die­sem Fall waren, schie­nen sich das Schuld­ge­fühl und die Scham wegen des Nichts­tuns immer wie­der einen Weg zu­rück zu ihr zu bah­nen. Es war wie ein men­ta­ler Ninja, der genau wuss­te, wann er zu­schla­gen muss­te.
Unten in der Schlucht be­weg­te sich etwas.
Mit der Kaf­fee­tas­se auf hal­bem Weg zu ihren Lip­pen, er­starr­te Katy und ver­such­te, Um­ris­se in den Mor­gen­schat­ten zu er­ken­nen. Was auf immer es war, es war rie­sig.
Ver­stoh­len und ruhig.
Ein Pan­ther.
Der­sel­be, der ihren Bru­der einen Tag zuvor in der Schlucht auf dem Boden fest­ge­na­gelt hatte.
Er schlich näher, jeder sei­ner Schrit­te wirk­te be­dacht, und seine grau­en Augen waren ein­zig auf sie ge­rich­tet. Wenn die dun­kels­te Nacht eine Form und Be­we­gung be­sä­ße, dann wäre es das Tier dort unten.
Wun­der­schön. Sinn­lich. Töd­lich.
Der Pan­ther sprang mit einer Kraft ab, die sie nach Luft schnap­pen ließ, und lan­de­te auf einem nied­ri­gen Ast. Er na­vi­gier­te sich ge­schickt den Baum empor, bis er auf einem par­al­lel zu ihr lang­sa­mer wurde. Das Tier streck­te seine ge­wal­ti­ge Länge aus und ließ sich wie eine Katze auf einem Fens­ter­brett nie­der, war­te­te und schlug mit sei­nem Schwanz auf eine ge­reiz­te Art; je­den­falls emp­fand sie es so.
„Ich schät­ze, das be­deu­tet, dass es eine ver­geb­li­che Mühe war, sich an der Couch vor­bei­zu­schlei­chen“, mur­mel­te sie in die Stil­le. Sie kam sich dabei auf mehr als nur eine Art dumm vor, weil sie laut ge­spro­chen und ge­gafft hatte, und fügte dann etwas lau­ter hinzu: „Kannst du mich ver­ste­hen, wenn du so bist?“
Das Schla­gen des Schwan­zes hörte auf, und sie hätte schwö­ren kön­nen, dass selbst die In­sek­ten, die ihr letz­tes Lied in die­ser Nacht san­gen, ver­stumm­ten.
Das Biest starr­te sie re­gungs­los an. Erst nach ein paar Se­kun­den hob es das Kinn und stieß ein lei­ses Schnau­fen aus.
Als Re­ak­ti­on dar­auf er­zit­ter­te sie, denn die heiß glü­hen­de Er­in­ne­rung daran, wie die­ses Ge­räusch gegen sie ge­prallt war, als sie sich zum ers­ten Mal ge­trof­fen hat­ten, flamm­te er­neut lich­ter­loh auf. „Ich nehme an, du warst der­je­ni­ge, der mir bei mei­nem Lauf durch den Wald ge­folgt ist?“
An­statt eine ver­ba­le Ant­wort zu geben, nahm die Wild­kat­ze eine noch ent­spann­te­re Hal­tung ein. Eine sei­ner rie­si­gen Pran­ken bau­mel­te läs­sig vom Ast, als woll­te sie damit sagen: „Ja, und was ge­denkst du da­ge­gen zu tun?“
Viel­leicht lag es an die­sem Ver­hal­ten, dass sie ihn noch ein wenig mehr her­aus­for­der­te. Ent­we­der das oder sie hatte tat­säch­lich einen To­des­wunsch. „Bleibst du, wo du bist, weil es nicht si­cher ist, näher zu kom­men, oder weil du denkst, du könn­test mich ver­schre­cken?“
Eine ganze Weile starr­te er sie nur an, und sein Blick mit den schwe­ren Li­dern gab kei­ner­lei Hin­weis dar­auf, was er dach­te.
Hatte er über­haupt Ge­dan­ken in Ge­stalt sei­ner Wild­kat­ze? Viel­leicht hatte sie sein Schnau­fen fälsch­li­cher­wei­se als Re­ak­ti­on auf ihre Frage in­ter­pre­tiert, und er wuss­te nicht, was der Un­ter­schied zwi­schen Komm und Fass be­deu­te­te.
Sie ging zu dem ein­zi­gen Ad­i­rond­ack-Stuhl, der di­rekt neben dem hohen Ge­län­der des Bal­kons stand und den An­blick der Schlucht aus der Vo­gel­per­spek­ti­ve bot. Ge­ra­de als sie sich set­zen woll­te, erhob sich die Wild­kat­ze träge.
Katy er­starr­te in ihrer Be­we­gung, ihre Lun­gen ver­sag­ten ihr fast den Dienst, wäh­rend er laut­los vor­wärts schlen­der­te. Jeder Schritt war be­wusst. Be­dacht und kal­ku­liert. Und in die­ser Se­kun­de war sie sich nicht si­cher, ob es nicht klug wäre, wie vom Teu­fel ver­folgt da­von­zu­ren­nen oder die Vor­sicht in den Wind zu schla­gen und ein­fach die Show zu ge­nie­ßen.
Über­ra­schen­der­wei­se ent­schied sie sich für Letz­te­res. Was deut­lich be­wies, wie da­ne­ben sie war. Bei ihr kam Logik vor In­stinkt. Das war der smar­te Weg, den ihr Vater ihr bei­ge­bracht hatte.
Aber Logik schien bei Priest nicht viel Platz zu haben.
Oder, wenn man es genau nahm, bei jedem Volán.
Priest blieb auf einem Ast di­rekt über ihr ste­hen. War­te­te.
Auf was? Er­laub­nis? Ein Zei­chen von Angst? Ihr kam es eher so vor, als schien er zu über­le­gen, wel­chen Teil von ihr er zu­erst zum Früh­stück ver­spei­sen woll­te.
Nun, zum Teu­fel damit. Sie hatte in den letz­ten Wo­chen genug welt­be­we­gen­de Ent­hül­lun­gen er­lebt und ihren Mut be­wie­sen. Sie würde es nicht zu­las­sen, dass er ihr Selbst­ver­trau­en un­ter­grub. Sie ließ sich auf dem Stuhl nie­der und zwang sich dazu, ihre Schul­tern zu ent­span­nen.
Sie kam bis zum ers­ten Aus­at­men.
Als Nächs­tes sprang er auf den schüt­zen­den Hand­lauf des Bal­kon­ge­län­ders und wan­der­te dar­auf vor ihr auf und ab.
Fas­zi­nie­rend.
Schon aus der Ferne be­trach­tet, war sein Pan­ther be­ein­dru­ckend ge­we­sen, aber so nah war er ein Wun­der. Vor allem an­ge­sichts der Art und Weise, wie er die akro­ba­ti­sche Leis­tung mit der glei­chen flin­ken Anmut und Ge­las­sen­heit ge­meis­tert hatte, wie sie sie eher bei einer viel klei­ne­ren Katze er­war­tet hätte. Nicht bei einer Katze, die lo­cker bis zu ihrer Hüfte reich­te. „Du bist dir dei­ner selbst sehr si­cher, nicht wahr?“
Das Ge­räusch, das aus sei­nem leicht ge­öff­ne­ten Maul drang, konn­te man nicht wirk­lich als Knur­ren be­zeich­nen. Es war eher eine Art Grum­meln, ge­paart mit einer Tiefe, die die Platt­form unter ihren Füßen vi­brie­ren ließ. Als woll­te er ihren Stand­punkt be­wei­sen, sprang er mit Leich­tig­keit vom Ge­län­der und lan­de­te di­rekt vor ihr.
Die Logik schrie in ihr auf, sich zu er­he­ben und Ab­stand zwi­schen ihnen zu schaf­fen.
Er­neut igno­rier­te sie die­sen In­stinkt, denn die pure Fas­zi­na­ti­on über­wog jeden an­de­ren Be­fehl und ließ sie an die Kante ihres Stuhls rut­schen. Im Ge­gen­satz zu den grü­nen Augen, die sie bei einem sol­chen Tier er­war­ten würde, ent­spra­chen diese hier genau denen von Priest. Es war ein mys­ti­sches Grau, das schein­bar in sich wa­ber­te und sich ver­än­der­te wie ein sanf­ter Mor­gen­ne­bel. Sie hob ihre Hand, zö­ger­te nur we­ni­ge Zen­ti­me­ter ent­fernt vom Kopf der Wild­kat­ze. „Kann ich dich be­rüh­ren?“
Zahm wie eine Haus­kat­ze senk­te der Pan­ther sei­nen mas­si­ven Schä­del und stups­te ihre Hand­flä­che an, um sie über sei­nen Na­cken zu füh­ren.
Hei­li­ges Ka­no­nen­rohr, war er weich. Schwa­den aus glän­zen­der schwar­zer Seide.
Und er war heiß. Nicht warm wie ein Mann beim Ku­scheln in einer kal­ten Win­ter­nacht, son­dern so heiß, dass keine Hei­zung nötig wäre.
Ein Schnur­ren be­gann lang­sam und leicht, dann wurde es mit jedem Strei­cheln ihrer Hand lau­ter. Sein war­mer Atem wehte gegen ihren Un­ter­arm und ihre Knie. Der of­fen­sicht­li­che Ge­nuss jeder Be­rüh­rung hall­te in der trä­gen Art wider, wie er sei­nen Kopf hob und dreh­te.
„Das magst du, oder?“
Ein wei­te­res Schnau­fen, doch die­ses besaß eine ge­wis­se At­ti­tü­de. Es hatte ein Ge­fühl von Du hast ja keine Ah­nung, wie sehr an sich, das ihr einen Schau­der den Rü­cken hin­ab­schick­te.
Er kam näher, seine brei­te Brust schob sich zwi­schen ihre leicht ge­öff­ne­ten Knie, bis er seine Schlä­fe an ihrer rieb.
„Oh!“ Er­schro­cken woll­te sie sich zu­rück­zie­hen, aber er pass­te sich rasch an und wich ge­ra­de so weit zu­rück, dass sie sich ent­span­nen konn­te, eher er die Geste auf der an­de­ren Seite wie­der­hol­te.
Er mar­kiert dich.
Sie hatte keine Ah­nung, woher die­ser Ge­dan­ke kam. Ei­gent­lich eine dumme Idee, aber eine, die ein schmer­zen­des Ver­lan­gen in ihrem Bauch aus­lös­te. Sie strich mit bei­den Hän­den über die Stel­len hin­ter sei­nen Ohren und strei­chel­te mit den Fin­ger­kup­pen sanft durch das kurze, dicke Fell. „Du bist wun­der­schön“, flüs­ter­te sie.
Einen klei­nen Mo­ment starr­te sie in die schö­nen Augen des Pan­thers und im nächs­ten Mo­ment kau­er­te Priest vor ihr. Nur ein kur­zer strah­len­der, sil­ber­ner Blitz trenn­te diese bei­den Vi­sio­nen von­ein­an­der. Im Ge­gen­satz zu ges­tern trug Priest jetzt nur eine weite, graue Jog­ging­ho­se. Seine Füße und sein Ober­kör­per waren nackt.
Und oh Mann, was für ein An­blick er war.
Wie bei Tate mar­kier­ten Tä­to­wie­run­gen sein Schlüs­sel­bein und seine Schul­tern, doch die von Priest waren an­ders. Ers­tens hatte er deut­lich mehr davon, zwei­tens waren sie funk­tio­na­ler im De­sign. So, als hätte die Per­son, die sie ge­macht hatte, sich nur auf die Magie kon­zen­triert und we­ni­ger auf die Kunst. Und seine Mus­keln … Wenn sie die Ge­le­gen­heit und genug Mut dazu hätte, würde sie viel Zeit damit ver­brin­gen, jede Ver­tie­fung, jede Er­hö­hung, die seine Schul­tern und Brust de­fi­nier­ten, sehr genau unter die Lupe zu neh­men und sie zu ge­nie­ßen.
Erst als sie die Fin­ger beug­te und wie­der lo­cker­te, be­merk­te sie, dass ihre Hände noch immer um sei­nen Hin­ter­kopf ge­schlun­gen waren. Sie ließ sie auf ihren Schoß sin­ken und ver­miss­te die Wärme und das Ge­fühl sei­nes glat­ten, di­cken Fells an ihren Fin­ger­spit­zen. Zum Glück war die Sonne noch nicht weit genug am Ho­ri­zont auf­ge­stie­gen, um die bren­nen­de Hitze auf ihren Wan­gen zu of­fen­ba­ren.
„Sorry.“
„Deine Be­rüh­rung ist nichts, wofür du dich ent­schul­di­gen müss­test.“ Seine Stim­me war dun­kel wie die Nacht, rau wie Kies, und doch klang sie be­ru­hi­gend.
Ein Herz­schlag. Dann ein wei­te­rer. Seine Augen blie­ben auf ihr haf­ten.
Sie brach den Blick­kon­takt aus purer Not­we­nig­keit ab. So hart ihr Herz auch in ihrer Brust häm­mer­te, ent­we­der schau­te sie weg, oder sie ging die Ge­fahr ein, einen Herz­still­stand zu er­lei­den. Al­ler­dings war das nicht die schlech­tes­te Art für eine Frau, ab­zu­tre­ten – wäh­rend man von einem halb nack­ten, wahn­sin­nig hei­ßen Al­pha­männ­chen nie­der­ge­starrt wird.
Er brei­te­te seine Hand auf ihrem Ober­schen­kel aus, und die Laufs­horts, die sie sich für ihre mor­gend­li­che Jog­gin­grun­de aus­ge­sucht hatte, ließ einen di­rek­ten Haut­kon­takt zu. „Du hat­test keine Angst vor mei­nem Pan­ther.“
Ähm, nun ja, ei­gent­lich doch, und sie fürch­te­te sich immer noch. Es schien nur so, dass ihr Selbst­er­hal­tungs­trieb keine Rolle spiel­te, wenn es sich um ihn dreh­te. Al­ler­dings würde sie den Teu­fel tun, ihm auch nur den Hauch eines Tipps zu geben, was diese bei­den Emp­fin­dun­gen an­ging. „Er ist hübsch.“
Seine Lip­pen ver­zo­gen sich, je­doch nicht so weit, dass es zu einem Lä­cheln reich­te. „Hübsch.“ Es war nicht als Frage for­mu­liert, son­dern eher aus­ge­spro­chen mit die­ser uni­ver­sel­len und tro­cke­nen Art Humor, die Män­nern vor­be­hal­ten blieb, die von Frau­en über­all auf der Welt schach­matt ge­setzt wer­den.
Sein Blick glitt zu der Kaf­fee­tas­se, die sie auf dem klei­nen Bei­stell­tisch neben ihrem Stuhl ste­hen ge­las­sen hatte. Er stand auf und schnapp­te sich den halb lee­ren Be­cher, wäh­rend er sich zu sei­ner vol­len Größe auf­rich­te­te. „Komm mit rein. Deine Haut ist aus­ge­kühlt und dein Kaf­fee noch käl­ter.“
Viel­leicht war ihre Haut äu­ßer­lich aus­ge­kühlt, doch in­ner­lich war sie eher gut ge­rös­tet. Den­noch schien ein wenig Ab­stand eine kluge Idee zu sein, auch wenn es be­deu­te­te, den Rest die­ses Son­nen­auf­gangs zu ver­pas­sen.
Katy ließ sich von ihm auf die Füße zie­hen und folg­te ihm ins Haus. Und, oh Mann, was für eine Ge­le­gen­heit sich da­durch bot.
Sie hatte sich selbst nie für die Art Frau ge­hal­ten, die Män­ner an­starr­te, aber bei Priest war es wirk­lich schwer, dies nicht zu tun. Sein lan­ges schwar­zes Haar fiel offen bis hinab zu sei­nen Schul­ter­blät­tern und be­deck­te den größ­ten Teil sei­ner Tä­to­wie­run­gen auf dem Rü­cken. Of­fen­sicht­lich hatte er je­doch min­des­tens dop­pelt so viele davon wie Jade und Tate. Sie waren rauer, kan­ti­ger.
Doch was sie wirk­lich sprach­los mach­te, war sein Hin­tern und die Art, wie der wei­che Stoff sei­ner Jog­ging­ho­se über den ge­run­de­ten Mus­keln spann­te und sie re­gel­recht dazu her­aus­for­der­te, ihn zu be­rüh­ren.
Sie räus­per­te sich, als ob das die Ver­su­chung ir­gend­wie ver­trei­ben könn­te. „Trinkst du Kaf­fee?“
Er ging in die Küche, schwenk­te ihre Tasse, stu­dier­te den In­halt und hob sie dann für ein ab­wä­gen­des Schnüf­feln empor. „Ich lebe von dem Zeug.“
In­ter­es­sant. Ir­gend­wie hatte sie eher er­war­tet, dass er so ein Kräu­ter­tee- und Bio­le­bens­mit­tel­typ war. Sie setz­te sich auf einen Bar­ho­cker hin­ter der Früh­stücks­the­ke. „Also, warst du das?“
„War ich was?“
„Der mir ge­folgt ist. Drau­ßen auf mei­ner Lauf­run­de.“
Nach­dem er ihr eine fri­sche Tasse mit Kaf­fee ge­füllt hatte, löf­fel­te er über­ra­schen­der­wei­se genau die rich­ti­ge Menge Zu­cker hin­ein und füll­te den Be­cher mit Kaf­fee­sah­ne auf. Erst nach­dem er einen Kaf­fee­löf­fel aus der Schub­la­de ge­holt und an­ge­fan­gen hatte, um­zu­rüh­ren, dreh­te er sich zu ihr um und ant­wor­te­te ihr. „Au­ßer­halb mei­ner Schutz­zau­ber ist es für dich nicht si­cher. Ich habe ge­hört, wie du raus­ge­gan­gen bist. Also ja. Ich bin dir ge­folgt.“ Er reich­te ihr den Be­cher und dreh­te ihn so, dass der Griff frei war, damit sie ihn neh­men konn­te. Der Be­cher muss­te doch so heiß sein, dass er sich dabei die Fin­ger ver­brann­te!
Sie nahm den Kaf­fee ent­ge­gen, blies für eine Se­kun­de dar­über und trank vor­sich­tig einen Schluck davon.
Per­fekt.
Die Mi­schung hätte sie selbst nicht bes­ser hin­be­kom­men. „Du bist sehr auf­merk­sam.“
„Wenn es sich um dich dreht, ab­so­lut.“ Er zog den Bar­ho­cker neben ihr her­vor und po­si­tio­nier­te ihn so, dass seine Knie ihre um­schlos­sen, als er sich setz­te.
Min­des­tens vier oder fünf wei­te­re Ta­lis­ma­ne ruh­ten zwi­schen sei­nen Brust­mus­keln, jeder an sei­nem ei­ge­nen schwar­zen Le­der­band. Ge­paart mit dem lan­gen Haar, den Tat­toos und der dunk­len Haut wirk­te Priest eher wie ein Rock­star als wie der Ho­he­pries­ter eines ma­gi­schen Clans.
Vor­sich­tig, als hätte er Angst, sie zu ver­schre­cken, mus­ter­te er die Stel­le di­rekt unter einem ihrer Augen. „Du hast nicht ge­schla­fen.“
Oh ja, sehr auf­merk­sam. Be­un­ru­hi­gend. „Mir geht viel durch den Kopf.“
„Er­zähl mir davon.“ Es waren un­ver­blüm­te Worte. Sie klan­gen wie ein Be­fehl, doch ir­gend­wie auch tröst­lich und wie eine Er­mu­ti­gung, die Last ab­zu­ge­ben, die sie lange Zeit mit sich her­um­ge­tra­gen hatte.
„Meine El­tern. Ein Erbe, von dem ich nicht wuss­te, dass es exis­tiert. Eine Rasse, die Magie und Ge­stalt­wand­lung be­inhal­tet. Das alles ver­wirrt ir­gend­wie mein Un­ter­be­wusst­sein und ver­hilft nicht ge­ra­de zu schö­nen Träu­men.“
„Du glaubst nicht an die Magie.“
Hatte sie tat­säch­lich nicht. Je­den­falls zu­erst nicht. Aber es war schwer, sie wei­ter­hin zu igno­rie­ren, nach­dem sie hin­ein­ge­prallt war wie eine Flip­per­ku­gel, die zwi­schen zwei elek­tro­ni­schen Flip­per­he­beln fest­steck­te. „Ich glau­be schon daran, ich habe nur …“ Sie nipp­te an ihrem Kaf­fee und hielt die Tasse mit bei­den Hän­den fest, wäh­rend sie nach einer Er­klä­rung such­te. „Ich weiß nicht, wie ich das ver­ar­bei­ten soll. Ich sehe es. Ak­zep­tie­re es.“
„Aber du hast Angst davor.“
Bingo!
Die Wahr­heit rüt­tel­te sie so der­ma­ßen durch, als hätte Priest ihre Schul­tern ge­packt und sie wie eine Stoff­pup­pe ge­schüt­telt. Angst war etwas, was sie an nie­man­dem schätz­te, und Ver­leug­nung war noch viel schlim­mer. Den­noch hatte sie sich bei­der schul­dig ge­macht. „Ich ver­ste­he es nicht.“
„Das ist der sprin­gen­de Punkt bei Magie. Sie ist nicht da, um ver­stan­den zu wer­den. Sie ist da, um ak­zep­tiert zu wer­den. Du schätzt sie und be­sitzt sie. Es geht ums Herz, nicht um Logik.“
„Ich mag Logik. Ich mag es, wenn zwei plus zwei vier ist. Und nicht ein Schmet­ter­ling oder ein hüb­scher Vogel.“
„Mhhh.“ Er stütz­te sich mit einem Ell­bo­gen auf die Theke und mus­ter­te sie. „Das ist die Wis­sen­schaft­le­rin in dir. Aber auch die Natur hält sich nicht immer an die Re­geln. Das hast du si­cher­lich in dei­nem Haupt­fach schon her­aus­ge­fun­den.“
Sie rutsch­te auf ihrem Ho­cker hin und her. In ihr tobte eine wilde Mi­schung aus Neu­gier und Selbst­ver­tei­di­gung und sie wand sich unter sei­nem ab­schät­zen­den Blick. „Woher weißt du, was ich stu­die­re?“
Er grins­te. „Von dei­ner Groß­mut­ter, die ein Quell an In­for­ma­tio­nen ist, was dich be­trifft. Ich habe das voll aus­ge­nutzt.“
Na­tür­lich. Ob­wohl Nanna die Natur ge­nau­so lieb­te wie Katy, ver­pass­te sie nie eine Ge­le­gen­heit, dar­auf hin­zu­wei­sen, dass Katys Leben zu struk­tu­riert ver­lief. Dass viel zu wenig Spon­ta­ni­tät darin war.
Sie trank noch einen Schluck Kaf­fee und be­merk­te, dass Priest sich selbst kei­nen ein­ge­gos­sen hatte. Katy stell­te ihren Be­cher bei­sei­te und rutsch­te vom Bar­ho­cker. Eine Wie­der­gut­ma­chung war nur pas­send. Zumal schein­bar ihre Un­fä­hig­keit, Schlaf zu fin­den, dafür ge­sorgt hatte, dass sie ihn aus sei­ner Nacht­ru­he ge­ris­sen hatte, um sie zu be­wa­chen.
Er schwieg, bis sie die Kaf­fee­kan­ne zu­rück auf die Warm­hal­te­plat­te der Ma­schi­ne ge­stellt hatte. „Was hat dich letz­te Nacht noch wach­ge­hal­ten?“
Eine Gän­se­haut brei­te­te sich an ihren Armen ent­lang aus, und die Mus­keln in ihrem Bauch spann­ten sich an. „Tote El­tern und Magie rei­chen nicht?“
„Na­tür­lich, aber das ist nicht alles, oder?“
Nein. Nicht ein­mal an­nä­hernd. Es stimm­te, dass die Alb­träu­me sich in den we­ni­gen Schlaf ge­mischt hat­ten, den sie be­kom­men hatte. Aber es waren eher die leb­haf­ten Träu­me ge­we­sen, die spä­ter ge­kom­men waren, die sie er­regt und heiß ge­macht hat­ten und die dafür ge­sorgt hat­ten, dass sie nicht mehr ein­schla­fen konn­te.
Sie zog den Zu­cker­spen­der näher heran. „Milch und Zu­cker?“
„Weder noch.“
Scha­de. Keine Ex­tras be­deu­te­te, dass sie sich ihm eher stel­len muss­te.
„Ver­rat es mir, Ka­te­ri. Was hat dich wirk­lich wach­ge­hal­ten?“
„Nur Nanna nennt mich Ka­te­ri. Alle an­de­ren nen­nen mich Katy.“
„Ka­te­ri schmeckt auf mei­ner Zunge bes­ser.“
Whoa. Junge.
Ihr Magen ver­krampf­te sich und schien Salti zu schla­gen bei dem Ge­dan­ken, ir­gend­et­was mit sei­ner Zunge zu tun zu haben. Und wenn man be­dach­te, wie sehr ihre Beine zit­ter­ten, war der Sprint, mit dem sie ihren Lauf be­en­det hatte, ein schwer­wie­gen­der tak­ti­scher Feh­ler ge­we­sen. Sie hielt sich mit bei­den Hän­den an der Ar­beits­plat­te fest.
Seine Stim­me er­tön­te hin­ter ihr, eine Se­kun­de ehe seine Hände die ihren auf der Ar­beits­flä­che ein­rahm­ten und er sie re­gel­recht mit sei­nem Kör­per ein­pferch­te. „Ich werde dir sagen, was mich wach­ge­hal­ten hat.“
Seine Hitze um­hüll­te sie und ver­misch­te sich mit sei­nem männ­li­chen Duft. Er at­me­te tief neben einem ihrer Ohren ein, und die­ses sub­ti­le, aber sinn­li­che Ge­räusch gab ihr das Ge­fühl, als wäre das Biest di­rekt bei ihm. „Ich habe mich an dei­nen Ge­ruch er­in­nert. Und wie weich du dich an mir an­ge­fühlt hast.“
Daran hatte sie auch ge­dacht. Um ehr­lich zu sein, hatte sie die­ser Er­in­ne­rung ei­ni­ge Bo­nus­sze­nen hin­zu­ge­fügt, in denen weit­aus we­ni­ger Zu­schau­er und noch we­ni­ger Klei­dung be­tei­ligt waren.
Er lieb­kos­te ihren Na­cken. Seine Stim­me war ein sam­ti­ges Grol­len, das jede Ner­ven­bahn in ihr zu strei­cheln schien. „Ich habe mir vor­ge­stellt, dass du mich so be­rührst, wie du heute Mor­gen mei­nen Pan­ther ge­strei­chelt hast. Mich er­kun­dest. Furcht­los.“ Seine Lip­pen glit­ten hauch­zart an ihrem Na­cken ent­lang, waren da und dann gleich wie­der fort. „Was hat dich wach­ge­hal­ten, Ka­te­ri?“
„Du.“