Kings of Retribution MC: Fender

Ori­gi­nal­ti­tel: Fen­der: Kings of Re­tri­bu­ti­on MC Loui­sia­na (Kings of Re­tri­bu­ti­on Loui­sia­na Book 5)
Über­set­zer: Oda Janz

Er­schie­nen: 02/2025
Serie: Kings of Re­tri­bu­ti­on MC
Teil der Serie: 16

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Motor­cy­cle Club Ro­mance, Ro­man­tic Thrill

Lo­ca­ti­on: USA, Loui­sia­na, New Or­leans


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-756-7
ebook: 978-3-86495-757-4

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

Er­hält­lich bei u.a.:

und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Kings of Retribution MC: Fender

,

In­halts­an­ga­be

Sa­wy­er "Fen­der" Hun­ting­ton hatte schon immer den bren­nen­den Wunsch, aus der Klein­stadt­welt zu ent­kom­men, in der er auf­ge­wach­sen war. Er träum­te von Ruhm, von aus­ver­kauf­ten Kon­zer­ten und Fans, die sei­nen Namen in ek­sta­ti­schem Chor rufen. Doch die ein­zi­ge, die er mehr lieb­te als die Musik, war Jo – seine Muse, seine Lei­den­schaft, seine alles ver­zeh­ren­de Liebe. Doch dann kam der Ver­rat, der alles zer­stör­te. Mit zer­bro­che­nem Her­zen ver­ließ er sie und blick­te nie wie­der zu­rück.

Die Reise führ­te ihn nach New Or­leans, wo er sich in der Musik ver­lor, die seine Schmer­zen be­täub­te. Doch The Big Easy hat ihre ei­ge­ne Art, ver­lo­re­ne See­len zu hei­len, und so wurde Sa­wy­er Mit­glied im Kings of Re­tri­bu­ti­on MC – einem Club, der ihm das gab, wo­nach er so lange ge­sucht hatte: Brü­der­lich­keit und einen tie­fe­ren Le­bens­sinn. Doch in­mit­ten des Chaos eines na­hen­den Krie­ges mit einem ge­set­zes­lo­sen an­de­ren Mo­tor­rad­club kommt die Ver­gan­gen­heit zu Sa­wy­er zu­rück – Jo.

Jo­se­phi­ne Gates lieb­te nur einen Mann in ihrem Leben: Sa­wy­er Hun­ting­ton. Doch das Schick­sal hatte ihre Liebe zer­stört. Jo ver­such­te, die Dinge wie­der gut­zu­ma­chen, doch es war zu spät. Sa­wy­er hatte sie ver­las­sen – und mit ihm ging die Hoff­nung auf ein ge­mein­sa­mes Leben.

Die Be­dro­hung durch einen ge­setz­lo­sen Mo­tor­rad­club, der ver­sucht, New Or­leans zu über­ren­nen, sorgt in der gan­zen Stadt für Un­ru­he. In­mit­ten des Chaos steht Fen­der sei­ner Ver­gan­gen­heit ge­gen­über: Jo. Alte Ge­füh­le flam­men auf, aber der Schmerz des Ver­rats sitzt noch tief. Doch die Wahr­heit wird bald ans Licht kom­men, und eine ent­schei­den­de Wen­dung ver­än­dert alles.

Im Krieg der Kings of Re­tri­bu­ti­on wird Blut ver­gos­sen, Leben wer­den aus­ge­löscht – und Fen­der würde sei­nen letz­ten Atem­zug geben, um seine Zu­kunft mit Jo zu be­schüt­zen.

Über die Au­to­rin

Crys­tal Da­ni­els und Sandy Al­va­rez sind ein Schwes­tern-Duo und die USA To­day-Best­sel­ler­au­to­rin­nen der be­lieb­ten "Kings of Re­tri­bu­ti­on MC"-Se­rie.
Seit 2017 hat das Duo zahl­rei­che Ro­ma­ne ver­öf­fent­licht. Ihre ge­mein­sa­me Lei­den­schaft für Bü­cher und das Ge­schich­ten­er­zäh­len führ­te sie auf eine auf­re­gen­de Reise,...

Crys­tal Da­ni­els und Sandy Al­va­rez sind ein Schwes­tern-Duo und die USA To­day-Best­sel­ler­au­to­rin­nen der be­lieb­ten "Kings of Re­tri­bu­ti­on MC"-Se­rie.
Seit 2017 hat das Duo zahl­rei­che Ro­ma­ne ver­öf­fent­licht. Ihre ge­mein­sa­me Lei­den­schaft für Bü­cher und das Ge­schich­ten­er­zäh­len führ­te sie auf eine auf­re­gen­de Reise,...

Wei­te­re Teile der Kings of Re­tri­bu­ti­on MC Serie

Le­se­pro­be

Fen­der

Als Cat­cher vor dem Kran­ken­haus vor­fährt, habe ich das ganze T-Shirt voll­ge­blu­tet. Er hält sei­nen Wagen so ruck­ar­tig vor den Türen der Not­auf­nah­me an, dass ich nach vorne kippe. „Fuck!“ Ich beiße die Zähne zu­sam­men, als der Schmerz meine Seite durch­strömt. Dann stoße ich die Tür auf und klet­te­re hin­aus.
„Danke, Bru­der. Von hier schaf­fe ich es al­lein.“
Ich schlie­ße die Tür und gehe durch den Ein­gang zu einem Wach­mann. Er wirft einen Blick auf mich und schürzt die Lip­pen.
„Müs­sen wir mit Pro­ble­men rech­nen?“, fragt er selbst­ge­fäl­lig. Meint die­ses Arsch­loch das ernst? Ver­damm­ter Möch­te­gern-Po­li­zist.
„Ich hatte einen Scheiß­tag....

...​Jetzt ist nicht der Zeit­punkt, um mir so zu kom­men. Au­ßer­dem bin ich nicht der Typ dafür.“
Der Wach­mann strafft seine Schul­tern und als er ge­ra­de etwas sagen will, höre ich eine ver­trau­te Stim­me.
„Mach dei­nen Rund­gang, Hamas“, sagt Ha­rold Glos­ter.
Der junge Mann starrt mich noch ein­mal an, bevor er da­von­zieht.
„Tut mir leid. Die ver­damm­ten Neu­lin­ge haben ein viel zu gro­ßes Ego.“ Glos­ter sieht mich mit alten, aber wa­chen Augen an. Dann be­merkt er das blut­durch­tränk­te T-Shirt, das ich mir an die Seite drü­cke.
„Schei­ße, Fen­der. Du ver­lierst viel Blut. Geh und lass dich ver­sor­gen.“ Glos­ter ist ein guter Typ. Er ar­bei­tet schon seit Ewig­kei­ten als Wach­mann hier und ist mit Abe be­freun­det, Riggs‘ und Novas Groß­va­ter.
Ich gehe zur An­mel­dung. „Die an­de­ren soll­ten jeden Mo­ment hier sein.“
„Sehen die auch so aus?“, fragt Glos­ter.
Ich lache. „Nein, Mann. Sag mei­nen Brü­dern, dass ich hier bin.“
„Geht klar“, ant­wor­tet er und geht hin­aus.
Glück­li­cher­wei­se muss ich nicht war­ten. Eine Kran­ken­schwes­ter kommt durch die Tür, die in die Not­auf­nah­me führt. Sie hat ihren Kopf über ein Klemm­brett ge­beugt. „Mr. Hun­ting­ton.“
Beim Klang ihrer Stim­me be­kom­me ich eine Gän­se­haut und als sie ihren Kopf hebt, fühlt es sich an, als würde mir je­mand in den Magen boxen. Ich be­kom­me kaum Luft.
Sie öff­net den Mund und ihre Augen wei­ten sich vor Über­ra­schung. Nach all die­ser Zeit sieht sie immer noch ge­nau­so atem­be­rau­bend schön aus wie beim letz­ten Mal. „Sa­wy­er?“
Ich schlie­ße die Augen, als sie mei­nen Namen sagt. So­fort durch­strö­men Er­in­ne­run­gen an eine be­stimm­te Nacht mei­nen Kopf. Die Bil­der sind so le­ben­dig, dass ich in mei­nen Ge­dan­ken in die Ver­gan­gen­heit ka­ta­pul­tiert werde, zu­rück in die Zeit, als ich dach­te, alles würde gut lau­fen in mei­nem Leben. Da­mals, als ich ver­liebt war. Dann denke ich an den Mo­ment, als sie mir ei­gen­hän­dig das Herz aus der Brust ge­ris­sen hat. Wut, Schmerz, Ver­rat und Miss­trau­en bal­len sich zu­sam­men und be­gin­nen, in mir hoch­zu­ko­chen. Ich öffne meine Augen und all diese Ge­füh­le legen sich über mein Herz, so­dass es au­gen­blick­lich kalt wird wie Stein.
„Jo­se­phi­ne.“ Ich be­nut­ze ihren vol­len Namen, weil ich weiß, dass sie es hasst und sehe den Schmerz in ihren Augen. Doch er ist nicht ein Bruch­teil des­sen, was sie mich füh­len ließ.
Jo nimmt sich zu­sam­men und streckt ihren Rü­cken durch. „Komm mit. Wir küm­mern uns um dich.“ Ohne ein wei­te­res Wort folge ich ihr. Ich lasse mei­nen Blick über ihren Kör­per glei­ten. Sie ist viel kur­vi­ger als frü­her, die Hüf­ten sind etwas brei­ter, die Brüs­te grö­ßer. Ich löse mei­nen Blick von ihrem wohl­ge­form­ten Hin­tern und er­in­ne­re mich daran, wen ich vor mir habe.
„Setz dich, bitte.“ Ich lasse mich auf dem mit Pa­pier be­leg­ten Un­ter­su­chungs­tisch nie­der. Jo zieht me­di­zi­ni­sche Hand­schu­he über. „Du musst die Kutte aus­zie­hen.“
Die Pro­fes­sio­na­li­tät in ihrer Stim­me klingt ge­zwun­gen und ihre Hände zit­tern. „Was ist pas­siert, Mr. Hun­ting­ton?“ Ihre Fin­ger­spit­zen be­rüh­ren meine, als sie das Shirt und meine Hand von der Wunde hebt. Sie keucht leise. „Sa­wy­er.“
Mein Name ent­weicht ihren Lip­pen er­neut und ich hasse es, zu­ge­ben zu müs­sen, dass es mir ge­fällt. Ich schlu­cke und ver­su­che, mich auf einen Fleck an der Wand zu kon­zen­trie­ren, an dem die Farbe ab­ge­blät­tert ist.
„Mes­ser.“ Das ist alles, was ich sage.
„Ein Kampf?“, will Jo wis­sen, wäh­rend sie die Ver­let­zung ein­zu­schät­zen ver­sucht.
Ich ant­wor­te nicht, aber sie lässt nicht lo­cker. Sie holt In­stru­men­te, die sie be­nö­tigt, um den Be­reich um meine Wunde zu säu­bern und zu des­in­fi­zie­ren. „Das muss ge­näht wer­den. Wann hat­test du zum letz­ten Mal eine Te­ta­nu­simp­fung?“ Sie sieht mich nicht an und ich star­re ge­ra­de­aus.
„Ist eine Weile her.“ Ich ver­su­che, neu­tral zu klin­gen. Jo deckt die Wunde ab, damit die Blu­tung so weit wie mög­lich ge­stoppt wird. „Ich bin gleich mit der Imp­fung zu­rück. Ein Arzt wird sich das an­se­hen.“
Jo zieht ihre Hand­schu­he aus, wäscht ihre Hände und ver­lässt den Raum, als ob der Teu­fel hin­ter ihr her wäre. Jetzt kann ich end­lich wie­der atmen. Was zur Hölle macht Jo in New Or­leans? Ein Klop­fen an der Tür un­ter­bricht mei­nen Ge­dan­ken­gang, und ein groß ge­wach­se­ner, at­trak­ti­ver Arzt tritt ein.
„Mr. Hun­ting­ton, ich bin Dr. Led­ger. Wie ich ge­hört habe, hat­ten Sie einen Zu­sam­men­stoß mit einem Mes­ser.“
Er legt das Klemm­brett in sei­ner Hand auf den Tisch, nimmt Platz auf einem Ho­cker und schiebt sich zu mir heran. Jo gibt ihm Hand­schu­he und er schenkt ihr ein Lä­cheln. Mein Magen zieht sich zu­sam­men und ich spüre, wie meine Haut brennt. Ich mag es nicht, wie der Arzt Jo an­sieht. Als wäre sie ein Stück Scho­ko­la­de. Ich knir­sche so sehr mit den Zäh­nen, dass mein Kie­fer schmerzt.
„Danke, Jo“, sagt er lä­chelnd.
„Sie heißt Jo­se­phi­ne“, kor­ri­gie­re ich ihn. Meine Stim­me klingt kalt.
Der Arzt sieht zwi­schen mir und Jo hin und her. „Oh, ihr bei­den kennt euch?“, fragt er freund­lich und ohne of­fen­sicht­li­che An­spie­lung, aber im Mo­ment ist mir das egal.
„Nicht mehr“, sage ich in dem Mo­ment, als Jo be­jaht. Der Arzt ist klug genug, nicht dar­auf ein­zu­ge­hen und macht wei­ter. Er be­ginnt mit der Un­ter­su­chung.
„Es ist ein sau­be­rer Schnitt, Mr. Hun­ting­ton. Das soll­te gut ver­hei­len, mit mi­ni­ma­len Nar­ben.“
Jo bringt ihm, was er braucht. „Ich würde sagen, wir nähen Sie eben zu­sam­men und dann kön­nen Sie auch schon gehen.“
Ich blei­be stumm, wäh­rend er seine Ar­beit ver­rich­tet. Au­ßer­dem ver­su­che ich, Jo zu igno­rie­ren. Sie nach all den Jah­ren zu sehen, ist schmerz­vol­ler als die Wunde. Ich werfe einen kur­zen Blick in ihre Rich­tung und stel­le fest, dass Jos Augen auf mich ge­rich­tet sind. Er­in­ne­run­gen pras­seln auf mich nie­der wie eine Tonne Zie­gel­stei­ne, und ihrem Ge­sichts­aus­druck nach zu ur­tei­len, durch­lebt sie eben­falls ge­ra­de ei­ni­ge Dinge aus der Ver­gan­gen­heit. Kurz bevor mich meine Ge­füh­le zu über­wäl­ti­gen dro­hen, wende ich den Blick ab.
„Gut, Mr. Hun­ting­ton. Sie sind fer­tig. Sie haben noch wei­te­re Nar­ben, wie ich sehe, daher gehe ich davon aus, dass Sie Be­scheid wis­sen: Hal­ten Sie die Stel­le sau­ber und ein paar Tage lang be­deckt. Neh­men Sie her­kömm­li­che Schmerz­mit­tel, wenn Sie sie brau­chen.“ Er zieht seine Hand­schu­he aus und wäscht seine Hände. „Noch Fra­gen?“
„Nein.“ Meine Stim­me ist vol­ler Hass für einen Mann, den ich gar nicht kenne.
Der Arzt sieht zu Jo. Er lä­chelt und ich möch­te ihm am liebs­ten eine rein­hau­en. „Er kann gehen.“
Dann dreht er sich um und sieht mich an, bevor er das Zim­mer ver­lässt. „Pas­sen Sie auf sich auf, Mr. Hun­ting­ton.“
Als er weg ist, sieht Jo mich an. „Sa­wy­er.“
„Sind wir hier fer­tig?“ Ich stehe auf und werfe meine Kutte über die Schul­tern. Jo ver­zieht das Ge­sicht.
„Ich, ähm, muss deine Pa­pie­re holen und die In­for­ma­tio­nen für die Nach­be­hand­lung.“
Ich gehe an ihr vor­bei. „Be­halt sie“, zi­sche ich und gehe hin­aus. Vor dem Kran­ken­haus tref­fe ich meine Brü­der, die auf dem Park­platz neben Cat­chers Truck war­ten.
„Cat­cher hat uns alles er­zählt“, sagt Riggs. „Bist du okay?“
„Ja. Sind nur ein paar Sti­che.“
„Church“, be­fiehlt Riggs, dann blickt er zu Cat­cher. „Ich möch­te, dass du dabei bist.“
Cat­cher nickt und sieht mich an. „Ich nehme dich mit und lade dein Bike am Club­haus ab.“

Wenig spä­ter kom­men wir am Club­haus an und ver­sam­meln uns für die Church. Cat­cher war­tet mit einem kal­ten Bier vor dem Zim­mer.
„Also, nun haben wir einen wei­te­ren toten Rea­per's Nomad, um den wir uns küm­mern müs­sen. Diese Wich­ser rau­ben mir den letz­ten Nerv“, sagt Riggs un­ge­dul­dig.
„Was ma­chen wir, wenn die Po­li­zei Fra­gen stel­len soll­te?“, fragt Kiwi.
„Ich habe be­reits mit Mr. Brous­sard ge­spro­chen. Er hat keine Ka­me­ras, also gibt es kei­nen Be­weis dafür, dass du da warst und er hat auch nicht vor, es zu er­wäh­nen.“
Wick sieht über den Tisch zu mir. „War da nur einer?“
„Ja. Er und eine Frau.“
Kiwi legt seine Arme auf den Tisch. „Hat sie dich ge­se­hen?“, fragt er mich.
„Ja.“ Ich sehe zu Riggs. „Sie ist in die Toi­let­te zu­rück­ge­lau­fen, bevor der Kampf be­gann und hat davon nichts mit­be­kom­men. Aber sie kennt mein Ge­sicht.“
„Mr. Brous­sard hat er­wähnt, dass er über eine Frau in der Toi­let­te in­for­miert wurde, aber die Po­li­zei hat keine Frau ge­fun­den. Also muss sie ver­schwun­den sein, bevor die Bul­len ein­tra­fen.“
„Hat sie eine Kutte ge­tra­gen?“, will Nova wis­sen.
„Nein.“ Ich ver­zie­he das Ge­sicht, als ich mich auf mei­nem Stuhl be­we­ge. „Ich glau­be nicht, dass sie mit dem Toten oder sei­nem Club etwas zu tun hatte.“
Riggs reibt über sei­nen Bart. „Bevor es dun­kel wird, schwär­men wir noch ein­mal aus, um zu sehen, ob einer die­ser Bas­tar­de in un­se­rem Ge­biet un­ter­wegs ist.“
„Cat­cher hat den Hu­ren­sohn ge­tö­tet. Ohne ihn würde ich ver­mut­lich nicht hier sit­zen“, sage ich. „Ich will, dass ihr das wisst.“
Riggs lehnt sich auf sei­nem Stuhl zu­rück und ver­schränkt die Arme. „Cat­cher ist jetzt seit ein paar Mo­na­ten hier. Ich würde ihm gerne eine An­wär­ter­stel­le für den Club an­bie­ten.“ Er sieht sich am Tisch um. „Ab­stim­mung.“
Wick nickt. „Dafür.“
Nova tippt auf den Tisch. „Dafür.“
Kiwi nickt. „Zur Hölle ja, dafür.“
Ever­est ver­schränkt die Arme. „Dafür.“
Ich bin der letz­te und meine Brü­der sehen mich an. „Dafür.“
„Gut.“ Riggs steht auf und geht zur an­de­ren Seite des Zim­mers, wo er eine Tür öff­net. Er greift in den Schrank, kramt darin herum und fin­det, was er sucht: eine Pro­s­pect-Kut­te. „Bring ihn rein.“
Kiwi, der am nächs­ten zur Tür sitzt, steht auf und streckt den Kopf hin­aus. Er ruft nach Cat­cher, der ei­ni­ge Se­kun­den spä­ter her­ein­schlen­dert.
„Ich komme gleich zum Punkt.“ Riggs legt die Kutte auf den Tisch. Auf der Rück­sei­te ist das Logo der Kings auf­ge­näht und dar­un­ter steht das Wort Pro­s­pect.
„Du hast vor ein paar Mo­na­ten dein In­ter­es­se an dem Club aus­ge­spro­chen. Nach dem, was du heute für un­se­ren Bru­der getan hast, möch­ten wir dich zum An­wär­ter ma­chen.“
Cat­cher blickt auf die Kutte hin­un­ter und sieht sich dann im Zim­mer um. Man weiß nie, was er denkt.
„Ein Pro­s­pect zu sein, ist nicht leicht. Du musst dei­nen Bei­trag leis­ten und dir den Auf­nä­her ver­die­nen. Bist du be­reit, deine Zeit und, wenn es sein muss, dein Blut für den Club zu op­fern?“
Riggs war­tet auf eine Ant­wort.
Cat­cher streckt seine Hand aus. „Das bin ich.“
„Gut, Män­ner. Lasst uns fah­ren und nach die­sen Arsch­lö­chern Aus­schau hal­ten. Da­nach tref­fen wir uns im Twis­ted Thrott­le.“ Riggs schüt­telt Cat­cher die Hand und gibt ihm die Kutte. „Zieh sie an!“


Jo

Als ich unter der Du­sche stehe und das heiße Was­ser über mei­nen Kör­per läuft, gehen mir die gest­ri­gen Er­eig­nis­se noch ein­mal durch den Kopf.
Ich habe nicht eine Mi­nu­te ge­schla­fen. Jedes Mal, wenn ich meine Augen schlie­ße, tau­chen Bil­der von ihm auf, die mich quä­len.
Sa­wy­er ist hier. Er lebt in New Or­leans. Und ist of­fen­bar Mit­glied eines Mo­tor­rad­clubs. Ich habe mich immer ge­fragt, was er aus sei­nem Leben ge­macht hat, doch ich ver­su­che, nicht zu viel dar­über nach­zu­den­ken. Ei­gent­lich woll­ten wir unser Leben zu­sam­men ver­brin­gen. Alles kommt mir vor wie ein Traum. Be­stimmt wache ich gleich auf und stel­le fest, dass das, was ges­tern pas­siert ist, nur ein Hirn­ge­spinst war. Doch ich habe kein Glück. Das Schick­sal hat er­neut zu­ge­schla­gen. Ich weiß, dass ich nicht mehr viel Zeit habe, bevor meine Toch­ter auf­wacht, also ver­su­che ich, den Schmerz in mei­nem Her­zen bei­sei­te­zu­schie­ben und mache mich fer­tig. Was alles noch schlim­mer macht, ist die Tat­sa­che, dass ich mei­ner Toch­ter nichts von dem Chaos er­zäh­len kann, das wie ein Da­mo­kles­schwert über uns hängt.
„Mor­gen, La­dy­bug.“ Ich drehe mich zu ihr, als sie in die Küche kommt.
„Mor­gen, Mom.“ Sie kommt zu mir und gibt mir einen Kuss auf die Wange.
„Möch­test du Rühr­ei? Ich habe ziem­lich viele ge­macht.“
„Ja. Eier klin­gen gut. Ich mache den Toast“, träl­lert sie.
„Du bist ja gut ge­launt“, be­mer­ke ich. Als ich von der Ar­beit nach Hause kam, hat Sa­wy­er stun­den­lang von den neuen Freun­den er­zählt, die sie ken­nen­ge­lernt hat und dass sie ihre Leh­rer so mag. Ich war er­leich­tert. Den gan­zen Tag war ich ner­vös, weil ich stän­dig dar­über nach­dach­te, wie es für sie sein würde, mit­ten im Schul­jahr auf eine neue Schu­le zu wech­seln. Es ist nicht immer ein­fach, die Neue zu sein. Doch in der Se­kun­de, in der sie durch die Tür kam, hat sie an­ge­fan­gen zu er­zäh­len. Wir haben den gan­zen Abend damit ver­bracht, Pizza zu essen und über un­se­ren Tag zu reden.
„Maddy hat ge­fragt, ob ich am Sams­tag mit ihr ins Kino und dann ins Ein­kaufs­zen­trum will. Ihre Mom kann uns fah­ren.“ Sa­wy­er dreht sich vom Toas­ter weg und sieht mich mit fle­hen­dem Blick an. „Ich habe ge­sagt, dass ich dich zu­erst fra­gen muss. Also, kann ich bitte?“
„Ich denke, das ist okay. Ich möch­te ihre Mut­ter aber zu­erst ken­nen­ler­nen und du musst ver­spre­chen, dich zu mel­den.“
„Ja!“ Sa­wy­er wirft sich in meine Arme. „Danke!“
Ich ver­tei­le die Eier auf zwei Tel­ler und trage sie zum Tisch hin­über. Sa­wy­er ist damit be­schäf­tigt, ihrer Freun­din wegen Sams­tag zu ant­wor­ten, wäh­rend ich sie scherz­haft mit mei­ner Hüfte aus dem Weg schub­se und But­ter auf den Toast gebe. „Komm und iss etwas, bevor es kalt wird, La­dy­bug.“
„Okay.“ Wäh­rend wir uns set­zen, stellt Sa­wy­er die nächs­te Frage. „Ist es okay, wenn Maddy nach dem Kino bei mir über­nach­tet? Ihre Mom hat ge­sagt, dass es in Ord­nung ist. Sie kom­men ein biss­chen frü­her, damit du sie ken­nen­ler­nen kannst.“
Ich nicke. „Ich denke, das ist okay.“
„Cool.“ Sie tippt wie­der etwas in ihr Handy.
„Da­nach legst du dein Handy aber weg.“ Ich sehe meine Toch­ter über den Tisch hin­weg an. Sie weiß, was ich über Han­dys bei Tisch denke.
„Ja, Ma’am.“ Sa­wy­er wirft mir einen ver­le­ge­nen Blick zu und legt ihr Handy weg. Vor einem Jahr habe ich ihr ein Smart­pho­ne er­laubt, al­ler­dings mit der Regel, dass sie es beim Essen weg­le­gen muss und es nachts nicht in ihrem Zim­mer ist.

Zwan­zig Mi­nu­ten spä­ter gehen wir aus der Tür.
„Hast du deine Haus­auf­ga­ben dabei?“
„Oh, stimmt.“ Sa­wy­er läuft den Flur hin­un­ter zu ihrem Zim­mer und kommt eine Se­kun­de spä­ter wie­der mit ihrem Ma­theord­ner her­aus.
„Komm schnell, sonst kom­men wir beide zu spät.“ Ich schie­be sie aus der Tür und schlie­ße sie hin­ter mir.
Auf un­se­rem Weg zum Auto beugt sich Sa­wy­er zu mir her­über. „Der Typ ist gru­se­lig.“
Ich bli­cke mich um und sehe zum Nach­bar­haus hin­über. Der Mann, der mich beim Ra­sen­mä­hen be­ob­ach­tet hat, sitzt er­neut mit einem Bier in der Hand auf sei­ner Ve­ran­da und starrt uns an.
„Das ist er. Igno­ri­er ihn ein­fach.“ Er hat uns bis­her nicht be­läs­tigt, aber ich bin trotz­dem vor­sich­tig. Dabei muss ich daran den­ken, dass ich im Bau­markt an­hal­ten und zu­sätz­li­che Schlös­ser für die Türen und Fens­ter be­sor­gen woll­te. Man kann nicht vor­sich­tig genug sein. Meine Toch­ter ist nicht oft al­lein zu Hause, den­noch sind es jeden Tag ein paar Stun­den nach der Schu­le. Sie hat auch immer ein Pfef­fer­spray dabei und in mei­nem Nacht­schränk­chen be­fin­det sich ein Taser.
Mit Waf­fen habe ich mich noch nie wohl­ge­fühlt. Als ich jün­ger war, hat Tante June mir bei­ge­bracht, wie man sie be­nutzt. Sie be­stand dar­auf, dass ich weiß, wie man mit ihnen um­geht, da sie und Tante Mag­gie Waf­fen be­sit­zen und sie im Haus auf­be­wah­ren, aber dar­über hin­aus hatte ich nichts damit am Hut.
Ich stei­ge ins Auto, atme tief ein und hoffe, dass es an­springt. Als ich ges­tern aus dem Kran­ken­haus kam, hat das alte Mäd­chen Zi­cken ge­macht, mich dann aber doch noch si­cher nach Hause ge­bracht.
Ich ste­cke den Schlüs­sel ins Zünd­schloss und drehe ihn um. Das Auto stot­tert zu­erst, doch Gott sei Dank springt es an. „Danke.“ Er­leich­tert atme ich aus.

Der Ver­kehr in New Or­leans ist nicht das, was ich ge­wohnt bin, aber ich habe es ge­schafft, eine Vier­tel­stun­de frü­her zur Ar­beit zu kom­men, nach­dem ich Sa­wy­er an der Schu­le ab­ge­setzt habe. Also be­schlie­ße ich, in mei­nem Auto sit­zen­zu­blei­ben und mei­nen rest­li­chen Kaf­fee zu ge­nie­ßen, bevor ich hin­ein­ge­he. Mein Handy klin­gelt und zeigt mir an, dass ich eine Nach­richt habe.

Pro­mi­se: Hey. Hier ist Pro­mi­se. Wie geht es dir?

Ich läch­le und ant­wor­te:

Ich: Hi. Mir geht es gut. Was gibt’s?
Pro­mi­se: Mä­dels­abend wurde auf Sams­tag, sie­ben Uhr ver­scho­ben. Bist du dabei?

Ver­dammt! Die­sen Sams­tag ist die Über­nach­tungs­par­ty der Mäd­chen. Ich werde meine Toch­ter nicht ent­täu­schen und sie bit­ten ab­zu­sa­gen, nur damit ich aus­ge­hen kann. An­de­rer­seits will Sa­wy­er immer, dass ich ihr mehr Frei­hei­ten ein­räu­me. Sie be­schwert sich dar­über, dass ich ihr nicht ver­traue und sie wie ein Baby be­hand­le. Das habe ich erst wie­der im Salon ge­merkt, als Pro­mi­se mir ihren Ba­by­sit­ter an­ge­bo­ten hat. Ich habe ja auch nicht vor, be­son­ders lange zu blei­ben. Gott weiß, dass ich einen Abend unter Er­wach­se­nen gut ge­brau­chen könn­te, um ein­mal alles zu ver­ges­sen, was in letz­ter Zeit pas­siert ist.
Ich schrei­be Ma­d­dys Mom eine kurze Nach­richt. Sa­wy­er hat mir ihre Num­mer ge­ge­ben, bevor wir von zu Hause weg­ge­fah­ren sind. Ich stel­le mich vor und frage, ob es okay für sie ist, wenn die Mäd­chen am Sams­tag­abend ein paar Stun­den al­lein sind. Dabei ver­si­che­re ich ihr, dass ich spä­tes­tens um neun wie­der zu Hause bin. Sie ant­wor­tet so­fort und sagt, dass Maddy oft als Ba­by­sit­ter ar­bei­tet und sie kein Pro­blem damit hat, wenn die Mäd­chen für eine Weile al­lein blei­ben, so­lan­ge es nicht mehr als zwei Stun­den sind.
Nun, da alles ge­re­gelt ist, ant­wor­te ich Pro­mi­se.

Ich: Sie­ben klingt gut. Ich tref­fe euch dort.
Pro­mi­se: Per­fekt! Ich sende dir die Adres­se des Twis­ted Thrott­le.
Ich: Groß­ar­tig. Bis Sams­tag!

Ich stop­fe das Handy in meine Ta­sche, kippe den Rest mei­nes Kaf­fees hin­un­ter und be­rei­te mich men­tal auf den Tag vor.
Nichts in der Welt hätte mich auf den Schock vor­be­rei­ten kön­nen, den ich bekam, als ich ges­tern die Not­auf­nah­me be­trat und den Mann sah, den ich einst über alles ge­liebt habe.
Und ab­so­lut nichts hätte mich auf den Aus­druck in sei­nem Ge­sicht vor­be­rei­ten kön­nen. Seine wun­der­schö­nen, brau­nen Augen waren so vol­ler Hass. Als der Schock aus sei­nem Ge­sicht ver­schwand, war da nur noch Ver­ach­tung. Es war ein ver­damm­tes Wun­der, dass ich mich lange genug zu­sam­men­rei­ßen konn­te, um Dr. Led­ger beim Nähen von Sa­wy­ers Wunde zu hel­fen. Dass er ge­nau­so gut aus­sah wie in mei­ner Er­in­ne­rung, mach­te es nicht leich­ter. Sa­wy­er war immer schon groß, etwa einen Meter neun­zig. Der größ­te Un­ter­schied zu frü­her ist sein Bart. O Gott, warum muss­te er so gut aus­se­hen? Ich dach­te, dass er viel­leicht blei­ben würde, damit wir Ant­wor­ten auf die vie­len Fra­gen be­kom­men wür­den, die wir beide ganz of­fen­sicht­lich hat­ten, doch er woll­te so schnell wie mög­lich von mir weg.
„Hör auf, Jo“, schimp­fe ich mit mir selbst. „Der kann mich mal.“ Ich schütt­le den Kopf. Er ist der­je­ni­ge, der ein­fach ab­ge­hau­en ist, ohne ir­gend­ei­ne Er­klä­rung. Wenn je­mand wü­tend sein soll­te, dann ich. Sa­wy­er Hun­ting­ton kann von mir aus zur Hölle fah­ren.
„Jo! Gott sei Dank, dass du da bist!“, ruft Imani in dem Mo­ment, als ich um die Ecke zur Not­auf­nah­me biege. „Vor zwei Mi­nu­ten kam eine Schuss­ver­let­zung rein.“ Ich bin so­fort be­reit, werfe meine Hand­ta­sche auf den Schreib­tisch der Schwes­tern­sta­ti­on und folge Imani zur An­kunfts­zo­ne der Kran­ken­wa­gen, wo ich in der Ferne die Si­re­nen höre.
Dr. Led­ger tritt neben mich und nickt kurz zur Be­grü­ßung. Nichts an ihm lässt den ein­ge­bil­de­ten Ca­sa­no­va er­ken­nen, er ist jetzt ganz der Mann, der trotz sei­nes Rufs als Play­boy ein groß­ar­ti­ger Arzt ist.

Es ist schon so lange her, dass ich mit Freun­den aus­ge­gan­gen bin, dass ich nichts mehr zum An­zie­hen habe. Meine Gar­de­ro­be be­steht aus Schwes­tern­kit­teln, Jeans, Shorts, T-Shirts und dem einen Kleid, das jede Frau im Schrank hat, aber in nichts davon fühle ich mich sexy. Nicht, dass ich je­man­den be­ein­dru­cken will, aber ein­mal nur wäre es schön, sich wie eine Frau und nicht wie eine über­ar­bei­te­te Mom zu füh­len.
Ich sehe auf meine Uhr und flu­che. „Schei­ße.“ Ich wühle mich durch mei­nen Schrank, bis ich im obers­ten Fach schwar­ze Le­der­s­horts mit hoher Tail­le finde. Vor zwei Jah­ren habe ich sie aus einer Laune her­aus ge­kauft. Ich hatte nicht vor, sie zu tra­gen, aber aus ir­gend­ei­nem Grund schien sie mir ge­hö­ren zu wol­len. Und sie lässt mei­nen Hin­tern echt fan­tas­tisch aus­se­hen.
Ich grei­fe nach oben, ziehe sie her­aus und reiße das Preis­schild ab. Plötz­lich habe ich eine Idee. Ich gehe zur Kom­mo­de, öffne die obers­te Schub­la­de und wühle mich durch meine BHs, bis ich finde, wo­nach ich suche. Es ist ein schwar­zer Spa­ghet­ti­trä­ger-Bo­dy aus Spit­ze. Schnell ziehe ich mich an und kom­bi­nie­re das Out­fit mit einem gol­de­nen Gür­tel und schwarz-gol­de­nen Riem­chen­pumps mit fünf Zen­ti­me­tern Ab­satz.
Nach­dem ich an­ge­zo­gen bin, laufe ich durch den Flur ins Bad, ste­cke mir die Haare zu einem hohen Pfer­de­schwanz hoch, trage ein wenig Wim­pern­tu­sche auf und zum Ab­schluss etwas Rouge und roten Lip­pen­stift. Als ich fer­tig bin, werfe ich einen Blick in den Spie­gel. „Nicht schlecht, Jo“, sage ich zu mir selbst.
Ein er­neu­ter Blick auf die Uhr zeigt mir, dass ich mich be­ei­len muss. Ich haste zu­rück in mein Schlaf­zim­mer, nehme meine klei­ne Hand­ta­sche vom Bett und eile ins Wohn­zim­mer, wo Sa­wy­er und ihre Freun­din fern­se­hen und Eis essen.
„Wow, Mom. Du siehst heiß aus.“ Sa­wy­er sieht mich mit gro­ßen Augen an.
„Ja, Ms Gates. Diese Shorts sind der Ham­mer“, fügt Maddy hinzu.
„Danke, Mä­dels.“ Ich schen­ke ihnen ein Lä­cheln.
Dann nehme ich meine Schlüs­sel vom Kü­chen­tisch. „Denkt daran, was ich ge­sagt habe!“
„Ich weiß, Mom.“ Sa­wy­er rollt mit den Augen. „Hin­ter dir ab­schlie­ßen, nie­man­dem die Tür auf­ma­chen, alle drei­ßig Mi­nu­ten mel­den und im Not­fall die 112 an­ru­fen. Viel Spaß!“
„Alles klar, Klug­schei­ße­rin.“ Ich wusch­le ihr durch die Haare.
„Im Ernst, Mom. Uns geht es gut. Geh und hab ein­mal ein biss­chen Spaß.“
Ich küsse meine Toch­ter auf die Wange. „Du weißt, dass ich dich liebe, oder?“
„Ich dich auch.“
„Ich bin um neun zu Hause“, sage ich über meine Schul­ter, als ich aus der Tür gehe.
„Auf Wie­der­se­hen, Mut­ter.“ Ich lache, als Sa­wy­er mir einen ge­nerv­ten Blick zu­wirft.

Zehn Mi­nu­ten spä­ter biege ich auf einen Park­platz ein, der ge­gen­über vom Twis­ted Thrott­le liegt. Mit der Weg­be­schrei­bung von Pro­mi­se war es ein­fach zu fin­den. Ich stei­ge aus mei­nem Auto und sehe mich um, bevor ich über den Park­platz gehe. Als ich den Bür­ger­steig er­rei­che, fällt mir auf, wie be­lebt die Stra­ße ist und wie viele Leute die Bar be­tre­ten und aus ihr her­aus­kom­men. Wäh­rend ich die Stra­ße über­que­re, höre ich den sanf­ten Klang von Coun­try-Mu­sik. Ich läch­le, als ich sehe, dass Pro­mi­se an der Ecke auf mich war­tet.
„Hey, du hast es ge­schafft“, sagt sie und über­rascht mich damit, dass sie mich zu sich zieht und mich um­armt. „Du siehst üb­ri­gens fan­tas­tisch aus.“
Ich trete einen Schritt zu­rück. „Danke!“
Dann stellt sie mich ihren Freun­din­nen vor. Zu­erst deu­tet sie auf eine atem­be­rau­ben­de Frau mit lan­gem, glat­tem, schwar­zem Haar und Augen wie Gold. „Jo, das ist meine beste Freun­din, Lon­don.“ Dann stellt sie mir eine Frau mit wil­den, blon­den Lo­cken vor und Augen so blau wie das Meer. „Das ist meine Freun­din Ruby. Und Sadie kennst du ja be­reits.“
„Hi.“ Ich winke. „Es ist schön, euch ken­nen­zu­ler­nen.“
„Freut uns auch, Jo. Und ich liebe deine Shorts. Du hast wirk­lich tolle Beine“, ant­wor­tet Lon­don.
„Oh, ähm, danke.“ Ich bin ver­le­gen, weil ich zu den Men­schen ge­hö­re, die nicht leicht Kom­pli­men­te an­neh­men kön­nen.
Wir sto­ßen mit einer Grup­pe von Män­nern zu­sam­men, die aus der Bar kom­men. Der Laden ist bre­chend voll. Ich wende mich an Pro­mi­se. „Ist ziem­lich voll hier. Bist du si­cher, dass wir einen Tisch be­kom­men?“
Lon­don winkt mit der Hand in der Luft. „Pro­mi­se’ Mann ar­bei­tet hier. Wir be­kom­men immer einen Tisch.“
„Oh, wow. Das ist cool“, ant­wor­te ich.
„Ja. Cains Bru­der ge­hört der Laden und er selbst ar­bei­tet ein paar Mal die Woche hin­ter der Bar.“
Ich folge Pro­mi­se wei­ter hin­ein in die Bar, wo sie uns zu einem Tisch am hin­te­ren Ende führt, auf dem re­ser­viert steht.
„Da sind wir.“ Als wir uns set­zen, kommt ein gro­ßer, wahn­sin­nig gut aus­se­hen­der Mann mit Bart zu uns, greift in Pro­mi­se’ Na­cken, zieht sie zu­rück und küsst sie lei­den­schaft­lich. Der Kuss ist fast ein wenig zu intim für die Öf­fent­lich­keit und ich werde rot.
„Honey, ich möch­te, dass du meine neue Freun­din Jo ken­nen­lernst. Jo, das ist Cain.“
Cain streckt mir die Hand über dem Tisch ent­ge­gen. „An­ge­nehm, Dar­ling.“ Er schüt­telt mir die Hand.
„Freut mich, dich ken­nen­zu­ler­nen, Cain.“ Der at­trak­ti­ve Mann schenkt nun den an­de­ren Frau­en seine Auf­merk­sam­keit. „Das Üb­li­che, Ladys?“
„Ja, bitte“, ant­wor­ten alle ein­stim­mig.
„Was ist mit dir, Jo?“ Cain sieht mich an. „Was darf ich dir brin­gen?“
„Ich nehme ein Bier vom Fass.“
Cain klopft mit sei­nen Fin­ger­knö­cheln auf den Tisch. „Kommt so­fort.“
„Also, Pro­mi­se hat uns er­zählt, dass du Kran­ken­schwes­ter bist“, sagt Lon­don zu mir. Ich nicke. „Ja. Ich ar­bei­te in der Not­auf­nah­me drü­ben im Ho­pe­da­le. Meine Toch­ter und ich sind ge­ra­de aus Ten­nes­see her­ge­zo­gen.“
„Das ist cool. Hast du noch Fa­mi­lie in Ten­nes­see?“, will Ruby wis­sen.
Ich be­ant­wor­te diese Frage wie immer. „Habe ich. Meine Tan­ten, Mag­gie und June. Ich bin mit acht­zehn zu ihnen ge­zo­gen. Sie haben mir dabei ge­hol­fen, meine Toch­ter groß­zu­zie­hen, die heute fünf­zehn ist.“ Ich er­zäh­le ab­sicht­lich nichts über meine El­tern, wenn es um meine Fa­mi­lie geht. Für mich haben sie auf­ge­hört, Fa­mi­lie zu sein, als ich acht­zehn wurde. Ich will das Ge­spräch von mir len­ken und frage: „Und was ist mit euch? Von Pro­mi­se weiß ich, dass sie An­wäl­tin ist und Sadie ge­hört der Salon. Aber was ist mit euch bei­den?“
Ich sehe zu Lon­don und Ruby.
„Ich bin auch An­wäl­tin“, ant­wor­tet Lon­don. „Ich habe mit Pro­mi­se zu­sam­men eine Kanz­lei.“
„Das ist toll.“ Ich strah­le sie an. „Und du, Ruby?“
„Ich bin Er­zie­he­rin. Im Kin­der­gar­ten“, fügt sie hinzu.
„Oh, wow. Das muss so­wohl schön als auch her­aus­for­dernd sein“, sage ich mit einem La­chen.
„Es ist de­fi­ni­tiv in­ter­es­sant. Ich liebe Kin­der.“ Ruby grinst.
Wir wer­den un­ter­bro­chen, als Cain mit un­se­ren Drinks zu­rück­kommt. „Hier, Ladys.“ Er stellt un­se­re Glä­ser auf dem Tisch ab.
„Spielt Fen­der heute?“, fragt Pro­mi­se. „Ich hatte ge­hofft, dass Jo ihn sehen kann.“
„Ja. Er geht gleich auf die Bühne.“ Cain blickt sich um und wir fol­gen sei­nem Blick. „Da kommt er.“
Schei­ße! Was zum Teu­fel? Beim An­blick von Sa­wy­er, der sich auf uns zu­be­wegt, fühle ich die nack­te Angst in mei­ner Ma­gen­gru­be. Und mein Ge­fühl täuscht mich nicht, denn in dem Mo­ment, als er mich sieht, ver­schwin­det sein ent­spann­ter Ge­sichts­aus­druck und wird durch glü­hen­den Zorn er­setzt.
Bevor ich eine Chan­ce habe zu flie­hen, winkt ihn Pro­mi­se zu uns. „Hey Fen­der. Komm her. Ich will, dass du …“
Sa­wy­er steht vor mir, bevor Pro­mi­se ihren Satz be­en­den kann. „Was zum Teu­fel machst du hier?“, zischt er.
„Was zur Hölle, Bru­der?“ Cain starrt Sa­wy­er an, ge­nau­so wie Pro­mi­se und ihre Freun­din­nen, die mit of­fe­nem Mund auf ihren Stüh­len sit­zen.
Er igno­riert Cain und die ent­setz­ten Ge­sich­ter aller an­de­ren am Tisch. „Ich habe dich etwas ge­fragt, Jo. Was zum Teu­fel machst du hier? Ver­folgst du mich etwa?“
Die Luft im Raum ist plötz­lich to­xisch und die Span­nung zwi­schen Sa­wy­er und mir kaum aus­zu­hal­ten. Ich habe den über­wäl­ti­gen­den Wunsch zu flie­hen, aber ich spüre mei­nen Kör­per nicht mehr. Dass ich ihm nicht ant­wor­te, macht Sa­wy­er nur noch wü­ten­der.
„Ant­wor­te mir!“, brüllt er und haut mit sei­ner Faust auf den Tisch, dass die Glä­ser klir­ren.
Bei der gren­zen­lo­sen Wut, die von ihm aus­geht, zucke ich zu­sam­men.
„Okay, was ist hier los?“, fragt Pro­mi­se, wäh­rend sie zwi­schen mir und Sa­wy­er hin- und her­sieht. „Ihr bei­den kennt euch?“
Bei ihrer Frage finde ich meine Stim­me wie­der. „Nein“, flüs­te­re ich, aber Sa­wy­er hört es. Sein Ge­sicht ver­zieht sich vor Ver­ach­tung.
„Nein? Willst du wirk­lich hier sit­zen und be­haup­ten, dass du mich nicht kennst? Das ist echt krass.“
Mit zit­tern­den Bei­nen stehe ich auf. „Ich kenne dich nicht“, sage ich und sehe ihn dabei nicht an. „Der Sa­wy­er Hun­ting­ton, den ich kann­te, hätte nie so mit mir ge­spro­chen.“
Das La­chen, das Sa­wy­er über die Lip­pen kommt, ist so vol­ler Hohn, dass ich eine Gän­se­haut be­kom­me. „Ja, nun, die Jo, die ich kann­te, hätte nie­mals für mich die Beine breit ge­macht, nur um sich ein paar Tage spä­ter mit einem an­de­ren Mann ein­zu­las­sen.“
Pro­mi­se und ihre Freun­din­nen keu­chen hör­bar auf, als Sa­wy­er seine gif­ti­gen Be­lei­di­gun­gen in meine Rich­tung spuckt, und ohne nach­zu­den­ken, stür­ze ich mich auf ihn. Meine Hand­flä­che lan­det mit einem lau­ten Knall auf sei­ner Wange.
„Du weißt über­haupt nichts“, sage ich keu­chend.
„Ich weiß alles, was ich über dich wis­sen muss“, ent­geg­net Sa­wy­er.
Aus mei­nem Au­gen­win­kel sehe ich, wie Pro­mi­se zwi­schen mir und Sa­wy­er hin und her sieht, als wären wir ein Puz­zle, das sie zu­sam­men­set­zen muss. Dann leuch­tet plötz­lich ihr gan­zes Ge­sicht und ihre Augen wer­den groß. Ich igno­rie­re ihre Re­ak­ti­on und was auch immer sie ge­ra­de zu den­ken scheint. Statt­des­sen kon­zen­trie­re ich mich auf den Mann vor mir. Ich drehe mich um und nehme meine Ta­sche vom Tisch, dann wende ich mich wie­der dem Men­schen zu, der mir mit acht­zehn Jah­ren das Herz her­aus­ge­ris­sen hat, und es seit­dem nicht mehr los­ließ.
„Du, Sa­wy­er Hun­ting­ton, bist heute ge­nau­so ah­nungs­los wie du es vor fünf­zehn Jah­ren warst.“ Ich drehe mich um und stür­me aus der Bar. Wun­der­sa­mer­wei­se schaf­fe ich es bis zu mei­nem Auto, ohne zu­sam­men­zu­bre­chen. Doch in dem Mo­ment, in dem ich die Tür zu­schla­ge, flie­ßen mir die Trä­nen über die Wan­gen.
Und sie flie­ßen wei­ter, bis ich kurz vor mei­nem Haus bin. Ich kann auf kei­nen Fall so hin­ein­ge­hen und dar­auf hof­fen, dass mir meine Toch­ter keine Fra­gen stellt. Fra­gen, die ich nicht be­ant­wor­ten will oder kann. Zur Hölle, nach Sa­wy­ers Be­mer­kun­gen in der Bar habe ich selbst Fra­gen. Ich war voll­kom­men ge­schockt von sei­ner haar­sträu­ben­den Be­haup­tung. Es hat sich an­ge­fühlt, als hätte mir je­mand ein Mes­ser in mein Herz ge­rammt.
Ich parke in der Ein­fahrt, hole ein paar Ta­schen­tü­cher aus dem Hand­schuh­fach und wi­sche mir die Mas­ca­ra ab, die mir das Ge­sicht her­un­ter­läuft. Mit ein paar rei­ni­gen­den Atem­zü­gen ver­su­che ich, meine Ner­ven zu be­ru­hi­gen. Dann stei­ge ich aus.
Das laute Röh­ren eines Mo­tor­rads dröhnt die Stra­ße her­auf, und einen Mo­ment spä­ter fährt Sa­wy­er in die Ein­fahrt. Ich be­kom­me Panik, als er den Motor ab­stellt und von sei­nem Bike ab­steigt. Er darf nicht hier sein. „Du musst wie­der fah­ren“, sage ich.
„Nein“, ant­wor­tet er ein­sil­big.
„Doch. Geh jetzt.“ Ich zeige auf sein Bike.
Sa­wy­er rührt sich kei­nen Zen­ti­me­ter und ver­schränkt seine Arme vor der Brust. Wenn ich ihn nicht so sehr has­sen würde, wäre ich von sei­nem guten Aus­se­hen an­ge­tan. Mit acht­zehn war Sa­wy­er at­trak­tiv, aber als Er­wach­se­ner mit all sei­nen Mus­keln und dem Bart ist er ge­ra­de­zu atem­be­rau­bend.
„Ich fahre nicht, bis du mir nicht meine ver­damm­te Frage be­ant­wor­tet hast. Was machst du in New Or­leans und im Twis­ted Thrott­le?“
„Du hast kein Recht, mich auch nur ir­gend­et­was über mein Leben zu fra­gen. Geh jetzt.“
Sa­wy­er igno­riert mich. „New Or­leans ist meine Stadt und ich habe ver­dammt noch­mal jedes Recht, dich zu fra­gen, was du hier tust.“
Ich gehe auf ihn zu und zi­sche: „Fahr zur Hölle!“ Dann drehe ich mich um, doch er greift mit sei­ner Hand um mei­nen Ober­arm und hält mich zu­rück. „Be­ant­wor­te meine ver­damm­te Frage, Jo.“ Seine Na­sen­flü­gel beben.
„Leck mich, Sa­wy­er. Ich woll­te ges­tern mit dir reden, aber du hast dich wie ein Idiot auf­ge­führt. Du hast deine Chan­ce ver­tan.“ Ich schütt­le mei­nen Arm aus sei­nem Griff. „Und jetzt geh. Ich werde es nicht noch ein­mal sagen.“
Sa­wy­er öff­net sei­nen Mund, aber etwas hin­ter mir er­regt seine Auf­merk­sam­keit. Ich drehe mich um und sehe den Schat­ten mei­ner Toch­ter im Fens­ter, als sie durch den Vor­hang sieht.
„Wer zum Teu­fel ist da drin?“, knurrt Sa­wy­er.
„Und wie­der geht es dich nichts an“, sage ich mit zu­sam­men­ge­press­ten Zäh­nen.
„Ich will Ant­wor­ten“, ent­geg­net er.
„Nun.“ Ich be­freie mei­nen Arm aus sei­nem Griff. „Wir be­kom­men nicht immer, was wir wol­len.“
Sa­wy­er will etwas sagen, aber ich bin schnel­ler. „Ich woll­te, dass der Junge, in den ich mich vor vie­len Jah­ren ver­liebt habe, nicht ein­fach ver­schwin­det und mich mit ge­bro­che­nem Her­zen und zer­stör­ten Träu­men zu­rück­lässt. Ich woll­te nicht die letz­ten fünf­zehn Jahre mit un­be­ant­wor­te­ten Fra­gen ver­brin­gen. Und si­cher woll­te ich nicht in eine neue Stadt zie­hen und mein Leben auf den Kopf stel­len, nur weil du dort lebst.“
In Sa­wy­ers Ge­sicht zeich­nen sich die un­ter­schied­lichs­ten Emo­tio­nen ab, wäh­rend ich ihm meine Worte ent­ge­gen­schleu­de­re. Zorn, Schmerz und Ver­wir­rung. Aber ich habe nicht die Kraft, jetzt über all das zu reden. Mit wack­li­gen Bei­nen gehe ich zum Haus.
Sa­wy­er ver­sucht er­neut, mei­nen Arm zu grei­fen, doch er hält inne, als ich zu­sam­men­zu­cke.
„Du hast zehn Se­kun­den, um zu dei­nem Mo­tor­rad zu­rück­zu­ge­hen und von hier zu ver­schwin­den, oder ich rufe die Po­li­zei.“
Bei mei­ner Dro­hung ver­steift er sich. „Ich würde dich nie ver­let­zen. Egal, wie wü­tend ich bin.“
Ich sehe, wie Sa­wy­ers Blick auf mei­nen Arm fällt, und er be­merkt, dass ich über die Stel­le reibe, an der er mich ge­packt hat. Mo­ment mal, denkt er, des­halb woll­te ich die Cops rufen? Weil er mich an­ge­fasst hat? Ich reibe nicht über die Stel­le, weil er mich dort ge­packt hat. Ich tue es, weil seine Be­rüh­rung sich an­fühlt, als hätte er dort ein Loch in mei­nen Kör­per ge­brannt. Seine Hand auf mei­ner Haut bringt so viele Er­in­ne­run­gen zu­rück. Aber das sage ich ihm nicht. Statt­des­sen ver­hal­te ich mich wie ein Arsch­loch.
„Zehn Se­kun­den, Sa­wy­er.“ Mit die­sen Wor­ten drehe ich mich um und gehe die Ein­fahrt hin­auf zu mei­nem Haus. Es kos­tet mich alle Kraft, die ich habe, nicht zu­rück­zu­bli­cken, und ich seuf­ze er­leich­tert auf, als ich höre, wie er das Mo­tor­rad an­lässt.
„Mom, wer war der Mann?“ Wie er­war­tet steht meine Toch­ter di­rekt vor mir, als ich durch die Haus­tür komme. Ich sehe an ihr vor­bei ins Wohn­zim­mer. „Wo ist Maddy?“
„Im Bad.“ Sa­wy­er folgt mir den Flur hin­un­ter zu mei­nem Zim­mer. „Mom!“
„Er ist nur ein Typ aus der Bar. Ich habe meine Ta­sche ver­ges­sen und er hat sie mir net­ter­wei­se ge­bracht.“
„Du hast deine Ta­sche ver­ges­sen?“ Sa­wy­er schaut mich miss­trau­isch an. „Das sieht dir nicht ähn­lich.“
„Stimmt.“ Ich gebe mein Bes­tes, um meine Lüge zu un­ter­mau­ern. „Gott sei Dank war der Mann so nett, sie mir zu­rück­zu­ge­ben.“
„Er hat ge­mein aus­ge­se­hen. So als wäre er wü­tend auf dich.“
Ich setze mich ans Ende des Bet­tes und ziehe meine hoch­ha­cki­gen Pumps aus. „Hm. Habe ich nicht be­merkt.“ Ich bli­cke zu mei­ner Toch­ter und schen­ke ihr ein ge­küns­tel­tes Lä­cheln. „Ich meine es ernst, La­dy­bug. Er ist nur ein Kerl, der so nett war, mir meine Ta­sche zu brin­gen. Nichts wei­ter.“
„Bist du si­cher? Du wirkst ir­gend­wie durch­ein­an­der.“
Ich be­mer­ke den be­sorg­ten Ton­fall mei­ner Toch­ter. Des­halb stehe ich auf und um­ar­me sie.
„Mir geht’s gut. Ver­spro­chen. Jetzt geh zu­rück zu dei­ner Freun­din.“
Erst als Sa­wy­er zu­rück zu Maddy geht, und ich mich hin­ter mei­ner ge­schlos­se­nen Schlaf­zim­mer­tür si­cher fühle, er­lau­be ich es mir zu wei­nen.

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