Devil's Hellions MC: Dirty Perfect Storm

Originaltitel: Dirty Perfect Storm: A Grumpy-Sunshine Romance (Devil's Hellions MC Book 1)
Übersetzer: J.M. Meyer

Erschienen: 12/2023
Serie: Devil's Hellions MC
Teil der Serie: 1

Genre: Contemporary Romance, Motorcycle Club Romance, Romantic Thrill
Zusätzlich: Krimi

Location: USA, Texas


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-648-5
ebook: 978-3-86495-649-2

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Devil's Hellions MC: Dirty Perfect Storm


Inhaltsangabe

Legacy

Legacy, Vermächtnis, ist nicht nur mein Name - ich lebe und atme für den Motorradclub, in den ich hineingeboren wurde, die Devil's Hellions. Verrat, Gewalt, Sex und Gefahr sind mein Alltag.

Nach einem Unfall mit der schönen Henli fällt es mir schwer, mein Verlangen nach ihr und meine Arbeit als Vizepräsidents des Clubs in Einklang zu bringen. Henli ist zu süß und zu unschuldig, um mit dem gefährlichen und schmutzigen Club-Alltag belastet zu werden. Ich werde sie auf keinen Fall in Gefahr bringen und halte sie deshalb unwissend und fern von meinem Club. Aber ich werde heimlich alles in meiner Macht stehende tun, um Henli trotzdem vor den zahlreichen Feinden meines Clubs zu beschützen. Denn in der Welt der Devil's Hellions gibt es keine Gnade.

Henli

Man sagt, dass kein Sturm ewig andauert. Dass nach jedem Sturm die Sonne wieder scheint. Aber niemand kennt diesen speziellen Sturm, der über mich hinwegfegt. Der Name meines Sturms ist Legacy. Legacy ist absolut köstlich verdorben. Legacy wird mich ruinieren - und am Ende werde ich ihn sogar anflehen, genau das zu tun.

"Dirty Perfect Storm" ist der Auftakt einer packenden und mitreißenden vierteiligen Motorradclub-Reihe. Hayley Faiman entführt euch in eine Welt voller Leidenschaft, Gefahr und rauer Biker. Taucht ein in die Welt der Motorradclubs, in der die Regeln anders sind und die Leidenschaft heißer brennt.

Über die Autorin

Als Einzelkind musste Hayley Faiman sich mit sich selbst beschäftigen. Im Alter von sechs Jahren begann sie, Geschichten zu schreiben, und hörte nie wirklich damit auf. Die gebürtige Kalifornierin lernte ihren heutigen Ehemann im Alter von sechzehn Jahren kennen und heiratete...

Weitere Teile der Devil's Hellions MC Serie

Leseprobe

Henli

Das Mädchen, das mir geschrieben hat, dass es sich vollfressen will, scheint wohl nicht zu unserer Verabredung erschienen zu sein. Grace hat einen großen Bogen um ungesundes Zeug gemacht, sie hat einmal daran gerochen.
Nicht, dass ich ihr das übelnehmen würde.
Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich selbst nichts angerührt habe, was auch nur an Kohlenhydrate erinnerte. Es war eine düstere Zeit, weil ich an nichts anderes als an Kalorien denken konnte und sogar von ihnen geträumt habe. Ich schätze, ich bin einfach bloß ein wenig überrascht, dass sie das Brot verschmäht hat, besonders nach unserem...

...Nachrichtenaustausch. Jetzt gerade reibt sie sich auf der Tanzfläche an jenem Typen, der sie per Textnachricht abserviert hat. Ihr Freund sieht genauso aus, wie ich ihn mir vorgestellt habe: Wie ein riesiges Arschloch.
Und dann wären da noch die Freunde des Trottels. Sie sehen genauso aus wie er und verhalten sich auch so.
Einer der Kerle beugt sich zu mir herunter, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. Sein warmer Atem streift über meine Haut, woraufhin ich mir augenblicklich wünsche, er würde das unterlassen. Er dringt in meine persönliche Komfortzone ein. Das würde mir vielleicht gefallen, wenn ich auch nur einen Müh attraktiv fände. Doch dieser Mann hält sich für eine Sahneschnitte und das turnt mich total ab.
Außerdem ist er überhaupt nicht mein Typ – also so gar nicht. Ich meine, in der Highschool hätte ich ihn vielleicht süß gefunden, aber ich lebe mittlerweile zu lange in der realen Welt. Kerle wie ihn habe ich schon oft kennengelernt und daher weiß ich, dass er bloß ein narzisstischer Arsch ist, der dich mit Haut und Haar verzehrt, wieder ausspuckt und noch ein paar Mal auf dir herumtrampelt, bevor er dich links liegen lässt.
Ich rücke so weit wie möglich von ihm ab, rümpfe die Nase und führe mein Wasserglas an die Lippen. Allerdings scheint er den Wink mit dem Zaunpfahl nicht zu verstehen.
Er kommt wieder näher heran, sein Blick ruht auf meinem Getränk. Die Situation ist mir nicht nur unangenehm, sondern auch geradezu unheimlich. Er lehnt sich zurück, was mir ein oder zwei Zentimeter Luft zum Atmen verschafft, und ich nippe an meinem Wasser.
Er sieht mir dabei zu, wie ich die Flüssigkeit herunterschlucke. Während ich einen Schluck nach dem anderen nehme, beobachtet er mich genaustens.
Irgendwie wird mir warm. Ich bin mir nicht sicher, ob es daran liegt, dass der Typ mir so dicht auf die Pelle gerückt ist, oder ob jemand die Heizung angestellt hat oder so. Ich brauche dringend Abstand. Deshalb leere ich mein Glas ganz schnell, woraufhin er komischerweise seine Lippen zu einem Lächeln verzieht. Ich ignoriere sein seltsames Grinsen und denke darüber nach, wie ich hier wegkomme.
Kaum, dass ich mein Glas weggestellt habe, ist er auch schon wieder ganz dicht bei mir. Sozusagen direkt vor mir. Ich kann mich nicht auf sein Gelaber konzentrieren, weil es mir scheißegal ist und weil sich die Luft in dieser Bar schlagartig verändert.
Die Stimmung wird eine andere, und als ich der Ursache dafür auf den Grund gehen möchte, ist dieser völlig banal.
Der Biker.
Er ist hier.
Der von heute Vormittag, der sich dafür entschuldigt hat, mich fast über den Haufen gefahren zu haben. Und er ist absolut atemberaubend. Er ist noch genauso riesig wie in meiner Erinnerung. Seine Muskeln sind nicht zu übersehen. Sein kurzes Haar ist durcheinander und perfekt, als wäre er mit dem Motorrad hierher gefahren. Ich bin mir sicher, dass er mit seinem Bike hier ist.
Ich erinnere mich noch sehr detailliert an ihn.
Er checkt die Bar ab, sein Blick schweift durch den Raum. Ich habe den albernen Wunsch, dass er mich entdeckt, hierherüber gerannt kommt, mich in seine Arme zieht und festhält. Dass er mir nah ist, dass er mich gegen sich drückt.
Ich stelle mir vor, wie er seinen Mund auf meinen legt und meine Lippen mit einem rauen und verführerischen Kuss versiegelt. Anschließend trägt er mich aus der Bar zu seinem Motorrad, woraufhin wir in der Dunkelheit davonfahren.
All das passiert in meiner Fantasie.
Die Realität ist vermutlich viel düsterer.
In Wahrheit beobachte ich aus der Ferne, wie er sich auf einen Barhocker setzt. Er lässt das Sitzmöbel total klein erscheinen, die Bar wirkt winzig. Ich sehe, wie ihm ein Bier serviert wird. Seine langen, kräftigen Finger umschließen die Flasche, die er an seine Lippen führt, um einen Schluck zu nehmen. Das Bier rinnt ihm die Kehle hinab. Es ist sinnlich oder vielleicht bin ich auch einfach nur so scharf auf ihn, dass es mir so vorkommt.
Er ist in Begleitung von ein paar Jungs, die allesamt kräftige, sexy Muskelpakete sind. Von mir nimmt er keine Notiz. Er weiß nicht, dass ich hier bin, und das ist wahrscheinlich auch besser so. Ich bezweifle, dass ich überhaupt wüsste, wie man mit so einem Mann umzugehen hat.
Ich stoße einen Seufzer aus und wende mich wieder dem Trottel zu, der mir ein Ohr abkaut. Ich habe keinen blassen Schimmer, was er bisher zu mir gesagt hat. Ich habe ihn und das Gespräch, das er eher mit sich selbst als mit mir führt, ausgeblendet, weil ich ihm keine Aufmerksamkeit schenken will.
Ein Song nach dem nächsten dröhnt aus den Boxen.
Grace und ihr Arschloch sind noch nicht wieder zurück. Sie reiben ihre Körper auf der Tanzfläche aneinander, sogar zu schnellen, poppigen Liedern. Es ist so bizarr. Es ist mir unangenehm, ihnen bei ihrem Balztanz zuzugucken. Allerdings bin ich nicht dazu in der Lage, wegzusehen. Wie bei einem Zugunglück.
Der beste Kumpel vom Arschloch hat endlich aufgegeben, mich anzubaggern. Er sitzt zwar immer noch recht nah bei mir, unterhält sich aber mittlerweile mit seinen Freunden.
Laut gähnend beschließe ich, dass der Abend für mich zu Ende ist. Ich muss morgen arbeiten und es ist bereits spät. Ich schnappe mir meine Handtasche und schultere sie. Allerdings kommt es mir so vor, als würde ich meine Bewegungen in Zeitlupe ausführen.
„So, meine Herren, es hat Spaß gemacht“, sage ich. Während ich spreche, fühlt sich meine Zunge an, als wäre sie viel zu groß für meinen Mund. Es ist ein seltsames Gefühl, dass ich noch nie zuvor verspürt habe. Das ist nicht normal und ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich wünschte, ich wäre bereits zu Hause im Pyjama.
Als ich aufstehe, fühlen sich meine Beine wie Wackelpudding an. Fast geben sie unter mir nach. So, als wären sie eingeschlafen.
Die Musik klingt, als würde sie in weiter Ferne gespielt.
Ich wende mich von den Jungs ab und marschiere in Richtung Toiletten davon. Plötzlich wird mir ganz warm. Nein, nicht bloß warm. Mir wird unglaublich heiß. Vielleicht sollte ich mir etwas kaltes Wasser ins Gesicht spritzen, bevor ich nach Hause fahre. Vermutlich wird mich das etwas herunterkühlen und gleichzeitig wieder wacher werden lassen.
Ich stolpere regelrecht durch die Bar. Mein Körper reagiert nicht so, wie ich das will. Mir entgleist die Kontrolle trotz der flachen Schuhe, die ich trage, obwohl ich normalerweise immer sehr beherrscht bin. Als ich auf der Tanzfläche mit jemandem zusammenstoße, ringe ich nach Atem. Ich sehe den Mann an, mit dem ich kollidiert bin.
„Es tut mir so leid“, probiere ich zu sagen. Die Worte verlassen aber meine Lippen nicht auf die gleiche Weise, wie ich sie im Kopf habe.
Der Fremde starrt mich an, seine Hand liegt um meinen Ellenbogen. Sein Gesichtsausdruck signalisiert Verwirrung. Er fragt mich, ob es mir gut geht. Seine Stimme klingt schallend, als würde er in einem Tunnel stehen. Der Griff um meinen Ellenbogen wird fester. Er hebt den Kopf und spricht mit jemandem, aber ich verstehe nicht, was er sagt.
Mir ist schleierhaft, was hier vor sich geht. Ich reiße mich von ihm los und versuche, zu den Toiletten zu gelangen. Bei jedem Schritt, den ich tue, schwanke und stolpere ich. Doch ich gebe mir große Mühe, mich aufrecht zu halten.
Als ich endlich in den spärlich beleuchteten Flur einbiege, verweigern meine Beine den Dienst. Ich kann mich nicht länger auf ihnen halten. Egal, wie sehr ich mich auch anstrenge, mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Als ich nach der Türklinke greife, knicken meine Beine weg und ich falle zu Boden.
Plötzlich tauchen die Freunde vom Arschloch neben mir auf.
Alle drei.
Der Typ, der mir den ganzen Abend über einen Knopf an die Backe gelabert hat und seine zwei Freunde.
„Scheiße, Baby, du bist ja völlig im Arsch. Wir bringen dich hier raus“, sagt derjenige, der die ganze Zeit über an mir klebte.
Meine Hirn-zu-Mund-Koordination funktioniert nicht wirklich. Ich versuche, ihm mitzuteilen, dass ich keinen Tropfen Alkohol getrunken habe – ich hatte nur Sprudelwasser -, aber ich bringe die Worte nicht heraus.
Mein Kopf kippt zur Seite weg und ich spüre, wie meine Augen sich drehen. Ich weiß nicht, wieso ich das fühle, doch mein Körper scheint empfindlicher als üblich zu sein. Zudem kommt es mir so vor, als würde ich die Szene aus weiter Ferne beobachten, wie eine unbeteiligte Zuschauerin.
Es ist beinahe eine außerkörperliche Erfahrung.
Ich nehme alles wahr. Allerdings ist mir das Sprechen und Bewegen unmöglich. Ich probiere, meine Augen zu öffnen, bekomme sie aber nur einen Spalt breit auf. Dann versuche ich, den Kopf anzuheben, was jedoch auch nicht so richtig funktioniert.
Der beste Freund vom Arschloch zerrt mich aus dem hinteren Teil der Bar weg. Die anderen Kerle sind ihm dicht auf den Fersen. Ich versuche, meine Füße auf den Boden zu stellen, doch es klappt nicht.
Ich wünschte wirklich, ich hätte mir seinen Namen gemerkt – irgendeinen ihrer Namen -, aber da ich wusste, dass ich sie nach heute Abend ohnehin nie wieder sehen würden, spielten sie keine Rolle.
Plötzlich ist er fort. Sie sind alle weg und ich falle um. Ich kann nicht einmal meine Arme ausstrecken, um den Sturz abzupuffern. Kurz bevor ich jedoch auf dem Boden aufschlage, legen sich zwei starke Arme um meinen Körper.
„Es wird alles wieder gut, Babe.“
Die Stimme, die zu den Armen gehört, ist tief und rau. Ich kann sie niemandem zuordnen, aber sie wirkt dennoch tröstlich auf mich. Aus welchem Grund auch immer fühle ich mich sowohl geistig als auch körperlich sicher. Und dann wird alles um mich herum pechschwarz.

 

Legacy

Nachdem ich die Bar betreten habe, checke ich die Lage. Ich entdecke sie – die Frau von heute Vormittag – inmitten einer Gruppe Kerle. Sie wirken allesamt wie verdammte Arschlöcher.
Was sie mit Sicherheit auch sind.
Ich bleibe, wo ich bin, und beobachte die Situation aus der Ferne, denn ich weiß, dass ich diese Frau nicht verdiene. Ich würde sie bloß zerstören, würde ich mich an sie ranmachen. Ausnahmsweise bin ich bemüht, ein anständiger Kerl zu sein.
Aber nur dieses eine Mal.
Ich weiß nicht einmal, ob ich übermorgen noch hier sein werde. Das mit ihr und mir wäre eine einmalige Sache und ich habe das Gefühl, dass mir das nicht reichen wird. Sie hat, ohne Zweifel, mehr zu bieten als einen geilen Hintern.
Ich habe nicht die Zeit, ihr die Aufmerksamkeit zu schenken, die es braucht, um sie zu meiner Citizen Wife zu machen. Vor allem, weil wir ein paar Stunden auseinander wohnen.
Ich muss aufhören, über solche Optionen nachzudenken. Aber nun, da ich sie wiedersehe … Fuck … ich will sie.
Je länger ich sie beobachte, desto mehr wird mir bewusst, dass sie sich äußerst unwohl zu fühlen scheint. Mit diesen Männern ist sie wohl nicht befreundet. Sie sieht so aus, als wäre sie lieber woanders, aber ich mische mich da nicht ein.
Zumindest noch nicht.
Die Art und Weise, wie einer der Typen mit ihr umgeht, ist plötzlich anders. Er lehnt sich entspannt zurück, während sie völlig weggetreten wirkt. Nicht mehr so unbehaglich wie noch vor ein paar Augenblicken. Ihre Augenlider senken sich langsam, ihre Bewegungen werden träger und ihre Reaktionszeit wirkt vermindert. Es ist schwer zu beschreiben, aber wie schon gesagt, sie scheint völlig weggetreten zu sein.
Ich winke den Barkeeper zu mir heran. „Ich möchte dieser Dame dort einen Drink spendieren“, sage ich und deute auf die Frau von heute Vormittag. „Was trinkt sie denn so?“
Warden, der neben mir sitzt, räuspert sich, sagt aber nichts weiter. Er hat mir den verdammten ganzen Abend über gesagt, ich solle meine Nase nicht in Angelegenheiten stecken, die mich nichts angehen. Er scheint mitbekommen zu haben, dass ich sie beobachte. Dementsprechend wird er wissen, dass sie nicht in meiner gottverdammten Liga spielt.
Roadkill sitzt zu meiner anderen Seite und knurrt. Er hasst diese Art von Arschlöchern ganz besonders. Laut ihm verfolgen solche Leute nur ihre eigenen Interessen und glauben, sie seien die Oberkracher. In Wahrheit sind sie aber Nieten. Ich kann solche Typen ebenfalls nicht ausstehen, aber wie gesagt, ich versuche, mich nicht einzumischen.
„Die Brünette?“, hakt der Barkeeper nach. Brummend richte ich meinen Blick wieder auf sie. „Drinks? Sie hatte nur Wasser.“
Sofort bin ich in höchster Alarmbereitschaft. Sie sieht nämlich nicht wie ein Mädchen aus, das nur Wasser getrunken hat. Auf einmal steht sie auf und durchquert die Bar in Richtung Toiletten.
Auf der Tanzfläche stößt sie mit einem Mann zusammen, woraufhin mein Blick von ihr zu den Mistkerlen wandert, mit denen sie gerade noch zusammensaß. Sie grinsen für meinen Geschmack ein bisschen zu überheblich, stehen allesamt auf und eilen ihr hinterher. Sie stolpert vor sich hin und wirkt verdammt verloren. Dann verschwindet sie in den Flur.
„Scheiß drauf“, knurre ich und stehe auf.
Ich höre Schritte hinter mir und weiß sofort, dass Warden und Roadkill mit von der Partie sind. So wie immer. Als wir den Korridor erreichen, ist einer der Vollidioten gerade dabei, sie hochzuheben. Ihre Beine sind wackelig, wie verdammte Spaghetti.
„Scheiße, Baby, du bist ja völlig im Arsch. Wir bringen dich hier raus“, sagt einer der Wichser lachend.
Die anderen beiden schlappschwänzigen Vollidioten lachen ebenfalls. Scheiß auf diese Dreckssäcke.
Ich greife nach den Schultern des Anführerbastards und reiße ihn zu mir herum. Ich sehe, wie daraufhin das Mädchen aus seinen Armen gleitet und zur Seite kippt, doch glücklicherweise ist Roadkill zur Stelle um sie aufzufangen. Er flüstert ihr etwas zu, das ich leider nicht hören kann. Ich konzentriere mich voll und ganz auf das Arschloch vor mir.
Ich hole aus, balle meine Hand zur Faust und schlage sie direkt gegen den Kopf des Wichers. Warden macht dasselbe mit den anderen beiden Scheißkerlen. Sie gehen sofort zu Boden. Ich lache laut auf, denn verdammt, wir haben überhaupt nicht fest zugeschlagen.
„Bitte nicht. Du kannst sie haben. Sie ist vorbereitet und startklar“, wimmert er.
Dann höre ich Wasser plätschern. Ich blicke auf seinen Schritt und muss beim Anblick der Pisse, die seine Hose flutet, lachen.
„Du wolltest sie also vergewaltigen?“, frage ich ihn.
Sein Blick wandert zwischen uns Bikern umher. Von einem zum anderen. Dann sieht er wieder mich an. „Ich, äh … ich, äh …“ Er stammelt vor sich hin, dieses gottverdammte Weichei.
„Also, ja“, schnaube ich. „Du bist ein wertloses Stück Scheiße.“
Abermals hole ich aus und lasse meine Faust seitlich gegen seinen Kopf krachen. Ohne dem noch etwas hinzuzufügen, gehe ich zu Roadkill, der das Mädchen noch immer fest im Arm hält. Ich gehe in die Knie, lege meine Schulter an ihren Bauch und hebe sie hoch. Sie baumelt kopfüber an meinem Rücken.
„Wie willst du sie hier wegschaffen?“, will Roadkill wissen.
Ich schaue ihn an und grinse. „Ich schätze, ich rufe mir ein gottverdammtes Uber.“
Er nickt. „Wir warten mit dir.“
Es dauert nicht lange, bis der bestellte Wagen eintrifft. Ich kann die Nervosität des Uberfahrers regelrecht spüren, während er uns zum Hotel fährt. Das hier sieht gar nicht gut aus: Die Frau ist total weggetreten und ich bin ein bekanntes Mitglied der Devil’s Hellions. Aber er wird nichts sagen. Dafür werde ich schon sorgen.
Ich krame einen fünfzig Dollarschein aus meiner Brieftasche und drücke ihm das Geld dankend in die Hand, nachdem er vor dem Hotel vorgefahren ist. Ich zerre das Mädchen aus dem Auto und trage sie hinein. Die Jungs sind uns auf ihren Bikes hinterhergefahren und stellen die Maschinen auf dem Parkplatz ab.
Warden öffnet unsere Hotelzimmertür und tritt dann einen Schritt zurück. „Ich penne heute Nacht bei Roadkill. Wenn du etwas brauchst, schreib mir eine Nachricht.“
Am liebsten würde ich ihn bitten, nicht zu gehen, denn ich habe keine Ahnung, was die Typen ihr gegeben haben oder ob und wann es ihr schlecht gehen wird. Sie würde wahrscheinlich lieber sterben, als sich vor irgendwem die Seele aus dem Leib zu kotzen. Schon gar nicht vor Warden oder mir, da wir beide zwei verfluchte Fremde sind.
Nickend trage ich sie ins Zimmer und lege sie sanft auf dem Bett ab. Sie stöhnt auf, sagt aber nichts.
Ich berühre mit meinen Fingern ihren Hals und überprüfe ihren Puls. Er ist da und stark, was schon mal gut ist. Ich ziehe ihr die Schuhe aus, werfe sie zu Boden und betrachte die Frau.
Sie ist wunderschön. Allerdings hat sie sich nicht für eine Partynacht entsprechend gekleidet. Ich komme nicht drum herum, mich zu fragen, was zum Teufel sie heute Abend in dieser Bar und vor allem mit diesen Vollidioten zu suchen hatte.
Da sie weiterhin ohnmächtig ist, schnappe ich mir meine Jogginghose, ziehe meine Kutte aus und hänge sie an den Türknauf der Zimmertür.
Nachdem ich mir die bequeme Hose angezogen habe, ziehe ich mir das Shirt über den Kopf und werfe es in meine Reisetasche. Dann sehe ich sie wieder an. Sie liegt vollkommen ruhig da. Sie sieht fast wie eine gottverdammte Puppe aus. Eine wunderschöne, langbeinige, verdammt sexy Puppe.
Ich hole den leeren Mülleimer aus dem Bad und stelle ihn neben ihr auf den Fußboden. Anschließend ziehe ich sie aus, weil ich sie nicht in ihren Klamotten schlafen lassen kann. Wenn sie sich vollkotzt, hat sie morgen nichts zum Anziehen.
Obwohl ich mir sicher bin, dass sie nackt noch besser als angezogen aussieht, will ich sie auf keinen Fall nackt nach Hause gehen lassen.
Ich versuche, der Sache nichts Sexuelles beizumessen und ziehe ihr die Klamotten aus. Es fällt mir verdammt schwer, nicht auf ihre Titten, die in einem verflucht verführerischen BH stecken, zu starren, während ich sie des Oberteils entledige. Als ich ihr die Hose ausziehe, erregt auch ihr Slip meine Aufmerksamkeit.
Fuck.
Ihr Körper ist kurvenreich und eine echte Versuchung. Ich möchte meine Zähne in ihrer Haut versenken, wieder und wieder. Ich will sie lecken, alles von ihr kosten und sie ficken. Ich hole ein T-Shirt aus meiner Tasche und ziehe es ihr über den Kopf, um sie zu bedecken. Auch wenn es mir persönlich lieber wäre, alles von ihr zu sehen … dass sie weiter nackt bleibt – nur für mich.
Ich steige ins Bett, schalte den Fernseher ein und suche nach etwas, das ich mir anschauen kann. Nach ein paar Augenblicken entscheide ich mich für eine Sitcom aus den Neunzigern. Wenig später brummt mein Telefon.

Warden: Wie geht es der Patientin?

Ich lache auf, ehe ich ihm antworte. Mein Daumen fliegt schnell über das Display.

Ich: Sie schläft.

Warden: Sie bedeutet wahrscheinlich Ärger.

Ich: Vermutlich.

Warden: Du bist genau wie dein Vater. Ich bin stolz auf dich.

Ich: Das kannst du auch sein.

Ich lege mein Telefon auf den Nachttischschrank, rücke mir das Kopfkissen zurecht und lege mich hin. Wahrscheinlich werde ich heute Nacht kein Auge zu bekommen, aber ich sollte mich trotzdem ein wenig ausruhen. Die Sitcom läuft leise im Hintergrund weiter, während ich versuche, mich zu entspannen.
Ich schaue noch eine Weile fern und schlafe dann irgendwann doch ein. 

 

Henli

Mir tut alles weh, ich sterbe.
Zumindest fühlt es sich so an. Mein Mund ist so trocken, als hätte mir jemand Wattebällchen hineingestopft. Meine Muskeln und sogar meine Knochen schmerzen. Einfach jeder Teil meines Körpers tut auf irgendeine Weise weh.
Ich öffne die Augen und presse sofort darauf fest meine Lippen aufeinander. Irgendetwas ist falsch. Etwas stimmt ganz und gar nicht.
Was zum Teufel?
Wo zur Hölle bin ich?
Ich schaue nach links und nach rechts und versuche, den Ort, an dem ich mich befinde, auf mich wirken zu lassen, ohne mich dabei zu rühren. Ich habe absolut keine Ahnung, wo ich bin oder wer mit mir hier ist und mich im Blick behält. Obwohl ich nicht das Gefühl habe, beobachtet zu werden, spitze ich dennoch die Ohren und halte den Atem an, aber ich höre rein gar nichts. Ich spüre auch nicht, dass jemand in der Nähe ist. Ich scheine allein zu sein, an diesem fremden Ort.
Langsam drehe ich den Kopf, um das Zimmer in Augenschein zu nehmen. Ich sehe ein Bett und es sieht danach aus, als hätte jemand darin geschlafen. Allerdings kann ich niemanden ausmachen, der noch darin liegt. Mittlerweile bin ich mir sicher, dass ich in einem Hotelzimmer bin.
Doch wo?
So vorsichtig ich kann, richte ich mich auf und setze mich hin. Ich bin tatsächlich allein. Aber so sehr mich dieses Wissen auch trösten sollte, tut es das nicht wirklich. Ich schlucke. Zusätzlich zu dem staubtrockenen Wattemund habe ich schreckliche Kopfschmerzen und einen Kloß im Hals, der einfach nicht verschwinden will.
Ich habe Angst.
Ich bin in einem Hotel, irgendwo. Ich könnte mich überall im Land befinden. Das Letzte, an das ich mich erinnere, ist, dass ich mit diesen Trotteln an einem Tisch in dieser Bar saß. Und ich kenne nicht einmal ihre Namen.
Ich hole tief Luft und schlage mir eine Hand vor den Mund. Ich frage mich, ob sie mich vielleicht hierher verschleppt haben, um mich zu vergewaltigen.
Vielleicht haben sie es schon getan.
Oh mein Gott.
Als ich an mir herunterblicke, stelle ich fest, dass ich meine Klamotten nicht mehr trage. Mein Herz beginnt zu rasen. Ich fahre mir mit der Hand über die Brust und seufze auf, da ich meinen BH ertaste. Dann lege ich die Hände auf meine Hüften und seufze abermals erleichtert auf, weil ich auch noch meinen Slip anhabe.
Ich weiß, dass das nicht zwangsläufig bedeutet, dass ich nicht vergewaltigt wurde, aber es ist zumindest ein gutes Zeichen. Wenigstens gibt mir das ein bisschen Seelenfrieden.
Ich steige aus dem Bett und versuche, mich auf meinen zittrigen Beinen zu halten, strauchele aber rückwärts. Ich greife nach dem Kopfteil des Hotelbettes, um das Gleichgewicht wieder zu erlangen.
In meinem Oberstübchen hämmert es so stark, dass ich das Gefühl habe, mich übergeben zu müssen. Ich zwinge mich dazu, einen Schritt nach vorn zu machen, dann noch einen. Meine Schenkel und Knie sind so wackelig, dass ich mir nicht sicher bin, ob ich es bis ins Bad schaffen werde.
Ich bleibe kurz stehen, als das Bedürfnis, mich übergeben zu wollen, mich erneut übermannt. Jetzt weiß ich, dass allerhöchste Eile geboten ist. Ich spüre nämlich, wie mir die Magensäure die Kehle hinaufsteigt. Sie schmeckt säuerlich und brennt, aber zum Glück tragen mich meine Beine so schnell voran, dass ich mich nicht auf dem Boden erbreche.
Ich renne ins Bad und lasse mich vor der Toilette auf die Knie sinken. Gerade noch rechtzeitig, um meinen Mageninhalt zu entleeren.
Die ganze Pasta, das Brot und das Wasser von gestern Abend kommen wieder heraus und ich bin fast wehmütig, weil das Essen so grandios war. Und sehr teuer.
Meine Mutter hat mir vor langer Zeit eingeimpft, dass man gutes Essen niemals wieder erbricht. Ich habe mich daran gehalten und war immer stolz darauf. Wenn ich schon nicht all ihre Regeln beherzigt habe, dann zumindest diese.
Das kann ich nun nicht mehr von mir behaupten.
Stöhnend spüle ich ab und stehe auf, wobei meine Beine nun etwas weniger zittern als noch vor ein paar Augenblicken.
Ich schaue mich erneut um und bin dankbar, dass sich zumindest mein Kopf etwas besser anfühlt. Ich zwinge mich dazu, aufzustehen, wende mich dem Waschbecken zu und nehme eine Handvoll Leitungswasser in den Mund, um den ekeligen Geschmack vom Kotzen loszuwerden.
Als ich mich im Spiegel betrachte, erschaudere ich. Meine Augen weiten sich und ich stoße aufgrund des schrecklichen Spiegelbilds einen entsetzten Schrei aus. Dann drehe ich mich um, kehre ins Schlafzimmer zurück und erstarre, da ich nun nicht länger allein bin.

 

Legacy

Als ich ins Hotelzimmer zurückkehre, ist das Bett verwaist. Ich habe ihr einen dieser Kaffees mit Karamellaroma, Schlagsahne und ein paar verdammten Schokostreuseln drauf besorgt, den Mädels so gern mögen. Außerdem habe ich ihr Muffins gekauft, um die Kopfschmerzen zu vertreiben, die sie höchstwahrscheinlich haben wird.
Plötzlich höre ich es: Das Geräusch, wie jemand die Toilette vollkotzt.
Sie haben ihr irgendeine Vergewaltigungsdroge verabreicht, um sie zu benutzen. Diese Wichser hatten vorgehabt, ihr weh zu tun. Nachdem ich sie gleich nach Hause, in Sicherheit, gebracht habe, werde ich die Kerle aufspüren müssen, denn mir reicht es nicht, dass einer sich die Hose vollgepisst hat.
Man muss ihnen die Pisse aus dem Leib prügeln.
„Was in aller Welt?“, fragt sie flüsternd.
Meine Lippen verziehen sich zu einem Lächeln und ich mache einen Schritt auf sie zu. „Kaffee und Muffins“, murmle ich und halte beides in die Höhe.
Ihr Blick ruht auf meinen Fingern und ihr schockierter Gesichtsausdruck geht ganz langsam in Verlangen über. Ich habe das Gefühl, dass die Anziehungskraft diesmal nicht von mir ausgeht. Sie sieht so aus, als könnte sie Muffins und Kaffee wirklich gebrauchen.
Ich gehe auf sie zu und halte ihr die Tüte mit den Backwaren sowie den Kaffeebecher hin.
„Danke“, haucht sie.
Sie nimmt mir die Sachen ab und geht zu dem kleinen Tisch mit den beiden Stühlen hinüber. Sie setzt sich, öffnet die Tüte und atmet den Duft des Inhalts stöhnend ein.
Nachdem sie Platz genommen hat und damit beginnt, die Tüte auszupacken, lasse ich mich auf dem Stuhl ihr gegenüber nieder, führe meinen Kaffeebecher an meine Lippen und nehme einen Schluck. Währenddessen beobachte ich sie. Selbst unter Drogeneinfluss oder nachdem sie gekotzt hat, ist sie immer noch verdammt schön.
„Möchte ich wissen, was passiert ist?“
Ich neige den Kopf zur Seite und schaue sie einen Moment lang an. „Wer waren die Typen von gestern Abend?“
Keine Ahnung, wie gut sie sie kennt – ob sie mit einem von ihnen ein Date hatte oder was zum Teufel das sonst war. Also warte ich ihre Antwort ab. Mir jucken die Finger, weil ich sie so dringend berühren will. Doch anstatt das zu tun, klopfe ich sanft mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte.
Sie blickt auf ihren Muffin und hebt anschließend den Blick, um meinem zu begegnen. Sie sieht ein wenig verunsichert aus. Ich kann mir beim besten Willen keinen Reim darauf machen, was sie mir wohl erzählen wird.
„Ich kannte sie nicht. Noch nie zuvor bin ich auf sie getroffen. Ich war nur dort, weil meine Arbeitskollegin, Grace, und ihr Freund sich getrennt hatten. Ich lud sie zu einem Abend voller Männerverachtung ein. Bevor ich mich mit ihr traf, waren sie allerdings schon wieder zusammen, und er und seine Freunde kreuzten in der Bar auf. Diese Typen gehörten zu ihrem Freund. Ich habe sie wirklich noch nie zuvor gesehen“, erklärt sie mir.
Fuck.
Was für Arschlöcher.
Sie sind genau das, für was ich sie gehalten habe. Also sollte ich keine verdammten Skrupel haben, sie alle zu verprügeln. Und auch keine gottverdammte Zurückhaltung wegen des Bastards verspüren, der sich wie eine verfluchte blöde Pussy eingepisst hat. Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, hätte ich ihnen schon vor Ort die Ärsche aufgerissen.
Innerlich nickend beschließe ich, dass ich sie finden und mich um sie kümmern werde. Sie werden diesen Scheiß nie wieder mit einer Frau abziehen.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dir irgendetwas ins Wasser gekippt haben. Sie hatten dich schon fast aus der Bar geschleift, als ich sie aufhielt.“
Sie kommentiert das nicht. Stattdessen stochert sie in ihrem Muffin herum, bis sie mich mit tränenverschleierten Augen ansieht. „Du hast mich gerettet?“
Ihre Worte sind zwar nicht lauter als ein Flüstern, aber ich kann ihnen dennoch deutlich die Emotionen entnehmen. Sie ist verdammt wütend. Das wäre ich auch, wenn jemand mich mit bösen Absichten vollständig außer Gefecht gesetzt hätte.
Anstatt sie in meine Arme zu schließen und sie auf meinen Schoss zu ziehen, wie ich es gern tun würde, bleibe ich, wo ich bin, und belasse es dabei, sie anzusehen. Ich will sie nicht noch weiter verängstigen. Stattdessen möchte ich sicherstellen, dass es ihr gut geht.
Sie scheint kurz vor einem Zusammenbruch zu stehen.
Plötzlich holt sie tief Luft, schaut mich an und verzieht die Lippen zu einem kleinen, zittrigen Lächeln. Sie scheint sich zu sammeln, ehe sie das Wort ergreift. „Ich weiß nicht einmal, wie du heißt“, haucht sie mit weicher, süßer Stimme.
„Legacy“, erwidere ich.
Sie neigt den Kopf zur Seite. „Legacy? Das Vermächtnis? Ist das wirklich der Name, der auf deiner Geburtsurkunde steht?“
Nun bin ich derjenige, der grinst.
Kopfschüttelnd nehme ich einen weiteren Schluck von meinem Kaffee.
Ich muss mich entscheiden, was sie für mich ist. Eine stinknormale, Citizen Wife, ein Niemand oder mehr als das? Ist sie es wert, mein Ein und Alles zu sein? Eine schwierige Entscheidung, da ich nicht einmal ihren verdammten Vornamen kenne, geschweige denn weiß, wie gut wir im Bett miteinander harmonieren.
„Nein, er steht nicht auf meiner Geburtsurkunde, Babe“, lautet meine einzige Erklärung.
Sie schaut auf ihren Muffin herab, reißt sich ein Stück ab und steckt es sich in den Mund. „Ich heiße übrigens Henli.“
Ein süßer Name.
„Schön, dich kennenzulernen.“
Ihre Wangen färben sich rot, was zum Kontrast ihrer blassen Haut und den dunklen Haaren verflucht gut aussieht. Sie führt den Muffin an ihre Lippen und nimmt einen großen Bissen.
Das ist höllisch niedlich.
Wirklich gottverdammt hinreißend.
Ich weiß nicht, ob ich je zuvor eine Frau niedlich oder süß gefunden habe. Genauso wenig wie ich noch nie eine Frau hinreißend und sexy zu gleich wahrgenommen habe, aber so geht es mir nun mal mit ihr – mit Henli.
Ich sehe ihr dabei zu, wie sie ihr Frühstück isst und den Kaffee trinkt. Ich nehme an, dass sie über gestern Abend nachdenkt, und sie scheint damit klarzukommen. Doch plötzlich weiten sich ihre Augen und sie zuckt zusammen.
Henli beugt sich vor. „Hast du mich gestern Nacht ausgezogen?“
Lachend zucke ich mit den Schultern. „Ich wusste nicht, ob du deine Klamotten vollkotzen wirst oder nicht. Ich wollte sie bloß vor Schaden bewahren, damit du nicht in vollgereierten Sachen nach Hause fahren musst“, erkläre ich ihr.
Ihr Blick wird wieder etwas entspannter, ebenso wie der Rest ihres Gesichts. „Das war wirklich sehr nett von dir. Es ist aber nichts zwischen uns gelaufen, oder?“
„Ich habe nichts mit Frauen, die unter dem Einfluss einer Vergewaltigungsdroge stehen. Also nein, es ist nichts zwischen uns passiert.“
Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle mich durch ihre Frage ein wenig beleidigt. Obwohl es eine berechtigte Frage ist. Immerhin habe ich ihr die verdammten Klamotten ausgezogen und ich bin ein Fremder. Sie hat absolut keine Ahnung davon, was für eine Sorte Mann ich bin. Sie weiß gar nichts über mich.
Sie nickt. „Ich habe mich noch nie in einer solchen Situation befunden. Es tut mir leid.“
Ihre Worte klingen weich und traurig. Ich möchte, dass sie weiß, dass ich nicht im Geringsten sauer bin. Sie wirkt auf mich, als wäre sie den Tränen nah und das ist der Moment, in dem ich meine Entscheidung treffe. Wenn, dann kann ich sie nur zur Frau nehmen. Das ist mir jetzt klar. Sie ist nicht taff genug, um meine Old Lady zu sein.
Dafür ist sie zu weich. Zu zart. Zu süß.
Henli ist nicht aus dem Holz geschnitzt, aus dem die Clubmädchen und Old Ladies gemacht sind. Dieser Augenblick hat mich einsehen lassen, dass sie nicht stark genug ist. Ich muss sie von diesem Teil meines Lebens fernhalten, sie davor beschützen.
„Alles in Ordnung, Babe.“
Sie nickt und blickt wieder auf ihr Essen, um den letzten Rest ihres Muffins zu verputzen.
„Wie geht es jetzt weiter?“, will sie wissen. Sie macht auf mich den Eindruck, als wäre sie unterwürfig, als würde sie sich kleiner machen, als sie eigentlich ist.
Ich lächle ihr zu. „Du trinkst in Ruhe den Kaffee aus, dann ziehst du dich an und ich bringe dich nach Hause.“
„Ich kann mir auch ein Uber rufen.“
„Du wirst dir sogar ein Uber rufen, weil ich dich nicht auf meinem Bike mitnehmen kann. Schließlich muss ich noch den ganzen Kram von hier mitnehmen. Aber ich werde dich trotzdem begleiten.“
Ihre Lippen formen ein stummes Oh.
Verdammt noch mal.
Ich weiß nicht, ob ich sie hinter mir lassen kann. Sie hat etwas an sich, das mir gestern auch schon aufgefallen und bis heute nicht verschwunden ist.
Einen Moment lang starre ich sie an und frage mich, auf was zum Teufel ich mich gerade eingelassen habe. Denn ich habe das Gefühl, dass das, was auch immer es ist, einen verdammt heftigen Sturm mit sich bringt. Und ich habe keine Ahnung, ob ich deswegen aufgeregt oder zu Tode erschrocken sein sollte. Aktuell bin ich jedenfalls verflucht euphorisch.
Ich kann kaum erwarten, dass unsere Reise endlich los geht.