Carolina Cold Fury-Team: Hawke

Ori­gi­nal­ti­tel: Hawke: A Cold Fury Ho­ckey Novel (Ca­ro­li­na Cold Fury Ho­ckey Book 5)
Über­set­zer: Oli­ver Hoff­mann

Er­schie­nen: 03/2024
Serie: Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team

Genre: Sport Ro­mance

Lo­ca­ti­on: USA, Ca­ro­li­na, Ral­eigh


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-686-7
ebook: 978-3-86495-687-4

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Carolina Cold Fury-Team: Hawke


In­halts­an­ga­be

Ab­seits des Eises ge­nießt der Eli­te-Ver­tei­di­ger Hawke Ther­ri­en jede Menge Al­ko­hol und lässt keine Party aus. Warum auch nicht? Er hat sich aus den un­te­ren Ligen hoch­ge­ar­bei­tet und ist ein Star ge­wor­den. Das Ein­zi­ge, was Hawke ver­misst, ist der ge­pierc­te, tä­to­wier­te Frei­geist, der ihm das Herz ge­bro­chen hat, ohne ihm auch nur eine Er­klä­rung zu geben. Als Vale sie­ben Jahre spä­ter wie­der in sein Leben tritt, ist sie kaum wie­der­zu­er­ken­nen - nur der Blick aus ihren Augen, der sich wie ein Schlag in die Ma­gen­gru­be an­fühlt, ist ge­blie­ben. 

Vale Camp­bell ist nicht mehr das­sel­be Mäd­chen, das sie mit zwan­zig war. So ver­rückt sie auch nach Hawke war, ihre Leicht­fer­tig­keit und ihr un­kon­trol­lier­ter Al­ko­hol­kon­sum mach­ten ihr immer grö­ße­re Angst. Sie muss­te mit sich ins Reine kom­men, und das wäre mit Hawke an ihrer Seite nie­mals mög­lich ge­we­sen. Ihn zu ver­las­sen war das Schwers­te, was Vale je tun muss­te - bis heute. Denn sie liebt Hawke immer noch über alles. Und wenn es ihm je­mals mög­lich sein könn­te, ihr zu ver­zei­hen, hät­ten sie viel­leicht sogar eine ge­mein­sa­me Zu­kunft.

Über die Au­to­rin

Seit ihrem De­büt­ro­man im Jahr 2013 hat Sa­wy­er Ben­nett zahl­rei­che Bü­cher von New Adult bis Ero­tic Ro­mance ver­öf­fent­licht und es wie­der­holt auf die Best­sel­ler­lis­ten der New York Times und USA Today ge­schafft.
Sa­wy­er nutzt ihre Er­fah­run­gen als ehe­ma­li­ge Straf­ver­tei­di­ge­rin in...

Wei­te­re Teile der Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team Serie

Le­se­pro­be

„Also dann ... wir haben ein paar neue Mit­glie­der im Team. Gebt mir einen Mo­ment, um sie vor­zu­stel­len.“
Pre­to­re liest eine al­pha­be­ti­sche Liste vor, die vor ihm liegt. Nur drei Namen kom­men vor mei­nem,dem letz­ten auf der Liste..
„Hawke Ther­ri­en.“ Er lässt den Blick über die Rei­hen schwei­fen, bis er mich sieht.
Mit hoch­ge­reck­tem Kinn er­he­be ich mich und ste­cke meine Hände in die Ho­sen­ta­schen, wäh­rend er meine Vor­stel­lung ab­liest.
„Ihr kennt Hawke. Er hat die letz­ten sie­ben Jahre bei den Ti­tans ge­spielt. Stammt ur­sprüng­lich aus To­ron­to. Kam mit sech­zehn Jah­ren zu den Cape Bre­ton Oi­lers. Die Ti­tans haben ihn...

...​in der drit­ten Runde ge­draf­tet. Ab­ste­cher in die Minor Le­ague, dann in den letz­ten fünf Jah­ren in der ers­ten Reihe. Hat zwei­mal die Ja­mes-Nor­ris-Tro­phy für den bes­ten Ver­tei­di­ger ge­won­nen.“
Sein Blick schweift zu mir und er bellt: „Habe ich ir­gend­et­was ver­ges­sen?“
Ich kann es mir nicht ver­knei­fen. „Ja. Mein Lieb­lings­bier ist Mol­son und ich kann einen Zau­ber­wür­fel in un­ge­fähr sie­ben­und­zwan­zig Mi­nu­ten lösen. Ich bin ein ver­fluch­tes Genie.“
Der ganze Raum bricht in Ge­läch­ter aus, und der Trai­ner lacht mit, ehe er mir mit einem Ni­cken be­deu­tet, mich wie­der zu set­zen. Ich lasse mich auf mei­nen Platz fal­len, dank­bar, nicht mehr im Ram­pen­licht zu ste­hen, und Gar­rett klopft mir auf die Schul­ter. „Ich bin froh, dass du hier bist, Kum­pel.“
„Ich auch“, ant­wor­te ich auf­rich­tig, denn ich habe ein wirk­lich gutes Ge­fühl für die­ses Jahr.
„Wir haben auch einen Neu­zu­gang in un­se­rem Trai­ner­stab“, sagt Coach Pre­to­re und mein Blick wan­dert wie­der zu ihm hin­über. Dann ge­friert mir fast das Blut in den Adern, denn er fügt hinzu: „Heißt alle Vale Camp­bell im Team will­kom­men.“
In der ers­ten Reihe steht eine Per­son auf, die ich beim Ein­tre­ten nicht be­merkt habe. Sie dreht sich um, und es ist wie ein Schlag in die Ma­gen­gru­be, als un­se­re Bli­cke sich tref­fen. Genau wie beim letz­ten Mal ist da ab­so­lut nichts. Nicht die ge­rings­te Spur von Wie­der­er­ken­nen, Zorn oder Des­in­ter­es­se. Sie starrt mich nur kurz an und sieht dann weg, schaut sich flüch­tig um, bevor sie sich wie­der setzt.
„Vale ist die neue As­sis­ten­tin un­se­res Ath­le­tik­trai­ners. Sie kommt aus Co­lum­bus, Ohio, zu uns, wo sie die letz­ten zwei Jahre als As­sis­ten­tin des AT der Bu­ckeyes ge­ar­bei­tet hat. Ihre Wur­zeln lie­gen al­ler­dings im Eis­ho­ckey, denn ihr Vater war jah­re­lang Chef­trai­ner der Cape Bre­ton Oi­lers.“
Pre­to­re hält inne, denn plötz­lich däm­mert es ihm. Sein Blick fällt auf mich und er fragt: „Ther­ri­en … kennt ihr beide ein­an­der viel­leicht?“
Ein kur­zer Blick auf Vale zeigt mir, dass sie auf seine Frage hin in ihrem Sitz zu­sam­men­ge­sun­ken ist.
Un­sag­bar pein­lich.
„Ja“, er­wi­de­re ich und huste leicht. „Ich kenne Vale.“
„Aus­ge­zeich­net“, ent­geg­net Pre­to­re, ohne meine An­span­nung zu be­mer­ken, und schaut dann wie­der auf das Pa­pier vor ihm. „Vale hat beste Re­fe­ren­zen. Sie ist zer­ti­fi­zier­te Sport­the­ra­peu­tin und hat eine Zer­ti­fi­zie­rung als Kraft- und Kon­di­ti­ons­trai­nings­spe­zia­lis­tin, also Män­ner … macht euch dar­auf ge­fasst, dass sie euch in den Arsch tritt. Sie hat einen Ba­che­lor in Ki­ne­sio­lo­gie von der Penn State Uni­ver­si­ty und hat dort auch ihren Mas­ter in Sport­me­di­zin ge­macht. Ur­sprüng­lich stammt sie aus Syd­ney …“
Ich blen­de Pre­to­re aus.
Ver­dammt … das war wie eine Rück­blen­de in die Ver­gan­gen­heit. Ich habe seit vie­len Jah­ren nicht mehr an Vale ge­dacht. Nein, das stimmt nicht ganz. Ich hatte ab und zu ein paar schmut­zi­ge Träu­me von ihr, aber ich habe seit Jah­ren nicht mehr wirk­lich an sie ge­dacht oder daran, was wir hat­ten. Das habe ich mir aus dem Kopf ge­schla­gen, als ich vor sie­ben Jah­ren ihr Haus ver­las­sen habe. Wie ver­spro­chen habe ich Vale an dem Abend an­ge­ru­fen, nach­dem ich in Pitts­burgh ge­lan­det war.
Wie ich ver­mu­tet hatte, ging sie nicht ans Handy. Sie hat nicht zu­rück­ge­ru­fen. Hat nicht auf meine SMS ge­ant­wor­tet.
Ich brauch­te drei Tage und einen Bauch vol­ler Wut und Zorn, bevor ich sie aus mei­nen Ge­dan­ken ver­bann­te. Die Wut hat mich auf­ge­fres­sen, der Schmerz war fast un­er­träg­lich. Also war es für mich ein­fa­cher, sie aus mei­nem Leben zu strei­chen, sonst würde ich mich heute noch im Elend suh­len.
Als ich nach Pitts­burgh kam, blieb ich spo­ra­disch mit Oli­ver in Kon­takt, und er er­zähl­te mir ab und zu aus frei­en Stü­cken von ihr, aber das Letz­te, was ich hörte, war, dass sie in Syd­ney lebte. Doch dann haben Oli­ver und ich uns aus­ein­an­der­ge­lebt, und das ist lei­der alles meine Schuld, weil ich ein ver­dammt schlech­ter Freund bin, ich habe ein­fach den Kon­takt zu mei­ner Ver­gan­gen­heit auf Cape Bre­ton ver­lo­ren.
Ich habe mich wört­lich und im über­tra­ge­nen Sinne ins Spiel ge­stürzt und Pro­fi-Eis­ho­ckey ge­lebt, ge­ges­sen und ge­at­met. Dabei habe ich neue Freun­de ge­fun­den – meine Mann­schafts­ka­me­ra­den. Wenn ich in den Fe­ri­en nach Hause fuhr, ging es nicht zu­rück nach Cape Bre­ton, um Oli­ver und seine Fa­mi­lie zu sehen, son­dern nach To­ron­to, um meine Fa­mi­lie zu be­su­chen. In mei­ner Frei­zeit habe ich viel ge­fei­ert und her­um­ge­fickt … sehr viel. Alten Freun­den und ver­lo­re­nen Be­zie­hun­gen nach­zu­trau­ern, war nicht mein Ding. Ich kam über Vale hin­weg und mach­te wei­ter.
Nicht in einer Mil­li­on Jah­ren hätte ich ge­dacht, dass wir ein­an­der je wie­der über den Weg lau­fen wür­den, und wie die heiße Flam­me der Wut be­weist, die ge­ra­de in mei­nem Bauch bro­delt, bin ich wohl immer noch ein biss­chen sauer auf sie.
Ich kann es nicht leug­nen … sie ist nach wie vor ein ver­damm­ter Knal­ler, al­ler­dings an­ders als bei un­se­rer letz­ten Be­geg­nung. Kein Pier­cing in ihrem Ge­sicht. Ihr schwar­zes Haar ist lang wie da­mals, aber es fällt stil­voll und glatt bis auf die Schul­tern. Sie ist kon­ser­va­tiv ge­klei­det, mit einer ka­ki­far­be­nen Hose und einem schwar­zen Cold-Fu­ry-Po­lo­shirt.
Ihr Kör­per ist immer noch der Ham­mer, das habe ich be­merkt, wäh­rend sie auf­stand – und diese Augen … ich konn­te ihre kris­tal­le­ne Klar­heit von hier oben sehen. Ver­dammt sexy, aber als sie mich an­sa­hen … kein biss­chen Wärme im Blick.
Mein Gott … ich kann mir nicht vor­stel­len, was die glü­hen­de Lei­den­schaft und Liebe in ihr in einen gott­ver­damm­ten Eis­berg ver­wan­deln konn­te. Das ist immer noch das größ­te Rät­sel, vor dem ich je ste­hen werde.
„Da gibt es eine Ge­schich­te“, flüs­tert Gar­rett, wobei er den Kopf zu mir neigt.
Coach Pre­to­re ist mit Vales Lob­hu­de­lei fer­tig und geht jetzt un­se­ren Trai­nings­plan durch, den wir alle be­reits per E-Mail be­kom­men haben.
Ich zucke zu­sam­men und sehe ihn an. „Was für eine?“
„Du und die neue AT“, ant­wor­tet er mit einem wis­sen­den Blick.
„Nee, Mann“, leug­ne ich schnell. „Sie ist nur ein Mäd­chen, das ich mal kann­te.“
„Ver­damm­ter Lüg­ner“, er­wi­dert Gar­rett mit Nach­druck. „Als sie dich ansah, war die Luft so dick, dass man sie mit einem Mes­ser hätte schnei­den kön­nen. Ich will De­tails.“
Pre­to­re ret­tet mich, indem er endet: „Das war’s, Män­ner. Eure Aus­rüs­tung ist in euren Spin­den. Ihr habt zwan­zig Mi­nu­ten, um euch um­zu­zie­hen, euch hübsch zu ma­chen und für das Mann­schafts­fo­to aufs Eis zu gehen.“
Ich stehe ab­rupt auf, aber ich höre Gar­rett la­chen, als er Alex zu­flüs­tert: „Da gibt es de­fi­ni­tiv eine Ge­schich­te.“
Ich igno­rie­re ihn und gehe zum Aus­gang. Doch ich kann mich nicht be­herr­schen, mein Blick wan­dert so­fort zu Vale, die sich von ihrem Stuhl er­hebt und dem Rest des Trai­ner­stabs aus der Tür folgt. Kein Blick in meine Rich­tung, und ver­dammt … das macht mich wü­tend. Sie hat un­se­re Be­zie­hung be­en­det, und sie kann mir nicht ein­mal die Höf­lich­keit er­wei­sen, Hallo zu sagen?
Scheiß Frau­en.
Ich werde mich heute Abend auf jeden Fall be­sau­fen. Haupt­sa­che, ich kann sie wie­der aus mei­nen Ge­dan­ken ver­ban­nen.


Vale

„Komm da run­ter, Vale“, sagt Hawke schroff und streckt die Hand aus.
„Warum denn? Hast du Angst, ich könn­te fal­len?“, frage ich mit einem be­trun­ke­nen Grin­sen. Ich stre­cke die Arme aus, um das Gleich­ge­wicht zu hal­ten, und mache einen wei­te­ren wag­hal­si­gen Schritt auf der rauen Stein­mau­er, die den Syd­ney River säumt. Ein leich­tes Schwan­ken und ich rich­te mich auf, aber mir ent­geht nicht das frus­trier­te Grun­zen, das Hawke aus­stößt.
„Wenn du hin­ein­fällst, möch­te ich nicht hin­ter­her­sprin­gen müs­sen“, ant­wor­tet er, wäh­rend er neben mir geht, die Füße fest auf dem Weg neben der Mauer.
„Du bist ein guter Schwim­mer“, kon­te­re ich selbst­be­wusst, ob­wohl meine Worte etwas un­deut­lich her­aus­kom­men. Wir haben be­schlos­sen, uns ein Glas Bour­bon zu tei­len, aber ich habe ein paar Schlu­cke mehr davon ab­be­kom­men als Hawke. Au­ßer­dem wiegt er fast vier­zig Kilo mehr als ich. Ich bin de­fi­ni­tiv be­trun­ken, wäh­rend er wahr­schein­lich nur einen leich­ten Schwips hat.
Umso bes­ser, dann kann er hin­ter­her­sprin­gen, wenn ich falle.
„Ich will aber nicht nass wer­den“, brummt er, doch ich höre es an sei­ner Stim­me.
Er ist be­sorgt.
„Okay, lass mich nur eine Pi­rou­et­te dre­hen, um meine Bal­lett­küns­te zu zei­gen …“
„Herr­gott, Vale“, bellt Hawke und packt mein Hand­ge­lenk. Nach einem kräf­ti­gen Ruck stür­ze ich tat­säch­lich von der Mauer, aber nicht in Rich­tung Fluss. Statt­des­sen falle ich in Haw­kes star­ke Arme. „Du spinnst echt.“
„Tue ich nicht“, hau­che ich, wäh­rend meine Brüs­te gegen seine Brust pral­len und sein Atem über mein Ge­sicht streicht.
„Doch“, mur­melt er und schaut auf mich herab.
Es ist dun­kel, aber ich sehe den Halb­mond, der sich in sei­nen Augen spie­gelt. Ob­wohl er ganz hell­blaue Iri­den hat, sind sie dun­kel vor Al­ko­hol und Frus­tra­ti­on und auch ein wenig vor Lust. Ich schlin­ge die Arme um sei­nen Hals und lege den Kopf in den Na­cken, um in den schwar­zen Him­mel zu schau­en. Dann läch­le ich die Ster­ne an und sie lä­cheln zu­rück, kurz bevor ich mein Ge­sicht wie­der ihm zu­wen­de.
Ich dach­te immer, ich wäre ein Frei­geist. Mein Vater ließ mir – in­ner­halb ge­wis­ser Gren­zen – viele Frei­hei­ten, denn was kann ein ver­wit­we­ter Vater an­de­res tun, als sich um seine ein­zi­ge Toch­ter zu küm­mern und ihr jeden Wunsch zu er­fül­len?
Aber bis ich Hawke traf, fris­te­te ich ei­gent­lich nur mein Da­sein. Ich brach­te jeden Tag hin­ter mich, einen Schritt nach dem an­de­ren, und schloss nachts die Augen, ohne wirk­lich zu wis­sen, wozu ich all das tat.
Jetzt rast mein Blut stän­dig, wenn wir zu­sam­men sind, und ich fühle mich, als stün­de ich kurz davor, die Welt zu er­obern.
Ich glau­be, das ist Liebe.
„Du wür­dest mir also nicht in den Fluss nach­sprin­gen, weil du nicht nass wer­den willst?“, frage ich ne­ckisch und strei­che mit den Fin­gern durch das lange Haar in sei­nem Na­cken.
„Ich will nicht, dass du dir das Ge­nick brichst“, sagt er mit einem Grin­sen und beugt sich dann vor, um seine Lip­pen genau auf eben die­ses Ge­nick zu set­zen. Er streicht mit einem Kuss über meine Haut, und ein Schau­er läuft mir über den Rü­cken. „Was für ein schö­ner Hals.“
„Spaß­ver­der­ber“, murre ich halb­her­zig, denn ei­gent­lich ist das viel amü­san­ter, als im Dun­keln über eine un­ebe­ne Mauer zu lau­fen, nach­dem ich Jack ge­trun­ken habe.
„Ich habe eine Idee für etwas, das Spaß macht“, ant­wor­tet er be­droh­lich und ein wei­te­rer Schau­er folgt dem ers­ten. Die­sen Ton­fall kenne ich. Ich höre ihn gern, be­son­ders, seit er mich vor vier Mo­na­ten an mei­nem acht­zehn­ten Ge­burts­tag ent­jung­fert hat.
„Ach ja?“, flüs­te­re ich, wäh­rend ich die Fin­ger tie­fer in sei­nem Haar ver­gra­be und dann fest zu­pa­cke. Ich ziehe ein wenig, so­dass er das Ge­sicht hebt und un­se­re Bli­cke sich be­geg­nen. „Näm­lich?“
„Lass uns zu­rück in un­se­re Woh­nung gehen“, er­wi­dert er schroff.
Ich bin nur zwei Wo­chen nach mei­nem acht­zehn­ten Ge­burts­tag bei ihm ein­ge­zo­gen, sehr zur Miss­bil­li­gung mei­nes Va­ters.
„Willst du mit mir schla­fen?“, necke ich und ge­nie­ße meine neue se­xu­el­le Frei­heit, jetzt, wo ich er­wach­sen bin. Hawke hat aus Re­spekt vor mei­nem Vater un­ge­dul­dig ge­war­tet, bis ich voll­jäh­rig war. Ich hätte es schon frü­her getan, aber Hawke war ein Ro­man­ti­ker und woll­te es zu einem be­son­de­ren Ding an mei­nem Ge­burts­tag ma­chen.
„Nein“, ent­geg­net er mit einem dunk­len La­chen. „Ich will dich fi­cken.“
„Böser Junge.“
„Das bin ich“, brummt er und packt meine Hand­ge­len­ke, um meine Hände weg­zu­zie­hen. „Komm.“
Er schafft es, mich zwei Schrit­te mit­zu­zer­ren, ehe ich mich wehre. „Warte.“
Hawke dreht sich zu mir um und mir stockt der Atem.
Ab­so­lu­te Gier in sei­nem Ge­sicht.
Nach mir.
Nach Liebe.
Immer nach Liebe.
„Was?“ Er ist un­ge­dul­dig.
Ich schaue mich um … erst links, dann rechts. Es ist dun­kel hier … ab­ge­le­gen. Nie­mand in der Nähe.
„Du könn­test mich ein­fach hier fi­cken“, schla­ge ich ko­kett vor und klim­pe­re sogar mit den Wim­pern. Dann fällt mir ein, dass das bei die­ser Dun­kel­heit wenig bringt.
Ein lei­ses Knur­ren dringt aus Haw­kes Brust und er zerrt an mei­ner Hand. „Man könn­te uns er­wi­schen.“
„Ja und?“, pro­vo­zie­re ich ihn, wäh­rend ich meine Hand los­rei­ße und nach dem Saum mei­nes T-Shirts grei­fe. „Kennst du einen Schwanz, kennst du alle.“ Ich star­re ihn einen Au­gen­blick lang an, dann ziehe ich mir das T-Shirt über den Kopf und werfe es über die Stein­mau­er.
Er ist steif vor An­span­nung und schaut sich un­si­cher um. Ich nutze die Ge­le­gen­heit, um meine Ten­nis­schu­he aus­zu­zie­hen und den Reiß­ver­schluss mei­ner Jeans zu öff­nen. Er dreht den Kopf wie­der zu mir und be­ob­ach­tet mich wach­sam.
„Komm schon, Baby“, drän­ge ich leise. „Zieh dich end­lich aus.“
Er schaut sich noch ein­mal um, aber dann trifft er eine Ent­schei­dung und ent­spannt seine Schul­tern. Hawke zieht sein Hemd aus, kommt auf mich zu und mur­melt: „Ver­damm­te Spin­ne­rin.“
„Aber du liebst mich“, be­haup­te ich, wäh­rend ich mei­nen BH öffne.
„Viel zu sehr, ver­dammt“, stimmt er zu.

Mein We­cker schrillt und ich haue dar­auf. Im drit­ten An­lauf ge­lingt es mir, ihn zum Schwei­gen zu brin­gen und ein Auge zu öff­nen, was mir be­stä­tigt, dass es wirk­lich fünf Uhr mor­gens ist. Ich reibe mir übers Ge­sicht und ver­su­che, den Nebel mei­nes Traums ab­zu­schüt­teln.
Ver­ma­le­dei­ter Hawke.
Na­tür­lich muss­te ich von ihm träu­men – war ja klar.
Ein Traum über die glor­rei­chen Tage mei­ner Ju­gend, die erst sie­ben Jahre zu­rück­lie­gen. Hoch­er­ho­be­nen Haup­tes durch die Ge­gend lau­fen, mit leuch­ten­den Augen, weil jeder Mo­ment die Chan­ce auf un­ver­gleich­li­chen Spaß bot. La­chen, scher­zen und sau­fen. Ich habe jede freie Mi­nu­te mit Hawke ver­bracht, weil wir jung und so in­ein­an­der ver­liebt waren, dass wir kaum etwas an­de­res ge­se­hen haben. Aber in sie­ben Jah­ren hat sich mein Leben so dras­tisch ver­än­dert, dass ich nur noch ein Schat­ten der Per­son bin, die ich da­mals war – und dar­über denke ich seit ges­tern nach.
Seit der Team­be­spre­chung.
Es war für mich keine Über­ra­schung, dass er dort war. Nicht in dem Maße, wie es au­gen­schein­lich ihn scho­ckiert hat. Ich konn­te es an sei­nem Ge­sichts­aus­druck ab­le­sen, als ich mich um­dreh­te, um den Blick über das Eis­ho­ckey­team schwei­fen zu las­sen, das auf mich her­ab­starr­te. Lange bevor ich ihn in den Be­spre­chungs­raum schlen­dern sah, war mir klar, dass er mich dort zum ers­ten Mal wie­der­se­hen würde. Ich habe kei­nen Zwei­fel daran, dass Hawke nie über mei­nen Auf­ent­halts­ort in­for­miert war, aber das kann ich um­ge­kehrt nicht von mir be­haup­ten. Na­tür­lich wuss­te ich, dass er jetzt bei den Cold Fury spielt, also war ich ei­ni­ger­ma­ßen dar­auf vor­be­rei­tet. Aber nur, weil ich über alles Be­scheid weiß, was in der Eis­ho­ckey­welt vor sich geht. Der Sport ist meine Lei­den­schaft und war es schon immer, auch weil ich Dave Camp­bells Toch­ter bin. Ich in­ter­es­sie­re mich sehr für Eis­ho­ckey und weiß alles über die „Q“, die Wes­tern Ho­ckey Le­ague und die On­ta­rio Ho­ckey Le­ague, und das sind nur die ka­na­di­schen Ju­ni­or Le­agues. Dar­über hin­aus kenne ich alle ame­ri­ka­ni­schen Ju­ni­or Le­agues und ver­fol­ge die NHL mit Ar­gus­au­gen. Das tue ich nicht nur, weil ich mit Eis­ho­ckey auf­ge­wach­sen bin, son­dern weil ich jetzt in die­sem Sport ar­bei­ten möch­te. Ich habe mich von den Ju­ni­or Le­agues bis hin­auf zu den Spit­zen­mann­schaf­ten be­wor­ben. Meine Zeit im Col­le­ge-Foot­ball war mir kein An­lie­gen, sie ent­stand aus einem Man­gel an Chan­cen, aber hier bin ich nun. Ganz oben, ein­fach durch den einen ent­schei­den­den Anruf mei­nes Va­ters bei Brian Bran­non, sei­nem alten Col­le­ge-Kum­pel. Schon war ich Mit­ar­bei­te­rin der Cold Fury.
Es war eine grau­sa­me Fü­gung des Schick­sals, dass ich dem Team zur glei­chen Zeit bei­trat wie Hawke. Ge­nau­so wie die Tat­sa­che, dass ich aus­ge­rech­net zu Cold Fury kam – und glau­ben Sie mir, wenn ich sage, dass ich drin­gend um­zie­hen muss­te.
Seuf­zend schwin­ge ich die Beine aus dem Bett, schnap­pe mir mein iPho­ne und tren­ne es vom La­de­ge­rät.
Ges­tern Abend um 21:45 Uhr ist eine SMS von Todd an­ge­kom­men, und ich zucke leicht zu­sam­men, als ich sie jetzt lese. Habe auf dei­nen Anruf ge­war­tet. Nehme an, du bist ein­ge­schla­fen. Ver­mis­se dich.
Mist. Ich war ges­tern Abend nach dem Fit­ness­stu­dio so am Ende, dass ich völ­lig ver­ges­sen habe, ihn an­zu­ru­fen. Ich er­in­ne­re mich, dass ich ge­duscht, ein schnel­les Sand­wich ge­ges­sen und mich dann aufs Bett ge­legt habe, um ein paar Mi­nu­ten die Augen zu­zu­ma­chen.
Ich schi­cke Todd eine kurze Ant­wort. Tut mir so leid. Ich war er­schöpft. Bin auf dem Weg zum Fit­ness­stu­dio, rufe aber spä­ter an. Küss­chen
Todd wird das ver­ste­hen. Das ist einer der Grün­de, warum ich ihn so be­wun­de­re.
Er ver­steht mich ein­fach, und das tun nicht mehr viele Men­schen.

„Schei­ße, Alter … das tut ver­dammt weh“, höre ich Kip Su­ther­land knur­ren, als Goose ein wei­te­res Stück Ki­ne­sio-Tape von sei­nem Rü­cken reißt.
„Nicht meine Schuld, dass du einen haa­ri­gen Rü­cken hast“, sagt der mit einem tro­cke­nen Blick.
Ich drehe den Kopf, um die bei­den zu be­trach­ten, und ja … Kip hat einen haa­ri­gen Rü­cken. Er ist Ver­tei­di­ger in der Third Line bei Cold Fury und kam ge­ra­de mit Krämp­fen im un­te­ren Rü­cken­be­reich vom Eis. Goose ist der an­de­re stell­ver­tre­ten­de Ath­le­tik­trai­ner. Ich habe keine Ah­nung, wie er wirk­lich heißt, aber es ist ja auch mein ers­ter Ar­beits­tag, also muss ich noch viel ler­nen. Sein rich­ti­ger Name ist im Mo­ment wohl mein ge­rings­tes Pro­blem.
Ich beuge mich wie­der über den Lap­top vor mir. Er steht auf einem Be­hand­lungs­tisch. Ich be­fas­se mich mit dem Hand­buch für das Cold-Fu­ry-Ath­le­tik­trai­nings­pro­gramm. Unser Chef­trai­ner Bruce Du­vall hat mir den Lap­top ge­ge­ben und vor­ge­schla­gen, ich solle mich ein­fach ir­gend­wo hin­set­zen und es lesen. Ich habe kein Büro, und ich ver­mu­te, das liegt daran, dass die Cold Fury nicht aktiv nach einem wei­te­ren Trai­ner ge­sucht haben, als ich das Stel­len­an­ge­bot er­hielt. Bruce sagte, ich könne mir einen Schreib­tisch mit Goose tei­len, aber ein Blick auf die mit Ord­nern und Kran­ken­blät­tern be­deck­te Ar­beits­flä­che ge­nüg­te, um zu ent­schei­den, dass es ein­fa­cher sein würde, mich in un­se­rem gro­ßen Trai­nings­raum ein­zu­rich­ten. Das Trai­ning läuft schon seit drei­ßig Mi­nu­ten, also sind alle Män­ner – außer Kip mit sei­nem haa­ri­gen Rü­cken – drau­ßen, und hier drin­nen ist es to­ten­still.
R-a-a-tsch.
„Schei­ße“, ächzt Kip. „Wie viele Strei­fen noch?“
Ich grin­se vor mich hin und lese er­neut den ers­ten Ab­satz des Ka­pi­tels mit dem Titel „Me­di­zi­ni­sche Dia­gram­me“.
„Drei, du Weich­ei“, sagt Goose la­chend. „Dann legen wir dich in ein Eis­bad.“
„Ich brau­che auch was für mei­nen Kopf“, klagt Kip.
„Warum? Hast du einen Tref­fer ab­be­kom­men?“, fragt Goose.
„Nein, Kum­pel. Ich war ges­tern Abend nach der Party beim Coach mit ein paar Jungs un­ter­wegs und habe einen Scheiß­ka­ter. Die­ser ver­damm­te Ther­ri­en, Mann … er kann sau­fen wie ein Loch, und ich habe mich fast um­ge­bracht, um mit ihm mit­zu­hal­ten.“
Ty­pisch.
Hawke fei­ert immer noch hef­tig, aber das ent­spricht sei­nem Ruf in der Liga. Hart spie­len, hart fei­ern. Be­stimmt hat er sich das sogar ir­gend­wo tä­to­wie­ren las­sen.
Ich zwin­ge mich, dem Ge­spräch der bei­den nicht wei­ter zu lau­schen, und ver­su­che, den In­halt des Tex­tes auf dem Bild­schirm vor mir auf­zu­neh­men. Neben mir auf dem ge­pols­ter­ten Tisch mit Vi­nyl­be­zug liegt ein No­tiz­block, aber ich habe mir noch nichts auf­ge­schrie­ben. Der Stoff ist un­kom­pli­ziert und ent­spricht ziem­lich genau der Art und Weise, wie die Dinge bei mei­ner letz­ten Stel­le lie­fen. Trotz­dem will ich si­cher­stel­len, dass ich alles rich­tig mache, denn ich muss die­sen Job un­be­dingt be­hal­ten, und seien wir ehr­lich: Man braucht mich hier nicht wirk­lich, also muss ich auf­fal­len und Goose über­strah­len, um meine Po­si­ti­on nicht zu ver­lie­ren.
Das Klop­fen an der Tür lenkt mich nicht so sehr von mei­ner Lek­tü­re ab, aber die Stim­me, die ver­kün­det: „Hey Mann … ich muss mein Knie ban­da­gie­ren“ tut es, und ich hebe ruck­ar­tig den Kopf.
Hawke steht in vol­ler Mon­tur, je­doch ohne Helm in der of­fe­nen Tür, seine Stirn ist schweiß­nass und sein lan­ges Haar klebt an sei­nen Schlä­fen. Er starrt Goose an, und ich nutze den Mo­ment, um mein klop­fen­des Herz zu be­ru­hi­gen, das in dem Au­gen­blick zu rasen be­gann, als ich ihn sah.
Ver­dammt … warum muss der Mann so ver­flucht at­trak­tiv sein?
Ich habe ihn erst vor ein paar Stun­den in mei­nem früh­mor­gend­li­chen Traum ge­se­hen, und die Er­in­ne­rung an das, was wir hat­ten, ver­blasst im Ver­gleich zu ihm höchst­per­sön­lich und aus nächs­ter Nähe. Dun­kel­brau­nes Haar, nach wie vor lang. Es fällt in schwe­ren Lo­cken bis knapp über die Schul­tern, und seine blau­en Augen lie­gen tief unter dunk­len, scharf kon­tu­rier­ten Brau­en. Das Ein­zi­ge, was an die­sem Mann sie­ben Jahre spä­ter an­ders ist, ist, dass er jetzt einen Bart trägt. Ob­wohl die Play-offs noch lange nicht in Sicht sind, ge­fiel Hawke der Look of­fen­bar und er be­schloss, ihn zu be­hal­ten. Der Bart ist voll, aber gut ge­stutzt, dun­kel mit ein paar etwas hel­le­ren Sträh­nen darin.
Ich muss sagen … er steht ihm, denn er be­tont seine hohen Wan­gen­kno­chen und sein kan­ti­ges Kinn.
Hawke ist per­fekt, und ich muss ihn ein­fach an­schau­en. Er hat mich oh­ne­hin kei­nes Bli­ckes ge­wür­digt, und ob­wohl das mit uns schon seit Jah­ren vor­bei ist, kann ich nicht be­haup­ten, dass es un­an­ge­nehm ist, ihn so an­zu­star­ren. Wel­che Frau, die bei Ver­stand ist, täte das nicht?
„Das hier dau­ert noch ein paar Mi­nu­ten“, sagt Goose gut­mü­tig, wäh­rend er ein wei­te­res Stück Kle­be­band von Kips un­te­rem Rü­cken ab­zieht. Kip quit­tiert das mit einem dra­ma­ti­schen Stöh­nen. „Dann muss ich ihn in ein Eis­bad legen.“
„Warum kann sie das nicht tun?“, fragt Hawke und sein Blick glei­tet träge zu mir her­über.
Ich er­star­re und rich­te mich auf, weil ich mich beim Lesen über den Lap­top ge­beugt hatte. Mein Herz rast, als ich re­gis­trie­re, dass Hawke mich sehr wohl be­merkt hat.
Er starrt mich mit strah­lend blau­en Augen an, doch ich kann sei­nen Blick nicht deu­ten. Es gab eine Zeit, da konn­te er al­lein mit die­sen Augen mit mir kom­mu­ni­zie­ren. Ich konn­te seine Wün­sche und Be­dürf­nis­se aus sei­nem Blick ab­le­sen. Zorn und Liebe. Sor­gen und Glück. Ich konn­te sogar er­ken­nen, ob er Hun­ger auf ein Steak oder Hühn­chen hatte, wenn er mich ansah.
Jetzt sagt sein Blick mir nichts. Nicht ein­mal eine An­deu­tung von Freu­de über meine An­we­sen­heit oder gar Neu­gier auf mich.
Ich frage mich, was er emp­fin­det, denn wir haben uns nicht im Guten ge­trennt. Tat­säch­lich haben wir uns unter sehr schlech­ten Be­din­gun­gen ge­trennt. Ich habe ihn aus­ge­schlos­sen und mich ge­wei­gert, ihn wis­sen zu las­sen, was ich denke.
Na­tür­lich hatte ich selbst mit Sor­gen, Ver­lust, Schuld­ge­füh­len und Wut zu kämp­fen, so­dass ich mich da­mals im Recht ge­fühlt habe.
Aber jetzt?
Ich bin nicht si­cher, ob ich alles rich­tig ge­macht habe, doch ich kann die Ver­gan­gen­heit nicht än­dern. Da­mals war ich ein Spiel­ball mei­ner Ge­füh­le und konn­te nicht an­ders han­deln.
„Vale liest noch das Hand­buch“, ant­wor­tet Goose. „Ich kann mich in ein paar Mi­nu­ten um dich küm­mern.“
„Oder sie tut es jetzt“, schlägt Hawke in einem fast her­ri­schen Ton vor. „Ich muss zu­rück aufs Eis.“
„Wie du willst.“ Goose zuckt die Ach­seln. „Wenn sie es ver­mas­selt, dann be­schwer dich nicht bei mir.“
Ich zucke zu­sam­men und sehe Goose an. Warum sagt das Arsch­loch so etwas?
„Wenn sie es ver­mas­selt, ist es ein­zig und al­lein ihre Schuld“, stellt Hawke klar und ich drehe mich zu ihm um. Er hat ein pro­vo­zie­ren­des Fun­keln in den Augen, und in die­sem Mo­ment wird mir klar, dass ich den lee­ren, des­in­ter­es­sier­ten Blick, den er mir vor­hin zu­ge­wor­fen hat, viel lie­ber moch­te. Die­ser Blick sagt mir, dass er immer noch bit­te­re Ge­füh­le für mich hegt, und das ist eine un­nö­ti­ge Kom­pli­ka­ti­on, die ich in mei­nem Leben ge­ra­de nicht ge­brau­chen kann.
Seuf­zend neige ich den Kopf zum Tisch neben dem, auf dem der Lap­top steht. „Schlitt­schu­he, So­cken, Schien­bein­scho­ner und Hose aus­zie­hen.“
Hawke stapft auf mich zu, seine Schlitt­schuh­schüt­zer klap­pern stumpf auf dem In­dus­trief­lie­sen­bo­den. „Tief­schutz auch?“, fragt er ohne eine Spur von Humor.
„Nein“, sage ich kühl. Ich nehme ein Hand­tuch und werfe es ihm zu, ehe ich mich dem Vor­rats­schrank zu­wen­de. „Du kannst das über dei­nen Schoß legen.“
Er ist nur noch einen hal­ben Meter ent­fernt, als er das Hand­tuch auf­fängt und so leise, dass ich es kaum höre, brummt: „Warum? Kennst du einen Schwanz, kennst du alle.“
Ich er­star­re mit der Hand am Schrank­griff und eine plötz­li­che Welle von Sehn­sucht und Schwer­mut über­rollt mich. Dazu Wut über das, was wir hat­ten und was mir noch so frisch aus mei­nem Traum von ihm und mir und die­ser blö­den Stein­mau­er am Syd­ney River in Er­in­ne­rung ist. Ich habe mich in all den Jah­ren immer ge­fragt, was wohl pas­siert wäre, wenn die Dinge nur ein klein wenig an­ders ge­lau­fen wären, und tue es jetzt erst recht, wo er nur ein paar Meter von mir ent­fernt steht.
„Vale?“, flüs­tert Hawke und ich schre­cke auf.
Ich öffne den Schrank, hole Tape, Mull und Pflas­ter her­aus und schlie­ße ihn mit der Schul­ter. Dann drehe ich mich zu ihm um, straf­fe die Schul­tern und setze einen neu­tra­len Ge­sichts­aus­druck auf. Ich neige den Kopf in Rich­tung Tisch. „Lass uns los­le­gen, Ther­ri­en. Ich dach­te, du willst zu­rück aufs Eis?“
Sein Blick huscht zwi­schen mei­nen Augen hin und her, an sei­nem Kie­fer zuckt ein Mus­kel. Er mus­tert mich, scheint noch etwas sagen zu wol­len, aber dann bückt er sich wort­los und schnürt seine Schlitt­schu­he auf.
Ich atme tief ein und seuf­ze leise.
Das kann ja hei­ter wer­den.