Grace Taylor hatte es nie leicht im Leben. Als Kind verlor sie ihre Eltern, ihre Großeltern lehnten sie ab, sie landete im Heim und auch als Erwachsene scheint sie vom Pech verfolgt. Als sie glaubt, endlich das große Glück gefunden zu haben, wird sie ein weiteres Mal bitter enttäuscht. Ihr vermeintlicher Traummann entpuppt sich als Albtraum.
Nach einem alles verändernden Verlust ist Mateo López, Oberhaut eines florierenden Drogenimperiums, von Rachegelüsten zerfressen. Er will mit allen Mitteln den Mann zur Strecke bringen, der ihm das Wertvollste im Leben genommen hat. Als sein Widersacher auf einer Auktion eine junge Amerikanerin ersteigert und schier von ihr besessen zu sein scheint, ist der Moment der Vergeltung zum Greifen nah. Er plant, Grace von ihrem neuen Besitzer zu stehlen, um sie zu töten.
Allerdings geraten Mateos Vorsätze schnell ins Wanken, denn Grace stellt seine Gefühlswelt mächtig auf den Kopf. So sehr, dass der Wunsch nach Rache immer weiter in den Hintergrund rückt. Als Mateo sich nicht mehr gegen seine Gefühle wehren kann, fasst er den Entschluss, Grace die Freiheit zu schenken.
Doch bevor er das Vorhaben in die Tat umsetzen kann, schlägt das Leben erneut zu. Ein tödlicher Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...
Arizona Moore ist das Pseudonym einer deutschsprachigen Autorin und steht für Liebe, Herzschmerz, Drama und einen Hauch erotischem Prickeln.
Bücher sind und waren schon immer ihre größte Leidenschaft. Anfänglich hat sie ihre Geschichten nur für sich selbst zu Papier...
Grace
Oh Gott, ich bin so dumm, so naiv und so verdammt gutgläubig. Ich hätte wissen müssen, dass der gut aussehende Mann mit den dunkel gelockten Haaren, der Statur eines griechischen Gottes und den breiten Schultern nicht gekommen ist, um mich vor Pablo zu retten. Doch ich wollte das glauben, wollte mich an den Strohhalm klammern. Daher dachte ich auch nicht zweimal darüber nach, als er mich aufforderte, mit ihm zu gehen. Er war der Ausweg aus meinem Albtraum, und das war alles, was in dem Moment zählte.
Ich eilte an seine Seite, nahm die mir dargebotene Hand und ließ...
...mich von ihm fortführen. Obwohl ich spürte, dass ich bis in die Zehenspitzen von Angst erfüllt war, genoss ich seine Nähe und Wärme. Er fühlte sich gut an und versprühte ein Gefühl von Sicherheit. Seine Finger waren rau und weich zugleich, seine Haut war herrlich warm. Dort, wo seine Hand die meine berührte, wurde ein Flächenbrand entfacht, wie nach einer langen Trockenperiode. Ich hatte das Gefühl, auf der Stelle in Flammen aufzugehen. Hätte ich gewusst, dass er bloß gekommen ist, um eine offene Rechnung mit meinem Besitzer zu begleichen, hätte ich an meinem Plan festgehalten und wäre geblieben. Ich meine, was macht es für einen Unterschied, ob Pablo oder er mich vernichtet?
Ich wusste, dass mit dem heutigen Abend meine Schonfrist ablaufen würde. Entsprechend war mir klar, dass ich mich Pablo nicht länger entziehen könnte. Er war das Warten leid und hätte sich das von mir genommen, wonach er sich seit meinem Kauf verzehrte: meinen Körper.
Während er im Theater das Stück verfolgte, applaudierte und die Lieder mitsummte, fuhren meine Gedanken Achterbahn. Da ich leider öfter, als mir lieb war, mitansehen musste, wie Pablo und seine Männer Frauen nach Lust und Laune vergewaltigten, schlugen und beleidigten, stand für mich zweifelsohne fest, dass mir in der heutigen Nacht dasselbe bevorstehen würde. Allein bei der Vorstellung, dass seine schwieligen Finger meine Haut berühren würden, drehte sich mir der Magen um. Ich schwöre, ich hätte mir lieber vor seinen Augen die Pulsadern aufgeschnitten, als ihm meinen Körper zu überlassen. Ich hätte nicht damit leben können, einem Monster, einem brutalen Sadisten, die Kontrolle über mich zu überlassen.
Die Dinge, die ich auf seinem Anwesen mitansehen musste, weil er mich dazu zwang, waren schrecklich. Vorgestern Abend führte er mich in eins seiner sogenannten Spielzimmer. Ein junges Mädchen wurde dort von einem dickbäuchigen Kerl misshandelt, der dem Alter nach ihr Großvater hätte sein können. Sie war mit Fixierungsgurten, wie man sie aus der geschlossenen Psychiatrie kennt, ans Bett gefesselt. Ihr Hintern wurde so lange mit einem Baseballschläger penetriert, bis ihr Anus riss. Und als wäre das nicht schon grausam genug, hat der Mistkerl ihr noch zusätzlich eine Weinflasche in die Pussy geschoben. Das Mädchen ist irgendwann vor Schmerzen bewusstlos geworden.
Während ich die Szene verstörend fand und am liebsten geflohen wäre, törnte Pablo diese Perversion scheinbar an. Er stellte sich dicht hinter mich, legte die Hände um mein Gesicht und hielt meinen Kopf auf die Situation gerichtet, sodass ich nicht wegsehen konnte. Sein steifes Glied rieb er an meinem Hintern, und er flüsterte mir ins Ohr, dass er sich danach verzehre, mich zu fisten, meine Haut mit einem glühenden Eisen zu brandmarken und meine Klitoris mit Klemmen zu verzieren. Ihn mag das vielleicht scharfmachen, ich hingegen finde es verstörend.
Das, was ich gesehen habe, hat für mich nichts mit Intimität und Lust zu tun, sondern es war Folter. Sex ist eines der schönsten Dinge, und man sollte ihn nur mit dem Menschen erleben, für den man Lust und Leidenschaft empfindet, und nicht mit einer Person, die man von ganzem Herzen verabscheut. Wenn ich mit jemandem schlafe, muss ich eine Verbindung zu dem Mann spüren, mit dem Herzen dabei sein, um mich auf mein Gegenüber einlassen zu können. Deswegen bin ich auch kein Typ für One-Night-Stands. Ich gönne jedem seinen Spaß und verurteile niemanden, der sich durch die Gegend vögelt, aber ich kann das nicht, ich brauche mehr.
Fellipe ist in den letzten Tagen so etwas wie ein Freund für mich geworden. Ich weiß nicht, warum, aber er kam jede Nacht in mein Zimmer, um nach dem Rechten zu sehen. Er redete mir gut zu, beruhigte meine angespannten Nerven und gab mir wertvolle Ratschläge, wie ich mich in Pablos Gegenwart zu verhalten habe, was ich tun oder besser lassen sollte. Neulich meinte er, dass meine größte Waffe mein Verstand sei. Ich solle versuchen, den Kopf auszuschalten und niemanden in meinen Verstand eindringen zu lassen. Auch wenn ich seine Beweggründe nicht kenne, bin ich ihm dankbar, dass er mir zur Seite stand, denn sonst hätte ich schon längst resigniert. Mit seiner Hilfe ist es mir auch gelungen, an ein Messer zu gelangen.
Wie jeden Abend wurde mir das Essen aufs Zimmer gebracht. Bevor das Geschirr wieder abgeholt wurde, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen, stahl ein Messer und versteckte es in meiner Socke. Als die Hausangestellte das Besteck inspizierte, fiel ihr sofort auf, dass es nicht mehr vollständig war. Mir ging der Arsch ganz schon auf Grundeis, der Schweiß brach mir aus jeder Pore, ich suchte fieberhaft nach einer guten Ausrede und sah mich bereits in Eisenketten im Folterkeller liegen, als Fellipe wie aus dem Nichts auftauchte und mich rettete. Er sagte der Hausangestellten, dass er das Messer an sich genommen hätte, weil ich ihn damit bedroht hätte, und versprach ihr, es in die Küche zurückzubringen, nachdem er mich für das Vergehen bestraft hätte. Gott sei Dank glaubte sie ihm. Kaum dass die Frau das Zimmer verlassen hatte, zwinkerte er mir verschwörerisch zu und versprach, dass er die Angelegenheit regeln würde und ich mir keine Gedanken mehr machen müsse.
Er ist ein Risiko für mich eingegangen, das ihn selbst hätte den Kopf kosten können. Wäre die Sache aufgeflogen, hätte ich die alleinige Schuld auf mich genommen, um meinen neu gewonnenen Freund aus der Schusslinie zu bekommen.
Das Geheimnis hat uns zusammengeschweißt. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir uns gegenseitig den Rücken stärken. Er hat es zwar nie laut ausgesprochen, aber ich habe immer wieder gespürt, dass er genauso unfreiwillig bei Pablo ist wie ich.
Mein Plan war es, Pablo abzustechen. Erst hätte ich zugelassen, dass er mich küsst und mich berührt, und wenn ich sein Vertrauen gewonnen hätte, hätte ich das Messer hervorgeholt und es ihm mit aller Kraft zwischen die Rippen gestoßen. Ohne auch nur einen Hauch von Reue zu verspüren, hätte ich dabei zugesehen, wie der Hund verblutet.
Mit seinem Tod wäre die erste Hürde genommen. Natürlich wäre dann noch das Problem mit der Flucht gewesen, denn Pablo macht keinen Schritt, ohne eine Armee an Leibwächtern um sich zu haben, doch mit Fellipe an der Seite wäre mir das schon irgendwie gelungen. Zumindest war die Optimistin in mir zuversichtlich, selbst wenn die Chancen schlecht standen. Allerdings wäre ich hundertmal lieber auf der Flucht erschossen worden, als weiterhin Pablos Eigentum zu sein.
Jetzt ist der Plan hinfällig, denn ich befinde mich in einem neuen Gefängnis. Ich wurde in ein Haus gebracht, das fernab der Zivilisation, umringt von Natur und Wäldern, erbaut worden ist. Die Villa ist umschlossen von wild wachsenden Büschen und Sträuchern, hohen Zäunen aus Stacheldraht und Hecken.
Der Mann, der mich entführt und hierhergebracht hat, hat mir ein Zimmer zugewiesen, das ein wahrer Mädchentraum ist. In der Mitte des Raums steht ein großes Himmelbett, das Platz für mindestens fünf Personen bietet. Zudem ist das Zimmer in hellen Farben gestrichen, mit teuren Möbeln ausgestattet und wunderschöne, bodenlange Seidenschals zieren die großen Fenster. Wenn ich nicht permanent im Hinterkopf hätte, dass man mich verschleppt hat, könnte ich mich der Illusion hingeben, in einem Luxusferienresort zu sein.
Mittlerweile ist es Nacht. Obwohl das Bett einladend ist und ich sehr erschöpft bin, bekomme ich kein Auge zu. Ich bin viel zu aufgekratzt. Meine Gedanken und Gefühle fahren Achterbahn, ich fühle mich wie im freien Fall. Ich vermisse meinen Freund, mein altes Leben, meine Arbeit und New York. Doch am meisten beschäftigen mich die Erinnerungen an Bram. Ich hoffe, dass er den Überfall im Park überlebt hat und dass es ihm gut geht. Was würde ich dafür geben, wenn ich ihn noch ein letztes Mal sehen und umarmen könnte.
Obwohl es in der letzten Zeit nicht berauschend zwischen uns lief, fehlt er mir ungemein. Ich bete dafür, dass er nicht vor Sorge um mich krank wird, schließlich ist er ein Sensibelchen. Er soll seine Zeit nicht mit dem Hoffen auf ein Wiedersehen mit mir verschwenden, denn ich glaube nicht mehr daran, dass das je passieren wird. Ich bin mir sogar sicher, dass ich dieses Land nicht lebend verlassen werde.
Seufzend steige ich aus dem Bett und gehe zum Fenster. Ich lege die Finger um den Fenstergriff, versuche, es zu öffnen, was mir zu meinem Erstaunen gelingt, und trete auf den Balkon hinaus. Ich hätte angenommen, dass man das Fenster abgeschlossen hat, um mich an der Flucht zu hindern.
Ein Gefühl von Freiheit strömt durch mich hindurch, als ich an das Geländer trete, die Hände um das kalte Metall lege und der kühle Nachtwind meine Wangen streift. Ich schließe die Augen, atme tief durch die Nase ein, versuche, an nichts zu denken und nur den Duft von Wald und Wiesen zu genießen. Mir gelingt es, alles auszublenden. Meine Sinne sind erweitert und geschärft. Ein Kribbeln, das mich zum ersten Mal seit der Entführung lebendig fühlen lässt, jagt durch meine Venen.
Gleichzeitig bin ich traurig, müde und trotzdem irgendwie euphorisch. Ich bin glücklich, Pablo entkommen zu sein, obgleich ich nur von einem Käfig in den nächsten verfrachtet wurde. Trotzdem bin ich zufrieden, zumindest für den Moment, auch wenn die Unzufriedenheit über die neue Situation versucht, sich in den Vordergrund zu drängen.
Was ist nur mit mir los? Habe ich eine gespaltene Persönlichkeit? Wie kann man gleichzeitig beschwingt und frustriert sein? Ich bin ein einziges Gefühlschaos, ein Emotionstsunami durchströmt mich, ohne dass ich Einfluss darauf nehmen kann. Ich werde in diesen Strudel gezogen, von links nach rechts geschleudert und schaffe es kaum, mich über Wasser zu halten.
Ich müsste nur springen, die knapp fünf Meter vom Balkon bis zum Boden überwinden, und hätte meine Freiheit wieder. Ob ich mich bei dem Sprung verletzen, mir das Bein oder das Genick brechen würde? Keine Ahnung, aber das ist nicht die einzige Hürde. Ich weiß nicht, ob ich es vom Grundstück schaffen würde, ohne ergriffen zu werden. Bestimmt ist dieses Anwesen genauso gut überwacht wie das von Pablo.
Seitdem ich hier bin, stelle ich mir die Frage, wieso der gut aussehende Mann mich befreit hat. Pablos Motive waren von Beginn an klar. Er hat eine Sexsklavin gewollt, die er für seine dunklen Gelüste benutzen, quälen und misshandeln kann. Sein Ziel war es, mich zu brechen, mir den freien Willen zu nehmen. Als ich mich gegen ihn zur Wehr setzte, hat ihn das nur noch besessener werden lassen. Pablo wollte mich spüren lassen, dass er mir körperlich und psychisch überlegen ist. Ich war Dauergast in seinem Keller. Iván hat mit Brennnesseln meine Haut verletzt, mich tagelang am Schlafen gehindert oder mir eine Plastiktüte über den Kopf gestülpt, um mich in den Zustand des Erstickens zu versetzen.
Das Motiv meines neuen Entführers ist mir hingegen unklar. Ich weiß nur, dass er einen persönlichen Kreuzzug gegen Pablo führt. Irgendetwas scheint die beiden Männer zu verbinden und ich bin das Mittel zum Zweck. Für was auch immer. Und sobald dieser erfüllt ist, bin ich wertlos. Das bestätigt mal wieder die Theorie, dass ich die Sache nicht überleben werde.
Wie lange ich auf dem Balkon stehe und in die Ferne starre, weiß ich nicht. Ich habe das Gefühl für Raum und Zeit verloren. Sicher ist nur, dass mittlerweile ein neuer Tag hereinbricht, da es langsam hell wird.
Weil ich friere und meine Kleidung von der hohen Luftfeuchtigkeit ganz klamm ist, gehe ich in das Zimmer zurück und setze mich auf das Bett, um die Wand anzustarren. Ich rühre mich nicht vom Fleck, sitze einfach nur da.
Irgendwann wird die Tür geöffnet und ein Mann mittleren Alters, der einen schicken Anzug trägt, betritt den Raum.
„Guten Morgen, Miss Grace. Ich bin Alessandro, der Butler des Hauses“, stellt er sich freundlich vor. „Ich möchte Sie zum Frühstück abholen. Würden Sie mir bitte folgen?“ Er deutet mit einem Nicken auf die offen stehende Tür.
„Nein danke, ich habe keinen Hunger.“ Das ist eine Lüge und mein Magen knurrt wie auf Kommando, doch ich möchte meinem Entführer nicht gegenübertreten.
„Das war keine Bitte, sondern ein Befehl“, sagt Alessandro, dessen Gesichtszüge sich nun verhärten. Seine Stimme ist jedoch keineswegs autoritär. „Señor López kann es nicht ausstehen, wenn man seine Anweisungen ignoriert.“
„Dann wird Señor López sich wohl daran gewöhnen müssen, dass ich nicht nach seiner Pfeife tanze“, erwidere ich, obwohl mein Herz wie verrückt rast.
„Ich werde es ihm ausrichten.“ Der Butler deutet eine Verbeugung an und zieht sich zurück.
Es war sicherlich nicht schlau, mich dem Wunsch des Entführers zu widersetzen, aber ich musste standhaft bleiben und ihm verdeutlichen, dass er mich nicht wie eine Schachfigur über das Spielfeld schieben kann. Ich mag vielleicht seine Gefangene sein, aber ganz bestimmt nicht sein Eigentum. Ich gehöre nur mir. Und die Konsequenzen sind mir egal. Sollte er mich bestrafen, stehe ich das durch. Wichtig ist, dass ich mir und meinen Prinzipien treu bleibe.
Ich habe den Gedanken noch nicht ganz zu Ende geführt, da wird die Tür zu meinem Zimmer erneut aufgerissen und mein Entführer tritt ein. Mit vor der Brust verschränkten Armen funkelt er mich wütend an.
„Wenn ich dich im Speisesaal sehen will, hast du meinem Wunsch zu entsprechen. Ich will es nicht noch mal erleben, dass du meinen Butler in Verlegenheit bringst“, herrscht er mich an. „Ich hasse es, wenn man meine Befehle missachtet.“
„Und ich hasse es, wenn man mich wie einen Hund ruft“, halte ich dagegen und starre ihn genauso finster an.
Ich weiß nicht, woher der Mut kommt, ihm Paroli zu bieten, ich bin von mir selbst überrascht. Doch mein Gefühl sagt mir, dass ich es gefahrlos tun kann. Er mag vielleicht ein Krimineller sein, doch scheint er ein ganz anderer Schlag Mensch zu sein, als Pablo es ist. Er ist nicht weniger Furcht einflößend oder autoritär, doch ihn umgibt auch etwas Weiches. Seine Ausstrahlung ist nicht annähernd so böse und kühl wie die meines Käufers.
„Tja, daran wirst du dich wohl gewöhnen müssen. Ich kann tun und lassen, was immer ich will, Grace. Niemand wird mich zurückhalten. Finde dich damit ab.“
Herausfordernd hebt er die Augenbrauen und lächelt. Gleichzeitig spannt er die Muskeln an. Das weiße Hemd schmiegt sich dabei eng um seine ansehnliche Brust. Seine Schultern sind breit, seine Arme trainiert und seine Bauchmuskeln zucken bei jeder Bewegung. Seine Oberarme sind schätzungsweise dreimal so dick wie meine Oberschenkel. Er ist hochgewachsen und wirkt noch riesiger, wenn er einatmet, weil sich dabei sein Brustkorb und seine Schultern heben. Ich muss gestehen, dass mir das gefällt.
Er ist auf seine Weise schön. Anziehend. Aber auch bedrohlich.
„Wieso bin ich hier? Weshalb hast du mich befreit?“ Ich brauche Antworten.
„Weil ich meinem Feind einen Denkzettel verpassen musste“, lautet die knappe, nichtssagende Erwiderung.
„Das habe ich mir schon zusammengereimt. Ich verstehe nur noch nicht, was meine Rolle dabei ist.“
„Liegt das nicht auf der Hand, Grace?“, will er wissen. „Pablo liebt dich.“
Er liebt mich? Mir fällt alles aus dem Gesicht. Ich muss mich verhört haben.
„Dieser Mann weiß nicht mal, was Liebe ist. Wenn das Wort Liebe Vergewaltigungen, Schmerzen, Erniedrigungen und Folter bedeutet, bin ich noch nie geliebt worden. In meiner Welt heißt das, dass man seinen Partner respektiert und ihn als gleichwertigen, freien Menschen betrachtet. Dass man eine Beziehung führt, die von Vertrauen, Zuneigung, Leidenschaft, Akzeptanz und Respekt geprägt ist.“
„Wie poetisch.“ Die Worte triefen nur so vor Ironie. „Glaub mir, er liebt dich auf seine Weise. Noch nie hat er für eine Sklavin so viel Kohle lockergemacht. Er wollte dich um jeden Preis. Wärst du ihm egal, hätte er dich bereits am Auktionsabend vergewaltigt, so macht es nämlich immer. Die neue Ware muss ausprobiert werden. Zudem hat er noch nie eine Frau mit ins Theater genommen. Genau genommen hat noch nie eine lebend sein Anwesen verlassen. Wenn das keine Liebe ist, dann weiß ich auch nicht.“
Vielleicht hat er recht. Das ergibt durchaus Sinn. Er hat mich nie angerührt, sondern hat nur probiert, mich gefügig zu machen.
„Aber das heißt noch lange nicht, dass Pablo sich wegen mir die Augen ausheult.“
„Das ganz bestimmt nicht, aber er wird vor Wut kochen.“
„Toll, und was bringt dir das? Schickst du ihm kleine Erpresserbriefchen mit Lösegeldforderungen? Sag Bescheid, wenn du beim Ausschneiden der Buchstaben aus der Zeitung Hilfe brauchst. Ich bin ziemlich gut im Basteln.“
„Danke fürs Angebot, aber nein. Ich werde dich nicht zurückgeben. Egal welche Summe er bietet. Ich verfolge ein ganz anderes Ziel, Geld habe ich selbst zur Genüge.“
„Und welches? Was hast du vor?“
„Du bist so lange mein Eigentum, bis ich dich töte.“
Mateo
Angst hat einen ganz besonderen, berauschenden, unverwechselbaren Geruch. Alle Menschen riechen gleich, wenn sie vor Schiss kurz vorm Einnässen sind. Verzweiflung riecht dagegen wesentlich subtiler. Grace’ Furcht ist eine ganz außergewöhnliche, unvergessliche Komposition aus Süße und Schärfe. Sie ist verlockend und betörend. Vielleicht empfinde ich das aber auch bloß nur so intensiv, weil ich ein gestörter Wichser bin. Wie dem auch sei, ihre Angst gibt mir den ultimativen Kick, beschert mir einen Adrenalinrausch. Und ich brauche unbedingt mehr davon.
Weil sie nicht mit mir zusammen frühstücken wollte, ließ ich sie die Konsequenz ihrer Sturheit spüren. Ich habe allen Angestellten die Ansage gemacht, ihr weder Brot noch Wasser zu geben. In meinem Haus wird sich an meine Regeln gehalten. Sie hatte die Wahl und hat sich fürs Hungern entschieden. Okay, soll mir recht sein.
Nachdem ich sie den ganzen Vormittag mit dem Gedanken, dass ich sie töten werde, allein gelassen habe, suche ich jetzt erneut ihr Zimmer auf. Eigentlich hatte ich nie vor, ihr meinen Plan unter die Nase zu reiben, doch ihre trotzige Art, ihre Provokationen und das nervige Gefrage haben mich fuchsteufelswild gemacht.
Ohne anzuklopfen, trete ich ein. Grace sitzt auf dem Bett, die Knie bis zu ihrer Brust hochgezogen, ihr schönes Gesicht zwischen den Beinen verborgen. Ihre langen blonden Haare fallen über ihre Schultern auf ihren Rücken.
„Sieh mich an“, befehle ich ihr.
Ich kann es nicht ausstehen, ignoriert zu werden, und normalerweise hat auch niemand die Eier dazu. Jeder kriecht mir in den Arsch, schleimt oder versucht, einen auf besten Freund zu machen, um bloß nicht in Ungnade zu fallen. Irgendwie ist es erfrischend, dass Grace nicht der Norm entspricht.
Nachdem mir mein Vorhaben herausgerutscht ist, habe ich angenommen, dass sie auf Knien vor mir herumrutschen und um ihre Freilassung betteln würde. Ich glaube, dass jeder Mensch einen Selbsterhaltungstrieb in sich trägt, zumindest ist das die Erfahrung, die ich in den letzten Jahren gemacht habe. Alle Gefangenen, die ich gefoltert oder bedroht habe, haben erst um ihr Leben gefleht und mir dann einen Deal angeboten. Einer war sogar bereit, mir im Austausch für seine Freiheit seine Tochter zu überlassen. Es ist immer wieder erstaunlich, wie tief man sinken kann, wenn einem die Scheiße bis zum Hals steht.
Anstatt der Forderung nachzukommen und den Kopf zu heben, gräbt sie die Fingernägel in die nackte Haut ihrer Unterschenkel und spielt weiter die Gehörlose.
„Du brauchst dringend eine Dusche, du stinkst.“ Ich gehe vor ihr in die Hocke, aber sie bleibt wie versteinert sitzen. „Heb verdammt noch mal den Kopf, Grace.“
Wieder bleibt eine Reaktion aus. Deswegen sehe ich mich gezwungen, härtere Geschütze aufzufahren. Ich lege eine Hand auf ihren Kopf, woraufhin sie kurz zusammenzuckt. Erst streichele ich ihr über den Hinterkopf, dann packe ich ein Büschel ihrer Haare, wickele sie um meine Faust und ziehe daran. Ich zerre ihren Kopf zurück und zwinge sie damit, mich anzuschauen.
Grace stößt einen Schrei aus. Eine Mischung aus Schmerz und Wut. Das Geräusch passt zu ihren Gesichtszügen: zusammengekniffene Augen, eine in Falten gelegte Stirn und Angst hinter ihren hasserfüllten Augen. Ihr Mund öffnet sich, als ich noch etwas mehr Druck ausübe, und Tränen kullern über ihre geröteten Wangen.
„Lass mich los, du Arschloch.“ Ihre Stimme ist kratzig, als hätte sie schon eine Ewigkeit nicht mehr gesprochen.
„Steh auf“, sage ich, ignoriere die Beleidigung und ziehe erneut an ihren Haaren, um mich gemeinsam mit ihr zu erheben.
Ich glaube, dass sie mir am liebsten eine Ohrfeige verpassen würde. Insgeheim wünsche ich mir auch, dass sie es tut, dass sie sich mir widersetzt, denn damit würde sie mir einen Grund liefern, sie zu bestrafen. Und ich würde sie nur zu gern in die Schranken weisen. Ich würde es genießen, sie über meine Knie zu legen, das Kleid hochzuschieben, ihr den Slip von den Beinen zu streifen und ihren Arsch mit meinen Händen zum Glühen zu bringen. Das Klatschen der Schläge würde mich scharfmachen, genauso wie der Anblick ihres feuerroten Hinterteils. Wenn sie noch ein paar Tränen des Schmerzes verdrücken würde, wäre das Befriedigung in höchstem Maße. Es gibt nichts Sinnlicheres, nichts Erotischeres für mich, als die Unterwerfung einer Frau.
„Du tust mir weh“, zischt sie mit zusammengepressten Zähnen und schaut mir mutig in die Augen. „Nimm deine verdammten Wichsgriffel von mir.“
„Wie lautet das Zauberwort?“ Abwartend schaue ich sie an.
„Fick dich.“
„Falsche Antwort, Baby.“
Ich lasse ihre Haare los, greife nach ihren Händen, drehe sie an der Schulter um und stoße sie gegen die Wand. Dann trete ich ganz dicht an sie heran und presse meinen Körper gegen ihren, um sie dort festzupinnen.
„Neuer Versuch. Denk nach, Grace. Das ist deine letzte Chance.“
Sie schluckt. So laut, dass ich es hören kann. „Bitte.“
„Geht doch. Braves Mädchen“, lobe ich sie.
Ich lasse nicht von ihr ab und halte sie weiter zwischen der Wand und meinem Körper gefangen, denn ich genieße ihre Nähe. Tief atme ich ein, inhaliere ihren Duft, und während ich ihn in mir aufsauge, drängt sich mir die Frage auf, ob sie meine Erektion, die ich fest gegen ihren Rücken presse, spürt.
Ob es Grace wohl scharfmacht, von mir gegen die Wand gepinnt zu werden? Ist sie vielleicht feucht? Ich weiß, dass sie die Situation nicht kaltlässt, denn ihr Atem geht stoßweise.
Was würde ich dafür geben, wenn sie mich anbetteln würde, sie zu ficken. Ich würde, ohne zu zögern, mit einer Hand unter ihr Kleid schlüpfen, den Slip zur Seite schieben und mich tief und hart in ihr versenken.
Bei der Vorstellung, wie sich ihre heiße, enge Pussy um mich herum anfühlen würde, zuckt mein Schwanz. Doch egal wie sehr ich mich danach verzehre, es geht nicht. Sie ist meine Gefangene, mein Mittel zum Zweck.
„Du gehörst mir und wirst tun, was ich dir sage. Ausnahmslos. Wenn du dich mir oder meinen Anordnungen widersetzt, werde ich dich dafür bestrafen. Hast du das verstanden?“
Sie antwortet mir nicht. Trotz ihrer Bemühungen, die Emotionen zu kontrollieren, entweicht ihr ein leises Stöhnen. Ihr Körper zittert, verrät sie. Ihr gefällt es, dass ich sie dominiere.
„Ich habe dich etwas gefragt und erwarte eine Antwort“, sage ich scharf, woraufhin sie schnell nickt. „Schön, das ist schon mal ein Anfang.“
Zufrieden trete ich einen Schritt zurück, lasse sie los und gewähre ihr etwas Raum zum Durchatmen. Sie bleibt wie angewurzelt stehen, dreht sich nicht zu mir um und starrt weiterhin die Wand an. Nur ihre Hände bewegen sich zu ihrem Kopf, um sich über das Gesicht zu wischen.