Scarlet Cheeks: Verhängnisvolle Hingabe

Erschienen: 11/2015
Serie: Scarlet Cheeks
Teil der Serie: 2

Genre: New Adult
Zusätzlich: New Adult

Location: Schweiz

Seitenanzahl: 376


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-108-4
ebook: 978-3-86495-109-1

Preis:
Print: 12,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Scarlet Cheeks: Verhängnisvolle Hingabe


Inhaltsangabe

Alain entführt Irina auf einen gemeinsamen Kurztrip in seine zweite Heimat, nach London - die Stadt seiner experimentierfreudigen Studentenzeit, und Irina befindet sich schlagartig mittendrin. Obwohl sie sich geschworen hat, die wilde Vergangenheit ihres Liebsten ruhen zu lassen, gibt es in der Metropole ein Kapitel, das noch allzu präsent scheint.
Wenn auch in einem Moment der Schwäche Irinas Eifersucht an die Oberfläche dringt, schweißt das uneingeschränkte Vertrauen, das Alain ihr entgegenbringt, beide noch enger zusammen.
Doch zurück in ihrer Heimat wird Irinas Leben gnadenlos aus den Fugen gerissen: Der kleine Eindringling, der sich unter ihrem Herzen eingenistet hat, verstößt grundsätzlich gegen Alains Prinzipien. Noch bevor Irina den Mut aufbringen kann, Alain damit zu konfrontieren, werden beide von der Vergangenheit ihrer Eltern eingeholt ...

Über die Autorin

Alexis Kay, geboren 1984, lebt mit ihrem Mann und den zwei Söhnen in einer Kleinstadt im Sonnenkanton, ganz im Süden der Schweiz.

Mit sechzehn Jahren schrieb sie, eigens für sich selbst, ihren ersten Liebesroman sauber mit Tinte ins Arbeitsheft. Damals wurden...

Weitere Teile der Scarlet Cheeks Serie

Leseprobe

Nach einem geradezu harmlosen Gymnastikraum, einer kleinen Turnhalle, wie ich sie noch aus meiner Schulzeit und dem Turnunterricht kenne, ausgestattet mit Sprossenwand, Bock, Barren, Matten, Klettertau und Stange – nicht in meinen kühnsten Träumen hätte ich mir vorstellen können, was man damit alles anstellen kann –, zeigen Travis und Alain mir das Burgzimmer. Ein Bett, dem eines Königs gleich: groß, stattlich, mit dicken, verschnörkelten Bettpfosten, dominiert den Raum. Ein Himmelbett. Doch so unschuldig dieses Zimmer im ersten Moment wirkt, werde ich eines Besseren belehrt, als ich genauer hinsehe und an jedem der Pfosten eine schwere silberne Eisenkette entdecke. Ich schlucke...

...trocken.
Das Bett ist wohl genau nach Alains Geschmack. Ich spüre, nein, ich weiß, dass er sich vor seinem inneren Auge gerade ausmalt, wie ich angekettet auf diesem Bett liege oder wie er mich an einen der Pfähle fesselt. Nicht mit einem Seil, nein, ich vermute, die tiefen Kerben oberhalb der zwei Bettpfosten am Fußende sind dafür vorgesehen, dass man die Ketten darüberwerfen kann und sie in den Furchen verankert bleiben.
Auch bei mir setzt sich eine Art Kopfkino in Gang und ich fühle im Geiste schon, wie sich das kalte Metall um meine Handgelenke schmiegt, das lackierte Holz, die Verzierungen sich auf meinem nackten Rücken abzeichnen und Alains warme, feuchte Lippen über meine Haut wandern, meine Sinne wach kitzeln und meinen Körper aufs Köstlichste verwöhnen.
Mmmmmhhh! Ich presse meine Lippen und meine Schenkel zusammen.
Alain betrachtet jede noch so kleine Regung meines Gesichts und deutet meine Gestik. „Was in deinem hübschen Köpfchen wohl vorgehen mag?“ Er lächelt wissend, ist er doch ein Meister der Körpersprache.
Ich blinzle unter meinen langen, schwarzen Wimpern hervor und schenke ihm ein verliebtes Lächeln. Doch als ich im rechten Augenwinkel den beleuchteten Glasschrank erblicke, fange ich an, mich zu verspannen. Travis muss die Spots darin gerade erst eingeschaltet haben. Peitschen, Gerten, Rohrstöcke und Paddel stehen, ich vermute mit System geordnet, in der Vitrine. Meine Lust bekommt einen gewaltigen Dämpfer.
„Travis. Bitte etwas mehr Feingefühl“, ermahnt Alain seinen Freund.
Weiter wandert mein Blick zur schweren Kommode direkt daneben. Ihr Inhalt lässt sich nur erahnen, aber mit ziemlicher Sicherheit kann ich sagen, dass dort kleiner Krimskrams gehortet wird, der wohl jedes Sklavinnenherz höherschlagen lässt, wie schon zuvor bei den Schlaginstrumenten.
„Irina. Beim nächsten Urlaub möchte ich mit dir in diesem Zimmer ein paar lustvolle Stunden verbringen.“ Ich atme tief ein, möchte etwas erwidern, doch da Alain meinen panischen Blick zuvor bemerkt hat, fügt er rasch hinzu: „Keine Sorge. Der Schrank bleibt fest verschlossen. Weder du noch ich würden daran Gefallen finden.“
„Und die Kommode?“, frage ich mit einem großen Kloß im Hals nach.
„Darin sind doch bloß Sextoys, Beauty. Vibratoren, Dildos, Nippelklemmen, Plugs, aber auch Handschellen, Knebel und, und, und.“ Travis grinst breit und verpasst Alain einen Seitenhieb.
Die Tür wurde doch ganz klar mit einer goldenen Zwei gekennzeichnet, oder irre ich mich? War vorhin nicht von Zimmer Nummer sieben die Rede?
Verwirrt sehe ich in Alains hungrige Augen. Er ist sichtlich angetan, scheint aber mit sich zu hadern. „Nein.“ Vehement schüttelt er den Kopf. „Heute habe ich etwas anderes für uns vorgesehen. Travis wird uns für eine Weile Gesellschaft leisten.“ Er zwinkert Travis verschwörerisch zu.
Was planen diese Teufel bloß? Meine Kinnlade klappt auf. Mein Herz gerät ins Stocken. Nein! Er kann doch nicht … Er würde doch nicht … Nein! Alain ist, bis auf die Hautfarbe, Shakespeares Othello in Person. Rasend eifersüchtig. Allerdings scheint er Travis gegenüber immer ein wenig milder gestimmt. Nach meiner heutigen Eifersuchtsszene beim Frühstück sollte ich wohl besser meinen Mund halten und nicht über Alains große Schwäche urteilen. Es ist bloß wieder eines seiner kleinen Spielchen, versuche ich mich zu beruhigen. Das flaue Gefühl im Magen bleibt jedoch.
„Sieh nur, Alain! Siehst du, wie sich die Rädchen in ihrem hübschen Kopf drehen?“ Travis’ Mundwinkel zucken belustigt.
„Travis. Jemanden absichtlich im Unwissen lassen, ist eine böse Folter“, schimpft Alain gespielt. Er schlingt den Arm um meine Hüften und zieht meinen zitternden Körper näher an sich.
„Du weißt genauso Bescheid wie ich, Alain. Erlöse sie!“
Alain legt den Zeigefinger unter mein Kinn und zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. „Vertraust du mir, Liebes?“ Er bedenkt mich mit einem liebevollen Blick.
„Ja, Alain“, wispere ich.
„Dann werde ich deiner Fantasie keinen Einhalt gebieten. Vorfreude ist bekanntlich die schönste Freude.“ Sein schelmisches Grinsen wiederum verunsichert mich.
Das macht er mit Absicht!

Die Führung geht weiter. Zwei Themenzimmer waren besetzt und nach dem Kerker und dem Folterkeller, auf beiden Schwellen rann es mir eiskalt den Rücken runter, dachte ich mir, dass es nicht noch schlimmer werden könnte, bis Travis die Tür zum Arztzimmer aufschließt.
Ich traue meinen Augen nicht. Stocksteif stehe ich im Türrahmen und betrachte ungläubig den weiß gefliesten Raum, so steril wie eine Arztpraxis. Mitten im Zimmer befindet sich ein weiß gepolsterter Gynäkologenstuhl. An den Vorrichtungen für die Füße und an den Armlehnen befinden sich schwarze Ledermanschetten. Eine verchromte Behandlungszeile mit etlichen Schubladen, wahrscheinlich auch mit integriertem Kühlschrank und Sterilisator, erstreckt sich an der Wand hinter dem Stuhl. Möchte ich wissen, was sich hinter den Fronten verbirgt? … Wohl kaum!
Alles in allem eine originalgetreue Nachbildung einer Frauenarztpraxis, würde ich meinen, jedoch hoffe ich, die meiner Gynäkologin ist nicht so nüchtern, klinisch gehalten, sondern vermittelt auch etwas Wärme und Behaglichkeit …
„Beauty. Willst du den Sessel nicht ausprobieren, so als kleine Vorbereitung für nächsten Montag?“, fordert Travis mich heraus.
Doch ich gehe nicht auf seine Sticheleien ein. Ich habe mit meiner plötzlichen Übelkeit zu kämpfen. Es sieht nicht nur aus wie das Behandlungszimmer eines Gynäkologen, sondern es riecht auch noch so. Desinfektionsmittel und dieser beißende, abscheuliche Geruch schüren meinen Unwillen und bringen mir beinahe die Pfannkuchen retour. „Alain. Das stößt an meine Grenzen. Ich kann diesem Raum wirklich nichts Lustvolles abgewinnen. Ich hab schon Bammel, wenn ich nur an Montag denke. Du … du hast doch nicht … oder doch?“
„Nein, Liebes. Das ist James’ Reich.“ Alain schließt die Tür wieder zu.
Gott sei Dank! Erleichtert lasse ich den angehaltenen Atem entweichen.
Die letzten Meter des Korridors lege ich zurück, als würde ich zu meiner eigenen Hinrichtung gerufen. Die goldene Sieben, die bei mir allein beim bloßen Anblick Kopfzerbrechen, Bauchkrämpfe und Angstschweiß hervorruft, prangt unheilvoll an der Holztür.
„So, Beauty. Raum sechs hast du ja gestern Nacht schon kennengelernt …“ Der Rest von Travis’ Worten wird überdeckt vom wilden Pochen meines Herzens und dem ohrenbetäubenden Rauschen des Blutes in meinen Ohren.
„Ruhig Blut, Liebes! Steigere dich nicht zu sehr rein.“ Ermutigend drückt Alain meine Hand.
Travis grinst breit und enthüllt mit einer übertriebenen Geste, wie ein Quizmaster alter Schule, Tor Nummer sieben.
Wasser blubbert. Der Raum ist in azurblaues Licht gehüllt. Mondscheinfeeling.
„Ein Jacuzzi?“ Darf ich mich freuen oder kommt wieder etwas Unvorhergesehenes? Skeptisch blicke ich von einem zum anderen. Die Mienen bleiben jedoch undurchdringlich. „Ihr sadistischen Teufel!“, beschimpfe ich die beiden. Innerlich atme ich erleichtert auf. Ein Jacuzzi, keine Streckbank, kein Spanischer Bock, kein Galgen, keine Guillotine; allerhöchstens Wasserfolter steht mir bevor. Äußerlich mache ich meinem Ärger Luft, verpasse einem nach dem anderen einen Seitenhieb. „Wie könnt ihr es wagen. Ich war einem Herzinfarkt nahe.“
Doch die verheißungsvollen Gesichter der beiden verraten, meine Pein ist noch nicht zu Ende. Sie haben noch so einiges in petto. Plötzlich wird mir heiß. Höllisch heiß. Ich quetsche mich zwischen ihnen hindurch, fächere mir Luft zu, als ich den schwarz gefliesten Raum betrete. Wenigstens etwas Heimeliges. Es sind die gleichen glitzernden Quarzfliesen wie im Bürotrakt des Gallery. Der Jacuzzi steht mitten im Raum und bietet Platz für vier Personen.
Das Zimmer wurde liebevoll hergerichtet. Champagner, Gläser und sogar ein Schälchen mit Kondomen stehen auf dem Beckenrand bereit.
Travis wird uns für eine Weile Gesellschaft leisten!, rufe ich mir Alains Worte nochmals in Erinnerung. Nackt oder mit Body, nackt oder mit Body, nackt oder mit Body? – Nackt!
Während Travis und Alain immer noch im Türrahmen stehen, miteinander diskutieren, nähere ich mich dem Sprudelbad. Der Kimono gleitet von meinen Schultern und landet achtlos auf dem Boden. Ich fasse mir zwischen die Schenkel, löse die drei kleinen Druckknöpfe und schäle mich souverän aus dem Body. Das Gespräch ist weiterhin im Gange. Ich drehe mich kurz zu den Jungs um und werfe Alain das überflüssige Kleidungsstück vor die Füße. Die Unterhaltung verstummt abrupt.
Genießt die Peepshow! Ich lache mir ins Fäustchen. Mir meiner Nacktheit bewusst, aber keineswegs verlegen, streife ich mir seelenruhig die High Heels von den Füßen und gehe die zwei Stufen empor. Ich tunke die Zehenspitzen meines rechten Fußes ins Wasser, teste die Temperatur, so viel Zeit muss sein, erst dann steige ich in die Wanne. Das warme, sprudelnde Wasser hüllt meinen Körper ein, schwappt über meine empfindlichen, harten Nippel, als ich mich setze, den Blick direkt zur Tür gerichtet.
Wie zwei Ölgötzen stehen sie da. Augen und Mund weit aufgerissen, als hätten sie noch nie zuvor im Leben eine nackte Frau gesehen.
„Alain und Travis, ausziehen! Wagt es nicht, mit Boxershorts oder Badehosen in den Whirlpool zu steigen“, instruiere ich sie forsch. Mit einem selbstgefälligen Lächeln auf den Lippen lehne ich mich zurück und genieße die bevorstehende Show.
„Du kleines, freches Biest!“, presst Alain zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Na warte!“ Er schreitet vehement auf mich zu, entledigt sich Jeans und Boxershorts und steigt mit einem gewaltigen Versprechen ins brodelnde Wasser.
„Sie fasst es besser auf, als du es dir gedacht hast, Alain. Soll ich euch noch immer Gesellschaft leisten oder hast du es dir anders überlegt?“ Travis macht bereits kehrt.
Doch ich antworte an Alains Stelle: „Travis. Du willst doch nicht etwa kneifen?“, und fordere ihn damit heraus.
„Du nimmst den Mund ganz schön voll, Beauty.“
Alain versperrt mir die Sicht, was mir ein gespielt empörtes Stöhnen entringt. Er baut sich vor mir auf, nimmt mich knurrend in die Mangel, stützt beide Hände neben meinen Kopf vorbei auf dem Beckenrand ab und beugt sich zu mir herunter. Meine Lippen verziehen sich zu einem schuldbeladenen Lächeln.
„Hmmmmm“, seufzt Alain bedrohlich, mustert mich eindringlich. „So, du kleiner Nimmersatt. Was hast du dir in deinem hübschen Köpfchen ausgemalt?“ Sein warmer Atem kitzelt an meiner Nasenspitze. Ein herausforderndes Funkeln tritt in seine Augen, während sein gieriger Blick mich gefangen nimmt.
Ich räuspere mich. „Wie war das gemeint, als du damals sagtest, du möchtest nicht, dass mich eine andere Frau vor deinen Augen anrührt, küsst, befriedigt, geschweige denn ein anderer Mann?“
„Die Dreier-Diskussion?“ Alain hebt überrascht die Augenbraue.
„Du bist dabei, deine Regeln zu brechen“, werfe ich ihm vor.
„Hmmm. Wenn ich mich recht entsinne, hast du die Regeln schon bei deinem eher unfreiwilligen, aber provozierenden Kuss mit Hannah gebrochen. Doch dir sei vergeben.“ Er stupst mich mit der Nase an und verschließt meine Lippen mit einem kurzen, züchtigen Kuss.
„Ich wusste es doch, dass du mir das noch irgendwann vorhalten wirst. Aber, Alain, ich habe meine Moralvorstellungen und ich würde weder dich betrügen, noch Hannah hintergehen. Sie liebt ihn und er …“
„Irina!“
„Dieser Ort vernebelt dir die Sinne, Liebster!“
„Irina. Ich hatte nicht vor, dich mit Travis zu teilen!“ Gott sei Dank! Innerlich stoße ich einen Seufzer der Erleichterung aus. „Erinnerst du dich an gestern Nacht? Ich habe dir den Kimono zurechtgerückt und gesagt, dass ich immer noch derselbe bin. Die Dinge haben sich also nicht geändert. Du bist mein, Irina! Ich bin nicht gewillt, dich zu teilen, und sei es auch mein bester Freund.“
„Oh. Dann war Nacktbaden also nicht vorgesehen?“ Bestimmt werde ich blass um die Nase.
„Nicht solange Travis uns Gesellschaft leistet“, antwortet Alain trocken und setzt sich auf den Sitz daneben.
„Oh!“ Meine Ausschweifung – und damit meine ich meinen Striptease – wird ein Nachspiel haben! Bestimmt! Seine ernste Miene verrät es.
„Dein frivoles Verhalten gibt mir zu denken. Als Travis die brenzlige Situation erkannte und sich diskret zurückziehen wollte, hast du ihn gebeten … falsch, regelrecht herausgefordert, sich zu uns zu gesellen. So war das keineswegs vorgesehen, Irina. Und ich werde dich auch nicht ungeschoren aus dieser Situation entlassen. Die Peepshow war zu viel des Guten! Strafe muss sein!“
„Du genießt es sichtlich, immer alles zu deinem Vorteil auszulegen, nicht wahr?“, reize ich ihn bis aufs Blut.
„Vielleicht gefällt dir die Strafe ja. Nutze das kurze Zeitfenster, das ich dir gönne!“
„Dafür müsste ich zuerst wissen, was meine Strafe ist!“
Alain zwinkert Travis verschwörerisch zu, der schon Platz genommen hat und unser Wortgefecht amüsiert beobachtet. „Du wirst Travis zu einem Höhepunkt verhelfen …“
Mein Herz bleibt stehen. „Alain!“ Sein Name klingt wie ein Schimpfwort.
„Lass mich erst ausreden, Liebes. Du wirst für ihn kommen, ihm diesen glückseligen Gesichtsausdruck schenken, den ich so liebe, für ihn schreien, und er darf sich an deinem Körper ergötzen. Alles von einer gesunden Distanz aus. Travis wird sich selbst Erleichterung verschaffen, während er dir zusieht.“
Nervös blicke ich zu Travis. Dann wieder zu Alain. „Wer bist du und was hast du mit meinem Freund gemacht?“
„Alain. Was, wenn es ihr gefällt? Hast du das bedacht? Dann hat die Strafe ihr Ziel verfehlt.“
„Das Risiko gehe ich ein.“ Er mustert mich schmunzelnd.
„Darf ich verhandeln?“, melde ich mich heiser zu Wort.
„Tut mir leid. Ich gewähre keinen Verhandlungsspielraum.“
Da spricht er, der skrupellose Geschäftsmann. Alain, wie er leibt und lebt.

Anstatt endlich mit der angedrohten Maßregelung zu beginnen, ja, eine Bestrafung, denn ich glaube kaum, dass ich es genießen werde, spannen Alain und Travis mich auf die Folter. Diese Teufel!
Die langweilige Diskussion über Sportwagen versus Geländewagen, ein banales Thema, das mich keineswegs interessiert und darum wohl bewusst gewählt wurde, schürt meine Ungeduld. Könnte ich wenigstens mitreden, würde es mich ablenken und die wirren Gedanken in meinem Kopf ausbremsen, gar stilllegen. Ich könnte meinem Kopfkino eine verdiente Pause gönnen.
Doch dieser Luxus wird mir nicht zugesprochen. Wenn ich nachmittags nicht geschlafen hätte, würde ich den Schlaf jetzt nachholen. Allerdings bin ich zu aufgedreht. Ich rutsche unruhig auf meinem Platz hin und her und kann das Sprudelbad gar nicht genießen. Aus Langeweile sichtlich unterfordert oder doch überfordert mit der Situation, muss ich mich auf andere Gedanken bringen. Ich halte es nicht mehr aus. Meine Fantasie geht langsam mit mir durch.
PS-Zahlen, Preise, Hubraum, Sekundenzahlen. Zahlen über Zahlen werden einander zugeschmettert. Zahlen. Das ist es! Ich fasse den Entschluss, meinen Tauchrekord von 48 Sekunden aus der Schulzeit zu brechen und werde unter Wasser die Sekunden zählen. Ich halte mir die Nase zu, fülle meine Lungen mit Sauerstoff, blähe meine Backen auf, Reserve kann gewiss nicht schaden, schließe zu guter Letzt meine Augen und tauche ab.
1, 2, 3, 4 … Nach und nach werden meine wirren Gedanken von Zahlen verdrängt. 25, 26, 27 … Das Wasser um mich herum wird unruhiger und plötzlich gehen die Düsen aus … 30, 31, 32. Ich werde von beiden Seiten an den Armen gepackt und aus dem Wasser gezogen.
„Verdammt! Irina!“
Meine Lungen füllen sich mit Sauerstoff. Ich inhaliere tief und grinse in die zwei völlig verstörten Gesichter. Alains Augen sind vor Schreck geweitet, das Gesicht kreidebleich.
„Beauty! Also, das ist mir bis jetzt noch nie untergekommen. Dachtest du wirklich, du könntest dich ertränken und so deiner Strafe entrinnen?“ In Travis’ Stimme höre ich ein gewisses Amüsement. Auch die Mundwinkel, die kaum merklich zucken, verraten, dass er mich durchschaut hat.
Wohl eher deinem Vergnügen! „32 Sekunden!“ Abermals nehme ich ein paar tiefe Atemzüge und trotzdem ersticke ich beinahe vor Lachen. „17 Sekunden länger und ich hätte meinen damaligen Rekord gebrochen“, keuche ich.
Alain blickt mich fassungslos an, löst den Schraubzwingengriff um meinen Arm und lässt sich kopfschüttelnd auf seinen Sitz sinken. Er versteht die Welt nicht mehr.
„Alain. Du solltest dein Gesicht sehen“, pruste ich.
Travis bedenkt mich mit einem warnenden Blick.
„Oh, du Biest! Du wirst gleich aufs Neue nach Atem ringen“, knurrt Alain, steht wiederum auf und zieht mich an seine Brust. Unerbittlich nimmt er meine Lippen gefangen, seine Hand stützt meinen Hinterkopf und er schiebt mir gierig die Zunge in Mund. Stöhnend und mit weit aufgerissenen Augen setze ich mich gegen seine rabiate Art zur Wehr, schlage, stemme mich gegen seine starke Brust und versuche, ihn von mir zu stoßen. Doch ich komme gegen seine geballte Kraft nicht an. Mit einem resignierten Seufzer ergebe ich mich ihm, schließe die Augen und lasse mich erobern. Unsere Zungen liefern sich einen wilden Kampf. Ich bekomme kaum noch Luft.
Als die Lungen ihr Recht fordern, umfasst Alain meine Schultern und bringt mich mit mildem Druck dazu, mich umgekehrt auf seinen Schoß zu setzen. Scheu blicke ich dabei in Travis’ Augen, die mich lüstern anfunkeln. Er hat uns gegenüber Platz genommen, lehnt sich zurück, den Kopf relaxt auf seinen Arm gebettet, die andere Hand unter Wasser. Weder Schaum noch Bläschen verdecken seine Blöße und mir wird schlagartig klar, dass ihm ebenso wenig von mir verborgen bleibt.
Ich schlucke trocken. Vorhin noch selbstbewusst einen Striptease geboten, nimmt mein Gesicht jetzt die Farbe eines gekochten Hummers an, wie passend.

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