Jameson Force Security Group: Codename: Grace

Originaltitel: Code Name: Grace (Jameson Force Security)
Übersetzer: Elena W. Gaiss

Erschienen: 11/2023
Buchtyp: Novelle
Serie: Jameson Force Security Group
Teil der Serie: 11

Genre: Contemporary Romance
Zusätzlich: Weihnachten

Location: USA, Pittsburgh, Allegheny Mountains


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-668-3
ebook: 978-3-86495-669-0

Preis:
Print: 10,90 €[D]
ebook: 3,99 €[D]

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Jameson Force Security Group: Codename: Grace


Inhaltsangabe

Meine Aufgabe als Psychiaterin bei Jameson Force Security ist, alles über unser Team zu wissen - das Gute, das Schlechte und alles, was dazwischen liegt. Aber für jedes ihrer Geheimnisse, das ich für mich behalte, behalte auch ich meine Geheimnisse. Ich versuche nicht, meine Vergangenheit zu verheimlichen, aber ... sie ist kompliziert. Und das ist noch milde ausgedrückt. Es ist einfacher, meine Vergangenheit in der Vergangenheitsform zu belassen. Bis ich eines Tages ein vertrautes Gesicht in den Büros der Jameson Force Security sehe.

Clay Brandeis ist der Einzige, der meine ganze Geschichte kennt. In der dunkelsten Zeit meines Lebens war er an meiner Seite. Ein Freund und Vertrauter. Ich dachte eine Zeit lang, er sei mehr als das, aber er verließ mich und ließ mich mit der Frage zurück, wie ich mich derart irren konnte. Nach all den Jahren weiß ich aber nun – trotz des eisigen Blickes, den er mir zuwirft -, dass ich mich überhaupt nicht geirrt habe. Sein hübsches Gesicht, sein starkes und selbstsicheres Auftreten - mein Herz hat sich nicht in Clay Brandeis getäuscht.

Dieses Weihnachten bin ich fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass er es ebenfalls erfährt.

Der weihnachtliche Abschlussband rund um die Sicherheitsfirma Jameson Force Security Group von New York Times Bestsellerautorin Sawyer Bennett.

Über die Autorin

Seit ihrem Debütroman im Jahr 2013 hat Sawyer Bennett zahlreiche Bücher von New Adult bis Erotic Romance veröffentlicht und es wiederholt auf die Bestsellerlisten der New York Times und USA Today geschafft.
Sawyer nutzt ihre Erfahrungen als ehemalige Strafverteidigerin in...

Weitere Teile der Jameson Force Security Group Serie

Leseprobe

Clay

Es macht mir Sorgen, wie aufgewühlt ich von meiner gestrigen Begegnung mit Corinne in Jamesons Hauptquartier war. Danach bin ich ins FBI-Gebäude zurückgekehrt und habe versucht, meine Arbeit zu erledigen. Ich habe es geschafft, einige Berichte auszufüllen und einen neuen Fall zu überprüfen. Obwohl wir eigentlich Weihnachtsferien haben, habe ich den Fall mit nach Hause genommen, um ihn noch einmal durchzugehen. Vielleicht nehme ich sogar die Einladung von Griff und Bebe zum Weihnachtsessen an. Dann können wir den Fall besprechen.
Ich absolviere meinen Morgenlauf, den ich jeden Tag mache, solange es das Wetter zulässt. Es ist kalt und bewölkt, aber...

...die Bürgersteige und Straßen in South Side sind trocken und sicher. Je nach Lust und Laune laufe ich fünf bis sieben Meilen und ich gehe auch mehrmals pro Woche ins Fitnessstudio. In meinem Beruf muss ich in guter körperlicher Verfassung sein, aber darüber hinaus dient mir die Bewegung als Stressabbau.
Deshalb bin ich heute sieben Meilen gelaufen, weil ich nicht aufhören kann, an Corinne zu denken.
Ich kann nicht aufhören, daran zu denken, wie schön sie aussah. Zuversichtlich, ausgeglichen, selbstbewusst, glücklich und erfolgreich.
Hatte ich nach all den Jahren etwa gedacht, sie würde sich im Elend suhlen? Das habe ich ihr nie gewünscht, aber vielleicht habe ich es erwartet. Ich dachte, ihre Erfahrungen hätten sie zerstört, aber ich habe ihr eindeutig nicht genug zugetraut.
Scheiße. In den letzten neun Jahren habe ich es geschafft, wochenlang – manchmal sogar monatelang – nicht an sie zu denken, aber jetzt geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf.
Natürlich gab es Tage, an denen ich pausenlos an sie denken musste. Ich fragte mich, wie ihr Leben aussah und ob sie es wirklich geschafft hatte, weiterzumachen. Sie hatte so schreckliche Dinge gesehen. Dinge, die niemand, der so gut und liebenswürdig ist wie Corinne Ellery, je hätte sehen dürfen.
Und es ist meine verdammte Schuld, dass das passiert ist.
Meine Schuld, dass ich nicht in der Lage war, diesen verdammten Richard Katz zu fangen, bevor er diese wunderbare Familie zerstörte. Das soll nicht heißen, dass nicht jede betroffene Familie – angefangen mit der ersten – wichtig und bedeutsam war. Es handelte sich um lauter furchtbare Tragödien. Aber ich habe mich diesen Familien nicht so verbunden gefühlt wie mit Corinne, nachdem ihre Eltern abgeschlachtet worden waren. Wir standen uns in den nächsten Jahren sehr nahe, während sich die Rädchen der Justiz immer langsamer drehten. Corinne war das wichtigste Element in unserem Fall, denn sie war unsere einzige Augenzeugin.
Nachdem er gefasst wurde und bis zu seiner Verurteilung, hielten Corinne und ich weiterhin Kontakt und haben uns getroffen. Vordergründig behaupteten wir stets, dass wir über den Fall sprechen wollten. Ich hielt sie über die rechtlichen Aspekte auf dem Laufenden, und sie ließ mich wissen, wie es ihr ging. In dieser Zeit machte sie ihren Abschluss und begann danach ihr Medizinstudium. Wir sahen uns, wenn wir konnten, im Sommer. Ansonsten telefonierten wir und schrieben uns Nachrichten. Bald hatten unsere Gespräche nichts mehr mit Katz zu tun.
Ich weiß nicht, wie es passiert ist, aber wir wurden wirklich gute Freunde.
Was zum Teufel macht sie nun in Pittsburgh? Das letzte Mal, als ich von ihr gehört habe – ich hatte mich im Laufe der Jahre manchmal nach ihr erkundigt –, führte sie eine erfolgreiche psychiatrische Praxis in Washington, D.C. Wie war sie von dort zu Kynan McGrath von der Jameson Security Group gekommen?
Das letzte Mal habe ich sie vor neun Jahren in einer Bar in Buckhead gesehen. Es war nach der Urteilsverkündung, und wir gingen aus, um ein wenig zu feiern. Wir waren nicht die Einzigen. Der Staatsanwalt war da, meine damaligen FBI-Partner und einige Mitarbeiter des Gerichts – alles Leute, die sich sehr für den Ausgang des Prozesses eingesetzt hatten.
Aber mit der Zeit gingen die Leute nach Hause, bis nur noch Corinne und ich in der Bar saßen. Als wir endlich allein waren, tat sie etwas, was ich mir schon eine Million Mal vorgestellt, aber nie für möglich gehalten hatte.
Sie lehnte sich zu mir und küsste mich.
Nicht auf die Wange und nicht aus Dankbarkeit, sondern voller Sehnsucht und Verlangen, auf den Mund.
Und ich war ein Arschloch, das die Situation ausnutzte und ihren Kuss mit einer Intensität erwiderte, von der ich wünschte, ich hätte sie etwas mäßigen können, aber es war mir unmöglich. In den zwei Jahren, in denen ich sie kannte – trotz der harten Arbeit und der schrecklichen Umstände – hatte ich in ihr irgendwie mehr als nur eine Freundin gesehen.
Ich hatte mich verdammt noch mal in sie verliebt.
Unser Altersunterschied hatte keine Rolle gespielt – sie war gerade zwanzig und ich achtundzwanzig gewesen, als ihre Eltern ermordet wurden. Es hatte keine Rolle gespielt, dass ich der FBI-Agent war, der den Mörder zur Strecke gebracht hatte, oder dass sie das Opfer gewesen war. Es hatte keine Rolle gespielt, dass sie verletzlich war und ich ihr Held sein wollte.
Es war in jeder Hinsicht verdammt unangemessen. Trotzdem hatte ich sie aus tiefstem Herzen geküsst. Ich redete mir währenddessen ein, dass ich mir dieses eine Mal redlich verdient hätte, denn jetzt war alles vorbei, Katz saß hinter Gittern und würde seine gerechte Strafe erhalten, sobald er durch die Giftspritze sterben würde.
In meinem Herzen wusste ich, dass es falsch war. So sehr ich sie auch begehrte, das Einzige, was mich zurückhielt, war, dass ich Richard Katz nicht erwischt hatte, bevor er ihre Eltern ermordete, und das war etwas, was ich mir nicht verzeihen konnte. Außerdem war ich davon überzeugt, dass Corinne auf lange Sicht nicht darüber hinwegkommen würde. Am Ende des Prozesses war sie wie in einem Rausch. Sie fühlte sich bestätigt und stark, als er die Todesstrafe bekam.
Und so küssten wir uns, und es war unglaublich, wunderschön und sehr, sehr schnell vorüber.
Denn ich wusste, dass sie irgendwann von diesem Hoch herunterkommen würde, nur um festzustellen, dass ich sie im Stich gelassen hatte. Bei der Erinnerung an diesen Moment durchzuckt es mich.

Als Corinne in meinen Mund stöhnte, schrak ich schließlich zusammen und zog mich so schnell von ihr zurück, dass ich fast von meinem Barhocker kippte. Ihr Kopf war geneigt, die dunklen Haare hingen über eine Schulter. Ihre geschwollenen Lippen bettelten darum, wieder geküsst zu werden.
Ich schüttelte den Kopf. „Das hätte ich nicht tun sollen.“
„Ich habe dich zuerst geküsst“, betonte sie.
„Das verstehe ich. Aber wir können nicht … Das ist unangemessen.“
Sie lächelte … und streckte eine Hand aus. Ich stand von meinem Hocker auf und lehnte mich von ihr weg. Sie runzelte die Stirn, weil sie nicht verstand, wie ich so schnell von einem bedeutungsvollen Kuss zu Ablehnung übergehen konnte. „Der Fall ist vorbei. Jetzt steht uns nichts mehr im Weg“, sagte sie.
„Doch, das tut es“, erwiderte ich verbittert. „Ich habe dich enttäuscht. Ich habe ihn nicht schnell genug erwischt, um den Tod deiner Eltern zu verhindern. Und egal, wie du darüber denkst, ich kann das nie vergessen. Ehrlich gesagt, solltest du das auch nicht.“
Sie sagte nichts. Sie starrte mich einfach nur schockiert an, ohne auch nur im Entferntesten zu verstehen, welche Schuld auf meinen Schultern lastete. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, dass ihr dieser Gedanke nie in den Sinn gekommen war.
Aber er würde ihr in den Sinn kommen.
Ich wusste, es würde früher oder später passieren und es würde unsere Beziehung ruinieren, wenn wir zusammen wären.
„Auf Wiedersehen, Corinne.“ Meine Stimme war leise, und es waren die schwersten Worte, die ich je in meinem Leben sagen musste.
Ich sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten, aber ich drehte ihr trotzdem den Rücken zu und ging.

Ich habe nie zurückgeschaut.
Gestern war das erste Mal, seit ich sie zuletzt gesehen habe – seit ich sie geküsst, zum Weinen gebracht und verlassen habe. Im Laufe der Jahre hatte ich gehört, dass Corinne an allen Berufungsverhandlungen teilgenommen hatte, aber ich ging nie hin. Ich wollte ihr nicht über den Weg laufen, und meine Anwesenheit war nicht erforderlich.
Ehrlich gesagt, dachte ich, ich würde sie nie wiedersehen, und ich hatte mich damit abgefunden.
Und jetzt ist alles im Arsch.
Ich befinde mich auf dem letzten Block meines Laufs, der mich bis zur Treppe meines Doppel-Reihenhauses in der South Side führen wird. Mein Haus ist kaum zehn Minuten vom FBI-Gebäude entfernt, was praktisch für den Arbeitsweg ist.
Als ich mich meinem Haus nähere, nimmt mein Gehirn wahr, dass jemand auf meiner Treppe sitzt. Es dauert mehr als einen Moment – vielleicht aus Selbstverleugnung – um zu erkennen, dass es Corinne ist.
Sie ist dem kalten Wetter entsprechend gekleidet, trägt Jeans und einen dicken Parka mit Handschuhen und einer Strickmütze. Da es bewölkt ist, erscheint mir die Luft kälter, obwohl ich von meinem Lauf ganz schön schwitze. Ein Schauer läuft mir über den Rücken, wenn ich daran denke, wie schön Corinne ist.
Einen halben Block von ihr entfernt verlangsame ich mein Lauftempo und überlege, was ich zu ihr sagen soll. Sie wendet sich in meine Richtung und winkt mir freundlich zu. Sie erhebt sich von der Treppe und wischt sich den nicht vorhandenen Schmutz von ihrem Hintern. Ich habe keine andere Wahl, als weiter auf sie zuzugehen, denn es wäre unhöflich und feige, umzudrehen und in die andere Richtung zu laufen.
Sie lächelt, als ich sie erreiche. Ich lächle nicht zurück, weil ihr Anblick alle möglichen Gefühle aufwirbelt.
„Was tust du hier?“, frage ich. Dann durchschießt mich ein anderer Gedanke: „Und woher zum Teufel hast du meine Adresse?“
Sie ignoriert meine Fragen. „Du kannst mir nicht aus dem Weg gehen.“
„Das kann ich, wenn du mich lässt“, antworte ich ein wenig abfällig.
„Clay, das ist lächerlich. Wir waren doch mal Freunde.“
„Nein, waren wir nicht.“ Das ist eine Lüge. Ehrlich gesagt, wir hätten sogar mehr als Freunde sein können.
„Doch, verdammt, das waren wir“, schnauzt sie, und ich bin schockiert über ihre Heftigkeit. „Wir waren gute Freunde. Du kamst zu meinem College-Abschluss. Wir haben mehrmals in der Woche geredet.“
„Das hatte mit dem Fall zu tun“, murmle ich.
„Zu meiner Abschlussfeier zu kommen, hatte gar nichts damit zu tun“, blafft sie.
Und damit hat sie recht. Ich bin zu ihrer Abschlussfeier an der Duke gegangen, weil ich so stolz auf sie war. Verdammt, zu dem Zeitpunkt war ich schon halb in sie verliebt.
Sie seufzt, eindeutig frustriert. „Wir waren gute Freunde. Wir hatten eine Bindung, die die meisten Menschen nie haben werden, weil wir die Erfahrung mit Katz geteilt haben. Du hast keinen guten Grund, mir all die Jahre aus dem Weg gegangen zu sein. Versuch es gar nicht erst, denn du wirst mich nie vom Gegenteil überzeugen können. Aber das Schicksal hat uns wieder zusammengeführt.“
Das Schicksal? Will sie mich verarschen? Nicht einmal das Schicksal kann so grausam sein, die einzige Frau, die ich jemals wirklich geliebt habe, wieder in mein Blickfeld zu rücken, um mich erneut zu quälen.
„Glaubst du das wirklich?“, frage ich wütend. „Denn das Schicksal hat dich ganz schön verarscht, nicht wahr?“
„Clay, bitte sei nicht so.“
„Bist du hier, um mich zu psychoanalysieren?“
Zu meiner Überraschung lacht sie, ihre Augen funkeln humorvoll. Das lockert die Stimmung einen Moment lang auf, und vielleicht lächelt sie deshalb weiter, weil sie weiß, dass ich ihr Lächeln immer geliebt habe. „Das habe ich schon. Wenn du mich hereinbittest, nehme ich mir ein paar Minuten Zeit, um dir meine Diagnose mitzuteilen.“
„Ich will deine Diagnose nicht wissen“, brummele ich. Denn diese würde wahrscheinlich so in etwa wie „Liebeskranker Idiot, der sich selbst nicht vergeben kann“ lauten.
„Du bist unhöflich“, sagt sie.
Mit einem Hauch von Resignation gehe ich an ihr vorbei die Treppe hinauf und ziehe meinen Schlüssel aus der Tasche. Ich bedeute ihr mit einer Kopfbewegung, mir zu folgen. Wenn wir ein bisschen miteinander plaudern, können wir vielleicht mehr über das Leben des anderen in den letzten neun Jahren erfahren und danach wieder getrennte Wege gehen.
Ich stoße die Tür auf, dann presse ich mich dagegen, um ihr Platz zu machen, damit sie mir ins Wohnzimmer folgen kann. Sie geht an mir vorbei, und ich nehme die leichte Blumennote ihres Shampoos wahr. Es ist derselbe Duft, an den ich mich von früher erinnere.
„Eindeutig unverheiratet“, murmelt Corinne, während sie meinen Wohnbereich inspiziert. Diese Schlussfolgerung ist nicht schwer zu ziehen. Mein Haus ist die reinste Junggesellenbude. „Geschieden?“
„Nie verheiratet“, stelle ich klar, als ich die Tür schließe.
„Ich auch nicht“, sagt sie, als sie mit ihrer Inspektion fertig ist. „Ich hatte nie wirklich die Zeit, mich auf eine ernste Beziehung einzulassen, falls du verstehst, was ich meine.“
Ich fahre mir mit einer Hand durch die schweißnassen Haare und zucke mit den Schultern. „Ich denke schon.“
Corinne mustert mich aufmerksam und tippt mit einem Finger auf ihr Kinn. „Ich weiß, was wir brauchen.“
„Und das wäre?“, frage ich, und der fast listige Blick in ihren Augen lässt meine Nerven zittern.
„Wir brauchen etwas Zeit für ein ernsthaftes Gespräch“, sagt sie mit einem Nicken.
Das ist das Letzte, was ich auf der Welt will.
„Also pack deine Sachen“, fordert sie und deutet auf die schmale Treppe, die in den zweiten Stock führt. Dort befindet sich mein Schlafzimmer, aber das ist nur eine Vermutung von ihr. „Du brauchst genug für ein paar Tage.“
Ich ziehe die Augenbrauen hoch. „Wie bitte?“
„Du kommst mit zu mir. Du wirst Weihnachten mit mir verbringen, denn niemand sollte allein sein. Du hast offensichtlich niemanden, also können wir dort reden“, sagt sie selbstbewusst.
„Auf keinen Fall“, antworte ich, denn mit Corinne allein in ihrem Haus zu sein, ist etwas, womit ich nicht umgehen könnte.
„Dann nur für heute Abend“, drängt sie. „Es ist Heiligabend, Clay. Ich füttere dich mit einem guten Essen. Wenn du über nichts Tiefgründiges reden willst, gehen wir es locker an. Ich bringe dich morgen früh nach Hause, wenn du willst.“
„Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist“, grummele ich und versuche, die brennende Neugier zu ignorieren, da ich gerne erfahren würde, wie Corinne die letzten neun Jahre verkraftet hat.
Sie macht einen Schritt auf mich zu, streckt die Hand aus und berührt meinen Arm. Ihre Augen, ein schöner Braunton, der zu ihrem Haar passt, verengen sich. In ihrem Blick schimmert ein Hauch von Schärfe.
„Du bist mir etwas schuldig, Clay“, murmelt sie. Eine Anschuldigung. Eine Wahrheit, ganz sicher. Ich habe sie erst enttäuscht und dann ignoriert, also bin ich ihr etwas schuldig. Ich kann nicht glauben, dass sie das gegen mich verwendet. Ihre verdammten psychologischen Fähigkeiten. „Ich muss mit dir über … nun, alles, was in den letzten neun Jahren passiert ist, sprechen.“
„Corinne“, sage ich zögernd und bin mir nicht sicher, ob ich ihrer Bitte zustimmen oder sie bitten soll, zu gehen. Mein Zögern passt ihr nicht in den Kram. Ich sehe, wie ihr Blick wuterfüllt wird.
„Ich weiß, du denkst, du hast mich enttäuscht“, knurrt sie, stößt sich von mir ab und stemmt die Hände in die Hüften. „Okay … gut, das hast du. Du hast mich enttäuscht, Clay. Du hättest mehr tun müssen. Ist es das, was du hören willst? Brauchst du die Absolution? Weißt du was? Ich will einen Schlussstrich ziehen, also schuldest du mir jetzt verdammt viel mehr, als mich zwischen Tür und Angel abzufertigen.“
Ihre Worte treffen mich ins Mark. Ich habe es schon immer vermutet, aber darauf gewartet, es von ihr persönlich zu hören. Ich habe Corinne enttäuscht. Ich bin einer der Gründe, warum ihre Eltern tot sind. Ich war nicht gut genug in meinem Job, um Katz zu schnappen, bevor er ihre Welt ruinierte.
Und jetzt, da sie es mir gegenüber zugegeben hat, sollten wir wohl darüber reden. Möglicherweise brauche ich das Gespräch als Absolution, und ich bezweifele zudem nicht, dass Corinne einen Abschluss nötig hat.
Ich nicke. „Gib mir fünfzehn Minuten, um zu duschen und eine Tasche zu packen. Aber ich bleibe nur für eine Nacht.“

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