Lemon Kiss

Erschienen: 07/2022

Genre: Contemporary Romance, Soft-SM / BDSM

Location: Deutschland, Würzburg


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-552-5
ebook: 978-3-86495-553-2

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Lemon Kiss


Inhaltsangabe

Magdalena lebt für ihren kleinen Coffeeshop, da bleibt ihr keine Zeit für lästige Romanzen. Vor allem nicht mit einem dominanten Großkotz, der glaubt, sie erpressen zu können. Ihr Stolz würde niemals zulassen, dass sie die Pacht für ihren Laden mit Sex bezahlt - ihre in Wallung geratenen Hormone sehen das allerdings anders!

Adrian reizt die für ihn ungewohnte Herausforderung. Er ändert seine Taktik und weckt erfolgreich Maggies Neugier auf ein Spiel aus Dominanz und Unterwerfung. Trotzdem braucht Adrian all seine Erfahrung, damit die selbstbewusste Maggie ihre devote Seite akzeptiert.

In ihrer Vereinbarung haben romantische Gefühle absolut keinen Platz - vor allem nicht, wenn man über vierzig Jahre alt und kein junger Heißsporn ist. Darin sind sich die zwei Sturköpfe einig.

Doch die Liebe lässt sich auf Dauer nicht verleugnen - und schon bald dreht sich alles um die Frage, wer es zuerst ausspricht ...

Ein Later in Life-Liebesroman.

Über die Autorin

Die im malerischen Franken lebende Autorin begeisterte sich schon früh für das Schreiben. Aber erst ihre zwei erwachsenen Kinder haben sie dazu ermutigt, den Schritt zum fertigen Buch zu gehen. Ihre Leidenschaft ist die Erschaffung von tiefgründigen Charakteren, die sie...

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Leseprobe

Adrian

Er schämte sich kein bisschen für die Flunkerei, mit der er Maggie ins Haus lockte. Eigentlich hätte er sich am liebsten selbst auf die Schulter geklopft, weil sein Plan so vortrefflich aufging. Er hatte sie also doch richtig eingeschätzt: Magdalena Schäfer liebte den direkten Weg. Als er seinem Sachbearbeiter den Brief diktiert hatte, und um schnelle Zustellung bat, hatte er frühestens am Montag mit ihrem Auftauchen gerechnet. Aber so wie es aussah, war sie keine Frau, die erst ein Wochenende zum verzweifelten Weinen brauchte. Für Adrian war das ein weiterer Punkt, der sie für ihn interessant machte.
Während er den...

...von ihr gewünschten Espresso Macchiato zubereitete, beobachtete er sie insgeheim aus dem Augenwinkel. Sie sah auf seiner großen Couch, die den Mittelpunkt des Wohnraums bildete, ein wenig verloren aus. Penelope hatte sich ihnen angeschlossen und lag nun an Maggies Seite gekuschelt, die ihr den Kopf kraulte. Die Zuneigung seiner, normalerweise scheuen, Katze zu der für sie fremden Frau, war durchaus keine Selbstverständlichkeit. Penelope zeigte sich jetzt wesentlich zutraulicher als sie sonst war. Anscheinend fand sie Maggie genauso interessant wie er selbst.
Er nahm sich selbst ein Glas Wasser, brachte beide Getränke zum Tisch und bemerkte, dass Maggies Hände aufgehört hatten, die Katze zu streicheln. Sie starrte mit weit aufgerissenen Augen auf einen Punkt vor sich.
Die Gläser klirrten leise, als er sie sachte auf der gläsernen Tischplatte absetzte. Der Blick seiner Besucherin verharrte auf der Skulptur, die den Sockel des Tisches bildete. Mit dem feinen Instinkt eines Tieres spürte Penelope, dass die Zeit der Streicheleinheiten vorüber war. Sie sprang von der Couch und huschte hinter die Küchentheke zu ihrem Futternapf.
Adrian nahm ihren Platz an Maggies Seite ein und wartete gespannt auf ihre nächsten Worte. Er musterte sie eingehend, ahnte, dass sie nach Worten suchte. Ihre schönen Lippen zitterten leicht, während sie die Hände ineinander verkrampfte. Er hätte sonst etwas dafür gegeben, jetzt ihre Gedanken lesen zu können. Die Statue der nackten Frau, die mit Seilen fast wie ein Paket verschnürt war, trug ein Halsband, von dem eine Kette herabhing. An ihren Hand- und Fußgelenken erkannte man Manschetten mit Ösen. Zudem prangte in der gläsernen Tischplatte die Gravur »Serva«. Dieses Werk eines bekannten Künstlers war ein Geschenk von seinem Freund Niklas gewesen und weder er noch Adrian hatten je darüber nachgedacht, wie es auf Menschen wirkte, die ihre sexuellen Vorlieben nicht teilten. An Maggies Reaktion konnte er das gerade erleben. Nach etlichen Minuten wandte sie den Blick ab, drehte ihren Kopf zu Adrian, um ihn anzusehen und er konnte ihre Augen funkeln sehen.
»Verzeihen Sie, wenn ich mich irre, aber ich fasse Ihre Einrichtung als Hinweis auf einen, sagen wir, speziellen Geschmack, was Beziehungen betrifft, auf. Glücklicherweise hat Ihr Privatleben absolut nichts mit unserer, eventuell entstehenden, geschäftlichen Verhandlung zu tun!«
Adrian musste sich zusammenreißen, um nicht laut loszulachen. Diese Frau war einmalig. Aus ihrer Stimme flossen, bei all ihrer übertrieben höflichen Wortwahl, purer Ekel und tiefste Verachtung. Sie presste den Mund zu einem dünnen Strich zusammen und schüttelte den Kopf.
»Wollen Sie das Märchen vom unwissenden Mistkerl, das sie mir draußen vor der Tür aufgetischt haben, aufrechterhalten? Ich glaube Ihnen nämlich kein Wort. Keine Ahnung, wie ich Ihre Aufmerksamkeit erringen konnte, da wir offensichtlich so gar nichts gemeinsam haben, aber ich werde mich auf keine Lösungsvorschläge einlassen, die über das rein Geschäftliche hinausgehen. Nur für den Fall, dass Sie etwas Derartiges geplant hatten.«
Sie hatte ihn durchschaut. In Sachen Menschenkenntnis, oder besser gesagt, Lebenserfahrung, schien sie Adrian in nichts nachzustehen. Sie war viel zu klug, um nicht die möglichen Zusammenhänge zu erkennen. Natürlich war es von ihr ein Schuss ins Blaue, aber Adrian bewunderte sie für ihren Mut, ihm das direkt ins Gesicht zu sagen. Schließlich war es seine Entscheidung, ob sie ihr Lokal weiterführen konnte, oder nicht. Die meisten Menschen wären wahrscheinlich erst einmal defensiver gewesen.
Er nickte daher anerkennend und schob ihr den Kaffee mit der Milchschaumhaube ein Stückchen entgegen.
»Probieren Sie ihn wenigstens, bevor er kalt wird. Das Urteil einer Barista ist mir viel wert. Es tut mir leid, dass Ihnen mein Tisch nicht gefällt, obwohl die Frau, die dafür Modell stand, Ihnen ziemlich ähnlich war.«
»Stand ist wohl nicht der passende Ausdruck!«, giftete sie ihn an, nahm die Tasse und nippte vorsichtig daran. Adrian sah fasziniert zu, wie sie anerkennend nickte und sich dann den Milchschaum von den Lippen leckte. Wie gern hätte er das für sie getan.
Er entschied sich, gleich zur Sache zu kommen, da sie ohnehin schon vermutete, er könne eine eher außergewöhnliche Lösung ihres Problems mit der Pacht anstreben. Sie würde ihm ein zögerliches Drumherumreden daher sowieso nicht abkaufen.
»Na gut, Sie haben mich erwischt. Ich gestehe, dass Sie mich völlig unerwartet faszinieren und ich Sie deshalb gern näher kennenlernen möchte. Sehr viel näher.«
Er hielt kurz inne, um ihr Zeit für eine Reaktion zu geben, doch sie zog nur kurz die Mundwinkel nach unten. Das war kein gutes Zeichen, aber da musste er jetzt wohl durch.
»Wie Sie bereits instinktiv erkannt haben, pflege ich einen ganz bestimmten Lebensstil, den ich Ihnen sehr gern näherbringen würde. Man könnte es vielleicht Erpressung nennen, ich bezeichne es jedoch viel lieber als Verhandlungsbasis. Quid pro quo, gewissermaßen. Ich gebe Ihnen etwas, wenn Sie mir im Gegenzug auch etwas geben.«
»Ich fühle mich geschmeichelt, dass Ihnen einmal Sex mit mir so viel wert ist wie ein mehrjähriger Pachtvertrag. Wie komme ich zu der Ehre?«
Ihr Sarkasmus bereitete Adrian ein riesiges Vergnügen. Diese Frau befand sich mit ihm in puncto Schlagfertigkeit auf Augenhöhe. Es würde interessant werden, sie zum Betteln nach sexueller Befriedigung zu bringen, denn genau das wollte Adrian in diesem Moment. Warum das so war, darüber war er sich selbst noch nicht ganz klar. Er fand sie überaus reizvoll. Nicht nur äußerlich, sondern auch wegen ihres Charakters, den er gern besser erforschen wollte.
Ihre bernsteinfarbenen Augen flackerten, verrieten ihr Temperament, aber die feinen roten Flecken über dem Ausschnitt ihrer Bluse erzählten ihm von einer ganz anderen Art der Aufregung. Sie sprach auf seine Nähe an. Wahrscheinlich mehr, als es ihr lieb war und als sie jemals zugeben würde.
Sie war kein schüchternes Mädchen, das hatte er gewusst, doch jetzt begann er zu ahnen, dass sie sehr wohl etwas mit seiner Neigung anfangen könnte, wenn er sie nur behutsam genug heranführen würde. Er musste ihr unbedingt klarmachen, dass eine sexuelle Erfahrung im Bereich des BDSM ihre Würde als Frau nicht antasten oder gar zerstören würde. Magdalena Schäfer war eine stolze Frau und Adrian dachte nicht im Traum daran, ihr diesen Stolz zu nehmen. Die Frage war, ob er ihr das begreiflich machen konnte.
Sie trank ihren Espresso aus und diesmal konnte er nicht widerstehen. Er beugte sich zu ihr, stützte eine Hand auf die Couch und tupfte mit einem Finger der anderen die sahneähnliche Spur des Milchschaums von ihrer Unterlippe. Betont langsam steckte er diesen dann in seinen Mund und beobachtete, wie der Puls an ihrem Hals heftiger schlug und ihre Pupillen sich weiteten.
»Hmm, fast so süß wie Schlagsahne. Von Kirschlippen aber allemal ein wahrhaft köstliches Appetithäppchen!«
Ihre Brust hob und senkte sich unter ihren schneller werdenden Atemzügen, allerdings bemerkte er auch, wie sie die Muskeln in ihren Schenkeln anspannte. Sie drohte zu flüchten, deswegen ging er etwas auf Abstand und lächelte sie an.
»Wer hat denn was von einmal gesagt? So ein Pachtvertrag erfordert doch eher eine längere Laufzeit.«
Obwohl er damit gerechnet hatte, wäre sie ihm beinahe doch entwischt, weil sie seine Hand beiseite schlug und hastig aufsprang. An der Tür holte er sie ein und drehte sie am Ellenbogen zu sich herum. Ihre Hände stemmten sich gegen seine Brust.
»Stecken Sie sich Ihren Vertrag sonst wohin, ich lehne dankend ab. Kein Laden ist es wert, dass ich mich für ihn verkaufe!«
Adrian sah auf ihre geröteten Wangen, die kleine Zornesfalte über der Nase und ihre bebenden Lippen. Zu seiner Beruhigung spürte er jedoch keine Angst in ihrer Körperhaltung, sie traute ihm also nicht zu, dass er seinen Vorschlag mit Gewalt durchsetzen würde. Sie hielt ihn zwar für einen perversen Mistkerl, aber nicht für einen gewalttätigen Verbrecher. Das war ein Anfang, denn somit lag es nur an seinem Verhandlungsgeschick, sie zwecks einer Übereinkunft wegen des Pachtvertrages umzustimmen. Er packte ihre Handgelenke, drückte sie auf beiden Seiten neben ihrem Kopf an die Glastür und beugte sich ganz nah an ihr Gesicht.
»Wegrennen gilt nicht! Ich hatte noch gar keine Zeit, Ihnen die Details zu erklären. Sie müssen sich auf nichts einlassen, doch anhören sollten Sie sich meinen Vorschlag. Oder sind Sie zu feige dazu?«
Er löste den Griff an ihren Handgelenken und fuhr mit der Rückseite eines Fingers über ihre Kehle. Der Gedanke, dass sie dort sein Halsband tragen würde, berauschte ihn ein klein wenig und lenkte Hitze in seinen Schwanz. Er musste sie einfach überreden, seinem Vorschlag zuzustimmen, denn die Vorstellung, ihr die Tränen der Lust von den Wimpern zu küssen, manifestierte sich in diesem Moment tief in ihm.
Dieser verheißungsvolle Gedanke lenkte ihn für einen Moment ab, sodass ihn ihre Ohrfeige unvorbereitet traf. Sie verpasste ihm doch tatsächlich einen Schlag mit der flachen Hand ins Gesicht und blitzte ihn dabei aufgebracht an.
»Im Gegenteil, ich habe genug Mut, um Ihnen eine Abfuhr zu erteilen. Vielleicht sind Sie das nicht gewohnt, aber ich reihe mich nicht bei Ihren braven, unterwürfigen Blondchen ein.«
Adrian hielt sich die Wange und spürte seine Hose enger werden. Diese kleine Wildkatze zu bändigen, würde ihm ein besonderes Vergnügen bereiten. Er packte sie im Genick, wie er es schon bei ihr zu Hause getan hatte, und zwang sie, zu ihm aufzusehen.
»Sie haben keinen Grund und kein Recht, Sonja zu beleidigen. Es zeugt von einem lausigen Charakter, vorschnell schlecht über andere zu denken. Das sind Sie nicht, Magdalena! Ich lasse Sie gehen, wenn Sie mir eine einfache Frage ehrlich beantworten: Wollen Sie sich nicht erpressen lassen oder wollen Sie schlicht keinen Sex mit mir?«

Maggie

Sie versuchte gar nicht erst, seinem Griff zu entkommen. Seltsamerweise verspürte sie keine Angst, obwohl ihre Lage bedrohlich schien. Maggie hatte nur unbestimmte Vermutungen hinsichtlich dessen, was er von ihr verlangen könnte, war sich allerdings sicher, dass er nicht plante, gegen ihren Willen zu handeln. Adrian Wolff bedrohte ihren Stolz, ihre Würde als Frau, nicht ihre körperliche Unversehrtheit.
Nur gut, dass er nicht ahnen konnte, wie sehr sein Griff gerade wie ein glühender Hotspot in ihrem Nacken kribbelte. Ein angenehmes Gefühl schien sich davon ausgehend, über ihren Körper auszubreiten. Demgegenüber stand aber ihr Stolz, der nicht zulassen wollte, dass sie ihm irgendwie entgegenkam. War das nicht exakt der Grund, warum sie nach einigen enttäuschenden Versuchen keine Beziehungen mehr einging? Weil sie mit keinem Mann über ihre Gewohnheiten, Vorlieben, Abneigungen und ihre Art zu leben diskutieren wollte. Mit einem dominanten Arschloch schon gar nicht.
Trotzdem gestand sie sich ein, dass seine Nähe sie nervös machte. Ihre Hormone spielten verrückt, wenn er sie ansah, und drehten Saltos, wenn er sie berührte. Sie ließ sich doch sonst nicht so leicht aus dem Konzept bringen, wieso also ausgerechnet von ihm? Und überhaupt: Was sollte denn jetzt wieder diese blöde Frage?
Sie bemühte sich, die Feuerstelle in ihrem Nacken zu ignorieren und suchte seinen Blick. Sollte das wirklich nur ein Annäherungsversuch von ihm sein, weil er sich, rein sexuell natürlich, für sie interessierte? Vielleicht hatte er tatsächlich nur eine äußerst fragwürdige Methode dafür gewählt. Wie er allerdings auf die Idee kam, sie könnte eine devote Ader haben und sich ihm unterwerfen, blieb ihr ein Rätsel.
Maggie räusperte sich und trotzte diesen grünen Augen, die sie mit unverhohlener Begierde musterten.
»Sie dürfen es ruhig Weglaufen nennen. Ich hingegen will damit nur meine Entscheidung gegen Ihren Vorschlag deutlich machen. Sie sollten meinen Entschluss akzeptieren!«, verkündete sie mit so fester Stimme wie möglich.
»Ich könnte jetzt sagen, eine falsche Entscheidung. Oder besser gesagt, eine voreilige. Hören Sie sich mein Angebot zuerst an, dann können Sie immer noch ablehnen.«
Maggie glaubte, einen vibrierenden Unterton aus seiner Stimme herauszuhören. Er wollte scheinbar unbedingt, dass sie auf sein Angebot einging! Warum auch immer, es lag ihm viel daran, dass sie sich darauf einließ. Konnte es sein, dass zwei Menschen sich aus dem Nichts heraus derart massiv körperlich anzogen?
Seine Frage, ob sie schlicht keinen Sex mit ihm wollte, war gar nicht so blöd, wie sie zuerst gedacht hatte, denn plötzlich wusste sie genau, was sie ihm antworten würde. Jede Pore ihrer Haut schrie förmlich nach Sex mit ihm. Sie könnte ein Auge zudrücken, was die vermeintliche Erpressung betraf, aber seine erotischen Vorlieben deckten sich leider gar nicht mit ihren. Trotzdem sagte ihr Gerechtigkeitssinn, dass sie ihm tatsächlich erst einmal eine Chance geben sollte, seinen Vorschlag zu erläutern. Sie nickte mit einem leisen Seufzen und ließ zu, dass er sie unterhakte.
»Wie wäre es, wenn Sie sich wieder setzen und mich inzwischen Ihre Akte aus meinem Büro holen lassen? Sie laufen mir doch nicht weg?«
Er hatte sie zur Couch zurückgeleitet und wartete, bis sie sich wieder gesetzt hatte. Maggie war überhaupt nicht überrascht, dass er eine Akte über sie besaß. Das passte auf seltsame Art zu ihm und generell zu dieser ganzen verworrenen Situation. Statt Zorn oder zumindest Unbehagen darüber zu empfinden, fühlte Maggie jedoch nur Neugier, auf den Inhalt und schlussendlich auf den ganzen Kerl an sich. Der Mann schien immer für eine Überraschung gut zu sein. Sie hatte schon gestaunt, dass er ihre Ohrfeige unkommentiert hingenommen hatte. Vielleicht hatte sie die falschen Bücher gelesen oder sie missverstanden, denn sie glaubte nicht, dass sich eine Frau eine derartige Frechheit leisten durfte, ohne irgendwelche, wie auch immer geartete, Konsequenzen tragen zu müssen. Sie nahm sich trotzdem vor, bei den Verhandlungen sicherheitshalber darauf zu bestehen, dass ihre bisherigen Taten nicht gezählt wurden.
Moment!
Hatte sie gerade an Verhandlungen gedacht? Maggie schüttelte sich unbewusst. Das mussten die Hormone sein, die da mit ihr durchgingen. Jene miesen Verräter, die dafür sorgten, dass sie ihm hinterher sah, als er die Treppe, die offenbar zu seinem Büro führte, hinaufging. Die taubengraue Hose spannte sich über eine mehr als ansehnliche Kehrseite und Maggie vermutete, dass der Mann erheblich aktiver Sport betrieb als sie selbst. Wenn alle seine Muskeln so perfekt definiert waren wie sein Arsch, dann …
O Mann, was dachte sie da nur?
Sie rutschte an die Ecke der Couch, nur für den Fall, dass sie doch schnell flüchten musste, und bedauerte, dass ihre Kaffeetasse bereits leer war. Da sie jetzt schon wieder so nahe an dem komischen Tisch saß, besah sie ihn sich etwas genauer. Dabei verlor er einen Großteil des Schreckens, den sie vorher noch empfunden hatte. Die Züge der Frau wirkten beinahe entzückt und ließen durchaus auf wohlige Gefühle schließen, obwohl Maggie das nicht nachvollziehen konnte. Aber jeder hatte nun mal andere Vorlieben. Die Überlegung, vielleicht selbst einmal diese Haltung einzunehmen, blieb zwar für sie verrückt, aber nicht mehr so abstoßend, wie zuvor. Als Adrian zurückkam, hatte er einen Hefter in der Hand, blieb vor ihr stehen und lächelte sie sanft an.
»Sie bevorzugen anscheinend eine freie Fluchtbahn. Möchten Sie noch etwas trinken?«
Maggie schüttelte den Kopf und erwiderte seinen Blick. Sie wollte endlich wissen, was er zu sagen hatte, sonst würde sie noch verrückt werden. Plötzlich roch sie sehr intensiv sein Aftershave, herb, ein wenig düster und trotzdem frisch und anregend. Es kitzelte sie in der Nase und schien ihr äußerst passend für den Mann, den sie auch nicht recht einordnen konnte.
Sie streckte die Hand nach der Akte aus, aber er gab sie ihr nicht, sondern setzte sich damit neben sie und schlug die Mappe an einer markierten Stelle auf.
»Sie haben bereits mehrmals um Stundung der Pacht gebeten, was der zuständige Mitarbeiter stets bewilligt hat. Vielleicht weil Ihre Einnahmen eine gute Prognose zulassen, aber wohl eher, weil er Sie sympathisch findet. Wenn er Ihre Umsatzzahlen jemals genauer geprüft hätte, wie er es eigentlich sollte, wäre Ihr Lokal schon längst Geschichte. Diese Einnahmen decken gerade so Ihre monatlichen Ausgaben. Wovon leben Sie eigentlich? Denn Gewinn bleibt Ihnen keiner übrig. Im Grunde können Sie sich diese hohe Pacht gar nicht leisten. Ihre Bilanzen, die mein Sachbearbeiter zu Ihren Gunsten freundlicherweise ignoriert hat, lassen keinen anderen Schluss zu.«
Er sah sie an. »Kommen wir also zu meinem Angebot. Ich erlasse Ihnen für den Anfang einen Monat ihrer Pacht, wenn wir uns auf ein Du einigen.«
Dabei streckte er ihr seine Hand entgegen, die sie nach kurzem Zögern ergriff. »Ich heiße Adrian.«
Maggie starrte auf ihre Hand in seiner und mochte nicht glauben, dass diese, eigentlich alltägliche, Berührung sich anfühlte, als fasse sie mit nassen Fingern in eine Steckdose. Ihre Fingerspitzen bitzelten, sie biss die Zähne zusammen und konnte erst mal nur nicken. Dann erwiderte sie seinen Blick. »Sie, äh du, weißt, dass ich Magdalena heiße, doch ich werde meistens nur Maggie genannt.«
»Fein!«, verkündete er mit einem strahlenden Lächeln. »Das war doch gar nicht so schwer, oder Maggie?«
Sie nickte und begann, sich mit einem lächelnden Adrian langsam wohl zu fühlen. Eine rein geschäftliche Verhandlung also, das konnte ja nicht so schwer sein. Es war schließlich nicht ihre Erste. Wenn ihr sein Angebot nicht passte, war es letzten Endes egal, ob sie es mit einem du Arschloch oder Sie Arschloch zurückwies. Allerdings wurden ihre Hände vor Spannung feucht, als er die Mappe weglegte und sich ihr vollends zuwandte.
»Ich möchte dir ohne Umschweife erklären, was ich mir unter unserem Arrangement vorstelle. Du bist eine faszinierende Frau und, wenn ich nicht ganz falsch liege, fühlst du etwas Ähnliches, was mich betrifft. Ich schätze dich durchaus als sexuell sehr aufgeschlossen ein, wobei du mich nicht fragen darfst, wie ich auf diesen Gedanken komme. Du hast meine sexuelle Neigung ja schon erkannt und ich möchte dir einen kleinen Einblick in meine Welt geben. Kleine Schritte, die dir das Wesen einer derartigen Beziehung näherbringen sollen. Es wird nichts gegen deinen Willen geschehen. Ich will nur, dass du offen an die Sache herangehst. Du kannst es auch jederzeit abbrechen oder beenden. Für jeden Schritt, den du freiwillig mit mir gehst, entfällt eine monatliche Pachtzahlung.«
Das klang wirklich geschäftsmäßig, beinahe kühl. So, als wäre sie ein interessantes Objekt zu Studienzwecken. Ein bisschen mehr Leidenschaft hätte sie sich schon von ihm gewünscht. Es musste ja schließlich einen Grund dafür geben, warum er das von ihr wollte. Sie fand, er könne ihr ruhig ein kleines Zeichen seines Begehrens geben.
»Wie kommst du auf die Idee, ich könnte eine unterwürfige Ader haben? Bin ich eine Art Herausforderung für dich?«, stellte sie die Frage, deren Antwort sie so brennend interessierte. Nach welchen Kriterien hielt ein Mann Ausschau, der eine Sklavin suchte? Nie im Leben hätte Maggie gedacht, sie könne Signale aussenden, die darauf hindeuteten, sie könnte eine unterwürfige Geliebte sein.
»Du definierst das Wort falsch! Du setzt es mit Schwäche und Wertlosigkeit in Zusammenhang. Das stimmt in diesem Fall nicht. Mir ist durchaus klar, dass du nicht generell devot veranlagt bist, deswegen ziehe ich eine rein sexuelle Spielbeziehung in Erwägung. Ich will nicht in dein Leben oder deine Selbstbestimmung eingreifen. Es wird ein erotisches Spiel, dessen Regeln ich dir noch erklären werde.«
Er senkte seine Stimme zu einem lasziven Flüstern. »Sag jetzt ja nicht, du würdest keine feuchten Hände bekommen, wenn du an Sex mit mir denkst. Von anderen, eventuell feucht werdenden Stellen deines Körpers, will ich gar nicht reden.«
Maggie musste heftig schlucken. Er sagte ihr knallhart ins Gesicht, dass sie scharf auf ihn war und er das wusste. Verdammt! Es stimmte ja auch. Jedenfalls so lange, wie sie nicht darüber nachdachte, ob er ein perverser Fiesling war. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhärchen aufstellten, weil sich ihre Sinne nur durch seine Nähe in Katapultgeschosse verwandelten, die unablässig auf ihren Widerstand eintrommelten. Sie knetete ihre verschwitzten Hände und versuchte, das heftige Pulsieren ihres Herzens unter Kontrolle zu bringen. Wieso, um Himmels willen, reagierte sie so stark auf ihn?
»Versuchst du gerade, deinen Puls unter Kontrolle zu bekommen? Ich sehe dir an, wie du mit deinen eigenen Gefühlen kämpfst. Warum willst du verbergen, dass du in meiner Gegenwart sinnliche Gedanken hegst? Wäre es nicht schön, nicht mehr darüber nachdenken zu müssen, ob und wie du deine Gefühle zeigen kannst?«, fragte er mit sanfter Stimme und Maggie blieb fast die Luft weg. War ihr wirklich so deutlich anzusehen, was sie dachte?
Er klang, als wüsste er genau, wovon er sprach, und Maggie glaubte zu erkennen, dass in gewisser Weise auch der dominante Mann gesprochen hatte. Es fühlte sich für sie auf jeden Fall so an. Es musste tatsächlich schön sein, mal völlig losgelöst von allem zu sein. Nicht darüber nachzudenken, wie man wirkt, aussieht oder fühlt. Sich einfach treiben lassen, ohne ein bestimmtes Ziel erreichen zu müssen. War es das, was er ihr zeigen wollte?
Er schien auf jeden Fall in der Lage zu sein, ihre Gedanken zu lesen, denn er hakte sofort ein. »Verführerisch, nicht wahr? Es ist deine Stärke, die dich überhaupt darüber nachdenken lässt, Maggie. Ein schwacher Charakter hätte viel zu viel Angst davor.«
Es half nicht mehr, es zu leugnen. Maggie wusste bereits, dass sie das erotische Abenteuer erleben wollte, das er ihr da versprach. Es war viel zu aufregend, um sein verlockendes Angebot abzulehnen, und schließlich hatte er ja gesagt, sie könne es jederzeit abbrechen. Jetzt musste sie ihm, was das betraf, nur noch vertrauen und das war nicht so einfach, denn genau genommen, kannte sie ihn dazu nicht gut genug.
»Ich habe einige Bücher gelesen, in denen BDSM ein, oder besser gesagt, das Thema war. Mir haben darin die Sexszenen gefallen, die so gut wie immer sehr viel Leidenschaft enthielten. Es gab aber auch genug Szenen, bei denen ich dachte, das könnte ich niemals tun oder sein«, begann sie ungewohnt schüchtern. »Bekomme ich ein Safeword oder sowas, wenn ich in eine solche Szene gerate? Woher weiß ich, dass ich, einmal festgebunden, trotzdem entkommen kann?«
Sie sah ihm an, dass er beinahe gelacht hätte, zum Glück nahm er stattdessen aber ihre Hände und antwortete ihr ernst: »Ich verstehe deine Unsicherheit. Vergiss die Geschichten, lass sie einfach wahrwerden! Wir werden ein passendes Wort für dich finden, wenn du dich wirklich darauf einlassen kannst. Was das Vertrauen betrifft, möchte ich dir am liebsten gleich die erste Lektion erteilen. Du musst als Allererstes lernen, zu vertrauen. Zuerst dir selbst, was deine Gefühle betrifft, auch wenn sie vielleicht völlig neu für dich sind, und danach wird es dir auch leichter fallen, mir zu vertrauen.«
Was? Jetzt? Maggie wurde eiskalt, das hatte sie nicht erwartet. Adrian stand auf und zog sie an den Händen ebenfalls auf die Füße. Wie benebelt folgte Maggie ihm unter das Podest der Treppe, die nach oben führte.