Dominanz, Hingabe und ein Mord.
Im Leben der Polizistin Emilia Rossi gibt es jede Menge Tabus. Eins davon ist: Habe niemals Sex mit einem Kollegen, und schon gar nicht mit deinem Vorgesetzten. Dieser Grundsatz gerät allerdings ins Wanken, als sie sich eine Auszeit nimmt, um in einem exklusiven BDSM-Resort auf Jamaika als Chief Security Officer zu arbeiten. Denn Mark Foster, ihr neuer Boss im "Pleasure Island", ist nicht nur ungemein attraktiv, sondern stellt sie mit seiner Behauptung, sie sei „nicht besonders devot“, auf die Probe.
Um ihm das Gegenteil zu beweisen, bittet sie ihn, sie zu seiner Sub zu machen. Mit Strenge und Beharrlichkeit treibt er Emilia über ihre Grenzen und bringt ihre devote Seite zur Entfaltung. Dabei geraten nicht nur die Gefühle von Emilia durcheinander, auch Mark entdeckt neue Seiten an sich.
Auf dem Höhepunkt ihrer Beziehung wird das gegenseitige Vertrauen durch einen Mord erschüttert. Das Opfer ist ausgerechnet eine ehemalige Sub von Mark und er hat kein Alibi, dafür aber ein Motiv. Um seine Unschuld zu beweisen, versucht Emilia unter Einsatz ihres Lebens, den Täter auf eigene Faust zu ermitteln.
Die Literaturwissenschaftlerin Annabel Rose kam erst über Umwege zum Schreiben erotischer Literatur. Warum ausgerechnet erotische Literatur? Weil ihrer Meinung nach Erotik und Sex wichtiger Bestandteil im Leben eines jeden Menschen ist.
Annabel Rose liebt Frankreich und den Süden, Katzen, intelligente Gespräche,...
»Herein«, sagte Mark, ohne den Blick von der attraktiven Brünetten abzuwenden, deren Foto auf dem Bildschirm seines Computers zu sehen war.
Die Tür öffnete sich, er hörte Schritte, jemand trat an den Schreibtisch.
»Kann ich dich kurz, was machst du? Störe ich gerade?«
Mark hob den Blick. Emilia stand neben ihm, die Augen auf sein Display gerichtet, das sprichwörtliche Fragezeichen überdeutlich ins Gesicht gemalt.
»Bewerberprofile«, sagte Mark, mit einer Kopfbewegung auf den Bildschirm deutend. »Was kann ich für dich tun?«
»Hast du ein paar Minuten Zeit? Ich würde gern etwas mit dir besprechen.«
»Sicher. Setz dich doch.« Mit Zufriedenheit nahm...
...er zur Kenntnis, dass Emilias Gesichtszüge sich entspannten. Er sah es als einen weiteren Beweis für seine Annahme, dass sie ihn mochte – und vielleicht auch, dass sie ein bisschen eifersüchtig auf die Frau auf dem Bildschirm gewesen war. Er schaltete das Display aus und wandte sich ihr wieder zu. »Was gibt es?«
Er bemerkte, dass sie tief Luft holte, bevor sie sagte: »Du hast recht.«
»Recht? Womit?«
»Mit deiner Behauptung neulich, dass ich meine devote Seite nicht richtig auslebe. Es stimmt.«
Mark lehnte sich zurück, versuchte, sie einzuschätzen. Dieses Eingeständnis musste sie große Überwindung gekostet haben. Ihre Unterhaltung war mittlerweile eine Woche her. Er konnte sich gut vorstellen, wie es in ihr ausgesehen haben musste, nachdem er ihr gesagt hatte, dass er sie nicht für devot hielt. So wie er sie einschätzte, hatte es zuerst vor Wut in ihr gebrodelt, bis sie sich so weit beruhigt hatte, dass sie die Richtigkeit seiner Behauptung vor sich selbst eingestehen konnte. Hierher zu kommen und ihm das zu bestätigen, war definitiv der schwierigste Schritt gewesen, und der verlangte ihm Respekt ab. Er sagte jedoch nichts, sondern sah sie abwartend an. Seiner Erfahrung nach folgte auf ein solches Geständnis zumeist eine Erklärung.
»Ich hatte nie die Möglichkeit dazu, weißt du?«
Mark nickte. Seine Annahme bestätigte sich gerade.
»In meinem Job ist es wichtig, dass ich die Kontrolle behalte. Ich bin zwar nicht die einzige Frau in der Mannschaft, aber die Männer sind dennoch in der Überzahl. Wenn sich meine sexuelle Orientierung herumspräche, wäre der Respekt, den ich mir hart erarbeitet habe, ruckzuck dahin, verstehst du, was ich meine?«
»Ja. Sehr gut sogar. Erzähl weiter.«
»Ich habe noch nie eine längere Beziehung gehabt. Meine Arbeitszeiten haben das einfach nicht zugelassen. Ständig Überstunden, Schichtwechsel, Sondereinsätze, das macht niemand lange mit. Genau darum wollte ich diesen Job hier. Um endlich mal Gelegenheit zu haben, mich richtig fallen zu lassen. Aber ich glaube, ich stehe hier vor dem gleichen Problem wie in Deutschland.«
»Warum? Deine Arbeitszeiten sind hier doch geregelt, Sondereinsätze sind auch keine zu erwarten und an Gelegenheiten mangelt es nun wirklich nicht. Wo ist das Problem?«
»Vielleicht bin ich selbst das Problem.«
»Inwiefern?«
Sie räusperte sich. »Hier bin ich die Vorgesetzte. Ich bin Chief Security Officer. Wie soll einer meiner Untergebenen noch Respekt vor mir haben, wenn ich mich ihm sexuell unterwerfe? Das funktioniert einfach nicht.«
»Hier gelten unsere eigenen Regeln, Emilia. Alle Angestellten wissen, dass respektvoller Umgang miteinander hier sehr wichtig ist. Respekt ist unser oberstes Gebot. Ganz egal, ob ein sexueller Kontakt stattgefunden hat oder nicht. Das ist Teil unserer Einstellungsbedingung, wie du weißt. Wer sie nicht erfüllen kann, passt nicht hierher. Du brauchst dir um mangelnden Respekt also keine Sorgen zu machen. Sollte es dennoch einmal vorkommen, dann sag es mir und ich werde mit demjenigen reden.«
»Darum geht es nicht. Die anderen sollen mich meiner selbst wegen respektieren, und nicht, weil du mit ihnen redest. Aber davon abgesehen …« Ihr Blick richtete sich auf ihre Hände.
Mark war klar: Es fiel ihr schwer, sich ihm zu offenbaren. Umso größer war der Vertrauensbeweis, den sie ihm damit lieferte.
»Ich kann das nicht.« Sie tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. »Das hier oben weigert sich, verstehst du? Jedes Mal, wenn ich nach einer Session mit demjenigen etwas besprechen würde, hätte ich Bedenken, dass er mich nicht ernst nimmt. Ich weiß, es ist irrational, aber ich kann nichts dagegen machen. Ich fürchte, ich bin vom Regen in der Traufe gelandet.«
Die Unterhaltung bewegte sich in eine Richtung, die Mark überhaupt nicht gefiel. Wollte sie den Job etwa hinschmeißen? Bei dem Gedanken daran fühlte er Bedauern aufkeimen. Er fand Lia ungemein anziehend und reizvoll. Er wollte sie und hatte gehofft, die Zeit könnte für ihn arbeiten. Mit Beharrlichkeit und Verständnis hatte er schon viele Subs für sich gewinnen können. Emilias inneres Korsett aus selbst auferlegter Kontrolle schien jedoch widerspenstiger zu sein, als er vermutet hatte.
»Und zu welchem Schluss bist du gekommen?«, fragte er mit ruhiger Stimme, um sich seine Gedanken nicht anmerken zu lassen.
»Das weiß ich noch nicht genau«, antwortete sie, indem sie ihn wieder ansah. »Ich habe jedenfalls nicht vor, zu kündigen, falls du das befürchtet hast. Ich habe meinen Kollegen gesagt, dass ich für ein Jahr ins Ausland gehe, und habe nicht vor, mich zu blamieren, indem ich nach drei Wochen wieder dort aufkreuze.«
Mark atmete innerlich auf. Es war also noch nicht alles verloren.
»Allerdings hatte ich gehofft, dass ich hier endlich mal erleben könnte, wie es ist, wenn …« Er bemerkte ein Zittern in ihrer Stimme. »Ich hatte gehofft, du könntest mir, du hättest vielleicht eine Idee, also neulich, in der Cantina, da hast du gesagt, du würdest …«
Mark konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Es war klar, was sie ihm sagen wollte, aber es kostete sie ungeheure Überwindung. Er beschloss, ihr zu helfen, indem er sagte: »Mein Angebot steht nach wie vor.« Emilia öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Mark kam ihr zuvor: »Ich weiß, was du sagen willst. Ich bin dein Boss und für dich tabu, richtig?« Er wartete nicht ab, bis sie darauf etwas entgegnete, sondern fuhr fort: »Vielleicht ist es ja an der Zeit, das eine oder andere Tabu zu brechen. Ich stelle mich gern dafür zur Verfügung. Zumindest bräuchtest du dir keine Sorgen zu machen, dass ich dich nicht mehr respektiere, wenn du dich mir unterwirfst. Ich bin nämlich dein Boss, und du bist mir sowieso untergeordnet und musst tun, was ich von dir verlange, stimmt’s?«
Bei den letzten Worten hatte er ihr zugezwinkert, was Emilia mit einem Lächeln beantwortete, das ihre Augen zum Strahlen brachte.
»Steht dir gut, das Lächeln«, sprach er seine Gedanken offen aus, woraufhin aus dem Lächeln ein Lachen wurde. »Also, wenn du mein Angebot annehmen willst, dann erwarte mich heute Abend um acht kniend und mit geschlossenen Augen in deinem Apartment. Lass die Tür angelehnt. So weiß ich, dass ich willkommen bin. Ist sie geschlossen, werde ich wieder gehen. Einverstanden?«
»In meinem Apartment?« Mark hörte einen Anflug von Panik aus ihrer Stimme heraus. »Aber die Kollegen, sie werden alles mitbekommen. Ich dachte …«
»Denk nicht so viel, Emilia. Lass die anderen denken, was sie wollen, und höre mehr auf deinen Bauch.«
»Das ist nicht so einfach.«
»Doch. Ist es. Du wirst schon sehen.« Es widerstrebte ihm zwar, aber es war besser, das Gespräch zu beenden, bevor sie mit noch mehr Einwänden alles zerredete und womöglich einen Rückzieher machte. »Bitte entschuldige mich jetzt, ich muss noch ein paar Bewerbungen sichten. Ich hoffe, wir sehen uns heute Abend.«
Lia erhob sich. »Acht Uhr, ja?« Mark nickte, Lia ging zur Tür. Sie hielt den Knauf bereits in der Hand, als sie sich noch einmal umdrehte. »Mark?«
»Ja?«
»Ich habe eine Bitte.«
Er sah sie abwartend an.
»Würdest du bitte Lia zu mir sagen anstatt Emilia? Außer meiner Mutter nennt mich niemand so.«
»Gern. Lia«, antwortete er mit einem Lächeln, welches sie erwiderte.
»Danke«, sagte sie im Hinausgehen.
Mark starrte noch einen Moment gedankenversunken auf die Tür. Er war sich ziemlich sicher, dass Emilia ihn am Abend erwarten würde – und er wusste schon ganz genau, wie er das Eis brechen wollte.
Noch nie in ihrem bisherigen Leben war sie sich bei einer Entscheidung so unsicher gewesen. Den ganzen Nachmittag hatte sie sich nicht richtig auf die Arbeit konzentrieren können, weil sie ständig über Marks Angebot nachdachte. War es klug, sich mit dem eigenen Boss einzulassen? Was würden die Kollegen über sie denken? Andererseits hatte Mark sicher recht, wenn er sagte, dass es an der Zeit sei, das eine oder andere Tabu zu überdenken und eventuell sogar aufzubrechen. Dir entgeht so viel, klangen ihr seine Worte in den Ohren - und Lia musste zugeben: Damit traf Mark absolut ins Schwarze, denn sie war zu der gleichen Erkenntnis gekommen. Schließlich hatte sie von ihrem Job in Deutschland eine Auszeit genommen, um sich eben nicht mehr alles entgehen zu lassen, sagte sie sich, als sie die Eingangstür anlehnte, sich hinkniete und die Augen schloss.
Er hatte ihr nicht gesagt, ob sie ihn angezogen oder nackt erwarten sollte. Also hatte Lia sich für den Mittelweg entschieden und sich mit Unterwäsche bekleidet auf ihre Fersen gesetzt, die Beine leicht gespreizt und die Hände mit den Handflächen nach oben zeigend auf den Oberschenkeln abgelegt. Sie hatte diese Pose oft gesehen, aber noch nie selbst eingenommen, denn das hatte bisher nie einer der Spielpartner von ihr verlangt.
Es war ungewohnt, so auf dem Boden zu knien. Die Warterei machte sie nervös. Geduld war noch nie ihre Stärke gewesen. Vielleicht kam er ja doch nicht. Lia wusste nicht, ob sie diesen Gedanken tröstlich oder enttäuschend finden sollte. Einerseits wollte sie, dass Mark auftauchte, und andererseits … Ein Windhauch streifte ihren Oberarm, dann hörte sie Schritte. Es war so weit. Vor lauter Aufregung schlug ihr Magen Purzelbäume. Sie wartete darauf, dass Mark etwas sagte. Doch anstatt mit ihr zu sprechen, hörte sie ihn lediglich im Zimmer herumgehen. Was machte er denn nur? Lias Nerven waren zum Bersten gespannt. Wann wollte er endlich anfangen? Wieso sagte er nichts? Oder wartete er darauf, dass sie etwas sagte? Sie war kurz davor, zu blinzeln. Die Augen geschlossen zu halten, verlangte ihr mehr Disziplin ab, als sie gedacht hatte.
Ein tiefes Ein- und Ausatmen an ihrem Ohr, gefolgt von einer hauchzarten Berührung an ihrem Oberarm sandte eine Gänsehaut über Lias Rücken. Zwischen ihren Schenkeln begann es, zu pulsieren. Eine Hand krallte sich in ihr Haar, zog den Kopf nach hinten. Vor Überraschung entwich ihr ein erstickter Laut, der in ein leises Stöhnen überging, als eine Zunge rau und feucht von ihrem Schlüsselbein aufwärts über den Hals glitt.
»Ich bin sehr erfreut, dass du meiner Einladung gefolgt bist, Lia«, flüsterte Mark an ihrem Ohr. »Du hast sehr hübsche Dessous an, dein Geschmack gefällt mir«, sprach er im Flüsterton weiter. »Aber trotzdem möchte ich, dass du sie jetzt ausziehst. Verstanden?«
»Ja, Herr«, antwortete Lia.
»Es genügt, wenn du Mark zu mir sagst.« Er ließ sie los. »Öffne die Augen und steh auf.«
»Ja, Mark«, entgegnete sie.
Endlich, vermeldete ihr Pulsschlag. Endlich ging es los. Es tat gut, die Augen zu öffnen und wieder sehen zu können. Sobald sie stand, rollte sie sich den String über die Hüften und öffnete die Häkchen des BHs, um ihn abzustreifen. Ihre Nervosität legte sich, wurde von Neugier abgelöst. Was er wohl von ihr verlangen würde? Würde er ihr den Hintern versohlen? Ihr befehlen, ihm den Schwanz zu blasen?
Zu ihrem Erstaunen war Mark nicht nackt. Er trug eine schwarze Leinenhose, nur Oberkörper und Füße waren unbekleidet. Feine, dunkle Härchen umrandeten seine Brust, gaben ihr Kontur. Dazwischen lief ein Haarstreifen über Marks Brustbein, der jenseits des Hosenbunds im Nirwana endete und ihre Fantasie auf Hochtouren laufen ließ. Seinen Body konnte sie nicht anders als durchtrainiert bezeichnen. Die Haut war straff und ließ den Ansatz eines Sixpacks erkennen. Sexy, schoss es ihr durch den Kopf.
Zunächst geschah nichts. Mark ging um sie herum. Was sollte das? Der Griff ins Haar war ein guter Anfang gewesen. Warum machte er nicht weiter? Sie war es gewohnt, dass die Doms, mit denen sie sich sonst zu Spiel-Sessions traf, mehr oder weniger schnell zur Sache kamen und ihr Befehle gaben. Diese Session hingegen war so ganz anders als alles andere, was Lia bisher erlebt hatte, und stellte ihre Geduld auf eine harte Probe. Schließlich holte sie Luft und stieß sie mit einem Seufzen wieder aus.
»Warum so ungeduldig?« Marks Stimme kam von hinten. »Ich möchte, dass du dich entspannst, Lia. Wir haben die ganze Nacht Zeit. Ich will dich genießen.«
Während er gesprochen hatte, war er ein weiteres Mal um sie herum gegangen. Selbst als er hinter ihr stand, hatte sie seinen Blick auf sich gespürt. Ein eigenartiges Gefühl, welches ihr die nächste Gänsehaut bescherte. Aber was meinte er mit die ganze Nacht?
»Vielleicht könnte ich es ja auch genießen, wenn du mir endlich sagen würdest, was ich tun soll«, platzte es aus ihr heraus. »Willst du mir denn gar keine Befehle erteilen?«
»Na, na, na«, sagte er tadelnd. »An deinem Umgangston müssen wir definitiv noch arbeiten. Wenn es deine Mitarbeiter nicht stört, dass du so mit ihnen redest, ist das ihre Sache. Aber mir gegenüber erwarte ich etwas mehr Respekt, verstanden?«
»Ja, Mark«, entgegnete sie kleinlaut. »Bitte entschuldige. Es ist nur, die ganze Situation, ich bin total nervös.«
»Ich sehe keinen Grund dafür. Oder habe ich dir bisher irgendeinen Anlass gegeben, mir nicht zu vertrauen?«
»Nein. Hast du nicht, aber …«
»Nichts aber. Ich will ein klares Ja oder Nein. Also: Vertraust du mir, Lia?«
»Ja, Mark«, antwortete sie, nachdem sie tief Luft geholt und wieder ausgeatmet hatte.
»Schon besser. Schließ die Augen.«
Sie tat es, und im nächsten Moment wurde es schwarz um sie herum, denn Mark band ein weiches Tuch um ihre Augen, das er am Hinterkopf zusammenknotete. Wenn sie das beruhigen sollte, hatte er sich gründlich geirrt.
»Sag mir: Wie fühlt es sich an, nichts sehen zu können?«
»Es ist ungewohnt. Ich fühle mich … unsicher.«
»Ausgeliefert?«
»Ja.«
»Verletzlich oder schutzbedürftig?«
»Ein bisschen, ja. Beides.«
Seine Hände legten sich von hinten auf ihre Schultern. Sie gab einen erschreckten Laut von sich; die Berührung hatte sie überrascht. Sofort im Anschluss jedoch umgab sie ein Gefühl von Sicherheit. Mark stand hinter ihr, und dieses Wissen war beruhigend. Seine Stimme war ganz nah an ihrem Ohr, als er jetzt sprach.
»Das ist gut so. Der Schal vor deinen Augen wird dir helfen, dich mir auszuliefern, weil du nämlich keine andere Wahl hast. Aber ich werde dich beschützen. Es wird dir nichts geschehen, das verspreche ich. Zuvor aber möchte ich dir noch ein paar Spielregeln mitteilen. Es sind nicht viele, aber ich erwarte, dass du sie beherzigst. Erste Regel: Du benimmst dich mir gegenüber stets respektvoll, was sich auch in deinem Umgangston ausdrücken sollte. Zweite Regel: Ich erwarte Gehorsam. Ich möchte, dass du mir folgst, dich leiten lässt und tust, was ich dir befehle, es sei denn, ich verletze ein Tabu. Und dritte Regel: Wenn du mich empfängst, möchte ich, dass du nackt auf dem Boden kniest. Bist du dazu bereit?«
Sie nickte. »Ja, Mark. Was soll ich tun?«
»Du sollst mir folgen und gehorchen. Schon vergessen?« Er nahm die Hände fort, und sie hörte ihn ein paar Schritte umhergehen, bevor er sagte: »Streck mir eine Hand entgegen.«
Sie tat, was er verlangte. Mark ergriff ihre Hand und befahl ihr, sich hinzuknien. Von seiner Hand geführt ging sie in die Hocke und kniete sich auf den Boden. Sobald sie auf den Fersen saß, ließ Mark ihre Hand los.
»Leg den Kopf in den Nacken und öffne den Mund«, befahl er.
Mit einem Lächeln auf den Lippen kam sie seiner Aufforderung nach. Warum nicht gleich so? Endlich kamen die Anweisungen, nach denen es sie verlangte. Sie ahnte, was er vorhatte, und fragte sich, wie er wohl schmecken würde. Erwartungsvoll streckte sie ihm die Zunge entgegen, woraufhin sie ihn leise lachen hörte. Noch bevor sie ihn fragen konnte, was daran so witzig war, wurde ihr etwas Glattes, Rundes in den Mund gezwängt, das sich so gar nicht nach Haut anfühlte. Etwas wurde hinter ihrem Kopf festgezurrt – dann war sie geknebelt.
»Vertrau mir und genieße«, flüsterte Mark.
Lia nickte nur.
»Setz dich bequem hin, ich brauche einen kurzen Moment für ein paar Vorbereitungen«, hörte sie ihn sagen.
Also setzte sie sich im Schneidersitz auf den Boden und versuchte anhand der Geräusche, die sie wahrnahm, zu entschlüsseln, welche Art von Vorbereitungen Mark traf. Sie hörte Stoff rascheln, so als wenn er sich an ihrem Bett zu schaffen machte, gefolgt von einem Geräusch, als ob er etwas Schweres über den Boden zerrte. Das Gleiche wiederholte sich ein paar Augenblicke später, nur dass dieses Mal ein dumpfer Aufprall auf das Stoffrascheln folgte. Lia konnte sich keinen Reim darauf machen. Sie hörte ihn noch ein paar Sekunden herumhantieren, dann ergriff er ihre Hände und befahl ihr, wieder aufzustehen.
»Dreh dich um hundertachtzig Grad und setz dich.«
Lia drehte sich um und streckte die Arme aus, um die Armlehne des Sessels in ihrem Zimmer zu erspüren, während sie die Knie beugte – aber da war nichts. Verunsichert blieb sie halb gebückt stehen, mit den Händen versuchend, die Sitzfläche zu ertasten, auf die sie sich setzen sollte, aber da war nur Leere. Verdammt! Was soll das? Will er, dass ich hinfalle? Wenn ich nur nicht diesen blöden Knebel im Mund hätte und etwas sagen könnte.
In diesem Moment legten sich seine Hände auf ihre Schultern.
»Lass dich fallen, Lia. Vertrau mir. Es wird nichts passieren.«