Nachdem Layla Chris scheinbar grundlos verlassen hat, versucht Chris sein Leben in den Griff zu bekommen. Nun hat er die schwere Aufgabe, seinen Eltern zu beichten, dass diese Ehe mit einem Vertrag begonnen hat.
Laylas Versuch, in ihr altes Leben zurückzukehren, scheitert, da Chris ihr immer wieder begegnet. Doch dann wird sie Opfer eines Unfalls mit verheerenden Folgen: Vier Jahre ihres Lebens sind aus ihrem Gedächtnis gelöscht. Chris nutzt diese zweite Chance, und tut alles, damit Layla sich erneut in ihn verliebt.
Lia K. Harry wurde im Jahre 1972 in der Nähe von Düsseldorf geboren und ist aufgrund ihrer griechischen Wurzeln sehr temperamentvoll, was sich bei ihren Protagonistinnen widerspiegelt.
Schon als Teenager hat sie ihre Nase lieber in Romane statt in Schulbücher...
Minutenlang knie ich vor dem Fernseher auf dem Boden und starre auf die Bilder. Erneut klingelt mein Handy, und diesmal schaffe ich es irgendwie, es an mein Ohr zu heben, ich bringe aber keinen Ton heraus.
„Chris?“ Jeremys Stimme ertönt am anderen Ende der Leitung. „Die Verletzten sind ins Methodist Hospital gebracht worden.“
Ein Blick auf die Uhr sagt mir, dass ich schon eine knappe Dreiviertelstunde auf dem Boden knie. Eilig stehe ich auf und muss mich sofort festhalten, da meine Beine eingeschlafen sind. Ich spüre den stechenden Schmerz, schaffe es aber trotzdem, mich auf den Weg ins Krankenhaus zu...
...machen.
Ich stoße die Türen zur Notaufnahme auf, dränge mich durch das ganze Getümmel und suche die Information, als ich eine Stimme höre, die nach mir ruft. Sofort schaue ich mich um und sehe Luke, der auf mich zugelaufen kommt.
„Gott sei Dank. Du hast es mitbekommen.“ Er ist komplett aus der Puste und beugt sich nach vorn. „Allan hat mich angerufen. Layla ist oben auf Station.“ Er packt meinen Arm und bringt mich zu den Fahrstühlen.
In der vierten Etage steigen wir aus, gehen durch einen langen Gang und halten vor der Intensivstation an. Steht es so schlimm um sie, dass wir hier sind? Luke informiert eine Schwester, dass wir Angehörige sind und den Arzt sprechen wollen. Sie nimmt den Hörer in die Hand und tippt eine Nummer ein. Wie es aussieht, ist Layla am Leben, aber wir wissen nicht, wie es um sie steht.
„Das Wichtigste ist, dass sie lebt. Meinst du nicht auch?“, fragt mich Luke und legt die Hand auf meine Schulter.
Er hat keine Ahnung, wie schwer sie verletzt ist, und trotzdem ist er zuversichtlich, dass es ihr gut geht. Wir warten ein paar Minuten. Minuten, die nicht vergehen, mich um Jahre altern und nervös auf dem Gang auf und ab gehen lassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erscheint endlich ein Mann in grünen Klamotten, der direkt auf uns zukommt. Er hat eine leicht dunkle Haut, ist klein, schlank und hat pechschwarze Haare.
„Sie sind Angehörige von Miss Elias?“, fragt er und bleibt vor uns stehen. Luke und ich nicken. „Ich bin Dr. Khan, Oberarzt der Neurochirurgie. Ich gehe davon aus, dass Sie noch nicht über den Zustand von Miss Elias informiert wurden.“
Was labert er da? Wir sind doch gerade erst gekommen. Natürlich hat uns keiner informiert, sonst würden wir nicht nach ihm verlangen. Die Art, wie er das sagt, lässt meinen Magen sich zusammenziehen, und ich fange an zu zittern. Vielleicht ist es so schlimm, dass er nicht die richtigen Worte findet, um es uns zu sagen.
Der Arzt rückt seine Brille zurecht und holt tief Luft. „Miss Elias hat eine distale Radiusfraktur am linken Handgelenk. Bei den MRT-Aufnahmen ist uns aufgefallen, dass sie eine Fissur des Craniums hat, weswegen wir sie ins künstliche Koma versetzen mussten. Außerdem hatte sie Blutungen, die wahrscheinlich auf einen Abort hinweisen, der aber erst von den Gynä…“
Ich verstehe nur Bahnhof!
„Woow! Woow! Doc! Stopp!“, unterbreche ich ihn, woraufhin er mich mit offenem Mund anguckt. „Wir sind nicht vom Fach, also würden Sie es bitte so erklären, dass es auch Normalsterbliche verstehen?“
Dr. Khan nimmt seine Brille ab und reibt sich die Nasenwurzel. Ich denke, er hat verstanden, dass er sich „normal“ ausdrücken muss.
„Natürlich. Verzeihen Sie. Miss Elias hat sich den Speichenknochen in der Nähe des linken Handgelenks gebrochen. Hinzu kommt ein kleiner Riss am Schädeldach mit einer schweren Gehirnerschütterung, die sie sich beim Aufprall auf den Boden zugezogen hat. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch nicht genau sagen, ob das Schädel-Hirn-Trauma irgendwelche Schäden hinterlassen hat. Wenn sie wieder aufwacht, kann es möglich sein, dass alles beim Alten ist …“
„Möglich? Und wenn nicht?“, falle ich ihm wieder ins Wort. Ich weiß, es ist unhöflich, aber ich will wissen, was er mit „beim Alten ist“ meint.
Er presst die Lippen aufeinander und versucht, die richtigen Worte zu finden, um uns anscheinend auf das Schlimmste vorzubereiten. „Nun, es kann sein, dass alles normal ist. Sie kann aber auch eine Amnesie haben.“
„Wie müssen wir das verstehen, Doc?“, mischt sich nun auch Luke ein.
„Wir wissen nicht, wie viel Schaden ihr Gehirn bei dem Aufprall abbekommen hat. Es kann sein, dass alles normal verläuft. Im schlimmsten Fall hat sie eine Amnesie. Dabei bliebe abzuwarten, ob es sich um eine kurzzeitige oder langfristige handelt.“
„Das bedeutet?“, frage ich, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich eine Antwort darauf haben möchte.
„Eine Amnesie kann Stunden, Tage oder auch Wochen dauern. Manchmal können es auch Monate …“ Er hält kurz inne und sieht mich eindringlich an. „Ich kann es nicht genau sagen, solange sie im Koma liegt. Wenn sie aufwacht, müssen wir einige eingehende Untersuchungen machen, um festzustellen, ob irgendwas aus ihrem Gedächtnis gelöscht wurde. Um es verständlich für Sie auszudrücken.“
Nein! Falls sie eine Amnesie haben sollte, dann kann es sein, dass sie nicht mehr weiß, wer ich bin? Die Zeit, in der wir zusammen waren, wird weg sein. Wie eine Datei, die von der Festplatte gelöscht wurde und auf die man nie mehr zugreifen kann. Ich schließe die Augen und lege den Kopf in den Nacken.
Luke ergreift nun wieder das Wort. „Doktor, Sie erwähnten noch etwas anderes.“
„Ja. Anhand der Blutungen vermuten wir, dass sie eine Fehlgeburt hatte.“
Sofort öffne ich die Augen, senke den Kopf und starre den Arzt mit weit aufgerissenen Augen an. Hat er gerade Fehlgeburt gesagt? Das kann nicht sein. Ich habe mich ganz sicher verhört.
„Fehlgeburt?“, krächze ich.
„Ich warte noch auf den Bericht des Gynäkologen. Aber alles deutet darauf hin.“
Von mir kann es mit Sicherheit nicht sein, da wir nur mit Kondom miteinander geschlafen haben. Vor ein paar Tagen habe ich sie mit zwei verschiedenen Männern gesehen. Zweimal davon mit diesem Quarterback. Bestimmt ist sie, direkt nachdem sie mich verlassen hat, zu ihm gelaufen, hat sich mit ihm im Bett rumgewälzt und ist von ihm schwanger geworden.
Aus meinem Augenwinkel nehme ich eine Person wahr, die aus einem der Untersuchungszimmer kommt. Ich drehe mich um und sehe diesen Mistkerl von Quarterback, der vorhin mit ihr im Restaurant war. Er hat ein Pflaster auf der Stirn und auf seinem Hemd sind Blutflecke.
Meine Beine machen sich selbstständig. Ich gehe auf ihn zu und balle meine Hand so kräftig zur Faust, dass meine Gelenke knacken. Er sieht mich, aber bevor er überhaupt versteht, was hier vor sich geht, hole ich aus und verpasse ihm einen Kinnhaken, sodass er nach hinten gegen die Wand prallt. Nun hat er nicht nur ein Pflaster auf der Stirn, sondern auch eine blutende Lippe.
„Komm schon, du verfickter Bastard! Steh auf!“, brülle ich. Mit der Hand auf seinem Kinn starrt er mich verwirrt an. Ja, klar. Als hätte er keine Ahnung, warum er diesen Schlag bekommen hat. „Du bist schuld, dass sie jetzt hier ist!“
Luke kommt und legt von hinten die Arme um meinen Oberkörper, um mich von diesem Kerl wegzuziehen. „Hey, Dude! Beruhige dich. Ihn trifft doch keine Schuld.“ Luke zieht mich ein paar Schritte von ihm zurück. Erst dann lässt er mich los und stellt sich vor mich.
„Du nimmst ihn in Schutz?“, schreie ich meinen Freund an. „Sie hatte eine Fehlgeburt, Luke. Der Bastard hat sie geschwängert und fast umgebracht!“
„Hey!“, meldet sich dieser Arsch von Quarterback zu Wort. „Ich laufe nicht durch die Gegend und stecke meinen Schwanz in jedes verfügbare Loch, das meinen Weg kreuzt.“
Was hat er gerade gesagt? Nachdem ich Layla über den Weg gelaufen bin, habe ich mit dem Rumgeficke aufgehört. Aber das kann er nicht wissen. Er sieht nur das, was auf den Titelseiten der Klatschblätter steht. Trotzdem treibt diese Aussage meinen Blutdruck in die Höhe. Ich beiße die Zähne zusammen und will mich wie ein wild gewordener Stier auf ihn stürzen, aber Luke legt die Hände auf meine Brust und hindert mich daran.
„Sir, hier befinden sich kranke Menschen. Das ist keine Arena. Wenn Sie so weitermachen, dann lasse ich den Sicherheitsdienst holen“, sagt Dr. Khan, woraufhin ich aufhöre, mich gegen Luke zu wehren. Ich will bei Layla sein, und sollte mich die Security rausschmeißen, hätte ich keine Möglichkeit mehr, sie zu sehen.
„Allan, es ist vielleicht besser, wenn du uns alleine lässt“, sagt Luke zu diesem Quarterback, während er mich noch festhält, damit ich mich nicht noch einmal auf ihn stürze.
Allan wischt sich das Blut von der Lippe, geht an uns vorbei und wirft mir einen vernichtenden Blick zu. Nachdem er aus unserem Blickfeld verschwunden ist, lässt Luke mich los, reibt sich über das Gesicht und stützt die Hände an den Hüften ab. „Ich glaube es nicht. Du siehst vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr, oder?“ Er schüttelt den Kopf.
„Sprich nicht in Rätseln mit mir. Nicht in dieser Situation.“
„Allan ist Laylas bester Freund seit Highschooltagen. Mit ihm war sie damals zusammen.“ Bei dem Wort „zusammen“ formt er mit den Fingern Anführungszeichen. „Sie war seine Fake-Freundin, weil …“ Er stoppt, sieht sich schnell um und fügt leise hinzu: „… weil er schwul ist, Chris.“
„Was?“
„Du hast richtig gehört. Es kann also nicht sein, dass er Layla geschwängert hat, weil er nicht auf Frauen steht, du verfluchter Idiot.“
Ich reiße die Augen auf und senke meinen Blick auf den Boden. Er steht nicht auf Frauen und ist Laylas bester Freund. Shit! Und ich habe ihm eine verpasst, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen. Dann war diese Geste, die ich zwischen den beiden gesehen habe, nur freundschaftlich. Nichts Romantisches.
Autsch! Ich bin echt ein Arsch. Aber warum hat sie mir vorhin im Restaurant nicht gesagt, dass er nur ein Freund ist, sondern mich im Glauben gelassen, dass da was läuft? Sie wollte mich absichtlich verletzen. Jedoch hat sie das mit der Annullierung des Vertrages, die ich immer noch nicht verdaut habe, längst gemacht. Wenn er schwul ist, wer kann dann der Vat…
Oh Shit! Es trifft mich wie ein Blitz. Jetzt leuchtet es mir ein. Die zwei oder drei Kondome aus Puerto Rico, die sich nach dem Sex merkwürdig angefühlt haben! Jetzt wird mir klar, dass die eingerissen waren. Layla war schwanger mit meinem Kind, unserem Kind, und womöglich hat sie es selbst gar nicht gewusst. Mit schweren Beinen schlurfe ich bis zur Wand und lehne mich dagegen. Ich fahre mir durch die Haare, lasse die Hände auf dem Nacken ruhen und murmele ein leises „Fuck“, während ich zu Boden gleite.
„Ich denke, wir wissen, wer der Vater war.“ Lukes Stimme ist leise. Sehr leise.
Ich ziehe die Beine an, stütze die Ellbogen auf die Knie und vergrabe mein Gesicht in den Händen. Aus meinen Augen treten Tränen, die heiß über meine Wangen laufen. Es ist mir egal, dass ich auf dem Boden eines Krankenhauses sitze und wie ein Kind heule. Layla hat soeben unser Baby verloren. Ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als mit der Frau, die ich über alles liebe, eine Familie zu gründen.
Meine Brust schmerzt, die Augen brennen. An jenem Abend, als sie nicht nach Hause gekommen ist, wollte ich mit ihr über den Vertrag reden. Ich wollte ihn vernichten und ihr einen richtigen Antrag machen. Sogar einen richtigen Verlobungsring habe ich ihr gekauft. Alles war sorgfältig vorbereitet. Britney hat mir beim Kochen geholfen und ich habe sogar den Tisch mit frischen Blumen und Kerzen geschmückt.
Luke setzt sich seufzend neben mich und legt seinen Arm um meine Schulter, um mich zu trösten. Er sagt keinen Ton, und ich bin im Moment so fertig, dass ich auch nicht sprechen kann. Selbst wenn ich es könnte, wüsste ich nicht, was ich sagen soll. Meine Gedanken kreisen nur um Layla und dieses Baby, das nicht mehr da ist. All das, was ich mir mit Layla gewünscht habe, ist wie eine Seifenblase zerplatzt.
Ein paar Minuten sitze ich neben Luke und starre ins Leere, bis ich mich entscheide, aufzustehen. Ich trete an ihm vorbei, setze mich auf einen der Stühle im Wartebereich und Luke folgt mir. Zum Glück herrscht hier oben nicht das gleiche Chaos wie in der Notaufnahme.
„Du kannst nach Hause gehen, Luke. Ich werde hierbleiben.“
Er setzt sich neben mich, verschränkt die Arme und legt ein Bein auf das andere. „Nichts da. Ich lasse dich nicht allein. Layla ist meine Cousine, also werde ich auch warten.“
Zwei Stunden sind vergangen und es gibt immer noch keine Neuigkeiten von Layla. Luke hat uns Kaffee geholt, den ich getrunken habe, und ein Sandwich, das ich nicht angerührt habe. Ich bin immer noch dabei, die Vaterschaft zu verdauen, da ist definitiv kein Platz mehr für das Sandwich.
Eine junge Ärztin mit langen blonden Haaren kommt auf uns zu und bleibt vor uns stehen. „Sie sind Angehörige von Miss Elias?“
„Ja“, sage ich und erhebe mich. „Ich bin ihr Mann.“
„Ex…“, beginnt Luke, worauf ich mich zu ihm drehe und ihn böse ansehe.
Ja, ich bin ihr Ex, aber das ist in diesem Moment nicht so wichtig. Immerhin war es auch mein Baby, das Layla durch diesen Unfall verloren hat.
„Ich bin Dr. Phillips, die Oberärztin der gynäkologischen Station. Wie Ihnen Dr. Khan schon mitteilte, mussten wir Miss Elias ins künstliche Koma legen und auf die Intensivstation gebracht, aber Sie können kurz zu ihr.“ Die Ärztin wendet sich zum Gehen, und ich nehme all meinen Mut zusammen, um die Frage zu stellen, die mir seit zwei Stunden im Magen liegt.
„Doktor?“, frage ich und seufze. „Ihr Kollege meinte, dass sie schwanger war?“
„Ja, das ist korrekt“, bestätigt sie. „Sie war in einem sehr frühen Stadium. Vielleicht in der dritten oder vierten Schwangerschaftswoche. Wir konnten es leider nicht genau feststellen. Es war noch zu früh.“
Nun ist es zu hundert Prozent klar: Es war meins. Ich schließe die Augen und atme zitternd ein und aus, um mich innerlich zu beruhigen und nicht vor Wut den halben Wartebereich zu zertrümmern.
„Danke“, sagt Luke, und ich höre die Schritte der Ärztin, während sie sich von uns entfernt. „Geh du zu ihr, Chris. Ich rufe meine Mutter an.“
Aus Laylas Mund hängt ein Schlauch. Kabel führen von ihrem Kopf auf die eine Seite des Bettes und von ihrer Brust auf die andere. Sie sind an Monitoren angeschlossen. Pumpgeräusche, Piepen, Zahlen, Kurven. An ihrem linken Arm hat sie einen Gipsverband und ihre wunderschönen Augen sind geschlossen. Wenn man sich die Kabel und Schläuche wegdenkt, sieht sie in dem weißen Krankenhauskittel wie ein Engel aus.
Ich trete zu ihr und setze mich auf einen Stuhl, den ich näher an ihr Bett hole. Vorsichtig nehme ich ihre Hand, halte sie fest und führe sie an meine Lippen, um einen Kuss daraufzuhauchen. Sie so zu sehen, macht mich fertig.
Meine Gedanken wandern zurück zu dem, was Dr. Khan gesagt hat: „Möglich, dass alles beim Alten ist“ und „Sie kann aber auch eine Amnesie haben“. Ich kneife die Augen zusammen und Tränen kullern über mein Gesicht. Schluchzend lege ich den Kopf neben ihr auf das Bett. In meiner Brust zieht sich das Herz zusammen.
Was mache ich bloß, wenn das eintritt, was der Arzt gesagt hat, und sie sich nicht an mich erinnern kann? Wenn es ein paar Tage anhält, dann komme ich damit klar, denke ich. Ich werde Geduld haben und ihr bei ihrem Heilungsprozess zur Seite stehen. Aber ich weiß nicht, ob ich damit klarkomme, wenn es Wochen oder Monate dauert, bis sie ihr Gedächtnis wiedererlangt. Oder überhaupt nicht mehr.
„Baby, ich bitte dich!“, schluchze ich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. „Kämpfe. Komm zurück. Bitte, komm zu mir zurück. Ich brauche dich. Bitte, vergiss mich nicht. Lass nicht zu, dass dein Gedächtnis mich vergisst. Bitte!“, flehe ich.
Plötzlich schrecke ich auf, da eine Hand meine Schulter berührt. Ich wirbele herum und sehe eine Schwester mit einem sanften Lächeln neben mir stehen. „Reden Sie mit ihr. Erzählen Sie ihr etwas. Das könnte helfen. Man sagt, tief im Unterbewusstsein hören sie alles.“ Sie sieht rüber zu Layla und dann wieder zu mir. Ihre Hand liegt noch immer auf meiner Schulter und sie drückt fest zu, macht mir Mut. Aus ihrer Kitteltasche holt sie einen Kugelschreiber heraus, schaut auf die Monitore, notiert etwas in der Akte und verlässt dann wieder das Zimmer.
Ich rücke näher zu Layla heran, sodass ich ganz nah an ihrem Kopf bin. Die Worte der Krankenschwester hallen in meinem Kopf wider. Sie kann wahrscheinlich im Unterbewusstsein alles hören. Ich verschränke die Finger mit ihren und streichele ihren Handrücken mit meinem Daumen.
„Ich erinnere mich gerne an unsere Begegnung im Restaurant. Du kamst herein, und ich konnte nicht glauben, dass du es warst. Weißt du, das war der Moment, in dem ich wusste, dass du alles verändern wirst“, fange ich an und erzähle ihr von der schönen Zeit, die wir gemeinsam verbracht haben.