Emma Jones hat sich den Job einfacher vorgestellt. Mit ihrem Reporter-Team besucht sie den Yellowstone-Nationalpark um eine Dokumentation zu drehen. Doch ein Sturm und der Zusammenprall mit dem mürrischen Indianer und Ranger Ethan Blackbird werfen alle Pläne über Bord. Als Emma im Wald verschollen geht, setzt Ethan alles daran sie zu finden.
Bald schon sind beide auf sich allein gestellt und bemerken, dass sie sich doch ähnlicher sind als sie gedacht haben. Wo vorher eine anfängliche Anziehung zu spüren war, entflammt mitten in der Wildnis eine brennende Leidenschaft. Doch sie ahnen nicht, das Ethans dunkle Vergangenheit nicht die einzige Bedrohung in den Wäldern des Nationalparks ist. Emma und Ethan finden sich bald im Zentrum unheimlicher Vorgänge wieder, die die beiden in Gefahr bringen.
Die Großstadtpflanze und der Naturbursche.
Zwei Welten, zwei Herzen, die aufeinanderprallen.
Mina Miller lebt mit ihrem Mann und ihren zwei Katzen im grünen Ruhrgebiet. Sie ist eine absolute Frühaufsteherin und liebt es, im Garten zu schreiben. Geschichten und Gedichte schreibt sie seit ihrem 15. Lebensjahr. Wenn sie in einer Buchhandlung auf...
Die Autofahrt zu den Mammoth Hot Springs dauerte eine Stunde. Dicke Regentropfen klatschten auf die Windschutzscheibe und untermalten damit Emmas Gemütszustand. Schweigend fuhr Leon sie und Kai zu ihrem nächsten Ziel. Die besorgten Blicke, die er ihr zwischendurch zukommen ließ, wenn er dachte, sie würde es nicht merken, nahm sie wortlos hin.
Nach dem Zusammenstoß mit Ethan war ihre Laune auf dem Tiefpunkt angekommen. Doch worüber sie sich am meisten ärgerte, war sie selbst. Warum ließ sie zu, dass ein fremder Kerl ihre Gefühlswelt auf eine Achterbahnfahrt schickte? Zurück auf dem Parkplatz war sie schnurstracks auf den Beifahrersitz des...
...Autos gestiegen. Den ganzen Weg über den Holzsteg hatte sie Ethan mit Blicken erdolcht. Sein Rücken war am Ende durchlöchert wie ein Sieb. Es ärgerte sie maßlos, dass er sie weiterhin ignorierte.
Emma richtete ihre Konzentration wieder auf ihre Umgebung. Im Gegensatz zu ihrer Fahrt zum Norris-Geysir-Becken konnte man auf ihrer jetzigen Strecke das Ausmaß des Sturms erkennen. In Richtung Norden hatte er schwerer gewütet. Leon musste an umgestürzten Bäumen vorbeifahren, die auf die Straße gestürzt waren. Teilweise kamen sie an Aufräumkolonnen vorüber, mit deren Männern Leon ein paar kurze Worte wechselte, bevor es weiterging. Sie passierten mehrere Seen, Flüsse, den großen Campingplatz Indian Creek und felsige Steilhänge, bis sie Mammoth Hot Springs erreichten.
Schon beim Vorbeifahren zeigten sich die Kalksteinterrassen in atemberaubender Schönheit. Das heiße Wasser floss seit Millionen von Jahren den Berg hinunter und hatte damit eine Ansammlung verschiedenfarbiger Stufen erschaffen. Auch hier gab es hölzerne Stege, die um und durch die Terrassen führten.
Leon nahm eine Kurve und die ersten Häuser eines Städtchens kamen in Sicht. Hier, im nördlichsten Teil des Parks, lag eine kleine Stadt mit Postamt, Hotel, ein paar Cafés, einer Tankstelle, einem Museum und einem Souvenirshop für Touristen. Natürlich gab es eine Straße weiter noch die Touristenzentrale und den Hauptsitz der Parkaufsicht, die aus einem Fort von 1918 entstanden war. Leon gab einen wunderbaren Reiseführer ab. Ihm schien es Spaß zu machen, von seinem Arbeitsplatz zu erzählen. Ganz anders als bei dem wortkargen Ethan. Leons Begeisterung war süß, und sein Lächeln zeichnete Grübchen auf seine Wangen. Warum konnte sie bei ihm nicht dieses sengende Kribbeln fühlen? Er war lustig, zuvorkommend und attraktiv. Bei ihm benahm sie sich ganz normal, ohne dass er in die Tiefe ihrer Seele blickte, wie sie es bei Ethan empfand.
Der Wagen hielt vor einer Häuserreihe aus dem neunzehnten Jahrhundert an. Mit den breiten Terrassen und den Holzdächern über den Eingängen boten sie einen heimeligen Anblick. An jeder Tür hing ein Informationsschild. Vor ihnen befand sich ein Restaurant, daneben lag ein Café.
„Wir sind da“, sagte Leon und schaltete den Motor aus.
„Na endlich, ich verhungere noch.“ Mit diesen Worten stieg Kai aus und warf die Tür hinter sich zu.
Als Emma Anstalten machte, auszusteigen, hielt Leon sie mit einer kurzen Handbewegung auf. Überrascht ließ sich Emma in ihren Sitz zurücksinken.
Leon gab ein lang gezogenes Seufzen von sich und legte die Arme lässig auf das Lenkrad, sein Blick war auf die Windschutzscheibe gerichtet. „Emma, es geht mich nichts an, denn es ist nicht meine Angelegenheit.“
Bei Leons ernstem Tonfall horchte sie auf.
Jetzt schaute Leon sie an und seine Miene schien gequält. „Ich weiß, Ethan kommt manchmal wie der letzte Arsch rüber.“ Emma konnte ein Schnauben nicht unterdrücken und Leons Mundwinkel hob sich bei ihrer Reaktion. „Ja, du hast recht. Er ist launisch, stur und arrogant, aber er hat auch seine guten Seiten. Ich weiß nicht, was da zwischen euch ist, aber ich mag ihn und du bist mir auch sympathisch. Es wäre schade, wenn ihr euch nicht näher kennenlernen würdet.“
Auf Emmas Zunge lag eine brennende Antwort. Wie konnte Leon nur denken, sie wollte etwas von Ethan – oder noch unglaublicher, er würde sich für sie interessieren? Sie kannten sich gerade mal zwei Tage.
Emma faltete die Hände und sah aus dem Fenster. „Ich weiß nicht, wie du auf diese Idee kommst. Ganz offensichtlich kann Ethan mich nicht ausstehen. Außerdem ist er scheinbar mit Sam bestens vertraut, würde mich nicht wundern, wenn sie ein Paar wären.“ Das bittere Gefühl der Enttäuschung traf Emma unvorbereitet. Laut auszusprechen, wie herablassend Ethan sie behandelt hatte, tat weh.
Das leise Lachen neben ihr ließ sie sich umdrehen. Leon besah sie mit einem, für ihren Geschmack, zu intensiven Blick.
„Was ist daran so lustig?“ Wütend verschränkte sie die Arme vor der Brust.
Leon sank im Sitz zurück. „Tut mir leid, aber ich stelle gerade fest, wie ähnlich ihr euch seid. Du scheinst genauso einen Dickkopf zu haben wie er. So durcheinander habe ich ihn bisher noch nie erlebt. Bei allen anderen ist er immer zurückhaltend und verliert nie mehr Worte als nötig, aber bei dir ist er das genaue Gegenteil. Und der Gedanke, er und Sam wären ein Paar, ist absurd. Sie respektieren sich, mehr ist da nicht. Sam hat einen Verlobten.“
Ein warmes Gefühl breitete sich in ihrem Magen aus und wanderte wellenartig durch ihre Venen. Ethan behandelte sie anders als die anderen? Sein abweisendes Verhalten sollte in Wirklichkeit verbergen, dass er etwas für sie empfand? Sie war sehr erleichtert, dass Ethan und die Tierärztin nicht zusammen waren, und das machte ihr Angst.
Plötzlich klopfte es an Leons Fensterscheibe. Ein augenscheinlich sehr angepisster Ethan stierte sie beide in Grund und Boden. Seine Miene wirkte verschlossen, doch sie sah das gefährliche Glitzern in seinen Augen. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, aber nicht vor Angst, wie sie überrascht feststellte. Ein sehnsüchtiges Ziehen erwachte in ihrem Unterleib. Was hatte dieser Mann nur mit ihr angestellt? Ob er sie mit einem indianischen Zauber belegt hatte?
Leon sah Emma mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Wenn man vom Teufel spricht“, flüsterte Leon ihr zu. „Dann lass uns den Griesgram mal ein bisschen aus der Reserve locken.“
Bevor Emma reagieren konnte, hatte Leon sich schon zu ihr gebeugt und ihr einen Kuss auf den Mund gedrückt.
Leon duftete nach Himmel und Wiese. Sein Geruch war leicht und frisch, ganz anders als der von Ethan, der intensiv nach Wald und Regen roch. Emma spürte Leons Grinsen an ihren Lippen. Das verschmitzte Zwinkern war nur für sie sichtbar.
Alles ging so schnell, dass Emma keine Zeit hatte, ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu bringen. Als sich Leon zurückzog und Ethans Gesicht wieder in ihr Blickfeld kam, atmete sie hörbar ein. Seine Augen schleuderten Blitze gegen die Fensterscheibe, als wollte er sie mit purer Willenskraft zum Bersten bringen.
Leon öffnete die Tür und stieg aus dem Wagen. Emma tat es ihm mit zitternden Fingern gleich. Sie hörte noch, wie die beiden lautstark zu diskutieren anfingen, bevor sie zielstrebig auf die Häuser zuging und in der schmalen Gasse zwischen Restaurant und Café verschwand. Hier im Schatten, vor den Blicken der anderen sicher, lehnte sie sich an die Holzwand des Cafés, schloss die Augen und versuchte, ihren rasenden Herzschlag zu beruhigen.
„Warum läufst du weg?“ Emma sprang vor Schreck in die Höhe und öffnete die Augen.
Ethan befand sich dicht vor ihr, und sein Gesichtsausdruck glich einem Geysir, der kurz vorm Ausbruch stand. „Ich habe es ja geahnt. Du bist wie jede andere, kommst aus der Großstadt und machst für sämtliche Kerle die Beine breit. Hast du Kai auch schon verführt? Oder warum kann er den Blick nicht von dir lassen? Der arme Leon, ob er weiß, in welche Falle er da tappt?“
Emma versuchte, Luft in ihre viel zu engen Lungen zu pumpen. Wie konnte er es wagen, sie als Flittchen abzustempeln? Sie trat einen Schritt auf ihn zu und stach ihm mit dem Finger in die Brust.
„Wie kannst du es wagen! Du kennst mich überhaupt nicht. Du hast kein Recht, mich zu verurteilen. Kai ist ein mieses Arschloch. Du weißt nicht, was er mir schon alles angetan hat. Dagegen ist Leon freundlich, zuvorkommend und sieht dazu noch gut aus.“ Die Wut legte ihr Worte in den Mund, von denen sie nicht gedacht hätte, sie aussprechen zu können. Doch eines war sicher: Es fühlte sich großartig an, ihre aufgestauten Emotionen rauszulassen. Dass Ethan nun der Leidtragende war, hatte er sich selbst zuzuschreiben. „Du bist ein eingebildeter Arsch. Kein Wunder, dass du dich im Wald versteckst und dich keine Frau will. Diejenige müsste ja darauf abfahren, ständig von dir niedergemacht zu werden. Lass mich raten: Vertrauen ist ein Fremdwort für dich, nicht wahr? Und es geht dich einen Scheißdreck an, wenn ich Leon küsse. Ich wünschte, du hättest uns nicht gestört, dann …“
Weiter kam Emma nicht. Noch ehe sie Ethans Bewegung wahrnehmen konnte, hatte er sie schon grob gegen die Hauswand gedrückt und seinen Mund auf ihren gepresst. Der Geschmack nach Regen und Wildnis explodierte auf ihrer Zunge. Er küsste sie wie ein Ertrinkender, und die Grobheit seiner Lippen und Zunge, mit der er ihren Mund eroberte, ließ den schlafenden Vulkan in ihrem Inneren ausbrechen. Sie krallte die Hände in seine Schultern und erwiderte den Kuss mit der gleichen Gier. Jede Vernunft war wie weggefegt. Ein Sturm der Leidenschaft erfasste ihren Körper und drang bis in ihre Seele. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so lebendig gefühlt. Als hätte sie ihr Leben lang genau danach gesucht, ohne in Worte fassen zu können, was es war.
Die Glut in ihrem Unterleib verwandelte ihre Muskeln in heiße Lava und ließ sie jede Zurückhaltung vergessen. In diesem Moment wollte sie nichts anderes, als in seinen Armen zu liegen. Sie griff in seine Haare und seufzte an seinen Lippen. Ein paar Strähnen hatten sich aus seinem Dutt gelöst und sanft ließ sie diese durch ihre Hand gleiten. Wie es sich wohl anfühlen würde, wenn sie über ihren Körper tanzten? Bei dem Gedanken zogen sich ihre Brustwarzen erregt zusammen.
Emma fühlte, wie Ethans Hände über ihren Nacken und den Rücken hinunter strichen und auf ihrem Hintern haltmachten. Es war ein wunderbares Gefühl, so gehalten zu werden. Alles, was sie sah und einatmete, war Ethan. Sie spürte, wie ihre innere Anspannung wich und die unterdrückten Emotionen an die Oberfläche traten. Ihre Maskerade bekam Risse, und ihr wurde bewusst, dass diese schon seit Wochen, wenn nicht gar Monaten, vorhanden gewesen waren. Sie hatte alles versucht, ihre Zweifel bezüglich ihres Jobs zu verbergen, doch seit dem Eintreffen im Park und dem Zusammenstoß mit Ethan hatte ihre Maske unaufhaltsam weiter zu bröckeln begonnen. Das Gefühl jagte ihr eine Heidenangst ein, denn sie wusste nicht mehr, wer sie gewesen war, bevor sie bei dem Sender angefangen hatte.
Ethan löste sich von ihr und das Feuer in seinen Augen schien auf sie überzuspringen. Sie schluckte hart und spürte ganz deutlich die Beule in seiner Hose. Die verräterischen Schmetterlinge in ihrem Bauch flatterten aufgeregt und ließen ihre Kehle staubtrocken werden. Dann registrierte sie, wie sich einer seiner Mundwinkel hob, und als er redete, ließ seine Stimme ihr Herz noch schneller schlagen.
„Ich mag ein egoistischer Mistkerl sein, aber ich teile meine Beute mit niemandem.“ Er strich mit dem Daumen über ihre geschwollenen Lippen, und ihr Körper erschauderte unter seiner Berührung. Das musste Magie sein, anders konnte sie sich ihr Verlangen nach ihm nicht erklären.