Die Karibik im 19. Jahrhundert: Madeleine Chevalier, Angestellte eines Gewürzhändlers, verliebt sich in den Charmeur Rodrique. Doch dieser verschwindet über Nacht von der Insel. Madeleine erfährt, dass Rodrique Verbindung zur Insel Grande-Terre hat und folgt ihm. Madeleine findet auf Grande-Terre eine Stellung als Gouvernante für den Sohn des ebenso attraktiven wie strengen Plantagenbesitzer Jean-Claude Dupont, dessen Frau unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Verwirrt stellt Madeleine fest, dass Jean-Claude eine starke Anziehungskraft auf sie ausübt, doch dieser verhält sich ihr gegenüber abweisend. Erst, als er sie vor den Avancen des Sklavenaufsehers Rocco rettet, bröckelt die strenge Fassade und Jean-Claude zeigt seine wahren leidenschaftlichen Gefühle für Madeleine.
Unverhofft trifft Besuch auf der Plantage ein, der Madeleine erschüttert: Jean-Claudes Cousin, der niemand anderes ist als Rodrique, mit seiner Frau. Rodrique flirtet ungehemmt mit Madeleine und stürzt sie in ein Gefühlschaos. Jean-Claude, der dies spürt, unterwirft Madeleine mitleidlos und zeigt ihr, wer der Herr auf der Plantage ist.
Doch dann geschieht ein Mord und Voodootrommeln ertönen in den schwülen Dschungelnächten …
Jacqueline Greven, Jahrgang 1965, wurde in der Festspielstadt Bayreuth geboren und zog als junge Frau für etwa 16 Jahre nach Hof. Mittlerweile ist sie mit ihren beiden Töchtern in ihre Heimatstadt zurückgekehrt.
Schon mit 13 Jahren hatte sie den Wunsch, eines...
Sie wusste nicht, wie lange sie geschlafen hatte, doch in die tiefe traumlose Dunkelheit drang ein ihr fremdes Geräusch. Dumpf und unheimlich, rhythmisch und monoton und wie aus weiter Ferne. Sie wurde nur langsam wach. Zunächst meinte sie, das Geräusch geträumt zu haben. Doch es hielt sich, und mittlerweile konnte sie nicht mehr träumen. Was war das? Trommeln? Sie schlüpfte aus dem Bett, trat mit nackten Füßen zum Fenster und öffnete es. Der eigenartige Schall wurde lauter, brach unvermittelt ab und setzte wieder ein, als sie glaubte, es sei vorüber. Seltsam. Sie beugte sich vor und versuchte, soviel als möglich...
...in der Schwärze der Nacht zu erkennen. Lichtreflexe? Bewegungen? Sie sah nichts. Auch drüben am Haupthaus war alles dunkel. Entschieden schloss sie das Fenster. Vielleicht kam der Klang von der anderen Seite der Insel. Sie kroch wieder ins Bett. Die nunmehr gedämpften geheimnisvollen Töne wollten nicht nachlassen. Madeleine zog das Kissen über den Kopf. Ihr war, als würden sich die Geräusche in sie hineinfressen. Abrupt wurde es ruhig. Sie lauschte und hielt den Atem an. War es vorbei? Vorsichtig legte sie ihr Kissen beiseite. War es wirklich vorbei, oder …? Erneut verließ sie ihr Bett und machte leise das Fenster auf. Es war ganz still draußen. Jäh hörte sie direkt neben sich heftiges Flügelschlagen. Sie zuckte zusammen, kalter Schweiß brach ihr aus, und sie stieß mit der Schulter gegen den Holzrahmen des Fensters. Ein großer Vogel flatterte aus dem dicht belaubten Busch, der sich an die Hausmauer schmiegte. Himmel! Wütend knallte Madeleine das Fenster zu. Die Scheibe klirrte. Ein Vogel! Sie war wirklich leicht zu erschrecken. Gereizt rieb sie sich die schmerzende Schulter und legte sich wieder hin.
Die verbleibenden Stunden bis zum Morgen döste sie unruhig, träumte von Trommeln und flatternden Vögeln und von Rodrique und Dupont, wobei sie beide Männer im Halbschlaf nicht auseinanderhalten konnte. Sie war keineswegs ausgeruht, als die Morgensonne ins Zimmer schien und ihre Strahlen direkt in ihr Gesicht schickte.
Eine gute Stunde später wartete sie in der Eingangshalle des Haupthauses, dass Monsieur Dupont bereit war, sie zu empfangen. Inés hatte sie mit einem höflichen Knicks gebeten, sich noch eine Weile zu gedulden.
Madeleine versuchte, nicht darüber nachzudenken, was sie tun sollte, wenn er sie fortschickte. Ohne Geld und ohne Papiere. Im Grunde konnte er sogar die Kleidung zurückverlangen, die sie trug. Ein bitteres Zucken durchlief sie.
Plötzlich fiel ihr Gaston ein. Oh Gott! Ob er schon wusste, was geschehen war? Dann würde er sich die schlimmsten Vorwürfe machen, die größten Sorgen, vielleicht sogar ein wenig um sie trauern. Ihr wurde ganz elend. Sie hätte gestern schon versuchen, sollen ihn zu verständigen.
„Nun, Mademoiselle? Gut geschlafen?“
Sie fuhr herum. Dupont stand unter einer weit geöffneten Tür und hielt die Klinke in der Hand. Ihr Herz machte einen Satz.
„Oui, Monsieur. Danke. Und selbst?“ Sie richtete den Kopf hoch auf bei diesen Worten. Ein träges Lächeln glitt über sein Gesicht.
„Kommen Sie herein.“ Er trat einen Schritt nach hinten und machte eine einladende Bewegung.
Ein massiver Schreibtisch nahm den größten Teil des Raumes ein. Deckenhohe, gut gefüllte Bücherregale erstreckten sich an allen Wänden. Eine Sitzgruppe aus schwerem rotbraunem Leder vervollständigte die Einrichtung.
„Nehmen Sie Platz.“ Er zeigte auf einen der Sessel.
Madeleine setzte sich aufrecht auf die Kante und hielt die Hände locker im Schoß verschränkt.
„Etwas zu Trinken?“, fragte er und wandte sich zu einem Glasschrank, der mit etlichen Karaffen bestückt war.
„Ein Wasser, bitte.“ Sie betrachtete Duponts Schultern, die breit und kräftig waren, jedoch nicht massig. Seinen geraden Rücken und die festen, wohlgerundeten Backen seines Gesäßes. Unwillkürlich wurde ihre Kehle trocken. Er wandte sich um, und ihr Blick, der soeben noch an seinem Po gehangen war, traf nun unerwartet seinen Schritt. Hastig sah Madeleine zu Boden.
„Nervös?“ Ein winziges spöttisches Lächeln umspielte seine Mundwinkel.
„Ja. Nein. Doch, natürlich!“, fuhr sie ihn an, plötzlich wütend. Er stellte das Glas vor sie auf den niedrigen Tisch.
„Sie können bleiben, bis ich zurück bin. Danach werde ich aber eine erfahrene Gouvernante suchen.“
Madeleine kämpfte mit geballtem Zorn. Er kam ihr in einem Atemzug entgegen und verpasste ihr im nächsten Moment einen Tritt.
Dupont setzte sich auf das Sofa ihr gegenüber. „Ich nehme an, Sie haben ohnehin nicht vor, längere Zeit auf der Insel zu bleiben?“
Heiß durchlief es sie. Rodrique. Für den Augenblick hatte sie völlig vergessen, was sie überhaupt hierher geführt hatte.
„Ich weiß es noch nicht. Ich, äh, wollte jemanden besuchen.“ Sie strich ihren Rock glatt.
„Werden Sie erwartet? Dann sollten Sie denjenigen benachrichtigen.“
„Es hat keine Eile“, log sie und spürte ein Brennen von der Kehle bis zum Bauch. Was redete sie da? Es zählte jede Minute!
„Gut. Ich werde in drei oder vier Tagen wieder hier sein.“
Er schien das Gespräch als beendet zu betrachten. Sie stand auf, um sich zu verabschieden, als es an der Tür pochte.
„Ja?“ Dupont blieb sitzen.
Madeleine war unschlüssig.
„Monsieur?“ Es war Rocco, der hereinkam. „Verzeihung. Ich wusste nicht, dass Sie eben der jungen Dame Lebewohl sagen.“
„So ist das auch nicht. Mademoiselle ist so freundlich und übernimmt für die nächsten Tage die Betreuung von Léon und Fabienne.“
„Tatsächlich.“ Rocco zog die dichten Augenbrauen in die Höhe, und ein Lächeln erschien auf seinem ebenmäßigen Gesicht. „Nur für die nächsten Tage?“
„Ja. Was liegt an, Rocco?“ Dupont stand nun doch auf. Er überragte den anderen um einen halben Kopf.
Madeleine fragte sich, welche Aufgabe Rocco auf Beaupay wohl erfüllte. Sein dunkles Haar war zerzaust, als scheute es jeden Kamm, seine Haut war hell, als würde er die Sonne meiden, und seine Hände waren sehr gepflegt.
„Dann sollten Sie die kurze Zeit gut nutzen“, fuhr dieser fort, ohne Duponts Frage zu beantworten. Er ließ seinen Blick rasch und umfassend über Madeleine gleiten. Unbehaglich sah sie zur Seite. Er war attraktiv, ohne Zweifel, und er war sich dessen bewusst.
„Kümmere du dich lieber darum, dass deine Zeit gut genutzt wird. Wie weit seid ihr mit der Ernte des Zuckerrohres?“, fragte Dupont scharf.
„Ich sorge dafür, dass wir pünktlich fertig werden.“ Sichtlich widerstrebend richtete Rocco seine Aufmerksamkeit auf seinen Arbeitgeber.
„Was ist mit den Bananen?“
„Sie sind bald reif“, erwiderte Rocco und lächelte dabei Madeleine zu. Peinlich berührt überlegte sie, sich trotz des Gespräches der beiden Männer rasch zu verabschieden.
„Umso besser. Dann können die Männer nach der Zuckerrohrernte mit den Bananen weitermachen?“
„Ich denke ja. Es wird nahtlos ineinander übergehen.“
Sie fand keine Lücke, um in die Unterhaltung einzubrechen, ohne dass es allzu unhöflich gewesen wäre.
„Wir müssen noch über die Baumwollfelder sprechen. Aber das wird Zeit haben, bis ich zurückkomme, oder?“
„Sicher.“
„Monsieur? Ich darf Ihnen eine angenehme Reise wünschen?“, warf Madeleine eilig ein. Dupont nickte.
„Sollte es Fragen geben, wenden Sie sich an Inés.“
„Oui, Monsieur.“ Sie deutete einen Knicks an und verließ das Büro. Zügig ging sie durch die Vorhalle. Auf halber Außentreppe hörte sie hinter sich eine Tür klappern und dann Schritte. Madeleine sah über die Schulter und erblickte Rocco, der ihr nachkam. Rasch hatte er sie eingeholt. Auf gleicher Höhe mit ihr lüpfte er eine imaginäre Kopfbedeckung, lächelte und eilte an ihr vorbei.
Vorsichtig erhob sich Madeleine aus dem kleine Sesselchen, welches neben Fabiennes Bett stand. Sie legte das Buch beiseite, aus dem sie der Kleinen vorgelesen hatte, und verließ leise den Raum. Es hatte nicht lange gedauert, bis das Kind eingeschlafen war.
Léons Zimmer lag nebenan. Sie hatte dem Jungen gesagt, er solle sich für die Nacht fertig machen. Sie würde nach ihm sehen, sobald die kleine Schwester schlief. Es war still hinter der geschlossenen Tür. Sacht drückte Madeleine die Klinke herunter. Léon lag seitlich auf seinem Bett, die Augen geschlossen und den Mund halb geöffnet. In seiner linken Faust hielt er eine kleine Kutsche aus Holz, neben dem Kopfkissen lagen zwei Spielzeugfiguren. Madeleine sammelte das Spielzeug ein, löste die Finger des schlafenden Kindes von der Kutsche und deckte den Jungen bis zur Hüfte zu.
Geschafft. Im Grunde war es ein schöner Tag gewesen. Nachdem Dupont abgereist war, hatten die Kinder ihr den Park des Anwesens gezeigt. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mussten sich beide eine Stunde in ihre Zimmer zurückziehen und hinlegen. Madeleine hatte die Zeit eigentlich nutzen wollen, um von Inés etwas über den Tagesablauf von Fabienne und Léon zu erfahren und sich nebenbei zu erkundigen, wie sie am besten sowohl zum Hafen als auch zur Poststelle kam. Doch Inés war nicht in der Küche gewesen, wie vermutet. Stattdessen hatte sie sie in einem der Zimmer im ersten Stock schimpfen hören.
„Wenn du dich die halbe Nacht herumtreibst, ist es kein Wunder, dass dir der Schlaf in den Augen steht. Hier! Was ist das? Hol frisches Wasser und sieh zu, dass du deiner Pflicht nachkommst.“
Seufzend hatte Madeleine die Eingangshalle verlassen. Sie wollte nicht schon wieder lauschen, und Inés hatte sich nicht so angehört, als wäre sie bald mit ihrer Strafpredigt fertig. Mittlerweile hatte Madeleine mitbekommen, dass es auf Beaupay etliche Bedienstete gab, die anscheinend Inés unterstellt waren, sowie Dupont außer Haus war.
Nun wollte sie einen neuen Versuch machen, zumal sie aus der Küche das Scheppern von Geschirr hörte. Sie klopfte gegen die schwere Holztür. Innen zeterte eine Stimme, gleich darauf flog die Tür auf, und Madeleine war gezwungen, einen raschen Schritt nach hinten zu treten. Mit verkniffener Miene eilte ein Hausmädchen an ihr vorbei. Die weiße Schürze saß schief, aus ihrem im Nacken zusammengebundenen Haar hatte sich eine Strähne gelöst.
„Ach, Mademoiselle Madeleine. Wollten Sie zu mir?“ Inés’ Wangen waren gerötet, der Rock spannte um ihre ausladenden Hüften, und sie schnaufte.
„Ja. Wenn es recht ist, hätte ich einige Fragen“, sagte Madeleine.
„Gewiss. Wollen Sie eine Limonade?“ Ohne abzuwarten, trug sie einen großen Krug, gefüllt mit heller orangefarbener Flüssigkeit, zu dem schweren, blank gescheuerten Holztisch.
„Maracuja-Mango-Limonade“, sagte sie mit stolzem Lächeln und schenkte ein Glas voll. Madeleine probierte einen Schluck.
„Wunderbar“, lobte sie. „Sagen Sie, Inés, ich würde mir gern ein wenig die Insel ansehen. Wie komme ich am besten zum Hafen?“
Inés runzelte die Stirn.
„Von dem sollten Sie sich fernhalten Mademoiselle. Dort treiben sich, speziell zum Tagesende, allerhand zwielichtige Gestalten herum.“
„Tatsächlich. Nun ich … wie Sie sicher wissen, ist das Schiff, mit dem ich angereist bin, untergegangen.“
„Ja, ich weiß. Trotzdem. Wenn Sie eine Möglichkeit suchen, eine Passage zur Weiterfahrt zu bekommen, sollten Sie mit Monsieur Dupont sprechen, sowie er zurück ist.“
Madeleine beherrschte den aufkeimenden Unwillen. Sie hatte es sich leichter vorgestellt, von der Hausangestellten eine Information zu bekommen. Nun gut, sie konnte auch auf eigene Faust Erkundigungen einziehen. Bestimmt gab es Hinweisschilder. Es war noch früh am Abend, und gegen einen Spaziergang war nichts einzuwenden.
„Gibt es denn eine Poststelle? Ich würde gerne jemandem schreiben, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht.“
„Sicher. Aber dorthin müssen Sie sich nicht selbst bemühen. Alizée muss täglich Monsieur Duponts Briefe abgeben oder abholen. Sie kann das übernehmen.“
„Alizée?“, fragte Madeleine und trank noch einmal von der Limonade. Sie wollte das Gespräch nun beiläufig beenden. Von Inés würde sie nichts Hilfreiches erfahren.
„Ja. Das unnütze Ding, welches Sie eben beinahe umgerannt hätte. Sie war die Zofe von Madame Dupont. Nun, wo Madame endlich erlöst ist, wird sie im Grunde nicht mehr benötigt. Aber Monsieur hat ein zu gutes Herz. Ehe er sie ins Ungewisse schickt, soll ich ihr Arbeit zuweisen. Sie bringt nur nicht einmal den Staub aus den Ecken. Kein Wunder.“
„Monsieur Dupont hat seine Frau verloren?“ Madeleine stellte verwundert fest, dass sie mehr wissen wollte.
Inés nickte betrübt. „Sie war sehr krank. Keiner wusste, was genau sie hatte, obwohl die fähigsten Ärzte kamen. Monsieur war sehr verzweifelt.“
„Das ist ja schrecklich.“ Sie dachte an Fabienne und Léon und verstand plötzlich, weshalb ihr Vater eine erfahrene Gouvernante für die beiden haben wollte, die die Kinder dauerhaft und hoffentlich liebevoll betreute. Bisher hatte sie sich über die Familienverhältnisse keine Gedanken gemacht.
„Ja, das war es. Schrecklich und …“ Sie brach ab und sah zur Seite. Unruhig glitten ihre Hände über den faltigen, geblümten Rock.
„Und?“, hakte Madeleine nach und beobachtete, wie Inés’ Miene sich verschloss.
„Nichts.“
Madeleine schob ihren Stuhl zurück.
„Ich denke, ich werde noch ein wenig spazieren gehen. Der Abend ist so schön.“
„Oui, Mademoiselle. Geben Sie gut auf sich Acht“, murmelte Inés, ohne sie anzusehen.
„Wie meinen Sie das?“ Irritiert blieb Madeleine in der Küchentür stehen.
„Vergangene Nacht war es zum ersten Mal wieder da.“ Sie flüsterte, und ihre Wangen bekamen rote Flecken.
„Was?“ Wider Willen lief Madeleine ein Schauder über den Rücken.
„Das Geräusch. Haben Sie es nicht gehört? Es war ganz deutlich.“ Ihr Blick flackerte.
„Sie meinen die Trommeln?“ Es zog ihr die Haut am Rücken zusammen, so gelassen sie sich auch gab.
„Trommeln!“ Inés schnaubte. „Ja, natürlich! Das letzte Mal hat es angefangen, als Madame krank wurde. Es hat nicht aufgehört. Jede Nacht. Bis sie gestorben ist. Danach war Ruhe. Nun fängt es wieder an.“ Inés’ runde Schultern sanken nach vorn.
Madeleine zog es die Kehle zusammen. „Und?“ Betroffen stellte sie fest, dass sie flüsterte und den Türgriff umklammerte.
„Wir sollten jedenfalls vorsichtig sein. Alle.“
Der Abend war warm und sonnig, der Himmel klarblau und die Luft so mild und voll schwerem Blütenduft, als könne man sie greifen. Madeleine blieb am Fuß der Haustreppe stehen und versuchte, das innere Frösteln loszuwerden. Es war doch Unsinn, was Inés erzählte. Die Trommeln bedeuteten Unheil? Wahrscheinlich tanzten Einheimische einen Regentanz oder baten ihre Götter um gute Ernte. Madeleine musste an Emmi denken und zwang sich zu einem Lächeln. Ob alle Hausmädchen so abergläubisch waren? War ihr Leben zwischen Küche und Reinhalten des Hauses so stupide, das sie sich in Spinnereien verloren?
Möglicherweise war der Klang sogar von Basse-Terre, der Nachbarinsel, gekommen, und der Wind hatte das Geräusch herübergetragen.
Madeleine verdrängte alle Überlegungen. Sie wollte zusehen, dass sie die Poststelle fand, auch wenn diese heute sicher schon geschlossen war. Vielleicht konnte sie anderntags in der Mittagszeit rasch noch einmal hin, um nach einem Einwohnerverzeichnis zu fragen.
Sie nahm den breiten Kiesweg, der in etlichen Windungen zu einem hohen schmiedeeisernen Tor führte. Das Tor stand immer offen, hatte ihr Léon erzählt. Von hier aus kam man über einen Feldweg sowohl nach Pointe-à-Pitre, der Hauptstadt von Grande-Terre, als auch zur Gemeinde Sainte-Anne, die ebenfalls im Zentrum der Insel lag. Auch das wusste sie von Léon. Madeleine hoffte, der Weg würde nicht allzu weit sein, und sie würde in der Hauptstadt finden, was sie suchte.
Sie konnte das Tor bereits sehen, als sie im Gebüsch etwas rascheln hörte. Madeleine wandte den Kopf und zuckte zusammen, als eine dunkel gekleidete Gestalt aus einem schmalen Seitenweg trat, der ihr kaum aufgefallen wäre.
„Mademoiselle, Guten Abend.“ Sie erkannte Rocco an der Stimme. Er trug einen großen dunklen Schlapphut, der sein Gesicht verdeckte. Bei der Begrüßung hob er ihn ein wenig an, ohne dass sie seine Miene sehen konnte. Sie nickte ihm zu und wollte an ihm vorbei. Sie spürte einen unangenehmen Druck im Rücken, den sie sich nicht erklären konnte.
„Ich habe Sie doch nicht etwa erschreckt?“ Er stellte sich ihr in den Weg.
„Nein. Ich war nur in Gedanken“, wehrte sie ab und blieb widerstrebend stehen.
„Ganz allein unterwegs?“
Auf Madeleines nackten Armen richteten sich die Härchen auf. Es lag etwas in seiner Stimme, was ihr Furcht verursachte. Unter einer schwarzen Jacke trug er ein dunkelrotes Hemd. Er trat näher und der Schatten seines Hutes fiel über ihr Gesicht. Sie wich zurück.
„Spricht etwas dagegen?“, erwiderte sie und hörte selbst, wie störrisch sie klang. Er lachte auf und zeigte schöne gleichmäßige Zähne.
„Warum so kratzbürstig? Sind Sie immer so? Das vermutet man gar nicht, Sie machen eher den Eindruck der sanften Unschuld.“ Er betonte die letzten beiden Wörter. Madeleine wurde unangenehm warm.
„Lassen Sie mich vorbei, Monsieur.“ Sie straffte die Schultern.
Wieder lachte er. „Nenn mich Rocco, mein Kätzchen.“
„Was erlauben Sie sich?!“, fuhr sie auf. Die Angst in ihrem Nacken war greifbar. Sie war ganz allein mit ihm.
„So spröde? Das passt nicht zu dir. Oder gehört es zum Spiel?“ Das Lächeln war in seinem Gesicht wie festgenagelt. Er griff nach ihren Ellbogen und zog Madeleine an sich. Vergeblich versuchte sie, sich ihm zu entwinden.
„Okay, ich habe mich geirrt. Du bist kein Kätzchen, du bist eine Wildkatze! Das gefällt mir.“ Er presste sie an sich, umfasste ihre Pobacken und drängte seinen Schritt gegen ihren. Sie spürte seine stahlharte Erregung und wollte schreien, doch er war schneller und verschloss ihr den Mund mit einem gierigen Kuss. Madeleine stemmte die Fäuste gegen seine Brust, doch er packte einen ihrer Oberschenkel, zog ihn in die Höhe und zerrte ihren Rock nach oben. Nein! Hysterisch vor Angst und Abneigung krallte sie die Fingernägel in sein Hemd und trat nach seiner Kniekehle. Er war dabei, ihr Gewalt anzutun und nebenher die Kostbarkeit zu beschmutzen, die sie mit Rodrique verband! Vor Panik nahm sie das sich nähernde Getrappel von Pferdehufen nur unterschwellig wahr. Eine Peitsche knallte.
„Hey! Aufhören! Sofort!“, brüllte eine männliche Stimme. Rocco ließ so rasch von ihr ab, dass sie stürzte.
„Was soll das? Was ist hier los?“ Dupont sprang vom Pferd, wütend und außer Atem.
„Rocco?“ Seine Augen funkelten.
Der Vorarbeiter bückte sich und hob seinen Hut auf. „Pardon, Monsieur.“
„Ich erwarte eine Erklärung!“
Rocco zuckte die Schultern und setzte bedächtig seinen Hut auf.
„Die junge Dame ist entzückend. Wenn ich natürlich gewusst hätte, dass Monsieur selbst interessiert ist …“ Weiter kam er nicht. Duponts Faust krachte in seinen Kiefer. Rocco stürzte, Blut sickerte aus seiner Unterlippe.
„Untersteh dich, dich an der Betreuerin meiner Kinder zu vergreifen! Und jetzt hau ab. Wir sprechen uns morgen.“
Er massierte sein Handgelenk und half Madeleine auf. Rocco rappelte sich hoch. Sein Gesicht war verzerrt vor Zorn. Wortlos wandte er sich ab und verschwand durch den Seitenweg.
„Alles in Ordnung?“ Duponts Blick glitt flüchtig über Madeleine.
Sie zitterte. „Ja.“ Ihre Zähne schlugen aufeinander.
Er nahm ihren Arm. „Nichts ist in Ordnung. Ich bringe Sie in Ihre Unterkunft.“ Die Zügel des Pferdes in der einen Hand, Madeleine stützend mit der anderen, dirigierte er sie den Weg zurück.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wäre Dupont nicht erschienen.
Wenige Minuten darauf streckte sie sich auf ihrem Bett aus. Allmählich ließ das Entsetzen nach. Léons Vater hatte ihr versichert, dass es keinen Vorfall dieser Art mehr geben würde. Vermutlich würde er den Vorarbeiter entlassen oder ihm zumindest damit drohen.
Madeleine richtete sich auf. Sie kam einfach keinen Schritt weiter mit ihren Nachforschungen nach Rodrique. Quälende Sehnsucht überfiel sie. Endlos war es her, dass sie in seinen Armen gelegen hatte. Es begann schon, dunkel zu werden. Heute konnte sie nicht mehr los. Sie stand auf und öffnete das Fenster. Drüben am Haupthaus stand Duponts Pferd, angebunden an das Geländer der Veranda. Wieso war er überhaupt zurückgekommen?
Sie hatte sich für seine Hilfe nicht einmal bedankt. Das musste sie unbedingt morgen tun. Nein, morgen war zu spät. Rasch schloss sie das Fenster und verließ ihre Unterkunft, um das Versäumnis nachzuholen.
Es war sehr still im Haus. Madeleine hatte darauf verzichtet, die Glocke zu benutzen, um die Kinder nicht zu wecken. Erfreulicherweise war die Haustür nicht versperrt gewesen. Nachdenklich sah sie sich um. Ob Dupont in seinem Büro war? Entschlossen hob sie die Hand und pochte gegen das dunkle Holz mit den üppigen Schnitzereien.
„Ja?“, hörte sie ihn fragen.
Ihr Herz schlug schneller, und sie empfand eine unerklärbare Nervosität. Herrje, sie wollte sich doch nur bedanken! Behutsam öffnete sie die Tür.
„Monsieur?“
Dupont stand vor einem der Regale. In der Hand hielt er ein dickes Buch.
„Ach, Mademoiselle Madeleine. Geht es Ihnen besser?“ Ein winziges Lächeln saß in seinen Mundwinkeln.
„Ja. Dank Ihres Eingreifens, Monsieur Dupont. Deswegen bin ich auch hier. Ich habe mich nicht einmal bedankt. Das war sehr unhöflich.“
Er klappte das Buch zu und stellte es zu den anderen.
„Wie war der Tag mit den Kindern?“
Überrascht über den Themenwechsel suchte Madeleine nach Worten. „Absolut problemlos.“
„Schön. Könnten Sie sich vorstellen, Ihren Aufenthalt auf Beaupay, sagen wir mal, geringfügig zu verlängern?“ Er ging um den Schreibtisch und lehnte sich an dessen Kante. Abwartend sah er sie an.
„Möchten Sie sich nicht setzen? Und eventuell die Tür hinter sich schließen? Oder treibt Sie etwas zur Eile?“
„Nein, natürlich nicht.“ Verwirrt kam sie seiner Bitte nach. „Ist etwas geschehen?“
„Gewissermaßen. Sozusagen im doppelten Sinn. Ich musste meine Geschäftsreise abbrechen, wie Sie ja bemerkt haben. Auf dem Reiseweg, den ich nehmen wollte, ist eine Brücke eingestürzt. Sie wird nicht vor nächster Woche instand gesetzt sein. Nun wollte ich die Zeit nutzen, eine dauerhafte Betreuung für Fabienne und Léon zu finden. Aber wie es so ist, habe ich eben eine Depesche erhalten.“ Er klopfte auf einen gefalteten Bogen Papier, der auf dem Schreibtisch hinter ihm lag.
„Wir bekommen unerwarteten Besuch. Mir fehlt also in diesen Tagen die Möglichkeit, nach einer geeigneten Dame zu suchen.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete sie.
Madeleine nickte, obgleich ihr der Kopf schwirrte, ob all der Informationen.
„Selbstverständlich nur, wenn von Ihrer Seite nichts dagegensteht.“
„Nein, es steht nichts dagegen. Im Gegenteil.“ Sie musste lächeln. Ihr war, als würde sich wenigstens ein Teil ihrer Sorgen in Luft auflösen. Nun blieb hoffentlich genug Zeit, Rodrique ausfindig zu machen und ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen.
„Sie sehen erfreut aus?“
„Ja. Ich bin gern auf Beaupay und Ihre Kinder sind entzückend.“ Ihr stieg das Blut ins Gesicht. Sie merkte, dass sie aus vollem Herzen gesprochen hatte.
Dupont lächelte. „Gut. Dann sind wir uns einig. Und machen Sie sich wegen Rocco keine Gedanken. Es wird nicht wieder vorkommen. Er weiß, dass er andernfalls mit Konsequenzen rechnen muss, die ihm nicht gefallen.“
Rocco. Ihn in der Nähe zu wissen, bedeutete nunmehr ständiges Unbehagen.
Dupont stand von seiner Schreibtischkante auf.
„Mademoiselle, nun entschuldigen Sie mich bitte. Es wartet noch Arbeit auf mich.“
„Sicher.“ Sie erhob sich und folgte ihm zur Tür.
„Gute Nacht.“ Er nahm ihre Hand, beugte sich darüber und hauchte einen Kuss darauf. Überdeutlich spürte sie die Wärme seiner Hand und seines Atems. Ein wohliger Schauder durchlief sie.
„Ich danke Ihnen für Ihr Entgegenkommen“, fuhr er fort und räusperte sich. Noch immer lag ihre Hand in seiner.
„Gerne. Gute Nacht, Monsieur“, murmelte sie verlegen.
Sein Blick suchte den ihren und hielt ihn fest. Seine Augen hatten die Farbe von dunklem Honig. In Madeleines Brust begann es zu ziehen. Dupont hob den Arm und griff weich in ihre Haare. Sie hielt den Atem an. Seine Finger streichelten durch ihre Locken, und er zog sie zu sich. Ihr Herz schlug hart und schnell, als sein Gesicht sich ihrem näherte. Sie sah gebräunte Haut, kantige männliche Züge, unzählige winzige Bartstoppeln und roch den feinen, schwindenden Duft seines Rasierwassers. Heftiges, unbegreifliches Verlangen durchströmte sie. Seine Lippen berührten die ihren, weich und leicht, beinahe spielerisch, und plötzlich presste Dupont sie an sich. Seine Zunge glitt in ihren Mund, spielte mit ihrer und löste ein Rieseln wundervoller Lust aus, als würden unzählige winzige Perlen durch sämtliche Glieder ihres Körpers rinnen. Die nun schon vertraute, drängende Hitze sammelte sich in Madeleines Schoß. Duponts Hände umschlossen fordernd ihren Po und kneteten die runden Backen. Sie drängte sich ihm entgegen, drückte ihre Scham an seine, und ungestüm trieb es sie, sich an ihm zu reiben und alle störenden Stoffe beiseite zu schieben. Sie fühlte die wachsende Schwellung in seinem Schritt. In jeder Ader ihres Körpers rauschte und pulsierte es. Sie wollte seine Erektion umfassen, ihn massieren und liebkosen und ihn zum Stöhnen und Explodieren bringen. Madeleine tastete in die Tiefe, strich über die Erhebung seiner Hose und erzitterte vor Lust.
Unvermittelt hielt Dupont inne, atmete scharf ein und trat einen Schritt zurück, wobei er Madeleine mit einer Hand von sich hielt. Erschrocken suchte sie seinen Blick. War sie zu forsch gewesen? Hielt er sie nunmehr für schamlos und direkt? Heiße Verlegenheit ergriff sie. Sie konnte seiner verschlossenen Miene nichts entnehmen. Dupont fuhr sich durch die Haare und öffnete die Bürotür.
„Gehen Sie schlafen. Wir sehen uns morgen“, ordnete er an, unbewegt und ohne jedes Lächeln.
Verwirrt nickte sie, verabschiedete sich und verließ eilig das Büro.
Eine Viertelstunde später lag sie in ihrem Bett und wälzte sich von einer Seite zur anderen. Ihr Körper wollte ebenso wenig zur Ruhe kommen wie ihre Gedanken. Noch immer spürte sie Duponts Kuss und seine unmissverständliche Erregung. Sie meinte sogar, einen Hauch seines Rasierwassers hafte an ihrer Wange. Wie gerne hätte sie mehr von seiner Nähe gehabt. Bestimmt hatte sie ihm ihre Lust zu deutlich gezeigt. Wieso hatte sie überhaupt solches Verlangen empfunden? Sie sehnte sich doch nach Rodrique. Stöhnend vergrub sie das Gesicht im Kissen. Es dauerte lange, ehe sie in einen unruhigen Schlaf fiel.
Madeleine wurde von einem energischen Klopfen geweckt und fuhr bestürzt in die Höhe.
„Mademoiselle? Ist Ihnen nicht wohl oder haben Sie verschlafen?“, hörte sie Inés’ Stimme durch die Tür.
„Inés? Kommen Sie doch herein.“ Liebe Zeit, wie spät mochte es sein?
Das Hausmädchen schob den Kopf durch den Türspalt und musterte sie vorwurfsvoll.
„Es ist halb neun!“, klärte sie sie auf, als hätte sie ihre Frage geahnt.
„Es tut mir schrecklich leid, Inés. Ich habe verschlafen. Ich komme sofort“, versicherte Madeleine.
„Ich habe die Kinder schon für den Tag fertig gemacht“, hielt Inés ihr vor.
„Danke, vielen Dank. Ich bin gleich fertig“, sagte Madeleine und schob die Decke zurück.
„Gut. In Anbetracht der Verspätung frühstücken die beiden nun mit ihrem Vater. Sie möchten sich dazugesellen, lässt Monsieur ausrichten.“
Wenige Minuten später lief Madeleine den Weg zum Haupthaus entlang. Ihr Puls ging rasch, woran nicht nur die Eile Schuld hatte. Frühstück mit Dupont und den Kindern! Dupont, der sie gestern in aller Leidenschaft geküsst hatte! In ihr glühte es.
Die Tür zum Speisezimmer stand offen. Léon trank seinen Kakao, wobei er beide Ellbogen auf den Tisch stützte. Fabienne hatte mehr rote Marmelade im Gesicht und an den Händen als auf ihrem Brötchen. Dupont saß den beiden gegenüber. Unter dem hellen Hemd, welches er trug, erkannte sie die kräftigen Muskeln seiner Arme. Weich umrahmten die lockigen Haare sein Gesicht. Ihr Herz schlug hart, und vor Aufregung schnürte es ihr die Kehle zu.
„Guten Morgen“, grüßte Madeleine und deutete einen Knicks an.
Dupont sah flüchtig zu ihr und nahm ein Stück Gebäck aus dem Brotkorb.
„Mademoiselle Madeleine. Sie sind spät dran. Ich nehme an, dies ist eine Ausnahme.“
„Natürlich, es …“ Ihre Wangen wurden warm. Sie wollte zu einer Entschuldigung ansetzen, doch Dupont war schneller.
„Schon gut. Setzen Sie sich und helfen Sie bitte Fabienne. Es scheint noch ein wenig schwierig mit der Marmelade.“
Rasch kam Madeleine der Aufforderung nach, dankbar, dass sie sich mit der Kleinen beschäftigen konnte. Unentwegt musste sie an den gestrigen Moment in Duponts Büro denken. Sie konnte Dupont kaum in die Augen sehen.
„Kaffee oder Tee?“, fragte er mit einer Handbewegung zu den beiden Kannen, die in seiner Reichweite standen.
„Kaffee, bitte“, erwiderte sie mit belegter Stimme und wurde zunehmend nervöser. Liebe Güte, es war nicht seine Aufgabe, ihr bei Tisch zuzureichen. Oder wollte er nur höflich sein? Ihre Finger streiften die seinen, als sie die Kanne entgegennahm, und ihr Arm begann zu zittern. Rasch stellte sie das Gefäß ab, ohne sich einzuschenken. Dupont zog flüchtig die Augenbrauen hoch. Madeleine nahm eine Brioche und bestrich sie mit Butter.
„Ich bin den Tag über unterwegs“, hörte sie Dupont sagen. „Unser Besuch kommt morgen Vormittag. Anlässlich der neuen Umstände werde ich Ihnen Ihre Unterstützung natürlich vergüten. Wir sprechen noch darüber, aber nicht jetzt. Ich bin in Eile.“
Er schob den Stuhl zurück, nickte ihr zu und verließ mit einem Abschiedsgruß an seine Kinder den Raum. Madeleine fühlte widersinnige Erleichterung und griff erneut nach der Kaffeekanne. Ihre Hand zitterte noch immer.
Madeleine schloss sacht die Tür zu Fabiennes Zimmer hinter sich. Das kleine Mädchen schlief tief und fest. Ein feines Lächeln glitt über Madeleines Gesicht. Es war erneut ein schöner Tag gewesen. Bei einem Spaziergang durch den weitläufigen Garten des Anwesens hatte Léon ihr eine kleine Höhle zwischen dichten Büschen gezeigt und versichert, dass er sich hier mithilfe seines Vaters ein Lager bauen würde, sobald der Drachen fertig war. Fabienne war über den Rasen gesprungen, hatte Wildblumen in bunten Farben gepflückt und sie gebeten, einen Kranz für ihre Haare daraus zu flechten.
Am Nachmittag hatten sie gemeinsam Pudding gekocht und Kekse gebacken, trotz Inés’ händeringender Klagen, welch Durcheinander sie in der Küche veranstalteten.
Madeleine sah noch einmal zu Léon und wünschte ihm Gute Nacht. Auch dem Jungen fielen schon die Augen zu.
Sie ging den Flur entlang, die Treppe hinunter und musste an Duponts Büro vorbei. Ein Kribbeln durchlief sie, als sie auf Höhe der schweren dunklen Tür war. Sie hielt den Atem an und lauschte, doch dahinter war es ruhig. Anscheinend war Dupont noch unterwegs.
Madeleine war wenige Schritte von der Haustür entfernt, als diese schwungvoll geöffnet wurde und Dupont hereinkam. Sein Anblick fuhr ihr wie ein Blitz in den Magen.
„Ach, Mademoiselle Madeleine, Guten Abend. Sind die Kinder schon im Bett? Haben Sie einen Augenblick Zeit?“
„Sicher, Monsieur. Die Kinder sind im Bett.“
„Gut. Dann kommen Sie. Bitte“, sagte er und machte eine auffordernde Handbewegung.
„Es dauert nicht lange“, versicherte er.
„Natürlich“, erwiderte Madeleine und folgte ihm.
Nachdrücklich schloss Dupont die Tür und blieb dicht vor Madeleine stehen. Er roch nach Sonne, Wind und frischer Luft und einem Hauch seines Rasierwassers. Wie schon am Morgen sah sie durch den dünnen Baumwollstoff seines Hemdes seine Muskeln. Heftig überkam sie der Wunsch, ihr Gesicht an seine Brust zu drücken und seinen Geruch tief einzuatmen.
„Wir hatten die Vergütung für Ihre Bemühungen noch nicht geklärt“, sagte er und sah auf sie herab.
Madeleine meinte, seinen Blick zu spüren wie eine Berührung. Sie versuchte, an Rodrique zu denken, doch es wollte ihr nicht gelingen.
„So schweigsam, Mademoiselle?“, fragte er, und sie hörte leichten Spott in seiner Stimme. „Haben Sie es sich gar anders überlegt und die Kinderbetreuung ist Ihnen doch zu anstrengend?“
„Nein, keineswegs“, erwiderte sie verstört, und ein Zittern durchrann sie. Warum ging er nicht einen Schritt zurück, um ein wenig Abstand zwischen sie zu bringen? Ihr selbst war der Weg versperrt, sie stand mit dem Rücken vor einem von Duponts Bücherregalen.
„Was beschäftigt Sie dann?“ Forschend musterte er sie.
„Nichts. Es ist nichts“, beeilte sie sich zu beteuern.
„Du lügst. Sieh mich an!“, sagte er und legte ihr einen Finger unters Kinn.
In ihr begann das Blut zu rauschen, und ihr Atem ging rasch.
„Ich wusste es“, murmelte er, beugte sich vor und küsste sie auf den Mund. Seine Zunge glitt zwischen ihre Lippen, er legte seine Hände auf ihre Hüften und zog Madeleine an sich. Eine Welle der Erregung erfasste sie, so schnell und stark, dass ihre Knie weich wurden. Er umfasste ihren Po, schob eine Hand von hinten durch die Schenkel und tastete mit den Fingern durch den Stoff nach ihrem Schritt.
„Du bist sogar durch den Stoff schon ganz heiß und feucht“, murmelte er zwischen wilden Küssen. Duponts Zunge spielte mit der ihren, und sein schwellendes Glied drängte gegen ihre Scham. Ihr wurde schwindelig vor Lust. Duponts Lippen lösten sich von ihrem Mund, wanderten über ihren Hals und den Ansatz ihrer Brüste, und seine Zunge hinterließ eine feuchte Spur auf ihrer Haut. Er löste die Häkchen von den Ösen im Rücken ihres Kleides, schob den Stoff über ihre Schultern und umschloss ihre festen Knospen mit dem Mund. Seine Zunge reizte die erigierten Spitzen, zärtliche kleine Bisse jagten wundervolle Stromstöße zu Madeleines vor Erregung bebender Scheide.
„Ich will dich spüren“, hauchte sie atemlos. Sie tastete nach dem Bund seiner Hose und schob ihre Hand in die Tiefe. Dupont knurrte, als sie seinen prallen Schwanz umfasste und zu reiben begann. Er griff nach ihrem Handgelenk. Dupont raffte ihre Röcke nach oben und ließ seine Finger in ihren Schritt gleiten. Sie zuckte zusammen vor Wonne, als er den Venushügel drückte, die dicken geschwollenen Lippen teilte, in der Nässe vor und zurück glitt, und mit dem Daumen ihre Perle massierte. Ihre Scham pulsierte, ihr Unterleib zog sich zusammen vor unerträglicher Lust. Sie drängte sich ihm entgegen und rieb heftig gegen seine Berührung. Sie wusste, sie würde es nicht mehr lange ertragen. Vor ihren Augen begannen bunte Sterne zu funkeln, und ihr Atem ging rascher. Plötzlich merkte sie, wie Dupont seine Hose öffnete. Seine freie Hand hielt er zwischen ihren Schenkeln. Mit zwei Fingern tastete er in die Tiefe. Er stutzte, strich forschend über die jungfräuliche Enge, die doch so bereit war. Madeleine vibrierte und war sicher, es war soweit. Er würde sie ganz nehmen.
„Unglaublich“, hörte sie ihn murmeln.