Wenn es dunkel wird im Märchenwald: Die drei Spinnerinnen

Erschienen: 11/2017
Buchtyp: Novelle
Serie: Wenn es dunkel wird im Märchenwald

Genre: Contemporary Romance
Zusätzlich: Millionärsromanze, Vanilla

Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-285-2
ebook: 978-3-86495-347-7

Preis:
Print: 19,90 €[D]
ebook: 2,99 €[D]

Erhältlich bei u.a.:

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Wenn es dunkel wird im Märchenwald: Die drei Spinnerinnen


Inhaltsangabe

Die modebegeisterte Ileana bewirbt sich bei einem Prinzessinnen-Casting:  Leopold von Lichtenting, ein heißer Promi-Prinz, der durch sein Öko-Modelabel bekannt ist, sucht mit dieser Aktion seine Herzensdame. Allerdings hat Ileana nicht mit den Aufgaben gerechnet, die sie im Casting bewältigen muss: Sie soll Flachs spinnen, und zwar auf althergebrachte Weise mit einem Spinnrad. Aber wer kann heutzutage noch auf althergebrachte Weise spinnen? Bei der Suche nach einer Lösung trifft Ileana auf die drei Spinnerinnen. Die hoffen schon länger auf eine Anstellung, und so schließt Ileana einen Pakt mit ihnen. Während sie sich damit beschäftigt, den begehrten Leopold zu erobern, erledigen die Spinnerinnen ihre Arbeit …

Auch als Gesamtausgabe mit vier weiteren Märchen-Adaptionen unter dem Titel "Wenn es dunkel wird im Märchenwald ... 3" erhältlich. 

Über die Autorin

Emilia Jones ist das Pseudonym der Autorin Ulrike Reineke. Die Autorin, Jahrgang 1978, ist bis heute wohnhaft in der niedersächsischen Kleinstadt Gronau (Leine). Sie ist gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte und arbeitet in der technischen Abteilung einer Zeitung. Seit März 2004...

Weitere Teile der Wenn es dunkel wird im Märchenwald Serie

Leseprobe

„Prinzessinnen-Casting“ prangte in großen Lettern auf der Anzeigenseite.

Ileana hatte die Zeitung auseinandergepflückt und lediglich diesen, für sie wichtigen Teil behalten. Die restlichen Seiten lagen auf dem Fußboden ihres Zimmers verteilt.

Sie hatte sich auf die Bettkante gesetzt, um den Text der Anzeige in Ruhe lesen zu können. Wie dort aufgeführt war, suchte Promi-Prinz Leopold von Lichtenting mittels Werbeaktion eine Prinzessin für Herz und Hof.

„Hm …“ Ileana überlegte. Den Namen Leopold von Lichtenting hatte sie schon oft in den Medien gehört oder gelesen und erinnerte sich daran, dass er irgendetwas mit Mode zu tun hatte.

„Ach ja“, fiel es ihr wieder ein. „Das...

...ist doch dieser Prinz mit dem Öko-Label.“ Sie schlug sich mit der Handfläche vor die Stirn. Öko klang immer ein wenig nach alternativer Mode, die nur von Nerds getragen wurde, fand Ileana. Daher hatte sie der Kollektion von Leopold von Lichtenting nie besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Aber nun lagen die Dinge anders.

An dem offenen Casting konnten alle jungen Frauen teilnehmen, was für Ileana eine ungeahnt große Chance bedeutete. Passenderweise sollte der ganze Zirkus am heutigen Tag, um Punkt zwölf Uhr, beginnen.

Ileana warf einen Blick auf den Wecker, der auf ihrem Schminktisch stand. Es war bereits kurz vor elf Uhr. Sie hatte also noch ungefähr eine Stunde Zeit, um ihre Sachen zu packen, zum Ort des Geschehens zu eilen und den Anmeldebogen auszufüllen.

Perfekt! Sie musste nicht nachdenken, sondern einfach nur handeln.

In Windeseile zerrte sie ihre Lieblingskleidungsstücke aus dem Kleiderschrank, kramte Schmuck und Schminksachen zusammen und stopfte alles in ihren rosafarbenen Trolley. Den trug sie anschließend die Treppe hinunter und schaffte ihn unauffällig an der Küche vorbei, wo ihre Mutter immer noch am Herd stand.

Mit einem halbherzigen „Tschüss“ verließ Ileana das Haus.

Sie fühlte sich erleichtert, als sie draußen vor der Tür stand, auch wenn es natürlich völlig ungewiss war, ob sie bei dem Casting überhaupt weiterkommen würde. Theoretisch bestand die Möglichkeit, dass sie in einer Stunde schon wieder Zuhause wäre. Aber darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.

Zu Fuß machte sie sich auf den Weg. Zeitgemäß lebte Leopold von Lichtenting in keinem Schloss, sondern in einer beeindruckenden Villa am Rande des Stadtparks. Das war nicht weit von Ileanas Zuhause entfernt und so stand sie schon kurze Zeit später vor den Toren des imposanten Gebäudes.

Allein beim Anblick der Außenanlage, stand Ileana vor Staunen der Mund offen. Schon oft in ihrem Leben hatte sie den Stadtpark aufgesucht und sich dort die Zeit vertrieben. Niemals war sie jedoch bis vor die Tür dieses prächtigen Anwesens gelangt. Der Bau wirkte riesig, seine hellgelbe Außenfassade strahlte im Schein der Sonne und wurde durch eine Vielzahl an Blumenrabatten und Büschen in Formschnitt ergänzt. Die Anlage sah wie das reinste Urlaubsparadies aus.

Ileana hatte gerade die Treppenstufen zum Eingang erreicht, als direkt neben ihr ein Rolls-Royce vorfuhr. Ehrfürchtig hielt sie inne. Wer in einem solchen Gefährt saß, war bestimmt unheimlich wichtig. Vielleicht war es sogar der Prinz persönlich, auf den sie hier traf.

Der Fahrer stieg aus, eilte um den Wagen herum und öffnete auf der anderen Seite die hintere Tür. Es war kein Prinz, der dort ausstieg, sondern eine Frau in Ileanas Alter. Das dunkle Haar umrahmte ihr schmales Gesicht wie feine Seide. Es bildete einen starken Kontrast zu ihrer reinweißen Haut, mit der sie, dank eines schulterfreien, knielangen Kleides, das zu allem Überfluss auch noch knalleng an ihrem Körper haftete, nicht geizte. Sie war unfassbar dünn, und die High Heels an ihren Füßen hatten derart hohe Absätze, dass Ileana sich fragte, wie sie es schaffte, damit auch nur einen Schritt zu tun. Entgegen aller Zweifel, stolzierte die Frau jedoch in geradezu aufreizender Weise auf die Treppe zu, blieb direkt neben Ileana stehen, schätzte sie von oben bis unten ab und bewertete sie schließlich mit einem verächtlichen Schnaufen. Dann stolzierte sie einfach weiter.

Der Fahrer hatte derweil zwei gewaltige Koffer aus dem Auto hervorgeholt und eilte schwer keuchend hinter der Frau her.

Ileana legte den Kopf schief. Sie beobachtete den wiegenden Hüftschwung ihrer vermeintlichen Kontrahentin, bis diese samt erhobener Nasenspitze und Kofferträger durch die Eingangstür verschwunden war.

„Ganz schön dünnes Gerippe, wenn du mich fragst“, hörte sie eine Stimme nicht weit von ihr entfernt sagen.

Ileana sah sich um und entdeckte schließlich schräg neben der Treppe einen Mann auf dem breiten Geländer sitzen. Ihn hatte sie bislang gar nicht bemerkt. Seit wann saß er dort?

Mit einem eleganten Sprung landete er auf den Füßen und kam direkt auf sie zu. Er sah fabelhaft aus, wie einem Mode-Katalog entsprungen, trug eine dunkle Hose mit auffälliger Silberschnalle, dazu einen enganliegenden, graumelierten Pullover mit V-Ausschnitt und darunter ein weißes Kragenhemd mit passender schwarzer Krawatte. Sportlich schick, wie Ileana fand. Dieser Mann hatte Stil und Geschmack.

Sein gut gebauter Körper war ebenfalls nicht zu verachten, genau wie sein markantes Gesicht mit den unergründlich dunklen Augen. Das haselnussbraune Haar trug er kurz und zurückgekämmt. Alles an diesem Mann war perfekt aufeinander abgestimmt. Selbst seine lässigen, weißen Sneakers passten perfekt ins Bild.

Ileana stellte sich vor, wie sie an seiner Seite für die neueste Modekampagne posieren würde. Sie würden das perfekte Paar abgeben, vielleicht nicht nur vor der Kamera. Sein Lächeln erzeugte ungewohnte Hitzewallungen in ihr, die sehr schnell zu recht unanständigen Fantasien führten. Darin trug sie lediglich weiße, fast durchsichtige Spitzenunterwäsche. Aber was hatte er am Leib? Eigentlich nichts, wenn sie so darüber nachdachte. Er lag, nackt und wunderschön anzusehen, auf einem Bärenfell vor einem prasselnden Kaminfeuer.

Ja, dieser Gedanke gefiel ihr ausgesprochen gut.

„Alles in Ordnung?“

Ileana blinzelte. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie ein ziemlich dümmliches Grinsen auf den Lippen haben musste und ansonsten stumm wie ein Fisch ins Nichts starrte. Peinlich berührt senkte sie den Kopf.

„Entschuldigung“, sagte sie, „ich bin wohl etwas nervös.“

„Du bist zum Casting hier?“

Sie blinzelte, denn für einen Moment hatte sie das Casting vollkommen vergessen.

Ohne eine Antwort abzuwarten, hakte der schöne Unbekannte sich bei ihr unter und wie im Traum, schwebte sie neben ihm die Treppenstufen hinauf.

„Komm, ich begleite dich“, flüstere er nah an ihrem Ohr. Sein Mund war nur ein paar Millimeter von ihrer Haut entfernt.

Ach, wie süß würde sich wohl sein Kuss anfühlen, überlegte Ileana. Wie herrlich wäre es, überall auf ihrem Körper von ihm liebkost und gestreichelt zu werden.
Bei diesem Gedanken schlich sich ein Kribbeln zwischen ihre Schenkel.

Gleichzeitig schimpfte sie sich eine Idiotin. Sie sollte aufhören, dem Charme eines dahergelaufenen Typen zu erliegen. Immerhin war sie doch hier, um Leopold von Lichtenting von sich zu überzeugen.

„Ich muss da auch rein“, redete er weiter. „Weißt du, ohne mich läuft da nämlich nichts.“

„Was?“ Ileanas feuchter Tagtraum erstarb so schnell, wie er gekommen war. „Soll das etwa heißen, dass du … ich meine SIE … der Prinz sind?“

Inzwischen waren sie in der großzügigen Eingangshalle angekommen, in der sich eine wahre Menschenmasse aufhielt. Ileana erkannte jede Menge weitere Bewerberinnen, allesamt hübsch zurechtgemacht, und viele Bedienstete, die durch die Gegend wuselten, Koffer trugen und Getränke servierten. Und dann waren da noch die Leute von der Presse. Als Ileana dieser Umstand klar wurde, richteten sich längst alle Kameralinsen auf sie und Leopold von Lichtenting.

„Na ja, strenggenommen, bin ich ein Fürst“, erklärte er lapidar. „Aber weißt du – wie hört sich das denn an? Ein Fürst!“ Er lachte auf. „Jedes Mädchen möchte eine Prinzessin sein, aber bei einer Fürstin, denken alle nur an eine verstaubte alte Dame mit einer weißen Lockenperücke. Nein, diese sexy Mädels hier hätten sich doch niemals für ein Fürstinnen-Casting beworben.“ Leopold vollführte eine Geste mit dem Arm, die, abgesehen von Ileana, die ja direkt neben ihm stand, den gesamten Raum umfasste.

Sie räusperte sich peinlich berührt, woraufhin er ihr ein unverschämtes Grinsen schenkte. „Und du wärst doch auch nicht hierhergekommen, wenn du nicht das Wort „Prinzessin“ in der Anzeige gelesen hättest.“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, und Ileana hätte zugeben müssen, dass er recht hatte. Allerdings war ihr Gespräch im gleichen Moment beendet, da eine Reporterin herangeeilt war und Leopold mit einer Vielzahl neugieriger Fragen malträtierte.

Ileana stürzte unterdessen in ein Wechselbad der Gefühle. Natürlich genoss sie es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Schon immer hatte sie danach gestrebt, von allen Menschen gesehen und bewundert zu werden. Sie wollte nicht nur irgendein x-beliebiges Model sein. Sie wollte DAS Model sein.

Außerdem bereitete es ihr eine stille Freude, dass die anderen Bewerberinnen offensichtlich eifersüchtig waren, weil sie es war, die Leopold von Lichtenting hinein begleitet hatte.

An der Spitze der Neiderinnen stand die Dunkelhaarige mit den gigantischen High Heels, denn Ileana meinte zu erkennen, wie sich deren Hände zu Fäusten ballten.

Auf der anderen Seite war die Situation auch für Ileana denkbar unangenehm, denn Leopold von Lichtenting sollte natürlich keinen falschen Eindruck von ihr bekommen. Aber wie hätte sie herausfinden sollen, was er von ihr hielt, wo er doch sogleich in einer Traube aus Pressemenschen und Kameraaugen verschwunden war.

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