Carolina Cold Fury-Team: Roman

Originaltitel: Roman: A Cold Fury Hockey Novel (Carolina Cold Fury Hockey Book 7)
Übersetzer: J.M. Meyer

Erschienen: 06/2024
Serie: Carolina Cold Fury-Team
Teil der Serie: 7

Genre: Contemporary Romance, Sport Romance

Location: USA, Carolina, Raleigh


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-696-6
ebook: 978-3-86495-697-3

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Carolina Cold Fury-Team: Roman


Inhaltsangabe

In einer Liga voller Unruhestifter sticht der Verteidiger des Cold Fury Eishockeyteams, Roman Sýkora, heraus – zumindest, wenn es um negative Publicity geht. Wenn er nicht gerade im Strafraum sitzt, sorgt der heiße tschechische Hockeydämon aufgrund seiner Frauengeschichten für Schlagzeilen in Klatschmagazinen. Bis dem Management des Teams der Geduldsfaden reißt und Roman die Anweisung bekommt, sein Verhalten zu ändern, denn sonst ...
Zum Glück hat er eine verlockende Ablenkung: eine lebenslustige Barista, die Ukulele spielt und eine Seite in Roman zum Vorschein bringt, von der er nicht wusste, dass es sie gibt.

Lexi Robertson kam nach Raleigh, North Carolina, um endlich ihren Vater Brian Brannon und ihre Halbschwester Gray kennenzulernen, den Präsidenten und die Teammanagerin der Cold Fury-Mannschaft. Dort trifft sie auch zum ersten Mal den sexy, einschüchternden Roman, der im Grunde seines Herzens ein großer Softie ist.

Doch noch eine weitere Beziehung bahnt sich an: Brian und Georgia, Lexis Chefin im Café, fühlen sich zueinander hingezogen.

Als die Spannungen zwischen Roman und Lexis neuen Familie immer weiter zunehmen, fragt sich Lexi, ob sie nur ein Spielball im Spiel der anderen ist. Verletzt und gedemütigt ist Lexi bereit, alles hinzuschmeißen, solange sie noch die Oberhand hat. Das Problem ist nur, dass Roman nicht gewillt ist, Lexi aufzugeben.

Lasst euch in die aufregende Welt des Eishockeys mit dem siebten Teil der Carolina Cold Fury-Team Serie von New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett entführen. Taucht ein in die Welt des Profisports und erlebt hautnah, wie Roman sein Herz an Lexi verliert und um seine Träume kämpft.

Über die Autorin

Seit ihrem Debütroman im Jahr 2013 hat Sawyer Bennett zahlreiche Bücher von New Adult bis Erotic Romance veröffentlicht und es wiederholt auf die Bestsellerlisten der New York Times und USA Today geschafft.
Sawyer nutzt ihre Erfahrungen als ehemalige Strafverteidigerin in...

Weitere Teile der Carolina Cold Fury-Team Serie

Leseprobe

Roman

Als ich die Umkleidekabine betrete, fällt mein Blick sofort auf die runde Uhr an der Wand, die mir bestätigt, was ich bereits vermutet habe.
Ich komme zu spät zum Training.
Schon wieder.
Pavel Alogrin schiebt sich eilig an mir vorbei. „Was geht?“ Er ist ebenfalls zu spät. Da er aber sonst immer pünktlich ist, wird man ihm das sicher verzeihen.
So wie es aussieht, werde ich auf jeden Fall einen bösen Blick von Coach Pretore kassieren. Zum Glück legt sich sein wütender Gesichtsausdruck gegen Ende der Übungseinheit wieder, weil ich mir für dieses Team den Arsch...

...aufreiße. Jedes Mal, wenn ich mein Trikot überstreife, spiele ich so, als bestreite ich das Stanley-Cup-Finale.
Ich will nicht angeben. Es ist nur so, dass ich keine Ahnung habe, wie man etwas halbherzig angeht.
Außer, na ja … pünktlich zu erscheinen.
Bestimmt ist das eine meiner Schwächen. Jedoch eine, die man mir nachsehen sollte, da ich als Mitglied der Cold Fury viele andere positive Dinge auf der Habenseite habe. Der Coach wird es mir sicher durchgehen lassen. Gray Brannon … die wahrscheinlich nicht, da ich bereits auf ihrer Abschussliste stehe.
Zum Glück wohnt sie dem Training heute nicht bei, und sofern Pretore ihr nicht steckt, dass ich mal wieder zu spät war, wird sie es auch nie erfahren. Ich werde einfach dafür sorgen, dass ich bei dieser Übungseinheit überragend bin, damit er lächelnd vom Eis geht.
Da ich so verdammt spät dran bin, verliere ich keine Zeit und gehe direkt zu meinem Spind, um mich umzuziehen und meine Ausrüstung zu holen. Ich setze mich auf die Bank und beuge mich vor, um meine Schuhe auszuziehen, als die Stimme von Brian Brannon meine Aufmerksamkeit erregt. Ich neige den Kopf nach rechts, in Richtung Trainingsraum, während meine Finger mit den Schnürsenkeln beschäftigt sind, und entdecke den CEO und Besitzer der Cold Fury. Er trägt einen dunkelgrauen Designeranzug, der ihm verflucht gut steht.
Der Trainingsraum ist durch eine Glaswand vom Umkleidebereich abgetrennt und wird von den Fitnesscoaches für die Behandlungen von Verletzungen genutzt. Eigentlich sollte niemand dort sein, da die Physios während des Trainings mit der Mannschaft auf dem Eis stehen. Meine Finger stoppen in ihren Bewegungen, da meine Aufmerksamkeit von der Frau in Beschlag genommen wird, die mit Brannon spricht.
Es ist die umwerfend sexy dunkelhaarige Frau, mit der ich vor zwei Tagen in der Lobby der Cold-Fury-Geschäftsführung kurz gequatscht habe. Sie lehnt ihre kurvige Hüfte gegen eine Behandlungsliege und drückt eine Hand in die mit Vinyl überzogene Auflagefläche. Die andere Hand liegt an ihrer Hüfte, ihr Daumen steckt in der Gürtelschlaufe einer ausgeblichenen Jeans mit Löchern an den Knien. Ihr Oberteil besteht aus cremefarbener Spitze mit langen, fließenden Ärmeln und einem cremefarbenen Mieder darunter. Ihre Füße stecken wieder in Dr. Martens. Ihr Kleiderstil ist sehr flippig und passt so gar nicht zu Brian Brannons schicken Klamotten. Die Haltung der Frau ist sehr entspannt. Während Brannon ihr den Physioraum erklärt, hört sie ihm interessiert zu.
Jetzt, da ich genauer hinhöre, werden ihre Stimmen immer deutlicher für mich.
Während ich mir einen Schuh ausziehe, beobachte ich Brian, der mit einer Hand durch den Raum gestikuliert. „Die Fitnesstrainer arbeiten hauptsächlich in diesen Räumlichkeiten und kümmern sich um Verletzungen, die sich die Spieler während des Spiels oder Trainings zuziehen. Oder sie führen Präventivmaßnahmen durch, wie Tapings oder Beweglichkeitsübungen. Alle Athletiktrainer sind zeitgleich zertifizierte Krafttrainer, weshalb sie auch oft mit den Jungs im Kraftraum arbeiten.“ Er hält kurz inne und deutet auf den angrenzenden Raum, der ebenfalls von Glaswänden umgeben ist. „Irgendwann musst du Cale Campbell bei seiner Arbeit über die Schulter schauen.“
„Das wäre großartig“, entgegnet die Frau dankbar und lächelt. „Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du dir die Zeit nimmst, mir all die Dinge hinter den Kulissen zu zeigen.“
„Nun, das ist wichtig“, erwidert er lächelnd. „Du sollst die Gelegenheit bekommen …“ Er führt den Satz nicht zu Ende, weil er vom Klingeln seines Telefons unterbrochen wird. Er greift in die Brusttasche seine Jacketts und holt sein Handy heraus. „Brian Brannon.“ Während er telefoniert, ziehe ich mir den anderen Schuh aus. „Warten Sie bitte einen Moment.“ Er schaut auf die Uhr und wendet sich der Frau zu. „Ich muss das eben klären. Es sollte nicht lange dauern. Ich werde rechtzeitig fertig sein, bevor wir uns mit Gray treffen.“
Freundlich lächelnd nickt die Frau ihm zu, woraufhin Brannon den Raum verlässt. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, marschiert er aus dem Umkleideraum und lässt mich und die Frau zurück.
Sie hat mich noch nicht gesehen, aber das werde ich nun ändern. Ich stehe von der Bank auf und befinde mich nach fünf Schritten in der offenen Tür zum Physioraum. Ihr Rücken ist mir zugewandt und sie betrachtet einige der Poster an der Wand. Deswegen überrascht es mich nicht, dass sie sich erschrickt, als ich sie anspreche.
„Man stelle sich das vor … zweimal in einer Woche.“
Die Frau dreht sich zu mir um. Es ist klar, dass sie meine Stimme wiedererkannt hat, denn ihre Augen strahlen, als sie mich ansieht.
„Na, wenn das mal nicht der Störenfried des Teams ist. Roman Sýkora“, sagt sie grinsend.
Ich lächle zurück, da sie offensichtlich weiß, wer ich bin. „Diesen Spitznamen habe ich mir wohl verdient. Aber findest du nicht, dass es an der Zeit ist, dass ich auch deinen Namen erfahre? Neulich blieb keine Gelegenheit dazu.“
Verdammt, sie ist total niedlich, wenn sie den Kopf zur Seite neigt, an die Decke blickt und mit ihrem Zeigefinger gegen ihre Lippen tippt, als würde sie darüber nachgrübeln, ob sie mir antworten soll. Mit ausgestreckter Hand kommt sie ein paar Schritte auf mich zu. „Lexi Robertson.“
Ihre Hand ist kleiner als meine, die Knochen sind zart. Dafür, dass sie so zierlich ist, ist ihr Händedruck überraschend stark. Ihre silberblauen Augen funkeln mich amüsiert an, da ich mich weigere, ihre Finger wieder loszulassen.
„Wieso bekommt ein wunderschönes Mädchen namens Lexi Robertson eine private Führung durch das Reich unserer Athletiktrainer vom großen und mächtigen Brannon?“
Für eine Sekunde, so meine ich, sehe ich so etwas wie Panik über ihr Gesicht huschen, werde aber schnell eines Besseren belehrt, da sie den Griff um meine Hand festigt und sogar mit dem Daumen über meinen Handrücken streicht. „Und mich interessiert es, zu erfahren, wieso ein allseits bekannter Unruhestifter noch im Umkleidetrakt herumlungert, lange nachdem der Rest des Teams bereits mit dem Training begonnen hat. Du bist doch sicher nicht scharf auf noch mehr Ärger, oder?“
Fuck … sie flirtet mit mir, und das gefällt mir. Ich mag es, weil ich es auch tue.
Zu diesem Zeitpunkt drängt sich mir die Frage auf, ob sie mit Ärger bekommen auf die Tatsache anspielt, dass ich zu spät zum Training erscheinen werde, oder darauf, dass ich mit einer Frau herumschäkere, die möglicherweise Ärger bedeutet. Der schelmische Ausdruck in ihren Augen lässt vermuten, dass Letzteres die Antwort ist. Und verdammt, jetzt reizt sie mich nur noch mehr.
Ich bin noch nie vor Herausforderungen davongelaufen und fühle mich in ihrer Nähe pudelwohl.
„Tja, ich komme tatsächlich zu spät zum Training, aber das ist es allemal wert, wenn ich die Zeit sinnvoll nutzen und dich dazu überreden könnte, mit mir auszugehen“, sage ich und lächle ihr zu, um meinen Charme zu unterstreichen.
Ihre Augen funkeln nun noch präsenter und ich schwöre, dass das Blau, das ihre Pupillen umgibt, sich nach außen hin weiter ausbreitet und das Silbergrau verdrängt. Nachdenklich sieht sie mich an. „Mmhmm. Ich glaube, ich bin das, was die meisten Jungs als Abenteuer bezeichnen würden, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich mit jemandem wie dir umgehen könnte.“
„Du solltest nur einen Bruchteil von dem glauben, was du so über mich liest“, rate ich ihr. Unsere Hände sind immer noch miteinander verbunden.
„Ist es wahr oder unwahr?“, erkundigt sie sich verschmitzt. „Hat diese Frau wirklich versucht, dich mit diesen Fotos zu erpressen?“
„Wahr.“
„Und war sie mit einem deiner Mannschaftskameraden verlobt?“
„Ebenfalls wahr“, teile ich ihr mit und schaffe es, nicht zusammenzuzucken, weil diese Aussage für die meisten Frauen ein absoluter Abtörner sein könnte. Ich mache lieber mit einigen meiner besseren Eigenschaften weiter, bevor sie mich nach dem Video ausfragen kann, das meine ehemalige Errungenschaft des Monats online gepostet hat. Auf diesem singe ich unter der Dusche. Die Glasscheibe war Gott sei Dank mattiert, sodass man keine Details meines Körpers auf dem Videomaterial sehen kann, aber mein Gesang ist verdammt mies. „Ich habe aber auch viele gute Seiten. Ich arbeite bei einer örtlichen Golden-Retriever-Rettungsorganisation, transportiere Tiere, wenn ich die Zeit dafür finde, und stelle fette Spendenschecks aus. Macht mich das nicht zu einem anständigen Kerl?“
„Du wirst regelmäßig wegen illegaler Hits vom Eis gestellt“, entgegnet sie.
„Hey, aber Golden Retriever“, betone ich mit einem übertriebenen Winseln. „Niedliche Welpen … warme Bündel mit Welpenfell. Das macht mein schlechtes Verhalten auf dem Eis doch sicher wieder wett, oder?“
„Du bist wirklich einer von den Bösen, habe ich recht?“ Sie lacht, zieht ihre Hand zurück und tritt einen Schritt nach hinten. Seltsamerweise gefällt mir das nicht. „Du versuchst mich mit Welpen um den kleinen Finger zu wickeln“, sagt sie und hüpft auf die Liege hinter ihr.
„Womit lässt du dich denn sonst von mir bestechen, damit du mit mir ausgehst?“, will ich wissen und mache einen Schritt auf sie zu.
Sie kreuzt einen Fußknöchel über den anderen, legt ihre Handflächen auf den Vinylbezug und schwingt die Beine hin und her. „Was schwebt dir so vor?“
Für einen Moment ist mein Kopf wie leer gefegt, weil ich keine Idee habe, wohin ich sie ausführen würde. In meinen Gedanken habe ich diesen Schritt übersprungen und mir bereits vorgestellt, was nach dem Date passieren würde. Und ich hoffe, dass wir dabei nackt sein werden.
„Wir könnten heute Abend essen gehen“, schlage ich vor. Das ist ein Klassiker. Es ist leicht, jemanden bei einer solchen Aktivität besser kennenzulernen, anstatt sich durch einen Filmeabend zu quälen.
Als sie den Kopf schüttelt, trifft mich eine Welle der Enttäuschung. „Heute Abend muss ich arbeiten.“
„Morgen?“, erwidere ich schnell, wobei mir in den Sinn kommt, dass ich gar nicht kann, weil ich ein Spiel habe. „Scheiße … nein … nicht morgen. Wie wäre es mit übermorgen Abend?“
Abermals schüttelt sie den Kopf. „Da muss ich auch arbeiten.“
Ich atme ein und wieder aus und suche nach einer Lösung. „Okay, dann erzähl mir, was du beruflich machst und wann du Zeit hättest, mit mir auszugehen.“
Lexi lächelt mich belustigt an. In dem Moment wird mir klar, dass sie sich absolut gar nicht ins Zeug legt, um ein Date mit mir zu bekommen. Ich meine, die meisten Frauen würden die Arbeit schwänzen oder ihre Pläne in den Wind schießen, um mit mir auszugehen. Na ja, wohl eher mit dem Eishockeystar, um ehrlich zu bleiben. Doch sie lehnt sich einfach zurück und genießt die Tatsache, dass ich ein wenig überrascht bin.
„Ich arbeite in einem Kaffeehaus namens The Grind“, antwortet sie mit schwingenden Beinen. „Meistens in der Spätschicht, manchmal aber auch tagsüber.“
Ich blinzle, denn ich bin kein Kaffeetrinker. „Du meinst, es gibt Leute, die zu späterer Stunde noch Koffein wollen? Hält die das nicht wach oder so?“
Lexi schnaubt. „Wir haben auch Getränke ohne Koffein auf der Karte.“
Huch. Da lerne ich gerade wohl etwas Neues.
„Okay, Vorschlag, damit ich nicht viel zu spät zum Training komme: Du gibst mir deine Telefonnummer und wir vereinbaren auf diesem Wege ein Treffen“, sage ich und gehe noch einen Schritt auf sie zu, der mich ihr so nahebringt, dass die Spitzen ihrer schwingenden Füße gegen meine Schienbeine stoßen.
Sie sieht zu mir auf, immer noch amüsiert. Allerdings sehe ich auch einen Hauch von Anziehung in ihrem Gesicht, da sich unsere Körper doch recht nah sind. Lexi weicht jedoch nicht zurück und macht auch keinerlei Anstalten, sich zurückzulehnen. „Du bist furchtbar aufdringlich.“
„Nur dann, wenn ich etwas sehe, das ich will“, gestehe ich ihr mit leiser Stimme.
„Und du willst mich, beziehungsweise ein Date mit mir?“ Sie neigt den Kopf zur Seite.
„Würdest du mir in die Eier treten, wenn meine Antwort auf beide Fragen Ja lauten würde? Die Möglichkeit hättest du, so dicht, wie ich vor dir stehe.“ Ihre Beine hören auf zu schwingen, weshalb ich noch einen Schritt auf sie zumachen kann.
„Ich bewundere deine Aufrichtigkeit“, murmelt sie leise mit dieser sexy, heiseren Stimme, die durch meinen Körper zu fließen scheint und direkte Wirkung auf meinen Schwanz hat. Es fasziniert mich, dass das Blau ihrer Augen plötzlich dem Silber gewichen zu sein scheint. Mit einem Mal verspüre ich das Verlangen, meinen Mund auf ihren zu legen, um herauszufinden, wie sie wohl reagieren würde.
„Sýkora.“ Ich vernehme eine schroffe Frauenstimme hinter mir. Sofort wird mein Rücken steif, da ich weiß, dass sie meinem Boss gehört: Gray Brannon. „Das Training hat vor zehn Minuten begonnen.“
Langsam drehe ich mich zu Gray um, jedoch nicht, ohne einen letzten Blick auf Lexi zu werfen. Seltsamerweise hat diese ebenfalls eine aufrechtere Position eingenommen, ihr Rücken wirkt starr, ihr Gesicht ein wenig blass und angespannt. Mein Instinkt sagt mir, dass ich Gray fragen sollte, wo das Problem ist, aber es ist wahrscheinlich klüger, der Managerin des Teams in den Arsch zu kriechen und mich wegen meines Fehlverhaltens zu entschuldigen.
„Er hat mir mit meiner Kontaktlinse geholfen“, sagt Lexi plötzlich, springt vom Tisch und stellt sich neben mich. Ich wage es nicht, zu ihr hinunterzusehen, sondern beobachte, wie Grays Blick von mir zu Lexi gleitet und ihr Kiefer dabei ganz hart wird. „Sie war irgendwie im Auge verrutscht. Ich konnte sie nicht allein herausholen.“
Das ist eine eiskalte Lüge. Ich habe ihr ganz sicher nicht mit ihrer Kontaktlinse geholfen, weil ich weiß, dass sie keine trägt. Ich habe soeben erst ihre wunderschönen Augen aus nächster Nähe bewundern können. Ich nehme an, dass Gray ebenfalls weiß, dass das eine Lüge ist, denn Lexis Augen wirken alles andere als gereizt, und abgesehen davon … Lexis Stimme zittert, während sie diese kleine Geschichte erzählt, um mir den Arsch zu retten.
Grays Blick wandert von Lexi zu mir zurück. „Wie wäre es, wenn du jetzt endlich dem Training beiwohnst? Es wäre besser für dich, wenn du unser Gespräch von neulich nicht vergisst.“
Das ist mein Stichwort, von hier zu verschwinden. Und zwar schnell. Ich bewege mich, was Gray angeht, auf ganz dünnem Eis – kein Wortspiel beabsichtigt – und muss versuchen, meinen Arsch zu retten. Jegliche Hoffnung, an Lexis Telefonnummer zu kommen, schwindet in diesem Moment. Falls Gray auf Lexis Lüge mit der Kontaktlinse hereingefallen sein sollte, kann ich sie jetzt keinesfalls nach ihrer Nummer fragen.
„Es war toll, Sie kennenzulernen. Hoffentlich geht es Ihrem Auge nun besser“, sage ich und blicke auf Lexi herab.
Ich sehe ihr ihre Belustigung an, doch nichtsdestotrotz nickt sie mir ernst zu. „Es war auch schön, Sie kennenzulernen, Mr. Sýkora.“
Ich nicke Gray kurz zu, dann gehe ich an ihr vorbei zu meinem Spind. Da sich dieser nicht unweit der beiden Frauen befindet, bekomme ich mit, was Gray mit unterkühlter Stimme zu Lexi sagt. „Ich bin ein bisschen früh dran und Dad muss noch etwas im Büro erledigen. Wir treffen uns dann gleich oben in der Chefetage.“
Eindeutig unterkühlt. Vielleicht sogar ein wenig eisig. Ich frage mich, in welcher Beziehung die beiden zueinander stehen. Noch verblüffter bin ich, als ich meinen Spind erreicht habe und Lexis Antwort höre. „Es ist wirklich schön, dich endlich kennenzulernen, Gray.“
Das haut mich aus den Socken, denn ich hatte vorausgesetzt, dass sich die zwei kennen. Immerhin war Lexi soeben noch mit Grays Vater zusammen. Ein weiterer Punkt, der mich zu dieser Annahme geführt hat, war, dass Gray Lexi nicht förmlich begrüßt hat. Nun bin ich noch neugieriger. Ich drehe mich um und sehe zu den beiden Frauen hinüber.
Lexi streckt Gray eine Hand entgegen. Ihr Blick wirkt geradezu flehend. Gray steht leider mit dem Rücken zu mir, weshalb ich ihren Gesichtsausdruck nicht sehen kann. Allerdings macht sie keinerlei Anstalten, Lexis Hand zu schütteln, was die Situation zweifellos zu einem peinlichen Moment werden lässt.
Schließlich hebt Gray doch steif den Arm und schüttelt wortlos Lexis Hand. Kräftig und zügig. Dann wendet sich Gray der Tür zu, sodass ich nun doch ihr Gesicht sehen kann. Verwirrung und Unsicherheit sind darin abzulesen. Zwei Emotionen, von denen ich wetten würde, dass sie normalerweise nicht zu ihrem Repertoire gehören.
Es scheint, dass sie Lexi gegenüber sehr verhalten ist, und ich will wissen, wieso. Während meiner zwei kurzen Begegnungen mit ihr habe ich sie als aufgeschlossen, lustig und freigeistig wahrgenommen.
Es ist gut, dass ich nun weiß, wo Lexi arbeitet. Und es ist noch besser, dass ich heute Abend nichts vorhabe. Ich mag zwar keinen Kaffee, aber ich bin mir sicher, dass ich etwas finden werde, das ich mir bestellen kann. Vielleicht kann ich so ein paar Minuten mit ihr verbringen und sie nach ihrer Telefonnummer fragen, damit wir uns verabreden können.