Kira, uneheliche Tochter eines Hotelbesitzers, will alles sein, nur nicht wie ihre Mutter, deren einziger Lebenszweck es war, sich einen reichen Mann zu angeln. Kira gibt sich deshalb hart, ehrgeizig und männlich.
Ihr Halbbruder hasst sie, denn nach dem Tod ihres Vaters machte dieser Kira und ihren Bruder zu seinen gemeinsamen Erben. Aus Angst vor ihrem Bruder sucht sie Schutz bei Pascal Engel, der Bodyguards ausbildet und offen seine sexuellen dominanten Neigungen lebt.
Es prickelt zwischen Kira und Pascal, doch aus Angst, wie ihre Mutter zu werden, traut sie sich nicht, sich auf ihn einzulassen. Ein Umstand der Pascal allerdings ziemlich egal ist, als er beschließt, Kira haben zu wollen ...
Teil 3 der Hard & Heart-Reihe.
Sara-Maria Lukas (alias Sabine Bruns) war gebürtige Bremerin und lebte mit ihrem Partner und diversen Vierbeinern in einem winzigen Dorf zwischen Hamburg und Bremen. Die Verbundenheit zur Natur, sowie die Liebe zum Meer und der norddeutschen Lebensart bestimmten ihren Alltag...
In der Polizeiwache sind sie nach einer Stunde fertig. Als sie herauskommen, atmet Kira tief durch. Erst jetzt registriert sie, wie stickig und bedrückend es in den Räumen war. Pascal hat die ganze Zeit neben ihr gesessen, sich aber zurückgehalten. Es war ein gutes Gefühl gewesen, nicht allein vor dem Schreibtisch des Beamten zu sitzen. Aber jetzt legt Pascal schon wieder einen Arm um ihre Schultern und zieht sie an sich. Merkt er denn nicht, dass er ihr damit keinen Gefallen tut?
„Du bist sehr stark. Ich habe großen Respekt vor dir“, sagt er plötzlich und...
...sie starrt perplex zu ihm auf. Aber da ist kein Schmunzeln oder Grinsen in seinem Gesicht. Er veräppelt sie nicht. „Ich kenne nicht viele Menschen, die nach einem solchen Erlebnis in der Lage wären, alle Fragen so systematisch und klar formuliert beantworten zu können. Und du hast noch nicht mal geweint“, fährt er fort. Seine Finger drücken sanft ihre Schulter.
Sie runzelt die Stirn. „Ich bin eben so. Ich weine nie.“
„Warum nicht?“
„Warum sollte ich?“, fährt sie ihn genervt an und sieht demonstrativ geradeaus. Nicht auszudenken, wenn er in ihrem Gesicht lesen könnte, was sie ihm durchaus zutraut. Diese unnormal tiefblauen Augen geben ihr ständig das Gefühl, dass er sie durchschaut. Wenn er wüsste, was für ungeheuerliche sexuelle Fantasien sie mit seiner Person verknüpft … oh Gott! Das muss unbedingt aufhören.
Sie fahren einige Minuten, und Kira ist so in ihre Gedanken versunken, dass sie erstaunt aufsieht, als Pascal das Auto auf einem Parkplatz in einem ruhigen Wohngebiet abstellt.
„Ist das …“
„Wir sind bei mir zu Hause“, sagt er und steigt aus. Irritiert starrt sie ihn durch die Windschutzscheibe an. Er winkt ihr, ihm zu folgen. Zögernd öffnet sie die Tür und klettert langsam aus dem Auto. Pascal geht in großen Schritten los, und ihr bleibt nichts anderes übrig, als ihm nachzulaufen, wenn sie nicht völlig dämlich auf dem Parkplatz stehen bleiben will.
Er schließt eine Haustür auf. „Unten wohnen Tim und Ella, oben wohne ich“, erklärt er, während er sich zur Seite dreht, um ihr den Vortritt zu lassen.
Als sie seine Wohnung betritt, erstarrt sie zur Salzsäule. Er sieht sie kurz irritiert an, folgt ihrem Blick und schmunzelt. „Keine Angst. Alles nur Spielzeug für freiwillig Mitwirkende.“
Kira spürt, wie erst ihre Ohren, dann ihre Wangen heiß werden. Warum zum Teufel wird sie rot, wenn er Peitschen an der Wand und Ketten mit Handschellen an hölzernen Balken hängen hat? Sie räuspert sich.
„Jedem sein eigenes Hobby“, stellt sie schnippisch fest und zuckt demonstrativ gleichgültig mit den Schultern.
Pascal ist in den durch einen Tresen abgetrennten Küchenbereich gegangen und schaltet einen modernen Kaffeeautomaten an, ohne sie zu beachten. Zögernd tritt sie weiter in das große Wohnzimmer und sieht sich um. Es ist eine Dachwohnung mit Schrägen, in der hölzerne Träger und Dachbalken freigelegt wurden, was eine sehr gemütliche Atmosphäre schafft. Die Möblierung ist typisch männlich. Eine große, breite, dunkelbraune Ledercouch, ein riesiger, ultramoderner Flachbildfernseher, ein Regal mit Büchern und einer umfangreichen CD-Sammlung. An der linken Wand steht ein altertümlicher Sekretär, bedeckt mit unordentlichen Papierstapeln und Briefen. Auf dem Fußboden daneben wartet ein Drucker auf Benutzung. Gegenüber führt eine zweiflüglige Glastür auf einen Balkon hinaus. Auf einem niedrigen Tisch zwischen Couch und einem wuchtigen Sessel liegen Zeitschriften. Eine Jeans und ein Kapuzenpulli wurden achtlos über die Lehne eines Stuhls geworfen. Es ist seltsam, ihm in seiner Wohnung persönlich so nah zu sein. An den Wänden hängen große Drucke mit BDSM-Motiven. Sie betrachtet eine Frau, die nackt und mit auf dem Rücken gefesselten Händen vor den Beinen eines Mannes kniet. Es kribbelt in ihrem Unterleib, während ihr Herzschlag gleichzeitig unangenehm aufdringlich gegen die Wände ihres Brustkorbs donnert.
Der Kaffeeautomat setzt sich ratternd in Betrieb. „Milch und Zucker?“, fragt Pascal und sie schüttelt den Kopf.
„Danke, ich möchte jetzt keinen Kaffee.“
„Was anderes?“
„Äh … nein. Danke. Ich muss ins Hotel zurück. Die Arbeit wartet.“
Sie umklammert die Handtasche wie ein Schutzschild vor ihrem Körper.
Er schüttelt den Kopf. „Du wirst hierbleiben und dich ausruhen. Ich fahre zurück auf den Hof und regele alles mit meinen Lehrgangsteilnehmern. Ins Hotel begeben wir uns heute Abend gemeinsam, so wie wir es vorhin besprochen haben.“
Er schlängelt sich an ihr vorbei, zieht die Handtasche aus der Umklammerung vor ihrem Körper und wirft sie auf den Sessel. Ohne eine Reaktion oder Antwort von ihr abzuwarten, öffnet er eine Tür in dem kleinen Flur, den sie beim Betreten der Wohnung durchquert haben.
„Hier ist das Schlafzimmer, daneben das Bad. Der Schreck von heute Morgen steckt dir noch in den Gliedern. Leg dich auf mein Bett und schlaf ein Stündchen. Fühl dich wie zu Hause.“
„Nein!“ Dieser Macho kann doch nicht einfach über sie verfügen, wie es ihm Spaß macht! Was bildet der Arsch sich ein?
Pascal bleibt mit einem undurchdringlichen Gesichtsausdruck dicht vor ihr stehen. Gefährlich. Das Blau seiner Augen gefriert zu Eis. Augenblicklich werden ihre Knie weich und ihr Mund ist so trocken wie eine Wüste. Sie beißt die Zähne zusammen und zwingt sich, seinem Blick nicht auszuweichen.
„Wir haben das vorhin besprochen. Also, was ist dein Problem?“, knurrt er.
„Ich entscheide, was ich tue. Ich! Niemand sonst!“
„Hast du Angst vor mir?“
„Nein!“, faucht sie und ballt die Hände zu Fäusten, um dieses elende Zittern ihrer Finger zu unterdrücken.
Er sieht auf seine Uhr und atmet geräuschvoll, deutlich genervt, aus. „Okay. Wir müssen das ein für alle Mal klären.“ Er deutet Richtung Couch. „Setz dich.“
„Du hast mir überhaupt nichts zu sagen. Verstehst du mich nicht? Ich! Werde! Jetzt! Gehen!“ Mit einem Ruck reißt sie die Hände hoch, um ihn wegzustoßen.
Ehe sie kapiert was geschieht, wird ihr Körper hochgehoben, kurz durch die Wohnung getragen und mit Schwung fallen gelassen. Sie stößt einen Schrei aus und landet rücklings mitten auf seinem breiten Bett. Zornig will sie aufspringen, da kniet er schon über ihren Beinen und presst ihre Handgelenke neben ihrem Körper fest auf die Matratze. Kira sieht rot. Panisch strampelt und kreischt sie, bis ihre Kräfte nachlassen und ihr Verstand wieder seine Arbeit aufnimmt. Keuchend starrt sie ihn an. Ihr Körper ist steif wie ein Brett, aber in ihrer Klit pulsiert aufdringlich heiße, fordernde Glut. Die Angst, er könnte es merken, ist mindestens doppelt so groß wie die Angst vor einem weiteren Mordanschlag. Definitiv.
Einen Moment lang ist es so still, wie in einem gefrorenen See, dann schleicht sich ein Lächeln in sein Gesicht. Dieser Mistkerl lacht sie aus! Könnte er sie nicht bedrohen? Wenigstens beschimpfen?
Ihr Herz hämmert ganz oben in ihrem Hals. Sein Griff um ihre Handgelenke lockert sich, trotzdem wagt sie es nicht, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
„Kannst du mir jetzt zuhören?“, fragt er freundlich und ihr Wutpegel steigt umgehend wieder in Richtung Hochwassermarke an. Sofort festigt sich sein Griff.
„Lass mich los!“ Es sollte ein wütendes, drohendes Fauchen werden, heraus kommt ein kläglich ängstliches Flehen. Shit!
„Ich lasse dich los, sobald du bereit bist, mir zuzuhören.“
Seine Mimik ist wieder so scheiß undurchdringlich. Keine Frage, er findet es ganz normal, was er da macht. So eine Frechheit. Wahrscheinlich genießt er es, der Mistkerl, es entspricht ja seinen sexuellen Vorlieben. Sie will ihn wegschieben, ohrfeigen und treten, hat aber nicht die geringste Chance gegen seine Kraft.
Sie atmet zitternd aus. Oh Gott, wenn er merkt, wie sehr es sie erregt, ihm ausgeliefert zu sein, hat sie verloren. Sie presst die Lippen fest zusammen und hält stur seinen Blick.
Er nickt zufrieden. „Es kommt dir vielleicht im Moment nicht so vor, aber ich betrachte Frauen durchaus als uns Männern gleichgestellte Wesen.“
Kira stößt ein wüstes Schnauben aus und er grinst. „Na ja, fast.“
Schon wieder will die Wut in ihr explodieren. Sie versucht, sich aufbäumen und ihn anzuschreien, aber ihre Kehle ist wie zugeschnürt.
Er schüttelt den Kopf. „Beruhige dich. Tut mir leid. Ich mache ab jetzt keine Scherze mehr, ich verspreche es.“ Er wartet, bis sie aufgibt. „Hör mir zu“, sagt er sanft. Seine Daumen streichen beruhigend über die Haut an ihrem Unterarm, während seine Hände immer noch auf ihren liegen. Sein Blick forscht viel zu intensiv in ihrem Gesicht. Sie kann nichts anderes tun, als ihn einfach nur bewegungslos anzustarren.
„Du befindest dich in einer Situation, die du nicht einschätzen kannst und auf die du nicht vorbereitet bist. Das verunsichert dich und macht dir Angst. Ich verstehe dich, denn ich kenne mich mit solchen Situationen aus. Deshalb möchte ich, dass du auf mich hörst und mich entscheiden lässt. Ich will dich beschützen und dir helfen. Nichts anderes. Vertrau mir, okay?“
Es ist ganz still im Zimmer. Ohne dass sie sich dagegen wehren kann, sorgt jedes einzelne seiner Worte für einen Riss in der dicken Mauer, die sie vor langer Zeit um ihre Seele herum aufgebaut hat. Das ist gefährlich, viel zu gefährlich. Er kommt ihr viel zu nah. Sie zwingt sich zu nicken.
„Gut. Und das andere: BDSM hat nichts mit Gewalt, Unterdrückung oder Vergewaltigung zutun. Ich lebe meine dominanten Neigungen ausschließlich in gegenseitigem Einverständnis mit gleichgesinnten Partnerinnen aus. Kapiert?“
„Na klar. Ich fühl mich auch grad richtig wohl“, rutscht ihr deutlich sarkastisch heraus, bevor sie, über sich selbst erschrocken, die Zähne wieder fest zusammenbeißt.
Er grinst. „Du hast einen Bodyguard angegriffen. Was erwartest du?“
Er klettert vom Bett und setzt sich auf den Rand der Matratze. Sein Gesicht wird wieder ernst. „Bitte versprich mir, dass du hierbleibst.“
Jetzt ist seine Stimme schon wieder so sanft. Das tiefe männliche Timbre heizt dieses verdammte aufdringliche Summen in ihrem Becken erneut an. Oh nein!
Sie schluckt, nickt und schafft es, ein tonloses „Okay“ über die Lippen zu bringen.
Er legt kurz die Hand auf ihre Schulter. „Bedien dich in der Küche, wenn du Durst oder Hunger hast, und falls was ist, ruf an. Meine Handynummer hast du ja.“
„Mmh.“ Ihre Stimme klingt heiser.
Er macht Anzeichen aufzustehen, und sie will schon aufatmen, endlich von seiner Gegenwart befreit zu werden, da dreht er sich ihr noch mal zu. „Kira.“
Ihr Blick zuckt hoch.
„Es ist in Ordnung, Angst zu haben, wenn das eigene Leben bedroht ist. Du musst das nicht vor mir verstecken.“
Er wartet keine Antwort ab, drückt noch mal kurz ermutigend ihren Arm und verschwindet.
Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen ist, löst sich endlich die Spannung in ihr. Eine Weile liegt sie regungslos auf dem Rücken und starrt gegen die Decke. Ein ganz neues Gefühl breitet sich in ihrer Brust aus. Warm, angenehm, wie kleine Wellen auf dem Meer bei Windstille. Sie rollt sich auf die Seite und ihr Blick fällt auf einen Stuhl, auf dem eine ausgeblichene Jeans und ein T-Shirt liegen. Sie schnuppert am Kopfkissen. Seinem Kopfkissen. Oh! Mein! Gott!