Hard & Heart: Die Entführung des Kolibris

Erschienen: 03/2016
Serie: Hard & Heart
Teil der Serie: 1

Genre: Contemporary Romance, Soft-SM / BDSM

Location: Deutschland

Seitenanzahl: 300


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-215-9
ebook: 978-3-86495-216-6

Preis:
Print: 12,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

Erhältlich bei u.a.:

und allen gängigen Onlinehändlern und im Buchhandel

Hard & Heart: Die Entführung des Kolibris


Inhaltsangabe

Mona trifft ihre Jugendliebe wieder und wird zum Geburtstag eingeladen, um dann schockiert festzustellen, auf einer SM-Party gelandet zu sein. Als auch noch eine masochistisch veranlagte Frau vor Zuschauern ausgepeitscht wird, will sie panisch in die Session platzen, um die Frau zu retten. Leon, einer der beteiligten Männer, groß wie ein Schrank und stark wie ein Bär, hindert sie daran.
Kurzerhand entführt er sie in sein einsam gelegenes Haus. Mona glaubt, ihr letztes Stündchen habe geschlagen, doch Leon durchschaut sie. Nicht die Session hat sie so verängstigt, sondern die Erregung, die sie beim Zuschauen erfahren hat.
Er macht es sich zur vergnüglichen Aufgabe, sie in seine Welt des BDSM einzuführen - in eine aufregende, liebevolle und leidenschaftliche Welt, die sich Mona in ihren wildesten Träumen nicht hätte ausmalen können ...

Teil 1 der Hard & Heart-Serie.

Über die Autorin

Sara-Maria Lukas (alias Sabine Bruns) war gebürtige Bremerin und lebte mit ihrem Partner und diversen Vierbeinern in einem winzigen Dorf zwischen Hamburg und Bremen. Die Verbundenheit zur Natur, sowie die Liebe zum Meer und der norddeutschen Lebensart bestimmten ihren Alltag...

Weitere Teile der Hard & Heart Serie

Leseprobe

Ich habe keine Ahnung, wohin es geht. Mein Zeitgefühl ist vollständig flöten gegangen. Wir sind aus der Kleinstadt hinausgefahren und waren auf Landstraßen unterwegs. Jedenfalls vermute ich das, denn es gab plötzlich keine Straßenlaternen mehr und der Motor surrte eine ganze Weile lang ziemlich gleichmäßig. Jetzt blinkt Leon und biegt auf einen holprigen Weg ab. Mein Körper wird hin und her geworfen, mein Herz klopft schneller. Wir sind irgendwo in der Wildnis. Garantiert. Er wird mich doch umbringen. Die Erkenntnis lässt mein Herz rasen.
Er bremst und der Motor geht aus. Es ist stockdunkel draußen. Als er die Tür öffnet,...

...strömt frische Luft herein. Es riecht nach Wald. Ja, ganz eindeutig Wald. Mein Schicksal ist besiegelt, denn ich habe keine Chance gegen ihn. Mein Körper zittert und ich möchte schreien.
Als er die Schiebetür öffnet, zucke ich zusammen und starre ihm im Schein des kleinen Deckenlichtes entgegen. Sein Gesicht zeigt keine Regung.
„Wir sind da”, sagt er. „Halt still. Ich mache die Fußfesseln auf, damit du laufen kannst.“
Er fummelt an meinen Füßen herum, dann hält er mich an den Oberarmen und hilft mir aus dem Auto heraus. Ich will nicht, dass er mich anfasst, und meine Muskeln versteifen sich, ich verliere das Gleichgewicht und falle gegen seinen Körper. Er ist so stabil und stark, dass er nicht mal ins Wanken gerät. Mein Gesicht landet auf seinem T-Shirt. Leon ist warm und sein Geruch so angenehm. Das passt doch nicht zu einem Mörder. Wenn ich könnte, würde ich mich an ihn klammern und um Gnade betteln. Er schiebt mich ein Stück weg und wartet, bis ich fest auf dem Boden stehe. Dann lässt er mich los.
„Der Bewegungsmelder ist anscheinend defekt, denn das Außenlicht geht nicht an. Aber ich habe eine Taschenlampe im Handschuhfach.“
Er tritt einen Schritt zur Seite und öffnet die Beifahrertür. Das ist meine Chance! Ich drehe mich vom Auto weg und renne los. Einfach geradeaus, in die Dunkelheit hinein.
„Nicht! Du tust dir noch weh!“, ruft er und ich laufe noch schneller. „Fuck!“, höre ich ihn brüllen und die Autotür wird zugeschlagen.
Ich bin schnell! Ich schaffe das! Ja!
Der Kegel einer starken Taschenlampe erfasst den Wald vor mir. Undurchdringliches Grün, aber ich achte nicht darauf, nur weiter, weiter, schneller, nur weg von ihm. Raus aus dem Licht, dann bin ich in Sicherheit!
Ein scharfer Schmerz zuckt durch mein rechtes Bein. Ich hänge irgendwo fest, verliere das Gleichgewicht, falle auf die Knie und dann mit dem Oberkörper nach vorn. Da meine Arme immer noch auf dem Rücken gefesselt sind, kann ich mich nicht abstützen. Zweige fangen mich auf und dämpfen den Aufprall. Bis auf einen dumpfen Schlag gegen die Stirn tut es kaum weh, aber Sekunden später brennen mein Gesicht, meine Brust und mein Bauch wie Feuer. Ich stöhne auf, will mich aufrappeln, doch bei jeder Bewegung sticht, brennt und kratzt es irgendwo. Was ist das? Die Erkenntnis kommt beim nächsten Bewegungsversuch. Es sind Dornen. Ich liege in einem Dornenbusch und mein rechter Fuß hängt irgendwo fest. Es fühlt sich an, als ob sich Heftzwecken an tausend Stellen gleichzeitig in meine Haut bohren, sobald ich auch nur die kleinste Bewegung mache. Oh Scheiße, tut das weh. Tränen laufen mir aus den Augen und ich bleibe, durch die Nase schnaufend, bewegungslos liegen.
Dann hat Leon mich eingeholt. Er atmet normal, hat es anscheinend nicht für nötig gehalten, zu rennen. Der Mistkerl! Wahrscheinlich macht es ihm diebischen Spaß, mich hier liegen zu sehen.
Er steht über mir und leuchtet mich an. „Mädchen, was machst du denn? Du kannst doch nicht einfach ins Dunkle rennen! Du hättest dir das Genick brechen können!“
Ein seltsamer, albern gurgelnder Ton findet den Weg durch den Knebel. Am liebsten würde ich brüllen. Ich rühre mich nicht, denn es tut einfach zu weh.
Jetzt beugt er sich über mich. „Mitten in die Brombeeren. Das hast du ja klasse hinbekommen.“ Er legt eine Hand auf meinen Oberschenkel, direkt unter meinen Po. „Versuch, dich zu entspannen und ganz still liegen zu bleiben, dann tut es nicht so weh, wenn ich dich da raushebe.“
Ich höre Holz brechen, dann bewegt er meinen rechten Fuß. „So, das haben wir schon mal.“ Ich will aufstehen, doch sofort zerkratzen mich wieder tausend Dornen. „Sch … nicht doch. Warte.“
Ich rühre mich nicht mehr, aber ich spüre, dass meine Muskeln zittern. Jetzt fühle ich seinen festen Griff um einen meiner Oberarme herum. Er hebt mich sachte ein Stück an. Wieder Kratzen und Brennen, ich schnaufe und sein anderer Arme schiebt sich unter meinen Körper auf meine Rippen. Er hebt mich hoch und lässt mich zur anderen Seite sanft wieder runter.
Jetzt liege ich auf kühlem Erdboden. Oh Gott, was für eine Erleichterung. Er löst die Fesseln an meinen Handgelenken und befreit mich von dem Knebel. Dann dreht er mich auf den Rücken. Ich sehe im Licht der Taschenlampe, die er neben mir auf den Boden gelegt hat, schemenhaft sein Gesicht. Er hockt vor mir, einen Arm auf ein Knie aufgestützt. Selbst in dieser Position wirkt er riesengroß. Ich bin ihm ausgeliefert. Er wird mich töten. In mir ist kein Mut und keine Kraft mehr. Ich habe verloren. Meine Haut schmerzt wie bei einem schlimmen Sonnenbrand und ich bewege mich nicht. Irgendetwas in mir zerbricht. Ich verliere jeglichen Selbsterhaltungstrieb. Tränen laufen aus meinen Augen, ich stoße seltsame Laute aus. Alles ist plötzlich egal.
Er beugt sich herunter, streicht mir sanft mit dem Finger die Haare aus dem Gesicht. „Ist ja gut, keine Angst, beruhige dich. Wieso bekommst du denn plötzlich solche Panik? Ich dachte, du hast kapiert, dass ich dir nichts tue.“ Die sanfte Berührung ist wie ein Rettungsanker. Mein Gesicht schmiegt sich an seine große Hand, ohne dass ich es verhindern kann.
Er seufzt. „Na komm, halt dich fest.“
Ich schlinge meine Arme um seinen Nacken und er hebt mich hoch. Mein Gesicht landet an seiner Brust, ich heule wie ein Schlosshund und sauge seinen Geruch in mich ein. Noch nie hat mich ein Mann getragen und es scheint ihn nicht mal anzustrengen. Ich fühle, wie sich seine Brustmuskeln bewegen, höre seine regelmäßigen Atemzüge und weine einfach völlig haltlos weiter.
Er trägt mich bis vor eine Tür, lässt mich vorsichtig runter und ich zucke zusammen, als ich das rechte Bein belaste. Sein starker Arm hält mich, während er aufschließt. Schon hat er mich wieder hochgehoben und trägt mich hinein. Ich weine immer noch unkontrolliert wie ein kleines Kind und klammere mich an seinen Hals. Er macht Licht und schiebt die Tür mit dem Fuß hinter uns zu. Seufzend lässt er sich auf eine Couch fallen, ohne mich loszulassen. Ich sitze auf seinem Schoß und heule in sein schon völlig durchnässtes T-Shirt. Seine Hand streicht über meinen Rücken. „Sch … Beruhige dich, Mona, alles ist gut. Ich tu dir nichts.“
„Es tut mir leid“, bringe ich zwischen zwei Schluchzern hervor, „ich hatte doch solche Angst … Ich wusste doch nicht … ich mach das nie wieder … Bitte … es tut mir wirklich leid, ich hab doch mit Tim nur … Das war einfach zu viel … das musst du verstehen … Ich sage ganz bestimmt niemandem was.“
Zwischen den Schluchzern blubbern alle wirren Gedankenfetzen aus meinem Kopf ungefiltert über meine Lippen. Wahrscheinlich versteht er kein Wort. Aber er hält mich, geduldig, ganz fest und sicher. Seine Wange liegt an meinem Haar, seine Hand streicht immer wieder warm über meinen Oberschenkel und er murmelt leise besänftigende Worte. Endlich werde ich ruhiger. Einige letzte trockene Schluchzer lassen meinen Körper noch beben. Ich kann mich nicht erinnern, jemals vorher in meinem Leben so sehr die Fassung verloren zu haben.
Während ich noch etwas Zeit brauche, um mich ganz zu beruhigen, beginnt er, die Manschetten von meinen Handgelenken zu lösen. Meine Augen verfolgen seine Bewegungen. Es ist still und es ist ein seltsames Bild, diese Lederfesseln an meinen Armen und seine großen Hände mit den deutlich hervortretenden Adern unter der Haut. Mir war gar nicht bewusst, dass ich sie noch trage, und ich wundere mich darüber, wie weich und bequem sie sich angefühlt haben. Seine Finger streichen über meine Haut, als ob er Druckstellen massieren wollte, aber da sind gar keine. Die Situation ist so unwirklich, als säße ich im Kino und wäre plötzlich Teil eines Films in einer völlig fremden Realität.
Leon legt einen Finger unter mein Kinn und will mein Gesicht anheben, doch ich versuche, ihm auszuweichen. Ich schäme mich so und bin so unsicher.
„Mona, sieh mich an.“ Die deutliche Dominanz in seiner Stimme zwingt mich, ihm zu gehorchen. Unsere Blicke treffen sich.
Er zwinkert fröhlich. „Geht’s jetzt wieder?“
„Mmh.“
Er nickt, schiebt mich zur Seite, sodass ich jetzt normal auf der Couch sitze, und steht auf. Er geht und ich sehe mich um. Es ist ein sehr männliches Wohnzimmer, in dem ich mich befinde. Die Einrichtung wirkt urtümlich, robust, wie sie in ein Blockhaus oder das Haus eines amerikanischen Cowboys passen würde. Ich sehe überall dunkle Balken, ähnlich wie in meiner Wohnung, aber viel ausgeprägter und mächtiger. Es ist ein altes Fachwerkhaus. Die Wände zwischen den Balken sind gemauert und weiß verputzt. Ein rechteckiger Esstisch mit vier schlichten Stühlen aus dunklem Holz stehen auf der einen Seite, zwei Ledersessel und eine passende Couch gegenüber, alles ist groß und wuchtig. Auf dem Holzfußboden sind mehrere kleinere dunkelrote Teppiche ausgelegt, die dem Raum ein sehr gemütliches Ambiente geben. Indirektes Licht aus versteckten Lampen verstärkt diesen Eindruck. Die Atmosphäre ist anheimelnd. Leon ist durch eine offene Tür links vom Eingang verschwunden. Helles Licht geht in dem angrenzenden Raum an und ich höre eine Kühlschranktür.
Leon kommt mit einer Flasche Mineralwasser und einem Glas wieder. Nachdem er eingeschenkt hat, stellt er die Flasche auf den niedrigen Couchtisch und reicht mir das Glas.
„Danke”, flüstere ich, nehme es und trinke es vollständig aus. Mir war gar nicht bewusst, wie durstig ich war.
Er hockt sich hin und greift an meine rechte Wade. Unwillkürlich zucke ich zusammen und er wirft mir einen missbilligenden Blick zu. Mein Herz klopft schneller. Obwohl er vor mir hockt, wirkt seine Gestalt mächtig, einschüchternd. Und er ist mir so verdammt nah! Ich möchte den Verkaufstresen aus dem Laden zwischen uns haben. Wobei seine imposante Größe und Breite mich wahrscheinlich auch dann noch verunsichern würde. Er zieht mir vorsichtig den Schuh und den Strumpf aus und ich beiße die Zähne zusammen. Seine Finger betasten das Gelenk sanft von allen Seiten, dann bewegt er sachte den Fuß. Ich zische durch meine zusammengebissenen Zähne, bemühe mich aber, stillzuhalten.
„Es ist nichts gebrochen. Wir werden es kühlen, dann sollte es schnell besser werden.“
Er mustert mein Gesicht, seine Finger nähern sich und wieder zucke ich zurück. Er zieht drohend eine Augenbraue hoch, legt eine Hand sehr bestimmend an mein Kinn und schiebt mit der anderen meine Haare zur Seite. Ich zucke fast zusammen, traue mich aber nicht, mich zu bewegen, obwohl alles in mir ihn abwehren will. Seine Finger auf meiner Stirn sind ganz sanft und warm. Ich starre ihn an, nein, ich starre seinen Mund an, diese wunderschön geschwungenen Lippen, und plötzlich sehnt sich alles in mir danach, von ihm geküsst zu werden.
„Das ist auch nicht schlimm, muss nur gesäubert und desinfiziert werden.“
Sein Blick wandert über meinen Oberkörper. Leon ist mir unheimlich. Meine Gefühle sind mir unheimlich. Er ist gefährlich und ich bin ihm ausgeliefert, denn ich bin erschöpft und zu schwach für ihn. Er könnte alles mit mir tun. Das Ganze überfordert mich total. Ich möchte in meine Wohnung, mich in meinem Bett unter der Decke verkriechen, und ich muss mal, ziemlich dringend.
„Kann ich …“, ich räuspere mich. „Ich müsste mal auf die Toilette.“ Oh Gott! Ich komme mir so blöd vor.
Er nickt Richtung Eingang. „Da vorn. Ich helfe dir.“
Ich rappele mich auf und er stützt mich, sodass ich mich humpelnd fortbewegen kann.
Im Flur öffnet er eine Tür und schiebt mich rückwärts vor eine Toilette. Ich stütze mich am Waschbecken ab.
„Kommst du klar?“, fragt er und glaubt anscheinend allen Ernstes, ich würde jetzt vor ihm die Hosen runterlassen.
„Ja!“ Ich starre ihn an und er schmunzelt. So ein Arsch! Er geht. Gott sei Dank. Bevor er die Tür schließt, zieht er allerdings den Schlüssel ab. So ein Riesenarsch!
Leider muss ich so dringend, dass ich es darauf ankommen lassen muss, von ihm beim Pinkeln überrascht zu werden. Doch er lässt mich in Ruhe.
Nachdem ich mich erleichtert und die Hose mühsam wieder hochgezogen habe, sehe ich in den Spiegel über dem Waschbecken und erschrecke. Mein Gesicht ist zu einer grauenhaften Maske mutiert. Eine dicke Schramme, unter der sich ein blauer Fleck bildet, ziert meine Stirn. Mein Augen-Make-up ist zerlaufen, sodass schwarze Schlieren meine Wangen verunstalten. Überall sehe ich kleine, blutige Kratzer. Ich bin blass, meine Augen sind rot und geschwollen, das Haar wirr. Meine weiße Bluse ist hinüber, überall Flecken und Risse. Meine Haut im Ausschnitt und am Hals ist übersät mit weiteren blutigen Kratzern und Flecken von Erde.
Ich presse die Lippen fest zusammen, um nicht schon wieder zu heulen, und würde alles darum geben, jetzt allein in meiner Wohnung zu sein. Stattdessen muss ich mich wieder diesem riesigen Monster stellen, gegen das ich mental und physisch nicht die geringste Chance habe.
Ich wasche mir die Hände und versuche, mein Gesicht zu säubern, aber das ist in dem kleinen Waschbecken der Gästetoilette kaum möglich.
Er klopft. „Komm raus, waschen kannst du dich oben, da ist ein großes Bad.“
Widerstrebend öffne ich die Tür. Leon ist nicht mehr zu sehen und ich humpele langsam zurück ins Wohnzimmer und setze mich wieder auf die Couch. Er kommt aus einer Tür auf der anderen Seite des Raumes, hinter der ich vor einem Aktenschrank die Ecke eines Schreibtisches sehe, und bleibt mit vor der Brust verschränkten Armen vor mir stehen.
Sein Blick gleitet über meinen Körper. „Bist du gegen Tetanus geimpft?“
„Ja.“
„Wann?“
Unwillig ziehe ich die Stirn kraus. Ich bin doch kein kleines Kind. „Erst letztes Jahr.“
Er betrachtet mich wie ein seltenes Tier, das ihm in die Falle gegangen ist, und schüttelt den Kopf. „Ich sollte dich übers Knie legen. Für die Aktion hast du dir einen glühenden Arsch verdient.“
Ich zucke zusammen und starre ihn fassungslos an. Er verdreht die Augen und stöhnt genervt auf. „Keine Angst, für heute hast du dich schon selbst genug bestraft.“
„Ich …“ Meine Stimme ist nur ein Krächzen und ich räuspere mich. „Ich steh nicht auf so was. Ich hab damit nichts zu tun.“
Er lacht. „Baby, das kannst du deiner Oma erzählen, aber nicht mir. Ich hatte dich während der ganzen Session im Blickfeld. Deine Mimik sprach Bände.“
„Nein!“ Ich will aufspringen, doch seine Hand landet auf meiner Schulter und hält mich ungerührt fest. „Schluss jetzt. Als Erstes müssen wir dich versorgen und deinen Fuß kühlen. Morgen werden wir in Ruhe reden.“
„Ich brauche nichts. Ich will nur nach Hause. Ich verspreche, ich sage niemandem etwas.“
„Du wirst jetzt dein freches Mundwerk halten und gehorchen. Leg deinen Arm um meinen Hals. Ich trage dich nach oben.“
„Ich …“
„Mona!“
Die unausgesprochene Drohung in seiner Stimme lässt meinen Körper augenblicklich erstarren. Mit einer zittrigen Bewegung lege ich den Arm um seinen Nacken und er hebt mich hoch. Es ist so unfair, dass er so gut duftet. Das bringt mich total durcheinander. Ich möchte mein Gesicht an seine Brust legen, aber das kann ich doch nicht tun. Er ist schließlich ein Fremder, der mich gefesselt und entführt hat. Ich darf ihm nicht trauen.
Er trägt mich eine knarrende Holztreppe hinauf. Die Stufen sind ausgetreten. Es muss wirklich ein sehr altes Haus sein.
Oben öffnet er eine Tür und drückt auf einen Lichtschalter. Erstaunt reiße ich die Augen auf. Wir stehen in einem riesengroßen und gleichzeitig unglaublich gemütlichen Schlafzimmer mit einem breiten Bett. So einen Raum habe ich noch nie gesehen.
Auch hier ist der Fußboden aus Holz und es gibt diese dunklen Balken. Aber da der Raum die gesamte Breite des Dachstuhls einnimmt, sind zwei Wände ab einem Meter Höhe Schrägen, wie in einem Nur-Dach-Haus oder einem überdimensional großen Zelt. Ich sehe direkt auf eine dreieckige Wand, die aus Schrank- und Regalfächern mit Büchern besteht. Davor befindet sich mitten im Raum ein massives, breites Bett. Gegenüber, an der Wand der anderen Seite, direkt neben dem Zugang zur Treppe, gibt es noch eine Tür. Links im Dach sehe ich mehrere große Fenster, darunter stehen zwei Stühle. Wäre es nicht seiner, würde ich diesen Raum lieben.
Er stellt mich vorsichtig vor dem Bett ab, stützt mich mit einer Hand, während er mit der anderen die Decken und Kissen zur Seite schiebt. „Leg dich hin.“
In mir zieht sich alles zusammen. Ich will nicht in seinem Schlafzimmer sein und schon gar nicht in seinem Bett liegen.
Zögernd setze ich mich auf die Kante.
„Mona, hör auf zu zicken. Du sollst dich hinlegen. Jetzt.“ Seine Stimme klingt ein klitzekleines bisschen angepisst und ich beiße die Zähne zusammen, um nichts Unbedachtes zu erwidern, als er unter meine Kniekehlen fasst und mich kurzerhand richtig auf das Bett verfrachtet. „Ich hole Eis für deinen Fuß. Zieh dich schon mal aus.“ Er dreht sich um und verlässt den Raum.
In meinem Kopf schrillen sämtliche Alarmglocken. Zieh dich schon mal aus? Der spinnt wohl! Niemals! Eher soll er mich umbringen!
Ich höre ihn auf der Treppe, möchte aufstehen, aber traue mich nicht. So stütze ich mich auf den Ellenbogen ab, um eine halbwegs sitzende Stellung einzunehmen. Das macht mich etwas sicherer. Der Gedanke, wie ein hilfloser Käfer vor ihm auf dem Rücken zu liegen, ist unerträglich.
Leon kehrt mit einer Eispackung und einem Handtuch zurück. Ich atme tief ein und presse die Lippen fest zusammen. Ich lasse mich von diesem gefühllosen Monster nicht unterkriegen. Niemals! Auch wenn er noch so drohend vor mir aufragt.
Seine Mundwinkel zucken. So ein Arsch! Ich weiß wirklich nicht, was gerade so lustig ist.
„Ich zieh mich nicht aus. Ich will das nicht”, zische ich. Ich bin so wütend. Es ist einfach zu viel. Der ganze Abend war zu viel. Ich bin erschöpft vom Weinen und von meiner Angst. Mein Körper schmerzt. Seine Dominanz und seine Wirkung auf mich scheinen mich vollständig willenlos zu machen. Er ist mir zu nah. Das alles ist zu viel, er ist zu viel. Ich kann nicht mehr.
„Entweder du ziehst dich aus oder ich ziehe dich aus. Eine andere Option hast du nicht, denn ich muss deine Kratzer desinfizieren, damit sich nichts entzündet.“
Mit einer schnellen Bewegung ruckt er an meinen Handgelenken und ich liege auf dem Rücken. Bevor ich irgendwie reagieren kann, sitzt er auf dem Bettrand, presst meine Arme neben meinem Körper auf die Matratze und beugt sich dicht über mich. Mein Herz rast. So muss sich eine Maus in einer Lebendfalle fühlen.

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