Jameson Force Security Group: Codename: Disavowed

Ori­gi­nal­ti­tel: Code Name: Dis­avo­wed (Ja­me­son Force Se­cu­ri­ty Book 8)
Über­set­zer: Me­lis­sa Par­ker

Er­schie­nen: 06/2022
Serie: Ja­me­son Force Se­cu­ri­ty Group
Teil der Serie: 8

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Ro­man­tic Thrill
Zu­sätz­lich: Se­cond Chan­ce

Lo­ca­ti­on: USA, Mit­tel­ame­ri­ka


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-556-3
ebook: 978-3-86495-557-0

Preis:
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Jameson Force Security Group: Codename: Disavowed


In­halts­an­ga­be

Das Schick­sal geht oft selt­sa­me Wege. Die Ja­me­son Force Se­cu­ri­ty Grup­pe hat ge­ra­de die Be­nach­rich­ti­gung über eine ent­tarn­te CIA-Agen­tin er­hal­ten, die aus Mit­tel­ame­ri­ka be­freit wer­den muss. Mir läuft es kalt den Rü­cken her­un­ter, als ich er­fah­re, dass die Agen­tin Greer Hat­ha­way ist – meine ehe­ma­li­ge Ver­lob­te.

Nach un­se­rer Tren­nung vor über zehn Jah­ren hege ich immer noch bit­te­re Ge­füh­le ge­gen­über Greer und dem Ende un­se­rer Be­zie­hung. Doch das än­dert nichts an der Tat­sa­che, dass ich Greer ein­mal über alles ge­liebt habe. Des­halb sitze ich ohne zu zö­gern im nächs­ten Flug­zeug, um mich auf eine Ret­tungs­mis­si­on zu be­ge­ben. Au­ßer­dem hat Greer mir ein­mal das Leben ge­ret­tet, also ist es jetzt an der Zeit, den Ge­fal­len zu er­wi­dern und mit der Ver­gan­gen­heit ab­zu­schlie­ßen.

Zum ers­ten Mal seit dem Ende un­se­rer Ver­lo­bung ste­hen Greer und ich uns von An­ge­sicht zu An­ge­sicht ge­gen­über - und da sind nicht nur Wut, un­be­ant­wor­te­te Fra­gen und Be­dau­ern, son­dern auch die un­be­streit­ba­re Che­mie, die an­schei­nend immer noch zwi­schen uns be­steht.

Wird das Ver­spre­chen einer neuen ge­mein­sa­men Zu­kunft aus­rei­chen - oder wer­den uns die glei­chen Hin­der­nis­se wie­der tren­nen?

Über die Au­to­rin

Seit ihrem De­büt­ro­man im Jahr 2013 hat Sa­wy­er Ben­nett zahl­rei­che Bü­cher von New Adult bis Ero­tic Ro­mance ver­öf­fent­licht und es wie­der­holt auf die Best­sel­ler­lis­ten der New York Times und USA Today ge­schafft.
Sa­wy­er nutzt ihre Er­fah­run­gen als ehe­ma­li­ge Straf­ver­tei­di­ge­rin in...

Wei­te­re Teile der Ja­me­son Force Se­cu­ri­ty Group Serie

Le­se­pro­be

 Ladd


Ich führe Greer aus der Zelle. Wut und Ad­re­na­lin las­sen mein Blut ko­chen. Dank der ge­dämpf­ten Grün­tö­ne mei­ner Nacht­sicht­bril­le, konn­te ich deut­lich er­ken­nen, dass Greer in einer miss­li­chen Lage war, als ich ankam. Wäre ich ein paar Mi­nu­ten spä­ter ge­kom­men …
Ich will nicht dar­über nach­den­ken und ich kann es mir auch nicht leis­ten. Ich habe nur sehr wenig Zeit, um uns hier raus­zu­brin­gen, bevor der Strom wie­der da ist. Bevor ich das Ge­bäu­de be­trat, habe ich den Pro­pan­gas­ge­ne­ra­tor an der Nord­sei­te des Ge­bäu­des über­prüft, und ich muss davon aus­ge­hen, dass er be­triebs­be­reit ist, so­fern er ord­nungs­ge­mäß ge­war­tet wird.

.../>Wir ver­las­sen die Zelle schnell, und Greer kann mit­hal­ten, ob­wohl sie blind ist und mei­ner Füh­rung ver­traut. Ich kenne diese Frau, und ob­wohl sie knall­hart ist, weiß ich, dass sie sich auch ver­letz­lich fühlt. Nicht, weil sie ohne ku­gel­si­che­re Weste durch ein ge­fähr­lich dunk­les Ge­län­de läuft, son­dern weil sie nur ein T-Shirt, einen Slip und Ten­nis­schu­he trägt, die man ihr auch nicht aus­zog, als man ihre Hose ent­fernt hat. Ich ver­mu­te, dass dazu ein Mes­ser be­nutzt wurde.
Ich habe jetzt sechs Leute ge­tö­tet, ein­schließ­lich des Wach­manns, der an der Tür stand. Ich muss­te ihn schnell und ge­räusch­los aus­schal­ten, also durch­schnitt ich den Ma­schen­draht­zaun an der Seite des Ge­bäu­des, so­dass er mich nicht sehen konn­te. Das war nicht ganz un­ge­fähr­lich, denn ei­ni­ge der Män­ner, die ge­ra­de einen der Last­wa­gen be­lu­den, hät­ten mich sehen kön­nen, wenn sie genau hin­ge­se­hen hät­ten. Aber ich schaff­te es und konn­te mich laut­los an­schlei­chen und dem Wach­mann eine schall­ge­dämpf­te Kugel in den Kopf jagen.
Er fiel zu Boden, und ich gab Bebe grü­nes Licht. „Ich bin be­reit, rein­zu­ge­hen.“
Sie ant­wor­te­te: „Es ist dun­kel. Geh.“
Ich öff­ne­te die Tür in die Dun­kel­heit, setz­te meine Schutz­bril­le auf, trat ein, schloss die Tür und ver­hin­der­te, dass das na­tür­li­che Licht von außen nach innen drang. So­fort stol­per­ten die Wa­chen umher, grif­fen mit den Hän­den nach den Wän­den und ver­such­ten, sich in Si­cher­heit zu brin­gen. Es war von Vor­teil, dass es in die­sem La­ger­haus keine Fens­ter gab, so­dass nur ich etwas sehen konn­te.
Auf dem Weg zur Zelle legte ich eine wei­te­re Wache um, wäh­rend Bebe dem Grund­riss folg­te und mich über mei­nen Ohr­hö­rer lei­te­te.
Es war mir ein Ver­gnü­gen, die vier Gang­mit­glie­der wegen ihrer bösen Ab­sich­ten aus­zu­schal­ten. Ich be­dau­re nur, dass ich Mejia nicht ge­trof­fen habe und keine Ah­nung habe, wo er ist. Dar­über kann ich mir jetzt keine Ge­dan­ken ma­chen – mein Haupt­ziel ist es, Greer zu ret­ten.
Ich habe kei­nen Schim­mer, wie viele an­de­re noch auf uns war­ten, und be­we­ge mich schlei­chend bis zum Ende des Flurs, der in einem T endet. Links be­fin­det sich das Haupt­la­ger, wo die of­fe­nen Ver­la­de­to­re Licht her­ein­las­sen. Ob­wohl es schon däm­mert, sind wir noch leicht zu ent­de­cken.
Ich gehe statt­des­sen nach rechts, was uns zu der Hin­ter­tür führt, durch die ich her­ein­ge­kom­men bin. Ich er­war­te, dass die Tür offen ist, aber sie ist ver­schlos­sen. Ich be­fürch­te, dass Wa­chen in un­se­re Rich­tung kom­men, aber es ist nie­mand zu sehen.
Der Rest des Weges nach drau­ßen ist frei, und ich habe keine Ah­nung, womit ich dem alten Mann da oben ge­fal­len habe, aber ich bin dank­bar, dass unser Flucht­weg frei ist.
Doch dann fla­ckert das Licht auf und die Zeit des un­be­merk­ten Um­her­schlei­chens ist vor­bei.
Ich zö­ge­re nicht und be­feh­le Greer: „Warte eine Se­kun­de, wir ma­chen uns aus dem Staub.“
Die Aus­gangs­tür taucht vor uns auf, und ich drü­cke mich hin­durch, wobei mich das ein­fal­len­de Licht in mein Nacht­sicht­ge­rät blen­det. Ich reiße es her­un­ter, ge­ra­de als je­mand hin­ter uns brüllt: „De­ten­gan­se!“
Halt!
Kommt nicht in­fra­ge.
Ich drehe mich schnell um, wo­durch sich Greers Hand von mei­ner Schul­ter löst, und stehe ihr ge­gen­über. Der­je­ni­ge, der ge­ra­de ge­schrien hat, be­fin­det sich di­rekt hin­ter ihr.
Ein Mann in den Drei­ßi­gern, der merk­wür­di­ger­wei­se einen hell­grau­en Anzug mit Kra­wat­te trägt. Er hebt die Waffe in sei­ner Hand.
Ich kann ge­ra­de noch einen Blick auf Greers Ge­sicht er­ha­schen, als sie mich mit fas­sungs­lo­sem Er­ken­nen an­sieht, und dann schie­ße ich. Eine wei­te­re Kugel pfeift aus dem Schall­dämp­fer – ein wei­te­rer Kopf­schuss – und der Mann sinkt zu Boden.
Greer dreht sich um, aber ich grei­fe nach ihrer Hand und ziehe sie mit.
„Das war Diego Mejia“, keucht sie, als sie hin­ter mir her­läuft. „Hugos Sohn.“
„Das ist mir scheiß­egal“, schnau­ze ich, biege um die Ecke des Ge­bäu­des und sprin­te auf den Ma­schen­draht­zaun zu. Greers lange Beine haben kein Pro­blem, mit mir Schritt zu hal­ten.
Als wir den Spalt er­rei­chen, den ich mit dem Bol­zen­schnei­der ge­macht habe, ziehe ich den Draht zu­rück, damit Greer vor mir durch­ge­hen kann.
Statt­des­sen starrt sie mich an. „Was zum Teu­fel machst du denn hier?“
„Er­klä­re ich dir spä­ter“, ant­wor­te ich barsch, lege ihr eine Hand auf den Kopf und drü­cke sie nach unten, damit sie durch die Öff­nung kriecht.
Zum Glück klet­tert sie ohne wei­te­re Fra­gen durch und ich sprin­ge hin­ter­her. Wir sprin­ten zur zehn Meter ent­fern­ten Baum­gren­ze und ich höre spa­ni­sche Rufe. Die Kerle sind durch die Hin­ter­tür ge­kom­men und haben zwei­fel­los Me­jias Sohn dort tot lie­gen sehen. Ku­geln zi­schen an uns vor­bei.
Greer rennt in den Wald, und ich be­mü­he mich, sie zu über­ho­len. Ich er­grei­fe ihren Arm und brin­ge sie zum Ste­hen, dann deute ich mit dem Kopf nach links. „Wir müs­sen in diese Rich­tung.“
„Nein, wir müs­sen dort lang“, ant­wor­tet sie und zeigt in die an­de­re Rich­tung. „Dein Weg führt zu­rück zum La­ger­haus.“
„Ich weiß“, sage ich und ziehe sie mit. „Aber wir müs­sen die an­de­ren Wa­chen auf­hal­ten, die hin­ter uns her sein wer­den, vor allem, nach­dem ich ge­ra­de Me­jias Sohn ge­tö­tet habe.“
Meine Worte schei­nen zu ge­nü­gen, denn als ich sie los­las­se, folgt sie mir auf dem Fuß. Ich laufe an der Grund­stücks­gren­ze ent­lang, und etwa zwan­zig Meter in den an­gren­zen­den Wald hin­ein, von wo aus wir nicht ge­se­hen wer­den. Ich habe kei­nen Zwei­fel daran, dass uns Sol­da­ten in den Wald fol­gen, aber wir haben genug Vor­sprung, damit ich tun kann, was ich tun muss.
Ich er­rei­che den Ort, an dem ich den Com­pound-Bo­gen und den Kö­cher, der nur drei Pfei­le be­inhal­tet, ver­staut habe. Ich drü­cke Greer die Waffe in die Hand. „Gib mir De­ckung.“
Ohne auf eine Ant­wort zu war­ten, gehe ich näher an den Rand der Baum­rei­he heran, von wo aus ich die La­de­ram­pe in etwa hun­dert Me­tern Ent­fer­nung sehen kann. Ich po­si­tio­nie­re mich mit einer frei­en Schuss­li­nie zwi­schen den Bäu­men. Die Wa­chen ren­nen herum und brül­len sich etwas zu. Ei­ni­ge gehen zu ihren Fahr­zeu­gen, an­de­re brin­gen Sta­pel von Mu­ni­ti­on aus dem Lager und laden sie auf einen der Last­wa­gen.
Vor­sich­tig lege ich einen Pfeil in den Bogen, ziehe die Sehne bis zu mei­nem Ohr zu­rück und vi­sie­re mein Ziel an. Ich atme lang­sam ein und nach einem vol­len Aus­at­men lasse ich den Pfeil flie­gen.
Er trifft auf eine der Kis­ten mit der Auf­schrift BALAS und ex­plo­diert. Dozer hat sich mit die­sen Pfei­len selbst über­trof­fen. Die Ku­geln er­hit­zen sich, ex­plo­die­ren und schie­ßen in alle mög­li­chen Rich­tun­gen. Die Wa­chen kau­ern sich so flach wie mög­lich auf den Boden.
Ich lege einen wei­te­ren Pfeil ein, ziele auf die Front des an­de­ren Last­wa­gens und lasse ihn flie­gen. Er trifft den Küh­ler­grill, ex­plo­diert und setzt den Motor in Brand. Ich warte nicht auf die Ex­plo­si­on des Die­sels, bevor ich den letz­ten Pfeil auf den gro­ßen Pro­pan­tank schie­ße, der das Ge­bäu­de ver­sorgt. Er ex­plo­diert in einem rie­si­gen Feu­er­ball, der lang­sam in den Him­mel steigt.
Ich renne wie­der los, und Greer braucht keine Er­mu­ti­gung, um mir zu fol­gen.
Wir um­run­den das Ge­bäu­de fast zu drei Vier­teln, bevor wir nach Osten ab­bie­gen. Als wir den Jeep er­rei­chen, be­feh­le ich Greer, sich auf den Bei­fah­rer­sitz zu set­zen, wäh­rend ich schnell meine Aus­rüs­tung hin­ten ver­staue. Ich schnap­pe mir einen zwei­ten Ruck­sack, werfe ihn Greer zu und setze mich ans Steu­er. Ich star­te den Motor und fahre aus dem Ver­steck. „In der Ta­sche ist eine Jog­ging­ho­se.“
Ohne etwas zu sagen, fin­det sie die graue Hose und zieht sie über ihre Ten­nis­schu­he. Sie ist ihr viel zu groß, aber Greer be­nutzt den Kor­del­zug, um sie fest­zu­zie­hen. Dann schnallt sie sich an und lehnt sich ein wenig zur Seite, um in den Bei­fah­rer­spie­gel zu schau­en.
„Nie­mand ver­folgt uns.“
Ich werfe einen Blick in den Rück­spie­gel, halb in der Er­war­tung, Fahr­zeu­ge hin­ter uns zu sehen, aber so weit, so gut.
Mit einem Blick auf Greer muss ich eine Sache wis­sen. „Hat je­mand …“
Sie run­zelt die Stirn. „Hat je­mand was?“
Da ich nie um den hei­ßen Brei her­um­re­de und nicht be­reit bin, Dinge zu be­schö­ni­gen, was sie immer ge­schätzt hat, frage ich un­ver­blümt: „Wur­dest du ver­ge­wal­tigt?“
Greer schüt­telt ab­wei­send den Kopf, dreht sich im Sitz und schaut aus dem hin­te­ren Fens­ter, um er­neut zu prü­fen, ob wir ver­folgt wer­den. „Du bist ge­ra­de noch recht­zei­tig ge­kom­men.“
Mir dreht sich der Magen um, weil ich weiß, wie knapp es war.
„Hast du einen Kon­takt­mann be­reit­ste­hen?“, fragt sie und dreht sich im Sitz zu­rück, um mich an­zu­se­hen.
„Ich habe ein Flug­zeug am Flug­ha­fen.“
„Wir brau­chen den USB-Stick mit den In­for­ma­tio­nen“, ant­wor­tet sie ent­schlos­sen.
Ich nicke zu­stim­mend. Wenn wir die Mög­lich­keit haben, ihn ge­fahr­los zu ber­gen, dann tun wir es. „Wo ist er?“
Sie schenkt mir ein Lä­cheln. „Am Rand der Stra­ße, mit­ten im Nir­gend­wo.“
„Geht’s auch etwas prä­zi­ser?“, knur­re ich.
Greer nennt mir eine grobe Rich­tung, und ich bitte sie, mir alles zu er­zäh­len.
Sie schüt­telt den Kopf, das blon­de Haar, an das ich nicht ge­wöhnt bin, fällt ihr in die Stirn. „Ich dach­te wirk­lich, ich wäre heil da­von­ge­kom­men. Ich habe ein paar Mo­na­te in Me­jias Haus als Dienst­mäd­chen ge­ar­bei­tet. Ich hatte mir so viel Ver­trau­en er­ar­bei­tet, dass ich frei­en Zu­gang zu allen Räu­men hatte, auch zu sei­nem Büro. Ich habe es wo­chen­lang täg­lich ge­putzt, wobei ich mir immer die Ter­mi­ne no­tiert habe und wie lange ich mich dort auf­hal­ten konn­te, ohne dass je­mand den Kopf her­ein­steck­te. Dann habe ich meine Chan­ce ge­nutzt. Mejia war mit sei­ner Fa­mi­lie beim Essen, was immer eine Ewig­keit dau­er­te. Es waren ein paar be­waff­ne­te Wa­chen in der Nähe, aber sie sahen mich nicht als Be­dro­hung an.“
„Aber du wur­dest er­wischt?“, mut­ma­ße ich.
Greer seufzt frus­triert. „Ge­ra­de als ich den USB-Stick mit den her­un­ter­ge­la­de­nen In­for­ma­tio­nen aus dem Lap­top ge­zo­gen habe, kam einer sei­ner Schlä­ger her­ein. Ein dum­mer Kerl. Er brauch­te einen Mo­ment, um zu be­grei­fen, was er da sah, und in die­ser Zeit konn­te ich den USB-Stick in mei­ner Ta­sche ver­stau­en und den Kerl mit einem gut plat­zier­ten Tritt in den Schritt außer Ge­fecht set­zen.“
Ich zucke un­will­kür­lich zu­sam­men.
„Er hat of­fen­sicht­lich die Ver­fol­gung auf­ge­nom­men, zu­sam­men mit ein paar an­de­ren.“ Sie grinst und er­in­nert sich wahr­schein­lich an die Ge­fahr und das Ad­re­na­lin, bei­des Dinge, die sie bei un­se­rer ge­mein­sa­men Ar­beit immer be­flü­gelt haben. „Ich habe ein Mo­tor­rad aus einer Sei­ten­stra­ße ge­stoh­len und es gab eine höl­li­sche Ver­fol­gungs­jagd aus der Stadt hin­aus aufs Land. Auf einer be­son­ders kur­vi­gen Stra­ße, als ich kurz außer Sicht­wei­te war, zog ich den USB-Stick her­aus und warf ihn zur Seite. Ich woll­te mich nicht mit ihm er­wi­schen las­sen.“
Ich kann mir Greer gut vor­stel­len, wie sie sich mit ihren blon­den Haa­ren, die im Wind flat­tern, tief über den Len­ker beugt, um das Mo­tor­rad schnel­ler zu ma­chen. Ich wette, sie lach­te wahr­schein­lich vor Freu­de, als sie den USB-Stick weg­warf – was das Klügs­te war, was sie hätte tun kön­nen. Wenn man sie mit dem ge­stoh­le­nen Ding auf­ge­grif­fen hätte, wäre sie be­reits tot.
„Ich hätte nicht ge­dacht, dass sie so gut or­ga­ni­siert sind“, sagt sie mit tie­fer, nach­denk­li­cher Stim­me. „Mejia muss über­all Leute haben, denn sie haben mich mit­ten auf der Stra­ße in eine Falle ge­lockt. Autos sperr­ten die Stra­ße ab, Ma­schi­nen­ge­weh­re waren auf mich ge­rich­tet. Ich hatte keine an­de­re Wahl, als das Mo­tor­rad an­zu­hal­ten, aber ich habe einem der Män­ner die Nase ge­bro­chen, bevor sie mich über­wäl­ti­gen konn­ten.“
Das ist mein Mäd­chen, denke ich.
Und dann schimp­fe ich so­fort mit mir selbst.
Sie ist nicht dein Mäd­chen.
„Ich nehme an, wir kön­nen den Stick re­la­tiv schnell holen?“, frage ich.
Greer nickt. „Wir sind etwa zwan­zig Mi­nu­ten ent­fernt.“
„Da­nach fah­ren wir di­rekt zum Flug­ha­fen. Wenn wir Glück haben, kön­nen wir in drei­ßig Mi­nu­ten in der Luft sein.“
Jetzt, wo ich auf dem Lau­fen­den bin, wird es still, ab­ge­se­hen von den ge­le­gent­li­chen An­wei­sun­gen, die Greer mir gibt. Un­be­ha­gen liegt schwer zwi­schen uns.
Greer fragt schließ­lich: „Was machst du hier? Wir sind nicht mehr in un­mit­tel­ba­rer Ge­fahr, und ich denke, ich ver­die­ne eine Er­klä­rung.“
Ich igno­rie­re sie, als ein plötz­li­cher Wut­an­fall mich durch­strömt. Ich bin hin- und her­ge­ris­sen und ei­ner­seits er­leich­tert, dass ich sie in Si­cher­heit ge­bracht habe – nur we­ni­ge Mi­nu­ten, bevor sie ver­ge­wal­tigt wer­den soll­te. An­de­rer­seits ver­spü­re ich eine Wut, die in den letz­ten zwölf Jah­ren tief ver­gra­ben war und von der ich dach­te, dass sie für immer zur Ruhe ge­kom­men wäre. Of­fen­bar hat das Wie­der­se­hen mit ihr alle Nar­ben wie­der auf­ge­ris­sen.
„Ladd“, schnauzt sie und ich wende mei­nen Blick kurz von der Stra­ße ab und sehe sie an. „Warum zum Teu­fel bist du hier? Du bist nicht mehr bei der CIA.“
Ich bin über­rascht, dass sie das über­haupt weiß. Ich hätte nie ge­dacht, dass sie mich im Auge be­hal­ten würde. „Du wur­dest ver­leug­net“, sage ich.
Sie wuss­te, dass das eine Mög­lich­keit war, vor allem, wenn ihre Iden­ti­tät kom­pro­mit­tiert wurde. Aber es tut ihr den­noch weh, dass man sie nach allem, was sie für un­se­re Re­gie­rung ris­kiert hat, im Stich ließ.
Ich schaue in den Rück­spie­gel. Immer noch nie­mand hin­ter uns. Greer starrt aus­drucks­los durch die Wind­schutz­schei­be.
„Sie haben die Firma, für die ich ar­bei­te, an­ge­heu­ert, um dich zu holen.“
„Und du bist al­lein ge­kom­men?“, fragt sie düs­ter.
Ein wei­te­rer An­flug von Wut auf sie durch­fährt mich, ge­bo­ren aus dem Schmerz, den sie mir vor all den Jah­ren zu­ge­fügt hat. „Diese Mis­si­on war es mei­ner Mei­nung nach nicht wert, das Leben mei­ner Team­kol­le­gen zu ris­kie­ren, und ich dach­te, ich könn­te es al­lein schaf­fen. Au­ßer­dem war ich es dir schul­dig.“
Fies, so etwas zu sagen. Das trifft sie hart.
„Du bist mir nichts schul­dig, Arsch­loch“, knurrt sie.
Und das be­lei­digt mich. Dass sie nicht ein­fach dank­bar sein kann, auch wenn ich ge­sagt habe, dass ihr Leben nicht genug wert ist, um mir Hilfe zu holen.
„Dir wäre also lie­ber ge­we­sen, dass ich dich dort­las­se, damit du ver­ge­wal­tigt, ge­fol­tert und schließ­lich ge­tö­tet wirst?“, frage ich.
Greer hebt trot­zig ihr Kinn, denn ihr Stolz steht auf dem Spiel. „Wenn es be­deu­tet hätte, sich nicht mehr mit dir aus­ein­an­der­set­zen zu müs­sen, wäre das wohl die bes­se­re Op­ti­on ge­we­sen.“

Greer

Es ist ziem­lich ein­fach, den USB-Stick zu fin­den, wenn man be­denkt, dass ich ihn wäh­rend einer Ver­fol­gungs­jagd mit hoher Ge­schwin­dig­keit an einem mir un­be­kann­ten Ort so weit wie mög­lich weg­ge­schleu­dert habe. Aber ich bin darin geübt, auf­merk­sam zu sein und mir Dinge zu mer­ken. Als ich um eine Kurve raste, sah ich weiß-blü­hen­de Sa­po­te-Obst­bäu­me, und ich wuss­te das nur, weil Mejia sie in sei­nem Gar­ten im In­nen­hof sei­nes Hau­ses in El Sal­va­dor hatte. Ich warf den USB-Stick in diese Rich­tung und hoff­te, dass ich spä­ter zu­rück­kom­men konn­te, um ihn zu holen.
Nach­dem wir die Bäume ge­fun­den haben, dau­ert die Suche etwa fünf­zehn Mi­nu­ten, und dann rasen wir zum Flug­ha­fen. Wir sind an­ge­spannt. Nicht wegen un­se­res pein­li­chen Wie­der­se­hens – das kann war­ten –, son­dern weil wir jeden Mo­ment damit rech­nen, dass Me­jias Trup­pen uns fin­den und uns den Weg ab­schnei­den.
Aber das tun sie nicht, und am Flug­ha­fen zeigt Ladd einen Aus­weis vor, der uns den Zu­tritt zu einem pri­va­ten Han­gar ver­schafft, in dem ein voll­ge­tank­tes und start­kla­res Flug­zeug steht. Nach dem Ein­stei­gen dau­ert es nicht län­ger als zwan­zig Mi­nu­ten, bis wir in der War­te­schlan­ge für den Start ste­hen, und dann las­sen wir El Sal­va­dor hin­ter uns.
Erst als wir die Rei­se­flug­hö­he er­rei­chen, ver­pufft mein Ad­re­na­lin und ich fühle mich wie von einem Gü­ter­zug über­rollt. Ich komme mir ekel­haft be­schmutzt vor. Nicht nur von Schweiß und Schmutz, son­dern auch von dem, was man mit mir hätte ma­chen kön­nen. Ich fühle mich ver­letz­lich in mei­nem T-Shirt und der zu gro­ßen Jog­ging­ho­se. Es macht mich ner­vös, Ladd nach zwölf Jah­ren wie­der in mei­nem Leben zu haben, und ich ver­ste­he nicht, warum er sich über­haupt die Mühe macht.
Es ist ein Stru­del der Ge­füh­le und trotz mei­ner Er­schöp­fung setze ich mich auf­recht in den Sitz. Der Jet ge­hört ein­deu­tig der CIA. Ich bin si­cher, dass er einer der we­ni­gen ist, die in Camp Peary für sol­che Zwe­cke be­reit­ge­stellt wer­den. Er bie­tet Platz für zehn Per­so­nen. Ladd und ich sit­zen uns, mit einem Tisch zwi­schen uns, ge­gen­über. Er surft auf sei­nem Handy und tut wahr­schein­lich sein Bes­tes, um ein Ge­spräch zu ver­mei­den, und ich star­re aus dem Fens­ter in den sich ver­dun­keln­den Him­mel und tue eben­falls mein Bes­tes, um nicht mit ihm reden zu müs­sen.
Der Flug nach Langley, Vir­gi­nia, dau­ert etwas mehr als vier Stun­den. Wir fah­ren di­rekt zum CIA-Haupt­quar­tier, um eine Nach­be­spre­chung ab­zu­hal­ten und die In­for­ma­tio­nen zu über­ge­ben, bei deren Be­schaf­fung ich fast mein Leben ver­lo­ren hätte. Ich hoffe, dass mein Sta­tus kurz dar­auf von „nicht an­er­kannt“ in „aktiv“ ge­än­dert wird und sie mich bei der nächs­ten Mis­si­on ein­set­zen kön­nen.
Doch ich weiß, dass das nicht so­fort der Fall sein wird. Nach dem, was ich durch­ge­macht habe, wird es eine ob­li­ga­to­ri­sche Aus­zeit, ein psy­cho­lo­gi­sches Gut­ach­ten und mög­li­cher­wei­se Schreib­tisch­ar­beit geben. Aber ich bin be­gie­rig dar­auf, wie­der zu ar­bei­ten, in wel­cher Funk­ti­on auch immer. Ich möch­te nicht nur die schlim­men Er­in­ne­run­gen an die Ge­fan­gen­schaft hin­ter mir las­sen, son­dern mich auf etwas Neues kon­zen­trie­ren. Ich möch­te den Schock, dass Ladd Mc­Der­mott wie­der in mein Leben ge­tre­ten ist, ver­ar­bei­ten. Je schnel­ler ich mich wie­der auf meine Ar­beit kon­zen­trie­re, desto schnel­ler wird er wie­der zu einer fer­nen Er­in­ne­rung.
Denn jetzt sind wir quitt.
Ich habe ihn vor zwölf Jah­ren ge­ret­tet, und jetzt hat er mich ge­ret­tet.
Wir sit­zen in un­an­ge­neh­mer Stil­le, wäh­rend wir vor zwölf Jah­ren noch eine sau­be­re Weste hat­ten und es so viele Ver­spre­chen und Zu­kunfts­aus­sich­ten gab.

Uns war fast schwin­de­lig von un­se­rer wag­hal­si­gen Flucht vor den ko­lum­bia­ni­schen Dro­gen­ba­ro­nen, denen wir un­be­scha­det ent­kom­men waren. Nun ja, es gab einen klei­nen Wer­muts­trop­fen. Ladd wurde von einer Kugel an der Arsch­ba­cke ge­streift, was ihn nicht davon ab­hielt, mit mir wie der Teu­fel zu ren­nen, bis wir uns mit mei­nem Part­ner tref­fen konn­ten. Der war­te­te in einem ge­mie­te­ten, ge­pan­zer­ten To­yo­ta High­lan­der, den wir in Bogotá ab­ge­holt hat­ten. Ich würde gern sagen, dass die CIA ein her­vor­ra­gen­des Fahr­zeug zur Ver­fü­gung ge­stellt hat, aber in Wahr­heit haben wir ihn selbst ge­mie­tet, nach­dem ich von einer an­de­ren Mis­si­on ab­ge­zo­gen wor­den war, um Ladds Ter­min mit einem in der Haupt­stadt sta­tio­nier­ten Agen­ten zu er­le­di­gen. Prak­ti­scher­wei­se kann man in Län­dern, in denen Ge­walt herrscht, tat­säch­lich ge­pan­zer­te Fahr­zeu­ge mie­ten. Ei­ni­ge sind sogar mit mon­tier­ten Sturm­ge­weh­ren aus­ge­stat­tet.
Je­den­falls konn­te ich zum ers­ten Mal Ladds Hin­tern sehen, als ich seine Wunde ver­band. Ich zog ihn damit auf, dass er für seine Ver­let­zung einen Orden be­kom­men soll­te, und er er­wi­der­te, dass er den Orden wegen sei­nes tol­len Arschs be­kom­men soll­te.
Wir fuh­ren fast zwei Stun­den zu­rück nach Bogotá, wo Ladd und ich in dem Hotel ab­ge­setzt wur­den, in dem er vor sei­nem Streif­zug un­ter­ge­bracht war. Ich bekam ein Zim­mer auf dem­sel­ben Flur wie er und wir woll­ten uns vor un­se­rem Ab­flug am nächs­ten Tag aus­ru­hen. Ich würde nach Ecua­dor zu­rück­keh­ren, wo ich In­for­ma­tio­nen über einen kor­rup­ten US-Bot­schaf­ter ge­sam­melt hatte. Ladd würde für eine Nach­be­spre­chung sei­ner Mis­si­on, in die ich weder ein­ge­weiht war noch Fra­gen da­nach ge­stellt hatte, zu­rück nach Langley fah­ren.
Wir gin­gen in un­se­re ge­trenn­ten Zim­mer und dusch­ten. Aus einer Laune her­aus klopf­te ich an seine Tür, um zu fra­gen, ob er mit mir zu Abend essen und Kriegs­ge­schich­ten aus­tau­schen woll­te.
Er sah selt­sam an­ders aus – auf eine gute Art –, ohne dass die Aura der Ge­fahr ihn umgab. Er trug Kha­ki­ho­sen und ein wei­ßes Ober­hemd und sah wie ein gut aus­se­hen­der Tou­rist aus. Als aus­ge­bil­de­te CIA-Agen­tin war meine Rei­se­ta­sche mit dem Nö­tigs­ten aus­ge­stat­tet, um eben­falls nicht auf­zu­fal­len. Ich trug ein Out­fit, das in jedem mit­tel- oder süd­ame­ri­ka­ni­schen Land pas­send wäre: einen wei­ten, flie­ßen­den Rock, der an einer Seite bis zur Mitte des Ober­schen­kels ge­schlitzt war, und eine weiße Bluse, die ich weit auf­ge­knöpft und knapp über dem Bauch­na­bel ver­kno­tet hatte. Da der Rock tief auf den Hüf­ten saß, war ein gutes Stück mei­nes Bau­ches ent­blößt, und ich run­de­te den läs­si­gen sexy Look mit glit­zern­den San­da­len ab.
Bevor ich meine Ein­la­dung zum Essen aus­spre­chen konn­te, ließ Ladd den Blick aus sei­nen fas­zi­nie­ren­den blau­en Augen an mir hin­un­ter­glei­ten und hielt sein In­ter­es­se an mir als Frau nicht zu­rück. Da ich kein Mau­er­blüm­chen bin, schenk­te ich ihm mei­nen ei­ge­nen an­er­ken­nen­den Blick.
Er nahm meine Ein­la­dung zum Abend­es­sen an und wir saßen an einem Tisch im Frei­en in einem ört­li­chen Re­stau­rant. Über uns waren La­ter­nen auf­ge­reiht und auf dem Tisch leuch­te­ten Ker­zen. Das Lokal lag am Rande einer ge­pflas­ter­ten Stra­ße, die vol­ler Fuß­gän­ger und jun­ger Leute war, die das Nacht­le­ben Bogotás ge­nos­sen.
Auf der an­de­ren Stra­ßen­sei­te spiel­te eine Band Live­mu­sik und die Leute tanz­ten Cum­bia auf der Stra­ße. Der Cum­bia äh­nelt dem Salsa, denn der Takt ist eben­falls schnell-schnell-lang­sam, und wenn man es rich­tig macht, ist der Tanz sexy und intim.
Das Abend­es­sen dau­er­te zwei Stun­den. Wir aßen Ban­de­ja Paisa, Are­pas und Mon­don­go-Sup­pe und tran­ken dazu eis­kal­te Dos Car­re­ras vom Fass. Da­nach dau­er­te das Ge­spräch noch eine wei­te­re Stun­de und wir spra­chen kaum über un­se­re ge­mein­sa­men CIA-Er­fah­run­gen. Als Ladd mich auf­for­der­te, zwi­schen all den an­de­ren Paa­ren zu tan­zen, dreh­te sich mein Kopf nicht nur wegen des Al­ko­hols, son­dern auch wegen der Er­kennt­nis, dass ich einen Mann ken­nen­ge­lernt hatte, der meine Welt schlicht­weg auf den Kopf stell­te. In mei­nen fünf­und­zwan­zig Le­bens­jah­ren war mir so etwas noch nie pas­siert. Ich hatte feste Freun­de ge­habt – Teen­ager­ro­man­zen – und Lieb­ha­ber, aber ich hatte nie einen Mann ge­habt, der mich so in­ter­es­sier­te wie Ladd Mc­Der­mott.
Er hatte einen un­glaub­li­chen sar­kas­ti­schen Humor, war aber auch be­schei­den und selbst­iro­nisch. Er hatte große Am­bi­tio­nen und eine noch hö­he­re Moral. Er war ein Pa­tri­ot, der nur Gutes für den ein­fa­chen Mann tun woll­te. Er war ein durch und durch bes­se­rer Mensch als ich.
Die An­zie­hungs­kraft zwi­schen uns kö­chel­te auf klei­ner Flam­me, als wir uns ken­nen­lern­ten, aber in dem Mo­ment, als ich ihm zum Tan­zen in die Arme fiel, war ich von ihm be­ses­sen. Meine Hüf­ten be­weg­ten sich auf na­tür­li­che Weise, dank des ar­gen­ti­ni­schen Erbes mei­ner Mut­ter. Sie war eine klas­sisch aus­ge­bil­de­te Bal­lett­tän­ze­rin, aber sie konn­te einen sexy Tanz hin­le­gen wie keine an­de­re. Ladd war ame­ri­ka­ni­scher Ire, so weiß, wie nur mög­lich, aber er hatte sich wäh­rend sei­ner Aus­bil­dung auf der „Farm“ – der lo­cke­re Spitz­na­me für Camp Peary – in die la­tein­ame­ri­ka­ni­sche Kul­tur ver­tieft. Ob­wohl die Aus­bil­dung nicht das Er­ler­nen kul­tu­rel­ler Tänze be­inhal­te­te, hatte der Mann keine Pro­ble­me, sich im Takt mit mei­nem Kör­per zu be­we­gen.
Aber schließ­lich fand ich mich eng an ihn ge­presst, sei­nen Arm um mei­nen Rü­cken ge­legt, und wir wieg­ten uns lange auf der Stel­le und starr­ten uns ein­fach nur an.
Es schien ihn weder zu stö­ren, noch schien es ihm pein­lich zu sein, dass er seine leich­te Erek­ti­on an mich press­te, und ich fand es ganz si­cher nicht schlimm.
Als er seine Lip­pen in die Nähe mei­nes Ohrs be­weg­te und flüs­ter­te: „Lass uns von hier ver­schwin­den“, wurde mir klar, dass ich mir nie etwas mehr ge­wünscht hatte.
Wir gin­gen in mein Zim­mer, und nach einer hei­ßen Runde Knut­schen, bei der wir mit un­se­ren Hän­den die in­tims­ten Stel­len des an­de­ren er­kun­de­ten, schob Ladd mei­nen Rock hoch, zog mein Hös­chen bei­sei­te und fick­te mich gegen die Wand. Er war do­mi­nant und über­nahm die Kon­trol­le und zum ers­ten Mal in mei­nem Leben gab ich mich völ­lig hin.
Da­nach trug er mich zum Bett, zog mich aus und ver­wöhn­te mich ge­fühlt stun­den­lang mit sei­nem Mund und sei­nen Fin­gern. Wir lieb­ten uns lang­sam, fast ver­zwei­felt, um uns noch nä­her­zu­kom­men.
Es war eine au­gen­blick­li­che, tran­szen­den­ta­le Ver­bin­dung, die wohl kei­ner von uns bei­den wirk­lich er­klä­ren konn­te, aber noch bevor die Nacht zu Ende war, wuss­te ich, dass Ladd Mc­Der­mott die große Liebe mei­nes Le­bens sein würde.

„Greer.“
Ich blin­ze­le, als ich mei­nen Namen höre, und drehe den Kopf zu Ladd. Er run­zelt die Stirn.
„Was?“, mur­me­le ich.
„Ich habe dich schon ein paar­mal an­ge­spro­chen“, sagt er, und die Sor­gen­fal­ten auf sei­ner Stirn ste­hen im Wi­der­spruch zu sei­ner Aus­strah­lung, nicht in mei­ner Nähe sein zu wol­len. „Alles okay?“
Ich winke ab. „Mir geht’s gut. Nur müde. Was woll­test du denn?“
„Ich habe nach den blon­den Haa­ren ge­fragt.“
Kurz be­grei­fe ich nicht. Dann hebe ich eine Locke an, die über mei­ner Schul­ter liegt, und be­trach­te sie. „Oh … ja … ich bin vor ein paar Jah­ren blond ge­wor­den.“
„Als ich dein Bild in dei­nem Dos­sier sah, hätte ich dich fast nicht er­kannt.“
Ich wette, das stimmt. Meine na­tür­li­che Haar­far­be ist ein tie­fes Scho­ko­la­den­braun, das ich nie auf­ge­hellt und nor­ma­ler­wei­se schul­ter­lang ge­tra­gen habe. Aber ich würde ihm nie er­zäh­len, wie sehr ich mein Aus­se­hen in den letz­ten Jah­ren ver­än­dert habe. Ich würde ihn nie wis­sen las­sen, dass er ein sol­ches Loch in mir hin­ter­las­sen hat. Seit­dem fühle ich mich nicht mehr wie ich selbst, also ver­su­che ich, mich neu zu er­fin­den. Nichts fühlt sich mehr rich­tig an.
Dar­über möch­te ich nicht spre­chen, also wech­se­le ich das Thema. „Ich kann es kaum er­war­ten, nach Langley zu kom­men. Ich möch­te, dass die Ver­leug­nung auf­ge­ho­ben wird, damit ich wie­der ar­bei­ten kann.“
Ladd starrt mich mit einem Blick an, der fast wie Mit­leid aus­sieht, und das fühlt sich un­an­ge­nehm an. „Du soll­test nicht davon aus­ge­hen, dass sie dich zu­rück­neh­men.“
„Was meinst du? Ich bin nicht weg. Sie haben mich nur ver­leug­net, weil ich in der Pres­se ge­ou­tet wurde. Aber das war nicht mein rich­ti­ger Name. Und ich kann meine Iden­ti­tät leicht än­dern. Die Mis­si­on ge­hört der Ver­gan­gen­heit an und soll­te meine Ar­beit bei der CIA nicht be­ein­träch­ti­gen. Sie haben es nur getan, um den bü­ro­kra­ti­schen Auf­wand zu ver­rin­gern und eine Or­ga­ni­sa­ti­on, die nicht für die Re­gie­rung ar­bei­tet, be­auf­tra­gen kön­nen, mich zu ret­ten.“
Ladd sieht aus, als wüss­te er etwas, das ich nicht weiß, aber er zieht es vor, es für sich zu be­hal­ten. Er zuckt mit den Schul­tern. „Was weiß ich denn schon? Ich bin schon eine Weile raus.“
„Wie lange bist du schon raus?“, frage ich und will mir so­fort auf die Zunge bei­ßen, damit ich nicht noch mehr dumme Fra­gen stel­le. Es ist mir egal, was er ge­trie­ben hat. Und den­noch warte ich auf seine Ant­wort.
„Vier Jahre“, ant­wor­tet er und tippt mit den Fin­gern auf den Tisch. „Ich habe eine Weile auf Ver­trags­ba­sis ge­ar­bei­tet, aber letz­ten Som­mer habe ich bei Ja­me­son an­ge­fan­gen – der Firma, bei der ich jetzt bin.“
Ich frage ihn nicht, warum er aus­ge­stie­gen ist. Ich bin ziem­lich si­cher, dass die Ant­wort die­sel­be ist wie vor all den Jah­ren, als wir zu­sam­men waren. Ladd war immer sehr offen, was seine Vor­stel­lun­gen und Ziele an­geht, und ich weiß von mei­nem heim­li­chen Be­such vor zehn Jah­ren, als ich ihn mit sei­ner schwan­ge­ren Frau sah, dass er be­kom­men hat, was er im Leben woll­te.
Ich frage mich, ob er jetzt mehr als ein Kind hat. Er woll­te mehr als eins. Er scherz­te ein­mal, er würde sogar ein hal­bes Dut­zend neh­men.
Es war ein schö­ner Traum, und das habe ich ihm auch ge­sagt.
Es ist nur … es war nicht mein Traum.
An­statt das Ge­spräch fort­zu­set­zen, lehne ich mich zu­rück, schlie­ße die Augen und täu­sche vor, zu schla­fen. Aber ich bin so er­schöpft, dass ich nicht lange nur so tue.
Ich falle in einen tie­fen Schlum­mer und wache erst wie­der auf, als wir in Langley lan­den.

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