Hard & Love: Cool down, Püppchen!

Er­schie­nen: 10/2017
Serie: Hard & Love
Teil der Serie: 3

Genre: Soft-SM / BDSM

Lo­ca­ti­on: Nord­deutsch­land


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-320-0
ebook: 978-3-86495-321-7

Preis:
Print: 12,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Hard & Love: Cool down, Püppchen!


In­halts­an­ga­be

Mi­chel­le ist ver­hei­ra­tet mit dem rei­chen Pa­trick, der zu Be­ginn ihrer Ehe ihre Sehn­sucht nach Do­mi­nanz und Un­ter­wer­fung auf eine vä­ter­lich lie­be­vol­le Art er­füll­te. Das ist al­ler­dings lange vor­bei, die Ehe un­glück­lich. 

Als sie von vier rau­bei­ni­gen Brü­dern auf einen ein­sa­men Hof an der Elbe ent­führt wird, die von ihr for­dern, die pä­do­phi­len Nei­gun­gen ihres Ehe­manns nicht län­ger zu de­cken, son­dern ihn bei der Po­li­zei an­zu­zei­gen, wehrt sie sich ve­he­ment – nicht nur gegen die un­ge­heu­er­li­chen Ver­däch­ti­gun­gen, son­dern auch gegen ihre Ge­füh­le für Tyler, einen der Ent­füh­rer. Die Si­tua­ti­on er­regt Mi­chel­le un­ge­wollt über alle Maßen, was Tyler nicht ver­bor­gen bleibt. 

Tyler Car­ter, ehe­ma­li­ger New Yor­ker Cop und nun Pri­vat­de­tek­tiv, emp­fin­det tiefe Ver­ach­tung für die Frau, die ver­meint­lich die pä­do­phi­len Nei­gun­gen ihres Man­nes deckt. Doch auch Mi­chel­le ist ein Opfer ...

Teil 3 der ro­man­ti­schen BDSM-Rei­he "Hard & Love". 

Über die Au­to­rin

Sa­ra-Ma­ria Lukas (alias Sa­bi­ne Bruns) war ge­bür­ti­ge Bre­me­rin und lebte mit ihrem Part­ner und di­ver­sen Vier­bei­nern in einem win­zi­gen Dorf zwi­schen Ham­burg und Bre­men. Die Ver­bun­den­heit zur Natur, sowie die Liebe zum Meer und der nord­deut­schen Le­bens­art be­stimm­ten ihren All­tag...

Wei­te­re Teile der Hard & Love Serie

Le­se­pro­be

XXL-Le­se­pro­be bei Boo­k2­Look

„Fuck“, knurrt Tyler, „das ist nicht wit­zig. Ich bin mir si­cher, sie weiß, was ihr Mann treibt, und deckt ihn.“
„Wie kommst du dar­auf?“
„Ich war heute da.“
„Er­zähl.“
„Ich be­schat­te den Typen und seine Frau seit vier­zehn Tagen, ab­wech­selnd mal ihn, mal sie. Er ist stän­dig un­ter­wegs, wech­seln­de Ho­tels, viel in Deutsch­land, aber auch in Hol­land. Man kommt nicht an ihn ran. Sie ist wäh­rend­des­sen al­lein in der Villa. Meine Be­ob­ach­tun­gen brach­ten mich weder bei ihm noch bei ihr wei­ter, des­we­gen war ich heute, nach­dem der Typ weg­ge­fah­ren ist, da. Hab mich als Elek­tro­tech­ni­ker aus­ge­ge­ben, um...

...​ins Haus zu kom­men. Zum Glück hat sie mir die Über­ra­schung, die an­geb­li­che Lisa wie­der­zu­se­hen, ab­ge­nom­men. Mein Plan war, in sei­nem Ar­beits­zim­mer eine Wanze und mög­lichst auch eine Ka­me­ra zu ver­ste­cken. Mi­chel­le hat zum Glück keine Ah­nung von Elek­tri­zi­tät, sie glaub­te mir, dass ich die Lei­tun­gen che­cken muss, hat sich aber ve­he­ment ge­wei­gert, mir das Ar­beits­zim­mer ihres Man­nes zu zei­gen. Und als ich an­ge­deu­tet habe, dass ich ihr hel­fen kann, falls sie Hilfe be­nö­tigt, hat sie nicht ge­stutzt, son­dern wurde um­ge­hend ziem­lich ag­gres­siv. Da war nicht das kleins­te Zei­chen von Un­si­cher­heit oder Ner­vo­si­tät, dafür eine knall­har­te Dro­hung. Ich bin hun­dert­pro­zen­tig über­zeugt, sie weiß, was der Arsch treibt. Ver­mut­lich ist der ganze ver­damm­te hol­län­di­sche Clan ein­ge­weiht. Mit Kin­der­por­no­gra­fie lässt sich schließ­lich welt­weit gut ver­die­nen.“
Logan schüt­telt den Kopf. „Du warst doch so fas­zi­niert von die­ser Frau. Meinst du wirk­lich, sie ist bei einem der­art wi­der­li­chen Ge­schäft seine Kom­pli­zin?“
Tyler er­in­nert sich an ihre ab­leh­nen­de, kalte Mimik und schmeckt Bit­ter­keit auf der Zunge. Er zuckt mit den Schul­tern und schnaubt ver­ächt­lich. „So kann man sich täu­schen.“
Logan schüt­telt den Kopf. „Viel­leicht wird sie auch er­presst und deckt ihren Mann aus Angst.“
Un­wil­lig winkt Tyler ab. „Dann hätte sie heute die Chan­ce ge­habt, sich hel­fen zu las­sen.“
„Warum soll­te sie dir trau­en?“
„Fuck! Wir hat­ten eine in­ten­si­ve Ses­si­on, dafür hatte sie auch genug Ver­trau­en.“ Er don­nert mit der Faust auf den Tisch. „Ich muss in das Ar­beits­zim­mer von dem Arsch, das ist die ein­zi­ge Chan­ce, Be­wei­se zu fin­den, und Mi­chel­le van Hoo­ge­ma­an wird mich hin­ein­las­sen. Ich will sie beide vor Ge­richt sehen. Kin­der auf eine so dre­cki­ge Art aus­zu­nut­zen, ist wirk­lich das Letz­te. So wahr ich Tyler Car­ter heiße, ich werde die­ses Weib zum Reden brin­gen.“

Nach­dem sie die Ein­käu­fe im Kof­fer­raum ver­staut und ihn zu­ge­klappt hat, be­wegt Mi­chel­le stöh­nend ihren Kopf hin und her, wäh­rend sie sich den Na­cken reibt. Sie konn­te vor lau­ter Ein­sam­keit mal wie­der kaum schla­fen. Das Er­geb­nis davon sind mi­grä­ne­ar­ti­ge Kopf­schmer­zen, die bis in den Na­cken hin­un­ter­zie­hen.
Trotz des frü­hen Vor­mit­ta­ges ist es be­reits ziem­lich warm. Es könn­te einer der ers­ten Som­mer­ta­ge des Jah­res wer­den. Wie gut, dass sie den schat­ti­gen Park­platz di­rekt an der Haus­wand des Su­per­mark­tes ge­fun­den hat. So ist es im Wagen we­nigs­tens kühl ge­blie­ben. Sie braucht un­be­dingt eine Ta­blet­te und wird sich zu Hause noch mal hin­le­gen.
Als sie den Au­to­schlüs­sel aus der Jeans­ta­sche zieht, geht so plötz­lich und un­er­war­tet die Schie­be­tür eines neben ihrem Klein­wa­gen par­ken­den VW-Bus­ses auf, dass sie zu­sam­men­zuckt. Bevor sie auch nur an­satz­wei­se re­agie­ren kann, wer­den ihre Arme und ihr Ober­kör­per von hin­ten fest um­schlun­gen, wäh­rend sich gleich­zei­tig eine große Hand über ihren Mund legt. Der Au­to­schlüs­sel fällt auf den Boden, als sie rück­wärts in den Bus ge­zo­gen wird. Es geht alles ra­send schnell. Kei­ner sagt ein Wort, ihr Zap­peln und ihr er­stick­tes Wim­mern wer­den igno­riert. Die Schie­be­tür schließt sich mit einem durch­drin­gen­den Klick.
„Hin­kni­en“, knurrt eine tiefe Män­ner­stim­me an ihrem Ohr. Gleich­zei­tig wird sie run­ter­ge­drückt, der Motor springt an und der Bus fährt los.
Mi­chel­le hat keine Chan­ce, sich zu weh­ren. Stock­steif ver­harrt sie in dem Zwangs­griff und ihr Herz don­nert wie ein Press­luft­ham­mer in der Brust.
Erst nach ei­ni­gen Mi­nu­ten ist der Schock so weit über­wun­den, dass ihre Ge­hirn­zel­len wie­der ar­bei­ten. Es muss ein kräf­ti­ger Mann sein, der sie um­klam­mert. Er sitzt auf der Bank hin­ter ihr und hält sie zwi­schen sei­nen ge­spreiz­ten Bei­nen ge­fan­gen. Sie hat Panik, nicht genug Sau­er­stoff zu be­kom­men, doch trotz ihrer Ge­gen­wehr be­we­gen sich seine Arme und Hände kei­nen Mil­li­me­ter. To­des­angst will ihre Ge­dan­ken läh­men, und sie kon­zen­triert sich dar­auf, ihre Um­ge­bung zu be­trach­ten, um nicht völ­lig aus­zu­flip­pen. Von drau­ßen kann sie nicht viel sehen, sie weiß also nicht, wohin sie fah­ren. Ein zwei­ter Mann steu­ert den Bus. Da­ne­ben sitzt noch einer, ein äl­te­rer mit grau­en Schlä­fen in einem ka­rier­ten Fla­nell­hemd. Es riecht nach Holz und Leim, ge­mixt mit einem Hauch Af­ters­ha­ve von dem Typen, der sie hält, einem an­ge­neh­men Af­ters­ha­ve, was ihr in die­sem Mo­ment völ­lig wi­der­sin­nig vor­kommt.
Sie wird ent­führt! Die Er­kennt­nis presst ihre Lun­gen­flü­gel noch mehr zu­sam­men und kal­ter Angst­schweiß bil­det sich auf ihrer Stirn.
„Bleib ruhig, dir pas­siert nichts“, sagt ihr Pei­ni­ger. „Wir un­ter­hal­ten uns nur ein wenig, dann kannst du wie­der nach Hause fah­ren.“ Seine Stim­me ist tief und dro­hend. Er knurrt mehr, als dass er redet, und seine Worte tun alles an­de­re, als sie zu be­ru­hi­gen.
Sie schnauft laut durch die Nase und hat immer mehr Angst, zu er­sti­cken. Die Kopf­schmer­zen dröh­nen wie Ham­mer­schlä­ge unter ihrer Schä­del­de­cke.
Sie hal­ten an­schei­nend an einer Ampel, denn der Motor bleibt an. Der Fah­rer dreht sich nach hin­ten und sie kann in sein Ge­sicht sehen. Er wirkt re­la­tiv jung, hat blon­de Haare und kein ty­pi­sches Ver­bre­cher­ge­sicht, eher das eines char­man­ten Frau­en­ver­ste­hers. „Gib ihr etwas mehr Sau­er­stoff, Logan“, sagt er tro­cken, „dann wird sie sich schon be­ru­hi­gen.“
Die Hand über ihrem Mund löst sich etwas und Mi­chel­le schnappt keu­chend nach Luft. Un­will­kür­lich will sie auf­sprin­gen, doch sie hat na­tür­lich immer noch keine Chan­ce.
„Halt still, ver­dammt“, knurrt es wie­der an ihrem Ohr. Er nimmt die Hand von ihrem Mund, dafür liegt sie nun lo­cker, aber äu­ßerst be­droh­lich, an ihrer Kehle. Dem Ge­räusch nach fah­ren sie auf die Au­to­bahn, und Mi­chel­le ist klar, dass es sinn­los wäre, um Hilfe zu schrei­en. Nun wird es dun­kel. ES hört sich an, als ob sie den Elb­tun­nel durch­que­ren. Die Ham­mer­schlä­ge in ihrem Kopf fol­tern sie nun mit kon­ti­nu­ier­li­cher Gleich­mä­ßig­keit.
„Was wollt ihr von mir?“, wagt sie zu fra­gen, und ihre Stim­me ist vor läh­men­der Angst fast ton­los.
„Nur reden, wie ich schon sagte. Kein Grund zur Panik“, ant­wor­tet der Typ, der sie hält und von dem an­de­ren Logan ge­nannt wurde. Die bei­den auf den Vor­der­sit­zen un­ter­hal­ten sich leise, aber sie ver­steht ihre Worte nicht. Der Äl­te­re hat Musik an­ge­schal­tet. Musik! Was für eine bi­zar­re Si­tua­ti­on! Mitt­ler­wei­le scheint die Sonne wie­der durch die Schei­ben und ihre Knie auf dem har­ten Boden schmer­zen immer stär­ker. Sie hört, wie der Blin­ker ge­setzt wird. An­schei­nend ver­las­sen sie die Au­to­bahn. Mi­chel­le stöhnt und ver­sucht, eine etwas be­que­me­re Po­si­ti­on zu fin­den.
„Hör auf zu zap­peln, es dau­ert nicht mehr lange“, brummt Logan, aber sie fah­ren ge­fühl­te end­lo­se Ewig­kei­ten lang wei­ter. Mi­chel­les Beine zit­tern. Sie will nicht, aber ihr Ober­kör­per kann sich nicht mehr auf­recht hal­ten, und sie lehnt sich schwer in den sie um­schlin­gen­den Arm des Arsch­lochs, der ihr kei­nen Zen­ti­me­ter Be­we­gungs­frei­heit zu­ge­steht. Gleich wird ihr Schä­del plat­zen, dann ist so­wie­so alles egal.
Der Bus wird lang­sa­mer, scheint nun einen un­ebe­nen, holp­ri­gen Weg ent­lang­zu­fah­ren. Dann end­lich hält er an und der Motor geht aus. Mi­chel­le durch­fährt ein fie­ser Schreck. Sie hat aus den Au­gen­win­keln Bäume ge­se­hen. Sie müs­sen weit aus der Stadt hin­aus­ge­fah­ren sein. Was wer­den sie jetzt mit ihr tun?
„Auf­ste­hen“, knurrt es hin­ter ihr, und sie will sich steif ma­chen, aber das ist na­tür­lich voll­kom­me­ner Blöd­sinn. Un­nach­gie­big zieht der Mann sie mit hoch, die Schie­be­tür geht auf und sie wird nach drau­ßen ge­ho­ben. Ihre Füße fin­den Halt, aber nach dem lan­gen Knien braucht sie einen Mo­ment, um ste­hen zu kön­nen. Der junge Typ, der ge­fah­ren ist, stellt sich rechts neben sie und packt ihren Ober­arm, wäh­rend ihr Pei­ni­ger links auf­taucht und sie dort fest­hält. Sie wirft einen kur­zen Blick zur Seite und zuckt un­will­kür­lich zu­rück. Er ist so groß und breit wie ein Pro­fi­bo­xer und sein Ge­sichts­aus­druck mehr als grim­mig. Die bei­den Typen stüt­zen sie, bis sie end­lich si­cher auf­recht steht, und schon fährt ihr ein neuer Schreck wie ein Blitz­schlag durch den Kör­per. Ihr ei­ge­nes Auto rollt heran, wird neben dem Bus ge­parkt, das Mo­to­ren­ge­räusch stirbt und Tyler steigt aus.
„Du?“, keucht sie fas­sungs­los und bäumt sich auf, ohne sich von ihren Auf­pas­sern be­frei­en zu kön­nen. „Was willst du? Was soll das?“
„Das wirst du gleich er­fah­ren“, ant­wor­tet er knapp und dreht sich weg. Er trägt ein enges, schwar­zes T-Shirt über sei­nem kräf­ti­gen Kör­per, und seine Tat­toos wir­ken in die­sem Mo­ment so be­droh­lich auf Mi­chel­le als wären sie Waf­fen, die er offen am Kör­per trägt. Sein har­tes Ge­sicht zeigt nicht den kleins­ten An­satz von Freund­lich­keit. „Ste­ven sagt, es hat nie­mand was ge­se­hen“, er­zählt er den an­de­ren.
„Kommt er jetzt her?“, fragt der Äl­te­re, der mitt­ler­wei­le hin­ter Mi­chel­le und ihren bei­den Auf­pas­sern steht.
„Nein, er ist in sein Büro ge­fah­ren, nach­dem er si­cher war, dass nie­mand Alarm ge­schla­gen hat und wir ihn nicht mehr brau­chen.“
Mi­chel­le ka­piert, dass es noch einen Kom­pli­zen geben muss, der an­schei­nend den Park­platz be­ob­ach­tet hat, um zu sehen, ob es Zeu­gen ihrer Ent­füh­rung gab. Doch kei­ner hat was ge­se­hen. Nie­mand wird die Po­li­zei rufen. Ihr Blick ver­schwimmt, und sie beißt die Zähne zu­sam­men, um nicht laut zu schluch­zen.
Tyler be­ach­tet sie gar nicht. Er läuft los, und die an­de­ren bei­den Typen hal­ten sie wei­ter­hin an ihren Ober­ar­men fest, so­dass sie zwi­schen ihnen hin­ter Tyler her­lau­fen muss. Jeder Schritt tobt als Dröh­nen in ihrem Ge­hirn.
Mit ge­hetz­ten Bli­cken sieht sie sich um. Es ist ein Hof, ein land­wirt­schaft­li­cher Be­trieb oder eine Reit­schu­le. Pfer­de lau­fen frei auf einer Weide, ein paar Hüh­ner pi­cken, un­be­ein­druckt vom Ge­sche­hen, auf einem Rasen neben einem alten Bau­ern­haus nach Re­gen­wür­mern und ir­gend­wo grunzt ein Schwein.
Vögel sin­gen und im Stall bellt ein Hund. Es muss ein gro­ßer Hund sein, denn das Bel­len hört sich be­droh­lich tief und dröh­nend an.
Tyler öff­net die Ne­ben­tür einer Scheu­ne, die Män­ner schie­ben sie hin­ein und er schlägt schep­pernd die Tür hin­ter ihnen wie­der zu. Mi­chel­le zuckt er­schro­cken zu­sam­men. Die Grif­fe um ihre Ober­ar­me wer­den lo­cker, doch ihr ist klar, dass jeder Flucht­ver­such gegen vier große, kräf­ti­ge Män­ner zum Schei­tern ver­ur­teilt ist. Sie füh­ren sie in der schat­ti­gen Kühle der gro­ßen Halle durch einen Be­reich, der wie eine Tisch­ler­werk­statt ein­ge­rich­tet ist. Des­we­gen also der Ge­ruch in dem alten Lie­fer­wa­gen. Sie hat den Ge­dan­ken kaum zu Ende ge­dacht, da legt sich eine ei­ser­ne Faust um ihr Herz. Vor ihr ste­hen, in einer Art Aus­stel­lungs­flä­che, die ty­pi­schen Möbel eines SM-Stu­di­os. Alles wirkt sehr lu­xu­ri­ös und be­steht aus schwe­rem dunk­len Holz, mit gol­de­nen Nie­ten be­fes­tig­ten Le­der­pols­tern, so­li­den di­cken Me­tall­rin­gen und Ket­ten. Ihr Blick bleibt an einem ge­wal­ti­gen An­dre­as­kreuz an der ge­gen­über­lie­gen­den Wand kle­ben. Es wirkt, als hätte es eine Zeit­rei­se hin­ter sich und wäre di­rekt aus einem mit­tel­al­ter­li­chen Fol­ter­kel­ler im­por­tiert wor­den. Ihr Kör­per ver­steift sich. „Nein“, keucht sie pa­nisch.
Die Män­ner be­ach­ten ihre Ge­gen­wehr nicht. Sie zwin­gen sie, sich auf einen Ho­cker vor die Längs­sei­te eines mas­si­ven lan­gen Ti­sches zu set­zen, an des­sen Kan­ten­ver­lauf eben­falls meh­re­re schwe­re me­tal­le­ne Ringe ein­ge­ar­bei­tet sind.
Tyler kommt mit ge­pols­ter­ten, le­der­nen Man­schet­ten und Ket­ten zu ihr. Wie­der dringt ein pa­ni­sches Keu­chen aus ihrer Kehle und sie ver­steift sich, doch die Män­ner sind gna­den­los. Sie hal­ten ihre Arme, damit Tyler ihre Hand­ge­len­ke an je­weils einen Ei­sen­ring am Tisch fes­seln kann. Ihre Hände wer­den un­ge­fähr einen Meter weit von­ein­an­der ent­fernt fi­xiert, so­dass ihre Arme zwar nicht schmerz­haft ge­dehnt wer­den, sie aber auch nichts an­fas­sen kann.
„Mach mich los! Ich will das nicht!“, kreischt Mi­chel­le und zap­pelt, doch die Män­ner blei­ben völ­lig ge­las­sen.
„Hör auf, aus­zu­flip­pen“, sagt Tyler fast ge­lang­weilt, „dich hört hier so­wie­so nie­mand und wir tun dir nichts. Je eher du be­reit bist, mit uns zu reden, desto eher kannst du in dein Auto stei­gen und wie­der nach Hause fah­ren.“ Wie zum Be­weis sei­ner Ehr­lich­keit lässt er ihren Au­to­schlüs­sel vor ihr auf die Tisch­plat­te fal­len.
Mi­chel­le zuckt zu­sam­men und starrt auf das klei­ne sil­ber­ne Herz, den Schlüs­sel­an­hän­ger, den Pa­trick ihr zu­sam­men mit dem Auto vor zwei Jah­ren ge­schenkt hat. Was soll das? Sie schluckt, hebt den Kopf und sieht von einem zum an­de­ren.
Tyler steht mit ver­schränk­ten Armen auf der ge­gen­über­lie­gen­den Seite des Ti­sches, seine drei Kom­pli­zen haben sich rechts und links an die Wände ge­lehnt. Ihr Herz­schlag rast, wäh­rend ihr Blick von einem zum an­de­ren springt. Die Mie­nen der Män­ner sind aus­drucks­los. Mi­chel­le kon­zen­triert sich auf Tyler. Er kann ihr doch nichts tun! Wer BDSM prak­ti­ziert, hält sich an einen Kodex. Er hat sie nach der Ses­si­on im Arm ge­hal­ten, als sie völ­lig wehr­los war, da kann er doch jetzt nicht bru­tal wer­den. Ver­dammt!
Sie räus­pert sich und strafft sich in­ner­lich. „Was wollt ihr von mir?“, fragt sie mit fes­ter Stim­me.
Er nickt knapp, tritt kurz zur Seite und kommt mit einer Mappe in der Hand zu­rück, die er auf die Tisch­plat­te legt, bevor er sich auf einen Stuhl ihr ge­gen­über­setzt.
„Seit wann bist du mit Pa­trick van Hoo­ge­ma­an ver­hei­ra­tet?“
Pa­trick? Es geht um ihren Mann? Ver­dammt, wenn doch we­nigs­tens das Dröh­nen in ihrem Kopf auf­hö­ren würde! Sie run­zelt die Stirn. „Warum willst du das wis­sen?“
„Ant­wor­te“, motzt er und sie zuckt zu­sam­men.
Hei­ßer Zorn ex­plo­diert in ihrem Bauch. Wieso wagt die­ser ar­ro­gan­te Arsch es, so mit ihr zu reden? „WARUM?“
Seine Augen wer­den schmal und er beugt sich vor. „Möch­test du gerne nackt am Kreuz hän­gen?“
Sie starrt ihn an, fas­sungs­los und um­ge­hend wie­der pa­nisch vor Angst. „Rot“, flüs­tert sie, ballt die Hände zu Fäus­ten und zerrt an den Fes­seln. Die Ket­ten klir­ren. „Das hier ist weder frei­wil­lig noch ein­ver­nehm­lich.“
Seine Lip­pen ver­zie­hen sich zu einem fie­sen, ge­mei­nen Knur­ren. „Sex mit Kin­dern auch nicht.“
„Was?“
Logan räus­pert sich. „Ty.“
„Schon gut“, winkt Tyler ab und schlägt die Mappe auf. Er holt ein Foto her­aus und legt es vor Mi­chel­le auf den Tisch. „Schon mal ge­se­hen?“
Sie starrt dar­auf. Das Bild zeigt ein viel­leicht zwölf oder drei­zehn Jahre altes blon­des Mäd­chen, das fröh­lich in die Ka­me­ra lä­chelt.
„Nein. Warum soll­te ich?“
„Das ist San­dra. Schau genau hin, du hast sie si­cher schon mal ge­se­hen, wenn nicht in na­tu­ra, dann be­stimmt in einem net­ten Porno.“
Das letz­te Wort spuckt er der­ma­ßen ver­ächt­lich aus, dass Mi­chel­le er­neut zu­sam­men­zuckt. Sie schüt­telt den Kopf. „Nein! Was re­dest du da? Das ist doch Schwach­sinn!“

Tyler lehnt sich zu­rück, fal­tet die Hände auf dem Tisch und forscht kon­zen­triert in ihrer Miene. Mi­chel­le hält sich gut. Sie zeigt die glei­che Art von Stolz und Mut, wie wäh­rend ihrer ge­mein­sa­men Ses­si­on im Club, ob­wohl die Si­tua­ti­on hier sie ga­ran­tiert mas­siv ein­schüch­tert, was ja auch Zweck der Ak­ti­on ist. In sei­nem Schwanz sam­melt sich hei­ßes Blut, und das är­gert ihn. Er will nicht, dass ihn eine Frau er­regt, die einen Scheiß-Kin­der­ver­ge­wal­ti­ger deckt.
Sie ist blass und hat dunk­le Rän­der unter den Augen. Das ist Angst. Ja, ver­dammt, sie soll Angst vor ihm haben. Fuck! Sie wird es nicht vor ihm ver­ber­gen kön­nen, wenn sie etwas weiß. Dafür hat er wäh­rend der Jahre als Cop in New York zu viele Ver­bre­cher ver­hört. Ihm macht kei­ner mehr was vor, und schon gar nicht eine sture Ziege, wie sie es ist. Ohne sie aus den Augen zu las­sen, be­ginnt er, zu reden. „Die klei­ne San­dra hat übers In­ter­net je­man­den ken­nen­ge­lernt und sich ver­liebt. Als sie den ver­meint­lich gleich­alt­ri­gen Jun­gen das erste Mal traf, stell­te sie fest, dass er rund zwan­zig Jahre älter war als sie. Sie konn­te sei­ner vä­ter­li­chen Do­mi­nanz nicht wi­der­ste­hen und schließ­lich zwang er sie unter Dro­gen­ein­fluss zu Sex und Film­auf­nah­men, mit denen er ihr Schwei­gen und wei­te­res Mit­wir­ken er­press­te, bis sie kei­nen an­de­ren Aus­weg mehr wuss­te, als sich um­zu­brin­gen.“
Mi­chel­le starrt auf das Foto. Ihre Un­ter­lip­pe bebt, und an ihrer Kehle ist zu er­ken­nen, dass sie schluckt. „Warum er­zählst du mir das?“
Er hebt die Mappe an und lässt die ko­pier­ten Blät­ter mit der Kin­der­schrift über sei­nen Zei­ge­fin­ger sprin­gen. „San­dra hat Ta­ge­buch ge­führt, sie hat alles auf­ge­schrie­ben, und zwar so genau, dass man den Typen auf­grund ihrer Auf­zeich­nun­gen ein­sper­ren wird.“
Ihr Blick zuckt von der Mappe weg und sie sieht Tyler in die Augen. „Das ist gut. Aber ich weiß immer noch nicht, was das mit mir zu tun hat.“
„Si­cher?“
Sie run­zelt die Stirn. „Was soll das? Was willst du? Mach’s nicht so span­nend, ver­dammt!“ Wie­der zerrt sie an den Fes­seln, gibt auf und presst die Lip­pen zu­sam­men.
„San­dra hat in ihr Ta­ge­buch ge­schrie­ben, dass der Mann beim Spre­chen die Worte ko­misch be­tont hat und …“, er holt ein wei­te­res loses Blatt aus der Mappe und legt es lang­sam neben das Foto, „… und San­dra konn­te sehr gut zeich­nen.“
Mi­chel­le zuckt deut­lich zu­rück und keucht auf, wäh­rend sie die Zeich­nung an­starrt, als würde ihr eine gif­ti­ge Schlan­ge dar­aus ent­ge­gen­zi­schen.
„Gut ge­lun­gen, nicht wahr?“, fragt Tyler müh­sam be­herrscht. „Es gibt noch mehr davon, viele schö­ne Zeich­nun­gen.“ Am liebs­ten will er auf­sprin­gen und sie schüt­teln. Diese ar­ro­gan­te Schnep­fe soll auf­hö­ren, so ah­nungs­los zu tun, sie weiß doch ganz genau, worum es geht! We­nigs­tens kann sie ihren Schreck nicht ver­ste­cken. Ihre Un­ter­lip­pe zit­tert wie Porky, wenn er im Win­ter in die Elbe ge­sprun­gen ist.
„Das … das … Was … ich ver­ste­he nicht …“
„Fuck!“ Jetzt springt er wirk­lich auf, beugt sich nah vor ihr Ge­sicht und sie zuckt zu­rück. „Du kannst dir spa­ren, das naive dumme Weib­chen zu spie­len, Mi­chel­le van Hoo­ge­ma­an. Wir wis­sen beide, wer das ist.“
Sie schüt­telt wild den Kopf. „Das kann nicht sein. Das sieht ihm ähn­lich, aber das ist nicht mein …“
Mit einer schnel­len Hand­be­we­gung un­ter­bricht er sie. „Hör zu. Du hast jetzt die Chan­ce, gegen dei­nen Ehe­mann aus­zu­sa­gen. Dann kommst du selbst mit einem blau­en Auge davon. Schweigst du wei­ter­hin, wan­derst du mit ihm in den Knast.“
Ihr Ge­sicht wird kalk­weiß. „Das kann nicht sein. Pa­trick würde so was nie­mals tun.“
„Hör auf, mir was vor­zu­spie­len“, zischt er und sie presst die Lip­pen zu­sam­men. Eine ge­fühl­te Ewig­keit ist es so still, dass man die sprich­wört­li­che Steck­na­del auf den Boden fal­len hören könn­te.