Pittsburgh Titans: Camden

Originaltitel: Camden: A Pittsburgh Titans Team Novel
Übersetzer: Joy Fraser

Erschienen: 11/2023
Serie: Pittsburgh Titans
Teil der Serie: 8

Genre: Contemporary Romance, Sport Romance

Location: USA, Pittsburgh


Erhältlich als:
paperback & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-644-7
ebook: 978-3-86495-645-4

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Pittsburgh Titans: Camden


Inhaltsangabe

Camden Poe ist der letzte der drei Spieler, die in der Nacht des Unglücks nicht im Mannschaftsflugzeug saßen. Nach außen hin hat er sich gut an das Leben nach dem Crash gewöhnt, aber innerlich ringt er mit Schuldgefühlen.

Die Katastrophe, bei der die Pittsburgh Titans ums Leben kamen, hat meine ganze Welt verändert. Meine Mannschaftskameraden waren mehr als nur meine Freunde - sie waren meine Brüder. Ich habe mit dem Rest der Nation um sie getrauert, aber dann habe ich das getan, was man mir beigebracht hat ... ich habe weitergemacht. Ich konzentrierte mich darauf, mit dem neu aufgebauten Team auf das Eis zurückzukehren und die Tragödie hinter mir zu lassen. In Anbetracht der Umstände habe ich mich gut angepasst. Zumindest dachte ich das. Jetzt werde ich von Albträumen geplagt und mein Spiel hat darunter gelitten. Angesichts des Risikos, meinen Platz im Team zu verlieren, muss ich mich zusammenreißen, und zwar schnell.

Mein Kumpel und Teamkollege Mitch Brandt ist bei dem Unfall ums Leben gekommen und hat seine Frau Danica und seinen Sohn Travis zurückgelassen, die vor den Trümmern ihres Lebens stehen. Nachdem ich Danica bei einer Selbsthilfegruppe wiedergetroffen habe, will ich ihr und ihrem Sohn helfen. Was als Freundschaft beginnt, wird zu mehr - und wir stellen uns die Frage, ob wir diese Chance verdient haben.

Ich bin und her gerissen zwischen dem Gefühl, dass ich mich in eine unglaubliche Frau verliebt habe, und dass diese Frau ausgerechnet die Witwe meines toten Freundes ist. Doch mit Danica habe ich meinen inneren Frieden zurückgewonnen. Jetzt muss ich das Selbstvertrauen in mir selbst finden, um meine Unsicherheiten zu überwinden und ihr zu verdeutlichen, wie wichtig sie mir ist. Denn wenn ich das nicht tue, verliere ich das Einzige, was mich wirklich glücklich macht.

Über die Autorin

Seit ihrem Debütroman im Jahr 2013 hat Sawyer Bennett zahlreiche Bücher von New Adult bis Erotic Romance veröffentlicht und es wiederholt auf die Bestsellerlisten der New York Times und USA Today geschafft.
Sawyer nutzt ihre Erfahrungen als ehemalige Strafverteidigerin in...

Weitere Teile der Pittsburgh Titans Serie

Leseprobe

Danica

Ich stehe vom Tisch auf, nehme meine leere Wasserflasche und werfe sie in den Papierkorb. Ich beuge mich nach hinten, die Hände in die Hüften gestemmt, und stöhne auf, als mich die Muskeln in meinem schmerzenden Rücken anschreien, bevor meine Wirbelsäule knackt. Ich habe am Küchentisch gesessen und gearbeitet, und der Stuhl ist in keiner Weise ergonomisch günstig.
Mein Magen knurrt, und ich sehe, dass es fast Mittag ist. Ich habe nicht gefrühstückt, weil mir die Zeit entglitten ist. Das passiert in letzter Zeit häufig, da ich einen Vollzeitjob habe, den ich während der Arbeit erst lerne, ein Kind allein...

...erziehe, das Haus sauber halten muss und dafür sorge, dass die Mahlzeiten einigermaßen regelmäßig und gesund sind. Wenn das alles erledigt ist, bleibt nur noch wenig Zeit, und an manchen Tagen vergesse ich bis zum Abendessen, zu essen.
Natürlich mache ich das normalerweise wieder wett, indem ich etwas esse, was mir überhaupt nicht guttut, wie zum Beispiel einen großen Teller Nudeln, und dann fühle ich mich beschissen. Ich bin überrascht, dass mein Körper in den vergangenen Wochen noch nicht rebelliert hat, während ich versucht habe, alles unter einen Hut zu bringen.
Wenigstens trinke ich Wasser, aber nur, weil ich auf meinem Handy einen stündlichen Alarm eingestellt habe, der mich ans Trinken erinnert. Ich dachte, dass dieser Alarm mich auch zum Essen anspornen würde, aber bisher hat das nicht funktioniert. Wenn der Alarm ertönt, nehme ich pflichtbewusst die Wasserflasche in die Hand und trinke. Und wenn ich gerade mit etwas beschäftigt bin, ertappe ich mich dabei, dass ich mir sage: „Du machst dir ein Sandwich, wenn du mit dieser einen Sache fertig bist.“ Drei Stunden später stelle ich dann fest, dass ich nichts gegessen habe und mein Magen droht, sich selbst zu verdauen.
Ich gehe an die Treppe und rufe nach oben. „Travis, Mittagessen?“
Er antwortet nicht.
„Travis!“
Nichts.
Mit einem Seufzer stapfe ich die steile Treppe hinauf, ein Markenzeichen der Reihenhäuser aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Die Stufen knarren und ächzen. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen, als wir einzogen. Es war ein ziemlicher Kulturschock, von unserem modernen Haus in dieses kleine zweistöckige Reihenhaus mit nicht fertig ausgebautem Keller zu ziehen, aber ich habe seinen Charme zu schätzen gelernt.
Travis’ Schlafzimmer ist die erste Tür rechts, und an der Außenseite ist eine Tafel angebracht, auf der in großen Blockbuchstaben „NICHT STÖREN“ steht.
Ich ignoriere den Befehl und klopfe an die Tür, bevor ich sie einen Spalt weit öffne, um hineinzuspähen. Travis hat Kopfhörer auf und spielt ein Videospiel. Ich trete ein und er bemerkt mich aus dem Augenwinkel.
Er nimmt die Kopfhörer ab. „Was gibt’s?“
„Ich will Mittagessen machen. Da ich das Frühstück verpasst habe und du nur eine Schüssel Müsli hattest, dachte ich an French Toast mit Speck. Klingt das gut?“
„Yep. Ruf mich, wenn es fertig ist.“
„Okay.“
Travis hat den ganzen Vormittag damit verbracht, draußen im Neuschnee zu spielen, der über Nacht gefallen ist. Es waren insgesamt nur etwa fünf Zentimeter, aber genug, dass Travis und ich einen respektablen Schneemann im Garten bauen konnten.
In der Küche nehme ich das frische Brot heraus und lege es auf das Schneidebrett. Ich suche nach meinem gezackten Brotmesser, als mein Telefon mit einer eingehenden Nachricht klingelt. Ich greife in meine Hosentasche und sehe, dass sie von Camden ist, was mich seltsamerweise leicht wuschig macht.

Camden: Hast du mal eine Schneeschaufel für mich?

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und überlege, warum in aller Welt er sich eine Schneeschaufel von mir leihen will. Ich dachte, er wohnt in einer Eigentumswohnung in der Innenstadt, aber ich könnte mich irren. Vielleicht hat er ein Haus gekauft. Wenn das der Fall ist, warum sollte er dann nicht einfach selbst eine Schaufel kaufen?

Ich: Ja, natürlich.

Dann füge ich ein Emoji mit einem lächelnden Gesicht hinzu.

Seine Antwort kommt schnell.

Camden: Wo ist deine Schaufel?

Ich lehne mich mit der Hüfte an den Tresen und überlege, was Camden wohl vorhat. Mir fällt nichts ein, also frage ich ihn.

Ich: Warum willst du das wissen?

Camden: Weil ich auf deiner Veranda stehe und sie für dich freischaufeln möchte.

Ich fühle mich wie elektrisiert. Ich eile zur Haustür und werfe mein Handy im Vorbeigehen auf den Küchentisch. Tatsächlich sehe ich durch die mit Eisblumen beschlagenen Glasscheiben eine breite Gestalt vor der Tür. Ich reiße die Tür auf und sehe Camden, der mich angrinst. „Was machst du denn hier?“, frage ich erstaunt.
„Ich will deine Treppe zur Veranda freischaufeln. Die ist eine Gefahr. Jemand könnte ausrutschen und sich den Hals brechen.“
„Das ist lieb von dir, aber wir gehen gar nicht durch die Vordertür. Wir kommen durch die Hintertür rein.“
„Das mag stimmen, aber ich wette, du hast auch eine Hintertreppe, die freigeschaufelt werden muss, nicht wahr? Außerdem hast du eine Garage, und ich wette, dass der Schnee vor dem Tor auch geräumt werden muss, damit du morgen rausfahren kannst. Also werde ich das gleich mit erledigen.“
Ich bin überwältigt, dass er so freundlich ist, mir auf diese Weise zu helfen. „Das musst du nicht tun.“
„Unsinn“, sagt er und tritt über die Schwelle, was mich ein paar Schritte zurückdrängt. Er schließt die Tür und schaut auf seine Stiefel hinunter. Sie sind mit Schnee bedeckt, der auf meinen Teppich fällt. „Das tut mir leid. Ich hätte den Schnee abstreifen sollen, aber da er bis zur Tür reicht, ist das ziemlich schwierig.“
Ich lache und schüttele den Kopf. „Du bist verrückt.“
„Ich bin entschlossen“, erwidert er. „Wo ist die Schaufel?“
„In der Garage“, sage ich und zeige über meine Schulter in Richtung der Hintertür in der Küche. Sie führt in einen kleinen eingezäunten Garten, der sich zwischen dem Haus und der freistehenden Garage in der hinteren Gasse befindet.
„Perfekt.“ Er lächelt, mit weißen, geraden Zähnen wie ein Filmstar, der nie das Elend eines Schlagschusses ins Gesicht erlebt hat.
Er fühlt sich wie zu Hause und geht zur Hintertür. Als er sie öffnen will, komme ich endlich wieder zu mir. „Ich mache gerade French Toast. Magst du mitessen?“
„Das wäre toll“, sagt er, ohne mich anzusehen. „Ruf mich einfach, wenn es fertig ist.“
Und dann ist er verschwunden.
„Alle wollen, dass ich sie rufe, wenn das Essen fertig ist“, murmele ich, aber innerlich kichere ich.
Durch das Küchenfenster kann ich Camden dabei beobachten, wie er meine Hintertreppe vom Schnee befreit, vermutlich nachdem er vor dem Garagentor geschaufelt hat, das ich aus dieser Position nicht sehen kann.
Der Speck ist fertig, und ich bin gerade dabei, das Brot in die Eimasse zu tunken, als er die Hintertür öffnet.
„Was dagegen, wenn ich die vordere Treppe mache? Ich werde ein paar Schneeberge hinterlassen.“
„Natürlich habe ich nichts dagegen“, sage ich und winke ihn herein. „Aber lass die Schaufel draußen und zieh deine Stiefel aus. Es wird nicht lange dauern, bis ich die erste Ladung French Toast fertig habe, und du kannst erst essen, bevor du wieder rausgehst.“
„Klingt gut.“
Er zieht seine Handschuhe und seine Strickmütze aus. Sein braun-blondes Haar steht in verschiedene Richtungen vom Kopf ab und die Mutter in mir möchte es glätten. Das Funkeln in seinen braunen Augen zeugt von seiner lebenslustigen Art, die ich jedes Mal sehe, wenn ich Travis ansehe. Der Frau in mir ist jedoch sehr wohl bewusst, dass Camden kein Junge mehr ist.
„Was willst du trinken?“, frage ich, als er seine Jacke auszieht und sie über die Lehne eines Küchenstuhls hängt.
„Hast du Kaffee?“
„Klar. Ich mache eine Kanne.“
„Das kann ich übernehmen“, sagt er leichthin.
Während Camden Kaffee aufsetzt, lege ich die dicken Brotscheiben auf die elektrische Grillplatte. Während der Kaffee brüht, lehnt sich Camden mit verschränkten Armen an den Tresen und sieht mir zu.
„Wo ist Travis?“, fragt er.
Ich nicke nach oben. „Er spielt ein Videospiel.“
„Ich nehme an, er hat den Morgen draußen verbracht. Ich habe den Schneemann gesehen.“
„Das war eine gemeinsame Leistung. Aber ich musste noch etwas arbeiten, und er war froh, eine Weile vor dem Bildschirm zu sitzen. Ich bin sicher, er wird später wieder rausgehen.“
Ich schaffe es, vier Scheiben Toast auf die Grillplatte zu legen, als Camden sagt: „Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?“
Das erschreckt mich so sehr, dass ich zusammenzucke. Nicht, dass ich mich verschlossen oder gar abgeschreckt fühle, aber das habe ich nicht erwartet, schon gar nicht mit diesem leisen Ton der Besorgnis.
„Na klar“, antworte ich.
Camden breitet seine Arme aus und stützt sich mit den Handflächen auf den Tresen neben seinen Hüften. Er blickt sich im Haus um und begegnet dann meinem Blick. „Geht es dir gut?“
Ich neige den Kopf, denn gut ist in meinem Leben ein subjektiver Begriff. „Wie meinst du das?“
Sein Lächeln ist leicht gequält. „Es geht mich wahrscheinlich nichts an, aber mir ist aufgefallen, wie sehr sich dein Lebensstil seit Mitchs Tod verändert hat. Früher hast du in einem prächtigen Haus gewohnt und einen großen Wagen gefahren. Aber jetzt nicht mehr. Also frage ich mich, ob es dir finanziell gut geht oder ob du Hilfe brauchst.“
Hitze kribbelt in mir und verbrennt fast meine Wangen. Unwillkürlich neige ich den Kopf und wende mich wieder dem French Toast zu. Mit dem Pfannenwender hebe ich eine Ecke des Toasts an, um zu sehen, wie braun er ist. Er ist noch nicht bereit zum Wenden, was bedeutet, dass ich mich nicht damit beschäftigen kann, seiner Frage auszuweichen.
Mein Zögern veranlasst ihn, hinzuzufügen: „Sag mir, wenn ich die Klappe halten soll, Dani. Ich will nichts in dich hineininterpretieren, ich will nur wissen, ob es dir gut geht.“
Ich atme tief durch und drehe den Kopf in seine Richtung. „Wir waren finanziell nicht gut vorbereitet, als Mitch starb, also musste ich ein paar Änderungen vornehmen.“
Camden runzelt die Stirn, und ich bin sicher, er ist verwirrt. Er weiß verdammt gut, was Mitch als Profisportler verdient hat. „Was meinst du?“
„Wir hatten unsere Testamente gemacht und eine Lebensversicherung abgeschlossen. Für all das war gesorgt, aber niemand spricht über die praktischen Folgen des Todes. Sagen wir einfach, ich war nicht darauf vorbereitet, ohne ihn finanziell zu überleben.“
Camden sagt nichts, sondern betrachtet mich mit offener Neugierde, die mit Besorgnis verbunden ist.
„Wir hatten natürlich Geld. Du weißt am besten, wie hoch das Gehalt von Mitch war. Aber wir haben in unserer jungen Ehe nicht die klügsten Entscheidungen getroffen, was wir mit diesem Geld gemacht haben. Es gab viel zu viele Rechnungen, viele Extravaganzen. Als er starb, war ich ohne Einkommen und konnte denselben Lebensstil nicht mehr aufrechterhalten.“
Sein Kiefer spannt sich an. „Du hast das Haus in Edgeworth verkauft, weil du es dir nicht mehr leisten konntest?“
„Wenn es nur das Haus gewesen wäre, wäre es einfacher gewesen, aber wir hatten das Strandhaus unten in North Carolina und die Eigentumswohnung in Lake Tahoe. Mitch hatte seine protzigen Autos und er kaufte mir viel zu teuren Schmuck. Also habe ich das alles verkauft.“
„Die Autos auch?“, fragt er.
Er weiß genau, dass Mitch eine Garage mit fünf Autos hatte, darunter ein Aston Martin Vulcan, ein Lamborghini Urus und ein 67er Ford Mustang Shelby. Das waren seine Spaßautos. Im Alltag fuhr er einen Range Rover und ich fahre einen Escalade.
„Allein die Raten für das Auto und die Versicherung würden mein derzeitiges Gehalt auffressen. Wenn ich dann noch drei Häuser zu unterhalten hätte, könnte ich nicht überleben.“
Camden nickt, ein langsames, bestätigendes Nicken. „Dann war es gut, dass du das getan hast.“
Ich schaue unter die Ecke des gebratenen Toasts und halte ihn für bereit zum Wenden. Mit dem Blick auf die Aufgabe, die vor mir liegt, fällt es mir leichter, zu sprechen. „Ich hätte noch ein paar Jahre lang von den Erträgen der Lebensversicherung leben können, aber ich war langfristig orientiert und wusste, dass ich das nicht würde durchhalten können. Ich musste mich auf das Wichtigste beschränken, und das war, Travis auf eine gute Schule zu schicken und einen College-Fonds anzulegen.“ Ich schaue zu Camden hinüber und lächele. „Wir hatten nicht einmal einen College-Fonds für ihn, weil wir davon ausgingen, dass wir immer genug Geld haben würden, um einen Scheck ausstellen zu können, wo auch immer er später studieren wollte.“
Er erwidert mein Lächeln verständnisvoll. „Hinterher ist man immer klüger, nicht wahr?“
„Ja“, antworte ich leise und wende mich wieder dem French Toast zu. „Ich dachte, wir würden das Richtige tun. Wir haben viel Geld in die Altersvorsorge gesteckt, aber das kann man nicht auflösen, ohne eine Strafe zahlen zu müssen. Und wir hatten einige Ersparnisse, aber das meiste Geld steckte in den Häusern, und die Autos waren finanziert. Es ist so albern, das jetzt zu sagen, aber wir sahen keine Gefahr darin, unser Geld auszugeben.“
„Ich bin neugierig“, sagt er und wirft einen kurzen Blick auf die Kaffeemaschine, um zu sehen, ob sie noch brüht. „Hast du nie daran gedacht, nach Massachusetts zurückzukehren? Ich kenne ja eure Familien. Ich weiß, dass sie dich gern wieder dort gehabt hätten. Sie hätten sich um dich gekümmert, bis du wieder auf den Beinen bist.“
Ich nicke und lächele sanft. „Ich habe lange darüber nachgedacht, zurückzugehen. Verdammt, ich denke immer noch darüber nach. Meine Eltern und meine Schwester Reba hätten es gern gesehen, wenn ich nach Hause gekommen wäre. Aber wir haben hier in Pittsburgh Wurzeln geschlagen. Travis liebt seine Schule, und Harrington ist so erstklassig. Ich habe ein bisschen gerechnet – und in Mathe war ich in der Schule immer sehr gut – und errechnet, was ich tun muss, um es hier zu schaffen. Also habe ich die Häuser, die Autos und den Schmuck verkauft und das Geld zusammen mit der Lebensversicherung zur Bank gebracht.“
Der Daumen meiner linken Hand reibt abwesend an meinem Ringfinger. Der Verlobungsring und der Ehering sind weggepackt, zusammen mit dem einzigen anderen Schmuckstück, das ich aufbewahrt habe. Ein Medaillon, das Mitch mir zu meinem achtzehnten Geburtstag geschenkt hat.
„Ich finde es bewundernswert, wie du dich angepasst hast, um deine Ziele zu erreichen.“ Camden stößt sich von der Theke ab und stellt sich neben mich. Ich sehe auf und finde Trost in seinem Blick. „Ich wünschte, ich hätte es gewusst. Ich fühle mich schrecklich, weil ich es nicht wusste, und das liegt an mir. Ich hätte helfen können. Ich kann dir immer noch helfen, wenn du es brauchst.“
Ohne dass ich es will, streckt sich meine Hand aus und sucht seine. „Du bist sehr lieb, aber ich würde das nie verlangen. Wenn du dich dadurch besser fühlst, Brienne hat mir von Anfang an geholfen, alles zu regeln. Sie hat mir Ratschläge gegeben, wie ich mich in eine starke finanzielle Position bringen kann, damit ich mich mit meiner Entscheidung, hierzubleiben, wohlfühle.“
„Sie ist eine erstaunliche Frau. Sie hat viel für die ganze Organisation getan.“
„Das stimmt“, sage ich mit Bewunderung.
Camden kramt in einem Schrank nach Tassen, während ich den French Toast auf einen Teller lege. Schnell tauche ich eine weitere Ladung Brot in die Eimischung und lege sie auf die Grillplatte.
„Ich rufe Travis“, sage ich, während ich den Spatel ablege.
„Wie trinkst du deinen Kaffee?“, fragt Camden.
„Mit viel Sahne und Zucker.“
„Das ist nicht sehr spezifisch.“
Ich grinse ihn an. „Sagen wir es mal so … es kann gar nicht genug davon drin sein.“
Camden rümpft die Nase. „Okay.“
Ich eile die Treppe hinauf und nehme zwei Stufen auf einmal. Ich klopfe kurz an und betrete Travis’ Zimmer. Überraschenderweise liegt er auf dem Bett und liest ein Buch. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, denn Travis liest nicht besonders gern.
Er sieht mich an. „Ist das Essen fertig?“
„Ja. Und wir haben Überraschungsbesuch.“
„Wer ist es denn?“, fragt Travis und rollt sich vom Bett.
„Komm runter und sieh selbst.“
Travis nimmt das als Herausforderung, stürmt an mir vorbei und saust mit der Geschwindigkeit einer Lokomotive die Treppe hinunter. Ich bin kaum unten angekommen, als ich ihn sagen höre:
„Camden! Was machst du denn hier?“
Als ich um die Ecke biege, sehe ich, wie sie sich mit einem Fistbump begrüßen.
„Ich bin gekommen, um deiner Mutter beim Schneeschaufeln zu helfen“, sagt Camden, während er sich an den Tresen lehnt und an seinem Kaffee nippt. „Und bevor ich gehe, überprüfe ich noch die Rauchmelder. Ich zeige dir, wie man die Batterien wechselt, dann kannst du das nächstes Jahr übernehmen.“
„Wirklich?“, fragt Travis.
Ich bin sicher, dass die Vorstellung, auf eine Leiter zu klettern, weitaus mehr Anziehungskraft auf ihn hat, als mir lieb ist.
„Ich bringe dir auch bei, wie man Schnee schaufelt, nachdem wir gegessen haben.“
Travis verzieht das Gesicht und seine Antwort ist halbherzig. „Oh … okay.“
Camden lacht und sein Blick gleitet zu mir hinüber. „Wenn du noch etwas im Haus brauchst, sag mir Bescheid, bevor ich gehe. Ich überlege mir dann, wann ich zurückkomme und mich darum kümmere.“
„Okay“, sage ich leise und mein Herz erwärmt sich vor Dankbarkeit. Ich gehe zur Grillplatte und nicke in Richtung Tisch. „Setz dich.“
Travis fängt an, Camden das Ohr abzuquasseln, während ich zwei Teller mit French Toast und Speck belade. Ich stelle mich an die Platte und bearbeite die zusätzlichen Scheiben, denn ich kenne den Appetit meines Sohnes, und wenn Camdens Appetit dem von Mitch ähnelt, werden sie das alles verschlingen. Ich schaffe es, selbst zwei Scheiben zu essen, während ich koche.
Nachdem wir fertig sind, räume ich die Küche auf, während Travis Camden mit der vorderen Treppe hilft.
Als sie wieder reinkommen, setze ich mich wieder an meinen Laptop, um weiterzuarbeiten.
Sie sind mitten im Gespräch, und ich höre, was Camden sagt, als sie die Haustür schließen. „Erinnere mich beim Training diese Woche daran. Wir werden daran arbeiten, wenn ich wieder in der Stadt bin.“
„Super.“
Travis’ Gesicht ist von der Kälte gerötet, aber ich kann sehen, wie seine Augen vor Freude darüber aufleuchten, mit Camden über Eishockey zu reden. Das verursacht einen winzigen Schmerz in meiner Brust, denn das ist etwas, das ihm gefehlt hat.
Camden reicht Travis die Schaufel. „Tu mir einen Gefallen, Kumpel, und bring sie zurück in die Garage.“
„Okay“, sagt Travis, während er die Schaufel nimmt und ich mich vom Tisch erhebe.
Ich klopfe ihm im Vorbeigehen auf den Hintern. „Gut gemacht, Kleiner.“
„Danke, Mom.“
Als Travis durch die Hintertür verschwunden ist, gehe ich auf Camden im Foyer zu. Er deutet mit dem Daumen über die Schulter auf die Tür. „Ich gehe jetzt.“
„Ich kann dir nicht genug dafür danken, dass du gekommen bist, um den Schnee zu räumen. Das war wirklich nett und unerwartet und …“
Camden lächelt und winkt ab. „Ein Danke reicht völlig. Und du hast mir etwas zu essen gegeben, also habe ich das bessere Ende erwischt.“
Lachend neige ich den Kopf. „Nun, dann … vielen Dank.“
„Jederzeit. Nächste Woche haben wir drei Auswärtsspiele, der Zeitplan ist also eng, aber wenn wir zurückkommen, haben wir sieben Tage am Stück spielfrei. Wir werden trainieren, aber das ist eine gute Zeit für mich, um deine Batterien zu tauschen …“
„Du musst das wirklich nicht …“, will ich sagen, aber Camdens Gesichtsausdruck bringt mich dazu, den Mund zu schließen.
„Nimm das Hilfsangebot einfach an, Dani“, schimpft Camden. „Das tun Freunde nun mal füreinander, okay?“
Ich stoße einen Atemzug aus und lache nervös. „Okay. Ich bin nicht gut darin, Hilfe anzunehmen, also doppeltes Dankeschön.“
„Und deine Garage“, sagt er und nickt wieder in Richtung Hintertür. „Sie ist eine Todesfalle mit den überall gestapelten Kisten. Sie muss aufgeräumt werden. Auch dabei werde ich helfen.“
Ich schweige einen Moment und kämpfe mit meinem Bedürfnis, stark zu sein und das Angebot nicht anzunehmen. Aber da ist noch die Frau in mir, die tatsächlich Hilfe braucht und ein aufrichtiges Angebot erkennt, wenn es ihr unterbreitet wird. „Ich bin wirklich froh, dass wir uns wiedergefunden haben, Camden. Ich weiß zu schätzen, was du tust, nicht nur um mir zu helfen, sondern auch Travis. Ich weiß, Mitch wäre dir sehr dankbar.“
„Das freut mich“, sagt er und greift nach der Türklinke. „Mache eine Liste mit allem, was sonst noch getan werden muss. Ich kümmere mich nächste Woche darum.“
Ich stecke meine Hände in die Gesäßtaschen meiner Jeans. „Wird gemacht.“
Camden lächelt, nickt und macht sich auf den Weg zur Tür.
„Das Gruppentreffen findet heute Abend wieder statt. Diesmal bei Coach West zu Hause. Es wird eine Pizza-Party.“
„Ja, das hat er mir beim morgendlichen Training erzählt. Aber ich habe schon etwas anderes vor.“
Im letzten Jahr hatte ich vergessen, was für ein guter Kerl Camden ist, da wir uns nicht oft gesehen haben, und das hat er in der letzten Woche bewiesen, als er mir geholfen hat. Aber ich merke, dass er mehr als nur ein wenig zurückhaltend ist, wenn es um den Unfall geht. Er hat sich letzte Woche bei Stone nicht wohlgefühlt und vermeidet definitiv eine Rückkehr. Aber es steht mir nicht zu, ihn zu irgendetwas zu drängen, also schenke ich ihm ein Lächeln. „Klar. Kein Problem. Ich hoffe, du weißt, dass du bei allen jederzeit willkommen bist.“
„Ja“, antwortet er unbekümmert. „Ich gehe jetzt besser.“
Ich hebe meine Hand zum Abschied und Camden geht hinaus, während Travis durch die Hintertür stürmt.
„Hast du die Garage auch abgeschlossen?“, frage ich.
„Ja. Kann ich wieder hochgehen und Videospiele spielen?“
„Wenn du deine Mom umarmst“, sage ich und schäme mich nicht im Geringsten, Zuneigung durch Erpressung zu erlangen.
Travis ist gut gelaunt und kommt bereitwillig zu mir, mit einem Grinsen im Gesicht.
„Ich liebe dich, Kumpel.“
„Ich liebe dich auch, Mom“, antwortet er und legt seinen Kopf auf meine Schulter.
Nächstes Jahr um diese Zeit wird er so groß sein wie ich.

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