Guilty Pleasure - Verbotene Liebe

Er­schie­nen: 04/2025

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Ro­man­tic Thrill
Zu­sätz­lich: Thril­ler

Lo­ca­ti­on: USA, Flo­ri­da, Miami


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-762-8
ebook: 978-3-86495-763-5

Preis:
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ebook: 6,99 €[D]

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Guilty Pleasure - Verbotene Liebe


In­halts­an­ga­be

Ge­fan­gen in der Dun­kel­heit sei­ner ei­ge­nen Seele und von un­er­bitt­li­chen Schuld­ge­füh­len zer­fres­sen, lebt Wyatt Booth ein Leben ohne Ziel und ohne Hoff­nung. Doch als der Pate der fran­zö­sisch-ku­ba­ni­schen Mafia in Miami bru­tal hin­ge­rich­tet wird und die Un­der­co­ver-Er­mitt­lun­gen sei­nes bes­ten Freun­des ins Leere lau­fen, setzt Wyatt alles auf eine Karte und eilt ihm ohne Zö­gern zu Hilfe.

Nicht nur die Zer­schla­gung der Ma­fia-Or­ga­ni­sa­ti­on steht auf dem Spiel, son­dern auch die Jagd nach einem Ver­rä­ter, der vor nichts zu­rück­schreckt – noch nicht ein­mal vor sei­nen ei­ge­nen Män­nern. Und so lässt Wyatt sich auf die ge­heim­nis­vol­le Ame­lie De­lacroix an­set­zen, die die Erbin der Mafia und somit die po­ten­zi­el­le neue Patin ist. Doch was er nicht er­war­tet hat: Sie ent­zün­det in ihm ein Feuer, das er längst für er­lo­schen hielt, und weckt in ihm Be­gier­den, die er lange un­ter­drückt hatte. 

Ame­lie kehrt nach dem tra­gi­schen Tod ihres Va­ters zu­rück in die Staa­ten, um ihre Fa­mi­lie zu un­ter­stüt­zen und die Ge­schäf­te zu füh­ren. Auf der Suche nach Ge­bor­gen­heit und ihrer ei­ge­nen Iden­ti­tät trifft sie auf den eben­so ge­fähr­li­chen wie atem­be­rau­bend sexy Ex-Sol­da­ten Wyatt. Zwi­schen ihnen flie­gen die Fun­ken, doch sie ahnt nicht, dass sie sich mit ihm in ein ge­fähr­li­ches Spiel vol­ler Macht, Ver­rat und Lei­den­schaft be­gibt – ein Spiel, das sie alles kos­ten könn­te.

In einer Welt vol­ler In­tri­gen, Blut und ver­bo­te­ner Ge­füh­le wer­den Wyatt und Ame­lie immer tie­fer in ein Netz aus Ge­fahr und Be­gier­de ver­strickt. Doch zwi­schen Macht und Hin­ga­be gibt es kei­nen si­che­ren Platz. Wer wird in die­sem per­fi­den Spiel am Ende die Ober­hand ge­win­nen – und wer wird bren­nend hin­ter den Flam­men der Lei­den­schaft zu­rück­ge­las­sen?

 

Über die Au­to­rin

Che­ryl Kings­ton wurde 1990 ge­bo­ren und lebt ge­mein­sam mit ihrem Mann und drei Hun­den in einer klei­nen nord­rhein-west­fä­li­schen Stadt. Groß­stadt Luft hat sie wäh­rend ihres Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Mul­ti­me­dia­ma­nage­ment­stu­di­um schnup­pern kön­nen, ist aber eher der Typ für ro­man­ti­sche Idyl­le. Be­reits in ihrer frü­hen Kind­heit hat...

Wei­te­re Bü­cher der Au­to­rin

Le­se­pro­be

Ver­dammt. Ame­lie hatte ge­wusst, dass heute nicht ihr Tag wer­den würde. Der Gurt ihrer heiß ge­lieb­ten und lei­der auch ur­al­ten Sport­ta­sche war ge­ris­sen, so­dass sie nun samt ihres In­halts auf dem Boden lag. Zu allem Über­fluss war dies auch noch so un­güns­tig im Ein­gangs­be­reich des Fit­ness­stu­di­os pas­siert, dass je­mand in sie hin­ein­lief, als sie ge­ra­de dabei war, ihre Hab­se­lig­kei­ten auf­zu­he­ben. So­fort stieg ihr der fri­sche Ge­ruch von Dusch­gel und Mann in die Nase und ver­an­lass­te sie dazu, sich auf­zu­rich­ten. Ein durch­trai­nier­ter Kör­per und mus­ku­lö­se Arme fie­len ihr als Nächs­tes auf. Erst dann rea­li­sier­te sie, dass zwei star­ke Hände ihre Ober­ar­me...

...​umschlos­sen und so ver­hin­dert hat­ten, dass sie durch den Zu­sam­men­stoß ge­fal­len war. Im glei­chen Mo­ment traf ihr Blick auf die hells­ten blau­en Augen, die sie je ge­se­hen hatte. Un­will­kür­lich durch­lief ein Schau­er ihren Kör­per.
»Hopp­la, was haben wir denn hier?«
Bei dem tie­fen Ba­ri­ton sei­nes La­chens über­lief sie ein Schau­er. Sie seufz­te: »Eine ka­put­te Ta­sche.« Ehr­lich de­pri­miert und gleich­zei­tig von ihrer kör­per­li­chen Re­ak­ti­on auf den Frem­den ir­ri­tiert, beug­te sie sich er­neut her­un­ter und sam­mel­te ihre Hab­se­lig­kei­ten zu­sam­men.
»War das meine Schuld?«, frag­te der Mann und mach­te sich daran, ihr beim Auf­he­ben zu hel­fen.
»Nein, der Gurt ist vor ei­ni­gen Au­gen­bli­cken ge­ris­sen«, gab sie zu­rück und klaub­te ner­vös ihre Sa­chen zu­sam­men, wäh­rend der Mann ihr wei­ter half. Un­glück­li­cher­wei­se war das letz­te Teil, das er auf­hob, ihr Sport-BH. Un­will­kür­lich wurde sie rot. Es war ein ein­fa­cher BH, noch nicht mal ein auf­rei­zen­des Des­sous, aber den­noch spür­te sie, wie die Scha­mes­rö­te in ihr auf­stieg.
Lang­sam rich­te­te sie sich wie­der auf und nahm ihre Sa­chen ent­ge­gen. Als ihr Blick sei­nen traf, schien es ihr, als wäre ihm die Tat­sa­che, dass er einen Teil ihrer Un­ter­wä­sche in der Hand hielt, nicht be­wusst. Mög­li­cher­wei­se ließ es ihn auch kalt. Ein at­trak­ti­ver Typ wie er hatte si­cher schon hüb­sche­re Sa­chen ge­se­hen bzw. den Be­sit­ze­rin­nen aus­ge­zo­gen.
Wyatt muss­te sich ein Grin­sen ver­knei­fen. Ihre Re­ak­ti­on auf ihn, viel­leicht auch wegen des BHs, den er ihr zu­sam­men mit Shorts und ihrer Haar­bürs­te ent­ge­gen­hielt, war – nied­lich. Gleich­zei­tig frag­te er sich, ob eine Frau, die in kri­mi­nel­le Ge­schäf­te ver­wi­ckelt war, wirk­lich so un­schul­dig sein konn­te. Oder tat sie nur so, um eine per­fek­te Tar­nung an­zu­neh­men? Er wuss­te es nicht. Nur eins war ihm so­fort klar ge­we­sen: Vor ihm be­fand sich Ame­lie De­lacroix, seine Ziel­per­son. Er hatte sie so­fort er­kannt. Live und in Farbe sah sie je­doch noch at­trak­ti­ver aus als auf dem Schwarz-Weiß-Fo­to.
»Danke.« Ame­lie nahm ihm die Sa­chen ab und stopf­te sie seuf­zend in die ka­put­te Ta­sche.
»Alles okay?« Wyatt wuss­te selbst nicht, wes­halb er sie das frag­te. Na­tür­lich war es für sei­nen Auf­trag sinn­voll, sie in ein Ge­spräch zu ver­wi­ckeln, aber gleich­zei­tig wirk­te sie so nie­der­ge­schla­gen, dass es ihn zu sei­ner Über­ra­schung ehr­lich in­ter­es­sier­te.
Sie schnaub­te. »Ja, ich habe bloß eine Pech­sträh­ne. Aber egal. Danke für die Hilfe.«
»Kein Pro­blem. Ich kenne das. Ich hatte in der letz­ten Zeit auch ei­ni­ge be­schis­se­ne Tage.« Wyatt hoff­te, sie würde auf das lo­cke­re Ge­spräch ein­ge­hen und deu­te­te mit dem Kopf auf das Stu­dio hin­ter sich. »Manch­mal hilft es, sich aus­zu­powern. Aber manch­mal kön­nen nur Kaf­fee und viel Zu­cker den Tag ret­ten.«
»Ist heute so ein Tag?«, frag­te sie und legte den Kopf etwas schräg.
»Ich weiß nicht. Wür­den ein Kaf­fee und etwas Süßes Sie auf­hei­tern?« Mit einem – wie er hoff­te – char­man­ten Lä­cheln fügte er hinzu: »Ich lade Sie ein.«
Die Tür des Stu­di­os schwang auf, und bevor die nächs­te Per­son in Ame­lie hin­ein­lau­fen konn­te, zog Wyatt sie an die Seite und somit gleich­zei­tig näher zu sich. Er hatte es eher un­be­wusst getan, doch bei ihr schien es ir­gend­et­was aus­ge­löst zu haben, denn sie frag­te miss­trau­isch: »Ma­chen Sie so etwas öfter?«
»Was mei­nen Sie genau?« Ver­wirrt zog er die Au­gen­brau­en hoch und sah sie mit einem harm­lo­sen Lä­cheln an. Gleich­zei­tig wurde ihm das volle Aus­maß ihrer Schön­heit be­wusst. Sie hatte bern­stein­far­be­ne Augen, gold­brau­nes Haar, eine schlan­ke, durch­trai­nier­te Figur und den sinn­lichs­ten Mund, den er je ge­se­hen hatte.
Er wuss­te nicht, zu wel­chem Typ Frau er sie zäh­len soll­te, klar war je­doch, dass sie selbst un­ge­schminkt, mit einem Pfer­de­schwanz und Spor­tout­fit die at­trak­tivs­te Frau war, die er in den letz­ten Jah­ren ge­se­hen hatte. Gleich­zei­tig fie­len ihm aber auch klei­ne Makel wie die etwas zu mar­kan­ten Wan­gen­kno­chen oder die leicht zu spit­ze Nase auf. Auch ihre Brüs­te waren für sei­nen Ge­schmack zu groß, viel­leicht auch zu prall, um echt zu sein.
»Na, Frau­en erst um­ren­nen und sie dann zum Kaf­fee ein­la­den.«
»Nur wenn sie mir in­ter­es­sant er­schei­nen. Da ich aber grund­sätz­lich kein gro­ßes In­ter­es­se an Men­schen habe, ist das bis­her noch nicht vor­ge­kom­men«, er­wi­der­te er mit einem Grin­sen und war von sich selbst über­rascht. Flir­te­te er tat­säch­lich mit ihr?
Wenn der Frem­de nicht so ein ein­neh­men­des Lä­cheln ge­habt hätte, hätte sie ihn wirk­lich plump ge­fun­den und wäre wahr­schein­lich ein­fach wei­ter­ge­gan­gen. »Hat diese Ma­sche schon mal ge­zo­gen?«
»Ich weiß es nicht. Sagen Sie es mir, Sie sind die Erste, die ich erst um­ge­rannt und dann zu einem Kaf­fee ein­ge­la­den habe«, gab er ge­las­sen zu­rück.
Auch wenn seine Augen ir­gend­wie kalt wirk­ten, mach­te der Frem­de einen char­man­ten und sym­pa­thi­schen Ein­druck auf Ame­lie. Seuf­zend sah sie auf ihre ka­put­te Ta­sche. Lust auf Sport hatte sie nun wirk­lich keine mehr. Davon ab­ge­se­hen war es an die­sem Tag zu warm, auch wenn es im Stu­dio eine Kli­ma­an­la­ge gab, und sie hatte sich re­gel­recht zwin­gen müs­sen, zum Trai­ning zu fah­ren. Ihr war ei­gent­lich schon den gan­zen Tag eher nach einer Mas­sa­ge oder nach einer an­de­ren Art von Sport ge­we­sen. Sie sehn­te sich so lang­sam wirk­lich nach einem klei­nen Flirt und ein wenig männ­li­cher Auf­merk­sam­keit. Etwas mehr als vier Mo­na­te war sie nun schon in den Staa­ten und hatte noch nie­man­den au­ßer­halb der Ar­beit ken­nen­ge­lernt. Das Per­so­nal ihres Clubs war zwar lo­cker und nett, aber ir­gend­wie kamen sie ihr alle un­ehr­lich vor. Selbst mit ihrem Cou­sin war sie immer noch nicht warm ge­wor­den, ob­wohl er meis­tens wirk­lich zu­vor­kom­mend und auf­merk­sam zu ihr war. Er ver­such­te sogar, sie immer wie­der von dem Mord an ihrem Vater ab­zu­len­ken.
Schnell schob sie den Ge­dan­ken daran bei­sei­te und kon­zen­trier­te sich auf den Mann, der vor ihr stand. Bis­her hatte sie immer ge­dacht, sie würde auf den ty­pisch lo­cke­ren und lus­ti­gen blon­den Sur­fer­boy ste­hen, doch kei­ner von ihnen hatte sie bis­her so an­ge­zo­gen wie die­ser Mann. Und der war de­fi­ni­tiv kein Sur­fer­boy, dafür hatte er eine zu star­ke und do­mi­nan­te Aus­strah­lung. Sie fand ihn de­fi­ni­tiv in­ter­es­sant, aber vor allem – heiß. Den­noch ließ sie ihn zap­peln und frag­te ko­kett: »Was wäre denn, wenn ich Ihnen sagen würde, dass ich gar kei­nen Kaf­fee trin­ke?«
»Dann würde ich ant­wor­ten, dass das kein Pro­blem wäre und wir auch gerne auf Tee aus­wei­chen könn­ten. Wäre ich je­doch ein Drauf­gän­ger, würde ich Ihnen di­rekt ein Abend­es­sen vor­schla­gen. Zu Abend essen tut jeder.« Mit sei­nem in­ten­si­ven Blick schien er sie zu durch­leuch­ten und zu er­ken­nen, was in ihr vor­ging, denn plötz­lich frag­te er: »Neh­men wir an, ich wäre ein Drauf­gän­ger, was hät­ten Sie dann ge­ant­wor­tet?«
»Dann hätte ich schät­zungs­wei­se ja ge­sagt.« Ein ech­tes Lä­cheln mach­te sich auf ihren Lip­pen breit, und sie ging nun eben­falls ein wenig in die Of­fen­si­ve. »Da Sie aber kein Drauf­gän­ger sind, müs­sen Sie sich wohl mit einem Tee be­gnü­gen.«
»Wer weiß, viel­leicht ver­mass­le ich es beim Tee nicht und traue mich, Sie noch um ein Abend­es­sen zu bit­ten.« Wyatt war er­neut über sich über­rascht. Der Job könn­te in der Zu­kunft noch durch­aus in­ter­es­sant, wenn nicht sogar spa­ßig wer­den. »Für den An­fang dür­fen Sie mir einen Eis­tee spen­die­ren.«
»Zu­erst soll­te ich mich aber vor­stel­len. Ich bin Wyatt, und mit wem habe ich das Ver­gnü­gen?«
»Ame­lie.« Lä­chelnd er­griff sie seine Hand. Wyatt hatte de­fi­ni­tiv etwas an sich, das sie sehr neu­gie­rig mach­te.
»Freut mich, Sie ken­nen­zu­ler­nen, Ame­lie. Das ist ein wirk­lich schö­ner Name, aber eher un­ty­pisch für eine Ame­ri­ka­ne­rin. Eher zu einer Fran­zö­sin pas­send?«
»Wo­durch habe ich mich ver­ra­ten?«
»Sie haben einen un­ter­schwel­li­gen Ak­zent, aber nur einen sehr, sehr leich­ten.«
Er­staunt sah sie ihn an. »Wirk­lich? Das ist mir bis­her noch nie auf­ge­fal­len. Genau ge­nom­men bin ich aber Ame­ri­ka­ne­rin und habe fran­zö­sisch-ku­ba­ni­sche Wur­zeln.«
»Eine in­ter­es­san­te Mi­schung.« An­hand ihrer po­si­ti­ven Re­ak­ti­on auf ihn schätz­te Wyatt, dass sie wohl nichts da­ge­gen haben würde, wenn er ihr die ka­put­te Ta­sche trug. Also nahm er sie und klemm­te sie sich unter den Arm. »Ich schla­ge vor, wir brin­gen Ihre Ta­sche zu Ihrem Auto und küm­mern uns dann um eine Er­fri­schung. Sie sind doch mit dem Auto da?«
»Ich stehe di­rekt dort vorne.« Ame­lie zog einen Schlüs­sel­bund aus ihrer Ho­sen­ta­sche und deu­te­te mit ihm in Rich­tung Park­platz, wo sich auf Knopf­druck der Kof­fer­raum eines Volvo SUVs öff­ne­te.
»Schi­ckes Auto«, kom­men­tier­te Wyatt, wäh­rend sie auf das Auto zu­gin­gen.
»Danke, ich ge­wöh­ne mich noch an die Größe. Der letz­te Wagen, den ich ge­fah­ren habe, war ge­fühlt ein Vier­tel von die­sem«, ant­wor­te­te Ame­lie und merk­te, wie sie sich lang­sam in Wyatts Ge­gen­wart ent­spann­te. »Wol­len Sie Ihre Sa­chen auch kurz weg­brin­gen?«
»Ich bin mit dem Mo­tor­rad da, sprich, kein Kof­fer­raum vor­han­den, nur Platz für mei­nen Helm.« Mit dem Kopf deu­te­te er auf seine Ma­schi­ne, die drei Park­plät­ze wei­ter hin­ten stand.
»Ach so.« Kurz zö­ger­te Ame­lie. »In mei­nem Kof­fer­raum ist noch genug Platz.«
»Ach, das geht schon, trotz­dem danke. Ich bin noch nicht lange in Miami, daher kenne ich mich noch nicht son­der­lich gut in der Ge­gend aus, aber dort vorne ist ein Star­bucks, wie wäre es damit?«
»Star­bucks klingt gut.«

Als sie we­ni­ge Mi­nu­ten spä­ter in zwei be­que­men Ses­seln Platz ge­nom­men hat­ten, fing Ame­lie ihren letz­ten Ge­sprächs­punkt wie­der auf und re­agier­te genau wie Wyatt ge­hofft hatte. »Sie sag­ten, Sie seien ge­ra­de erst her­ge­zo­gen? Wo haben Sie frü­her ge­wohnt?«
»Mal hier mal dort, die letz­ten Mo­na­te habe ich auf See oder an der Küste ver­bracht.«
»Auf See oder an der Küste? Sind Sie Hoch­see­fi­scher?«, frag­te Ame­lie und nipp­te an ihrem ge­eis­ten Hi­bis­kus­tee. »Üb­ri­gens vie­len Dank für den Tee.«
»Gerne.« Wyatt trank eben­falls einen Schluck von sei­nem Kaf­fee und sprach dann wei­ter. »Nein, das wäre nichts für mich. Aber ich lebe auf einem Haus­boot. Ich war lange Zeit bei der Army und nehme mir ge­ra­de eine klei­ne Aus­zeit.«
Daher also diese au­to­ri­tä­re Aura und der durch­trai­nier­te Kör­per. Zu ihrer Be­wun­de­rung misch­te sich je­doch auch ein klei­ner Funke Be­dau­ern. »Das heißt, Sie sind auf der Durch­rei­se und blei­ben nicht allzu lange?«
»Um ehr­lich zu sein, habe ich ge­ra­de über­legt, für ei­ni­ge Zeit hier­zu­blei­ben, denn viel­leicht habe ich jetzt einen guten Grund zum Blei­ben ge­fun­den.« Viel­sa­gend zwin­ker­te er ihr zu. »Hät­ten Sie es etwa scha­de ge­fun­den, wenn ich nur auf der Durch­rei­se ge­we­sen wäre?«
Für einen kur­zen Mo­ment ließ sie sich von der wei­ßen, fast per­fek­ten Zahn­rei­he blen­den, die zwi­schen sei­nen Lip­pen her­vor blitz­te, so­dass sie völ­lig aus dem Kon­zept ge­riet. Den­noch ant­wor­te­te sie: »Mög­li­cher­wei­se.«
Auch wenn ihre ko­ket­te Ant­wort quasi eine Ein­la­dung war, um wei­ter mit ihr zu flir­ten, brems­te er sich. Er woll­te nicht das Ri­si­ko ein­ge­hen, dass sie ihn für einen Auf­rei­ßer hielt, und so zu ris­kie­ren, dass die Stim­mung zwi­schen ihnen kipp­te, also fuhr Wyatt mit einer un­ver­bind­li­chen Frage fort: »Was ist mit Ihnen? Leben Sie schon immer hier in Miami?«
»Nein, bis vor Kur­zem habe ich noch in Brüs­sel ge­lebt.«
»Bel­gi­en, si­cher ein schö­ner Ort zum Leben. Erst recht, wenn man Fran­zö­sisch spricht.«
Ame­lie nick­te. »In Brüs­sel hatte ich eine tolle Zeit, Miami ist …« Kurz such­te sie nach den rich­ti­gen Wor­ten, denn sie würde immer noch in Eu­ro­pa leben, wenn ihr Vater nicht aufs Bru­tals­te er­mor­det wor­den wäre. »An das Leben in Miami ge­wöh­ne ich mich lang­sam wie­der. Das Klima macht mich manch­mal fer­tig.«
»Klingt, als wäre Miami nicht übel. Ich hoffe, ich lebe mich eben­falls schnell ein. Aber zu­erst brau­che ich einen Job.«
Nach­denk­lich legte Ame­lie den Kopf zur Seite und sah ihn an. »Was haben Sie denn bis­her für Jobs ge­habt?«
»Alle mög­li­chen. Ich bin weder zim­per­lich, noch habe ich zwei linke Hände.«
»Haben Sie etwas zum Schrei­ben?« Ame­lie ließ sich von ihm einen Stift rei­chen und schrieb etwas auf eine der Ser­vi­et­ten. »Hier, das ist eine Dis­ko­thek. Wir su­chen im Mo­ment Per­so­nal. Kom­men Sie bei In­ter­es­se heute Abend vor­bei und spre­chen mit Car­los. Er wird schon was Pas­sen­des für Sie fin­den.«
»Danke.« In­ner­lich be­glück­wünsch­te er sich dafür, sei­ner In­tui­ti­on ge­folgt und zum Fit­ness­stu­dio ge­gan­gen zu sein. Bes­ser hätte es nicht lau­fen kön­nen. »Ich muss mich am Ende aber nicht zwi­schen einem Job und einem Date mit dir ent­schei­den?«
Seine Di­rekt­heit und die Art wie er ein­fach zum Du über­ge­gan­gen war, brach­te Ame­lie zum Lä­cheln. »Du bist ganz schön selbst­be­wusst, oder? Du gehst davon aus, so­wohl Car­los als auch mich von dir über­zeu­gen zu kön­nen.«
Wyatt er­wi­der­te ihr Lä­cheln mit einem schel­mi­schen Grin­sen. »Ich nehme zu­min­dest an, dass ich keine schlech­ten Kar­ten habe.«
»Dann hoffe ich, dass du sie weise aus­spielst.« Mit einem Zwin­kern nahm Ame­lie einen Schluck von ihrem Eis­tee. Wann hatte sie sich das letz­te Mal so leicht, fast schon sorg­los ge­fühlt?
»Soll­te ich er­wäh­nen, dass ich ein Po­ker-Ass bin?« Auch Wyatt konn­te sich nicht er­in­nern, wann er das letz­te Mal so oft ge­lä­chelt hatte. »Aber im Ernst, ich bin dir für das Job­an­ge­bot echt dank­bar.«
»Keine Ur­sa­che, ich weiß, wie es ist, wenn man ver­sucht, Fuß zu fas­sen. Au­ßer­dem emp­fin­de ich gro­ßen Re­spekt dafür, dass du dem Land ge­dient hast.«
Wyatt muss­te sich zu­sam­men­rei­ßen, damit er nicht den Mund ver­zog und zeig­te, was er bei ihren lo­ben­den Wor­ten über seine Dienst­zeit wirk­lich emp­fand. Statt­des­sen frag­te er in einem scherz­haf­ten Ton: »Du machst dir also keine Sor­gen, dass ich ein geis­tes­ge­stör­ter Straf­tä­ter oder Ver­rück­ter sein könn­te?«
Wie­der legte sie den Kopf auf diese süße Art zur Seite und sah ihn an. »Bist du es denn?«
»Selbst­ver­ständ­lich nicht. Aber das würde auch ein Psy­cho­path über sich sagen.« Wyatts Lä­cheln ver­schwand. »Ich freue mich zwar, dass wir hier zu­sam­men sit­zen, aber du soll­test im Hin­ter­kopf be­hal­ten, dass nicht jeder etwas Gutes im Sinn hat.«
Die Art, wie sie ihn ansah und wie sie ihren Mund ver­zog, zeig­te Wyatt, dass er einen Feh­ler ge­macht hatte.
»Na, es ist ja nicht so, dass ich dich in einer dunk­len Gasse gegen Mit­ter­nacht auf­ge­ga­belt und mit nach Hause ge­nom­men hätte. Au­ßer­dem ist die Wahr­schein­lich­keit, dass mir bei Nacht oder in ir­gend­ei­nem Club etwas pas­siert, we­sent­lich grö­ßer als bei einem Tee in einem öf­fent­li­chen Café, und wie ge­sagt, du bist eine Aus­nah­me ge­we­sen.« Na­tür­lich war es nett von ihm ge­meint, dass er ihr die­sen Rat ge­ge­ben hatte. Gleich­zei­tig bekam sie da­durch je­doch das Ge­fühl, als hiel­te er sie für ein klei­nes, nai­ves Mäd­chen, das keine Ah­nung vom Leben hatte. Und dies war de­fi­ni­tiv nicht der Fall. Sie war mit sechs Jah­ren auf ein Schwei­zer In­ter­nat ge­schickt wor­den und hatte seit dem ganz al­lei­ne in Eu­ro­pa ge­lebt. Erst in der Schweiz, nach ihrer Ma­tu­ra in Eng­land und nach ihrem Stu­di­um in Ox­ford war sie nach Bel­gi­en ge­zo­gen – sie war immer auf sich al­lei­ne ge­stellt ge­we­sen. Um­ge­ben von an­de­ren Men­schen – ja, aber ohne jeg­li­che Ver­trau­ens­per­son. Ihr war nie etwas pas­siert, also warum zur Hölle soll­te sie nicht wei­ter­hin das tun, was sie woll­te und für rich­tig hielt?
Schnell ru­der­te Wyatt zu­rück. »Ver­steh mich nicht falsch. Ich bin der Letz­te, der dir ir­gend­et­was vor­schrei­ben soll­te, aber du bist eine sehr at­trak­ti­ve Frau, und ich weiß, wie sehr man­che Män­ner sich ver­ges­sen kön­nen. Das war im Prin­zip alles, was ich damit aus­drü­cken woll­te. Ich hätte es ge­schick­ter for­mu­lie­ren sol­len.«
Plötz­lich war sie Wyatt nicht mehr böse. Im Ge­gen­teil, seine Er­klä­rung freu­te sie. Nicht weil er ihr ge­sagt hatte, dass sie schön und at­trak­tiv war, son­dern weil seine Sorge schein­bar auf­rich­tig schien und kein doo­fes Al­pha­männ­chen­ge­ha­be ge­we­sen war. Viel­leicht hatte sie ein wenig schroff re­agiert, weil er sie ver­un­si­chert und gleich­zei­tig einen wun­den Punkt ge­trof­fen hatte. Um die Si­tua­ti­on zu ent­schär­fen und die Stim­mung wie­der auf­zu­lo­ckern, mein­te sie mit einem Zwin­kern: »Okay, beim nächs­ten Mal über­le­ge ich mir zwei­mal, wem ich einen zwei­ten Blick schen­ke.«
»Das soll­test du auf jeden Fall, vor allem, da ich der­je­ni­ge bin, dem das nächs­te Date ge­hört«, ging er er­leich­tert auf ihre ne­cki­sche Ant­wort ein.
Seine selbst­be­wuss­te und ir­gend­wie ent­waff­nen­de Un­ver­fro­ren­heit brach­te sie wie­der zum La­chen. »Das hier ist also ein Date?«
»Nein, etwas viel bes­se­res, eine schick­sal­haf­te Be­geg­nung, denn wann trifft man schon eine um­wer­fen­de Frau und be­kommt zur sel­ben Zeit auch noch einen Job an­ge­bo­ten?«
»Nun hör aber auf zu über­trei­ben.« Lang­sam mach­ten seine Kom­pli­men­te sie wirk­lich ver­le­gen.
»Womit?« Ernst­haft rat­los sah er sie an.
»Na – mit dei­nen Kom­pli­men­ten.« Wie­der lief sie rot an. »Ich bin doch noch nicht mal an­ge­mes­sen ge­klei­det.«
Auch ohne sie noch mal zu be­trach­ten, wuss­te er, was sie trug: kurze Sports­horts und ein enges Top. »Man­che Frau­en sehen selbst in ein paar Lum­pen noch gut aus, und man­che Män­ner mögen es leger lie­ber als durch­ge­stylt.«
Un­gläu­big lach­te sie. »Da bist du aber der erste.«
»Wie kommst du dar­auf?«
»Ich sehe das doch jeden Abend aufs Neue. Je auf­fäl­li­ger das Ma­ke-up und kür­zer die Klei­dung, desto mehr Drinks be­kommst du aus­ge­ge­ben. Ver­steh mich nicht falsch, ich mache mich auch gerne hübsch, aber man­che …« Ame­lie schüt­tel­te den Kopf. »… man­che könn­ten auch gleich nackt aus dem Haus gehen.«
»Ich für mei­nen Teil gebe gerne mei­ner Fan­ta­sie die Chan­ce, sich zu ent­fal­ten.« Mit einem Zwin­kern trank er sei­nen Kaf­fee aus und stell­te die leere Tasse zu­rück auf den Tisch.
»Einen Mo­ment bitte.« Ent­schul­di­gend sah sie ihn an und holte ihr Handy aus ihrer Ho­sen­ta­sche. »Hallo? Ernst­haft? Okay, ich bin gleich da, bis dann.« Ver­är­gert be­en­de­te sie das Ge­spräch. »Tut mir leid, ich muss zu­rück in den Club, aber wenn du willst, kannst du mit­kom­men, Car­los ist heute schein­bar schon frü­her da.«
Wyatt konn­te sein Glück kaum fas­sen, bes­ser und un­auf­fäl­li­ger würde er sich nicht ein­schleu­sen kön­nen. »Klar, gerne, ich habe heute eh nichts mehr vor.«
»Schön.« Bei Wyatts Lä­cheln hell­te sich ihre Laune eben­falls wie­der auf, und sie trank schnell ihren Tee aus. »Danke noch mal für den Tee.«
»Gerne wie­der, und um deine Ta­sche küm­me­re ich mich auch noch.«
»Nein, schon okay, sie war so­wie­so schon alt.« Zu­sam­men mit ihm stand Ame­lie auf und warf ihm dabei einen Blick über die Schul­ter zu. »Aber vor dem Essen wirst du dich nicht drü­cken kön­nen.«
»Das würde mir auch nie­mals in den Sinn kom­men. Falls ich den Job be­kom­me, bin ich dir wohl ein Essen schul­dig.«
»Du be­kommst den Job auf jeden Fall.« Wie­der sah sie ihn über die Schul­ter hin­weg an. »Ich bin Teil­ha­be­rin des Clubs, er ge­hört mei­ner – Fa­mi­lie. Ich mache aber nur das Event-Ma­nage­ment be­zie­hungs­wei­se Teile des Ma­nage­ments, des­halb weiß ich nicht, wo Car­los dich ein­set­zen wird. Hast du ir­gend­wel­che Wün­sche?«
»Wün­sche?«
»Ja, bei der Se­cu­ri­ty brau­chen wir zum Bei­spiel immer je­man­den, genau wie in der Lo­gis­tik.«
»Ich bin ganz gut im Cock­tail­mi­xen.« Das war noch nicht mal eine Lüge, denn er hatte ein ziem­lich gutes Ge­dächt­nis, so­dass er sich im Nu viele Re­zep­te würde mer­ken kön­nen, und das, was Tom Crui­se mit dem Shaker konn­te, war ein Klacks.
»Wenn das so ist, dann musst du mir un­be­dingt mal einen Cosmo mixen.«
»Ich widme dir sogar einen, wenn du möch­test.«
»Das würde mich freu­en.« An ihrem Wagen an­ge­kom­men, stand Ame­lie ein wenig ver­le­gen neben ihm, sah ihn an und frag­te sich, woher ihre Schüch­tern­heit her­rühr­te.
Plötz­lich hatte Wyatt die we­ni­gen Zen­ti­me­ter zwi­schen ihnen über­wun­den, bis sein Mund nur noch we­ni­ge Mil­li­me­ter von ihren Lip­pen ent­fernt war. Als sie flat­ternd die Augen schloss, küss­te er sie ganz sanft, fast schon keusch. Für ihren Ge­schmack be­en­de­te er den Kuss viel zu schnell und lä­chel­te sie an. »Für den Fall, dass du deine Mei­nung be­züg­lich un­se­rer Zu­sam­men­ar­beit doch noch än­dern soll­test und du viel­leicht doch nicht mit mir aus­ge­hen willst, muss­te ich un­be­dingt wis­sen, ob deine Lip­pen wirk­lich so weich und ver­füh­re­risch sind, wie sie aus­se­hen.« Zärt­lich strich er mit dem Dau­men über ihre Un­ter­lip­pe und trat dann einen Schritt zu­rück.
Sprach­los sah sie ihn an und leck­te sich über die Lip­pen. So etwas war ihr noch nie pas­siert, und Him­mel, auch wenn der Kuss harm­los ge­we­sen war, fühl­te sie ein un­glaub­li­ches Krib­beln in ihrem Kör­per. »Und sind sie es?«
»De­fi­ni­ti­ves Sucht­po­ten­zi­al.« Das war noch nicht mal ge­lo­gen, sein gan­zer Kör­per schmerz­te vor Sehn­sucht nach ihrer Nähe. Am liebs­ten würde er sie noch mal küs­sen oder gleich auf dem hei­ßen Asphalt neh­men. Un­auf­fäl­lig at­me­te er durch. Er durf­te sich nicht von sei­nen Hor­mo­nen steu­ern las­sen. Es ging im­mer­hin um we­sent­lich mehr als das. Davon mal ab­ge­se­hen woll­te er sie nicht glau­ben las­sen, dass er ein Drauf­gän­ger war, der jede Frau nahm, die nicht bei drei auf dem Baum war.
»Das ist schön zu hören.« Sie war nie eine große Ver­füh­re­rin ge­we­sen, und den­noch fühl­te Ame­lie sich im Mo­ment wirk­lich ver­dammt ver­rucht und be­geh­rens­wert. »Mehr gibt es aber erst bei un­se­rem Date.«
»An­ders hätte ich es auch gar nicht ge­wollt.« Wyatt stopf­te die Hände in die Ho­sen­ta­schen, damit er sie nicht noch mal be­rüh­ren konn­te.
Ame­lie hin­ge­gen mach­te einen Schritt auf ihn zu und fuhr mit dem Fin­ger über seine star­ke Brust. »Gut, dann schla­ge ich vor, dass wir jetzt zum Club fah­ren, und nach dei­nem Ge­spräch mit Car­los kön­nen wir wei­ter­schau­en.«
»Das klingt nach mei­nem Ge­schmack.«

Wäh­rend der fünf­zehn­mi­nü­ti­gen Fahrt zum Club muss­te Ame­lie gleich­zei­tig lä­cheln und den Kopf schüt­teln. Sie wuss­te immer noch nicht, was in sie ge­fah­ren war, sie wuss­te nur, dass sie sich seit einer sehr, sehr lan­gen Zeit nicht mehr so le­ben­dig und gut ge­fühlt hatte. Selbst das stän­di­ge Stop and Go konn­te ihr die Laune nicht ver­der­ben. Kurz warf sie einen Blick in den Rück­spie­gel und sah, dass Wyatt immer noch hin­ter ihr her­fuhr. Für ihn muss­te es be­son­ders är­ger­lich sein, er wäre mit sei­ner schi­cken Ma­schi­ne in der Lage ge­we­sen, sich durch den Ver­kehr zu schlän­geln. Aber im Grun­de war es seine Schuld, sie hatte im­mer­hin an­ge­bo­ten, ihm den Weg zu er­klä­ren, damit er vor­fah­ren konn­te. Als sie einen wei­te­ren Blick in den Rück­spie­gel warf, sah sie, wie er seine Hand hob und ihr einen stum­men Gruß zu­warf. Auch ohne sein Ge­sicht zu sehen, wuss­te sie, dass er die­ses um­wer­fen­de Lä­cheln lä­chel­te. Sie war wirk­lich ge­spannt, was Wyatt für ein Mann war. Dass es zwi­schen ihnen ge­funkt hatte, konn­te man nicht leug­nen. Vor allem nicht, nach­dem er es be­reits ganz genau auf den Punkt ge­bracht hatte und sie sich auch schon ge­küsst hat­ten.
Bevor sie wei­ter ihren Ge­dan­ken hin­ter­her hän­gen konn­te, lich­te­te sich der Ver­kehr, und sie konn­te das letz­te Stück bis zum Club ohne Pro­ble­me durch­fah­ren. Auf dem Park­platz an­ge­kom­men, stell­te sie den Wagen auf ihrem per­sön­li­chen Park­platz ab und stieg aus. Fas­zi­niert be­ob­ach­te­te sie, wie Wyatt seine Ma­schi­ne neben ihrem Auto ab­stell­te und ab­stieg. Dabei waren seine Be­we­gun­gen so ge­schmei­dig, dass sie ihn gleich noch ein wenig ein­drucks­vol­ler, aber vor allem at­trak­ti­ver fand.
»La Aven­tura – in­ter­es­san­ter Name.« Ohne den Club auch nur von innen ge­se­hen zu haben, ahnte er be­reits, dass es ein wirk­li­ches Aben­teu­er oder auch Wag­nis wer­den würde – so­wohl der Fall, als auch die Zu­sam­men­ar­beit mit Ame­lie.
Wyatt war klar, dass es für den Fall nicht bes­ser hätte lau­fen kön­nen, doch für ihn selbst wurde es be­reits jetzt ge­fähr­lich. Er war viel zu fas­zi­niert von ihr. Im Hin­ter­kopf wuss­te er, dass sie sein Job war, dass er alles nur Er­denk­li­che tun muss­te, um an sie und an In­for­ma­tio­nen her­an­zu­kom­men, aber den­noch woll­te er sie – als Mann – ken­nen­ler­nen, die se­xu­el­le An­zie­hung war dabei gar nicht soo aus­schlag­ge­bend.
»Danke.« Fröh­lich lä­chel­te sie ihn an. »Komm, lass uns rein­ge­hen.«
»Gerne.« Gen­tlem­an­li­ke hielt Wyatt ihr die Tür auf, und nach­dem sie den Vor­raum pas­siert hat­ten, brauch­ten seine Augen ei­ni­ge Se­kun­den, um sich an das dämm­ri­ge Licht zu ge­wöh­nen.
»Amy. End­lich.« Eine sicht­lich auf­ge­dreh­te Frau stürz­te auf sie zu. »Ich bin am Ver­zwei­feln. Zwei Mä­dels haben ab­ge­sagt, die Cho­reo­gra­fie klappt nicht, und Ben hat eine kom­plett fal­sche Lie­fe­rung an­ge­nom­men.«
»Erst mal durch­at­men«, ver­such­te Ame­lie ihre An­ge­stell­te zu be­ru­hi­gen. »Ich muss mich jetzt erst mal um etwas an­de­res küm­mern. Wo sind Ma­thieu und Jean-Luc? Die kön­nen sich doch um all das küm­mern.«
»Matt ist noch auf sei­nem Se­gel­törn, und dein Onkel muss­te heute Mor­gen ganz drin­gend nach Eu­ro­pa.«
Ame­lie seufz­te: »Okay, also zu­al­ler­erst rufst du Nick an und fragst, ob er jetzt gleich kom­men kann. So­viel ich weiß, hat er Ah­nung von dem gan­zen Kram. Da­nach sagst du Ben, er soll mir die Num­mern von den Lie­fe­ran­ten raus­su­chen, und die neuen Be­stands­lis­ten brau­che ich auch. Falls ich bis dahin nicht mit mei­nem Ge­spräch fer­tig bin, re­dest du bitte mit den Mä­dels, fragst sie, ob sie Freun­din­nen haben, die tan­zen kön­nen und heute Abend in den Käfig wol­len. Be­zah­lung so wie immer, einen klei­nen Bonus für alle Tän­ze­rin­nen, die heute Abend auf­tre­ten, und für alle Neuen, nach guter Show, die Mög­lich­keit auf eine Fest­an­stel­lung. Bis ihr das ge­re­gelt habt, bin ich si­cher fer­tig und kann mich um die Cho­reo­gra­fie und alles Wei­te­re küm­mern.«
Ame­lies ru­hi­ge Art schien auch ihre An­ge­stell­te be­ru­higt zu haben, denn die nick­te nur und ver­schwand im hin­te­ren Teil des Clubs.
Ent­schul­di­gend sah Ame­lie zu Wyatt und blick­te sich dann nach Car­los um. »Car­los.« Der Mann, den sie rief, saß am DJ-Pult und un­ter­hielt sich mit einem der Ton­tech­ni­ker.
Da Ame­lie schein­bar keine Lust hatte, ein wei­te­res Mal quer durch den Club zu rufen, nahm sie zwei Fin­ger in den Mund und pfiff. So­fort hatte sie die Auf­merk­sam­keit aller, und die Musik ver­stumm­te. »Car­los. Komm mal bitte.«
»Hola, guapa. Comó puedo ayu­dar?« Hallo, meine Schö­ne. Wie kann ich dir hel­fen?, frag­te der junge La­ti­no in einem flir­ten­den Ton­fall, als er bei ihnen ankam, mach­te dabei je­doch kei­nen auf­dring­li­chen Ein­druck.
»Mir kannst du nicht hel­fen, aber Wyatt hier braucht einen Job. Sagte Ma­thieu nicht, dass wir einen neuen Bar­kee­per su­chen?«
»Sí.« Kurz blick­te Car­los den an­de­ren Mann an und reich­te ihm dann die Hand. »Du willst also als Bar­kee­per an­fan­gen, Amigo?«
»Vor­zugs­wei­se, ich bin aber fle­xi­bel.«
»Bei dei­ner Sta­tur hätte ich dich lie­ber bei der Se­gu­ri­dad. Nick würde sich über ein biss­chen Un­ter­stüt­zung freu­en, aber okay, mix mir mal ein paar von den Stan­dard­cock­tails, dann schau­en wir wei­ter.«
Ame­lie sah von Car­los zu Wyatt, und ihr fiel auf, dass er gut zehn Zen­ti­me­ter grö­ßer und we­sent­lich mus­ku­lö­ser als Car­los war, des­sen Sta­tur sie be­reits für ein­drucks­voll ge­hal­ten hatte. Kein Wun­der, dass sie sich bei ihm auf eine ge­wis­se Art si­cher fühl­te. Evo­lu­ti­ons­tech­nisch war Wyatt wohl aus dem Gu­ter-Ver­sor­ger-Ehe­mann-und-Va­ter-Holz ge­schnitzt. Der Ge­dan­ke war ihr je­doch so­fort pein­lich. Wie konn­te sie jetzt schon an so etwas den­ken? Sie kann­ten sich ge­ra­de mal we­ni­ge Stun­den. »Ei­gent­lich habe ich Wyatt schon zu­ge­sagt, aber wenn du dar­auf be­stehst, soll er ein paar Cock­tails ohne Al­ko­hol mixen. Wenn er wirk­lich so gut ist, wie er ver­spro­chen hat, und du eben­falls über­zeugt bist, könnt ihr euch zu­sam­men­set­zen und die Schicht­plä­ne ma­chen.«
»Du bist la jefe«, er­wi­der­te Car­los.
»Ich bin der Boss, genau.« Lä­chelnd zwin­ker­te Ame­lie den bei­den zu und fügte im Gehen hinzu. »Ich mag üb­ri­gens Ba­na­nen­saft.«
Ame­lie schien eine herz­li­che Frau zu sein, die gleich­zei­tig auch klug und kom­pe­tent war. Trotz des of­fen­sicht­li­chen Chaos blieb sie ruhig und pro­fes­sio­nell, und kei­nem schien es in den Sinn zu kom­men, sich ihr zu wi­der­set­zen. Nach­denk­lich sah er ihr hin­ter­her und kam dabei nicht umhin, ihren wohl­ge­form­ten Po zu be­gut­ach­ten. Oh ja, sie war eine echte Gra­na­te, und genau des­halb muss­te er sich noch mal ins Ge­dächt­nis rufen, wes­halb er wirk­lich hier war. Zu spät be­merk­te er, dass Car­los ihn mit fins­te­rem Blick be­ob­ach­te­te.
»Okay, venga«, for­der­te er Wyatt mür­risch auf, ihm zu fol­gen.
Wäh­rend der nächs­ten hal­ben Stun­de hatte Wyatt das Ge­fühl, als hätte er sich Car­los be­reits zum Feind ge­macht. Viel­leicht war er aber auch ein­fach kein Son­nen­schein und sein fins­te­rer Blick und die rup­pi­ge Art waren seine Natur.
»Hey, compañero, wo ist der Boss? Candy hat mich an­ge­ru­fen und war total durch den Wind.« Auch wenn Wyatt ihm den Rü­cken zu­ge­wandt hatte, er­kann­te er Nicks Stim­me so­fort.
»Hin­ten im Ama­zo­nas.« So­bald er bei ihnen an­ge­kom­men war, be­grüß­te er Car­los mit einem Hand­schlag und deu­te­te dann auf Wyatt. »Das ist Wyatt, auf Emp­feh­lung vom Boss, der Neue an der Bar.«
»Hey, ich bin Nick.« Ohne sich an­mer­ken zu las­sen, dass sie sich be­reits seit ihrer Ju­gend kann­ten, schüt­tel­ten sie ein­an­der die Hände.
»Freut mich«, ant­wor­te­te Wyatt.
»Eben­falls.« Grin­send nahm er sich ein Glas vom Tre­sen und trank einen Schluck. »Mir fehlt zwar der Al­ko­hol, aber der Cock­tail schmeckt trotz­dem. Ich schät­ze, wir wer­den uns von nun an wohl öfter sehen. In die­sem Sinne bis spä­ter, ich schau mal, was der Boss will.«
»Bis dann«, er­wi­der­te Wyatt, dem nicht ent­gan­gen war, dass Car­los nun noch grim­mi­ger zu sein schien. Den­noch ge­lang es ihm, rou­ti­nier­ter als er­war­tet und mit ei­ni­gen be­ein­dru­cken­den Hand­grif­fen, die letz­ten der Cock­tails zu mixen und in Glä­ser zu fül­len. »Fer­tig. Fünf gän­gi­ge al­ko­hol­freie Cock­tails und drei Ei­gen­krea­tio­nen.«
Car­los nahm sich einen Stroh­halm und pro­bier­te den, der ihm am nächs­ten stand. »Piña Co­la­da.«
»Vir­gin, genau.«
»Für mei­nen Ge­schmack sind Cock­tails zu süß, aber er schmeckt im­mer­hin so, wie er schme­cken soll, und wenn la jefe sagt, ich soll den Plan ma­chen, mache ich ihn. Wie passt es dir am bes­ten?«
»Ich bin fle­xi­bel.«
»Gut.« Er­neut mus­ter­te Car­los ihn, zwar immer noch miss­trau­isch, aber die­ses Mal aus ir­gend­ei­nem Grund wohl­wol­len­der. »Okay, wenn du willst, kannst du dann di­rekt heute Abend hin­ter der Bar an­fan­gen.«
»Danke.«
»Hat Amy, la jefe, mit dir über die Be­zah­lung und so wei­ter ge­re­det?«
»Nein.«
»Okay, wir haben jeden Tag außer mon­tags ge­öff­net. Club­zei­ten von zehn bis vier, frei­tags und sams­tags bis sechs. Und wäh­rend des Spring Breaks durch­ge­hend von sechs bis acht. Fünf­zehn Dol­lar die Stun­de, Be­zah­lung nach jeder Schicht, Trink­gel­der darfst du be­hal­ten. Die neuen Ar­beits­plä­ne gibt es jeden Don­ners­tag. All­ge­mein ist alles bei uns un­kom­pli­ziert, bei un­ent­schul­dig­tem Feh­len sieht es je­doch an­ders aus. Falls du mal frei brauchst, ein­fach die Schicht wech­seln oder mir vor­her Be­scheid geben.«
»Okay.«
»Gut, dann bring die rest­li­chen Ge­trän­ke zu den Mä­dels in die Ka­bi­ne und komm heute Abend um acht. Tyler, einer der an­de­ren Bar­kee­per, wird dich dann ein­ar­bei­ten und dir alles zei­gen. Ich habe dafür ge­ra­de keine Zeit.« Damit war für Car­los das Ge­spräch be­en­det, und er wand­te sich an­de­ren Auf­ga­ben zu.

Wyatt wuss­te nicht genau, was Car­los gegen ihn hatte, ver­mu­te­te je­doch, dass es mit Ame­lie zu tun hatte und dass er einer jener Typen war, der es bei ihr pro­biert hatte. Be­stimmt hatte er ver­sucht, bei ihr zu lan­den, und war ab­ge­blitzt. Im Grun­de soll­te es ihm egal sein, Car­los war laut den In­for­ma­tio­nen, die er hatte, ein ru­hi­ger Ge­nos­se, der noch nicht lange im Club ar­bei­te­te, und wenn es nur um sein Ver­hält­nis zu Ame­lie ging, würde sich schon ir­gend­ei­ne Lö­sung fin­den. Im Prin­zip konn­te es nicht bes­ser lau­fen. Gut ge­launt nahm er sich das volle Ta­blett und ging in die Rich­tung, in die Nick ver­schwun­den war und aus der laute Musik kam.
Das, was ihn dort je­doch er­war­te­te, mach­te ihn total sprach­los und ließ ihn mit­ten in der Be­we­gung in­ne­hal­ten. Der Raum war in der Tat ganz im Stil Ama­zo­nas ein­ge­rich­tet, hatte zwei Bars und eine wirk­lich große Tanz­flä­che, die von Boxen und Po­des­ten um­ge­ben war, au­ßer­dem war an jeder Ecke der Flä­che ein Käfig auf­ge­baut.
Was ihn je­doch wirk­lich sprach­los mach­te, waren die Stan­gen auf den Po­des­ten, bes­ser ge­sagt die Frau, die kopf­über an einer die­ser Stan­gen hing und nur durch die Mus­kel­kraft ihrer Beine ge­hal­ten wurde. Ame­lie hatte eine wirk­lich au­ßer­ge­wöhn­li­che Kör­per­be­herr­schung. Wyatt war wie er­starrt ste­hen ge­blie­ben und schluck­te. Nur von ihren Armen ge­hal­ten, be­weg­te sie sich in eine waa­ge­rech­te Po­si­ti­on und schwang dabei an­mu­tig ihre Beine durch die Luft. Erst dann zog sie ihren Kör­per zu­rück an die Stan­ge und ging in eine Art End­po­si­ti­on, bei der sie um die Stan­ge her­um­wir­bel­te und ga­lant auf dem Boden lan­de­te.
Die Frau­en ap­plau­dier­ten und ju­bel­ten, was Ame­lie zum La­chen brach­te. »Nicht ver­ges­sen, dass das keine Ba­sics sind. Ihr müsst das nicht kön­nen«, rief Ame­lie den Frau­en zu und zog sich an der Stan­ge in eine auf­rech­te Po­si­ti­on. »Das war nur eine De­mons­tra­ti­on, was Pool Dance alles um­fasst. Die Stan­ge und die Ba­sics, die ich euch vor­her und auch schon bei an­de­ren Shows in der Ver­gan­gen­heit ge­zeigt habe, rei­chen voll­kom­men aus. Über­legt euch ein­fach grob eine Cho­reo­gra­fie, pro­biert euch aus, aber vor allem, habt Spaß.«
Als all­ge­mei­nes Stim­men­ge­wirr und Ge­plap­per aus­brach, löste sich Wyatts Star­re. Kopf­schüt­telnd ging er die we­ni­gen Meter zu der klei­nen Grup­pe und stell­te das Ta­blett auf dem Tisch ab, auf dem ei­ni­ge Un­ter­la­gen aus­ge­brei­tet waren und an dem Nick am Lap­top ar­bei­te­te.
Das er­in­ner­te ihn so­fort wie­der an den Fall. Er durf­te nicht bei jeder Ge­le­gen­heit mit sei­nen Ge­dan­ken zu Ame­lie und ihrem um­wer­fen­den Kör­per ab­drif­ten. Er hatte im­mer­hin einen Job zu er­le­di­gen, nicht mehr und nicht we­ni­ger.
»Hey«, be­grüß­te ihn Nick und sah kurz von den Pa­pie­ren auf.
»Hey.« An die Frau­en ge­wandt rief Wyatt: »Wie schaut es aus, Ladys, Lust auf einen Drink?«
»Oh ja.« Ki­chernd kamen sie zu ihnen an den Tisch und be­äug­ten ihn.
»Mä­dels, be­nehmt euch nicht wie klei­ne Schul­mäd­chen. Das ist Wyatt, der neue Bar­kee­per. Wyatt, das sind die Mä­dels.«
»Hi, Mä­dels.«
»Hi, Wy-aaatt«, ant­wor­te­ten sie im Chor und be­gan­nen, wie­der zu ki­chern.
Da es nur sie­ben Frau­en waren, konn­te sich Nick eben­falls ein Glas neh­men, das er sich di­rekt griff. »Ich hatte zwar schon einen, aber ich könn­te noch eine Er­fri­schung ge­brau­chen. Also cheers.« Kurz nipp­te er an dem Cock­tail, der wie ein Mo­ji­to aus­sah. »Wie, der hat auch kei­nen Al­ko­hol?«
La­chend wu­schel­te Ame­lie durch Nicks kur­zes Haar und gab ihm dabei einen klei­nen Klaps. »Es ist noch nicht mal fünf. Au­ßer­dem weißt du, dass ich es nicht gerne sehe, wenn die Be­leg­schaft wäh­rend der Ar­beit Al­ko­hol trinkt.«
»Wie konn­te ich das bloß ver­ges­sen?« An Wyatt ge­rich­tet fügte er in einem scherz­haf­ten Ton hinzu: »Über­leg dir gut, ob du wirk­lich für so eine Skla­ven­trei­be­rin ar­bei­ten willst.« Bei die­sen Wor­ten grins­te er Ame­lie an.
»Sei doch ehr­lich, Nick, du bist gerne mein Skla­ve«, neck­te Ame­lie ihn nun zu­rück und woll­te sich eben­falls einen Cock­tail neh­men, als Wyatt sie zu­rück­hielt und ihr den reich­te, den er extra für sie ge­mixt hatte. »Hier, das ist dei­ner.«
»Danke.« Lä­chelnd nahm sie ihm das Ge­tränk ab und pro­bier­te es. »Oh, der ist super. Sogar mit Ba­na­nen­nek­tar.«
»Ich habe den Wink mit dem Zaun­pfahl ver­stan­den.« Als er mit einem Grin­sen auf sie her­ab­sah, mach­ten sich meh­re­re Grüb­chen in sei­nem Ge­sicht be­merk­bar.
Bevor sie sich je­doch in die­sem An­blick ver­lor, frag­te sie: »Wie heißt er?«
»Ich weiß nicht, hast du eine Idee?«
Immer noch lä­chelnd legte sie den Kopf zur Seite und sah wei­ter­hin zu ihm auf. Etwas, das sie schein­bar immer tat, wenn sie nach­dach­te. »Wenn du ihn für mich ge­mixt hast, dann musst du dir auch einen Namen für ihn aus­den­ken.«
»Hmm, also gut – wie wäre es mit …« Wyatt beug­te sich ein wenig zu ihr her­un­ter und sagte leise: »Bella Nova?«
»Bella Nova«, sprach Ame­lie nach und lä­chel­te dann. »Das ge­fällt mir. Und wann ist dein ers­ter Tag bei uns?«
»Heute, vie­len Dank noch mal«, ant­wor­te­te er und rich­te­te sich wie­der auf.
»Kein Pro­blem, ich be­reue es bis­her nicht, dir den Job ver­mit­telt zu haben, vor allem nicht nach die­sem echt le­cke­ren Cock­tail.« Am liebs­ten hätte Ame­lie sich noch etwas län­ger mit ihm un­ter­hal­ten und ge­fragt, wie es mit Car­los ge­lau­fen war, aber im Mo­ment war es zu stres­sig dafür. Schein­bar waren ge­fühlt neun­zig Pro­zent ihrer Mit­ar­bei­ter total kopf­los, daher blieb ihr nun nichts an­de­res übrig, als sich wie­der der Ar­beit zu­zu­wen­den und das Ge­spräch bis zu ihrem Date zu ver­schie­ben. Ein Date, auf das sie sich wirk­lich sehr freu­te – ihm re­gel­recht ent­ge­gen­fie­ber­te. »Sei mir nicht böse, aber ich muss mich noch um ei­ni­ges küm­mern. Fahr nach Hause und komm spä­ter zur Öff­nungs­zeit wie­der.«
»Also falls ihr bei ir­gend­et­was noch Hilfe braucht, ich habe Zeit und könn­te blei­ben.«
Dank­bar sah Ame­lie zu ihm auf. Er schien ein wirk­lich net­ter Typ zu sein, aber sie be­fürch­te­te, dass er sie im Mo­ment nur von der Ar­beit ab­len­ken würde. »Ich weiß nicht, brauchst du Hilfe, Nick?«
»Ich bin mit den Pa­pie­ren jetzt gleich durch, du musst nur noch ei­ni­ge Lie­fe­run­gen für diese Woche an­pas­sen und an­de­re Sa­chen neu or­dern, die ge­fehlt haben. Wenn die Lie­fe­ran­ten das Nö­tigs­te bis heute Abend nicht mehr be­schaf­fen kön­nen, muss im Not­fall noch je­mand los­fah­ren und die Sa­chen be­sor­gen. Daher schla­ge ich vor, dass du dich darum küm­merst. Ich führe Wyatt im Club herum, falls das noch kei­ner ge­macht hat, über­prü­fe alle Aus­gän­ge und tref­fe schon mal die nö­ti­gen Si­cher­heits­vor­keh­run­gen für den spä­te­ren Ein­lass, dann ist das er­le­digt. Bis dahin steht si­cher fest, ob und was be­sorgt wer­den muss.«
Dank­bar fiel Ame­lie Nick um den Hals. »Was bin ich froh, dass du so viel Ah­nung von Lo­gis­tik und Ma­nage­ment hast. Warum über­nimmst du ei­gent­lich nicht den Auf­ga­ben­be­reich?«
»Dein Lob geht mir na­tür­lich run­ter wie Öl, und ich weiß das An­ge­bot zu schät­zen, aber ich ver­soh­le ab und zu ganz gerne mal ein paar Är­sche. So ein Or­ga­ni­sa­ti­ons­job wäre mir echt zu lang­wei­lig.«
»Wie du willst. Aber auf jeden Fall vie­len, vie­len Dank, dass du das Chaos für mich be­sei­tigt hast. Tut mir echt leid, dass du dei­nen frei­en Nach­mit­tag dafür op­fern muss­test, aber komm nach der Schicht vor­bei, dann be­kommst du einen Bonus.«
»Würde ich die Kohle nicht brau­chen, würde ich sie ab­leh­nen, aber so nehme ich sie gerne an und sage: Für dich immer wie­der, meine Liebe.«
Wyatt wuss­te Nicks Ver­hal­ten nicht rich­tig zu deu­ten. Die bei­den schie­nen sich rich­tig gut zu ver­ste­hen, warum hatte er nicht sein Glück bei ihr pro­biert? Erst als er dar­über nach­dach­te, er­in­ner­te er sich wie­der an Do­nalds Worte: Nick woll­te Ma­thieus Ver­trau­en nicht ver­spie­len, indem er sich an des­sen Cou­si­ne her­an­mach­te, und war des­halb – zu­min­dest auf ro­man­ti­scher Ebene – auf Ab­stand ge­blie­ben.
»Gut.« An Wyatt ge­wandt frag­te sie: »Ist das okay für dich?«
»Klar, wie ge­sagt, ich habe Zeit, und wie es scheint, braucht ihr ge­ra­de alle hel­fen­den Hände, die ihr be­kom­men könnt.«
»Vor allem, wenn ich nach­her noch ein­kau­fen muss«, be­stä­tig­te Nick. »Al­lei­ne würde ich es na­tür­lich auch schaf­fen, aber uns feh­len wirk­lich viele Ge­trän­ke und auch an­de­re Sa­chen. Wenn die Lie­fe­ran­ten es wirk­lich nicht recht­zei­tig schaf­fen soll­ten und ich das al­lei­ne ma­chen muss, würde das echt lange dau­ern.«
»Wie ge­sagt, kein Pro­blem.«
»Danke, wirk­lich vie­len Dank. Aber macht jetzt erst mal euren Rund­gang, ich finde euch spä­ter schon.« Ame­lie warf bei­den eine Kuss­hand zu und ver­zog sich dann mit den Un­ter­la­gen ins Büro.

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