Kings of Retribution MC: Riggs (Louisiana Chapter)

Ori­gi­nal­ti­tel: Riggs (Kings of Re­tri­bu­ti­on Loui­sia­na Book 1)
Über­set­zer: San­dra Mar­tin

Er­schie­nen: 08/2024
Serie: Kings of Re­tri­bu­ti­on MC
Teil der Serie: 11

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Motor­cy­cle Club Ro­mance, Ro­man­tic Thrill

Lo­ca­ti­on: USA, Mon­ta­na, Loui­sia­na/New Or­leans


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-702-4
ebook: 978-3-86495-703-1

Preis:
Print: 16,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Kings of Retribution MC: Riggs (Louisiana Chapter)

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In­halts­an­ga­be

Abel "Riggs" LeBlanc ist der Prä­si­dent des Loui­sia­na Chap­ters des Kings of Re­tri­bu­ti­on MC. Als ehe­ma­li­ges Mit­glied einer Luft­lan­de-Spe­zi­al­ein­heit des Mi­li­tärs lei­tet er den Club mit der glei­chen Prä­zi­si­on und Ent­schlos­sen­heit, mit der er sei­nem Land dien­te.
Jah­re­lang wid­me­te er sein Leben ver­schie­de­nen Söld­ner­mis­sio­nen und sei­nem Club. Sich nie­der­zu­las­sen und eine Fa­mi­lie zu grün­den kam Riggs nie in den Sinn.
Bis er auf Luna trifft.

Einem Anruf von Jake, dem Prä­si­den­ten und Grün­der des Kings of Re­tri­bu­ti­on MC, fol­gend, ma­chen sich Riggs und seine Män­ner auf den Weg nach Mon­ta­na. Ihre Mis­si­on: Eine junge Frau na­mens Luna davor zu be­wah­ren, in die Hände eines kri­mi­nel­len MC zu fal­len.
Als Riggs die be­zau­bern­de Frau mit den vio­let­ten Augen er­blickt, wird sie sein Leben für immer ver­än­dern.

Ohne Fa­mi­lie im Pfle­ge­sys­tem auf­zu­wach­sen ist für jedes Kind schwer. Für Luna Novak war das Über­le­ben in die­sem Sys­tem die schreck­lichs­te und ein­sams­te Er­fah­rung ihres Le­bens, weil sie die Welt um sich herum nicht hören kann.
Vol­ler Hoff­nung auf eine bes­se­re Zu­kunft be­geht sie den Feh­ler, ihr Ver­trau­en und ihr Herz dem fal­schen Mann zu schen­ken - was Luna fast das Leben kos­tet.

Um zu über­le­ben, muss Luna ihre Hei­mat hin­ter sich las­sen und ein neues Leben in Pol­son be­gin­nen. Als ihre Ver­gan­gen­heit sie auch dort ein­holt und das Leben der Men­schen um sie herum be­droht, fin­det sich Luna unter dem Schutz des Kings of Re­tri­bu­ti­on MC wie­der.

Riggs möch­te, dass Luna, die schnell das Wich­tigs­te in sei­nem Leben wird, ihm ver­traut und sich ihm öff­net. Ob­wohl Lunas Herz spürt, dass Riggs sie be­schüt­zen wird, sind ihre Schuld­ge­füh­le, dass sie die Men­schen, die ihr bei­ste­hen, in Ge­fahr bringt, zu groß. Ihre ein­zi­ge Über­le­bens­chan­ce ist nun, ge­mein­sam mit Riggs nach Loui­sia­na zu­rück­zu­keh­ren.

Über die Au­to­rin

Crys­tal Da­ni­els und Sandy Al­va­rez sind ein Schwes­tern-Duo und die USA To­day-Best­sel­ler­au­to­rin­nen der be­lieb­ten "Kings of Re­tri­bu­ti­on MC"-Se­rie.
Seit 2017 hat das Duo zahl­rei­che Ro­ma­ne ver­öf­fent­licht. Ihre ge­mein­sa­me Lei­den­schaft für Bü­cher und das Ge­schich­ten­er­zäh­len führ­te sie auf eine auf­re­gen­de Reise,...

Crys­tal Da­ni­els und Sandy Al­va­rez sind ein Schwes­tern-Duo und die USA To­day-Best­sel­ler­au­to­rin­nen der be­lieb­ten "Kings of Re­tri­bu­ti­on MC"-Se­rie.
Seit 2017 hat das Duo zahl­rei­che Ro­ma­ne ver­öf­fent­licht. Ihre ge­mein­sa­me Lei­den­schaft für Bü­cher und das Ge­schich­ten­er­zäh­len führ­te sie auf eine auf­re­gen­de Reise,...

Wei­te­re Teile der Kings of Re­tri­bu­ti­on MC Serie

Le­se­pro­be

Er­schöpft lasse ich mich auf einen Bar­ho­cker plump­sen, als eines der Club­mäd­chen mir ein Glas Whis­key reicht. Jake lässt sich neben mir nie­der. „Alles klar, Bru­der?“
„Ja, Mann. Es geht mir gut.“
„Ich weiß es wirk­lich zu schät­zen, dass du alles ste­hen und lie­gen ge­las­sen hast und so schnell ge­kom­men bist. Wenn ich eine an­de­re Wahl ge­habt hätte, hätte ich dich nicht darum ge­be­ten.“
„Gern ge­sche­hen, Bru­der. Du weißt, dass ich immer hin­ter dir stehe“, er­wi­de­re ich.
„Falls es zu viel ver­langt ist, dich um Luna zu küm­mern, dann gib mir Be­scheid und ich lasse mir...

...​etwas an­de­res ein­fal­len. Ich habe einen Kum­pel …“
Bevor Jake wei­ter­spre­chen kann, schnei­de ich ihm das Wort ab. „Außer mir wird nie­mand auf Luna auf­pas­sen.“
Jake ver­zieht die Lip­pen zu einem Grin­sen. „Hast du mir etwas zu sagen, Bru­der?“
„Noch nicht“, brum­me ich und trin­ke noch einen Schluck Whis­key.
„Ich kenne die­sen Blick nur zu gut, Bru­der.“ Jake klopft mir auf die Schul­ter. „Du bist am Arsch.“
Er­zähl mir etwas Neues. Da ich nach Luna sehen will, klop­fe ich mit den Fin­ger­knö­cheln auf den Tre­sen. „Ich muss noch etwas er­le­di­gen, da­nach tref­fen wir uns im Kel­ler.“
Als ich die Trep­pe hin­auf und den Flur hin­un­ter­ge­he, kann ich nur noch an Luna den­ken. Ich er­rei­che die Tür zu ihrem Schlaf­zim­mer und öffne sie. Luna sitzt auf dem Bett und sieht aus, als würde sie das Ge­wicht der Welt auf ihren Schul­tern tra­gen. Ich schlie­ße die Tür hin­ter mir, gehe um das Bett herum und knie mich vor ihr auf die Ma­trat­ze. Indem ich einen Fin­ger unter ihr Kinn schie­be, zwin­ge ich sie, mei­nem Blick zu be­geg­nen. Der nie­der­ge­schla­ge­ne, ver­lo­re­ne Aus­druck in ihren Augen ge­fällt mir ganz und gar nicht. Ich hebe die Hände, um sie zu fra­gen: „Willst du dar­über reden?“
Als Luna nur den Kopf schüt­telt, nicke ich. „Kein Pro­blem, Baby. Du musst nichts sagen. Aber du sollst wis­sen, dass ich weiß, wie du dich fühlst. Wenn ich dir in die Augen schaue, kann ich den ver­ängs­tig­ten Aus­druck darin er­ken­nen. Vor allem sehe ich, wer du bist. Aber du musst dir keine Sor­gen mehr ma­chen. Das alles kannst du ge­trost mir über­las­sen. Ich bin für dich da.“ Luna lässt die Schul­tern hän­gen und stößt hör­bar den Atem aus. Sie be­müht sich nicht ein­mal, die Trä­nen zu­rück­zu­hal­ten, die ihr im nächs­ten Mo­ment über die Wan­gen kul­lern. Ich um­fas­se ihr Ge­sicht mit bei­den Hän­den und drü­cke ihr einen Kuss auf den Kopf. Dann stehe ich auf und gehe zur Tür. Bevor ich ihr Zim­mer ver­las­se, sage ich noch ein­mal: „Ich bin für dich da.“
Als Jake end­lich in den Kel­ler kommt, tre­ten Kiwi, Fen­der und ich einen Schritt zu­rück, um das Ge­sche­hen zu be­ob­ach­ten. Das hier ist Jakes Party und er wird sie so ge­stal­ten, wie er es für rich­tig hält. Es dau­ert nicht lange, bis er Pike ge­bro­chen hat. Um genau zu sein, bricht er ihm die Nase, denn mein Bru­der ist alt­mo­disch und hat eine Vor­lie­be für Schlag­rin­ge.
„Deine Folg­sam­keit wird dich nicht ret­ten, aber sie wird be­stim­men, wie schnell dein Tod sein wird. Mir per­sön­lich ist das so oder so egal“, knurrt Jake. „Sag mir, was Rex über Luna weiß und wer ihn mit die­sen In­for­ma­tio­nen ver­sorgt.“
End­lich macht Pike den Mund auf. „Mein Bru­der be­kommt seine In­for­ma­tio­nen von einem der Wär­ter im Ge­fäng­nis. Ich habe ver­dammt noch mal keine Ah­nung, von wem.“ Pike ver­zieht die Lip­pen zu einem Grin­sen, wobei Blut aus sei­nem Mund tropft. „Au­ßer­dem wurde Rex vor zwei Tagen ent­las­sen. Es hat sich her­aus­ge­stellt, dass die Be­hör­den seine Schlam­pe gar nicht brau­chen. Die An­kla­ge gegen mei­nen Bru­der wurde aus Man­gel an Be­wei­sen fal­len ge­las­sen.“
„Schei­ße“, zi­sche ich. Pike stößt ein höh­ni­sches La­chen aus, das an mei­nen Ner­ven zerrt. Je mehr der Kerl sagt, desto stär­ker wächst in mir der Wunsch, sein wert­lo­ses Leben zu be­en­den.
„Ihr Arsch­lö­cher seid so was von er­le­digt. Mein Bru­der wird nicht auf­hö­ren, bis er be­kommt, was er will. Und aus wel­chem Grund auch immer, will er diese taube Tussi. Ich weiß nicht, was er mit der Hure vor­hat.“ In dem Mo­ment, in dem Pike die Worte über die Lip­pen kom­men, stür­ze ich mich auf ihn und schla­ge auf ihn ein. Nach­dem ich ihm mehr­mals die Faust ins Ge­sicht ge­rammt habe, be­ru­hi­ge ich mich wie­der und stehe auf. Es ist nicht meine Auf­ga­be, ihn um­zu­brin­gen.
Pike atmet ein paar­mal tief durch und spuckt zwei Zähne auf den Boden des Kel­lers. „Rex ist hin­ter ihr her. Er wird nicht auf­hö­ren, bis er zu­rück­be­kommt, was ihm ge­hört“, keucht Pike.
Ich bli­cke auf den er­bärm­li­chen Wich­ser herab und blaf­fe: „Er wird Luna nie wie­der an­rüh­ren. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich dei­nen Bru­der di­rekt zu dir in die Hölle schi­cken werde.“ Da ich sonst nichts mehr zu sagen habe, werfe ich Jake einen flüch­ti­gen Blick zu und ver­las­se dann den Kel­ler. Fen­der und Kiwi fol­gen mir auf dem Fuße. Ge­ra­de als ich die obers­te Trep­pen­stu­fe er­rei­che, er­tönt ein Schuss. Der Ge­rech­tig­keit wurde Ge­nü­ge getan - im Stil der Kings.
Früh am nächs­ten Mor­gen haben sich die Kings vor dem Club­haus ver­sam­melt, um uns zu ver­ab­schie­den. Luna steht etwas ab­seits bei Sofia, wäh­rend Jake und seine Män­ner uns die Hände schüt­teln. „Es war wirk­lich schön, dich zu sehen, Bru­der“, sagt Jake. „Unter an­de­ren Um­stän­den wäre es mir zwar lie­ber ge­we­sen, aber daran lässt sich nichts än­dern.“
„Es hat mich auch ge­freut, Mann“, er­wi­de­re ich und stei­ge auf mein Mo­tor­rad. „Ich will euch alle in nächs­ter Zeit in New Or­leans sehen, ver­stan­den? Wir wer­den euch zei­gen, wie wir Ca­juns fei­ern.“
„Wir wer­den euch bald be­su­chen, Bru­der. Du hast mein Wort“, ver­spricht Jake.
Ich wende mich von Jake ab und sehe zu Luna hin­über, die Sofia ge­ra­de um­armt. Als sie den Kopf zu­rück­zieht, be­geg­net sie mei­nem Blick. „Bist du be­reit, Baby?“, frage ich und stre­cke ihr eine Hand ent­ge­gen. Ohne den Blick­kon­takt zu un­ter­bre­chen, kommt Luna auf mich zu, er­greift meine Hand und steigt auf.
Ich bin wirk­lich am Arsch.
Zum Ab­schied hebe ich die Hand zum Salut, bevor ich mit mei­nen Brü­dern durch das Tor fahre. Ich drehe den Kopf zur Seite, damit Luna mein Ge­sicht sehen kann.
Indem ich die Hand hebe, Dau­men und Zei­ge­fin­ger ab­s­prei­ze, beide Fin­ger zu­sam­men­füh­re und gleich­zei­tig die Hand von mir stre­cke, mache ich die Ge­bär­de für nach Hause, wor­auf­hin Luna mir ein warm­her­zi­ges Lä­cheln schenkt.
Ja. Mein Mäd­chen kommt mit mir nach Hause.


Luna

Wir sind seit meh­re­ren Stun­den un­ter­wegs und lang­sam spüre ich die Aus­wir­kun­gen der Fahrt. Ich sitze erst zum zwei­ten Mal auf einem Mo­tor­rad. Beim ers­ten Mal hat­ten die Kings mich ge­ra­de aus dem Sä­ge­werk ge­ret­tet. Ich war zwar ei­ni­ge Mo­na­te mit Rex zu­sam­men, aber er hat mich nie mit auf eine Spritz­tour ge­nom­men. Zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen hatte ich auch kein In­ter­es­se daran. Ich hatte immer zu viel Angst, aber über­ra­schen­der­wei­se ist es über­haupt nicht un­an­ge­nehm, bei Riggs mit­zu­fah­ren. Wäh­rend der ers­ten drei­ßig Mi­nu­ten war ich ziem­lich ver­krampft, aber mit der Zeit ent­spann­te ich mich. Ohne Zwei­fel war Riggs dank­bar, als ich mei­nen Griff um sei­nen Ober­kör­per end­lich etwas lo­cker­te. Wäh­rend ich so dicht hin­ter Riggs sitze, steigt mir der hol­zi­ge Duft sei­nes Eau de Co­lo­gne in die Nase, in den sich sein ganz per­sön­li­ches Aroma und der Ge­ruch von Mo­tor­öl mischt. Ich gebe es nur un­gern zu, aber der Duft ge­fällt mir. Sehr sogar.
Als er um eine Kurve biegt, öffne ich die Augen und hebe den Kopf von sei­nem Rü­cken. Ich war so in Ge­dan­ken ver­sun­ken, dass ich gar nicht be­merkt habe, wie dicht ich mich an ihn ge­schmiegt habe. So­fort drü­cke ich den Rü­cken durch und ver­su­che, ein paar Zen­ti­me­ter Ab­stand zwi­schen uns zu brin­gen. Als wir vor einem Im­biss par­ken, stellt Riggs den Motor ab und reicht mir die Hand. Auf wa­cke­li­gen Bei­nen stei­ge ich ab.
Er wen­det sich mir zu. „Hast du Hun­ger?“ Just in die­sem Mo­ment knurrt mein Magen. Of­fen­bar hat Riggs den Laut ge­hört, denn er ver­zieht die Lip­pen zu einem Grin­sen und ich er­rö­te.
Er wirft einen Blick über meine Schul­ter und nickt Kiwi und Fen­der zu, die ihre Mo­tor­rä­der eben­falls ge­parkt haben und auf uns zu­kom­men. Ohne zu zö­gern, er­greift Riggs meine Hand und führt mich ins Re­stau­rant. Kaum sind wir durch die Tür ge­tre­ten, zie­hen wir die Auf­merk­sam­keit sämt­li­cher Gäste auf uns. Mir ist un­be­hag­lich zu­mu­te und ich fühle mich ver­letz­lich, wenn ich der­art un­ver­hoh­len an­ge­starrt werde. Ich habe jedes Mal das Ge­fühl, als könn­ten die Leute durch mich hin­durch­se­hen und all meine Makel er­ken­nen. Mir ist klar, dass so etwas nicht mög­lich ist, aber ich ziehe es vor, nicht auf­zu­fal­len. Im Mo­ment ist das al­ler­dings kaum mög­lich, denn ich bin in Be­glei­tung von drei Bi­kern, die sich von all den Bli­cken schein­bar nicht be­ein­dru­cken las­sen. Wahr­schein­lich sind sie die Auf­merk­sam­keit ge­wohnt. Sie sind nicht nur groß ge­wach­sen und tra­gen Kut­ten eines Mo­tor­rad­clubs, oben­drein sind sie ver­dammt at­trak­tiv.
Riggs zerrt an mei­ner Hand und geht an einem Tisch mit einem äl­te­ren Ehe­paar vor­bei, das uns arg­wöh­nisch be­äugt. Kiwi und Fen­der fol­gen uns. Riggs macht an einer lee­ren Ni­sche halt und be­deu­tet mir mit einer Geste, mich zu set­zen. Ich folge sei­ner Auf­for­de­rung und er lässt sich neben mir auf den Sitz glei­ten, wäh­rend Kiwi und Fen­der uns ge­gen­über Platz neh­men. Kurz dar­auf kommt die Kell­ne­rin und reicht uns die Spei­se­kar­te. Mir ent­geht nicht, dass sie dem Mann neben mir schö­ne Augen macht und de­zent die Vor­der­sei­te ihrer Uni­form nach unten zieht, als wolle sie ihre gro­ßen Brüs­te als Vor­spei­se prä­sen­tie­ren. Als sie sich vor­stellt, über­setzt Riggs ihre Worte für mich in Ge­bär­den­spra­che. „Hallo, ich heiße Becky und bin Ihre Kell­ne­rin. Kann ich Ihnen etwas zu trin­ken brin­gen?“
Becky schafft es tat­säch­lich, mich noch mehr zu ver­är­gern, als sie beim An­blick des gro­ßen, gut­aus­se­hen­den Bi­kers, der der Ge­bär­den­spra­che mäch­tig ist, sicht­lich ins Schwär­men gerät. In ihren Augen trägt seine Fä­hig­keit, mit Ge­hör­lo­sen zu kom­mu­ni­zie­ren, wohl enorm zu sei­ner At­trak­ti­vi­tät bei. Schein­bar bin ich nicht in der Lage, mei­nen Miss­mut zu ver­ber­gen, denn im nächs­ten Mo­ment sehe ich, wie Kiwis Schul­tern vor La­chen beben. Als ich meine Auf­merk­sam­keit wie­der auf die Kell­ne­rin rich­te, kann ich sehen, dass sie we­ni­ger er­freut von mei­ner Re­ak­ti­on ist.
Ver­dammt! Ich hoffe, sie spuckt mir nicht ins Essen.
Ich igno­rie­re sie je­doch und ge­bär­de: „Ich hätte gern eine Cola, bitte.“ Riggs gibt meine Be­stel­lung an Becky wei­ter. Nach­dem sie auch die Wün­sche der an­de­ren ent­ge­gen­ge­nom­men hat, geht sie wie­der hin­ter den Tre­sen. Mir ent­geht nicht, dass sie dabei be­tont die Hüfte schwin­gen lässt.
Du hast es wohl nötig.
Ich weiß nicht, warum ihr ko­ket­tes Ge­ha­be mich so sehr stört, im­mer­hin sind Riggs und ich kein Paar. Er ist nicht mehr als ein her­ri­scher, über­heb­li­cher Ba­by­sit­ter. Und ich bin nur ein Mäd­chen, das man ihm aufs Auge ge­drückt hat, weil er sei­nem Club einen Ge­fal­len er­weist.
Ich schie­be diese Ge­dan­ken je­doch bei­sei­te, wende mich Riggs zu und tippe ihm auf die Schul­ter. Als er mich an­sieht, sage ich: „Ich muss auf die Toi­let­te.“ Mit einem Ni­cken steht er auf und ich rut­sche an die Kante. Ich warte, dass er bei­sei­te­tritt, um mir Platz zu ma­chen, doch er scheint nicht die Ab­sicht zu haben, sich von der Stel­le zu rüh­ren. Ge­zwun­ge­ner­ma­ßen drü­cke ich mich an ihm vor­bei, wobei ich mit den Brüs­ten sei­nen Arm strei­fe. Bei der Be­rüh­rung durch­zuckt mich ein Krib­beln und mir stockt der Atem. Ich be­geg­ne sei­nem Blick und er­ken­ne einen feu­ri­gen Aus­druck in sei­nen Iri­den, wäh­rend seine Pu­pil­len ge­wei­tet sind. Das Blau in sei­nen Augen scheint in die­sem Mo­ment noch ste­chen­der als sonst zu sein. Eine elek­tri­sie­ren­de Span­nung herrscht zwi­schen uns, als wir ein­an­der an­star­ren. Ich werfe einen Blick auf die an­de­ren bei­den Män­ner und sehe, dass Fen­der den Kopf fra­gend zur Seite ge­neigt hat, als ver­su­che er, sich einen Reim auf die Si­tua­ti­on zu ma­chen.
Mir geht es nicht an­ders.
Kiwi hin­ge­gen grinst wie ein Ho­nig­ku­chen­pferd. Plötz­lich fühle ich mich über­for­dert und völ­lig ver­wirrt, also ducke ich mich und mache mich auf den Weg zur Da­men­toi­let­te.
Als ich fer­tig bin, ver­las­se ich die Ka­bi­ne und gehe zum Wasch­be­cken, um mir die Hände zu wa­schen. Ich stüt­ze mich mit den Hän­den auf dem Wasch­tisch ab und be­trach­te mein Ge­sicht im Spie­gel. Ich sehe furcht­bar aus. Meine Haare sind vom Wind zer­zaust und ich habe dunk­le Ringe unter den Augen. Kopf­schüt­telnd sprit­ze ich mir etwas Was­ser ins Ge­sicht und fahre dann mit den Fin­gern durch meine lan­gen blon­den Haare, um sie etwas zu bän­di­gen, bevor ich sie zu einem Zopf flech­te und mit einem Haar­gum­mi aus mei­ner Ta­sche fi­xie­re. Zu­frie­den trock­ne ich mir die Hände ab, werfe das Pa­pier­hand­tuch in den Müll­ei­mer und ver­las­se das Bad. Im Flur war­tet Riggs be­reits auf mich.
„Ich woll­te nur nach dir sehen und mich ver­ge­wis­sern, dass du dich nicht durch die Hin­ter­tür hin­aus­schleichst.“
„Und ich habe dir ge­sagt, dass ich nicht mehr Reiß­aus neh­men werde.“
„Ich weiß, aber ich woll­te auf Num­mer si­cher gehen.“
„Wenn du meinst“, er­wi­de­re ich nur und gehe dann mit ver­stei­ner­ter Miene zu­rück ins Re­stau­rant, wobei er dicht hin­ter mir bleibt. Als ich zu un­se­rer Ni­sche zu­rück­keh­re, steht unser Essen be­reits auf dem Tisch. Schein­bar hat Riggs für mich be­stellt, wäh­rend ich auf der Toi­let­te war. Nach­dem ich Platz ge­nom­men habe, hebe ich das Bröt­chen mei­nes Bur­gers an und stel­le zu­frie­den fest, dass er mit Cham­pi­gnons und Schwei­zer Käse be­legt ist. Le­cker. Ge­nüss­lich beiße ich hin­ein und gebe ein lei­ses Stöh­nen von mir, als das Aroma meine Ge­schmacks­knos­pen kit­zelt. Ich ge­nie­ße gutes Essen und wenn ich Hun­ger habe, lege ich kei­nen Wert auf da­men­haf­te Ma­nie­ren. Ich lege den Bur­ger zu­rück auf den Tel­ler, grei­fe nach dem Ketch­up und gebe eine or­dent­li­che Por­ti­on auf meine Pom­mes. Dann nehme ich den Senf und wie­der­ho­le den Vor­gang. Zu­frie­den mit dem aus­ge­wo­ge­nen Ver­hält­nis der bei­den Sau­cen, nehme ich drei Pom­mes auf ein­mal und schie­be sie mir in den Mund. Das mache ich noch zwei wei­te­re Male, bevor ich mei­nen Ham­bur­ger wie­der in die Hand nehme und einen wei­te­ren groß­zü­gi­gen Bis­sen esse. Plötz­lich be­mer­ke ich, dass drei Au­gen­paa­re auf mich ge­rich­tet sind, und schaue von mei­nem Tel­ler auf. Riggs, Fen­der und Kiwi star­ren mich an. „Was ist los?“, frage ich.
Riggs grinst und schüt­telt den Kopf. „Nichts, Baby.“
Mir wird be­wusst, dass ich mich wahr­schein­lich wie ein Schwein über meine Mahl­zeit her­ge­macht habe. So­fort steigt mir die Röte in die Wan­gen und ich senke den Blick, wobei ich mir die Ser­vi­et­te vom Tisch schnap­pe und mir den Mund ab­wi­sche. Riggs legt einen Fin­ger an mein Kinn und hebt es an, damit ich sei­nem Blick be­geg­ne. „Ich habe mich nicht über dich lus­tig ge­macht, Baby. Es macht Spaß, dir beim Essen zu­zu­se­hen. Mir ge­fällt das sexy Stöh­nen, das du von dir gibst.“
Hei­li­ge Schei­ße! Ge­ra­de dach­te ich noch, dass die Farbe mei­ner Wan­gen sich nicht ver­dun­keln könn­te, doch ich habe mich ge­irrt.
„Iss“, er­mu­tigt Riggs mich und zeigt mit einem Ni­cken auf mei­nen Bur­ger. Lä­chelnd mache ich mich wie­der über meine Mahl­zeit her. Als ich ge­ra­de den letz­ten Bis­sen ver­drückt habe und den Tel­ler von mir schie­be, kommt die Kell­ne­rin zu­rück. Mit einem Lä­cheln legt sie die Rech­nung auf den Tisch, reißt dann eine Seite aus ihrem No­tiz­block und schiebt sie Riggs zu. Dabei blickt sie ihm di­rekt in die Augen. Mir krampft sich der Magen zu­sam­men, als er die Te­le­fon­num­mer ein­steckt und Becky mich mit einem über­heb­li­chen Schmun­zeln be­denkt.
Bitch.
Sie strotzt nur so vor Selbst­be­wusst­sein, als sie zu­rück hin­ter den Tre­sen schlen­dert und ei­ni­ge an­de­re Gäste be­dient.
Riggs steht auf, schnappt sich die Rech­nung und reicht mir die Hand. Ich be­geg­ne sei­nem Blick, mus­te­re dann seine aus­ge­streck­te Hand und sehe wie­der zu ihm auf. Statt sie zu er­grei­fen, recke ich nur das Kinn in die Höhe. Als ich den An­flug eines Lä­chelns hin­ter sei­nem Bart er­ken­nen kann, werde ich wü­tend.
Arsch­loch.
Ich folge ihm an den Tre­sen, über­le­ge es mir dann aber an­ders. Da ich nicht in der Stim­mung bin, ihn beim Flir­ten mit der Kell­ne­rin zu be­ob­ach­ten, drän­ge ich mich an ihm vor­bei. Ich komme ge­ra­de ein­mal zwei Schrit­te weit, als er einen Arm um meine Tail­le schlingt und mich an seine Seite zieht. Das Lä­cheln auf Be­ckys Lip­pen er­stirbt. Sie nimmt die Rech­nung und das Bar­geld ent­ge­gen, legt es in die Kasse und reicht ihm das Wech­sel­geld. Ich ver­schrän­ke die Arme vor der Brust und warte, bis die bei­den fer­tig sind. Neben der Kasse steht ein Trink­geld­glas und ich frage mich, wie viel Riggs wohl für Be­ckys Ser­vice be­zah­len wird. Statt je­doch das Wech­sel­geld hin­ein­zu­wer­fen, steckt er es in seine Ta­sche. Dar­auf­hin zieht er ein Stück Pa­pier aus der Vor­der­ta­sche sei­ner Kutte. Es ist der Zet­tel, auf den Becky ihre Num­mer no­tiert hat. Riggs wirft ihn in das Trink­geld­glas und hebt die Hände, um zu ge­bär­den. „Mei­nem Mäd­chen hat dein An­nä­he­rungs­ver­such nicht ge­fal­len. Ich gebe dir einen guten Rat: Bei der Ar­beit soll­test du nicht mit Män­nern flir­ten. Vor allem nicht, wenn der Kunde mit sei­ner Frau hier ist. Das ist un­höf­lich.“ Mit die­sen Wor­ten wen­det er sich von Becky ab, die mitt­ler­wei­le sicht­lich ver­är­gert ist. Ich stehe ein­fach nur fas­sungs­los da. Ohne einen Blick zu­rück­zu­wer­fen, legt Riggs eine Hand auf mei­nen Rü­cken und führt mich aus dem Re­stau­rant.
Auf dem Park­platz sit­zen Kiwi und Fen­der be­reits auf ihren Mo­tor­rä­dern und rau­chen eine Zi­ga­ret­te. Sie wech­seln ein paar Worte mit Riggs, wäh­rend ich mir mei­nen Helm von sei­nem Bike schnap­pe. Riggs wen­det sich mir zu. „Wir wer­den noch ein paar Stun­den fah­ren und ir­gend­wo über­nach­ten.“
„In Ord­nung“, er­wi­de­re ich.
Riggs steigt auf seine Ma­schi­ne und sieht mich er­war­tungs­voll an. Ich werfe einen Blick über die Schul­ter auf Kiwi und Fen­der und drehe mich dann wie­der zu Riggs um. „Soll ich zu Ab­wechs­lung bei einem der an­de­ren Jungs mit­fah­ren, um dir eine Pause zu gön­nen?“
Riggs’ Miene ver­här­tet sich. „Nein.“ Er macht sich nicht die Mühe, die Ge­bär­den­spra­che zu be­nut­zen, doch das ist auch nicht nötig, denn ich habe ihn pro­blem­los ver­stan­den. Ich schlu­cke den Kloß in mei­nem Hals hin­un­ter, lege eine zitt­ri­ge Hand auf seine Schul­ter und sitze hin­ter ihm auf. Wenn ich ge­ahnt hätte, dass ich ihn mit mei­ner Frage der­art ver­är­gern würde, hätte ich den Mund ge­hal­ten. Ich dach­te nur, es wäre viel­leicht an­ge­neh­mer für ihn, wenn ich nicht stän­dig die Arme um ihn ge­schlun­gen hätte.
Wäh­rend der ers­ten drei­ßig Mi­nu­ten Fahrt be­mü­he ich mich, etwas Ab­stand von ihm zu hal­ten, aber schon bald gebe ich auf und rut­sche näher heran, wobei ich meine Arme fest um seine Tail­le schlin­gen. Der Mann übt eine star­ke An­zie­hungs­kraft auf mich aus, der ich mich ein­fach nicht ent­zie­hen kann. Es hat den An­schein, als würde mein Kör­per seine Wärme förm­lich su­chen. Ich schmie­ge meine Wange an die Le­der­kut­te an sei­nem Rü­cken, schlie­ße die Augen und atme sei­nen be­rau­schen­den Duft ein, wäh­rend ich mir den Wind um die Nase wehen lasse. Als Riggs eine große Hand über mei­nen Schen­kel glei­ten lässt, muss ich un­will­kür­lich lä­cheln.
Die Dun­kel­heit ist vor über einer Stun­de her­ein­ge­bro­chen und die Tem­pe­ra­tu­ren sind um ei­ni­ge Grad ge­sun­ken. Ich trage eine Jeans und ein kurz­är­me­li­ges T-Shirt, das mich nicht son­der­lich warm hält, daher be­gin­ne ich nach einer Weile, zu zit­tern. Riggs be­merkt so­fort, dass etwas nicht stimmt und gibt Kiwi und Fen­der ein Hand­zei­chen, an­zu­hal­ten. Er fährt an den Stra­ßen­rand, stellt den Motor ab und steigt von sei­nem Bike. Dann streift er seine Kutte ab und hängt sie an den Len­ker, bevor er sein jagd­grü­nes lan­gärm­li­ges Ther­mo­hemd aus­zieht. Dar­un­ter trägt er le­dig­lich ein schwar­zes Shirt. „Arme hoch, Baby“, be­fiehlt er.
Ich hebe meine zit­tern­den Hände und frage: „Was ist mit dir?“
„Mach dir um mich keine Sor­gen. Und jetzt Arme hoch.“
Ich be­schlie­ße, nicht zu wi­der­spre­chen, und lasse mir von Riggs das Hemd über Kopf und Arme zie­hen. Au­gen­blick­lich werde ich von sei­ner woh­li­gen Wärme um­hüllt. Ohne dar­über nach­zu­den­ken, packe ich die Vor­der­sei­te sei­nes Shirts, führe den Stoff an meine Nase und atme mit ge­schlos­se­nen Augen sei­nen Duft ein. Als ich die Lider wie­der öffne, hat Riggs die Na­sen­flü­gel ge­bläht, wäh­rend in sei­nen Iri­den ein be­gie­ri­ges Feuer lo­dert. Ver­le­gen senke ich den Blick.
Riggs schnappt sich seine Kutte vom Len­ker und wen­det sich dann wie­der mir zu, wobei er sich schein­bar frus­triert mit der Hand durch den Bart fährt. So­fort werde ich un­si­cher und be­fürch­te, dass ich ihn aufs Neue ver­är­gert haben könn­te. Ner­vös zupfe ich an sei­nem Hemd herum und wei­che sei­nem Blick aus. Dann schaue ich vor­sich­tig durch meine Wim­pern hin­durch zu ihm auf, als er einen Schritt auf mich zu­tritt. Er stützt eine Hand auf den Tank und die an­de­re hin­ter mir auf den Sitz, wobei er sich zu mir vor­beugt. Sein Ge­sicht ist nur we­ni­ge Zen­ti­me­ter von mei­nem ent­fernt und ich kann pro­blem­los von sei­nen Lip­pen ab­le­sen, als er ver­kün­det: „Bald, Mon Tre­sor. Es ist un­aus­weich­lich.“ Mir stockt der Atem und ich lasse den Blick von sei­nen Lip­pen zu sei­nen blau­en Augen und dann wie­der zu­rück zu sei­nem Mund glei­ten. Bei der Vor­stel­lung, ihn zu küs­sen, beiße ich mir un­will­kür­lich auf die Un­ter­lip­pe. Riggs baut sich zu sei­ner vol­len Größe auf und wirft mir einen Blick zu, den ich nicht ganz deu­ten kann, bevor er wie­der auf sein Mo­tor­rad steigt.

Eine Stun­de spä­ter hal­ten wir auf dem Park­platz eines Ho­tels. Riggs sagt etwas zu Fen­der, der sich so­fort auf den Weg ins Ge­bäu­de macht. Ein paar Mi­nu­ten spä­ter kommt er mit zwei Schlüs­sel­kar­ten zu­rück, von denen er eine Riggs reicht. Die Män­ner schnal­len ihr Ge­päck von ihren Mo­tor­rä­dern ab, wobei Riggs mir meine Ta­sche reicht. Dann er­greift er meine Hand und führt mich eine Trep­pe hin­auf. Ich werfe einen Blick über die Schul­ter und sehe, dass Kiwi und Fen­der in einem Zim­mer im Erd­ge­schoss ver­schwin­den. Plötz­lich däm­mert mir, dass Fen­der nur zwei Schlüs­sel­kar­ten be­sorgt hat. Ich blei­be ab­rupt ste­hen und ent­zie­he mich Riggs’ Griff. Als er sich mir zu­wen­det, frage ich: „Be­kom­me ich denn nicht mein ei­ge­nes Zim­mer?“
Riggs wirft mir einen ge­lang­weil­ten Blick zu und äu­ßert ein­mal mehr sein Lieb­lings­wort: „Nein.“ Ich habe keine an­de­re Wahl, als ihm zu fol­gen, als er er­neut meine Hand er­greift und wei­ter­geht. Im Zim­mer gibt er mir zu ver­ste­hen, dass ich vor ihm du­schen kann, und ich nehme das An­ge­bot dank­bar an. Nach einem lan­gen Tag auf der Stra­ße fühle ich mich schmut­zig. Ich schnap­pe mir meine Sa­chen, gehe di­rekt ins Ba­de­zim­mer und schlie­ße die Tür ab. Dann stel­le ich meine Ta­sche auf dem Wasch­tisch ab und hole eine Schlaf­shorts und ein Top her­aus. Da ich nur das Nö­tigs­te mit­neh­men konn­te, muss­te ich meine Haar­pfle­ge­pro­duk­te zu­rück­las­sen. Aber das Hotel stellt glück­li­cher­wei­se klei­ne Fläsch­chen Sham­poo und Spü­lung zur Ver­fü­gung. Nach­dem ich ge­duscht habe, ziehe ich mich an und bürs­te mir die Haare, wobei ich be­schlie­ße, sie offen zu las­sen.
Ich öffne die Tür und mir steigt so­fort der Duft von chi­ne­si­schem Essen in die Nase. Riggs steht mit dem Rü­cken zu mir und ver­teilt die Mahl­zeit auf dem Tisch vor dem Fens­ter. Of­fen­bar hat er ge­spürt, dass ich hin­ter ihm bin, denn er dreht sich zu mir um und be­trach­tet mich von Kopf bis Fuß. Dabei ent­geht mir nicht der be­gie­ri­ge Aus­druck in sei­nen Augen. Ich habe Schmet­ter­lin­ge im Bauch und bin plötz­lich ner­vös, weil wir uns ein Zim­mer tei­len, in dem ein ein­zi­ges gro­ßes Bett steht. Als er mich schein­bar zur Ge­nü­ge ge­mus­tert hat, sagt er: „Ich habe Kiwi ge­be­ten, uns etwas zu essen zu be­sor­gen.“
Da ich zu hung­rig bin, um mir über die Schlaf­mög­lich­kei­ten den Kopf zu zer­bre­chen, setze ich mich zu Riggs an den Tisch, wo wir in an­ge­neh­mem Schwei­gen un­se­re Mahl­zeit ver­spei­sen. Ir­gend­wann habe ich mir den Magen so voll­ge­schla­gen, dass mir die Au­gen­li­der fast zu­fal­len. Ich stehe auf, schnap­pe mir eine Decke vom Fu­ßen­de des Bet­tes und trot­te zu einem Ses­sel in der Ecke. Er sieht zwar nicht son­der­lich be­quem aus, aber ich werde auf kei­nen Fall das Bett mit Riggs tei­len. Ich lasse mich auf den Ses­sel fal­len, ziehe die Beine an die Brust und kusch­le mich in die Decke. Kaum habe ich die Augen ge­schlos­sen, spüre ich zwei star­ke Arme, die mich hoch­he­ben. Ich schre­cke auf und schlin­ge un­will­kür­lich die Arme um Riggs’ Na­cken. Be­hut­sam bet­tet er mich auf die Ma­trat­ze. „Ich werde jetzt du­schen gehen. Wenn ich zu­rück­kom­me, liegst du hof­fent­lich noch im Bett.“ Mit die­sen Wor­ten dreht er sich um, schlen­dert ins Bad und schließt die Tür, ohne mir die Mög­lich­keit zu geben, etwas zu er­wi­dern.
Was zum Teu­fel soll das?
Ich ver­schrän­ke die Arme vor der Brust und rich­te mich auf. Die­ser Mann raubt mir noch den letz­ten Nerv. Ir­gend­wann kommt Riggs nur mit einer grau­en Jog­ging­ho­se be­klei­det aus dem Bad zu­rück, wäh­rend ich immer noch miss­mu­tig dort sitze, wo er mich ab­ge­setzt hat. Er mus­tert mich mit einem be­lus­tig­ten Ge­sichts­aus­druck. „Du bist süß, wenn du schmollst, Baby.“
„Ich schmol­le nicht“, ant­wor­te ich.
Doch, ich schmol­le.
Als Riggs den Kopf schüt­telt, ver­dre­he ich die Augen und be­schlie­ße, dass ich viel zu er­schöpft bin, um sei­net­we­gen Schlaf zu ver­lie­ren. Ich recke das Kinn in die Höhe und rücke an den Rand des Bet­tes, dann reiße ich die Decke an mich und drehe ihm den Rü­cken zu. Un­auf­fäl­lig werfe ich einen Blick über die Schul­ter und be­trach­te seine schlan­ke Ge­stalt, sei­nen Wasch­brett­bauch und die fei­nen Här­chen, die in einer dün­nen Spur von sei­ner Brust über sei­nen Bauch ver­lau­fen und schließ­lich unter dem Bund sei­ner Jog­ging­ho­se ver­schwin­den. An­schlie­ßend mus­te­re ich die bun­ten Tat­toos, die sei­nen gan­zen rech­ten Arm und seine Schul­ter be­de­cken. Als ich den Blick wie­der hin­auf zu sei­nem Ge­sicht glei­ten lasse, zwin­kert er mir wis­send zu.
Er­tappt.
Ich schnap­pe mir eines der vier Kis­sen und plat­zie­re es in der Mitte. Dann ziehe ich mir die Decke bis zu den Schul­tern hoch und stoße ein Seuf­zen aus. Eine Se­kun­de spä­ter löscht Riggs das Licht und ich spüre, wie die Ma­trat­ze sich ab­senkt, als Riggs sich neben mich legt. Eine Brise weht über meine Haut, als Riggs die Bett­de­cke an­hebt, das Kis­sen zwi­schen uns her­aus­zieht und es auf den Boden wirft. Dann schlingt er einen star­ken Arm um meine Tail­le, zieht mich mit dem Rü­cken an seine harte Brust und legt ein Bein über mei­nen Schen­kel. Über­rascht stockt mir der Atem und ich ver­stei­fe mich. Ich habe keine Ah­nung, was für ein Spiel die­ser Mann mit mir treibt, aber ich werde mich nicht dar­auf ein­las­sen. Auf kei­nen Fall soll­te ich Ge­füh­le für ihn ent­wi­ckeln oder mich so ein­fach von ihm flach­le­gen las­sen. Ich reiße mich aus mei­ner mo­men­ta­nen Be­nom­men­heit und ver­su­che, mich sei­nem Griff zu ent­zie­hen, was je­doch nur dazu führt, dass er seine Arme noch fes­ter um mich schlingt. Ir­gend­wann wird mir klar, dass er mich nicht los­las­sen wird, also gebe ich auf. Of­fen­bar spürt Riggs, dass ein Teil der An­span­nung von mir ab­ge­fal­len ist, denn er schiebt seine Hand unter mein Hemd und be­ginnt, seine Fin­ger di­rekt unter mei­nem Bauch­na­bel krei­sen zu las­sen. Bei der Be­we­gung ent­span­ne ich mich voll­ends und meine Au­gen­li­der wer­den schwer. Bevor der Schlaf mich über­mannt, spüre ich noch seine war­men Lip­pen an mei­nem Hals.
Am nächs­ten Mor­gen öffne ich die Augen und stel­le fest, dass ich mein Ge­sicht in je­man­des Na­cken ver­gra­ben habe. Die­ser Je­mand ist Riggs. Al­ler­dings ist das nicht der Grund warum ich plötz­lich in Ver­le­gen­heit ge­ra­te.
Nein.
Am liebs­ten würde ich im Erd­bo­den ver­sin­ken, weil ich meine Brust an ihn ge­schmiegt habe, wäh­rend meine Hand buch­stäb­lich in sei­ner Jog­ging­ho­se steckt.
An. Sei­nem. Hin­tern.
Oh mein Gott! Ich habe Riggs im Schlaf be­grapscht. Viel­leicht kann ich meine Hand her­aus­zie­hen, ohne ihn zu we­cken. Er würde nie davon er­fah­ren.
Lei­der habe ich nicht so viel Glück. Nach­dem ich meine Hand be­hut­sam von sei­nem Hin­tern ge­zo­gen und mich vor­sich­tig von ihm ge­löst habe, will ich mich ge­ra­de aus dem Bett rol­len, als ich in ein paar strah­lend blaue Augen bli­cke. Riggs ver­zieht die Lip­pen zu einem Grin­sen und zeigt dabei seine wei­ßen Zähne. „Hast du schon genug davon, mei­nen Hin­tern zu be­grap­schen, Baby?“
„Ich habe dich nicht be­grapscht.“
„Doch, das hast du. Du hat­test die ganze Nacht deine Hand in mei­ner Hose.“
Ich will ge­ra­de die Hand heben, um etwas zu er­wi­dern, doch mir feh­len die Worte. Sein Grin­sen wird noch brei­ter. „Hör schon auf“, ge­bär­de ich, stei­ge aus dem Bett und stap­fe ins Bad.

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