Danger meets Love: In den Fesseln der Vergangenheit: Katie & Jayden

Er­schie­nen: 01/2021
Serie: Dan­ger meets Love
Teil der Serie: 1

Genre: Dark Ero­ti­ca, Mafia Ro­mance
Zu­sätz­lich: Con­tem­pora­ry, Do­mi­nanz & Un­ter­wer­fung

Lo­ca­ti­on: USA


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-489-4
ebook: 978-3-86495-490-0

Preis:
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Danger meets Love: In den Fesseln der Vergangenheit: Katie & Jayden


In­halts­an­ga­be

Jay­dens Fa­mi­lie wurde von der Mafia er­mor­det. Des­halb kämpft er - nicht immer mit le­ga­len Mit­teln - gegen das or­ga­ni­sier­te Ver­bre­chen. Seit Jah­ren jagt er den Mör­der sei­ner Fa­mi­lie, jetzt bringt er des­sen Ehe­frau in seine Ge­walt, um ihn aus sei­nem Ver­steck zu lo­cken.

Als jun­ges Mäd­chen fällt Katie auf den Charme und die Lügen eines Ma­fio­so her­ein. Der Aus­stieg ge­lingt ihr, indem sie einen Han­del mit der Fa­mi­lie ihres Man­nes ein­geht. Doch ihre neu ge­won­ne­ne Frei­heit endet ab­rupt, als sie von einem Mann ent­führt wird, der of­fen­sicht­lich nicht weiß, dass sie nicht mehr zur Mafia ge­hört, und In­for­ma­tio­nen aus ihr her­aus­pres­sen will, die sie nicht hat.

Sind Jay­den und Katie mutig genug, den Hass zu über­win­den und sich die An­zie­hungs­kraft ein­zu­ge­ste­hen, die trotz allem zwi­schen ihnen wächst?

Über die Au­to­rin

Sa­ra-Ma­ria Lukas (alias Sa­bi­ne Bruns) war ge­bür­ti­ge Bre­me­rin und lebte mit ihrem Part­ner und di­ver­sen Vier­bei­nern in einem win­zi­gen Dorf zwi­schen Ham­burg und Bre­men. Die Ver­bun­den­heit zur Natur, sowie die Liebe zum Meer und der nord­deut­schen Le­bens­art be­stimm­ten ihren All­tag...

Wei­te­re Teile der Dan­ger meets Love Serie

Le­se­pro­be

Ir­gend­wann waren die Män­ner mit ihrer Haus­durch­su­chung fer­tig und stan­den wie­der vor ihr. Wie zu er­war­ten, hat­ten sie nichts ge­fun­den, was für Ver­bre­cher in­ter­es­sant sein könn­te.
Der An­füh­rer hock­te sich vor ihr hin und sie hielt die Luft an.
«Wo ist das Ver­steck? Drau­ßen im Schup­pen?»
Katie rühr­te sich nicht und kon­zen­trier­te sich dar­auf, an sei­nen Füßen vor­bei das Tisch­bein zu fi­xie­ren.
Er griff mit einer Hand in ihre Haare, mit der an­de­ren um einen ihrer Ober­ar­me und zerr­te sie in eine sit­zen­de Po­si­ti­on. Ihre so­wie­so schon schmer­zen­den Schul­tern brann­ten wie Feuer. Sie stieß einen Schre­ckens­laut aus und...

...​presste dann die Lip­pen so­fort wie­der zu­sam­men, um jedes wei­te­re Ge­räusch zu un­ter­drü­cken. Er drück­te sie mit dem Rü­cken gegen die Wand. Seine große Hand legte sich um ihren Hals, mit Dau­men und Zei­ge­fin­ger pack­te er ihr Kinn und zwang sie so, ihn an­zu­se­hen. So­bald ihre Bli­cke sich in­ein­an­der ver­fin­gen, trat wie­der diese selt­sa­me, hyp­no­ti­sie­ren­de Wir­kung bei ihr ein. Katie konn­te nicht mehr weg­se­hen. Zwi­schen ihnen schien die Luft zu vi­brie­ren und zu knis­tern.

Jay­den spür­te unter sei­nem Fin­ger ihren har­ten, ra­sen­den Puls­schlag. Sie sah ihm in die Augen, ohne auch nur ein­mal zu zwin­kern, und er hielt ihren Blick mit sei­nem fest. Es fühl­te sich für ihn an, als ob seine und die In­stink­te die­ser Frau in einem ge­räusch­lo­sen und un­sicht­ba­ren Zwei­kampf mit­ein­an­der ran­gen, wie in einem Duell mit Waf­fen, in dem sich die Geg­ner auf Au­gen­hö­he be­geg­ne­ten.
«Wo trefft ihr euch? Und wann das nächs­te Mal?»
Stil­le. Er spür­te eine Schluck­be­we­gung in ihrem Hals, als sich ihre Lip­pen öff­ne­ten.
«Ich habe kei­nen Kon­takt mehr zu mei­nem ehe­ma­li­gen Mann, und ein Ver­steck gibt es hier nicht», mur­mel­te sie im glei­chen ru­hi­gen und ge­fass­ten Ton­fall, in dem auch er seine Frage ge­stellt hatte.
Für einen Mo­ment be­herrsch­te Re­spekt vor ihrem Mut und ihrer Fä­hig­keit zur Selbst­be­herr­schung sein Den­ken, doch dann kehr­te der Zorn mit dop­pel­ter Wucht zu­rück. Die­ses Weib war kein eben­bür­ti­ger Geg­ner, son­dern eine krie­chen­de Schlan­ge ohne Ehr­emp­fin­den. Sie hatte sich an einen skru­pel­lo­sen Mör­der ge­bun­den, um von den mie­sen Ge­schäf­ten sei­ner Ma­fia­sip­pe zu pro­fi­tie­ren. Sie war eine Schmeiß­flie­ge, ein Pa­ra­sit, ein Wurm, der es nicht wert war, wie ein Mensch be­han­delt zu wer­den.

Katie starr­te ihn an. Seine Wan­gen zuck­ten. Seine Augen wur­den schmal, und sie rech­ne­te damit, jeden Mo­ment bru­tal ge­schla­gen zu wer­den. Doch nach einer ge­fühlt end­los lan­gen Mi­nu­te der Stil­le stand er ab­rupt auf und dreh­te sich um.
«Ich fahre jetzt. Wenn es dun­kel genug ist, bringt ihr sie rüber. Ach­tet dar­auf, dass sie kei­nen Lärm macht und nie­mand euch sieht», hörte sie ihn sagen.
Er ver­ließ den Raum, die Haus­tür klapp­te und der Motor des Ge­län­de­wa­gens heul­te auf. Das Auto ent­fern­te sich schnel­ler, als es auf dem un­be­fes­tig­ten Weg nor­mal wäre.
Ka­ties Herz schlug ihr hart gegen die Rip­pen. Sie zwang sich zur Kon­zen­tra­ti­on. Er ließ sie mit sei­nen Hand­lan­gern al­lein. Was be­deu­te­te das für sie? Wahr­schein­lich hatte er ihnen die Ge­neh­mi­gung er­teilt, sich mit ihr zu amü­sie­ren, um ihren Wil­len zu bre­chen.
So­weit sie es er­ken­nen konn­te, tru­gen sie keine Waf­fen griff­be­reit, und sie muss­ten die Fuß­fes­seln lösen, denn mit zu­sam­men­ge­bun­de­nen Bei­nen konn­te eine Frau nur schwer ver­ge­wal­tigt wer­den. Das wäre ihre Chan­ce, um sich zu weh­ren, denn sie wür­den nicht damit rech­nen, an­ge­grif­fen zu wer­den.
Sie at­me­te tief durch, sam­mel­te men­tal ihre Kräf­te, als die bei­den sich ihr nä­her­ten, doch nur Karim bück­te sich für einen Mo­ment, um ihre Fes­seln zu kon­trol­lie­ren. Dann schlen­der­ten sie ne­ben­ein­an­der hin­aus.
«Ei­gent­lich scha­de, dass wir nicht mit ihr spie­len dür­fen», hörte sie Aaron sagen.
«Ge­duld, mein Freund. Wenn Jay­den sie nicht mehr braucht und sie uns über­lässt, haben wir ge­nü­gend Zeit, um Spaß mit ihr zu haben, bevor wir sie ent­sor­gen.»
Beide lach­ten. Sie un­ter­hiel­ten sich wei­ter, wäh­rend sie sich ent­fern­ten und in die Küche ver­schwan­den, aber Katie konn­te nun nicht mehr ver­ste­hen, wor­über sie re­de­ten. Ihr Herz­schlag be­ru­hig­te sich wie­der, und sie dach­te über die Worte nach, die sie ge­ra­de ge­hört hatte.
Wenn Jay­den sie nicht mehr braucht und sie uns über­lässt …
Jay­den war also sein Name. Katie wühl­te in ihrem Ge­dächt­nis, holte die Zeit, die sie mit Tre­vor zu­sam­men ge­we­sen war, in ihre Er­in­ne­rung zu­rück und such­te den Namen Jay­den. Aber ihr fiel kei­ner mit die­sem Namen ein.
Wenn Jay­den sie nicht mehr braucht …
Er such­te Tre­vor. Er glaub­te, sie würde noch in Ver­bin­dung mit ihrem Ex ste­hen und ihm ver­ra­ten, wo er das Schwein fin­den könn­te. So viel hatte sie in­zwi­schen ver­stan­den. Wenn er aber ka­pier­te, dass er einer fal­schen An­nah­me folg­te, würde er sie nicht mehr brau­chen. Und dann wür­den die bei­den Bru­ta­los ihren Spaß mit ihr haben und sie an­schlie­ßend töten.
Wenn sie über­le­ben woll­te, muss­te sie Jay­den hin­hal­ten. So­lan­ge er glaub­te, sie hätte wich­ti­ge In­for­ma­tio­nen für ihn, war sie si­cher.
Bringt sie rüber …
Was hatte er ei­gent­lich damit ge­meint? Rüber in den Schup­pen? Woll­te er sie dort fol­tern und um­brin­gen, wenn es dun­kel war und wahr­schein­lich keine Leute mehr vor­bei­kom­men wür­den?
Eine Welle aus Panik und To­des­angst woll­te ihr plötz­lich den Ver­stand rau­ben, und sie zähl­te im Geis­te und tief aus­at­mend lang­sam von zwan­zig rück­wärts, um wie­der run­ter­zu­kom­men.
Sie sah sich um. Drau­ßen war es noch hell und ihre Auf­pas­ser saßen in der Küche und be­ach­te­ten sie nicht. Sie hat­ten sie mit einem rauen Strick ge­fes­selt. Viel­leicht ließ sich der am alten ris­si­gen Holz des Si­de­boards durch­scheu­ern. Sie rutsch­te müh­sam un­ge­fähr fünf­zig Zen­ti­me­ter nach rechts, bis sie an der Schrank­ecke lehn­te und mit den Hand­fes­seln die Kante er­reich­te. Sie be­gann, das Seil gegen die Holz­kan­te zu rei­ben. Hoch und run­ter. Hoch und run­ter. Hoch und run­ter. Nicht auf­ge­ben, ein­fach immer wei­ter­ma­chen. Hoch und run­ter.
Es wurde all­mäh­lich dun­kel und Katie er­kann­te die Möbel im Raum nur noch sche­men­haft.
In der Küche schab­ten Stüh­le über den Boden und sie er­starr­te. Eine Mi­nu­te spä­ter schal­te­te Karim das Licht im Wohn­zim­mer an. Ge­blen­det kniff sie die Augen zu­sam­men.
Aaron stups­te sie rüde mit dem Fuß an. «Auf geht’s, Babe.» Er zer­schnitt mit einem Mes­ser die Fes­seln an ihren Knö­cheln. Karim stell­te sich neben ihn und ge­mein­sam zerr­ten sie Katie hoch. Das Mes­ser blieb auf dem Boden lie­gen und Katie warf einen sehn­süch­ti­gen Blick dar­auf. Doch sie hatte keine Chan­ce, da­nach zu grei­fen, denn Aaron zog seine Waffe und hielt sie ihr an den Hals. «Ein Ton oder eine fal­sche Be­we­gung und du bist tot.»
Sie führ­ten Katie aus dem Haus. Wäh­rend Aaron sie mit der Waffe be­droh­te, knips­te Karim die Lam­pen aus und schloss die Haus­tür ab. Dann nah­men sie ihre Ge­fan­ge­ne in die Mitte und hiel­ten sie an den Ober­ar­men fest. Statt ge­ra­de­aus den Zu­fahrts­weg ent­lang­zu­ge­hen, um­run­de­ten sie das Haus. Aber sie be­tra­ten nicht den Schup­pen, son­dern bogen auf den Tram­pel­pfad ab, den Katie als Kind be­nutzt hatte, um auf dem kür­zes­ten Weg ihre beste Freun­din zu er­rei­chen. Er führ­te zwi­schen me­ter­hoch zu­ge­wu­cher­ten ehe­ma­li­gen Schaf­wei­den ent­lang, dann durch einen Wald, bevor er am Gar­ten des Nach­bar­hau­ses en­de­te. Katie be­griff: Mit drü­ben hatte Jay­den das Cot­ta­ge ge­meint, von dem Carl Meyer ge­sagt hatte, dass ein Frem­der es ge­kauft habe.
Katie ließ sich wi­der­stands­los füh­ren. Sie muss­te ab­war­ten. Der Mond schien hell, so­dass der Weg gut zu er­ken­nen war. Die beste Chan­ce zur Flucht hätte sie also spä­ter im Wald, in dem es viel dunk­ler sein würde.
Katie zwang sich, ruhig zu atmen und den Kopf schüch­tern zu sen­ken. Je we­ni­ger Ge­gen­wehr sie zeig­te, desto si­che­rer wür­den sich ihre bei­den Auf­pas­ser füh­len. Ein plötz­li­cher Flucht­ver­such wäre dann ein Über­ra­schungs­coup und die Chan­cen auf Er­folg wür­den be­trächt­lich stei­gen.
Die Fes­seln an ihren Armen fühl­ten sich lo­cker an. Ver­mut­lich hätte sie am Schrank nur noch ein paar Mi­nu­ten ge­braucht, um sich be­frei­en zu kön­nen. Wenn sie im Wald los­rann­te, muss­te sie be­stimmt nur ein­mal or­dent­lich ru­cken, dann wären ihre Hände frei.
Sie mus­ter­te ihre Um­ge­bung. Zum Glück kann­te sie jeden Meter des Weges. Kurz vor dem an­de­ren Haus war die beste Stel­le für einen Be­frei­ungs­ver­such, denn da war der Wald so dicht, dass die Ver­fol­gung am schwie­rigs­ten sein würde. Au­ßer­dem waren es von dort nicht mal zwei Mei­len quer­feld­ein bis zu einer Stra­ße, auf der sie ein Auto an­hal­ten konn­te, dass sie zur Po­li­zei brin­gen würde. Dass es eine ein­sa­me Stra­ße war, auf der um diese Zeit kaum Autos un­ter­wegs waren, ver­dräng­te sie aus ihrem Be­wusst­sein. Sie hoff­te auf einen glück­li­chen Zu­fall, denn das war ihre ein­zi­ge Chan­ce. Nur nicht die Ner­ven ver­lie­ren. Ruhig blei­ben. Ab­war­ten. Sich nichts an­mer­ken las­sen.
Und dann war es so weit. Im Wald ließ Karim sie kurz los, um ein In­sekt zu ver­trei­ben, das ihm im Ge­sicht her­um­krab­bel­te, und Katie nutz­te den Mo­ment. Sie riss sich von bei­den Män­nern los, bog links ab und rann­te in den Wald hin­ein. Sie zerr­te an den Fes­seln und das Seil gab tat­säch­lich nach. Ihre Hände waren frei. Im Zick­zack hetz­te sie vor­wärts, wäh­rend sie hin­ter sich das derbe Flu­chen der Män­ner hörte.
Plötz­lich wurde es still, und eine Se­kun­de lang hoff­te Katie, sie hätte ihre Ver­fol­ger ab­ge­hängt, doch dann knack­te es links und rechts im Ge­hölz. Die Män­ner hat­ten sich an­schei­nend ge­trennt, um sie von zwei Sei­ten ein­zu­krei­sen.
Sie rann­te wei­ter, schürf­te sich das Ge­sicht an einem Dor­nen­busch auf und zisch­te vor Schmerz durch die Zähne. Licht, ver­mut­lich von einer Han­dy-Ta­schen­lam­pen-App, blitz­te auf.
«Da ist sie!», rief einer der bei­den und Katie rann­te noch schnel­ler. Doch dann stol­per­te sie über eine Baum­wur­zel und ver­lor das Gleich­ge­wicht. Sie schrie auf und stürz­te. Ihr Ge­sicht lan­de­te in kal­ter feuch­ter Erde. Ehe sie sich wie­der auf­rap­peln konn­te, pack­te je­mand ihre Haare und zerr­te ihren Kopf in den Na­cken.
«Du miese Schlam­pe», fluch­te Aaron und schlug zu. Er traf ihre Wange, und es fühl­te sich an, als ob ihr Kopf plat­zen würde. Er ließ sie los, sie fiel zu­rück und er trat gegen ihren Brust­korb, gegen ihre Ober­schen­kel und in ihre Tail­le. Katie krümm­te sich zu­sam­men und ver­such­te, den Kopf mit den Hän­den zu schüt­zen. Erde drang in ihren Mund ein und sie hus­te­te.
«Hör auf!», brüll­te Karim. «Willst du sie um­brin­gen? Dann nützt sie uns nichts mehr.»
Aaron ließ schnau­fend von ihr ab. «Fuck! Die­ses Mist­stück!»
«Hoch mit ihr und schnell zu­rück. Da hin­ten ist die Stra­ße, nicht dass noch je­mand was mit­be­kommt.» Karim griff nach ihrem Ober­arm, zerr­te daran und Aaron pack­te sie auf der an­de­ren Seite, um sie auf die Füße zu zie­hen.
Als Katie stand und ihren lin­ken Fuß be­las­te­te, spür­te sie ein fie­ses Ste­chen im Knö­chel und schrie auf.
«Schnau­ze, sonst scheiß ich auf alle An­wei­sun­gen und brin­ge dich jetzt schon um, du Mist­stück», zisch­te Aaron, und Katie press­te die Lip­pen zu­sam­men, denn das war ga­ran­tiert keine leere Dro­hung.
«Das wirst du be­reu­en, du Schlam­pe», mur­mel­te er, wäh­rend die Män­ner mit ihr den Rück­weg an­tra­ten. «Mich ver­arscht man nicht. Wenn Jay­den dich nicht mehr braucht und ich mich mit dir be­schäf­ti­gen darf, wirst du darum bet­teln, ster­ben zu dür­fen, und dann werde ich dafür sor­gen, dass es sehr, sehr lange dau­ert.»
Jedes Auf­tre­ten trat höl­lisch weh. Katie lie­fen vor Schmerz Trä­nen die Wan­gen her­un­ter, doch sie biss die Zähne fest zu­sam­men, um alle Laute zu un­ter­drü­cken, denn es ging um ihr Über­le­ben. Aa­rons Ge­sicht war eine wut­ver­zerr­te Gri­mas­se. Der Typ dach­te nicht mehr ra­tio­nal, son­dern war ein Cho­le­ri­ker, des­sen Selbst­be­herr­schung am sprich­wört­li­chen sei­de­nen Faden hing.
Rück­sichts­los zerr­ten Aaron und Karim sie durch den Wald zu­rück auf den Weg und durch eine Pfor­te in den Gar­ten des Cot­ta­ges. Es war tat­säch­lich das Haus der ehe­ma­li­gen Nach­barn, wie Katie es ver­mu­tet hatte. Durch die Hin­ter­tür schubs­ten die Män­ner sie hin­ein. Sie stand nur eine Mi­nu­te im Flur, bis Aaron eine In­nen­tür öff­ne­te. Mit einer schleu­dern­den Be­we­gung stie­ßen die Män­ner sie nach vorn, so­dass sie auf den har­ten Holz­bo­den stürz­te.
Vor ihren Augen blitz­ten Ster­ne auf, und in ihren Ohren rausch­te es, als stün­de sie kurz vor einer Ohn­macht. Jetzt wür­den sie be­stimmt wie­der auf sie ein­schla­gen. Sie krümm­te sich zu­sam­men und ver­barg das Ge­sicht zwi­schen den Hän­den, um es vor Trit­ten zu schüt­zen.
Aber nichts ge­schah, das Rau­schen wurde we­ni­ger und ihr Blick klär­te sich. Sie er­kann­te einen gro­ßen Raum mit wei­ßen Wän­den. Ein Stuhl schab­te über das Holz, je­mand nä­her­te sich ihr. Katie rühr­te sich nicht. Sie blieb ein­fach lie­gen. Sie hatte ihre Chan­ce ver­tan. Nun war sie im Haus und den Män­nern aus­ge­lie­fert. Sie wür­den sie fol­tern und töten. Es war das Ende.
«Was ist pas­siert?»
Eine tiefe Stim­me schien die Luft im Raum zu zer­schnei­den. Katie er­kann­te sie so­fort. Es war Jay­den und in jeder Silbe sei­ner Worte zisch­te deut­lich hör­bar kaum be­herrsch­ter Zorn mit.
Aaron schnaub­te. «Das Mist­stück woll­te ab­hau­en.»
«Ihr soll­tet auf sie auf­pas­sen! Halb tot nützt sie mir nichts!»
«Keine Sorge.» Das war Ka­rims Stim­me. «Sie ist nicht ernst­haft ver­letzt, nur ein biss­chen ver­beult und ge­schockt. Das wird ihren Starr­sinn viel­leicht bre­chen. Si­cher ist sie jetzt viel eher dazu be­reit, mit dir zu reden, als heute Mit­tag.»
Sie hörte Schrit­te und seine Schu­he er­schie­nen in ihrem Blick­feld. «Stimmt das, Katie? Möch­test du jetzt mit mir reden, um dir wei­te­res Lei­den zu er­spa­ren?»
Stil­le. Katie rühr­te sich nicht, nur ihr Herz­schlag don­ner­te durch ihren Kör­per.
Er trat zu­rück. «Hebt sie hoch.»
Er­neut pack­ten Karim und Aaron Katie an den Armen und zerr­ten sie in die Senk­rech­te. Sie press­te die Lip­pen fest zu­sam­men und gab nicht mal ein lei­ses Stöh­nen von sich. Als sie stand und Jay­den vor sich sah, wand­te sie den Blick nicht ab. Seine Per­sön­lich­keit schien den Raum zu do­mi­nie­ren, als ob ihm nichts und nie­mand etwas an­ha­ben könn­te.
Plötz­lich über­schwemm­te Zorn ihren Ver­stand. Die Selbst­si­cher­heit, die er aus­strahl­te, mach­te sie un­ge­heu­er wü­tend. Warum gab es Men­schen, die sich über das Ge­setz stell­ten, als ob die Welt ihnen al­lein ge­hör­te? Warum er­laub­ten sie sich, an­de­re skru­pel­los zu un­ter­drü­cken, zu quä­len und zu be­herr­schen? Warum nah­men sich Typen wie Tre­vor oder Jay­den das Recht her­aus, Frau­en wie sie gna­den­los als Spiel­ball für ihre In­ter­es­sen zu be­nut­zen? Sie hass­te diese Ma­fi­a­ty­pen, aber ge­nau­so sehr hass­te sie ihre ei­ge­ne Macht­lo­sig­keit.
Der Zorn weck­te tief in ihrem Bauch einen bro­deln­den Vul­kan, der fri­sche En­er­gie durch ihre Adern pul­sie­ren ließ. Ihr Kampf­geist er­wach­te stär­ker denn je. Ent­schlos­sen hob sie das Kinn und starr­te Jay­den so lange in die Augen, bis er den Kopf schüt­tel­te und sich von ihr ab­wand­te. «Bringt sie run­ter und sperrt sie ein.»
«Aye, aye, Sir.»
Aaron und Karim zerr­ten sie aus dem Zim­mer und schlepp­ten sie eine Kel­ler­trep­pe hin­un­ter. Da bei jedem Auf­tre­ten ein fie­ser Schmerz durch Ka­ties Bein schoss, wurde ihr fast übel. In einem kah­len Raum lie­ßen sie sie auf den Stein­bo­den fal­len, und sie schrie auf, als ihre Kno­chen auf dem har­ten Boden auf­ka­men. Eine Tür schlug zu. Es schep­per­te, als ob ein Vor­hän­ge­schloss ein­ge­hängt und ver­rie­gelt würde, dann war es still.
Durch die Rit­zen der roh zu­sam­men­ge­zim­mer­ten Holz­tür drang etwas Licht her­ein. Katie sah sich um. Sie lag in einem recht­ecki­gen Raum. In einer Ecke an der Wand führ­te ein mas­si­ves Ab­fluss­rohr von oben nach unten und kurz vor dem Fuß­bo­den durch die Mauer hin­aus. Außer einem Eimer, in den sie an­schei­nend ihre Not­durft ver­rich­ten soll­te, gab es nichts. Nicht mal einen Stuhl, eine Ma­trat­ze oder eine Decke. Nur kahle graue Wände und kein Fens­ter. Sie hörte, wie die Män­ner die Trep­pe wie­der hin­auf­stie­gen, das Licht, das durch die Tür­rit­zen in den Raum ge­fal­len war, ging aus und die obere Tür an der Kel­ler­trep­pe klapp­te zu. Es wurde still und dun­kel, wie in einem Grab.
Katie er­laub­te sich einen Mo­ment der Schwä­che. Trä­nen roll­ten ihre Wan­gen hinab. Sie wisch­te sie mit den Hand­bal­len weg und wim­mer­te, als sie ver­se­hent­lich zu fest über die tiefe Schram­me vom Dor­nen­busch im Wald rieb. Sie reich­te vom Joch­bein bis in den Mund­win­kel, und Katie schmeck­te Blut, als sie die Lip­pen be­weg­te.
Nach einer Weile rap­pel­te sie sich auf und kroch ge­ra­de­aus, bis sie vor sich die Mauer er­tas­ten konn­te. Sie setz­te sich hin, lehn­te sich an die Wand und at­me­te tief durch. Sie kann­te den Kel­ler die­ses Hau­ses. Sie war oft mit Leila hier unten auf Schatz­su­che ge­gan­gen, bis ihr Dad sie ir­gend­wann dabei er­wischt und nach oben ge­scheucht hatte.
Das Kel­ler­ge­schoss hatte zwei Räume. Sie lag in dem klei­ne­ren, einer ehe­ma­li­gen Vor­rats­kam­mer, die nicht grö­ßer als ein schma­les Ba­de­zim­mer war. Da­mals hatte hier ein lan­ges, de­cken­ho­hes, roh zu­sam­men­ge­zim­mer­tes Regal ge­stan­den, in dem Kon­ser­ven, Kar­tof­feln und Ge­trän­ke ge­la­gert wor­den waren. Es gab kein Fens­ter, aber die Holz­tür war alt und klapp­rig. Viel­leicht lie­ßen sich Lat­ten her­aus­bre­chen. Die obere Tür an der Kel­ler­trep­pe hatte kein Schloss, son­dern nur einen ein­fa­chen Rie­gel, so war es je­den­falls da­mals ge­we­sen.
Es war noch nicht alles ver­lo­ren. Nur im Mo­ment konn­te sie nichts tun, als sich aus­zu­ru­hen. Sie war zu er­schöpft, um an den Holz­bret­tern zu rüt­teln. Sie konn­te gut atmen, Aaron hatte ihr mit sei­nen fie­sen Trit­ten zum Glück wohl keine Rip­pen oder an­de­re Kno­chen ge­bro­chen, doch ein paar saf­ti­ge Blut­er­güs­se spür­te sie bei jeder Be­we­gung. Au­ßer­dem pul­sier­te der Schmerz in ihrem Knö­chel. Sie brauch­te eine Pause.
Bei Ta­ges­an­bruch, ganz früh, wenn ihre Ent­füh­rer noch schlie­fen, würde sie mit fri­scher Kraft einen Aus­bruch­ver­such wagen.
Sie nick­te im Sit­zen ein und schreck­te auf, als sie ein Ge­räusch hörte. Sie sah sich pa­nisch um. Je­mand kam die Trep­pe her­un­ter und durch die Rit­zen der Holz­tür drang Licht in ihre Ge­fäng­nis­zel­le. Sie blieb stock­steif sit­zen und hörte, wie das Schloss ent­rie­gelt wurde, dann öff­ne­te sich die Tür und Jay­dens im­po­san­te Ge­stalt warf einen lan­gen Schat­ten in den Raum.
Au­gen­blick­lich spann­ten sich alle Mus­keln ihres Kör­pers in Ab­wehr­be­reit­schaft an.
Schwei­gend sah er auf sie hinab und sie hielt den Atem an. Ihr Herz­schlag schien durch alle Adern zu häm­mern. Was hatte er vor? Woll­te er sie ver­ge­wal­ti­gen? Würde er sie jetzt fol­tern, um an In­for­ma­tio­nen zu kom­men?
Er be­weg­te sich kurz zu­rück und drück­te au­ßer­halb des Rau­mes auf einen Licht­schal­ter. Eine nack­te Glüh­bir­ne an der Zim­mer­de­cke flamm­te auf, und Katie muss­te die Augen zu­sam­menknei­fen, weil es plötz­lich so hell war.
Es dau­er­te eine Weile, bis ihre Pu­pil­len sich an das Licht ge­wöhnt hat­ten und sie wie­der was sehen konn­te.
Jay­den stand immer noch im Tür­rah­men. Jetzt er­kann­te sie, dass er etwas in den Hän­den hielt. Rechts einen grau­en, sta­bi­len Kunst­stoff­kas­ten mit einem Griff im De­ckel, links eine Plas­tik­fla­sche mit Was­ser. Als sie die sah, leck­te sie sich un­will­kür­lich über die tro­cke­nen Lip­pen. Immer noch spür­te sie Erde von ihrem Sturz im Wald im Mund und in der Nase, und ihre Kehle war ganz tro­cken.
Doch der Mist­kerl war be­stimmt nicht ge­kom­men, um ihr etwas zu trin­ken zu brin­gen, und der graue Kas­ten wirk­te be­droh­lich. Was hatte er vor?
Er trat einen Schritt näher. «Hast du Schmer­zen?»
Sie starr­te ihn re­gungs­los an.
Er kam ganz her­ein, stell­te die Was­ser­fla­sche an die Wand und hock­te sich vor sie. Er hatte sich ra­siert, doch sein Ge­sicht wirk­te trotz­dem ge­nau­so ver­we­gen und hart wie mit den dunk­len Bart­stop­peln. So­fort spür­te sie wie­der kör­per­lich die En­er­gie sei­nes Bli­ckes. Ihre Haut im Na­cken pri­ckel­te. Sie ließ ihn nicht aus den Augen.
Er stell­te den Kas­ten auf den Boden und klapp­te den De­ckel auf. Katie er­kann­te weiße Wund­auf­la­gen, Mull­bin­den, eine Sche­re, Pflas­ter und ein klei­nes brau­nes Fläsch­chen.
Er griff da­nach, öff­ne­te es und träu­fel­te etwas von der Flüs­sig­keit darin auf eine der Wund­auf­la­gen.
Katie be­griff. Er woll­te sie be­täu­ben. Viel­leicht war es ein Wahr­heits­se­r­um oder ir­gend­ei­ne an­de­re Droge, mit der er sie ge­fü­gig ma­chen woll­te.
Pa­nisch zog sie die Beine an, um auf­zu­sprin­gen, doch fri­scher Schmerz tobte durch ihren Knö­chel und ließ sie un­will­kür­lich auf­jau­len. In der nächs­ten Se­kun­de pack­te Jay­den auch schon ihre Un­ter­ar­me und drück­te sie run­ter.
Er knurr­te un­wil­lig. «Was soll das? Das bringt dir doch bloß neuen Ärger ein.»
«Lass mich los!», keuch­te sie.
Er ant­wor­te­te nicht, son­dern schnaub­te nur ge­nervt, pack­te ihre Hand­ge­len­ke mit einer Hand und griff nach einer der Mull­bin­den aus dem Kas­ten. Er zog ihren Kör­per so in den Raum, dass sie flach auf dem Rü­cken lag, und knie­te sich über ihren Un­ter­leib und ihre Ober­schen­kel. Mit der Mull­bin­de um­wi­ckel­te er ihre Hand­ge­len­ke und band einen stram­men Kno­ten. Dann zog er ihre Arme ge­streckt über ihren Kopf.
Ka­ties Kör­per kämpf­te mit aller Kraft gegen ihn, aber das igno­rier­te er. Er war un­glaub­lich kräf­tig, es schien ihn nicht an­zu­stren­gen, sie fest­zu­hal­ten, wäh­rend sie sich trotz ma­xi­ma­ler Mus­kel­an­stren­gung kei­nen Mil­li­me­ter rüh­ren konn­te. Keu­chend gab sie die Ge­gen­wehr auf.
Wäh­rend er sich über sie beug­te, um ihre ge­fes­sel­ten Hände an das Ab­fluss­rohr zu bin­den, stieß ihre Na­sen­spit­ze gegen den wei­chen Stoff sei­nes Shirts, das sei­nen Brust­korb be­deck­te, und sein Ge­ruch um­fing sie. Er stank nicht wi­der­lich nach altem Schweiß, wie es zu einem Ver­bre­cher pas­sen würde, son­dern duf­te­te de­zent und ein­neh­mend nach Seife, Ra­sier­was­ser und Mann, als ob er ge­ra­de erst ge­duscht hätte.
Sein fri­scher an­ge­neh­mer Duft ir­ri­tier­te sie. Es gab der Si­tua­ti­on eine in­ti­me, pri­va­te At­mo­sphä­re, die völ­lig un­pas­send war. Der Ge­ruch wirk­te wie ein ge­fähr­li­cher Lock­stoff auf sie, und sie hass­te ihren Kör­per, weil er dar­auf re­agier­te und in die Falle tap­pen woll­te.
Als Jay­den damit fer­tig war, ihre Hände an das Rohr zu fes­seln, rich­te­te er den Ober­kör­per auf und griff er­neut nach der Wund­auf­la­ge, die auf den Boden ge­fal­len war. Mit ge­run­zel­ter Stirn be­trach­te­te er den Stoff, warf ihn zur Seite, an­gel­te nach dem Kas­ten und be­träu­fel­te einen fri­schen Lap­pen.
«Halt still.» Mit der lin­ken Hand griff er fest in ihre Haare, so­dass sie den Kopf nicht mehr be­we­gen konn­te. Als sich seine Rech­te mit dem Tuch ihrem Ge­sicht nä­her­te, hielt Katie die Luft an.
Doch statt es auf ihren Mund und ihre Nase zu pres­sen, dreh­te er ihren Kopf etwas und be­gann, die tiefe Schram­me vom Dor­nen­busch, die sich in­zwi­schen be­reits un­an­ge­nehm heiß und ge­schwol­len an­fühl­te, sorg­fäl­tig und sanft bis in den Mund­win­kel hin­ein ab­zu­tup­fen. Katie roch das Des­in­fek­ti­ons­mit­tel und es brann­te wie Feuer in der Wunde. Sie press­te die Lip­pen zu­sam­men, doch sie konn­te ein an­ge­streng­tes Schnau­fen nicht un­ter­drü­cken. Er wie­der­hol­te die Pro­ze­dur mit einem fri­schen Lap­pen, das Bren­nen ließ nach und er löste den Griff aus ihren Haa­ren.
Un­si­cher sah sie ihn an. Sie hatte nicht er­war­tet, dass er sich um sie küm­mern würde. Es weck­te Ge­füh­le in ihr, die völ­lig un­pas­send waren: Hoff­nung, das Be­dürf­nis zu reden, eine Be­zie­hung zu ihm her­zu­stel­len und an sein Herz zu ap­pel­lie­ren, sie lau­fen zu las­sen.
Es wäre ihr lie­ber, er würde sich ge­nau­so kalt und ver­bre­cher­ty­pisch be­neh­men wie die bei­den Kerle, deren An­füh­rer er war. Denen ge­gen­über konn­te sie die Zähne zu­sam­men­bei­ßen und zu einem Eis­block wer­den; Jay­dens Aus­strah­lung und sein Ver­hal­ten zerr­ten je­doch an Schub­la­den in ihrer Seele, die auf kei­nen Fall auf­ge­hen durf­ten.
Der Blick aus sei­nen dunk­len Augen glitt über ihren Kör­per. Seine Wan­gen zuck­ten und Katie wurde sich ihrer Nackt­heit be­wusst. Die bei­den Hälf­ten ihrer zer­ris­se­nen Bluse hin­gen an den Sei­ten herab. Ihr Ober­kör­per war bis auf den BH ent­blößt und sie spür­te seine Bli­cke auf ihrer Haut. Ihre Brust­war­zen zogen sich zu­sam­men und ihre Bauch­mus­keln beb­ten, ohne dass sie es ver­hin­dern konn­te. Ihr Herz raste, sie at­me­te flach.
Die Angst ließ ihre Ner­ven­zel­len über­emp­find­lich flat­tern, gleich­zei­tig ver­führ­te seine ge­ra­de ge­zeig­te Für­sor­ge sie dazu, in ihm den Mann zu sehen, der sie ret­ten würde. Diese kon­fu­se Mi­schung, ge­paart mit der Angst, er könn­te ihre Ver­wir­rung be­mer­ken und aus­nut­zen, löste einen Sturm der Panik in ihr aus, der ihren Brust­korb beben ließ.
«Hast du Schmer­zen im Bauch?»
Sie ant­wor­te­te nicht, und er be­gann, ihre Rip­pen, ihre Tail­le und ihren Un­ter­leib ab­zu­tas­ten. Seine Be­rüh­run­gen waren sanft und trotz­dem fest genug, um die Wärme sei­ner Fin­ger zu spü­ren. Als er eine der Prel­lun­gen an ihrer Tail­le be­tas­te­te, zuck­te sie, gab aber kei­nen Schmer­zens­laut von sich.
Sie spür­te sei­nen Blick auf ihren Brüs­ten.
«Lass mich los, Arsch­loch!», press­te sie zwi­schen den Zäh­nen her­vor und er lä­chel­te.
«Warum? Dei­nem Kör­per scheint es zu ge­fal­len, be­rührt zu wer­den, und du bist es doch ge­wohnt, weib­li­che Reize für die Durch­set­zung dei­ner Pläne ein­zu­set­zen.» Er stups­te mit einem Fin­ger gegen ihren rech­ten Nip­pel, der sich durch den Stoff des BHs drück­te. «Aber keine Sorge, ge­wis­sen­lo­se Wei­ber wie du rei­zen mich nicht. Ich bin bloß ge­kom­men, um zu ver­mei­den, dass du an einer Blut­ver­gif­tung oder an in­ne­ren Ver­let­zun­gen stirbst, bevor du mir ge­sagt hast, wo ich Men­do­za finde.»
Er stand auf und pack­te das Fläsch­chen wie­der in den grau­en Kas­ten. An­schlie­ßend griff er nach der Sche­re, hock­te sich neben ihre ge­streck­ten Arme und schnitt die Mull­bin­de durch, al­ler­dings nur so, dass sie vom Rohr ge­löst wurde; ihre Hand­ge­len­ke blie­ben an­ein­an­der­ge­fes­selt.
Er steck­te die Sche­re wie­der in den Kas­ten und schloss den De­ckel. Katie zog die Hände vor ihren Kör­per und roll­te sich seit­lich von ihm weg. Die Scham über ihre Kör­per­re­ak­tio­nen unter sei­nen Bli­cken und Be­rüh­run­gen gab dem Hass auf ihn neue Nah­rung.
«Mor­gen un­ter­hal­ten wir uns über dei­nen Ehe­mann, und ich emp­feh­le dir, zu ko­ope­rie­ren, Ka­tin­ka Men­do­za. Oder möch­test du lie­ber mit Katie de Win­ter an­ge­spro­chen wer­den?» Er war­te­te, aber sie ant­wor­te­te na­tür­lich nicht. Schließ­lich seufz­te er. «Frü­her oder spä­ter wirst du reden. Sei ver­nünf­tig und er­spa­re dir und mir, dass ich dich dazu zwin­gen muss.»
Ohne auf eine Ant­wort zu war­ten, ver­ließ er den Raum. Die Tür knall­te zu, das Schloss klick­te und seine Schrit­te ent­fern­ten sich.
Die ver­hass­ten Namen zu hören, die sie an ihre be­schis­se­ne Ehe er­in­ner­ten, er­zeug­te einen un­an­ge­neh­men Druck in ihrem Bauch. Sie hatte ge­hofft, die­sen gan­zen Ma­fia­scheiß hin­ter sich ge­bracht zu haben, doch nun war sie zum Spiel­ball zwi­schen zwei mäch­ti­gen Fa­mi­li­en ge­wor­den. Ver­mut­lich war Jay­den ein Nach­kömm­ling einer kon­kur­rie­ren­den Fa­mi­lie, der einen Krieg an­zet­teln woll­te, um das loh­nen­de Ge­schäft des welt­wei­ten Dro­gen- und Men­schen­han­dels neu auf­zu­tei­len. Fuck! Sie hatte die Schnau­ze ge­stri­chen voll von die­ser Welt ar­ro­gan­ter, rück­sicht­lo­ser Arsch­lö­cher. Doch in die­sem Mo­ment nütz­te es nichts, sich auf­zu­re­gen. Sie muss­te ihre Kräf­te spa­ren.
Ihr Blick fiel auf die Was­ser­fla­sche. Zum Glück hatte er sie da­ge­las­sen, denn sie hatte furcht­ba­ren Durst. Durf­te sie davon trin­ken oder muss­te sie be­fürch­ten, dass er Dro­gen hin­ein­ge­mixt hatte?
Sie rap­pel­te sich auf und krab­bel­te hin. Als die die Fla­sche in die Hand nahm, sah sie, dass die Ver­sie­ge­lung des De­ckels un­ver­sehrt war, und at­me­te er­leich­tert auf. Sie schraub­te die Fla­sche un­ge­schickt auf und hob sie an den Mund, um gie­rig zu trin­ken.
Nach­dem sie ihren Durst ge­löscht hatte, be­gann sie mit der Kraft des Zorns auf den Mist­kerl, der sie in die­sem Loch fest­hielt, die dün­nen Mull­bin­den um ihre Hand­ge­len­ke mit den Zäh­nen Faser für Faser zu zer­rei­ßen. Als ihre Hände frei waren, fühl­te es sich an wie ein Sieg, und sie schloss er­schöpft die Augen.


In sei­nem Schlaf­zim­mer setz­te sich Jay­den auf den Rand des Bet­tes und stöhn­te. Ver­dammt, es lief nicht so, wie er sich das vor­ge­stellt hatte, und das nerv­te ihn ge­wal­tig. Er emp­fand Mit­leid, und das war ihm höchst un­will­kom­men.
Die Re­ak­tio­nen die­ses Weibs­stücks fühl­ten sich falsch an, und das nähr­te den Hass in ihm. Er wuss­te nur nicht, ob er sie oder eher sich selbst hass­te, weil sich seine Ge­füh­le von ihren Bli­cken und ihrem Kör­per be­ein­flus­sen lie­ßen.
Wieso be­nahm sie sich nicht so, wie sich die Ehe­frau eines Ma­fio­so be­neh­men soll­te: dumm, dreist und be­rech­nend?
Seit so vie­len Jah­ren jagte er Tre­vor Alon­so Men­do­za. Vor knapp zwei Jah­ren hatte er dann er­fah­ren, dass der Mör­der sei­ner Fa­mi­lie unter dem Namen de Win­ter un­ter­ge­taucht war und eine Frau na­mens Ka­tin­ka ge­hei­ra­tet hatte. An­ony­me Hin­wei­se brach­ten ihn wegen Dro­gen­han­dels ins Vi­sier der Po­li­zei, doch er tauch­te unter, bevor man ihn ver­haf­ten konn­te, und seine Ehe­frau ließ sich nach nur sieb­zehn Mo­na­ten glück­li­cher Zwei­sam­keit wie­der schei­den.
Nun nann­te sich seine Frau wie­der Flem­ming, wie vor der Ehe, und Tre­vor war nir­gends mehr auf­zu­fin­den. Fuck! Er hatte keine Ah­nung, was das zu be­deu­ten hatte, und das nerv­te ihn.
Sie war schein­bar ge­schie­den wor­den, doch Jay­den war si­cher, dass Tre­vor und Katie in Wirk­lich­keit wei­ter­hin ein glück­li­ches Paar bil­de­ten. Er ver­mu­te­te, die of­fi­zi­el­le Tren­nung vom Ehe­mann dien­te le­dig­lich dem Zweck, Katie nach ihrem Stu­di­um rei­bungs­los in die Staats­an­walt­schaft ein­schleu­sen zu kön­nen, wo sie der Fa­mi­lie Men­do­za gute Diens­te leis­ten würde.
Als Jay­den die Zu­sam­men­hän­ge klar ge­wor­den waren, hatte er das Nach­bar­haus des alten Flem­ming ge­kauft. Seit­dem be­schat­te­te er ab­wech­selnd Katie in Lon­don und das ein­sa­me Haus und Grund­stück ihrer Groß­el­tern in Schott­land. Jay­den war si­cher, dass Tre­vor und Katie ir­gend­wo hier drau­ßen einen ge­hei­men Treff­punkt hat­ten, denn sonst hätte Katie das klei­ne Cot­ta­ge be­stimmt längst ver­kauft.
Nun hatte Jay­den un­ver­hofft die Ge­le­gen­heit be­kom­men, Katie ein­zu­fan­gen, ohne dass so­fort eine Ver­miss­ten­mel­dung mit gro­ßer Such­ak­ti­on in allen Me­di­en sei­nen Feind auf­schre­cken und war­nen würde. Die In­for­ma­ti­on über Ka­ties Ab­sicht, die Se­mes­ter­fe­ri­en in Schott­land zu ver­brin­gen, hatte er aus einer ihrer Stu­di­en­kol­le­gin­nen mit­hil­fe ei­ni­ger Drinks in einem Club her­aus­ge­kit­zelt. Lei­der sehr kurz­fris­tig, so­dass er alles ex­trem schnell hatte or­ga­ni­sie­ren müs­sen, doch es war eine ein­ma­li­ge Chan­ce, die er sich nicht ent­ge­hen las­sen woll­te. Katie muss­te ihm den Auf­ent­halts­ort ihres Gat­ten ver­ra­ten, dann würde er sie als Gei­sel be­hal­ten und Tre­vor her­lo­cken, damit er sich end­lich an ihm rä­chen konn­te. So war der Plan.
Lei­der er hatte den Feh­ler ge­macht, Katie zu un­ter­schät­zen. Sie re­agier­te nicht so, wie er es er­war­tet hatte. Er hatte sie auf­grund sei­ner Be­ob­ach­tun­gen für aal­glatt und be­rech­nend ge­hal­ten, doch jetzt be­wies sie Stär­ke, Mut, Loya­li­tät und ei­ser­ne Dis­zi­plin. Sie be­ein­druck­te ihn, und das mach­te ihn wü­tend auf sich selbst, denn Ge­füh­le für diese Frau pass­ten nicht in sei­nen Ra­che­plan. Sie war eine ver­damm­te Ma­fia­b­raut. Sie soll­te ihm gleich­gül­tig sein.
Er hatte er­war­tet, dass sie sich bei ihm an­bie­dern würde, so­bald sie merk­te, dass sie keine an­de­re Chan­ce hatte, um schlimms­ter Fol­ter zu ent­ge­hen.
Wer sich von der Mafia kau­fen ließ, ließ sich auch von jedem an­de­ren kau­fen, le­dig­lich die Höhe der Summe und der Man­gel an mög­li­chen Al­ter­na­ti­ven spiel­ten eine Rolle. So lief es in die­sen Krei­sen, so funk­tio­nier­te das Ge­schäft. Das wuss­te sie und das wuss­te er. Doch sie mach­te keine An­stal­ten, mit ihm zu ver­han­deln. Das Weib stell­te sich stur.
Die Blut­er­güs­se, die Aaron ihr ver­passt hatte, sahen übel aus, und der tiefe Riss in ihrer Wange muss­te ziem­lich schmerz­haft sein. Trotz­dem be­wahr­te sie Hal­tung, jam­mer­te nicht und starr­te ihn so stolz an wie ein In­dia­ner, der selbst unter der schlimms­ten Fol­ter sei­nen Stamm nicht ver­riet.
Das Ein­zi­ge, was sie aus der Fas­sung ge­bracht hatte, war ihr Kör­per ge­we­sen, den sie nicht hatte kon­trol­lie­ren kön­nen, zu­min­dest nicht, so­lan­ge sie unter ihm ge­le­gen hatte.
Als sich Jay­den an ihren Ge­sichts­aus­druck er­in­ner­te, wäh­rend er ihre auf­ge­rich­te­ten Nip­pel be­trach­tet hatte, er­laub­te er sich ein ge­mei­nes Lä­cheln. An­schei­nend stand Katie auf un­er­bitt­li­che Män­ner. Ihr Kör­per hatte deut­lich re­agiert, und die Scham, die sie dar­über emp­fun­den hatte, war nicht zu über­se­hen ge­we­sen. Schmer­zen be­geg­ne­te sie mit Trotz und Dis­zi­plin, doch Er­re­gung und Scham brach­ten sie aus der Fas­sung. Mit die­sem Wis­sen konn­te er ar­bei­ten.
Je­man­den zu de­mü­ti­gen, war manch­mal ef­fek­ti­ver als bru­ta­le Fol­ter.