Carolina Cold Fury-Team: Lucas

Ori­gi­nal­ti­tel: Lucas: A Cold Fury Ho­ckey Novel (Ca­ro­li­na Cold Fury Ho­ckey Book 4)
Über­set­zer: Oli­ver Hoff­mann

Er­schie­nen: 08/2024
Serie: Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team
Teil der Serie: 8

Genre: Sport Ro­mance

Lo­ca­ti­on: USA, Ca­ro­li­na, Ral­eigh


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-708-6
ebook: 978-3-86495-709-3

Preis:
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ebook: 6,99 €[D]

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Carolina Cold Fury-Team: Lucas


In­halts­an­ga­be

Als ein neuer Spie­ler in die Rei­hen des Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Eis­ho­ckey­teams auf­ge­nom­men wird, lernt die­ser schnell, dass selbst Su­per­stars in Sa­chen Liebe nicht alles al­lei­ne schaf­fen kön­nen.

Lucas Four­nier ist nur in einer Sache ernst: Eis­ho­ckey. Luc, der le­bens­lus­ti­ge Char­meur der Liga, ist immer für einen Streich oder eine schnel­le Num­mer zu haben, und er hat nicht die Ab­sicht, sess­haft zu wer­den. Aber der Wech­sel ins Team der Ca­ro­li­na Cold Fury – und die Aus­sicht, an der Seite sei­nes gro­ßen Bru­ders Max zu spie­len – ist kein Witz. Mit einem wei­te­ren Titel in Reich­wei­te will Luc seine Team­kol­le­gen auf kei­nen Fall im Stich las­sen. Um er­folg­reich zu sein, muss Luc auf die Spie­le fo­kus­siert sein und den, ähm, for­dernds­ten Teil sei­ner Ana­to­mie im Zaum hal­ten. Aber als die Ver­su­chung zu­schlägt, kann Luc nicht wi­der­ste­hen.

Die Mu­se­ums­ku­ra­to­rin Ste­pha­nie Fra­zier hat ihren Beruf immer vor das Pri­va­te ge­stellt, was ihr so gut wie nicht vor­han­de­nes Lie­bes­le­ben er­klärt. Aber als Ste­pha­nie Luc auf einer feucht­fröh­li­chen Gala ken­nen­lernt, flir­tet sie wie ver­rückt – und geht mit dem un­ge­zü­gel­ten Sport­ler nach Hause. Für eine Nacht lernt sie, was Lei­den­schaft be­deu­tet. Sie hat je­doch nicht mit der klei­nen Über­ra­schung ge­rech­net, die Luc ihr hin­ter­lässt. Und dann wird es wirk­lich ... in­ter­es­sant.

Über die Au­to­rin

Seit ihrem De­büt­ro­man im Jahr 2013 hat Sa­wy­er Ben­nett zahl­rei­che Bü­cher von New Adult bis Ero­tic Ro­mance ver­öf­fent­licht und es wie­der­holt auf die Best­sel­ler­lis­ten der New York Times und USA Today ge­schafft.
Sa­wy­er nutzt ihre Er­fah­run­gen als ehe­ma­li­ge Straf­ver­tei­di­ge­rin in...

Wei­te­re Teile der Ca­ro­li­na Cold Fu­ry-Team Serie

Le­se­pro­be

Lucas

„Auf Gar­rett und Lucas“, ruft Alex und hebt sein Bier in die Höhe.
Ich grin­se und pros­te Gar­rett zu, und ei­ni­ge mei­ner Mann­schafts­ka­me­ra­den fol­gen mei­nem Bei­spiel. Wir fei­ern un­se­ren Sieg gegen die Den­ver Blue De­vils, denn es war ein ent­schei­den­des Spiel. Wir lie­fern uns mit ihnen ein Kopf-an-Kopf-Ren­nen um den ers­ten Platz in un­se­rer Con­fe­rence, und da die Play-offs nur noch einen Monat ent­fernt sind, war es ein Spiel, das wir un­be­dingt ge­win­nen muss­ten.
Gar­rett und ich haben das Spiel knapp eine Mi­nu­te vor Schluss ent­schie­den. Ich habe einen Fehl­pass der Geg­ner ab­ge­fan­gen, Gar­rett ist über die rech­te Seite ge­lau­fen...

...​und ich habe ihm den Puck wun­der­bar zum Sieg­tref­fer zu­ge­passt.
Wir fei­ern im Hou­li­han’s, einer lo­ka­len Sport­bar, in der viele Cold-Fu­ry-Spie­ler nach den Spie­len ab­hän­gen. Als ich noch für die New Jer­sey Wild­cats ge­spielt habe, gab es so eine Knei­pe nicht, aber ich finde es ver­dammt cool. Das liegt daran, dass die Fans, die hier­her­kom­men, um sich unter die Spie­ler zu mi­schen, ver­dammt cool sind. Klar, es gibt auch ein paar Puck­häs­chen, die eine Num­mer schie­ben wol­len, was mei­ner Mei­nung nach nie etwas Schlech­tes ist, aber die über­wie­gen­de Mehr­heit der Leute sind ein­fach Su­per­fans, die mit dem Team, das sie un­ter­stüt­zen, ab­hän­gen wol­len.
Ich trin­ke einen Schluck Bier und ver­schlu­cke mich fast, weil Max mir einen leich­ten Schlag in den Magen ver­setzt. Als ich huste und mir den Mund ab­wi­sche, grinst er und sagt: „Schön, dich im Team zu haben, klei­ner Bru­der.“
Ich schla­ge spie­le­risch zu­rück. „Ein Traum wird wahr, wir spie­len zu­sam­men in der NHL.“
„Der Traum wird noch bes­ser sein“, ant­wor­tet Max nüch­tern, „wenn wir zu­sam­men den Stan­ley Cup ge­win­nen.“
„Amen“, stim­me ich eben­so ernst zu. Über den Stan­ley Cup macht man keine Witze. „Woll­te Jules heute Abend nicht mit dir aus­ge­hen?“
Max wirft mir einen bösen Blick zu. „Du weißt, dass wir nicht stän­dig auf­ein­an­der glu­cken.“
Ich lache. „Als ob. Ihr zwei seid doch an der Hüfte zu­sam­men­ge­wach­sen.“
Da mein Bru­der Max Ro­man­ti­ker ist und fest an Mär­chen­lie­be glaubt, wird sein Lä­cheln auf meine Be­mer­kung hin weich. Aber seine Stim­me klingt ne­ckisch. „Ach komm schon, Mann. Du hast Jules ge­se­hen. Warum soll­te ich nicht mit ihr zu­sam­men sein wol­len?“
Ich lasse den Blick über die Menge schwei­fen und ver­su­che, zu sehen, ob es ir­gend­wel­che po­ten­zi­el­len In­ter­es­sen­tin­nen gibt. Nicht, um an der Hüfte mit ihr zu­sam­men­zu­wach­sen, aber Hüf­ten wür­den de­fi­ni­tiv eine Rolle spie­len. Ich freue mich über einen Sieg, zu dem ich bei­ge­tra­gen habe, und wäh­rend es bei Max um die große Liebe geht, geht es bei mir um Or­gas­men.
Kurz bevor ich mich an Max wende, um ihm den Un­ter­schied zwi­schen uns zu er­klä­ren – den er ei­gent­lich schon kennt –, fällt mein Blick auf den leuch­tend roten Haar­schopf einer Frau, die durch die Tür kommt.
„Ver­damm­te Schei­ße“, brum­me ich leise vor mich hin.
Of­fen­bar nicht leise genug, da Max mich ge­hört hat. „Was ist?“
Ich schüt­te­le den Kopf, als ich sehe, wie Ste­pha­nie das Hou­li­han’s be­tritt. „Eine Af­fä­re aus mei­ner jüngs­ten Ver­gan­gen­heit.“
Eine ver­dammt gute Af­fä­re aus der jüngs­ten Ver­gan­gen­heit.
Ich habe nichts gegen Be­zie­hun­gen, möch­te mich aber an die­sem Punkt mei­nes Le­bens nicht mit den Kom­pli­ka­tio­nen her­um­schla­gen, die sie mit sich brin­gen. Ste­pha­nie hat mich dazu ge­bracht, die Mög­lich­keit in Be­tracht zu zie­hen, wenn auch nur für kurze Zeit. Meine Nacht mit ihr war fast tran­szen­dent, der ab­so­lut beste Sex, den ich je hatte. Al­lein des­halb war ich daran in­ter­es­siert, sie wie­der­zu­se­hen, aber der Abend en­de­te un­er­freu­lich, wes­halb dar­aus nichts wurde.
Doch wenn ich sie jetzt hier sehe, gibt es kei­nen Grund, warum wir uns nicht un­ter­hal­ten kön­nen, und wenn es immer noch funkt, ist diese Feier heute Abend viel­leicht ge­ra­de bes­ser für mich ge­wor­den.
„Bin gleich wie­der da“, sage ich zu Max, wäh­rend ich ihm mein Bier in die Hand drü­cke.
Ich bahne mir einen Weg durch die Menge und steue­re auf Ste­pha­nie zu, die sich um­schaut, als wäre sie mit je­man­dem ver­ab­re­det.
Sie sieht an mir vor­bei, was mich ein wenig ent­mu­tigt, aber dann schaut sie mir in die Augen, und in dem Mo­ment, in dem wir diese Ver­bin­dung her­stel­len, dreht sich mir der Magen um. Ge­sicht ist an­ge­spannt, sie wirkt un­glaub­lich ge­stresst und scheint nicht froh zu sein, mich zu sehen.
Das kann nur eines be­deu­ten, und ich weiß, dass sie mir gleich etwas sagen wird, was mein Leben auf den Kopf stellt. Die tolle Nacht mit Ste­pha­nie hat nicht gut ge­en­det.
Ich um­klam­me­re ihre Hüf­ten, ziehe das Tempo an und komme mit ihr, schreie mit ihr.
Ver­dammt, war das hef­tig.
„O wow“, keucht Ste­pha­nie und ver­sucht, wie­der zu Atem zu kom­men.
„Die ver­damm­te Un­ter­trei­bung des Jah­res“, sage ich und räus­pe­re mich, denn meine Kehle ist wie aus­ge­dörrt von der An­stren­gung, die ich ge­ra­de hin­ter mir habe.
Ich lo­cke­re mei­nen Griff um ihre Hüf­ten und ziehe mich lang­sam aus ihrer feuch­ten Wärme zu­rück, un­fä­hig, ein Stöh­nen zu un­ter­drü­cken, als ich sie an mir spüre. Meine Augen sind auf mei­nen über­glück­li­chen Schwanz ge­rich­tet, der aus ihr her­aus­glei­tet, und ich weiß, es würde ihm nichts aus­ma­chen, noch eine Runde mit ihr zu dre­hen, bevor der Abend zu Ende ist.
Dann re­gis­trie­re ich es.
Das Kon­dom ist an der Seite ein­ge­ris­sen und mein Sper­ma läuft her­aus.
„Gott­ver­dammt“, schreie ich, be­freie mich von ihr und sehe, dass noch mehr von mei­nem Sper­ma aus ihr läuft.
Ste­pha­nie rich­tet sich auf, dreht sich lang­sam um und streicht sich das wilde Haar hin­ter die Ohren. „Was ist?“
Ich hebe den Kopf und ver­zie­he das Ge­sicht, wäh­rend ich das Kon­dom ab­strei­fe. „Es ist ge­platzt.“

Ja, die­ser Abend en­de­te sehr un­an­ge­nehm. Kei­ner von uns bei­den konn­te dem an­de­ren die Schuld geben, denn wir hat­ten ge­ra­de tol­len Sex ge­habt, also schimpf­ten wir am Ende dar­über, wie be­schis­sen das Kon­dom war. Es gab das un­ver­meid­li­che Ge­spräch über Ge­schlechts­krank­hei­ten, aber wir wuss­ten, dass der je­weils an­de­re auf­grund frü­he­rer Ver­wen­dung von Kon­do­men und me­di­zi­ni­scher Un­ter­su­chun­gen sau­ber war. Wir spra­chen auch über eine Schwan­ger­schaft, und ich war nicht er­freut, zu er­fah­ren, dass das Kon­dom in die­ser Nacht unser ein­zi­ges Ver­hü­tungs­mit­tel ge­we­sen ist. Ste­pha­nie sagte, sie könne sich am nächs­ten Tag beim Arzt die Pille da­nach be­sor­gen, was mir ein ge­wis­ses Maß an Si­cher­heit gab. Dar­auf hätte ich mich al­ler­dings wohl nicht ver­las­sen sol­len.

Sie bleibt auf der Stel­le ste­hen, wäh­rend ich wei­ter auf sie zu­ge­he. Ste­pha­nie be­ob­ach­tet mich wach­sam, und ich habe kei­nen Zwei­fel daran, dass sie heute Abend nur in die­ser Bar ist, weil sie nach mir sucht.
Kaum habe ich sie er­reicht, fragt sie: „Kön­nen wir unter vier Augen reden?“
„Ja“, kräch­ze ich.
Ich will auf kei­nen Fall hören, was sie zu sagen hat, aber es lässt sich nicht ver­mei­den. Sie dreht sich um, drängt sich durch die Menge zu­rück zur Tür und nach drau­ßen. Ich folge ihr wie zum Scha­fott.
Ste­pha­nie über­quert den Park­platz und bleibt in der Nähe eines sil­ber­nen Klein­wa­gens ste­hen. Sie lehnt sich an die Mo­tor­hau­be, ver­schränkt schüt­zend die Arme vor der Brust und sagt: „Ich ver­su­che seit zwei Tagen, dich zu er­rei­chen. Ich habe im Büro von den Cold Fury Nach­rich­ten hin­ter­las­sen, dass du mich kon­tak­tie­ren sollst.“
Ich schütt­le den Kopf. „Ste­pha­nie, ich habe deine Nach­rich­ten nicht be­kom­men und hätte es wahr­schein­lich auch nie, weil sie so etwas nicht wei­ter­ge­ben. Es gibt zu viele ver­rück­te Fans, die ver­su­chen, uns zu kon­tak­tie­ren. Du hät­test mich nur über mei­nen Agen­ten er­rei­chen kön­nen.“
Sie nickt, ihre Stim­me ist klar und ef­fi­zi­ent. „Ich wuss­te, dass die Mann­schaft nach Sie­gen hier ab­hängt. Also habe ich dar­auf ge­setzt, dass du heute Abend hier sein könn­test.“
Mir fällt auf, dass sie ein Cold-Fu­ry-Tri­kot trägt. Es ist klein und passt ihr gut. Dazu hat sie eine blaue Jeans und schwar­ze Stie­fel mit hohen Ab­sät­zen an. Sie sieht ver­dammt gut aus, aber ich kann das im Au­gen­blick gar nicht rich­tig wert­schät­zen.
„Ich bin schwan­ger“, ver­kün­det sie mit einer so lei­sen Stim­me, dass ich sie fast nicht höre.
Aber ich habe es ge­wusst. Ich habe auf diese Worte ge­war­tet. Es konn­te kei­nen an­de­ren Grund geben, warum sie hier war.
Die Nacht, in der wir zu­sam­men waren, ist genau vier Wo­chen her, und ich muss ehr­lich sagen, dass ich mir keine Ge­dan­ken dar­über ge­macht habe, ob sie schwan­ger sein könn­te oder nicht. Ich habe be­schlos­sen, diese Mög­lich­keit zu igno­rie­ren, und meine Er­in­ne­run­gen statt­des­sen auf den un­glaub­li­chen Or­gas­mus zu kon­zen­trie­ren, den wir hat­ten. Au­ßer­dem hat sie doch die Pille da­nach ge­nom­men, oder?
„Ich dach­te, du woll­test zum Arzt gehen“, be­gin­ne ich.
Sie hebt die Hand. „Da war ich auch, gleich am nächs­ten Mor­gen, und ich habe das Re­zept be­kom­men. Aber die Din­ger wir­ken nicht hun­dert­pro­zen­tig.“
Na groß­ar­tig. Ich meine … ich wuss­te, dass die Pille da­nach nicht hun­dert­pro­zen­tig wirk­sam ist, doch ich habe mich ge­wei­gert, zu glau­ben, dass die klei­ne Aus­fall­ra­te mich in den Arsch bei­ßen würde.
„Wann hast du es her­aus­ge­fun­den?“, frage ich und ste­cke die Hände in die Ta­schen mei­ner Jeans.
Sie lässt die Arme fal­len und macht es mir nach. „Ich habe meine Pe­ri­ode nicht be­kom­men. Also habe ich vor vier Tagen zu Hause einen Schwan­ger­schafts­test ge­macht, das war der frü­hes­te Zeit­punkt, an dem eine Schwan­ger­schaft fest­ge­stellt wer­den kann. Vor­ges­tern habe ich einen Blut­test beim Arzt ma­chen las­sen, und er hat es be­stä­tigt.“
O mein Gott. Das ist ver­dammt real.
Mein gan­zes Wesen und mein Selbst­er­hal­tungs­trieb re­bel­lie­ren gegen die Vor­stel­lung, ich könn­te mög­li­cher­wei­se in naher Zu­kunft Vater wer­den. Ich habe das über­wäl­ti­gen­de Be­dürf­nis, da­ge­gen an­zu­kämp­fen. Ob­wohl ich ver­su­che, mei­nen Ton­fall so neu­tral wie mög­lich zu hal­ten, kommt es an­kla­gend rüber, als ich mich er­kun­di­ge: „Bist du si­cher, dass es von mir ist?“
Ste­pha­nie starrt mich an. „Ja.“
Doch so leicht lasse ich sie nicht vom Haken. Mög­li­cher­wei­se hat sie nicht alle Mög­lich­kei­ten be­dacht. „Viel­leicht warst du in den ein oder zwei Wo­chen vor mir noch mit je­mand an­de­rem zu­sam­men?“
Das er­scheint mir ver­nünf­tig, denn Ste­pha­nie ist eine sexy Frau mit wenig Hem­mun­gen und hat keine Pro­ble­me mit One-Night-Stands.
Ste­pha­nie nimmt die Hände aus den Ta­schen und stößt sich wü­tend von ihrem Auto ab. „Ich bin ab­so­lut si­cher. Vor dir war ich eine ganze Weile nicht mehr mit je­man­dem zu­sam­men.“
Ich kenne diese Frau nicht gut genug, um zu wis­sen, ob das stimmt. Au­ßer­dem hatte ich schon mal eine un­an­ge­neh­me Be­zie­hung mit einer Frau, die nur auf mein Geld aus war, also werde ich nicht lügen und be­haup­ten, dass mir das nicht auch in den Sinn kommt. Immer noch im Selbst­schutz­mo­dus sage ich: „Dann macht es dir nichts aus, wenn wir einen Va­ter­schafts­test ma­chen?“
Die Wut ent­weicht aus ihrem Ge­sicht und sie seufzt re­si­gniert. „Na­tür­lich nicht. Ich frage mei­nen Arzt da­nach.“
Ste­pha­nie wen­det sich ab und öff­net ihre Au­to­tür. Schwei­gend be­ob­ach­te ich, wie sie sich hin­ein­beugt und in ihrer Hand­ta­sche kramt. Sie holt einen klei­nen Spi­ral­block her­aus, klappt ihn auf und krit­zelt etwas dar­auf.
Dann reißt sie das Blatt ab, rich­tet sich auf und streckt es mir hin. „Hier, meine Te­le­fon­num­mer. Wenn du mehr über die Schwan­ger­schaft wis­sen willst, ruf mich an. Meine E-Mail-Adres­se steht da auch. Mein ers­ter Ter­min beim Frau­en­arzt ist erst nächs­ten Monat, also werde ich bis dahin keine In­for­ma­tio­nen zum Va­ter­schafts­test haben. Melde dich, und ich teile dir mit, was ich her­aus­ge­fun­den habe.“
Ich nehme den Zet­tel nur wi­der­wil­lig, und nun liegt es an mir, ob ich diese neue Wen­dung in mei­nem Leben an­er­ken­ne oder nicht.
„Ja, gut“, sage ich lahm.
Ste­pha­nie nickt knapp und steigt ein. Ich trete zur Seite, als sie den Motor star­tet, sehe ihr nach und frage mich, wieso zum Teu­fel mein Leben ge­ra­de so ver­dammt kom­pli­ziert ge­wor­den ist.
„Schei­ße“, brül­le ich. Doch sie ist schon außer Hör­wei­te. Ich ziehe mein Porte­mon­naie aus der Ge­säß­ta­sche und schie­be ihre Kon­takt­da­ten hin­ein. Dann gehe ich zu­rück ins Hou­li­han’s, bahne mir einen Weg durch die Menge und suche Max.
Ich er­grei­fe sei­nen Arm knapp über dem Ell­bo­gen, beuge mich vor und murm­le: „Ich muss unter vier Augen mit dir reden.“
Da ich aus Er­fah­rung weiß, dass der Park­platz der pri­va­tes­te Ort in der Ge­gend ist, führe ich Max zu der Stel­le, an der ge­ra­de noch Ste­pha­nie ge­parkt hat.
Als ich mich um­dre­he, ist Max’ Ge­sicht vol­ler Sorge. Wir haben uns immer na­he­ge­stan­den, auch wenn wir zwei Jahre aus­ein­an­der sind. Ihm ist klar, dass ich mein Herz auf der Zunge trage, also ist er scharf­sin­nig genug, um zu wis­sen, dass ich auf­ge­bracht bin. Wahr­schein­lich er­kennt er an mei­ner Kör­per­spra­che, dass ich in der Schei­ße ste­cke.
Meine Ver­mu­tung be­stä­tigt sich, als er mit leicht pa­ni­scher Stim­me fragt: „Was ist los?“
Ich neige den Kopf und krat­ze mich am Hin­ter­kopf, weil ich weiß, dass es keine gute Art und Weise gibt, dies zu er­klä­ren. Also mache ich es so ein­fach wie mög­lich. „Er­in­nerst du dich an die Frau, mit der ich am Abend der Wohl­tä­tig­keits­ga­la im Na­tur­kun­de­mu­se­um zu­sam­men war?“
Max nickt. „Ja.“
„Tja“, be­gin­ne ich, zö­ge­re einen Au­gen­blick und er­zäh­le es ihm. „Sie ist … äh … schwan­ger.“
„Wow“, brummt Max leise. „Wie konn­te das denn pas­sie­ren?“
„Sagen wir, der Gummi hat dem Sex, den wir hat­ten, nicht stand­ge­hal­ten“, ant­wor­te ich ver­le­gen. „Er ist ver­dammt noch mal an der Seite ge­ris­sen. Sie sagte, sie hätte die Pille da­nach ge­nom­men, aber die hat nicht ge­wirkt.“
„Was wirst du tun?“, fragt Max zö­gernd.
Das liebe ich an mei­nem Bru­der. Er ist nicht der Typ, der mir un­auf­ge­for­dert Rat­schlä­ge gibt. Ver­ste­hen Sie mich nicht falsch, ich frage ihn um Rat, aber er will vor­her wis­sen, wo ich stehe, damit er ihn ent­spre­chend an­pas­sen kann.
Ich zucke die Ach­seln. „Nichts, bis ich weiß, ob es von mir ist.“
„Hast du ir­gend­ei­nen Grund, daran zu zwei­feln?“
„Nur die Tat­sa­che, dass sie ge­nau­so auf einen One-Night-Stand aus war wie ich. Ich denke, sie war viel­leicht noch mit je­mand an­de­rem zu­sam­men, der sie hätte schwän­gern kön­nen.“
„Aber sie kam damit di­rekt zu dir“, be­tont Max.
Ja, das habe ich mir auch schon über­legt, und es sieht nicht gut für mich aus.
Ich mache mir nicht die Mühe, Max zu ant­wor­ten, denn das würde be­stä­ti­gen, was mir mein Bauch­ge­fühl sagt.
Näm­lich dass ich der Vater bin.
Ich habe eine Scheiß­angst. Mir geht total der Stift.
Ja, ich weiß, ich klin­ge wie ein Weich­ei, als ich mei­nem Bru­der die Wahr­heit sage. „Ich bin nicht be­reit dafür. Ver­dammt, ich bin sie­ben­und­zwan­zig und noch lange nicht be­reit für so etwas.“
Max kommt auf mich zu und legt mir trös­tend die Hand auf die Schul­ter. Er drückt sie und sieht mir in die Augen. „Ich weiß, du hast jetzt Angst und denkst, du wärst noch nicht be­reit dafür. Aber, klei­ner Bru­der, wir kön­nen dich dar­auf vor­be­rei­ten. Du wirst mich und Jules in der Nähe haben, und du weißt, dass un­se­re El­tern ohne Zwei­fel für dich da sein wer­den, eben­so wie Malik und Si­mo­ne.“
Na­tür­lich. Meine Fa­mi­lie ist der Ham­mer. Ob­wohl ich Max wegen un­se­rer ge­mein­sa­men Liebe zum Eis­ho­ckey am nächs­ten stehe, sind mir auch meine an­de­ren Ge­schwis­ter und meine El­tern sehr nah.
„Wie hast du re­agiert?“, er­kun­digt sich Max.
„Ich habe einen Va­ter­schafts­test ver­langt“, sage ich. „Ich glau­be, das hat sie nicht glück­lich ge­macht, aber nach der Schei­ße, die ich mit Tif­fa­ny durch­ge­macht habe, muss ich vor­sich­tig sein.“
Max nickt. Er weiß sehr wohl, dass ich ein­mal eine Be­zie­hung ver­sucht habe und fest­stel­len muss­te, dass ich mich an eine Ver­rück­te ge­hängt hatte. Nach we­ni­gen Wo­chen woll­te Tif­fa­ny Ver­lo­bungs­rin­ge aus­su­chen. Das hat mich zu Tode er­schreckt, und ich habe mit ihr Schluss ge­macht. Sie ver­folg­te mich meh­re­re Wo­chen lang, bis ich mit der Po­li­zei droh­te, um sie dazu zu brin­gen, mich in Ruhe zu las­sen. Ich bin nicht so dumm zu glau­ben, dass alle Frau­en so sind, aber klug genug, um zu wis­sen, dass dies eine Mög­lich­keit ist.
„Was sagt dir dein Bauch­ge­fühl?“, fragt mich Max be­hut­sam.
Mit einem Seuf­zer purer Re­si­gna­ti­on sage ich: „Ich schät­ze, es ist von mir. Ste­pha­nie scheint nicht ver­rückt zu sein, und wenn sie denkt, ich wäre der Vater, dann bin ich es wahr­schein­lich auch.“
Max atmet tief durch. „Okay, hier ist mein Rat. Ich denke, du musst ak­zep­tie­ren, dass die Sache nicht mehr zu än­dern ist. Du musst dich ent­schei­den, wel­che Rolle du spie­len willst.“
„Wel­che Rolle?“
„Willst du aktiv am Leben des Kin­des teil­neh­men oder le­dig­lich Un­ter­halt zah­len?“
Der Blick, den ich Max zu­wer­fe, sagt ihm, dass ich ihn für einen Voll­idio­ten halte. „Echt jetzt, Kum­pel? Kennst du mich ei­gent­lich?“
Max lä­chelt. „Du willst Teil sei­nes Le­bens sein. Das weiß ich, ich woll­te dir nur sagen, dass du die Wahl hast.“
„Geht so“, ant­wor­te ich tro­cken. Denn falls ich ein Kind ge­zeugt habe, werde ich auf jeden Fall Teil sei­nes Le­bens sein, ob­wohl ich ei­gent­lich noch nicht so weit bin. Das ist eine erns­te Sache, und ich würde das nie­mals auf die leich­te Schul­ter neh­men. Meine El­tern haben mich de­fi­ni­tiv an­ders er­zo­gen.
„Dann musst du dich be­mü­hen, Ste­pha­nie ken­nen­zu­ler­nen. Wenn ihr euch das Sor­ge­recht für ein Kind tei­len wollt, müsst ihr eine Art von Kom­mu­ni­ka­ti­on auf­bau­en.“
Das ge­fällt mir nicht, aber ich gebe zu, es ist ein guter Rat. Max ist zwar der Ro­man­ti­ker von uns bei­den und würde wahr­schein­lich einer Frau, die er schwän­gert, einen Hei­rats­an­trag ma­chen, aber er weiß, dass ich so nicht bin. Ich würde mich nie vor mei­ner Ver­ant­wor­tung für ein Kind drü­cken, doch ich glau­be nicht, dass eine Ehe er­for­der­lich ist, um ein Kind groß­zu­zie­hen.
„Sie will das Kind auf jeden Fall be­hal­ten?“, er­kun­digt sich Max, wor­auf­hin sich mir vor Angst der Magen um­dreht.
„Dar­über haben wir nicht ge­spro­chen“, er­klä­re ich ihm pa­nisch. „Sie hat ge­sagt, sie hat nächs­ten Monat einen Ter­min beim Arzt. Du glaubst doch nicht, dass sie ab­trei­ben wird, oder?“
„Ich weiß nicht, Mann“, ant­wor­tet Max ein­fühl­sam. „Ist das über­haupt eine mög­li­che Op­ti­on für dich?“
Ich stoße eine Reihe von Flü­chen aus und sehe Max hilf­los an. „Ich weiß es nicht. Ver­dammt noch mal, ich weiß nicht, was ich tun soll.“