Eden: Eryx

Ori­gi­nal­ti­tel: Un­ex­pec­ted Eden
Über­set­zer: San­dra Mar­tin

Er­schie­nen: 11/2023
Serie: Eden
Teil der Serie: 1

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance, Fan­ta­sy Ro­mance
Zu­sätz­lich: Fan­ta­sy

Lo­ca­ti­on: Fan­ta­sy­welt, Dal­las


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-656-0
ebook: 978-3-86495-657-7

Preis:
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Eden: Eryx


In­halts­an­ga­be

Eine Pro­phe­zei­ung mit einem hohen Preis.

Lexi Mer­rill ist eine hart ar­bei­ten­de Bar­kee­pe­rin mit Rück­grat und ge­sun­dem Miss­trau­en, denn es gibt kei­nen An­mach­spruch, den sie nicht kennt. Als Eryx Shan­tos in ihr Leben ein­dringt und sie mit sanf­ten Wor­ten und sei­nem mus­ku­lö­sen Kör­per um­schmei­chelt, macht sie alle Schot­ten dicht und geht auf Dis­tanz.  

Eryx hat je­doch an­de­re Vor­stel­lun­gen. Als König der Myren ist es Eryx' Auf­ga­be, die Ge­set­ze durch­zu­set­zen, die ver­hin­dern, dass den Men­schen die Exis­tenz der Myren of­fen­bart wird. Doch das Schick­sal hat ihn zu Lexi ge­führt, einer Ver­su­chung, der er nicht wi­der­ste­hen will. Die Frage ist nur: Ist sie eine Myren - oder ein Mensch, was sie zur ver­bo­te­nen Frucht ma­chen würde?

Als Eryx' Tod­feind Lexi als sein nächs­tes Ziel aus­wählt, be­steht Eryx dar­auf, sie in seine Welt mit­zu­neh­men, wo er sie in Si­cher­heit brin­gen und  be­schüt­zen kann. Lexi ahnt nicht, dass da­durch eine Pro­phe­zei­ung ein­trifft, die ihre neu ge­fun­de­ne Rasse dem Un­ter­gang wei­hen könn­te ...

Über die Au­to­rin

Die aus Okla­ho­ma stam­men­de Mut­ter zwei­er hüb­scher Töch­tern ist at­tes­tier­te Lie­bes­ro­man­süch­ti­ge. Ihr bis­he­ri­ger Le­bens­lauf spie­gelt ihre Lei­den­schaft für alles Neue wider: Rhen­na Mor­gan ar­bei­te­te u.a. als Im­mo­bi­li­en­mak­le­rin, Pro­jekt­ma­na­ge­rin sowie beim Radio.

Wie bei den meis­ten Frau­en ist ihr All­tag von mor­gens...

Wei­te­re Teile der Eden Serie

Le­se­pro­be

Lexi hatte keine Lust, sich mit einer Schlä­ge­rei aus­ein­an­der­set­zen zu müs­sen, selbst wenn die bei­den Idio­ten eine Lek­ti­on nötig ge­habt hät­ten. „Be­ru­hi­gen Sie sich und hören Sie auf, mei­nen Gäs­ten Angst ein­zu­ja­gen.“
Ludan wand­te sich ihr zu und starr­te sie mit einem durch­drin­gen­den Blick an. Seine Augen schie­nen eher weiß als blau zu sein. Er at­me­te ein- oder zwei­mal tief durch, dann ent­spann­te er sicht­lich die Mus­keln unter sei­nem schwar­zen T-Shirt und ver­zog die Lip­pen zu einem Grin­sen. Er ließ sich wie­der auf sei­nen Bar­ho­cker sin­ken und griff nach sei­nem Bier. „Deine Frau hat Schneid, Eryx.“
Lexi schnapp­te...

...​sich zwei Bud Lights aus der Kühl­box und öff­ne­te sie. „Ich bin nicht seine Frau.“
„Noch nicht“, er­wi­der­te Eryx ge­las­sen, wobei die Worte halb auf­rei­zend, halb ver­hei­ßungs­voll klan­gen. Der Aus­druck schie­rer Ent­schlos­sen­heit, der sich auf sei­nem Ge­sicht ab­zeich­ne­te, sand­te einen elek­tri­sie­ren­den Schau­er über ihren Rü­cken, über den sie nicht ein­mal nach­den­ken woll­te.
Es wäre bes­ser für sie, sich wie­der auf ihren Job zu kon­zen­trie­ren und etwas Ab­stand zwi­schen sich und den Typen zu brin­gen, bevor sie noch etwas tat, was sie spä­ter be­reu­en würde. „Also, was hät­ten Sie gern zu trin­ken? Ich muss mich wie­der an die Ar­beit ma­chen.“
„Ich habe Ihnen be­reits ge­sagt, was ich will.“
Lexi stemm­te eine Hand in die Hüfte und dank­te Gott dafür, dass der Kerl ihr wild po­chen­des Herz nicht sehen konn­te. „Ihre Be­stel­lung steht aber nicht auf der Karte.“
Eryx nick­te mit einer be­däch­ti­gen, sinn­li­chen Be­we­gung, die viel mehr als nur seine Zu­stim­mung zum Aus­druck brach­te. „Auf man­che Dinge lohnt es sich, zu war­ten.“
Plötz­lich er­eil­te sie ein Déjà-vu. Im ers­ten Mo­ment war sie fas­sungs­los, dann stieg Frus­tra­ti­on in ihr auf und sie ging zu­rück in ihre Hälf­te der Bar. Sie gab Jerry einen Klaps auf den Arm und zeig­te auf Eryx. „Er ge­hört ganz dir. Ich will wie­der die Seite mit den nor­ma­len Leu­ten be­die­nen.“
Sie mach­te sich daran, Drinks aus­zu­schen­ken und kon­zen­trier­te sich ganz auf ihre Ar­beit. Auf man­che Dinge lohnt es sich, zu war­ten. Es war nichts wei­ter als ein schmie­ri­ger Spruch. Kerle wie Eryx waren wie Land­mi­nen, die nur dar­auf war­te­ten, dass man auf sie trat.
Di­rekt vor ihr stell­ten ein Mann und eine Frau ge­ra­de ihre Zu­nei­gung zu­ein­an­der zur Schau, indem sie ihre Nasen an­ein­an­der rie­ben. Die zärt­li­che Geste wirk­te in­mit­ten der grel­len Lich­ter, die die Tanz­flä­che be­leuch­te­ten, de­plat­ziert. Ihr Herz mach­te einen Satz. Hatte sie ge­ra­de eine ein­ma­li­ge Chan­ce vor­bei­zie­hen las­sen? Viel­leicht soll­te sie es sich an­ders über­le­gen und sehen, ob er noch einen …
Er war weg, ge­nau­so wie sein Kum­pel. Statt­des­sen tum­mel­te sich eine Schar von Frau­en um die le­der­be­zo­ge­nen Bar­ho­cker aus Chrom, von denen eine ein Dia­dem mit einer un­sitt­li­chen Auf­schrift und eine Schär­pe trug, die sie un­ver­kenn­bar als zu­künf­ti­ge Braut aus­zeich­ne­te.
Der win­zi­ge Hoff­nungs­schim­mer, den sie nicht hatte an­er­ken­nen wol­len, ver­blass­te. Sie schnapp­te sich einen Beu­tel aus der hin­te­ren Kühl­box und leer­te den In­halt über die Bier­fla­schen im vor­de­ren Be­häl­ter. Sie wuss­te, dass sie bes­ser daran täte, nicht auf die Liebe zu hof­fen. Ver­dammt, in den letz­ten Jah­ren war ihr nicht ein­mal ein Kerl ins Auge ge­sto­chen. Wahr­schein­lich könn­te sie sich von einer Horde Chip­pen­da­les mas­sie­ren las­sen und würde trotz­dem nicht in Wal­lung ge­ra­ten. Warum um alles in der Welt soll­te sie je je­man­den fin­den, für den es sich lohn­te, ihr Herz aufs Spiel zu set­zen?
Also wand­te sie sich der hin­te­ren Kasse zu und un­ter­drück­te ihre Ent­täu­schung. Sie konn­te sich spä­ter noch mit die­sem Thema aus­ein­an­der­set­zen – in etwa fünf Jah­ren. Für heute würde sie den Abend ein­fach aus­klin­gen las­sen, sich wie immer auf den mor­gi­gen Tag vor­be­rei­ten und sich dar­über freu­en, dass sie einem po­ten­zi­el­len Drama ent­gan­gen war.
Plötz­lich lief ihr ein krib­beln­der Schau­er über den Rü­cken und Wärme um­hüll­te sie. Letz­te­re zog je­doch nicht als dicke, feuch­te Luft von der Tanz­flä­che her­über, son­dern war eher ein woh­li­ges Ge­fühl, das mit dem Duft von Leder und San­del­holz ein­her­ging. Wie aus dem Nichts. Aber wun­der­bar.
Sie blick­te ge­ra­de­aus in den gro­ßen Spie­gel, der die Gäste re­flek­tier­te, deren Ge­sich­ter vom Al­ko­hol ge­rö­tet waren. Nir­gend­wo konn­te sie etwas Un­ge­wöhn­li­ches ent­de­cken. Nichts schien auf eine Be­dro­hung hin­zu­deu­ten.
Und doch hätte sie schwö­ren kön­nen, dass warme, raue Fin­ger­spit­zen über ihre Wange stri­chen.

***

Eryx hock­te auf der hohen Bö­schungs­mau­er am Ende des Park­plat­zes und starr­te auf die Stra­ßen­la­ter­ne über ihm. Mit einer ein­fa­chen Be­we­gung sei­nes Hand­ge­lenks könn­te er die ganze ver­damm­te Vor­rich­tung durch­bren­nen las­sen. Damit würde er zwar sei­ner Un­ge­duld Luft ma­chen, doch für seine Pläne wäre es eher hin­der­lich. Kluge Frau­en wie Lexi wag­ten sich nor­ma­ler­wei­se nicht um halb drei Uhr nachts auf dunk­le Park­plät­ze.
Ludan klopf­te mit den Ab­sät­zen sei­ner Stie­fel gegen die Mauer, ließ die Fin­ger­knö­chel kna­cken und such­te zum fünf­zigs­ten Mal die Um­ge­bung mit einem Blick ab. Als Eryx‘ Somo küm­mer­te sich Ludan um des­sen Wohl­er­ge­hen, doch der ge­mei­ne Scheiß­kerl neig­te dazu, sei­nen Job etwas zu ernst zu neh­men und gebar sich hin und wie­der wie eine Glu­cke. „Wir müs­sen zu­rück nach Eden. Dort kön­nen wir ein paar Tage En­er­gie tan­ken, dann kom­men wir zu­rück und be­mü­hen uns um deine Frau. Falls die Re­bel­len uns hier fin­den, wäh­rend un­se­re Re­ser­ven der­art aus­ge­laugt sind …“
„Das sind nur Ge­rüch­te, mehr nicht.“ Eryx ver­la­ger­te das Ge­wicht auf dem kal­ten Beton, um den Blut­fluss in sei­nem Hin­tern wie­der in Gang zu brin­gen. „Die Re­bel­li­on hat seit über sieb­zig Jah­ren kei­nen nen­nens­wer­ten An­griff mehr un­ter­nom­men. Ich wette, ich könn­te keine fünf Leute auf­trei­ben, die Maxis in die­ser Zeit ge­se­hen haben. Ich werde meine Män­ner nicht wegen ir­gend­wel­cher Ver­mu­tun­gen in Auf­ruhr ver­set­zen.“
„Und der Ellan?“, frag­te Ludan und be­ach­te Eryx mit einem un­ter­kühl­ten Blick. „Willst du die Mit­glie­der eben­falls wei­ter­hin igno­rie­ren? Die alten Kauze kön­nen es kaum er­war­ten, her­aus­zu­fin­den, was dich in der Men­schen­welt fest­hält.“
„Nur die Hälf­te von ihnen sind alte Kauze. Die an­de­ren sind ge­nau­so jung und ver­ses­sen dar­auf, unser Volk zu mo­der­ni­sie­ren, wie wir.“ Falls man ein­hun­dert­zwei­und­fünf­zig Jahre alt als jung be­zeich­nen konn­te. Aus mensch­li­cher Sicht war das wahr­schein­lich eine halbe Ewig­keit.
Ludan wand­te den Blick ab und hielt sich am Mau­er­sims fest. Ver­mut­lich hätte er Eryx viel lie­ber die Faust ins Ge­sicht ge­rammt. Man konn­te es ihm nicht ver­übeln. Die meis­ten hät­ten längst Reiß­aus ge­nom­men, wenn sie Eryx zehn Jahre lang bei der Suche nach der Frau hel­fen müss­ten, die ihn jede Nacht in sei­nen Träu­men heim­such­te. Aber Ludan? Er war loyal bis ins Mark und immer noch an sei­ner Seite. Das be­deu­te­te je­doch nicht, dass er nicht hin und wie­der etwas da­ge­gen ein­zu­wen­den hatte. Eryx gab ihm höchs­tens zehn Se­kun­den, bevor er sich wie­der zu Wort mel­den würde.
Zehn.
Neun.
Acht.
Sie…
„Du bist der Mal­ran. Du hast das Sagen.“ Ludan ver­schränk­te die Arme vor der Brust. „Aber selbst ohne die Be­dro­hung durch die Re­bel­li­on, ris­kierst du dei­nen Thron und könn­test zum Tode ver­ur­teilt wer­den.“
Und da war sie. Die Straf­pre­digt, auf die er ge­war­tet hatte, seit er in sei­nen Träu­men end­lich einen Hin­weis auf Lexis Ar­beits­platz ge­fun­den hatte und ihm nach­ge­gan­gen war. Die Men­schen waren für sie tabu. Zwar war es Myren mög­lich, mit ihnen Ge­schäf­te zu ma­chen und sich frei in ihrer Di­men­si­on zu be­we­gen. Auch eine Runde hei­ßer, schweiß­trei­ben­der Sex mit ihnen war nicht ver­bo­ten. Aber unter kei­nen Um­stän­den war es ihnen ge­stat­tet, sie über die Rasse der Myren auf­zu­klä­ren oder sich in das Schick­sal der Men­schen ein­zu­mi­schen. Damit han­del­te man sich den Tod durch die Axt ein. Der Große selbst hatte diese Regel auf­ge­stellt, als er Eryx‘ Volk er­schaf­fen hatte.
„Wir sind schon viel zu lange hier“, fuhr Ludan fort. „Bald wer­den wir keine Kraft mehr haben. Falls wir at­ta­ckiert wer­den und die An­grei­fer in der Über­zahl sind, sind wir er­le­digt.“
Die Per­so­nal­tür wurde mit einem Knall auf­ge­drückt.
Eryx sprang von der Mauer.
„Tut mir leid, Mann.“ Der Bar­kee­per, den er zuvor be­sto­chen hatte, schlen­der­te mit einem mit­füh­len­den Kopf­schüt­teln auf den mit­tel­gro­ßen Pick-up zu, der zu Eryx‘ Lin­ken ge­parkt war. „Es hat Sie wohl schlimm er­wischt.“
Eryx lehn­te sich gegen die Back­stein­mau­er, ver­schränk­te die Arme vor der Brust und kreuz­te die Beine an den Knö­cheln. „Wol­len Sie mir etwa er­zäh­len, dass sie der Mühe nicht wert ist?“
Die Schlüs­sel des Man­nes klim­per­ten in der Stil­le der Nacht, als ein Pie­pen er­tön­te und die Schein­wer­fer des Wa­gens auf­blitz­ten. Er zuck­te mit den Schul­tern und riss die Fah­rer­tür auf. „Schwer zu sagen. Ich bin noch nie einem Mann be­geg­net, der sich der Her­aus­for­de­rung ge­stellt hat.“ Er warf sei­nen schwar­zen See­sack auf die Bei­fah­rer­sei­te, nick­te Ludan zu und schenk­te Eryx ein Grin­sen. „Viel Glück.“
„Na groß­ar­tig. Deine Traum­frau spielt wohl die Un­nah­ba­re.“ So­bald der Truck da­von­fuhr, sprang Ludan eben­falls von der Mauer und stemm­te die Hände in die Hüf­ten. „Wir wer­den es nie zu­rück nach Hause schaf­fen.“
Das Zir­pen der Gril­len und das Dröh­nen der Autos auf der In­ter­sta­te er­füll­ten die Stil­le. „Wür­dest du an mei­ner Stel­le zu­rück­keh­ren?“
Die Frage war ge­mein. Ludan wuss­te genau, wie viel es Eryx ab­ver­lang­te, die Frau stän­dig in sei­nen Träu­men zu sehen. Er konn­te kaum noch klar den­ken und wach­te jedes Mal vol­ler Ver­lan­gen auf, seine Ge­fähr­tin zu fin­den. „Wenn du so nah am Ziel wärst, wür­dest du ris­kie­ren, sie zu ver­lie­ren?“
Ludan ließ zwar nicht un­be­dingt den Kopf hän­gen, aber er be­trach­te­te ein­ge­hend den Asphalt. „Nein.“ Er dreh­te sich um und steck­te die Hände in die Ta­schen. „Es wäre bes­ser, sich nicht mit den Schick­sals­göt­tin­nen an­zu­le­gen.“
Die Tür gab ein klap­pern­des Ge­räusch von sich, dann wurde sie ge­öff­net.
Eryx vi­brier­te am gan­zen Kör­per und drück­te den Rü­cken durch.
Ludan wich einen Schritt zu­rück und be­gann, te­le­pa­thisch mit Eryx zu kom­mu­ni­zie­ren. „Willst du das wirk­lich tun? Du kannst nicht mit Si­cher­heit wis­sen, dass sie eine Myren ist.“
„Ich werde es her­aus­fin­den. Die Bil­der in ihrem Kopf waren de­fi­ni­tiv aus Eden.“
Unter dem grel­len Licht der Stra­ßen­la­ter­nen glüh­te Lexis ge­bräun­te Haut förm­lich. Ihr sei­di­ges schwar­zes Haar wall­te um ihre Schul­tern, wäh­rend sie ihre Hüf­ten auf schein­bar un­be­ab­sich­tigt sinn­li­che Weise hin und her wieg­te. Sie schien in Ge­dan­ken ver­sun­ken zu sein, denn sie zog ein lan­ges Ge­sicht und ihr Mund war an­ge­spannt. Plötz­lich sah sie auf und hielt ab­rupt inne, wobei der Schot­ter unter ihren ele­gan­ten Schu­hen ein knir­schen­des Ge­räusch von sich gab. „Das soll wohl ein Witz sein.“
„Ich sagte doch, ich bin be­reit zu war­ten.“ Ob­wohl er sich um einen be­schwing­ten Ton­fall be­müh­te, war seine Stim­me an­ge­spannt. Er war die­ser un­wi­der­steh­li­chen Frau zehn Jahre lang hin­ter­her­ge­jagt. So etwas hin­ter­ließ Spu­ren bei einem Mann.
Sie sah zwi­schen Eryx, der neben ihrem roten Jeep Wrang­ler stand, und Ludan, der nur ein paar Schrit­te ent­fernt war, hin und her. Dann warf sie einen Blick auf die ge­schlos­se­ne Tür hin­ter sich. Sie rück­te den Rie­men ihrer Hand­ta­sche zu­recht und kniff ihre blau­grau­en Augen zu dün­nen Schlit­zen zu­sam­men. „Ihr Ver­hal­ten geht schon etwas über das eines ge­wöhn­li­chen Stal­kers hin­aus.“
Er hob ab­weh­rend die Hände. „Ich schwö­re, so ist es nicht. Ich möch­te Sie wirk­lich ein­fach nur zum Früh­stück ein­la­den.“ Als sie ein­an­der die Hände ge­schüt­telt hat­ten, hatte er ihre Er­in­ne­run­gen ge­scannt und war dabei einen Schritt wei­ter ge­gan­gen, als er es hätte tun sol­len. Nach der Ar­beit traf sie sich häu­fig mit einem Mann, der Mitte bis Ende fünf­zig zu sein schien, zum Früh­stück. Und sie fuhr mit dem hin­ter ihm ge­park­ten Wrang­ler dort­hin.
„Es ist fast drei Uhr mor­gens.“
„Und wir haben alle Hun­ger. Per­fek­tes Ti­ming.“ Er ließ die Hände sin­ken und hoff­te, dass Ludan davon absah, sie mit fins­te­rer Miene an­zu­star­ren. Lei­der ge­hör­te ein harm­lo­ses Auf­tre­ten nicht ge­ra­de zu sei­nen Stär­ken.
„Kluge Mäd­chen gehen nicht mit frem­den Män­nern früh­stü­cken.“ Sie nick­te in Rich­tung ihres Jeeps. „Ge­schwei­ge denn, sich einem Fahr­zeug zu nä­hern, neben dem zwei ihr un­be­kann­te Män­ner ste­hen.“
„Ihr Kol­le­ge hat mir ver­ra­ten, wel­chen Wagen Sie fah­ren.“ Er hoff­te, dass sie ihm die Lüge ab­kau­fen würde, ob­wohl er sich nicht gut dabei fühl­te. „Sie könn­ten je­der­zeit je­man­den an­ru­fen und ihn bit­ten, sich uns an­zu­schlie­ßen. Wir tref­fen uns an einem öf­fent­li­chen Ort und Sie fah­ren mit Ihrem ei­ge­nen Jeep dort­hin.“ Er hielt inne, um ihr einen Mo­ment Be­denk­zeit zu geben. „Was haben Sie schon zu ver­lie­ren?“
Ein Wind­hauch zer­zaus­te ihr Haar. Ihr Ge­sicht ent­spann­te sich, als eine kaum wahr­nehm­ba­re Woge aus En­er­gie über den Park­platz schwapp­te.
Ludan horch­te auf.
Lexi hatte sie aus­ge­löst. Es konn­te nicht an­ders sein. Ein Mensch wäre nicht in der Lage, eine der­ar­ti­ge Welle zu er­zeu­gen. Zu­min­dest war er bis­her kei­nem be­geg­net.
Sie hob ihre Hand­ta­sche an und kram­te darin herum. „Waff­le House. Ein paar Ki­lo­me­ter die Stra­ße run­ter.“ Sie fuch­tel­te mit einem Schlüs­sel­bund herum und ließ die Hand­ta­sche wie­der auf ihre Hüfte sin­ken. „Ich tref­fe mich dort mit einem Freund. Er ist Po­li­zist, um genau zu sein. Also kom­men Sie nicht auf dumme Ge­dan­ken.“
Zu­frie­den­heit durch­ström­te Eryx. Die Tat­sa­che, dass ein frem­der äl­te­rer Mann dabei sein würde, war nur ein un­be­deu­ten­des De­tail. Er ging mit gleich­mä­ßi­gen Schrit­ten lang­sam auf sie zu und strich ihr über die Wange.
Sie riss die Augen auf.
Die Schick­sals­göt­tin­nen irr­ten sich nie. Zwar lie­fer­ten sie immer nur vage Be­grün­dun­gen und hiel­ten sich mit ihren An­wei­sun­gen zu­rück, aber eines war si­cher: Sie hat­ten ihn zu sei­ner Ge­fähr­tin ge­führt.

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