Hells Raiders MC: Vicious Cycle: Teuflisch

Ori­gi­nal­ti­tel: Vicious Cycle
Über­set­zer: Joy Fra­ser

Er­schie­nen: 05/2020
Serie: Hells Rai­ders MC
Teil der Serie: 1

Genre: Dark Ero­ti­ca, Motor­cy­cle Club Ro­mance, Ro­man­tic Thrill
Zu­sätz­lich: Con­tem­pora­ry

Lo­ca­ti­on: USA

Sei­ten­an­zahl: 392


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-457-3
ebook: 978-3-86495-458-0

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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Hells Raiders MC: Vicious Cycle: Teuflisch


In­halts­an­ga­be

David "De­a­con" Mal­loy hat sich mit Haut und Haar dem Hells Rai­ders Motor­cy­cle Club ver­schrie­ben. Be­reits als Teen­ager fiel er auf der Stra­ße durch seine Kampf­küns­te auf und er schätzt den ge­walt­tä­ti­gen Le­bens­stil sei­ner neuen Fa­mi­lie. Nach­dem sein Ad­op­tiv­va­ter wäh­rend des letz­ten Ban­den­krie­ges er­mor­det wurde, schlüpft De­a­con in die frei ge­wor­de­ne Rolle des Ser­geant at Arms des Clubs. Doch dann gerät seine Welt aus den Fugen, als eine ehe­ma­li­ge Club­hu­re stirbt und er plötz­lich Vater eines fünf­jäh­ri­gen Mäd­chens ist, von deren Exis­tenz er bis dahin nichts wuss­te.

Das Un­ter­rich­ten wurde Alex­an­dra Evans von ihren El­tern in die Wiege ge­legt. Mit viel En­ga­ge­ment bringt die Kin­der­gärt­ne­rin ihren klei­nen Schü­lern Lesen und Schrei­ben bei. Be­son­ders ans Herz wächst ihr die trau­ri­ge und lie­bes­be­dürf­ti­ge Wil­low Mal­loy. Als Wil­low plötz­lich nicht mehr in den Kin­der­gar­ten kommt, macht sich Alex­an­dra auf die Suche nach ihr. Was sie vor­fin­det, ist ein Club­haus vol­ler Biker in­mit­ten eines ag­gres­si­ven Re­vier­kamp­fes!

So­bald De­a­con Alex­an­dra zum ers­ten Mal sieht, will er sie haben. Es ist ihm voll­kom­men gleich­gül­tig, dass sie eine un­schul­di­ge Zi­vil­per­son ist und kei­ner­lei In­ter­es­se daran hat, die Er­obe­rung eines ge­fähr­li­chen Bi­kers zu wer­den. Bis­lang hat er noch jede Frau be­kom­men – und nun will er Alex­an­dra in seine dunk­le Welt ent­füh­ren …

Über die Au­to­rin

Katie Ash­ley ist eine New York Times- und USA To­day-Best­sel­ler­au­to­rin und lebt in der Nähe von At­lan­ta, Geor­gia. Zu­sam­men mit ihrer Toch­ter Oli­via ist sie Frau­chen von Belle und Elsa, zwei Hun­den, die sie aus dem Tier­schutz über­nom­men hat. Katie...

Wei­te­re Teile der Hells Rai­ders MC Serie

Le­se­pro­be

Am Nach­mit­tag, nach­dem ich alle Kin­der zur Bus­hal­te­stel­le ge­bracht hatte, ging ich wie­der in die Schu­le und di­rekt an den Com­pu­ter. Ich such­te nach Wil­lows Namen. Auf einem No­tiz­block in Form eines Ap­fels schrieb ich ihre Adres­se auf. Ich gab mich gar nicht erst mit Eliz­a­beth’ Kon­takt­da­ten ab, son­dern woll­te di­rekt an die Quel­le. Wenn ich ihren Vater nicht te­le­fo­nisch er­rei­chen konn­te, dann viel­leicht bei ihm zu Hause.
Ich nahm Hand­ta­sche und Ak­ten­ta­sche und ging zu mei­nem Auto. Un­ter­wegs gab ich die Adres­se in mein Navi im Handy ein. Es war ein hei­ßer Spät­sep­tem­ber­tag in Nord-Geor­gia. Auf dem Le­der­sitz mei­nes...

...​Honda-Ac­cord stach die Hitze an mei­nen Bei­nen.
Nach­dem ich den An­wei­sun­gen der mo­no­to­nen Na­vi-Stim­me ge­folgt und ein paar­mal ab­ge­bo­gen war, be­fand ich mich in einer schä­bi­gen Ge­gend der Stadt. Hier war ich nicht auf­ge­wach­sen und Onkel Jimmy hatte diese Ge­gend immer um­fah­ren. Von ihm wuss­te ich, dass die­ser Teil der Stadt in den Acht­zi­gern schnell her­un­ter­ge­kom­men war, nach­dem die Baum­woll­fa­bri­ken dicht­ge­macht hat­ten. Mit der Ar­beits­lo­sig­keit war die Kri­mi­na­li­täts­ra­te ge­stie­gen, und nun wohn­ten hier nur noch Durch­rei­sen­de und die Mo­tor­rad­gang, die ich ab und zu auf den Stra­ßen sah.
Als ich vor einem Waf­fen­la­den und Pfand­haus park­te, über­prüf­te ich noch ein­mal, ob es sich wirk­lich um Wil­lows Adres­se han­del­te. Dann check­te ich er­neut den No­tiz­zet­tel, um si­cher­zu­ge­hen, dass ich mich nicht ver­tippt hatte. Ich war über­rascht, fest­zu­stel­len, dass ich mich nicht ge­irrt hatte und an der rich­ti­gen Adres­se war. Ich blick­te durch die Wind­schutz­schei­be und sah, dass der Laden Teil der ehe­ma­li­gen Baum­woll­spin­ne­rei war. Da­ne­ben be­fand sich das alte da­zu­ge­hö­ri­ge Büro, das an­schei­nend in eine Art Bar um­ge­baut wor­den war.
Als ich die Au­to­tür schloss, pack­te mich ein un­be­hag­li­ches Ge­fühl. Zwei Män­ner in Mo­tor­rad­stie­feln lehn­ten an der Wand des Pfand­hau­ses. Mit er­zwun­ge­ner Ent­schlos­sen­heit be­weg­te ich mich auf wa­cke­li­gen Bei­nen vor­wärts. Als ich auf die Män­ner zu­ging, spür­te ich ihre durch­drin­gen­den hei­ßen Bli­cke und wie sie mir mit den Augen das Som­mer­kleid aus­zo­gen. Ein Schau­der der Ab­nei­gung durch­lief mich und ich fühl­te mich schmut­zig und be­nutzt.
Als ich ihren ver­schlei­er­ten Bli­cken be­geg­ne­te, legte ich ein Lä­cheln auf. „Hallo“, sagte ich leise. Ich griff nach der Tür­klin­ke des Pfand­hau­ses und einer der Män­ner trat vor mich. Un­will­kür­lich zuck­te ich zu­sam­men und legte eine Hand vor den Mund, um einen Auf­schrei zu un­ter­drü­cken. Er hob eine Au­gen­braue und öff­ne­te mir wie ein per­fek­ter Gen­tle­man die Tür.
Meine Wan­gen rö­te­ten sich wegen mei­ner Über­re­ak­ti­on. „Danke. Das ist sehr freund­lich“, sagte ich und drück­te mich zö­ger­lich an ihm vor­bei in den Laden. Meine Ab­sät­ze kla­cker­ten auf dem Boden und ich spiel­te ner­vös mit dem Rie­men mei­ner Ak­ten­ta­sche. Ich sah mich um, konn­te aber nie­man­den hin­ter der Theke ent­de­cken.
„Hallo?“
Ein schwar­zer Vor­hang wurde zur Seite ge­scho­ben und ein gro­ßer, mus­ku­lö­ser Mann er­schien. Ob­wohl er ein Riese war, be­ru­hig­te mich sein freund­li­cher Aus­druck auf dem gut aus­se­hen­den Ge­sicht so­fort.
„Kann ich Ihnen hel­fen?“
Ich streck­te ihm die Hand ent­ge­gen. „Ich bin Alex­an­dra Evans und möch­te zu David Mal­loy.“
An­statt mir die Hand zu schüt­teln, kreuz­te der Mann die Arme vor sei­ner Brust. „Was wol­len Sie von ihm?“
Etwas an dem über­vor­sich­ti­gen Ton des Man­nes be­un­ru­hig­te mich. „Ich, äh … seine Toch­ter Wil­low ist in mei­ner Klas­se. Sie fehlt schon ein paar Tage und ich woll­te mich nach ihr er­kun­di­gen.“
Meine Ant­wort schien den Mann zu be­ru­hi­gen, denn er ent­spann­te die mus­ku­lö­sen Arme und bot mir end­lich seine Hand an. „Ich bin Na­tha­ni­el Mal­loy, Wil­lows Onkel.“
„Oh. Schön, Sie ken­nen­zu­ler­nen.“
„Eben­falls. De­a­con, äh, David ist im Club­haus. Ich kann Sie gern hin­brin­gen.“
Die Vor­stel­lung, die­ses Haus al­lein zu be­tre­ten, ließ mir die Na­cken­haa­re zu Berge ste­hen, daher war ich für Na­tha­ni­els An­ge­bot dank­bar. Er ging um die Theke herum und öff­ne­te mir die Tür.
„Tiny, be­hal­te den Laden im Auge, okay?“, sagte er zu dem grö­ße­ren der bei­den Kerle.
Mir ent­kam ein ner­vö­ses Ki­chern bei dem iro­ni­schen Namen, der win­zig be­deu­te­te.
Ich ging neben Na­tha­ni­el her und seine hoch­ge­wach­se­ne Prä­senz war fast über­wäl­ti­gend. Er war ein gan­zer Mann, von den gro­ßen Hän­den und Füßen bis zu sei­nem männ­li­chen Duft, der mit mei­nen Sin­nen spiel­te. Wäre ich hier nicht so fehl am Platz, hätte ich mich zu ihm hin­ge­zo­gen ge­fühlt, auch wenn seine ver­wa­sche­ne Jeans, das enge schwar­ze T-Shirt und die tä­to­wier­ten Arme nach schlim­mer Fin­ger schrien. Doch selbst nach die­ser kur­zen Zeit mit ihm er­kann­te ich, dass mehr an ihm dran war. Seine Art, sich zu be­we­gen, war die eines kul­ti­vier­ten Gen­tlem­ans, nicht die eines har­ten Bi­kers.
„Wil­low spricht nicht viel, aber ich weiß, dass sie die Schu­le liebt“, merk­te er an.
„Sie ist wahr­schein­lich die Klügs­te in mei­ner Klas­se. Neben mei­nem per­sön­li­chen In­ter­es­se an ihr möch­te ich nicht, dass sie noch mehr Un­ter­richt ver­passt und den An­schluss ver­liert. Bei ihrem Po­ten­zi­al könn­te sie die Vor­schu­le über­sprin­gen und im nächs­ten Halb­jahr in die erste Klas­se wech­seln.“
Na­tha­ni­els blaue Augen wei­te­ten sich. „Wirk­lich?“
Ich lä­chel­te. „Oh ja.“
„De­a­con und un­se­re Mom wird es freu­en, das zu hören.“
„Wer ist De­a­con?“
Na­tha­ni­el grins­te. „Das ist Da­vids Spitz­na­me.“
„Oh, ver­ste­he.“
Ein gro­ßer Pick-up pol­ter­te auf den Park­platz. Ein klei­ner kahl­köp­fi­ger Mann stieg aus und wink­te mit einem brau­nen Um­schlag. „Hey, Rev. Kannst du mal kurz her­kom­men?“
„Ich habe zu tun. Geh zu Tiny.“
Der Mann schüt­tel­te den Kopf. „Die An­nah­me muss von einem Mal­loy un­ter­schrie­ben wer­den.“
Na­tha­ni­el knurr­te kurz. „Na gut. Komme so­fort.“
Er sah mich an und ich lä­chel­te. „Rev?“
Ich er­hielt ein freund­li­ches Grin­sen. „Nur ein Spitz­na­me.“
„Wovon ist er ab­ge­kürzt?“
„Re­ver­end.“
Über­rascht hob ich die Brau­en. „Oh, sind Sie ein Pries­ter?“
Er neig­te den Kopf leicht zur Seite. „Sind Sie Leh­re­rin oder Re­por­te­rin?“
Ich lach­te. „Ent­schul­di­gung. Ich bin daran ge­wöhnt, den gan­zen Tag Fra­gen zu be­ant­wor­ten, so­dass ich selbst auch gern wel­che stel­le.“
„Nun, Miss … wie war noch mal Ihr Name?“
„Evans.“
„Nein, Miss Evans. Ich bin kein wirk­li­cher Pries­ter.“
„Wie sind Sie dann zu dem Namen ge­kom­men?“
„Was ist jetzt, Rev?“, rief der Fah­rer un­ge­dul­dig.
Na­tha­ni­el, oder Rev, schüt­tel­te den Kopf. „Hören Sie, ich muss mich darum küm­mern. Gehen Sie schon mal rein, ich bin in einer Mi­nu­te da.“
In­ner­lich stöhn­te ich. Ich woll­te nicht al­lein ins Club­haus gehen. Viel lie­ber hätte ich Rev an mei­ner Seite ge­habt. Doch als er sich von mir ent­fern­te, stell­te ich fest, dass ich bes­ser aus der sen­gen­den Sonne gehen soll­te, auch wenn ich mich fehl am Platz fühl­te. Als ich ein­trat, at­me­te ich tief durch, um meine Ner­ven zu be­ru­hi­gen. Zi­ga­ret­ten­rauch hing in der Luft, brann­te in mei­nen Augen und brach­te mich zum Hus­ten. Biker saßen in ihren Le­der­wes­ten an der Bar und tran­ken Bier. Ein an­ge­reg­tes Pool-Bil­lard-Spiel fand so­eben statt. Ich mach­te ein paar Schrit­te und hielt dann inne.
„Hast du dich ver­irrt, Dar­ling?“, frag­te mich eine groß­bu­si­ge Frau in einem engen Ober­teil mit Na­cken­trä­ger.
„Äh, ich suche David Mal­loy.“
Zwei Män­ner am Bil­lard­tisch dreh­ten sich um. Der klei­ne­re der bei­den, ein har­ter, doch nett aus­se­hen­der Blon­der, be­trach­te­te mich neu­gie­rig. Aber als ich den an­de­ren ansah, wuss­te ich so­fort, dass es sich um Wil­lows Vater han­del­te. Sie hat­ten das­sel­be dunk­le Haar, die tief­grün­di­gen dunk­len Augen und ein herz­för­mi­ges Ge­sicht. Al­ler­dings be­fan­den sich in Da­vids dunk­le Bart­stop­peln. Ob­wohl er Revs Bru­der war, konn­te ich keine Ähn­lich­kei­ten ent­de­cken. Er war etwas klei­ner und we­ni­ger stark ge­baut als Rev, doch eben­falls sehr gut aus­se­hend.
„Mr. Mal­loy?“ Ich ging auf ihn zu.
Er warf den Bil­lard­stock auf den Tisch, nahm einen kräf­ti­gen Zug von sei­ner Zi­ga­ret­te und drück­te sie dann im Aschen­be­cher auf dem Tisch aus. „Was wol­len Sie von mir?“, frag­te er streng.
Ich muss­te mich nicht erst um­se­hen, um zu wis­sen, dass sämt­li­che Bli­cke auf uns lagen. „Ich müss­te Sie einen Mo­ment spre­chen.“
Seine dunk­len Augen ver­eng­ten sich, als er mich von oben bis unten mus­ter­te. Ehe ich mich ver­sah, stürz­te er sich auf mich und drück­te mich an die Wand. Mit einer Hand er­griff er meine Kehle, und sein Kör­per hielt mich an Ort und Stel­le fest. Eine mir bis­her un­be­kann­te Panik über­mann­te mich. Das Herz schlug wild in mei­nen Ohren. Es war so laut, als wäre eine Ka­no­ne neben mir ex­plo­diert.
„Bitte …“, mur­mel­te ich.
David sah mich an und sein Dau­men übte mehr Druck auf meine Kehle aus. „Die von der Aka­de­mie ver­sa­gen echt in ihrem Job.“
„W-wie b-b-bit­te?“
Er grins­te. „Brin­gen sie euch Jung­bul­len nicht bei, eure Angst bes­ser zu ver­ber­gen? Ich meine, du machst dir fast in die Hose, ganz zu schwei­gen von einem Blut­druck von 200.“
„Bul­len? Ich ver­ste­he nicht.“
Er ver­dreh­te die Augen. „Eine weiße Tussi walzt ein­fach so in mein Club­haus und will mit mir al­lein spre­chen. Man braucht kein Genie zu sein, um zu wis­sen, dass du von der Bun­des­po­li­zei bist.“
Bun­des­po­li­zei? Ich brauch­te einen Mo­ment, um das zu ver­dau­en. Hei­li­ge Schei­ße! Er dach­te, ich wäre ein Bulle und woll­te ihm ir­gend­was nach­sa­gen. So schnell wie mög­lich wi­der­sprach ich. „Nein, das bin ich nicht.“
Hin­ter mir erhob sich eine Stim­me. „De­a­con, dafür kas­sierst du mehr als einen Arsch­tritt.“
De­a­con blick­te über seine Schul­ter und den jun­gen Blon­den an. „Halt dich da raus. Bi­shop.“
Bi­shop hob die Hände. „Okay. Es ist deine Be­er­di­gung.“
Da­vids Hand glitt von mei­ner Kehle über die Knöp­fe mei­nes Klei­des. Er blick­te kurz zu sei­nen Freun­den. „Was wol­len wir wet­ten, dass sie unter ihren Tit­ten ver­ka­belt ist?“
Als er be­gann, mein Kleid auf­zu­zer­ren, konn­te ich einen Schrei nicht un­ter­drü­cken. „Nein! Auf­hö­ren! Ich bin nicht, was Sie den­ken. Ich schwö­re es!“
„Wer zur Hölle bist du dann?“
Ehe ich ant­wor­ten konn­te, er­klang eine zarte Stim­me hin­ter uns. „Miss Alex?“
Beim Klang ihrer Stim­me ließ David mein Kleid los, pinn­te mich aber immer noch an die Wand. In die­sem Mo­ment be­trat Rev den Raum. Als er mich sah, wei­te­ten sich seine Augen und er kam auf uns zu­ge­eilt.
Er pack­te David an der Schul­ter und zerr­te ihn von mir fort. „Ver­flucht, De­a­con, was soll der Scheiß?“
„Ich gebe die­ser Un­der­co­ver-Bitch nur, was sie ver­dient.“ David trat einen Schritt von mir fort.
„Him­mel noch mal, sie ist nicht von den Bul­len“, ent­geg­ne­te Rev.
„Ach, und wer zum Geier ist sie dann?“
„Sie ist meine Leh­re­rin … und meine Freun­din“, sagte Wil­low leise.
David oder De­a­con blick­te mit of­fe­nem Mund zwi­schen Wil­low und mir hin und her. „Ich glau­be, das war der längs­te Satz, den ich je von dir ge­hört habe.“
Wil­low ant­wor­te­te ihm nicht. Sie rann­te zu mir und schlang die Arme um meine Tail­le. „Du hast mir ge­fehlt, Miss Alex.“
Ich gab ihr einen Kuss auf den Kopf. „Du mir auch, meine Süße. Ich habe mir Sor­gen ge­macht, weil du nicht in der Schu­le warst.“
Sie sah mich an und ver­zog die Lip­pen. „De­a­con sagt, ich muss zu Hause blei­ben, weil mir je­mand weh­tun will.“ Sie drück­te sich dich­ter an mich und flüs­ter­te. „Ich glau­be, es ist der ge­mei­ne Mann.“
Ich drück­te sie fest an mich. Kein Kind ihres Al­ters soll­te so etwas mit­er­le­ben müs­sen, ganz zu schwei­gen von dem, was in ihrem neuen Leben pas­sier­te. Von ihrer Groß­mut­ter wuss­te ich, dass sie zwei­mal wö­chent­lich in The­ra­pie war, neben dem täg­li­chen Ge­spräch mit un­se­rem Schul­psy­cho­lo­gen. Ihre Fort­schrit­te gli­chen fast einem Wun­der.
Ich wieg­te sie in den Armen und frag­te mich, wie sie wohl in die Bi­ker-Welt pass­te. Ihr Vater war je­den­falls ganz an­ders, als ich er­war­tet hatte. Ich hatte mir eher je­mand Nach­läs­si­gen vor­ge­stellt und si­cher nicht die­sen ag­gres­si­ven Mann, der mich so bru­tal be­grüßt hatte. Wie konn­te er sich um Wil­low sor­gen? Er schien kei­nen ein­zi­gen freund­li­chen Zug an sich zu haben, und Wil­low brauch­te drin­gend Zärt­lich­keit in ihrem Leben.
Um sie auf­zu­hei­tern, zwang ich mich zu einem Lä­cheln. „Ich habe dir was mit­ge­bracht.“
„Wirk­lich?“ In ihren Augen tanz­te wahre Freu­de.
Ich nick­te und bück­te mich nach mei­ner Ak­ten­ta­sche, die ich im Hand­ge­men­ge mit De­a­con fal­len ge­las­sen hatte. Ich holte die Karte her­aus, die ich mit den an­de­ren Kin­dern für sie ge­bas­telt hatte, zu­sam­men mit ein paar Kunst­pro­jek­ten, die sie ver­passt hatte. „Alle in der Klas­se ver­mis­sen dich. Ich möch­te nicht, dass du zu­rück­fällst, des­halb habe ich dir die Pro­jek­te mit­ge­bracht. Magst du damit schon mal an­fan­gen, wäh­rend ich mit dei­nem Daddy rede?“
Sie grins­te. „Okay.“
Die voll­bu­si­ge Frau von vor­hin hielt Wil­low die Hand hin und sie nahm sie gern. Sie setz­ten sich uns ge­gen­über an die Bar und ich at­me­te tief aus. Wil­lows Um­feld über­for­der­te mich. „Mr. Mal­loy, wir müs­sen uns un­ter­hal­ten.“
De­a­con fuhr sich mit der Hand durch sein dich­tes Haar. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Wie wär’s mit ent­schul­di­gen, du Arsch“, schlug Rev vor und fun­kel­te ihn an.
De­a­con sah mich in­ten­siv an, als ob er mich das erste Mal wahr­näh­me. „Ent­schul­di­gen Sie bitte. Ich dach­te wirk­lich, Sie wären je­mand an­de­res.“
Nach­dem ich mein Kleid glatt ge­stri­chen hatte, wo es von De­a­con aus der Form ge­zerrt wor­den war, ver­such­te ich, mich zu­sam­men­zu­neh­men. Doch wie sehr ich mich auch be­müh­te, es fiel mir schwer, zu­sam­men­hän­gen­de Ge­dan­ken zu fas­sen. Bei Wil­low war ich in mei­nem Ele­ment und fand sehr leicht Worte. Ihr Vater stand je­doch auf einem an­de­ren Blatt. „Be­grü­ßen Sie Frem­de immer mit Miss­hand­lun­gen?“
Er hob die Au­gen­brau­en. „Es tut mir leid, dass ich Sie für einen Un­der­co­ver-Bul­len ge­hal­ten habe.“ Er deu­te­te kurz auf mich. „Es ist nicht ge­ra­de so, dass wir Men­schen wie Sie oft hier sehen, es sei denn, es ist ein neu­gie­ri­ger Bulle.“
„Ich frage lie­ber nicht, wieso eine sim­ple Bar und ein Pfand­haus über­haupt das In­ter­es­se der Bun­des­agen­ten er­re­gen soll­ten.“
„Ganz genau, Babe, lie­ber nicht.“
Ich muss­te mir auf die Zunge bei­ßen, um ihm nicht an den Kopf zu wer­fen, dass er auf­hö­ren soll­te, mich mit se­xis­ti­schen An­re­den zu be­lei­di­gen. Doch zur glei­chen Zeit, als ich mich über sein Ver­hal­ten auf­reg­te, spür­te ich auch Gän­se­haut auf den Armen von sei­ner An­zie­hungs­kraft. Ich konn­te es nicht fas­sen, aber die­ses Arsch­loch törn­te mich an.
Mit einer kur­zen Hand­be­we­gung for­der­te er mich auf, ihm zu fol­gen. „Kom­men Sie mit.“
Kurz tausch­te ich einen Blick mit Rev aus und folg­te dann De­a­con in ein Zim­mer links neben der Bar. Als er die Tür hin­ter uns schloss, zuck­te ich un­will­kür­lich zu­sam­men.
Ein leich­tes Grin­sen umgab seine Lip­pen. „Mache ich Sie ner­vös?“
Ich leck­te mir über die tro­cke­nen Lip­pen. „Nur ein biss­chen.“
„Und Rev? Macht der Sie auch ner­vös?“
Ich schüt­tel­te den Kopf. „Nein.“
De­a­con kreuz­te die Arme vor der Brust. „Und warum ist das so?“
„Ob­wohl er rie­sig ist, strahlt er Freund­lich­keit aus. Au­ßer­dem ist er mir zu Hilfe ge­eilt.“ Ich hob das Kinn. „Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass er je­man­dem weh­tun kann.“
De­a­con grins­te er­neut. „So naiv, ja, Babe?“
„Das muss hei­ßen: Miss Evans.“ Ich trat einen Schritt zu­rück. „Haben Sie sich etwas Be­stimm­tes dabei ge­dacht, mich hier rein zu brin­gen, außer mir das Leben schwer zu ma­chen?“
„Ich habe Sie hier­her­ge­bracht, damit wir un­ge­stört über meine Toch­ter reden kön­nen.“
Er ging an mir vor­bei, zog einen Stuhl unter dem lan­gen Tisch her­vor und bot mir an, mich zu set­zen. Zö­ger­lich ließ ich mich auf dem wei­chen Leder nie­der. An­statt sich neben mich zu set­zen, nahm er mir ge­gen­über Platz. Er lehn­te sich zu­rück und spitz­te leicht die Lip­pen.
„Also, reden Sie.“
„Ich mache mir Sor­gen, weil Wil­low schon fast eine Woche Un­ter­richt ver­passt hat. Sie ist viel zu in­tel­li­gent, um nicht in die Schu­le zu gehen. Ich habe jetzt ge­se­hen, dass sie nicht krank ist.“ Ich stütz­te die Ell­bo­gen auf dem Tisch auf. „Was heißt das, dass Sie sie nicht raus­las­sen, weil es nicht si­cher für sie ist?“
De­a­cons Aus­druck ver­düs­ter­te sich. „Das geht Sie einen Dreck an.“
„Das mag Ihre Mei­nung sein, aber ich bin si­cher, das Ju­gend­amt sieht das an­ders.“
„Wol­len Sie mir dro­hen, Miss Evans?“
Bei der Schär­fe sei­nes Tons zu­sam­men mit sei­ner dro­hen­den Hal­tung sank ich tie­fer in den Le­der­stuhl. „I-ich stel­le nur Fak­ten fest, Mr. Mal­loy.“ Meine Stim­me schwank­te leicht.
Er schüt­tel­te den Kopf. „Sie haben viel­leicht Ner­ven, ein­fach in mei­nen Club zu mar­schie­ren und mir Vor­schrif­ten ma­chen zu wol­len.“
„Das tue ich gar nicht. Mir geht es nur um Wil­lows Wohl.“
„Ich denke mal, als ihr Vater weiß ich bes­ser, was gut für sie ist“, wi­der­sprach er.
„Bei allem Re­spekt, aber Sie sind erst seit ein paar Mo­na­ten ihr Vater.“
De­a­con schoss von sei­nem Stuhl hoch. „Raus hier!“
Ob­wohl meine Beine vor Angst schlot­ter­ten, blieb ich stand­haft. „Nein.“
„Wie bitte?“
„Ich sagte Nein“, wie­der­hol­te ich leise.
De­a­con wei­te­te die dunk­len Augen. „Möch­ten Sie lie­ber, dass ich Sie raus­wer­fe?“
Als er um den Tisch her­um­ging, hob ich eine Hand. „Hören Sie mir bitte noch eine Mi­nu­te zu.“ Er hielt inne und sah mich er­war­tungs­voll an. „Egal wel­che Ge­fah­ren in Ihrer Welt lau­ern oder ob Sie ein guter Vater sind, finde ich nicht, dass man Ihnen Wil­low weg­neh­men soll­te. Sie ist schon genug trau­ma­ti­siert und hat Men­schen ver­lo­ren, die sie ge­liebt hat. Ich merke, dass sie hier glück­lich ist. Dass sie ge­liebt wird.“
Fra­gend hob er eine Braue. „Sie mei­nen das ernst?“
„Ja, wirk­lich.“
„Warum sind Sie dann hin­ter mir her, Weib?“
Ein ner­vö­ses Ki­chern ent­kam mir. „Es tut mir leid, aber ich muss mich um meine Schü­ler küm­mern. Ich bin si­cher, Sie tun, was Sie kön­nen, um ihre Si­cher­heit zu ge­währ­leis­ten, aber trotz­dem muss sie zur Schu­le gehen. Sie braucht den Kon­takt zu an­de­ren Kin­dern. Sie blüht in der Schu­le rich­tig auf.“ De­a­con ver­dreh­te die Augen, also sprach ich wei­ter. „Wuss­ten Sie, dass ich sie für eine Ver­set­zung im De­zem­ber ins erste Schul­jahr vor­schla­gen werde?“
„Wieso, stellt sie ein zu gro­ßes Pro­blem für Sie dar?“, warf er sar­kas­tisch ein.
„Wil­low ist nie ein Pro­blem für mich. Wenn ich ehr­lich bin, ist sie meine Lieb­lings­schü­le­rin. Es wäre schreck­lich für mich, sie zu ver­lie­ren.“
De­a­cons Aus­druck wurde etwas wei­cher. „Sie ist also echt cle­ver oder so was?“
„Ja. Sie ist eine in­tel­li­gen­te und fä­hi­ge Schü­le­rin. Sie be­greift Kon­zep­te viel schnel­ler als die an­de­ren Kin­der. Ich glau­be, die Her­aus­for­de­rung des ers­ten Schul­jah­res wird sie mehr be­flü­geln, als in der Vor­schu­le zu blei­ben.“
De­a­con über­dach­te meine Ar­gu­men­te und rieb sich über die Kinn­stop­peln. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich wuss­te nicht, dass sie be­son­ders in­tel­li­gent ist.“ Er grins­te mich iro­nisch an. „Keine Ah­nung, von wem sie das hat.“
„Si­cher­lich je­weils von Ihnen und ihrer ver­stor­be­nen Mut­ter.“
Bei der Er­wäh­nung von Wil­lows Mut­ter run­zel­te De­a­con die Stirn. „Hören Sie zu, Sie sind eine Au­ßen­ste­hen­de, also kann ich Ihnen nicht viel er­zäh­len. Aber Sie ver­ste­hen hof­fent­lich, wenn ich sage, dass ich mich mo­men­tan nicht wohl dabei fühle, Wil­low aus den Augen zu las­sen. Ich kann sie nur be­schüt­zen, wenn sie auf dem An­we­sen bleibt.“
„Wird sie von je­man­dem be­droht?“
„Es gibt Leute, die es auf mich ab­ge­se­hen haben, und dafür be­nut­zen sie alle Mög­lich­kei­ten, die sie haben, was mit ein­schließt, mei­nem Kind etwas an­zu­tun.“
Bei dem Ge­dan­ken holte ich zi­schend Luft. Ob­wohl ich mit De­a­cons Welt nicht ein­ver­stan­den war, muss­te ich ihm zu­ge­ste­hen, auf seine ei­ge­ne miss­ge­lei­te­te Weise zu ver­su­chen, seine Toch­ter zu be­schüt­zen.
Es muss­te ein­fach eine Lö­sung für das Pro­blem geben.
Als ob De­a­con meine Ge­dan­ken lesen würde, kam er um den Tisch herum und setz­te sich neben mich. „Kann man kei­nen Tutor an­heu­ern oder so? Je­man­den, der her­kom­men und Wil­low un­ter­rich­ten kann? Dann wäre ich Sie und die Be­hör­den los.“
In all den Jah­ren hatte ich meh­re­re Schü­ler, die aus Krank­heits­grün­den zu Hause un­ter­rich­tet wur­den. Es hatte mir Spaß ge­macht, sie nach der Schu­le zu un­ter­rich­ten. Außer ge­le­gent­li­cher Be­zie­hun­gen und Tref­fen mit Freun­den war in mei­nem Leben nicht viel los. Ich hatte kei­nen Ehe­mann, für den ich nach Hause kom­men muss­te, das Essen muss­te nicht zu einer be­stimm­ten Zeit auf dem Tisch ste­hen und be­dau­er­li­cher­wei­se hatte ich auch keine Kin­der. Ab­ge­se­hen von mei­nem Bru­der, mei­ner Tante und mei­nem Onkel war ich ziem­lich al­lein. Meine Schü­ler waren mein Leben.
„Ich könn­te das ma­chen. Nach der Schu­le könn­te ich Wil­low un­ter­rich­ten.“
De­a­con be­trach­te­te mich skep­tisch. „Das wür­den Sie wirk­lich tun?“
„Klar. Es würde mich freu­en, sie zu un­ter­rich­ten.“ Ich kaute auf mei­ner Un­ter­lip­pe und dach­te über die For­ma­li­tä­ten nach, die das mit sich brach­te. „Da sie nicht krank ist oder sich von einer Ver­let­zung er­ho­len muss, fällt sie nicht in das staat­li­che För­de­rungs­pro­gramm.“
De­a­con hob eine Au­gen­braue. „Was be­deu­tet das?“
„Es be­deu­tet, dass mein Ge­halt nicht über­nom­men wird. Das müss­ten Sie selbst be­zah­len.“
Ein Funke glüh­te in sei­nen Augen. „Ich sehe viel­leicht aus wie ein pri­mi­ti­ver Biker, aber ich ver­si­che­re Ihnen, dass ich mir alles leis­ten kann, was Wil­low braucht.“
Ver­le­gen rö­te­ten sich meine Wan­gen und ich sah schnell nach unten. „Ent­schul­di­gen Sie, ich woll­te Sie nicht be­lei­di­gen. Ich habe nichts un­ter­stellt, son­dern le­dig­lich ver­sucht, alles im Kopf zu pla­nen.“ Ich at­me­te tief durch, um meine Ner­ven zu be­ru­hi­gen. „Ich habe schon zu Hause un­ter­rich­tet und weiß, was alles da­zu­ge­hört. Es ist auch sinn­voll, wenn ich es selbst über­neh­me, denn ich weiß ja genau, was ihre Klas­se ge­ra­de lernt.“ Ich lehn­te mich vor, sah auf und lä­chel­te ihn an. „Soll­ten Sie von mir nicht über­zeugt sein, kann ich einen an­de­ren Leh­rer emp­feh­len. Aber ich glau­be nicht, dass Wil­low ein­fach so jeden ak­zep­tiert.“
„Nein, würde sie nicht. Und aus ir­gend­ei­nem Grund steht sie voll auf Sie.“
„Ich nehme an, das ist ein Kom­pli­ment?“
De­a­cons Mund­win­kel zuck­ten leicht. „Ja, das ist es. Wil­low in­ter­agiert mit nie­man­dem au­ßer­halb des Clubs. Und ob­wohl sie hier sau­mä­ßig ver­wöhnt wird, re­agiert sie auf uns nicht ein­mal halb so viel wie auf Sie.“ Er schüt­tel­te den Kopf. „Au­ßer­dem hat sie sogar ge­spro­chen, oh Mann.“
„Ich bin froh, dass sie sich mit mir an­ge­freun­det hat. Ich mag sie sehr.“
„So sehr, dass Sie jeden Nach­mit­tag in die­ses Höl­len­loch kom­men wol­len?“
Ich nick­te. „Ja, so sehr.“
De­a­con erhob sich vom Stuhl. Er streck­te mir die Hand ent­ge­gen. „Na, dann haben Sie sich so­eben einen Job ein­ge­han­delt, Miss Evans.“
Ich erhob mich eben­falls und nahm seine Hand. „Den nehme ich gern an, Mr. Mal­loy.“
„Dann er­zäh­len wir jetzt Wil­low die Neu­ig­kei­ten.“
Ich folg­te ihm zur Tür und konn­te mir in dem Mo­ment noch nicht vor­stel­len, wie sehr es mein Leben ver­än­dern würde, ein Teil von De­a­con und Wil­lows Welt zu sein.


De­a­con

„Gut so! Gib mir dein Bes­tes, du Weich­ei!“, reiz­te ich ihn und duck­te mich unter den Schlä­gen auf mei­nen Kopf.
Ad­re­na­lin ström­te durch meine Adern und pump­te En­er­gie in meine Glied­ma­ßen. Keine Droge oder Al­ko­hol konn­te mich je hig­her ma­chen als das Boxen. Ich spür­te das Ge­fühl, als meine Fäus­te auf den har­ten Kie­fer­kno­chen schlu­gen und in den wei­che­ren Bauch und alles plötz­lich zu einem Wir­bel­wind aus Tref­fern es­ka­lier­te.
Meine Füße be­weg­ten sich schnell über den Boden des Box­rings. Ich war nicht der beste Spar­rings­part­ner, und als ich ins Fit­ness­stu­dio der Rai­ders ge­gan­gen war, um nach dem Rech­ten zu sehen, hatte ich nicht damit ge­rech­net, als Haupt­trai­ner oder Spar­rings­part­ner für Bi­shop ein­sprin­gen zu müs­sen.
Wäh­rend ich auf den Stra­ßen ge­lernt hatte, für das Über­le­ben die Fäus­te ein­zu­set­zen, hatte Bi­shop seine Fä­hig­kei­ten im Ring trai­niert. Bevor die Rai­ders das Stu­dio ge­kauft hat­ten, hatte Pre­acher Man uns oft her­ge­bracht, um Dampf ab­zu­las­sen. Es hatte nicht lange ge­dau­ert und Bi­shop hatte pro­fes­sio­nel­le Boxer be­siegt. Er ge­wann ei­ni­ge Titel und hätte wohl selbst Profi wer­den kön­nen, doch je bes­ser er im Sport wurde, desto mehr Leute schnüf­fel­ten in sei­nem Pri­vat­le­ben herum, be­son­ders im Club.
Für Au­ßen­ste­hen­de war das Stu­dio mit dem Box­ring und dem Mar­ti­al-Arts-Trai­ning legal, doch es war nur eine Fas­sa­de. Für den Club dien­te es als Tar­nung für Glücks­spiel, Kampf- und Renn­wet­ten. Bi­shop woll­te keine Auf­merk­sam­keit auf den Club len­ken und boxte wei­ter­hin nur in den un­te­ren Klas­sen.
Ob­wohl sich Bi­shop durch­aus ge­schickt be­weg­te, mir aus­wich oder meine Schlä­ge pa­rier­te, merk­te ich, dass er nicht wie sonst drauf war. „Das ent­wi­ckelt sich echt zu einem Kin­der­spiel, klei­ner Bru­der.“
„Leich­ter Kampf, von wegen! Du schwitzt und keuchst“, wi­der­sprach Bi­shop.
„Diese Jeans und die Stie­fel sind nicht ge­ra­de fe­der­leicht.“
Vor mir schwan­kend wie eine Kobra, war­te­te Bi­shop auf mei­nen nächs­ten Schlag. Als ich mich nicht be­weg­te, zuck­te er mit den Ach­seln. „Ges­tern ist es spät ge­wor­den, das ist alles.“
„Du Arsch. Du weißt doch, dass man einen Abend vor einem schwe­ren Trai­ning keine Club­hu­ren flach­legt.“
„Habe ich auch nicht.“
„Was hat dich dann wach­ge­hal­ten?“
Er wich mei­nem un­er­war­te­ten Schlag aus und grins­te. „Man könn­te sagen, dass die Leh­re­rin mich an­ge­törnt hat. Ich habe die halbe Nacht auf Miss Evans ge­wichst.“
Ich blieb wie an­ge­wur­zelt ste­hen. „Was hast du ge­sagt?“
Bi­shops La­chen hall­te um uns herum. „Ja, ich bin Manns genug, zu­zu­ge­ben, dass ich ge­wichst habe, an­statt eine Club­hu­re zu fi­cken.“ Als ich ihn wei­ter­hin nur an­starr­te, hörte er auf, her­um­zu­tän­zeln. „Komm schon, Bro. Wenn man so einen gei­len Hin­tern ge­se­hen hat, fällt es schwer, sich etwas Ge­rin­ge­res ins Bett zu holen. Ich habe sie zwar nur un­ge­fähr fünf Mi­nu­ten ge­se­hen, aber du hast sie so­fort be­grapscht.“ Er schloss kurz die Augen. „Kannst du dir vor­stel­len, wie eng sie sein muss?“
Ehe ich mich ver­sah, setz­te ich einen rech­ten Haken auf sei­nen Kie­fer.
Bi­shop tau­mel­te rück­wärts. Er schüt­tel­te den Kopf und rieb sich mit dem Hand­schuh das rote Kinn. „De­a­con, was soll der Scheiß, Mann?“
„Rede nicht so über Wil­lows Leh­re­rin.“
„Na­tür­lich nicht vor ihr, aber ich dach­te, du und ich ver­ste­hen uns, was Pus­sys be­trifft.“
Ich schüt­tel­te den Kopf und knurr­te. „Nicht bei ihr.“
Bi­shop lehn­te sich an die Seile. „Willst du mir er­zäh­len, dass du sie nicht ver­dammt heiß fin­dest?“
Ich trat näher, bis wir uns wie­der ge­gen­über­stan­den. „Hast du ein Hör­pro­blem, Bro? Ich habe ge­sagt, rede nicht so über sie.“ Ich schubs­te ihn. „Du kannst was er­le­ben, wenn du dei­nen ju­gend­li­chen Charme bei ihr ein­setzt, um sie flach­zu­le­gen. Sie ist tabu, ka­piert?“
Bi­shop wei­te­te die blau­en Augen. „Äh, okay, ich glau­be, ich hab’s be­grif­fen.“ Wir stan­den uns Nase an Nase ge­gen­über. „Hab’s laut und deut­lich ge­hört. Aber viel­leicht soll­test du ihr ans Bein pin­keln, um dein Ge­biet klar zu mar­kie­ren.“
Ich warf den Kopf zu­rück und lach­te. „Darum geht es nicht.“
„Bist du si­cher? Denn ich habe dich noch nie so ge­reizt ge­se­hen, wenn einer Che­yenne be­schnup­pern woll­te.“
Ver­dros­sen knirsch­te ich mit den Zäh­nen. „Kennst du nicht die alte Weis­heit, dass man nicht dahin scheißt, wo man isst?“
„Doch, schon.“
„Aus Grün­den, die ich nie ver­ste­hen werde, be­deu­tet Wil­low ihre Leh­re­rin sehr viel. Und wenn ir­gend­ein Flach­wich­ser sie an­macht und ver­scheucht, wird Wil­low trau­rig sein. Ganz ab­ge­se­hen davon, dass diese Frau mich wegen dem Ju­gend­amt bei den Eiern hat.“
Bi­shop dach­te dar­über nach. „Okay, okay. Dann hebe ich mir Miss Evans eben für meine Wichs­fan­ta­si­en auf.“
Ich roll­te mit den Augen und gab ihm einen Klaps auf den Hin­ter­kopf. „Du bist so ein wi­der­li­ches Schwein.“