Haven Brotherhood: Wild & Sweet

Ori­gi­nal­ti­tel: Wild & Sweet
Über­set­zer: Nina Bel­lem

Er­schie­nen: 02/2019
Serie: Haven Bro­ther­hood
Teil der Serie: 2

Genre: Con­tem­pora­ry Ro­mance
Zu­sätz­lich: Do­mi­nanz & Un­ter­wer­fung

Lo­ca­ti­on: USA


Er­hält­lich als:
pa­per­back & ebook

ISBN:
Print: 978-3-86495-326-2
ebook: 978-3-86495-327-9

Preis:
Print: 14,90 €[D]
ebook: 6,99 €[D]

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und allen gän­gi­gen On­line­händ­lern und im Buch­han­del

Haven Brotherhood: Wild & Sweet


In­halts­an­ga­be

Hart leben, här­ter f*cken und aus­schließ­lich den ei­ge­nen Re­geln fol­gen: Dies sind die drei Prin­zi­pi­en, an die sich die sechs Män­ner der Ha­ven-Bru­der­schaft stets hal­ten. Sie wei­gern sich, den Er­war­tun­gen der Ge­sell­schaft zu ent­spre­chen, und neh­men sich statt­des­sen, was und wen sie wol­len.

Zeke Dugan ist kein Mann, der den be­que­men Weg wählt. Als Un­fall­chir­urg mag er einen Eid ge­leis­tet haben, aber er hat keine Skru­pel, seine me­di­zi­ni­schen Kennt­nis­se auch au­ßer­halb des Kran­ken­hau­ses zum Vor­teil sei­ner Fa­mi­lie ein­zu­set­zen.
All das än­dert sich, als die schüch­ter­ne Ga­bri­el­le in sein Leben stol­pert.

Mo­to­ren sind der Me­cha­ni­ke­rin Ga­bri­el­le lie­ber als Män­ner. Nicht immer war ihr Leben so ruhig und wohl­ge­ord­net, aber nun gibt ihr die Ein­sam­keit in­ne­ren Frie­den. Als ein Ein­bruch in der Nach­bar­schaft sie dazu zwingt, ihr Schne­cken­haus zu ver­las­sen, hätte sie nie er­war­tet, dass aus­ge­rech­net ein ge­fähr­li­cher, groß­spu­ri­ger Un­fall­chir­urg mehr als ihre äu­ße­ren Wun­den heilt.

Zeke hält sich an kei­ner­lei Re­geln, und ist trotz­dem genau das, was Ga­bri­el­le in ihrem Leben braucht. Er gibt ihr den wil­den und kom­pro­miss­lo­sen Schutz eines Man­nes, der sein Ei­gen­tum brand­markt und be­wacht. Nie­mand darf Ga­bri­el­le ver­let­zen – auch wenn er da­durch aus­ge­rech­net die Män­ner, die sein Leben ge­ret­tet haben, in Ge­fahr bringt …

Über die Au­to­rin

Die aus Okla­ho­ma stam­men­de Mut­ter zwei­er hüb­scher Töch­tern ist at­tes­tier­te Lie­bes­ro­man­süch­ti­ge. Ihr bis­he­ri­ger Le­bens­lauf spie­gelt ihre Lei­den­schaft für alles Neue wider: Rhen­na Mor­gan ar­bei­te­te u.a. als Im­mo­bi­li­en­mak­le­rin, Pro­jekt­ma­na­ge­rin sowie beim Radio.

Wie bei den meis­ten Frau­en ist ihr All­tag von mor­gens...

Wei­te­re Teile der Haven Bro­ther­hood Serie

Le­se­pro­be

 

XXL-Le­se­pro­be bei Boo­k2­Look

In einer wei­ten Kurve auf der alten Stra­ße glit­ten die Schein­wer­fer des Cama­ro über das Stra­ßen­schild di­rekt vor ihnen, auf das die Worte Elk Run ge­malt waren. Elk Run er­in­ner­te Zeke – ganz an­ders als die schi­cken Tore aus Stein und Eisen, die so ty­pisch für die teure Wohn­ge­gend wei­ter die Stra­ße run­ter waren – an öf­fent­li­che Cam­ping­plät­ze und Bun­des­staats­gren­zen neben dem High­way.
Sie waren ge­ra­de erst ins Vier­tel ein­ge­bo­gen, als sie auch schon die blau­en und roten Warn­leuch­ten der Am­bu­lanz und der Po­li­zei­au­tos auf­leuch­ten sahen, die sich im In­nern des Cama­ro spie­gel­ten.
„Ver­dammt.“ Danny beug­te...

...​sich ein wenig vor. „Sie hat mir nicht ge­sagt, dass es so schlimm ist.“
„Sieht wahr­schein­lich schlim­mer aus, als es ist.“ Zeke park­te den Wagen am Bord­stein, in der Nähe des Kran­ken­wa­gens, und die Schein­wer­fer von Jace’ Sil­ve­r­a­do zeig­ten, dass er hin­ter ihnen zum Ste­hen kam. „Warum gehst du nicht schon mal rein und siehst nach Gabe, und ich finde der­weil her­aus, was die Sa­ni­tä­ter wis­sen? Wir tref­fen uns dann drin­nen.“
Er hatte den Wagen kaum aus­ge­macht, als Danny be­reits her­aus­ge­sprun­gen war, die Mo­tor­hau­be um­run­det hatte und in Rich­tung Haus­ein­gang ge­lau­fen war. Zeke nahm seine Ta­sche aus dem Kof­fer­raum und ging dann zu den bei­den Sa­ni­tä­tern, bevor sie den Rück­wärts­gang ein­le­gen konn­ten. „Hat Ga­bri­el­le ir­gend­ei­ne Form der Be­hand­lung ak­zep­tiert?“
„Sorry, Mann. Wir kön­nen ohne Frei­ga­be nicht dar­über spre­chen.“
„Rich­tig. Lass es mich an­ders for­mu­lie­ren. Ich bin Arzt und ein Freund der Fa­mi­lie. Wie hat sie sich be­nom­men?“
Der Fah­rer blick­te zu sei­nem Part­ner her­über, der so­fort mit den Ach­seln zuck­te, als woll­te er sagen, dass er keine Ah­nung habe. Der Fah­rer sah wie­der zu Zeke. „Du über­nimmst die Ver­ant­wor­tung?“
„Ab­so­lut.“
Der Mann schnaub­te und rieb sich über den Kopf. „Sie ist ziem­lich dick­köp­fig. Hat sich nicht von uns un­ter­su­chen las­sen, aber so, wie sie die Arme um den Ober­kör­per ge­schlun­gen hatte, und an­ge­sichts ihrer fla­chen At­mung würde ich sagen, sie hat Prel­lun­gen da­von­ge­tra­gen sowie an­ge­bro­che­ne oder ge­bro­che­ne Rip­pen.“
„Sonst noch ir­gend­et­was? Fokus? Schwin­del? Pu­pil­len?“
„So­weit wir das sagen kön­nen, sah alles okay aus. Wir sind so lange ge­blie­ben, wie unser Boss uns ge­las­sen hat, aber wenn sie keine Hilfe will, gibt es für uns kei­nen Grund zu blei­ben.“
Zeke nick­te bei­den zu, wink­te und trat dann zu­rück, damit sie raus­fah­ren konn­ten. „Danke. Ich weiß das zu schät­zen.“
Jace und Axel schlen­der­ten zu ihm, aber nur Jace sprach: „Was denkst du?“
„Wenn wir wirk­lich so kurz da­vor­ste­hen, Danny zu einem Bru­der zu er­nen­nen, wie ich an­neh­me, dann soll­ten wir ihn auch wie einen Bru­der be­han­deln.“
Axel grins­te, schob eine Hand in seine De­si­gner-An­zugs­ho­se und ging auf die Grup­pe von Cops zu, die sich vor dem Haus ver­sam­melt hat­ten. „Dann soll­ten wir die Kon­trol­le über­neh­men.“
Jace lach­te leise und schlen­der­te neben ihm her. Eine Mil­li­se­kun­de lang emp­fand Zeke Mit­leid mit Rock­walls Po­li­zei­kräf­ten. Die Grün­der der Ha­ven-Bru­der­schaft waren be­rüch­tigt dafür, auch den bes­ten Po­li­zis­ten noch or­dent­lich Feuer unter dem Hin­tern zu ma­chen. In we­ni­ger als fünf Mi­nu­ten würde ihnen diese Trup­pe dort aus der Hand fres­sen.
Zeke lief die Stu­fen bis zur Haus­tür hin­auf, wo ein uni­for­mier­ter Po­li­zei-Azu­bi Wache stand. Bevor der Junge auch nur wi­der­spre­chen konn­te, war Zeke schon durch die of­fe­ne Tür ge­schlüpft und stand im Wohn­zim­mer. Nach zwei Schrit­ten blieb er wie er­starrt ste­hen.
Die Frau neben Danny hatte den Kopf ge­senkt, ihr Haar hing ihr ins Ge­sicht, doch der Un­ter­schied zwi­schen ihnen war auch ohne ihre Ge­sichts­zü­ge sehen zu kön­nen so deut­lich wie zwi­schen Tag und Nacht. Danny war eben­so groß wie Zeke, knapp eins neun­zig, aber Gabe konn­te kaum grö­ßer sein als eins fünf­zig. Und sie war zier­lich. Eine ho­nig­blon­de Elfe, die sich hin­ter einer rauen Scha­le aus ver­wa­sche­nen Jeans, einem Fla­nell­hemd und Stie­feln mit Stahl­kap­pen ver­barg.
Dan­nys sich über­schla­gen­de Stim­me riss Zeke aus sei­ner über­rasch­ten Ver­ne­be­lung. „Was zum Teu­fel mei­nen Sie damit, dass es nichts gibt, was Sie tun kön­nen? Sie ist ver­letzt. Sie hat Ihnen eine Be­schrei­bung ge­ge­ben. Fin­den Sie den Scheiß­kerl und las­sen Sie ihn blu­ten.“
Bevor der Cop noch auf die Idee kom­men konn­te, die Hand­schel­len an sei­nem Gür­tel zum Ein­satz zu brin­gen, ging Zeke da­zwi­schen. „Hey, Danny. Warum lässt du mich nicht mal nach dei­ner Schwes­ter sehen?“ Er streck­te dem Cop, der neben Gabes an­de­rer Seite stand, die Hand ent­ge­gen, öff­ne­te den Mund, um noch etwas zu sagen, und hätte dabei fast seine ver­damm­te Zunge ver­schluckt.
Oh ja. Gabe war eine echte Elfe mit blass­blau­en Augen, einem herz­för­mi­gen Ge­sicht und einem vol­len Schmoll­mund. Kein Mann wäre in der Lage, ihren Mund an­zu­se­hen und nicht davon kos­ten zu wol­len.
„Ich bin Dr. Dugan.“ Er zwang sich, seine Auf­merk­sam­keit von Gabe zu lösen und sich auf den ge­nerv­ten Cop zu kon­zen­trie­ren. „Ich bin ein Freund der Fa­mi­lie. Ich denke, so­bald wir si­cher­ge­stellt haben, dass es Gabe gut geht, kön­nen sich alle wie­der be­ru­hi­gen. Sie haben alles von ihr, was Sie für den Mo­ment brau­chen?“
Der Cop schüt­tel­te die ihm an­ge­bo­te­ne Hand und nick­te, wobei in sei­nen müden Augen mehr als nur ein wenig Er­leich­te­rung zu sehen war. „Was uns jetzt noch fehlt, kön­nen wir auch mor­gen er­fra­gen.“ Er warf einen kur­zen Blick in Dan­nys Rich­tung und schenk­te Gabe ein an­ge­spann­tes Lä­cheln. „Falls Ihnen noch ir­gend­et­was ein­fällt, zö­gern Sie nicht, die Num­mer an­zu­ru­fen, die ich Ihnen ge­ge­ben habe.“
Sie zeig­te nicht, ob sie das schnel­le Ver­schwin­den des Cops oder ir­gend­et­was von dem, was er ge­sagt hatte, mit­be­kom­men hatte, denn ihr Blick blieb auf Zeke ge­rich­tet. Ihr Atem ging ein­deu­tig flach, und sie hatte keine Se­kun­de lang den Arm, den sie um ihren Ober­kör­per ge­schlun­gen hatte, ge­lo­ckert. Den an­de­ren Arm hielt sie fest an ihre Seite ge­presst. Es war nicht be­son­ders hell im Zim­mer, aber ihre Pu­pil­len sahen nor­mal aus.
Sie schob sich hin­ter Danny und sog in einem kur­zen, schar­fen Keu­chen die Luft ein. „Es geht mir gut.“
Gott, sie war süß. Wie ein in die Enge ge­trie­be­nes wil­des Kätz­chen, das sich nicht ent­schei­den kann, ob es zum nächs­ten Ver­steck ren­nen oder die Kral­len aus­fah­ren soll. Auch wenn sie ihm ste­chen­de Bli­cke zu­warf, konn­te er kaum mehr tun, als ein lei­ses La­chen zu un­ter­drü­cken. „Die Not­ärz­te haben ge­sagt, dass du ihnen das eben­falls er­zählt hast. Das Pro­blem ist, dass dein Bru­der be­reit ist, auf eine Grup­pe von Män­nern mit Po­li­zei­mar­ken los­zu­ge­hen, weil er sich Sor­gen um dich macht. Es ist sehr wahr­schein­lich, dass er diese Schei­ße sein lässt, wenn je­mand, der weiß, wovon er redet, diese Ent­schei­dung trifft.“
„Um Got­tes wil­len, Gabe“, sagte Danny, „Zeke ist Not­arzt. Er ist den gan­zen Weg bis hier raus­ge­fah­ren, also lass ihn we­nigs­tens einen Blick auf dich wer­fen.“
Der Arm, den sie um ihren Ober­kör­per ge­schlun­gen hatte, ver­steif­te sich, und ob­wohl es nur eine klei­ne Be­we­gung ge­we­sen war, zuck­te sie zu­sam­men. Es war kein gutes Zei­chen, wenn ihr be­reits so eine klei­ne Be­we­gung Schmer­zen ver­ur­sach­te.
„Gib mir fünf Mi­nu­ten“, sagte er. „Viel­leicht hast du recht und es ist wirk­lich nur eine Zer­rung. Wenn das der Fall ist, kannst du deine Wut an Danny aus­las­sen, weil er so ein Drama ver­an­stal­tet hat.“
Sie biss sich auf die Un­ter­lip­pe, und sein Magen zog sich zu­sam­men, als hätte ihm je­mand einen Schlag dort­hin ver­passt.
Es war echt ko­misch. Unter nor­ma­len Um­stän­den war seine Ge­duld grö­ßer als die der meis­ten dick­köp­fi­gen Pa­ti­en­ten, aber jetzt, wo er vor ihr stand, brann­te sich eine fast schon töd­li­che Span­nung in seine Mus­keln. Als würde er sein gan­zes ver­damm­tes Leben auf einem Fi­ber­glas­ka­bel ba­lan­cie­ren und könn­te je­der­zeit in die Hölle stür­zen oder in den Him­mel schwe­ben, je nach­dem, wie ihre Ant­wort aus­fiel.
Ihr Blick wan­der­te von Danny zu Zeke. „Fünf Mi­nu­ten.“
Wow, Danny hatte nicht über­trie­ben. Man konn­te durch Gabes Ver­hal­ten wirk­lich einen fal­schen Ein­druck ge­win­nen, aber die Angst in ihren Augen sagte ihm, dass diese fünf Mi­nu­ten schon mehr waren, als sie nor­ma­ler­wei­se an Zeit mit Frem­den ver­kraf­ten konn­te.
„Fünf Mi­nu­ten“, be­stä­tig­te er. Er brauch­te dafür ei­gent­lich nur drei, aber er würde die­sen Ex­tra­bo­nus nicht aus­schla­gen. In der Zeit konn­te er her­aus­fin­den, wie er den Sprung von einem Frem­den zu je­man­dem, der es wert war, das wilde und süße Kätz­chen aus sei­ner Ecke zu lo­cken, schaf­fen konn­te.

Gabe muss­te völ­lig den Ver­stand ver­lo­ren haben. Wenn sie sagte, sie würde es fünf Mi­nu­ten in der Nähe von Dan­nys Freund aus­hal­ten, ohne wie eine kom­plet­te Idio­tin zu wir­ken, konn­te sie ge­nau­so gut be­haup­ten, dass sie vor zehn­tau­send Men­schen einen Stepp­tanz auf­füh­ren konn­te. Wäre er ir­gend­ein stink­nor­ma­ler Durch­schnitt­s­typ, würde es viel­leicht sogar funk­tio­nie­ren, aber die­ser Typ - die­ser Dok­tor - war zu schön, um es in Worte fas­sen zu kön­nen. Oliv­far­be­ne Haut, sturm­graue Augen und dunk­le, scho­ko­la­den­far­be­ne Haare, die kurz ge­schnit­ten waren wie bei einem die­ser GQ-Mo­dels, aber den­noch lang genug, dass eine Frau mit ihren Fin­gern hin­durch­fah­ren konn­te.
Oder sich daran fest­klam­mern konn­te, wäh­rend er sie mit die­sen un­glaub­li­chen Lip­pen küss­te.
Danny schlen­der­te zu dem brei­ten Fens­ter, das die Vor­der­sei­te des Wohn­zim­mers ein­nahm. Mitt­ler­wei­le stand davor nur noch ein Po­li­zei­wa­gen, aber die roten und blau­en Lich­ter auf dem Dach leuch­te­ten un­ver­min­dert wei­ter. „Ich gehe rüber zu Mrs. Walla­bys Haus, um si­cher­zu­ge­hen, dass es ab­ge­schlos­sen ist.“
„Nein.“ Sie dreh­te sich herum, um ihn auf­zu­hal­ten, und ein schar­fer Stich bohr­te sich di­rekt in ihre Brust. Sie kniff die Augen zu­sam­men, hielt den Atem an und be­te­te, dass der Schmerz ein wenig schnel­ler ver­eb­ben würde als die letz­ten zwei Male, als sie sich so un­glück­lich be­wegt hatte. Gabe war nicht dumm. Diese Ver­let­zung war viel schlim­mer als alles, was sie bis­her er­lebt hatte, und wenn sie nicht die as­tro­no­mi­sche Rech­nung ge­se­hen hätte, die Mr. De­cker von wei­ter die Stra­ße her­un­ter nach sei­nem Herz­in­farkt er­hal­ten hatte, hätte sie sich von den Sa­ni­tä­tern viel­leicht sogar un­ter­su­chen las­sen.
Große, star­ke Hände leg­ten sich auf ihre Schul­tern. Aber es waren nicht Dan­nys. Sie öff­ne­te die Augen und bekam haut­nah die volle La­dung von Zekes per­sön­li­cher Zu­nei­gung ab. Das war mal ein ef­fek­ti­ves Schmerz­mit­tel. Ihr gan­zer ver­damm­ter Kör­per schnurr­te leise, nahm alles an ihm in sich auf, trotz des ste­chen­den Schmer­zes. Man konn­te nicht wirk­lich sagen, dass er einen Bart hatte. Eher gut ge­trimm­te Mor­gen­stop­peln, die sei­nen star­ken, kan­ti­gen Kie­fer be­ton­ten. Seine Nase ließ sie an plün­dern­de Wi­kin­ger den­ken, und seine Lip­pen aus der Nähe zu sehen, brach­te sie dazu, nicht mehr klar den­ken zu kön­nen.
Zeke löste den Griff um ihre Schul­tern und fuhr mit sei­nen gro­ßen Hän­den ihre Ober­ar­me hin­auf. „Jetzt etwas bes­ser?“
Bes­ser war ein dehn­ba­rer Be­griff, aber sie dach­te nicht mehr an den Schmerz. Sie war zu hun­dert Pro­zent auf die Wärme sei­ner Be­rüh­rung fo­kus­siert, die durch ihr wei­ches Fla­nell­hemd drang. „Ja.“
„Gut.“ Er sah über ihre Schul­ter hin­weg zu Danny. „Warum bleibst du für den Mo­ment nicht bei uns? Axel und Jace haben da drau­ßen alles unter Kon­trol­le.“
„Ja, Mann. Ab­so­lut. Was immer sie braucht.“
Zeke mus­ter­te sie noch eine Se­kun­de län­ger, ließ ihre Arme los und wand­te den Kopf dann zu den Zim­mern, die sich hin­ter ihm, den Flur hinab, be­fan­den. „Was hältst du davon, wenn wir dich an einem Ort un­ter­su­chen, wo wir nicht Ge­fahr lau­fen, Pu­bli­kum zu haben?“
Er dreh­te sich um und ging vor­aus, bevor sie auch nur dazu kam, etwas da­ge­gen zu sagen. Vor­sich­tig, um ihren Ober­kör­per zu scho­nen, folg­te sie ihm den Flur hinab. Danny war dabei an ihrer Seite, seine feste Hand an ihrem Rü­cken. Das Lam­pen­fie­ber, das sie immer er­griff, wenn sie unter frem­den Men­schen war, war nicht über­ra­schend, nach­dem sie schon seit Jah­ren damit zu kämp­fen hatte, aber ihre Re­ak­ti­on auf Zeke war an­ders. Selbst Jimmy Fran­klin in der High School hatte nicht die­sen Ef­fekt auf sie ge­habt, und er hatte ihren Ver­stand genug durch­ein­an­der­ge­bracht, um sie dazu zu über­re­den zu kön­nen, ihre Jung­fräu­lich­keit auf dem Rück­sitz des Hon­das sei­ner Mut­ter auf­zu­ge­ben.
Zeke Dugan war ein ganz an­de­res Ka­li­ber. Alles an ihm war forsch und kraft­voll. Selbst die Art, wie er Auf­merk­sam­keit auf sich zog. Für einen Arzt war er ziem­lich leger an­ge­zo­gen, seine ver­wa­sche­ne Jeans schmieg­te sich um schma­le Hüf­ten und seine Kehr­sei­te ver­führ­te dazu, sie ein­fach zu pa­cken. Sein blass­blau­es T-Shirt war eben­falls nichts Be­son­de­res, aber es lag auf eine Weise an sei­nem Ober­kör­per an, die schlan­ke, de­fi­nier­te Mus­keln dar­un­ter ver­sprach. Alles an ihm strahl­te Selbst­be­wusst­sein aus. Ein Mann, dem es nichts aus­mach­te, die Kon­trol­le zu über­neh­men, selbst in einer frem­den Um­ge­bung.
Jetzt, wo sein mäch­ti­ger prü­fen­der Blick sie nicht mehr ge­fan­gen hielt, wan­der­ten ihre Ge­dan­ken zu­rück zu Zekes Kom­men­tar, und das be­schis­se­ne Ko­mi­tee, das sich immer zu Wort mel­de­te, wenn sie in eine un­ver­trau­te oder stres­si­ge Si­tua­ti­on kam, mar­schier­te schnur­stracks zu sei­ner Kan­zel.
Du kennst die­sen Mann nicht.
Un­be­kannt be­deu­tet un­si­cher.
Zu viele Men­schen, und sie sehen dich alle an.
Ver­ur­tei­len dich.
Sie ver­such­te, den sin­gen­den Chor zu igno­rie­ren, und mur­mel­te Danny zu: „Wer sind Axel und Jace? Ich will nicht, dass sie in Mrs. Walla­bys Haus gehen.“
„Es sind Freun­de.“ Danny un­ter­brach sei­nen lo­cke­ren Gang nicht. „Gute Men­schen. Wenn Mrs. Walla­by hier wäre, würde sie Axel in­ner­halb von fünf Mi­nu­ten her­ein­ge­be­ten und ihm Scho­ko­la­den­ku­chen ser­viert haben, also lass es gut sein.“
Für ihn war es ein­fach, so etwas zu sagen. Er war nicht der­je­ni­ge, dem ihre Nach­ba­rin das Haus an­ver­traut hatte, und sie konn­te es sich nicht leis­ten, einen der we­ni­gen Men­schen zu ent­täu­schen, mit denen sie reden konn­te. Mrs. Walla­by war seit Jah­ren das für sie, was einer Mut­ter am nächs­ten kam.
An­statt links ab­zu­bie­gen, in Dan­nys Zim­mer, be­trat Zeke ihres, schal­te­te das Licht an und blieb neben der Tür ste­hen. Er deu­te­te auf das Bett. „Willst du sit­zen oder ste­hen?“
„Ste­hen“, sagte sie. „Bitte“, fügte sie un­ge­schickt hinzu. Yep. Sie würde auf kei­nen Fall mit die­sem Mann in die Nähe eines Bet­tes gehen. Sie er­in­ner­te sich nicht ein­mal mehr an die ein­fachs­ten Ma­nie­ren, ge­schwei­ge denn wuss­te sie noch, wie man ein Ge­spräch führ­te, und er war nicht ein­mal in Reich­wei­te. Und hatte er einen aus­län­di­schen Ak­zent? Zu­erst hatte sie ge­dacht, dass er wie je­mand von der Ost­küs­te klang, aber eine Se­kun­de lang hat­ten seine Worte fast eine süd­eu­ro­päi­sche An­mu­tung.
„Kein Pro­blem.“ Er schloss die Tür, als be­fän­de er sich in einem Un­ter­su­chungs­raum an­statt in ihrem pri­va­ten Rück­zugs­ort. „Danny, kannst du die Vor­hän­ge zu­zie­hen?“
Er ist nur hier, um dei­nem Bru­der einen Ge­fal­len zu tun.
Ein Mann wie er wäre oh­ne­hin nie­mals an dir in­ter­es­siert.
Wenn du ihn zu nah an dich her­an­lässt, wird er dein wah­res Ich sehen.
Bevor sie in Panik aus­bre­chen und weg­ren­nen konn­te, stand er vor ihr und der Aus­druck auf sei­nem Ge­sicht war ab­so­lut pro­fes­sio­nell. Seine lan­gen, star­ken Fin­ger um­fin­gen seit­lich ihr Ge­sicht und dreh­ten ihren Kopf von einer Seite zur an­de­ren, dann hoch und run­ter, um zu sehen, ob sie sich be­we­gen konn­te. „Danny hat ge­sagt, du bist hin­ge­fal­len?“
Sie ver­such­te, die ne­ga­ti­ven Ge­dan­ken in ihrem Kopf zum Schwei­gen zu brin­gen, und nick­te, auch wenn ihr sein fes­ter Griff nicht viel Be­we­gungs­frei­heit ließ. „Wer immer dort ge­we­sen ist, hat mich ge­sto­ßen.“
„Bist du auf dem Boden auf­ge­kom­men?“
„Nein, auf dem Couch­tisch.“
„Die­ses Ding?“, frag­te Danny. „Ich habe Be­ton­blö­cke ge­se­hen, die nach­gie­bi­ger waren.“
Der Witz ließ Zeke grin­sen, und die Be­nom­men­heit, mit der Gabe oh­ne­hin schon zu kämp­fen hatte, wurde mit einem Mal sehr viel stär­ker.
„Ziem­lich ro­bus­tes Ding, hm?“ Er un­ter­such­te ihre Augen. „Hast du dir den Kopf an­ge­schla­gen?“
„Ich glau­be nicht.“
„Nicht ein­mal das Be­wusst­sein ver­lo­ren?“
„Nein.“
„Schwin­del?“
„Zählt es, dass ich nicht atmen konn­te?“
Es klang rauer, als sie be­ab­sich­tigt hatte, und sie ließ ihr Ge­sicht völ­lig aus­drucks­los wer­den in dem Ver­such, das zu über­spie­len.
Ihr ab­wei­sen­der Ge­sichts­aus­druck brach­te ihr al­ler­dings nicht den ge­wünsch­ten Ab­stand ein wie da­mals, wenn sie ihn in der High School ein­ge­setzt hatte. Im Ge­gen­teil, Zeke na­gel­te sie mit einem bren­nend hei­ßen Lä­cheln fest. Ihr Herz mach­te einen so hef­ti­gen Sprung, dass ihre schmer­zen­den Rip­pen noch ein­mal so rich­tig was zu tun be­ka­men.
„Ja, das zählt.“
„Okay, dann wurde mir auch schwin­de­lig.“ Siehst du? Gar nicht so schlimm. Sie hatte seine Fra­gen be­ant­wor­tet und er hielt sie nur für eine kran­ke Bitch. Gar nicht so übel, wenn man die Um­stän­de be­dach­te. Bis zu dem Punkt, an dem er ihr auf­ge­knöpf­tes Fla­nell­hemd er­griff und es ihr über die Schul­tern strei­fen woll­te.
Gabe zuck­te zu­rück und keuch­te an­ge­sichts der plötz­li­chen Be­we­gung. Ihren Arm schlang sie enger um ihre Brust.
Zeke er­starr­te, hielt ihr Hemd aber wei­ter fest. Seine Stim­me war tief und ruhig. Pro­fes­sio­nell und be­ru­hi­gend. „Ich muss es mir an­se­hen, gatin­ha. Danny ist hier. Du bist si­cher.“
Gott, sie war eine Idio­tin. Na­tür­lich war es nichts In­ti­mes. Er war ein Dok­tor und mach­te die­sen Mist jeden Tag. Zur Hölle, nach die­sem Abend würde sie ihn wahr­schein­lich nie wie­der­se­hen. Sie nick­te und kon­zen­trier­te sich auf die Wand. Die Far­ben ihrer letz­ten Kunst­pro­jek­te, die sie in ihre un­zäh­li­gen Fo­to­ta­feln ge­steckt hatte, ver­schwam­men in­ein­an­der. Hell­ro­sa­far­be­ne Blu­men, strah­lend blau­er Him­mel und saf­tig grü­nes Gras. „Mein Name ist Gabe, nicht gatin­ha.“
„Ich weiß, wie dein Name lau­tet.“ Sie konn­te das Lä­cheln in sei­ner Stim­me hören, sogar ohne auf­se­hen zu müs­sen.
„Wer ist dann gatin­ha?“ Das wei­che Fla­nell rutsch­te über ihre Schul­tern und ihre Arme hinab, wobei es eine Gän­se­haut auf ihr hin­ter­ließ. Der Stoff rausch­te in einen luf­ti­gen Hau­fen auf dem Bett hin­ter ihr zu­sam­men.
„Nicht wer, son­dern was. Ver­such es her­aus­zu­fin­den, wäh­rend ich mir deine Rip­pen an­se­he.“ Er brach­te sie dazu, den Arm sin­ken zu las­sen, den sie wie­der um ihren Bauch ge­schlun­gen hatte, und hob den Saum ihres Tanktops an. Die Baum­wol­le kit­zel­te ihr blo­ßes Fleisch, wäh­rend er sie hoch­zog, und sein Atem wan­der­te leicht und ne­ckend über ihren Bauch, als er neben ihr in die Hocke ging.
Sie ver­such­te, sich ab­zu­schot­ten, sich vor­zu­stel­len, dass sie ir­gend­wo an­ders wäre, aber sein Duft war ein­fach über­all. Kein na­sen­be­täu­ben­des Eau de Co­lo­gne, wie ei­ni­ge Män­ner es gerne be­nutz­ten, son­dern nur ein Hauch von etwas Som­mer­li­chem und War­mem. Wie ein sehr teu­res Dusch­gel mit einer wirk­lich star­ken, aber den­noch sinn­li­chen dar­un­ter­lie­gen­den Note.
Er drück­te auf eine Stel­le an ihrer Seite und sie zisch­te. „Bist du hier auf­ge­kom­men?“
Trotz des schmer­zen­den Kon­takts brann­ten ihre Wan­gen, als hätte je­mand eine Fa­ckel gegen ihr Ge­sicht ge­hal­ten, und ihr Herz flat­ter­te in einem un­kon­trol­lier­ba­ren Rhyth­mus. „Ich glau­be ja.“
„Das wird mit Si­cher­heit ein paar ziem­lich hüb­sche blaue Fle­cken geben.“ Er rich­te­te sich wie­der auf und stand auf­recht neben ihrer un­ver­letz­ten Seite, legte eine Hand auf ihr Brust­bein und die an­de­re di­rekt ge­gen­über auf ihre Wir­bel­säu­le. „Ich drü­cke meine Hände zu­sam­men, und dann zeigst du mir, wo es weh­tut, okay?“
Sie nick­te, fast schon be­gie­rig auf etwas, was sie von all den Emp­fin­dun­gen ab­len­ken würde, die auf sie ein­pras­sel­ten. Bin­nen einer Se­kun­de än­der­te sich das aber wie­der, denn der lang­sa­me Druck zwi­schen sei­nen Hän­den schick­te einen bru­ta­len Stich durch ihre Brust hin­durch. Sie deu­te­te auf die Stel­le, an der es schmerz­te. „Hier.“
So­fort ließ er sie los, trat einen Schritt zu­rück und griff nach der teuer aus­se­hen­den Ku­rier­ta­sche, die er mit­ge­bracht hatte. Das Ste­tho­skop, das er dar­aus her­vor­zog, ließ eine Welle der Er­leich­te­rung durch sie hin­durch­schwap­pen. Das kann­te sie. Er steck­te die Oh­ro­li­ven in die Ohren, kam näher und legte die fla­che Schei­be auf ihr Herz. „Atme ganz nor­mal.“
Genau, als wäre ir­gend­et­was in ihrem Leben in der letz­ten Stun­de nor­mal ge­we­sen. Seit sie auf dem Couch­tisch ge­lan­det war, war Atmen zur rei­nen Glücks­sa­che ge­wor­den. Neben ihm fiel es ihr noch ein­mal dop­pelt so schwer.
Er ver­la­ger­te das Ge­wicht und ließ die Schei­be auf ihrem Rü­cken unter ihr Tanktop wan­dern. „Tief ein­at­men.“
Sie schüt­tel­te den Kopf. „Das tut weh.“
Seine Hand auf ihrer Schul­ter drück­te sie trös­tend. „Ver­such es ein­fach.“
Der Ver­such fiel nicht be­son­ders be­ein­dru­cken aus und sand­te eine wei­te­re Welle aus Schmerz durch ihren Torso.
Er trat zu­rück, legte sich das Ste­tho­skop um den Na­cken, ließ sei­nen Blick ihre Schul­tern und Arme ent­lang­wan­dern und run­zel­te dann die Stirn. „Ist dir kalt?“
Sie ver­spür­te eher eine ge­hö­ri­ge Reiz­über­flu­tung und das ver­zwei­fel­te Ver­lan­gen nach einem Bier. „Ein wenig.“
Er nahm ihr Fla­nell­hemd vom Bett und hielt es so vor sie, dass sie hin­ein­schlüp­fen konn­te, ohne ihre Rip­pen zu sehr zu mal­trä­tie­ren. Wäh­rend er ihr dabei half, es höher über ihre Schul­tern zu zie­hen, dreh­te er sie herum, bis sie auf das Fu­ßen­de des Bet­tes sah, setz­te sich auf die Bett­kan­te, so­dass er auf Au­gen­hö­he mit ihr war, und ver­schränk­te seine Hände lo­cker zwi­schen sei­nen ge­spreiz­ten Bei­nen. „Ich bin mir zu neun­und­neun­zig Pro­zent si­cher, dass du zwei, viel­leicht sogar drei an­ge­bro­che­ne Rip­pen hast. Wenn ich damit rich­tig liege, wird die Be­hand­lung nicht allzu auf­wen­dig sein, und du könn­test dich auch zu Hause aus­ku­rie­ren. Das Pro­blem ist, dass ich mir Sor­gen wegen dei­ner At­mung mache. Ge­bro­che­ne Rip­pen sind nicht be­son­ders ge­fähr­lich, aber wenn sie die Lunge punk­tie­ren, kön­nen sie zu einem ech­ten Pro­blem wer­den.“
Danny kam zu ihr und fuhr mit der Hand ihren Rü­cken hinab. „Woher wis­sen wir, ob das pas­siert ist oder nicht?“
„Ich brau­che ein Rönt­gen­bild.“
„Kein Kran­ken­haus.“ Sie sah Danny neben sich wü­tend an. „Ich habe ge­ra­de erst alle Rech­nun­gen ab­be­zahlt, und ich werde keine neuen Schul­den ma­chen, wenn ich mich selbst darum küm­mern kann.“
„Ich sagte, dass du deine Rip­pen zu Hause aus­ku­rie­ren kannst“, ent­geg­ne­te Zeke. „Die Lun­gen sind eine ganz an­de­re Sache. Wir spre­chen hier nicht davon, dass du ein­fach nur ein paar Wo­chen un­ru­hig schla­fen wirst, son­dern dass du mög­li­cher­wei­se nie wie­der auf­wa­chen wirst.“ Er fo­kus­sier­te Danny. „Sie muss ge­röntgt wer­den.“
Danny trat zu­rück und deu­te­te zur Tür. „Okay, gehen wir.“
„Nein.“
„Gabe, sei kein Voll­idi­ot“, sagte Danny. „Es geht nur ums Rönt­gen, nicht um eine ver­fick­te Trans­plan­ta­ti­on.“
„Ach ja? Das letz­te Mal, als wir ein Kran­ken­haus be­tre­ten haben, ist Dad nie wie­der her­aus­ge­kom­men.“ Sie press­te die Lip­pen fest auf­ein­an­der und wand­te das Ge­sicht ab. Groß­ar­tig. Jetzt war sie auch noch eine Irre und ein Weich­ei.
Wärme und der köst­li­che Druck von Zekes Fin­gern um­schmei­chel­te ihr Hand­ge­lenk. „Was, wenn ich dir sage, dass es einen Ort gibt, an den ich dich brin­gen kann und wo es dich kei­nen Cent kos­ten wird? Einen Ort, an dem sich keine Horde von Men­schen auf­hält?“
„So etwas wie eine Not­auf­nah­me?“
„So etwas in der Art, aber ohne all die Men­schen­mas­sen. Wir rönt­gen dich, fin­den her­aus, was los ist, und sehen dann, wie wir wei­ter ver­fah­ren. Aber ver­trau mir, Ver­let­zun­gen der Lun­gen soll­te man nicht auf die leich­te Schul­ter neh­men. Wir soll­ten da auf Num­mer si­cher gehen.“
Ein fes­tes, wenn auch höf­li­ches Klop­fen er­tön­te an der Tür. Danny öff­ne­te sie, ließ die Hand aber wei­ter auf dem Knauf und zog sie nur etwa einen hal­ben Meter weit auf. Der Go­li­ath-ähn­li­che Kör­per ihres Bru­ders ver­sperr­te ihr die Sicht auf wen auch immer hin­ter der Tür. „Hey, Jace.“
Aus dem Flur er­tön­te eine tiefe, grol­len­de Stim­me. „Wir zie­hen ab. Be­ckett schickt ein Team vor­bei, dass das Walla­by-Haus unter die Lupe nimmt.“
„Wer ist Be­ckett?“ Sie rück­te näher an Danny heran, um das Ge­sicht zu sehen, das zu der Stim­me ge­hör­te.
Danny trat gleich­zei­tig bei­sei­te und gab den Blick auf einen wei­te­ren wahn­sin­nig hei­ßen Kerl frei, der sich mit einer Hand am Tür­rah­men ab­stütz­te. Das war also Jace. Danny hatte sei­nen Namen schon ein- oder zwei­mal er­wähnt, aber sie hätte nie ge­dacht, dass er so aus­sah. Er war nicht auf die GQ-Wei­se heiß, wie Zeke. Er war mehr auf eine alt­mo­di­sche Rock­star-Wei­se heiß, mit sei­nen schul­ter­lan­gen dunk­len Haa­ren und der Kom­bi­na­ti­on aus Bart und Schnurr­bart. Sie würde dar­auf wet­ten, dass sich in sei­ner Ga­ra­ge min­des­tens eine ge­tun­te Har­ley be­fand, die zu sei­nen ver­wa­sche­nen Jeans und sei­ner ab­ge­tra­ge­nen Le­der­ja­cke pass­te. Er hatte sogar die schmut­zig-grol­len­de Stim­me und den sün­di­gen, ab­wä­gen­den Blick, die zu dem Image ge­hör­ten. „Wie sieht es aus, Süße?“
Gabe senk­te den Kopf und klam­mer­te sich mit dem Blick an ihre ro­bus­ten Stie­fel, als wären sie ihre Ret­tungs­lei­ne.
„Ich glau­be, zwei oder drei ihrer Rip­pen sind an­ge­knackst“, ant­wor­te­te Zeke an ihrer Stel­le, „aber ich muss sie rönt­gen, um einen Pneu­mo­t­ho­rax aus­schlie­ßen zu kön­nen.“
In dem win­zi­gen Zim­mer brei­te­te sich Stil­le aus. Sie muss­te nicht erst auf­se­hen, um zu wis­sen, dass eine Menge stum­mer Ma­chos sie mus­ter­ten.
Zeke un­ter­brach die Stil­le, in dem er mit fes­ter Stim­me sagte: „Ich will sie zum Sanc­tua­ry brin­gen.“
Das er­reg­te ihre Auf­merk­sam­keit. Sie hob ge­ra­de noch recht­zei­tig den Kopf, um zu sehen, wie Jace’ Grin­sen ver­blass­te.
Jace mus­ter­te sie, blick­te eine Se­kun­de lang zu Danny und kon­zen­trier­te sich dann auf Zeke. „Bist du dir si­cher?“
„Was ist das Sanc­tua­ry?“, frag­te sie.
Zeke blieb wei­ter auf Jace fo­kus­siert. „Es wäre zu ge­fähr­lich, sie nicht zu un­ter­su­chen, und sie fühlt sich an öf­fent­li­chen Orten nicht wohl.“
Lus­tig, dass er sich auf das echte Pro­blem kon­zen­trier­te an­statt dar­auf, dass sie auf die me­di­zi­ni­sche Be­hand­lung wegen der Kos­ten ver­zich­te­te. Sein Ver­ständ­nis und seine Sorge um sie hät­ten sie trös­ten sol­len, aber die Tat­sa­che, dass er er­kannt hatte, was für ein Freak sie war, gab ihr das Ge­fühl, noch düm­mer zu sein als an­ge­nom­men. „Es geht mir gut.“
Jace zog einen Zahn­sto­cher aus sei­ner Ho­sen­ta­sche, schob ihn sich unter die Zunge und ließ sei­nen Blick von Kopf bis Fuß über Gabe wan­dern. „Süße, wenn mein Bru­der be­reit ist, sei­nen Arsch dort hin­aus­zu­schie­ben und dich zum Sanc­tua­ry zu brin­gen, dann be­zweif­le ich, dass seine Dia­gno­se lau­tet, es geht dir gut.“ Er nick­te Zeke zu, und hin­ter sei­nem in­ten­si­ven Blick, der ihr einen Schau­er das Rück­grat hin­ab­schick­te, lag eine un­aus­ge­spro­che­ne und un­de­fi­nier­ba­re Bot­schaft. Er dreh­te sich um und lief den Flur hinab. „Sam­meln wir Axel ein und fah­ren los.“